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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192510230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19251023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19251023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-10
- Tag1925-10-23
- Monat1925-10
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1925
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JEDE» EtnmHsHrtEr tzes NeichG»erra»tze» Der Deutscher» Prefie »D De» Vefterretchtsche» M«D». tt Berlt». Di« T«h«,« Strauß-Feier ft, »er ftätztt» ich«, Oper a» Sonnabend, b«, 84. Okto»«,, 11 Uhr ab««»», verspricht «in künstlerisches und «efellschaftttche» Ereignis erst«« Range» zu werben. Neben oen schon bekannt gewor benen künstlerischen Darbietungen erlesenste, Art wird de« Teilnehmern auch ein« Feftfchrlft geboten werbe«, die ber Bedeutung dieser Strauß-Huldigung Rechnung trägt und Beiträge hervorragendster Persönlichkeit«« auswetst, wie Le» üfterrächischen Bunbespräsibenten Dr. Michael Haintfch, Le» Aulta»«tntftrrS Prof. Dr. Becker, de» österreichischen Gesandten Dr. Felix Krank zu Berlin, Richard Strauß u. a. mehr. Selbstverständlich fehle« in de« Festprogramm auch Beiträge unserer angesehensten Berliner Kritiker ebenso wenig wie solche von bedeutenden Künstlern und Künstle rinnen wie Jean Gilbert, Prof. Grünfelb, Mart« Jvogün, Kranz Löhar, Prof. Och», Richard Tauber. rnm, 8M W, UM». Der Riesaer Lports Verein i« GerinqSwalDe. Zum 1. Mal, führt «in Verbandslviel der 1. Klass« den Riesaer Sportverein nach G«rlna»walde. Roch nie haben sich diese Mannschaften geaenüber grftanden, noch nie bat der Nordsachsenmeifter in Geringswalde aelvlelt. In den vergangenen Jahre» haben di« MeringSwalder noch nie ein, besondere Rolle gespielt. In dieser Spirlfaison baden sie sich al» «in »über Gegner entpuppt, wa» auch ihr Tabellen platz, sie stehen an 4. Stelle, beweist. Der Riesaer VfB. muhte vor 14 Tagen mit 1 r 8 geschlagen, di« Heimreise an treten. Der kleine Vlatz wnrd« d«» VfBern »nm Verhäng- ni». Das gleich« Los kann den RSV. tr«ff«n, wenn er nicht auf der Hut ist und gar mit Gr atz die Reif« antritt. — Der Vapierform nach mühte der RSV. allerdings glatt die Punkte b«tmbringen. — Weitere erstklassige Spiele steigen in Döb«l«. — Hier hat der Sport-Elub den SV. Oschatz zu Gatte. Döbeln wird nach hartem Kampf den Sieger stellen. Recht interes- sant wird da« Spiel in Riesa »chlschen dem Bf«. Riesa - ST. R-ßwrtu werden. Trotzdem der IT. Rohwrin di« besseren ««»sichten bat, dürste ein Sieg des PlatzbesttzerS nicht überraschen. Ein Erfolg der Riesaer ist immerhin möglich — wenn er nicht, wie bei den letzten Spielen — in einer unmöglichen Mannschaftsaufstellung erscheint. — Das Spiel geht unter der Leitung de» Herrn Bruno Köhler RSV. vor sich. — MSV. 8. steht vormittag» der gleichen Mannschaft der BsV.-Mtesa auf dem VsV.