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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192504210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-04
- Tag1925-04-21
- Monat1925-04
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1925
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Riesaer O Tageblatt und Anreiaer lLldedlatt und Tmtiaerj. Dienstag, S1. April 1NLS, abe«»s 78. Jahrg »S und Anzeiger jElbeblatt oud Tustigerj. D«, c»MI> «e «»E» »er «ro»nlhat». de» »«tSgericht». der «mt-evivaUschaft beim «mt»«erichte »ad de» Rate« der Stadt Riet», d^ M»««mt» Ri,la «d de» HnnvtzoUamt« Meide». M MImWeU M SIMMM. Günstige Aufnahme in England. * London. Tic Rede Hindenburgs wird in der eng lischen Presse im allgemeinen recht günstig beurteilt. Selbst die »Daily Mail" bringt einen, wenn auch kurz gehaltenen, doch sachlichen Bericht über den Nerlanf der Kundgebung. Sie ist dabei objektiver alö die „Times", die ass einziges, englisches Blatt die Hindenburgknndgcbung zum Anlag eines gehässigen Angriffs nimmt. Die liberale „Taily News" bringt einen ausführlichen Bericht aus Hannover, der sehr sachlich nnd anerkennend ge halten ist. Besonders wird dabei die Acußerung Hinden burgs hervorgehoben, daß er, wenn er gewühlt werden sollte, nicht eine Puppe sein werde, die nach der Musik an derer Leute tanze, und daß er die Skrfassung achten würde. Das Blatt glaubt jedoch, datz Hindenburg innerhalb des Rahmens der Verfassung für manche gesetzmäßige Acnde- rung zu haben sein dürste. Den ausführlichsten Bericht bringt der „Taily Tele graph", der die Fragen der ausländischen Journalisten wtedergibt. Nirgends hat die englische Presse an diesem Frage- und Antwortspiel das geringste auszusetzen. All gemein wird die Rüstigkeit des greisen Feldmarschalls be wundert, der den stundenlangen Vorbeimarsch der Organi sationen beobachtete. Die meisten Blätter, darunter auch di« „Morntng Post", bringen den Bericht aus Hannover in größter Aufmachung. Bester Eindruck auf die amerikanische Presse. * Neuyork. Die gestrige Hindeuburg-Nede wird eingehend von sämtlichen Blättern besprochen. Sie hat «ege« ihrer besonnene« Ruhe de« beste« Eindruck gemacht. Besonders anerkennend wird hervorgehoben, datz sich Hin- denbuBg voll und ganz auf den Boden der Reichsverfassung gestellt und betont habe, daß er den Frieden erhalten wolle und die Entwasfnungsbestimmungen des Versailler Ver trages durchführen werde. Großen Eindruck macht auch seine Erklärung, datz er nur dem Vaterland und keiner Partei dienen wolle. Die Blätter geben ausführliche Dar stellungen über den Empfang bei Hindenburg, ohne irgend- tvelche Kritik zu üben. Tie Berichte sind sachlich gehalten nnd enthalten keinerlei Angriffe gegen Teutschland. I« de« letzte« Tage« hat überhaupt eine ruhige Be trachtung der Kandidatur Hiudeuburgs Platz gegriffen und man verfolgt die Vorgänge in Deutschland mit äußerster Gelassenheit, die Blätter wundern sich selber über die aus Deutschland kommenden Gerüchte, wonach die Kandidatur Hindenburgs dH deutsche Anleihepolitik gefährden soll. Auf verschiedene Anfragen wurden alle Gerüchte über Schwierigkeiten bei Kreditverhandlungen von einflußreichen Bankierkreisen zurückgewiesen. Tie von Teutschland ein treffenden Gerüchte haben keinerlei Einfluß auf den Gang der Kreditverhandlunge» gehabt. Gerüchte über die Todesursache. )l Berlin. WTB. meldet: Infolge des Ablebens des früheren Reichspostministers Tr. Sösle soll sich, wie verlautet, der Untersuchungsrichter mit der Leitung des Hedwig-Krankenhauses, in das Dr. Hösle kurz vor seinem Tod au«; dem GesängniSlazarett