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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192507142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-07
- Tag1925-07-14
- Monat1925-07
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1925
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na den lel Dr. er« ur aelanqm. «ne wertere vawlwe. Urttwart ans dl« deutschen «eoenssußerunaen lteht unmittelbar bevor. Gcheidemannll RSStritt. Dt« Stadtverordnet,nver« iammlung in Kaffel billigte oeftern da« RücktrittSgesuch tzchetdemann«. da« mit dem 1. Oktober tn Kraft tritt. Gleichzeitig «Lhlte die Stadtverordnetenversammlung den . bt«berig«n Vizepräsidenten der Regierung in Kassel Dr. Stadler »um Oberbürgermeister. Lum «weiten Bürger, meister wurde der Rrgi«runa«rat im preußischen Kultus- mtuifterium Dr. Labmevrr gewählt, der jedoch erst fein Amt 1S2S nach Ablauf der Amtipertode de» bisherigen «weiten Bürgermeisters antritt. - . . Utir Volksentscheid tu der Lollfra»«. Der sozial- demokratische BrzirUparteitag für Mittelichleftrn bat ein« Entschließung angenommen, in der di« Reichstaasfraktion aufgefordert wird, mit Entschiedenheit. für eine «er- stLudlguna lm deutsch-polnischen Wtrtschaftskonsttkt «inzu- treten. Eine weiter« Entschließung verlangt für deq Fall der Annahme der Zollvorlage. daß die Reichstagssraktion für «in Ausseßen der Verkündung rintritt und auf einen Volksentscheid in dieser Frag« hinwirkt. Marschall Petat» bet de» tschechische» «uuöveru. Der französisch« Marschall Vetatn wird in der »weiten stugufthälft« in Prag «tntreffen. Die tschechische Militär- Verwaltung trifft bereits Vorbereitungen «um festlichen Empfang de» französischen Marschalls, der den Operationen einer gemischten Brigade, die eigen» zu diesem Zwecke auf gestellt wurde, beiwohnen wird. iioMein M Ml rm M WMtlilt. vdz. Limburg a. d. Lahn. Sestern abend um 7 Uhr verkündete Bors. Lanbgerichtsrat Roth im Angerstrin-Pro- zetz folgende» Urteil. Der Angeklagte wird wegen Morde» in acht Fällen acht Mal zu« Tode verurteilt. Die bürgerlichen Ehren rechte werden dem Angeklagten auf Lebenszeit aberkannt. Die Mordwerkzeuge Hirschfänger und Beil werden ringe- zogen. Die Kosten de» Verfahrens fallen dem Angeklagten zur Last, soweit er verurteilt worden ist. Vorher wurde al» Gerichtsbeschluß verkündet, daß das Verfahren in den übrigen Fällen vorläufig eingestellt wird. Der Angeklagte nahm das Urteil stehend, den Blick zu Boden gesenkt, aber vollkommen gefaßt entgegen. Er er klärte, baß er das Urteil annehme. Seine Taten könnten nur durch sein Blut gesühnt werden. * Zu Beginn der gestrigen Verhandlung fällt zunächst eine Veränderung im Wesen dcS Angeklagten auf. Anger stein, der bisher kein sichtbares Interesse an der Verhand lung zeigte, sieht sich heute im Saale nm und mustert jeden Einzelnen genau. Sein Blick richtet sich aber sofort wieder nach unten, als der Oberstaatsanwalt Backmeifter sein Plä doyer beginnt. Der Angeklagte habe das Siecht zu lügen: von diesem Rechte habe er ausgiebigen Gebrauch gemacht, er verzichte darauf, wegen der Anklagen ans Unterschlagung, Urkundenfälschung und Urkundenvernichtung eine Verurtei lung zu beantragen und bitte, das Verfahren in diesen drei Beziehungen vorläufig einzustellen. — Das Wort nimmt dann Staatsanwalt Hofmann. Er behandelt die Vorgänge