-Platz gegenüber, der Sieger ist hier ungewih. — In Röderau treffen sich nachmittags Bsv. 2. und SV. Röderau 1. Kür Röderau gilt e» unbedingt zu siegen, nm sich in die Spitzengruppe zu schieben. Bei der guten Form der BfBer dürfte es aber kaum zu einem Siege langen. — Als Schiedsrichter amtiert hier Herr Richter RSV. «. v«mDD«U »D. Riesa (DL). Sonntag, den 88. 10: nachmittag« trügt di« Handball- Mannschaft de» Lv. Riesa ihr 8. VMchtspi«" »egen ALV. 8. Rtesr, ans drm Schwarz«« Platz au«. Hendel und v«lk»tz>irtsch«ft. Die amtlich« «roßhaudeUrichtzahl o« «1. Oktober 19U. Di« auf den Stichtag de» 21. Oktober berechnete Groß. banbelSrtchtzahl de» Dtattfttschen RetchSamt« ist gegenüber de« Stand« vom 14. Oktober i125,l) um 1^ ». H. ans IN » znritckgegang««. Gesunken stnd die Preis« für Kartoffeln, Butter, Schmalz, Zucker, Fleisch, Hopsen, Benzin und Ma- schtnenöl. Höher lagen bi« Preis« sür Milch, Baumwoll garn und di« «eisten Texttlrohftosfe. von den Hauptgrup- pen haben di« Agrarerzeugnisse von 121,1 aus 117, 7 oder um 2H v. H. nachgegeben, während dir Industriestoff« von 1SSH aus 188H ober um 0Z v. H. anzoae«. Ermäßig«»» de» SchtssaHrt»abgab««tarts«». Zur Un- terftützuna der PreiSsenkung»aktion ber Retch-regierung hat ber Keichsverkehrsminister durch einen Nottartf die vorübergehend« Ermäßigung der Schtsfahrtsabgabentartf« für die wichtigsten Leden»mttt«l um 10 Prozent angeordnet. Der Erlaß wirb demnächst im R«tch»verk«hr»biatt er scheinen. Di« znsammrnbrechend«« Genoff«» schäfte« de» Reich»- landbnnbeS. In einer kleinen Anfrage der Demokratischen Fraktion des preußischen Landtag» wirb da» GtaatSmint- stertum um Angabe ersucht, ob die Zeitungsnachrichten zu treffend sind, wonach die zusammenbrechenben Genossen schaften des Neichslandbundes von dem ReichSverbande landwirtschaftlicher Genossenschaften mit alle« Einrtchtun- gen und allen Schuldverpflichtungen übernommen worbe» und zur Sanierung di« Vermittlung ber preußtsch«« Zent- ralgenoffenschastSkaffc angerufen sein soll. Die Berliner Fondsbörse wieS am Donnerstag eine schwache Haltung auf. Auf den einzelnen Märkten traten überwiegend Kursrückgänge ein, die teilweise über drei Prozent hinauSgingen. Kriegsanleihe schwankte zwischen 225 und 22614 Milliarden Prozent. Tägliches Geld kostete 7—8)4, Monatsgeld 10)4—11 Prozent. Export und Mess«. Der Verein Hamburger Export- und Platzvertreter e. B. hat sich über da- Exportgeschäft auf der Leipziger Herbstmesse 1925 ausgesprochen. Er sagt, baß selten so viele Hamburger Exporteure mit überseeischen Einkäufern auf ber Leipziger Messe gewesen seien wie dies mal. Man könne sagen, -aß fast jede» größere Exporthaus Hamburgs vertreten gewesen wäre. ES seien auch zum Teil ansehnliche Order» placiert worden, wenngleich die Einkäufe im allgemeinen wohl nur geringen UmfangeS waren. Das übliche Bild der Musterorders seitens der deutschen Exporteure sei auch diesmal wieder sehr stark in Erscheinung getreten, so baß sich hieraus noch mancher lohnende Erfolg der Messe ergeben dürfte. ES wirb dann weiter gesagt, baß sich im allgemeinen der Messebesuch sicher auch diesmal trotz aller ungünstigen Momente für jeden rentiert habe, namentlich wenn er den