gebracht worden war, in Verbindung gesetzt haben, um fcstzustellen, ob Hösle ledig lich an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben ist oder ob möglicherweise »och andere Momente bei seinen, Ableben mitgespielt haben. In einige» Kreisen, die sich «IS unterrichtet auSgeben, wird behauptet, datz Höfle, der in letzter Zeit seiner Umgebung gegenüber Zeichen äntzer ster Niedergeschlagenheit erkenne» ließ, am vergangenen Sonntag größere Menge« Alkohol zu sich genommen hat um seinem Leben sreiwillig ein Ende zu machen. Ta Tr Höfle ständig über Herzbeklemmungen und Schlaflosigkeit klagte, hat er, wie hinzugefügt wird, tatsächlich von de» bc- ha»del«de« Aerzte» Schlafmittel und Alkohol erhalte« ES erscheint im Augenblick nicht ausgeschlossen, datz der To desfall für das Pslegeperso »es Seflingnislazarrttes sock et» Nachspiel bade« wird. Postminister a. T. Tr. Höfle )l Berlin. Gestern nachmittag 4 Uhr verstarb im St Hedwigs-Kranke«Haus der ehemalige Reichspoftmiuiftcr Dr. Hösle, der gegen 11 Uhr bewußtlos eiugelicsert worden war. Als Todesursache wurde doppelseitige Lnngeuenlzüudun« und sehr grobe Herzschwäche sestgestellt. Die Berliner Preße znm Tode Dr. Höstes. Zum Ableben des srüheren Rcichspostministers Tr Höfle schreibt die Deutsche Tageszeitung: Hösle wurde das Opfer Barmat'schcr Litkenlongkeii und «einer eigenen Hem mungslosigkeit. Sein plötzlicher Tod bewahrt Sie deul'che Leffentlichkeir vor einem forensischen Schauspiel, dem man nicht ohne tiefe innere Schau, hätte folgen können. Ter Anblick eines Reichs-Ministers auf der Anklagebank bleibt uns nunmehr erspart. Der Lokalauzcigcr erklärt: Zu Ehren des Verstorbenen mutz gesagt werden, datz er nach 'einer Festnahme alles, was in seinen Kräften stand, getan har, um den Gong des gegen ihn schwebenden Verfahren zu beschleunigen und den Bc Hörden die Aufklärung des ganzen ungemein verwickelten Sachverhalts nach Möglichkeit zu erleichtern. Er selbst ver sicherte wiederholt, daß sein Gewißen rein sei und daß er seine Handlungsweise vor Gott und den Menschen verant worten könne. Es scheint auch in der Tar, daß zum minde sten ein Teil der gegen ihn erhobenen Beschuldigungen durch die bisherige Untersuchung schon entkräftet worden ist. Das endgültige Urteil über die Frage seiner moralischen und juristischen Schuld oder Unschuld muß aufgehoben bletben, bis der ganze Komplex der Schiebungen und Ver untreuungen vor dem Gericht geklärt sein wird. Tie Germania betont: Höfle hat noch auf dem Sterbe bett seine Unschuld beteuert und wer den Verstorbenen näher gekannt hat, wird höchstens zugebcn, daß Höfle viel- leicht einige Unvorsichtigkeiten nnd Unklngheiren begangen hat, aber er wird energisch bestreiten, datz der Verstorben« eines gemeinen Verbrechens fähig war. Hösle ist ein Opfer der Barmat-Hetze geworden, die jetzt den Erfolg für sich buchen kann, einen unschuldigen Main, in den Tod gehetzt zu haben. In der Bofsische« Ztg. l-eißt es: Aus Sem ganzen Ver lauf des Untersuchungsvcrsahrens muß man immer mehr die Ueberzeugung gewinnen, daß die gegen Höfle erhobenen Borwürfe zum großen Teil nicht aufrecht zu erhalte» waren und datz mau Höfle zwar Leichtgläubigkeit, aber niemals Amtsmitzbrauch vorwersen konnte. Es ist Hösle nicht vergönnt gewesen, die Verwirklichung seiner Hoffnung zu erleben, datz das Gerichtsverfahren nnt seiner vollstän digen Rehabilitierung enden werde. Die Ausführungen des Vorwärts gipfeln in heiligen Angriffen gegen die Staatsanwaltschaft, die es über sich gebracht habe, einen aus den Tod Erkrankten bis wenige Stunden vor seinem Ableben in Hast zu