seit dem 1. Dezember 1924. Er führt aus: Die Hauptver handlung hat den Nachweis des Mordes mit Sicherheit er bracht. Der Richter belastet sei» Gewissen nicht, wenn er der Stimme des Volkes folgt und auf Tod erkennt. Anger stein hat vorsätzlich acht blühende Menschenleben vernichtet »nd die Frage der Ueberlegnng ist zweifellos zu bejahen, wenn man bedenkt, mit welcher Klarheit sich der Angeklagte aller Einzelheiten der Tat erinnert. Von allen seinen Aus lassungen in der Hauptverhandlung ist garnichts zu glauben. Er hat versucht, sich mit Wahnsinn herauSzureden. Als er merkte, daß das nicht glückte, arbeitete er auf Totschlag hin. Alle Momente zeigen, daß der Angeklagte nach einem wohl durchdachte« «nd ausgearbeitete« Plan gehandelt hat. Ueber di« Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten bestehen keine -»elfer. G, »eigt« «tcht MO gertußss« Empfinde» uud »st em versteckter, verle^uer Verbrecher. Er benimmt sich schlimmer als et« Lier. Der Staatsavwalt beantragte darauf die bereits mitge- teilte» Strafen. Rechtsannwlt Dill um»» erklärt in seine» V Ul do »er: Nur aus der furchtbaren Sinuesspannung heran» ist die Tat zu erklären. Diese Spannung ist aber nicht normal. Wenn Sie trotz dieser Bedenken «in Todesurteil fällen, bann tun Sie damit ein Verbrechen. lR.-A. Ser,selb ruft »em Gericht zu: Je grausiger dt« Tat, desto kühler muß Ahr verstand sein.) Für eine Ueberlegung «ährend oder vor »er Tat ist nicht »er geringste vewet» erbracht worden. Je tiefer man die Einzelheiten der Tat bedenkt, desto fester muß die Ueber,euguvg wirke«, daß hier kein kühler Pla« vorlag, sondern daß Angerstein vollkommen plan- und systemlos handelte. Die ganze Ausführung der Tat be weist, »atz st« nur im Affekt begangen sein kann. Ach bitte, wenn Sie die Zweifel über die Zurechnungsfähigkeit über- winden können, nur auf Totschlag zu erkennen. Der tiefste Ursprung aller Taten liegt in der übertriebenen Liebe de» Angeklagten zu feiner kranken Frau, die ihn in Verhält nisse brachte, die ihm schließlich über dem Kopf zusammen schlugen. Staatsanwalt Hof«»»« nimmt dann da» Wort zu einer kurzen Erwiderung und verwahrt sich dagegen, daß er Lynch instinkte habe wecken wollen. — Nach einer weiteren Erwide rung brr Verteidigung erhält der Avgeklagte das letzte Wort. Augekl. Angerstein: Ach werde erst nach dem Urteil etwa» sagen. Bors.: Ach weiß nicht, ob ich das zulassen kanr- Gerichtssaal. Landgericht. Der 1892 r« Marschütz, AmtShauvt- mannschaft Meißen geborne vormalige Oberwachtmeifter Karl Alfred Weitzstog, der mehrfach nnd erheblich vorbe straft ist. und der erst am 10. Juli vom Amtsgericht Riesa wegen Betrugs «sw. anderweit zehn Monate TekäugniS erhalten, war in der Sitzung des vorgenannten Gerichts vom 30. Januar 1V2Z wegen schwerer Urkundenfälschung, vollendete» und versuchte» Betrugs zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrrnrechtsverlust verurteilt worden, batte aber hiergegen Berufung eingelegt. Im Sommer vorigen Jahres betrieb Angeklagter während des Marktes in Loren,kirch ein Schankzelt, verschaffte sich hierzu verschieden« Waren in Kommission oder auf Kredit und schädigte die Lieferanten, daß er entweder garnicht oder nur teilweise zahlte oder mit gefälschtem Wechsel die Verbindlichkeiten zu regeln versuchte. Die fünfte Straf- kammer des Dresdner Landgerichts