außerordentlichen Wert ber Messe nicht nur in den wirklichen Verkäufen oder Einkäufen sehe, sondern in dem mündlichen Verkehr und dem Zusammentreffen aller Einkaufs- und Verkaufsorgane, sowie in der Anknüpfung und Aufsuchung alter Verbin dungen. Man müsse die Sache auch einmal von einer höhere» Warte betrachten und nicht in dem klingende» Lohn bas alleinige Heil der Leipziger Messe sehen. EtirktberttB«. E»«sb««r EKleckiwtebmerkt vom 22. Oktober. Auftrieb: 1. Minder: 11 Ochsen, L Bullen, 17 Kalben und Kühe: 2. 640 Kälber: S. 69 Schaf«: 4. 460 Schweine, zusammen 1142 Tiere. Preise in Reichsmark für 56 Kilogramm Lebend- und (im Durchschnitt) sür Schlachtgewicht. Rinser: Geschäft belanglos, daker ist eine amtlich« Preisnotierung nicht «rsolgt. Kälber: beste Mast- und Saugkälber S1 bi» 86 >185), mittler« Mast- und gute Saugkälber 75 bi« 79 (128), geringe Kälber 66 bi» 68 kl 16). Schatt: Geschäft belanglos, daher ist ein« amt! che Preisnotierung nicht «»folgt. Schweine: >. vollfleischiae der feineren »lassen und deren Kr«uzung«n im Alter bis 1'/. Iakr 92 bis 95 (126), 2. sfelt- schweine 96 bi« »8 ,121). 8. fleischige 86 bis 89 llI7>, 4. gering «ntwickelt, 86 bi« 84 (117), 5. Sauen und Eber 75 bis 85 (167). Di« Preise sind Marktpreise. Sie enthalten sämtliche Spesen b«s Handels für Fracht-, Markt, und BerkausSkosten. Umsatz steuer usw. und beziehen sich auf nüchtern gewogene Tiere. Die Stallpreis« verringern sich entsprechend. Ueberstand: 16 Och en. 16 Villen, 13 Kühe. Tendenz des Marktes: Geschäftsgang in Kälbern langsam, in Schweinen mittel. Amtktch fkstsesetrtr Preis« an »er Produktrnbörke zu Berlin am 22. Oktober. Getreide und Oelsaaten pro 1096 l<^, sonst pro 166 Irx in Reichsmark. Wetzen, märkischer 210—213, pommerscher —. Noagen, märkischer 144-148. Mecklenburg. — pommerlch. —. Gerste, Futtergerste 161-168. Sommergerste 268—225, Wintergerste 161—168, Hafer, märkischer 171-181 pommerscher —, westpreuß. —, Mal», >oco Berlin —, Waggon frei Hamburg —, Weizenmehl, pro 166 I-g srei Berlin brutto inkl. Sack (feinste Marken über Notiz) 26,75—36,75. Roggen- meist pro 100 icg srei Berlin brutto inll. Sack 21,25—23,56 Welzenklett, frei Berlin 11,66—11,25. Noggenklele, srei Berlin 8.90 — 9,26. Raps —. Leinsaat —. Vlktorta-Vrbtt» 26.66 bis 31,66, kleine Spettt-Krlsten 25,66 — ^7,06. Futtercrbien 26,66- 23,66. Peststchttn 18,66-19.60. Slckerbohnen 20,06-22,66. Wicke» 22,06-25,06. Lupinen, blaue 12,00-12,50, g-Ibe - Serradella alte —, neue —. PaPSkuchen 15.00-15,20. Lein» kuchen 22,00. Trockenschnitzel 8,60—8,76. Soy«'2chrot 20,00 bi« 20,40. Torsmelasie 80 70 9,50-9,60. Kartoffelstöcken 11.00 bis 14,40. D^,*Z.*.*.*.* NM 81SlHklK8S mNvmvsllnmo uock Skntztz«»v»rx»lvlwl» « Krel» l.lUl kitt. « ,«V«oN Lilnknverkvo IM i WM Isgevwtt - vruckerel Mesa, voswestt. »s. Hu erst, im Tagebl. Nies«. N MI. Mm Im wröba, Hasenstr. 16. v. r krvisskud. Noutmstin mit iämtl. Buchhaltung?