behslren. MMWe BMlMWW U MMlirr. tsd. Dresden. Zu einer imposanten Kundgebung gestaltete fick die von dem NeirbSblock veranstaltete Ver sammlung im Dresdner Zirkus Sarraiani, die der Land- tagSabgeordnete Tr. Kretzschmar im Namen des Nationalen Ausschusses sür die Neichspräsidentenwahl eröffnete und mit der Bekanntgabe eines Schreibens von Oberbürgermeister Dr. JarreS an die sächsischen Wähler wirkungsvoll einleitete. In diesem Briefe bringt Dr. JarreS unzweideutig znm Ausdruck, daß er hinter der Kandidatur Hindenburgs mit feiner ganren Person ftebe und er be nützt gleichzeitig diese Gelegenbeit, um all seinen Freunden in Sachsen seine herzlichsten Grütze zu übermitteln. Nicht um die Person, so schreibt Tr. Jarres, handelt «S sich in diesem Kampie, sondern um die grotze vaterländische Sache. Sie mutz znm Endersolg geführt werden und kann eS, wenn alle ihre Pflicht tun. Tas Wahlergebnis des ersten Kampfes in Sachsen war im höchsten Matze erfreulich. Es bat ge zeigt, datz auch im alten Königreich Sachsen, wo ReoolntionS- und NachrevolulionSzeit ihre besonderen Blüten getrieben haben, der Wille zum geordneten Staat, gesunder wirtschaft licher Sinn nnd nameuttich starkes nationales Bewußtsein wieder eingekehrt sind. Das ist ja das Grotze nnd Bezeich nende an der mächtige» vaterländischen Welle, die jetzt sammelnd durch das deutsche Land gebt, datz das deutsche Volk sich allmählich wieder seines Wertes bewußt wird und es ablchnt, sich durch Schlagworte des Internationalismus in seiner mannigfache» Gestaltung und eines öden Paz.fis- mus beirren zu lassen. Znm Schlusit vertraut Dr. JarreS darauf, datz jeder vaterläudtich gestunte Dentsche auch in Sachten feine Schuldigkeit tu» werde. Die beiden Festredner, Landtagsabgeordnrter Meßenthien» Breslau und Reichstagsabgrordneter Tr. Oberiohren fanden mit ibre» Ausführungen begeisterte Zustimmung und ein« Versammlung im Vrre.nshame, in der die gleichen Redner sprachen, nabm denjribeu erhebende» Verlauf. Ter Jungdeutfche Orden» Vallri Etbgau, hat folgen des Telegramm an Hindenburg gerichtet: Die heute nach Beendigung großer vaterländifcher Kundgebungen i» Dres« de» tmammenartretene» Führer der Balle« Etbgau des Jungdeutfche» Ordens gelobe» Eurer Exzellenz, dem Retter deutstver Eniheck, unverbrüchliche Treue sür alle Zeiten. Für den Wahttag lautet d.e Parole, rmzustehen für Pflicht erfüllung bi» »um äußersten mit Golt für Volt und Bater- land! Junadeuticher Ordens Ballet Elvgm«. A«g Riesaer Tageblatt «rfOriut jede» Ta, abend« '/,« Uh, mit «»«nahm» d« von«- und Festtage. vezuiSprei», gegen Lorauazahluna, ,ur «»neu Mona, 2 Mark 25 Pfennig durch Poft oder drurch 'Noten Für de» Fall de« Eintreten» von Produtttontverteuerungen, Erhöhungen der Löhn» und Mattrtalienpreif» behalten wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Rachforderung vor. Anzeige» >ür die kk«-mner de» AnSgabetage» sind bi« » Uh, vormittag« auszuaeben und 'm ,orau« zu bezahlen: ein» 'Sewäbr 'üe da« Erscheinen an bestimmten lagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für h,r ö>' ww »reit«, i «w hohe «runbschrisi-Zeue <« Süden A Vold-Psenmge. di« 8S am breit» Neklamezeile lOO Eold-Psenntg«; zettraubender und tabellarischer Satz SO»/, Aufschlag. Feste Tarife Bnuilliatee Rabatt erlischt, wenn ^«r Betrag oerjSllt, d'lrck Klag» «tngezoaen werden mug oder der Auftraggeber n Kontur« gerät Zahlung«- und Erfüllungsort: Riela. Achttägige ünterhalMngSbeilag, .Erzähler «.» «r Elbe" - Iw Fall« höherer Gewalt - nrieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der BefSrderungSeinrichtungen — hat der