billigste als zuständige Berufungsinstanz nochmals mildernde Umstände zu und er kannte auf Gefängnis von gleicher Dauer an Stelle der anSgeworfenen Zuchthausstrafe. Als Anzahlungsbetrüger und Kurpfuscher (angeblicher Homöopath) war der 1894 zu Hartha-Flemmingen geborne mehrfach vorbestrafte Monteur Artur Hans Kirsten in den verschiedensten Gegenden des Freistaates Sachsen ausgetre ten, wie ein größerer Prozeß am Montag vor dem Schössen- gericht Dresden lehrte. Nach der umfänglichen Anklage ist Kirsten seit März dieses Jahres als Homöopath Böhme aus Pirna, Otto Nägler aus Leipzig oder unter anderen Namen aufgetreten, hat sich an kranke Personen jeden Standes herangemacht, selbige erst ausgehorcht, dann eine Heilung und Wiebcrgenesung in Aussicht gestellt mit dem jeweiligen Endzweck, es könnten nur Radium-Nährsalze helfen, oder eine Radiumsalbe gewisse Linderungen bringen. Mit großer Zungenfertigkeit verstand es Kirsten dann säst in allen Fällen, Anzahlungen für die binnen wenigen Tagen durch Boten zu liefernden Heilmittel zu erhalten. Obgleich in den Tageszeitungen mehrfach vor diesen Schwindeleien gewarnt wurde, setzte Kirsten sein Betrugsmanövcr unverdrossen fort, bis er endlich doch gefaßt und verhaftet werben konnte. Zur Aburteilung war eine ganze Anzahl derartiger Betrugs fälle angesetzt, bte Angeklagter tn Dresden und Umgegend, in Rtesa, Bannewitz, Zschteschen, Possenborf, Troßölsa, Kottewitz, PaulShatn, Gitters««, Eolmnitz und andere« Orten begangen hatte. Neben diesen Kurpfuschereien «nd Anzah- lungsbetrügereten verübte Kirsten aber auch Zechbetrug, prellte «tuen Landwirt, dem er versprach ein größere» Dar- lehn zu vertchaffe«, um zwanzig Mark Vermittlungsgebühr «nd betrog tn einem anderen Falle einen Arbeiter um dessen leihweise erhaltenen Mantel. Da» Gericht vermochte bei den Vorstrafen keinerlei MUderungSgründe zu finden, eS wur. de« demnach «in Jahr sechs Monate Zuchthaus ausgeworfen und auf Verlust brr bürgerlichen Ehrenrechte in der Tauer von drei Jahren mit zugrkommen, die bisher erlittene Un tersuchungshaft nur in geringem Maße mit abgerechnet. . Marktbericht«. Dresdner Echlachtotebmarkt vom IS. Juli. Auftrieb . 1. Rinder: 194 Ochsen, 224 Bullen. 317 Kalben und Kühe; 2. 691 Kälber; 3. 888 Schaf«; 4. 2228 Schweine, zusammen 4542 Tiere, davon 161 Rinder ausländischer Herkunft. Preis« in Reichsmark für 59 Kilogramm Lebend- und (im Durchschnitt) für Schlachtgewicht. 1. Ochse«: vollsleischigc ausgemästete höchste» Schlachtwertes bis zu 6 Jahren 5S bis 62 (NO), 2. junge fleischige, nicht auSgemästet«, ältere auSgemästcte 59 bis 55 (101), 3. mäßig genährte junge, gut genährte älter« 49 bis 46 tSI), 4. gering genährt« jeden Alters 27 bis 36 <7S>, 5. AuSland-tiere 48 bis 62 (96 bi« 1l3). Bnlle«: 1- vollsleischigc, ausgewachsene höchsten Schlacht- wertes 59 bis 62 (194), 2. vollfleischigc jüngere 52 bis 58 (M). 