« ii. Büroarbeiten vertraut, lucht für sofort od. späte» Stellung. Lsi. nnt. -I 315k an baS Tageblatt Nieia. HiillsmWn zur Aushilfe zu sofor a c > u cii t. »anisek. Nkrgeviwrl Luche einen KSilWlillieWllilikii welch.au Ostern 162 » au? gelernt hat. Zu meld, be HerrnLbermstr.Mammttzsä Drshuld begab er sich zu jener Zufaminenkunst in dl« Bibliothek Freilich, was damals zwischen den beiden vorgefallen, da« würde wohl nie «in Mensch erfahren! Hatte den alten Mann die Nachricht von dem Lod« sein«» Sohn«« so ungehruer erschüttert? Aber «r halt« ja Ernst längst für tot g«halt«n l Od«r hast« «r vernommen, daß Hilda Ernst« Tochter war? Halt« nur dies« stark« Aufregung Schuld on seinem Tode? E« gibt «den in jedem Drama Szenen, für welch« di« Erklärung mangelt. Man kann nur ahnen und ver muten. Aber all das ander«, da» war ja nun fast er- «lesen l Gret« Wrntheim war von der Bibliothek tn da« Zim mer ihrer Tochter geeilt. vielleicht mußt« st« irgend «inen Dang -- irgend «inen Weg, der den anderen unbekannt »arl Ihr« Mutter hatte da» kleine Bild Hilda« mit sich genommen. Eie hatte wohl daran gezweifelt, jetzt ihre Wünsche zu erreichen. Da hatte sie tn Hast und Eil» ihrem Kind« da« Geld hingrlegt — wahrscheinlich hatte sie den kleinen Zettel schon früher für diesen Fall Her gerichtes hatte den Schlüssel und Ehering dazugegrb«« und war enteilt. Freilich — von da an «ar noch alle» dunkel! wi« hatte Julie ihren Tod gefunden? Wo war Just«« Geld geblieben? Aber für Georg Günther und Hilda bedeuteten alle diese Beweise die vollste Rechtfertigung! «Georg l Ich komm«, ich bring« dir wieder, was du so heiß verteidigt hast — dein« Ehre l Ich komm« —* Lang», lange sah Hilda nieder auf sein Bild, , , Angela Varnini war unbemerkt eingetreten. »Wenn du mit mir reisen willst — mich rufen künstle rische Verpflichtungen noch einmal nach Europa. In den nächsten Tagen fahr« ich tn Begleitung meinrr alten l »Und du kommst auch nach Freydeck?" „Neinl", Angela» Antwort klang sehr knapp. Hnoa say er staunt auf. Da sah sie, daß tn den schönen, großen Auge« der anderen schwere Tränen funkelten. .Angela,'' sagt« st« leise, »diese. Bild — Erich« und Georg« — wer sandte dir da» ?" .Wer? Einer, den ich vergessen muß, und den ich doch nie und nimmer vergessen kann und will«" »Erich Günther?" .Ja." .Und — und weshalb sprichst du von Vergessen? Wenn du ihn liebhost, Angela — und wenn er dich liebhat?" Angela sah ber Fragerin offen tn di« Augen. Er selbst hat es mir geschrieben, daß wir un« nicht mehr treffea dürfen, denn Käthe Gerlach liebt ihn. St« hat «inst ihr« Gesundheit, ihr« Schönheit für ihn hergegeben, sie hat Pir thn Opfer auf Opfer gebracht. Und — st« liebt ihn." ,Gr will sie heiraten?" Angela zuckt« di« Achseln. .Sein Vater, Mar Günther, ist setzt srei, aber er ist ein einsamer Mann. Der Makel liegt noch auf ihm, so sehr Doktor Gerlach sich für ihn bemühte. Nun hat mir Käthe vor einiger Zeit geschrieben: sie hat ein Zimmer in Freydeck bezogen und will nun «och einmal selbst dort alle, durchforschen. Sie schreibt «tn wenig geheimnisvoll, so, ad hätte sie irgend etwa» gefunden, wa» st« zu neuen Hoffnungen berechtigt, aber jedenfalls will sie nicht darüber