Beziehe, leine« Anspruch auf Lieferung «der Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung dr« Bezug«preise«. Rotation«druck und Verlag: Langer ä Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Gaetheftraße öd verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Rief«: für Anzeiaenteil: Wilhelm Dtttrich, Ries«. - - — rik MMlkklW M hie PMkütkMM. Berlin. Wie wir aus RegierunaSkreisen erfahren wird da« Kabinett Luther unmittelbar nach dem 26. April eine Beratung darüber abhalten, wie es sich bei der formellen Bestätigung der ReichSregiernnq durch de» neuen Reichspräsidenten arnndiätzlich z» verhalten haben wird. Eine formelle Demission ist nicht in Aussicht genommen, vielmebr wird der Reichskanzler dem neuen Reichspräsidenten lediglich die Portefeuilles der Regierung zur Venüauna stellen. Ter Reichspräsident würde dann die Regierung ohne weiteres in ihrem Amte bestätigen, sodaß die Frage einer Regierungsumbildung durch die Präsidentenwahl selbst nicht unmittelbar akut würde. Schwindelhaftes Wahlmanöver. Der frühere Sroupr'mz und Hindenburg. Gestern wurde von einem Teile der Berliner Preise die Nachricht verbreitet, daß Kronprinz Wilhelm am Mittwoch oder Ton- nerstag gemeinsam mit seiner Gemahlin ciuen Besuch bei Hindenburg machen werd-, der durch die Anwesenheit eines kleinen Teiles von rechtsstehenden politischen Führern zu einem politischen Empsaugc ausgestalicr werden solle. Ter Vertraute des Kronprinzen. Major a. T. von Müldncr, hat nun erklärt, daß die Meldung unrichtig sei. Zn Hindenburgs Wahlrede. Welch ein Unterschied! Die anderen Kandidaten sür die Reichsvräsidentschast reisten und reisen im Lande um her, um die Wähler aufzusuchcn — Hindenburg bleibt in Hannover, veranstaltet einen Emvfang. Und zu Hun derten drängen sich Vertreter politischer Organisationen sowie Journalisten aus aller Welt um diesen Kandi daten! Daß es nicht Altersgebrechlichkeit ist, was den Feldmarschall zu diesem Verhalten bewogen hat, ergibt sich aus der Standhaftigkeit, mit der er am selben Tage zwei Stunden lang den Vorbeimarsch der nationalen Jugend und der hannoverschen Bürger entgegengenommen und hinterher dre Abendversammlung abgehalten hat, die ebenfalls körperlich strapaziös gewesen ist. Nein: eS wäre unter der Würde dieses Mannes gewesen, sich in öffent lichen Versammlungen um die Stimmen der Wählerschaft zu bewerben. Aber sich einmal den Vertr-tern der öffentlichen Meinung von Angesicht zu An^e'icht zu zeigen und seine körperliche und geistige Rüstigkeit zu beweisen, das durfte auch ein Hindenburg auf sich neh men. Er hat dabei eine Rede gehalten, in der er es'ab lehnte, „das Programm eines Parteimannes" zu geben, die aber dckh ein Programm, und zwar eins höherer Art, gewesen ist. Die Gegner nörgeln bereits daran herum, daiß der Feldmarschall ein Manuskript benutzt habe, und wollen daraus schließen, er habe nur ver lesen, was andere ihm aufgesetzt hätten. Das ist jedoch, wie wir bestimmt wissen, falsch. Hindenburg hat sich zwar, wie cs ja alle Staatsmänner machen, sowohl für den Oster-Aufruf als auch für die Rede Entwürfe vor lesen lassen, hat sie aber tagelang sehr gründlich selbst durch -und umgearbeitet . Es ist also durchaus .fern eigener Geist und Wille, der daraus spricht. Und das Bortragen wichtiger Programmreden, bei denen es aus jedes Wort ankommt, ist selbst bei den gewiegtesten Poli tikern selbstverständlich. Wir erinnern nur an Dr. Luthers erste Kanzlerrede un Reichstag. Um so mehr darf man sich nun äst jeden Satz der Rede Hindenburgs halten, die eine außerordentliche Be deutung namentlich sür unsere Außenpolitik hat. Die