8. mäßig genährte jünger« und gut genährte ältere 44 bis 48 (88), 4. gering genährt« 89 bi» 49 (78), 5. AuslandStiere 48 bi« 6- (92 bis 107). Kalbe« «nd Kühe: 1. vollfleischige auSgemästet« Kalben höchsten Schlachiwerte« 59 bis 62 (119), 2. vollfleischipe auSgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren 52 bi» 56 (194), 3. ältere auSgemästete Kühe und gut entwickelt« jüngere Kühe und Kalben 49 bis 48 (S8>, 4. gut genährt« Kühe und mäßig genährte Kalben 39 bis 36 (83), 5. mäßig und gering genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 22 bis 28 (75), 6. AuSlandStiere 48 bis 62 (96 bis 113). Kälber: 1. Doppel lender —, 2. beste Mast- und Saugkälber 66 bis 79 (NO), 3. mittler« Mast- und gute Saugkälber 59 bis 64 (193), 4. gering« Kälber 48 bis 54 (91). Schaft : Mastlämmcr und jüngere Mast. Hammel 55 bis 69 (llö), 2. ältere Masrhammel 44 bis 59 (104), 3. mäßig genährte Hammel und Schafe (Mcrzschafe) 39 bis 40 (72 bis 103.) Schweine: 1. vollfleischige der feineren Nassen und derer Kreuzungen im Alter bis 1',, Jahre 77 bis 78 (99), 2. Fett schweine 7g bis 80 (99), 3. fleischige 74 bis 76 (99), 4. gering entwickelte 70 bis 72 (99), 5. Sauen und Eber 66 bis 70 (S!) Ausnahmepreise über Notiz. Tie Preise sind Marktpreise. Ei« enthalten sämtlich« Spesen des Handel« sür Fracht-, Markt» und VerkausSkosten, Umsatzsteuer usw. und beziehen sich aus nüchtern gewogene Tiere. Tie Stallpreis« verringern sich entsprechend. Ucberstand: 34 Ochsen, 5 Bullen, 2 Kühe, 133 Schafe, 14 Kälber, 204 Schweine. Tendenz des Marktes: Geschäftsgang in Rindern, Kälbern und Schafen langsam, in Schweinen fchlechi. Amtlich festgesetzte Preise an der Produktenbörse zu Berlin am 13. Juli. Getreide nnd Lelsaatcn pro 1900 tzx, sonst pro 190 I>^'. (In Goldmark der Goldanleihe oder in Rentenmark.) Wetzen, märkischer —, pommcrschcr —. «0„M, märkischer 225—228, mecklenburgischer —, vommerschec —. Gerste, Futlergcrste 200—215, n. Wintergerste 191—198. Hofer, märkischer 233 — 243, pommerscher —, westprentzischec —, MaiS. loco Berlin—, Waggon frei Hamburg 213—215, Weizenmehl, pro 100 kg frei Berlin brutto inkl. Sack (feinste Marken über Notiz, 33,50—86,09. Aoggrnmchl pro 100 frei Berlin brutto inkl. Sack 31,00—33,25. Weizenklrie, frei Berlin 12,70—12,80. Aoggen- kleie, srci Berlin 13,30—13,40. AapS 349—355. Leinsaat — Viktoria-Erbsen 28-34, kleiuc Speise-Erbsen 25-26,50. Futtrrerbsen 22—26. Peluschken 23-26,50. Ackerbohnen 24—26 Wicke» 26—27,50. Lupinen, blaue 12—13, gelbe 15—16,50. Serradella alte —, neue —. Rapskuchen 15,49 — 15,69, Leinkuchen 22,20-22,39. Trocken,chuitzrl 10,89-11,20. voll- wertige Zuckerschuitzel 17-iv. Torsinelaffe 89 7g 9,10 — 9,5(4 «artoffelftocken 24,20-24,40. llixin Ein Leilenpulvee »io e, «ein soll — lellreick uns von köckrter VVarcü- lcrakt. Vie grolle k^giediglceit «iieses Leilenpulvers sickert sparsamstes Vkascken, für ö4aschinen»äscke kervorraxenck geeignet. I u. VsrErrreickEn. §Eit 10011 D bekGnnt n. empf. vErsttrnEf D I u. ^rrrtrünste persönlich oa.D D driefl. pAtentbüro KrvEgDr.D I Oresrlen-^.. ZctrloLLtrLÜE 2.1 Er ging zum Fenster und rauchte gemütlich seine Zigarre, bi» seine Aufmerksamkeit durch eitlen Telegraphenboten ab- aelcnkt wurde, der den Gartenpfad entlang kam. Etwas brummend ging er augenblicklich hinaus, um den Knaben bei der Haustür abzuwarten, aber fast unmittelbar darauf kam er zurück, düsterer aussehend, benn je. »Die Depesche ist für Oberst Chilmark,* sagte er, .wahr scheinlich eine Nachricht von seiner Tochter, wann sie wieder- .Erwartet denn Oberst Chilmark seine Tochter?* kragte Rivington mit aller Sorglosigkeit, die er ausbringen konnte. Herzog stieß sein rauhestes Gelächter aus. .Leute, die zu Hause bleiben, erwarten immer die Leute, die fort sind,* war seine rätselhafte Antwort; und mit einer plötzlichen An wandlung von Ungeduld fügte er hinzu: .Was weiß ich von diesen Chilmarks und was gehen sie mich an!