ferechea. »wenn «ALM» glich geläNüP^fubr Angeig tert. .das noch bestehend« Dunkel zu' lüsten, wenn sie den Namen Max Günther« von jedem falschen Schein befreien könnt« — wa» wär« natürlicher, al« daß Erich sie zur Lebenegefährttn wählt? Sie hat so unendlich viel für ihn, für die Seinigen getan. Ich — ich konnte fast nicht, tun l Sr muß sie ja lieben. E« ist auch kein« so wie siel" - Angela hatte sich gezwungen, ruhig z» sprechen. Aber Hilda sah den Zug füllen Leidens in ihrem Gesicht; sie sah, daß diese schönen Augen schon viel geweint hatten. Sanft legte sie die Arme um da» Mädchen und küßt« sie. In dieser Stunde gewann Hilda sich «tn, Schwester sür da» ganz« Leben. — Einige Tag« später stand der Wagen vor der Tür, welcher di« beiden Mädchen und di, Gesellschafterin nach der Bahn bringen sollte. Noch einmal umschlangen di« Scheidenden Luci« Varnini, welch« mit ihnen vor da« Hau» getreten war. „Liebe Mama," sagt« Angela unter Tränen, .«» ist so traurig, daß du hierbletbst — so allein —" „Kind," antwortete di« still« Frau beruhigend, .da» ist für mich der Inhalt meine« Leben«. In diesen Tagen hab« ich «» ilnsehen gelernt: alle» rächt sich einmal! Fritz Wenthelm, den ich «inst nicht mehr lieben konnte, ist fast gestorben an seiner Liede zu mir. Und ich — ich muß ««mit ansehen, wie der Mann, welcher für mich zum Inbegriff allen Erdenglück«« geworden wär«, langsam dahtnstirbtl E» ist alle» ein Schicksal, Kind. Da« mein« liegt hier beschlossen. Für euch beide aber hoff« ich auf eine Helle, lichte Zukunft. Lebt wohl l" Di« Pferd« zogen an, Tücher wehten. Eng anein- andergsschmiegt fuhren die Jungen dem Leben entgegen. Hinter ihnen versank da« einsam« Hau« im Dunkel ber Me« ' " 21. Kapitel. Grete« Gestänont«. Aeber dem Städtchen Heidenheim und dem weiten, schönen Lande lag di« warm», zitternd« Luft dr» Früh sommer«. Weithin dehnten sich die wogenden Felber, Blumen blühten überall, und di« Vögel schwirrten ge schäftig hin und her zum Füttern de» Nest,». Segen, Fülle und Schönheit, wohin man blickte. Käthe Verlach saß an einem der breiten Fenster de» Schloße» Freydeck und sah mit nachdenklichen Blicken hin ein in die sommerliche Pracht. Für sie blühte der Sommer nicht. Sie fühlte es täg lich deutlicher, daß st« von dem himmeljauchzenden Lebens feste ausgeschloffen war. Ihre stet» schwankende Gesundheit war i» diese« letzten Jahren fast unausgesetzt ernsten Störungen unter worfen gewesen, sie sah weit älter au«, al« sie «ar. Da» fein» Gesichtchen erschien jestt in dem scharfen Sonnenlicht «och schmäler al« früher, die Gestalt noch hin- fälliger. Doktor verlach, der gleichfalls im Zimmer «ar, und der schon seit einer geraumen Weile seine Tochter heim lich brodachiete, seufzte schwer. Dieser Prozeß Günther und sein« Folgen hatten an Käthe so gezehrt, wie früher ni« etwa«. Sie sah, wie tief Erich den Schlag emofand, ber die Familie betroffen, und sie verlor tn dem steten Suchen, dem unau»g«setzt«n Forschen all« eigen« Lebens- — Freilich, Lrich und Georg hatten sich durchgeLbPtei. wenn auch fshr Kart. Sie