zahlreich erschienenen ausländischen Journalisten wies der Feldmarschall aus die Entwicklung zu einer überpartei lichen Einigung hin, wie sie ihm im Reichsblock vorzu liegen scheint; gerade dieser Umstand hat ihn bewogen, me Bedenken gegen seine Kandidatur zurückzustellen und dem Appell an sein Pflichtgefühl zu folgen. Drei Punkte lassen sich herausheben, in denen Hindenburg noch ein mal volle Klarheit geschaffen hat, um die Besorgnisse vor seiner Kandidatur im In- und Auslände zu zer streuen. Erstens die Frage der Staatsform. „Aus den einmal gegebenen Grundlagen der Verfassung" würde er als Reichspräsident das Beste für das Vaterland er streben. Damit lehnt Hindenburg den Gedanken ab, daß er als Vorkämpfer des Monarchismus kandidiere; ec schwört nicht fernen Glauben an die Monarch c als - die bessere Staatsform ab, aber er hält diese Frage für absehbare Zeit nicht für aktuell und will unzweifelhaft nicht die Parole: Monarchie oder Republik. Daß sie rhm tatsäch lich nicht an erster Stelle steht, hat er ja auch durch sem Verhalten nach der Revolution bewiesen. Zum zweiten weist Hindenburg den Anwurf der innerpolitischen Gegner zurück, daß er der Kandidat be stimmter Wirtschaftsgruppeu sei. Rücksicht auf unberech tigte Sonderinteressen würde er nicht kennen; und positiv: der Staat müsse immer das Wohl der Bolkskreisc beson ders im Auge haben, die am schwersten unter der Not der Zeit leiden. Auch dieser Ton ist unzweifelhaft echt. Der Konservativismus der alten Offiziere war stets anti kapitalistisch und sozial eingestellt; mochten sie für die geistigen und die politischen Ansprüche der Massen wenig Smn haben, so hatten sie desto mehr Verständnis sür das körperliche und wirtschaftliche Wohlergehen. Es ist kein Zufall, datz Ludcndorsf National-^Sozialist" gewor den ist. Der dritte und außenpokitisck, wichtigste Punkt ist die „drohende militaristische Reaktion in Deutschland". Hier wurde Hindenburg deutlich. Er sprach von ver- logencm Geschrei und von verantwortungsloser Wahl propaganda. Demgegenüber nannte er „unser aufrich tiges Streben nach friedlicher Orientierung" eine wich tige Grundlage deutscher Außenpolitik und betonte in ehr beachtenswerter Weise, datz er nichts anderes er- trebe als die Gegner seiner Kandidatur, Nämlich: „dem »rutschen Volke in voller Souveränität und in voller Freiheit seinen Platz unter den anderen Völkern zu sichern." Wenn der Feldmarschall zu diesem Zweck die Anschuldigung unserer Verantwortung für den Wr.tkrieg zu Fall bringen will ,dan» decken sich auch hierin seine Anschauungen mit denen aller deutschen Parteien. In einer gefundenen Aussprache mit Pressevertre tern hat Hindenburg dann noch gesagt, daß er m iemem Leben genug Kriegselend gesehen habe, um cs für die Zukunft nach Möglichkeit fernem Vaterlands zu ersparen. Darüber hinaus, wird man noch feststerlen dürfen, datz ihm als Heerführer natürlich noch viel mehr als den meisten anderen Deutschen die wirtschaftlichen und tech nischen Vorbedingungen eines modernen Krieges bekannt sind und daß er deshalb mit besonderer Klarheit dre Fol gen dec ungehcuer.ichen Entwaf.nanß Deutschlands vor Augen hat. Es ist deshalb auch in die,e Worre Hinden burgs kein Zweifel zu setzen. Mag er ei» „Pazifist wider Willen" sein, wre man ihn auch einen „Republi kaner wider Willen" nennen konnte — jedenfalls ist er em alter Feldherr von Natur Realpolitiker, der mit den ge- gebeneil Grützen zu rechnen gelernt, hat. Und sein hohes DeräntwortungSgefs/ bewährt ibn obne weiteres vor ae- jäbrlicken Erveriwel-ren.
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