* Schneller, al» eS Rivington geahnt, wurde ihm der Inhalt de» Telegramms durch Frau Krance offenbar, al» sie hereinkam, um das Frühstückgeschirr abzuräumen. Sie hatte soeben dieselbe Verrichtung in dem gegenüberliegenden Wohn zimmer auSgeübt, und nach der Gewohnheit von Hausfrauen schickte sie sich an, sich über die Angelegenheit der anderen Mieter auszulassen. Wie sie «wählte, hatte der Oberst soeben ein Telegramm von seiner Tochter «halten, in dem sie ihm mitteilte, da» Haus, welches sie in Harrow besichtigt hatte, würde ihren Ansprüchen nicht genügen, und daher wolle sie «in oder zwei Tage länger ,n London bleiben, um ander« Häuser in der Nähe der Stadt in Augenschein zu nehmen. Da sie sehr viel unterwegs sein würde, wohur die Wohnungsvermittlungen sie schicken, so sollte ihr Vater kein« Briefe erwarten, sondern sie würde jeden Tag telegraphieren, bevor sie sich auf ihre Suche begab, damit er nicht ohne Nachricht bliebe. Rivington hatte große Mühe, ein ruhige» Gesicht zu zeige«, während Frau Krance in weitschweifiger Weise den In halt de» Telegramms wiedergab: er empfand zngleich Er leichterung und Enttäuschung. La» Telegramm bewies, daß Janet vo« Roger MarSke keme Unbill erlitten batte, aber e» bewies auch, daß ihre Anstrengungen, ihn mit dem DanverS Crane, den Klara Rivington gekannt hatte;, zu identifizieren, mißglückt waren. Wenn er -wische» den Zeilen laS, so nmßte er ihr verlängertes Wohnungssuchen al» «inen bloße» Vor wand ansehen, um in London zu bleiben, bi» sie bessere Erfolge aufweisen konnte. Vielleicht hatte sie sogar einen Fade» gefunden, dem sie nun folgen wollte. Herzog tat, al» nähme er wenig Anteil an Frau Krauee's Geklatscht, und schnitt ihre« Vortraa über de» Obersten Ein samkeit rundweg ab, indem er den Vorschlag machte, Caris- brook-CasÜe zu besichtigen, den Zug auf der Rückfahrt zu verlassen und mit dem Nachmittagsdampfer nach Totland Bay zurückzukehren, wo derselbe aus seinem Wege von Lymington hielt. Da er nicht der Mann war, ein akademisches Interesse an historischen Ruinen zu nehmen, argwöhnte Rivington, daß er irgend einen Grund hatte, an diesem Tage auswärts zu verweilen; wahrscheinlich wünschte er, daß fern Schützling nicht mit Lady Muriel oder Ralph Carden zu sammenträfe. Es war Rivington einerlei, wohin er ging, nachdem er Nachricht von Janet erhalte» hatte, und er willigte sorglos ein. Bon dem Augenblicke ihres Aufbruches an, als sie durch die Felder zum Bahnhofe von Frefhwatcr gingen, veränderte sich Herzogs Laune, und er geriet in jene heitere Stimmung, die charakteristisch sür seine freundlicheren Momente war. Und dennoch täuschte da» alles Rivington nicht: fünf Tage in seiner Gesellschaft hatten ihn gelehrt, daß, wenn seine Sonne im Zenith zu sein schien, Sturmwolkr« am Horizont lauerten. Sie besichtigten das altertümliche Schloß wie richtige Touristen, durchwanderten die Gärten, erklommen den bröckligen Schloßturm und ließen sich dann vou der grausamen Eisen bahn der Insel bis nach Aarmouth rütteln, wo sie Herzog» Programm gemäß den Zug verließen und zur Landungsbrücke gingen. Sie hatte» nicht viel Zeit zu verlieren, denn das Dampf schiff hatte bereits angelegt und diejenigen der Passagiere, die nach Aarmouth