hätten beide ihre Studie,, vollendet. Erich hatte eine Stelle in einer Gerichlstanzlei, und außerdem verwaltete er Schloß und Gut Frey leck für Angela Varnini in musterhafter Weise. Georg leitete als Ingenieur den Dahnbau in nach, ster Nähe. Beide Brüder waren tüchtige Männer gewcrdcn, aber ein tiefer Ernst lag über ihrem Wesen, der sich noch verstärkte, seit Max Günther aus dem Gefängnis helmgekehrt war. — Dieser sehr fülle, blasse Mann, welcher nun ivied.r unter Menschen leben scllte und eigentlich j-lb't alle Fühlung mit ihnen verloren hatte, ging wie ein Fremder -wischen ihnen allen umher. Der alte Oberst von Kirchbach war vor 'kurz.'m ge storben und batte Max sein Haus und ein schmales Kapital hinteclasfen. ' Hier wohnt« er nun, lebt« in jenen Räumen, wechle «Inst Julie bewohnt hatte, und -schien die Untätigkeit ge radezu als eine schwere Last zu empfinden. Aber in irgendeine Fabrik al» Leiter einzutreten, irgend eine für ihn passende Stelle zu suchen, alles dies widerstrebte ihm. Und wer weih, ob er eine solche Stelle bekommen hätte. Man nimmt überall nur höchst ungern Menschen mit einer bemakelten Vergangenheit. Uebcr ihn hatten die Richter ihr .Schuldig" gesprochen — er fand schwer einen Platz unter allen den anderen, die ohne Flecken ihr« Namen trugen. So vertiefte er sich denn mehr und mehr in seine einstigen Studien. Den Kampf mit dem Leben hatte er abgejchlossen, nun wurden die Bücher seine besten Freuude. Die Bücher — und Käthe Gerlach. Stundenlang konnte das kränkliche, zarte Mädchen Ihm aufmerksam zuhören, stundenlang saß sie neben ihm. lieber den Prozeß sprach er nie und ahnte auch kaum, daß sie heute noch emsig jene losen Fäden verfolgte, welche einst wie «in Netz sich um ihn, um Georg, um Hilda Wentheim geschlungen hatten. Diese Fäden wenigsten» teilweise zu entwirren, die» schien ihr die einz ge Aufgabe ihres Lebens. Jahrelang hatte sie trotz aller Anstrengungen nichts finden können, aber nun — .Was sagst du eigentlich dazu, Vater?" fragte Käthe endlich in di« Still« hinein, di« seit einiger Zeit zwischen thr und ihrem Vater herrschte. .Ist dies nicht sehr son- derbar? Es ist ein Schlüssel, ganz wie Hilda Went- hrini thn uns einst beschrieb. Sie verlor ihn — du er- lnaerst dich. Aber sie hatte sich gut gemerkt, wie er ausgesehen, und «a, auf dem Elfenbeinplättchen stand. Hier — ich bade es mir ausgeschrieben: Z. 3 Sehr. 2 L. Dieser Schlüffe! scheint ganz dem zu ähneln, den sie einst von sener seltsamen Gestalt erhielt. Nur die Inschrift des Plättchen, ist eine andere: Z. 3 Schr. L. 4 — Und dieser Schlüssel findet sich jetzt — nach drei Jahren — in dem Rockfutter des «valonanzuges, welchen Graf Hugo an jenrm Unglückstage trug. Findest du dies nicht wirk lich sonderbar, Vater?" „Weshalb sandte der Direktor der Nervenheilanstalt wo Hugo Freodeck dahinsiecht, eigentlich diesen Schlüssel? Au» eigenem Antriebe?" Käthe Gerlach errötete «in wenig. „Nein, ich hab« ihm geschrieben!" „tzo, und was bat u geantwortet?^,
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