und Freshwater wollten, stiegen aus; die nach Totland fahrenden, die an Bord blieben, waren in ver hältnismäßig geringer Anzahl, so daß sie sich auf das Verdeck begaben. Der letzte, auf den RivingtonS Blick fiel, war Roger MarSke, der sich, ihnen den Rücken zuwendend, über das Ge länder neigte. Herzog nmßte ibn ebenfalls bemerkt haben- denn er stieß Rivington mit dem Ellbogen an und flüsterte: .Lassen Sie un» zum Buffet hinuntergrhen, ich bin der Haltung diese» Burschen keineswegs sicher; er sah unS wahr scheinlich an Bord kommen, und je weitrr wir von ihm ent fernt find, desto bessert Rivington zweifelte nicht, daß MarSke» Haltung gegen Ihn «ine semdselige war; sein Benehmen an jenem Tage, al» er st« in di« Fichtenwälder von Branksome verfolgt batte und aus so unerklärliche Weise durch Herzog beruhigt morden war, war eine offene Kriegserklärung gewesen, aber gerade tn diesem I Auainhlick lag ihm wrvia daran, wa» erjagen ob« tun könne, um ihn zu vernichten. Er freute sich, ihn hier auf diesem Dampfboot zu seheu, als wäre er seiu teuerster Frruud gewesen. Seine Anwesenheit auf dem Schiffe beruhigte ihn vollends über JanetS Geschick. Er mußte London verlassen haben, um auf die Insel Wight zurückzukehren, und zwar einige Stunden, nachdem sie das Telegramm an ihren Baler abgesaudt hatte, daraus folgerte Rivington, daß sein etivaigcr Versuch, sie zu belästigen, mißglückt war und sie ihre Nach, forschungen jetzt frei vou jeder Gefahr oder Einmischung von dieser Seite fortsetze» konnte. < Er war so verwundert über Herzogs veränderte Haltung in Bezug auf MarSke, daß er sich nicht enthalten konnte, dies gegen ihn zu erwähnen, als sie unten angelangt waren. Statt seine Bemerkung übel zu nehmen, sah ihn der andere ganz wohlwollend an. .Dies Geschäft, mein Freund, lehrt mich etwas, woran ich niemals gedacht hätte: nämlich, daß ich nicht unfehlbar bin; da geht etwas,vor, was ich nicht verstehe und worauf ich nicht gefaßt war, und Herr Roger MarSke ist der Urheber davon.' Herzog zündet« sich «ine Zigarre an, blies daS Zünd hölzchen aus und sah Rivington fragend an. Dieser begegnete seinem Blick mit starrer Gleichgültigkeit; «s war nicht an ihm, diesen Mann, der ihn in semem Netz hatte, zum Vertrauten und zum Bundesgenossen zu machen, au» keinem besseren Grunde, al» weil er im Kampf mit einem ebenso große» Schurken lag, wie er selbst einer war. Wenn dieser stumme Appell eine Bitte um Aufklärung über die Intervention JanetS und über Roger MarskeS Feindseligkeit war — nun — dann hatte er sich an die falsche Adresse gewendet. Rivington setzte seine Hoffnungen auf Janet allein, und daher antwortete er ihm mtt einem Achselzucken. Als das Dampfschiff geräuschvoll an der Landungsbrücke vou Totland anlegte, blieben Rivington und Herzog unten, bi» alle Passagiere ausgestiegen waren, und als sie dann den Lamm entlang gingen, hatten sie die Genugtuung, Roger MarSke» große Gestalt «m beträchtliches Stück vor sich zu sehen. Rivington war froh, daß Lady Muriel nicht herunter- gekommen war, um ihn zu erwarten, denn selbst mitten in seinem Elend nahm er «arme» Anteil an dm Wünschen des jungen Ralph Carden, und wäre er frei gewesen, so würde er sein bestes getan haben, um die Angelegenheit des -utm Jungen zu unterstützen. Gortseßuna folgt.;
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