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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192411229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-11
- Tag1924-11-22
- Monat1924-11
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1924
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und vernünftig Ist. Scheu- «y nit Arve« noch Plag' und hör' auf kluge, studierte Leut', werd' ich mein bwig verschandelt WeingüUe wieder hochbringen. Ich halt'» mikm Fortschritt, dast du'» nur weißt. Man soll ntt zu lang' auf totem Paukt stehen bleiben. Stillstand — Rückstand. Die Welt dreht fich nun mal, und die liebe alte Sonn' auch. Sie »ar un» uit gnädig, diese, letzten Jähr', vielleicht, well »tr ihr gar so viel -umuteten, anstatt ihr fest beizustehen gegen da» schädliche Gewürm, da» uns der ewige Regen «io di« verdammte Einwanderung aufgehalst haben. Ein höllisch Stück Arbeit ist'« ja, da» Schwefeln, da» jargsame Spritz«» mit Rupferlösung. Aber ich tu », immer «>d wieder, «an'» auch zumeist nur gegen den M -Ust. Der infame» Reblaus, di« aus Amerika kam, winkelt, äks red» st« zu einem Kkänken und yob mit barmen« der Zärtlichkeit die Arme, st« um seinen Hals zu schlingen. Doch er fing ihre Hände auf, hielt sie fest und schob so die schlanke, feine Gestalt der Tochter ein weniges zurück. »Schon gut, Dirnle, wehrte er rauh und konnte es doch nicht verhüten, daß ihm Heller Daterstolz aus den düsteren Augen brach, und sprach dann milder: »Bist gern wieder kommen, he? Nun geh 'nein, solch staatsches Mädle hat Platz im Haus. Dat Bärble wird gaffen. Und du auch. 'S ist dir über n Kopf gewachsen in dem Jahr, und schaffen tut's für zwei. Dem Lowis hat sie's Schlüsselrecht einfach abgenommen, schau', daß du » wiederkriegst. Nun, fehl'» zu, daß ihr Frieden hattet, ihr drei." Das leise Lächeln, das Weyland flüchtig um die Lippen gespielt, verging, als er darauf fast herb hinzusetzte: »Zuviel Plag' hast nit zu fürchten. Traut, auch Heuer wird der Herbst nix Besseres bringen als faule Täg, ich wett'." Damit schritt er schweren, schleppenden Sanges über die weite Diele in sein zu ebener Erde gartenwarts gelegenes Privatzimmer, während Traute nun in die große Küche huschte, wo fle vermutlich ihre Goth (Patin), die Muhm« Lowis, finden würde und vielleicht auch die junge Schwester. Eigentlich hätte Bärble ihr wohl entgegenkommen Nüssen, aber Traute kannte ihre große, ganz unjugendliche Gelassenheit und hielt sie ihr zugut. So wacker Bärble euch ihre kräftigen. Glieder rührte, dem Gemüt nach war Üe von phlegmatischer Rude. Bon jeher ließ sie die Dinqe ni sich herankommen, und kam ein Anprall, so hielt sie unbeweglich stand. Nichts brachte das junge Ding so leicht au» dem Gleichgewicht, und so war'» kein allzu schweres Handeln mit ihr. In der Tat, Muhme Lowis befand sich in der Küche. Sie war dckbei, den Brotteig anzurühren« »Marja et Traut." Im Umsehen reinigte sie die mehlbestaubten Hände an der weißen Backschürze und streckte sie herzlich der Nichte entgegen. »Mädle, weißt ja, es gibt immer zu tun, und hier hört man kein Wagengeroll," «ntschuldigte sie ihr Fern bleiben. »Bin al» ftoh über dein Heimkommen. 'S Bärble ist freilich immer firm auf die Bein, allerwege siehst sein Flaxhärle leuchten, aber et will auch » Kommando haben. Der reine Wachtmeister, dat Wicht. Jetzt soll» selber mal parieren. Nun führst du et Haus. So gehört sich's." Traute legte lachend den Arm um die rundliche Frau, die, verwitwet und kinderlos, dem Haufe Weyland schon seit Jahren die fehlende Hausfrau und Mutter schlicht und recht zu ersetzen strebte. »Nein, du Muhme, so gehört sich'» und ist aut für uns alle. Daß ich dir tüchtig Ulfe, versteht sich. Solltest nun ein bissel rasten, liebe „Denk' nit dran. Käm' leicht in« traurig Sinnieren, ließ ich die Händ' ruhen und töt' zu viel auf s Sehnen horchen nach alle dene, die ich begraben mußt." »Ja, ja, liebe Goth, das versteh'ich schon. Aberunshast auch was lieb, gelt?" Trautes weiche Hand glitt schmeichelnd über ihr Gesicht, da» tränenfeucht war. »Kindle, was fragst noch. Meine einzige Freud' seid's, alle drei. Mög' euch der Herrgott die schlimmen Zeiten nit zu schwer machen. Aber nit gleich in der ersten Stund' will ich von reden. Geh, nur Troutle, schau' nach'm Bärble. Es wird im neuen Etübl» hocken, rein närrisch ist's darauf. Hält' freilich draußen jein sollen, ober du weißt schon, es läßt sich gern suchen." „Welche Stub', Muhme?" „'S große Erkerstüble, wo dein Mutterle hausle. Da hat Vater jetzt fein Herrichten lassen für dich. Dat Bärble giftet sich schier. Steckt allweil innen." „So kommt's mit 'nein," lachte Traute glücklich und flog die Stufen zum ersten Stockwerk hinan. Hier befand sich der schöne Raum, den /pH Weyland seit dem Ableben der Frau in Ver > K ge nommen und schon an die zehn Jahre unbewoh "'ß, an dem seine Kinder in scheuer Ehrfurcht, wie an "M Heiligtum aus leisen Füßen vorübergingen. Und nun steckte der Schlüssel, den Vater sonst bei sich zu tragen pflegte. Traute öffnete mit fliegenden Fingern, stürzte aus dl« Schwester zu, die richtig hier war. Regio» stand sie an einem Fenster und starrte gleichgültig in den rieselnden Regen. „Bärble, Bärble, das soll nun unser >cm?" jubelt« die ältere unter zärtlichen Küssen. „Deins," versetzte die große Blonde knapp. „Was regst dich auf? Ist dein Erstgeburtsrecht." Ach. Recht — Recht. Einzig lieb ist's von Vaterle- den Mehltau hllft. Der k»fame» Reblaus, di« au» Amerika kam, sich'» «m a» »»seren deutschen Reben wohlsein läßt, an ihrer Wurzel schmarotzt ihnen 's Lebensmark wegzehren macht', her mußt »och ander» zu Leib' gehen. Uno ebenso dem »iederttächtigen Heuwurm, der die armen Stöcke mit seinen Fananetze» umwickelt, «stickt und fich von seinem Mord- Uesellen, dem Sauerwurm, dabei Hellen läßt. Gar schwer ist ihnen beizukommen. Da heißt'» die Zähn' zusammen heißen und all lasch werden." »Lat« behauptet, nur Eonnenkrast könnte da» Un geziefer gründlich ausrotten," wandte Traute ein. »Und wenn sie nimm« da ist? Ich wart' ihre gute Laun' lieb« att ab. Da Ms bester ihr zuvorzukommen. And ein Glück Ul'», wenn Menschenklugheit Hilfsmittel er sann, wo die Ratur uns im Stich läßt. Eie sind probat ich hab'» «fahren. Selbst in diesem Elendsjahr erziel' ich wohl »och ew viertel Herbst aus meinen paar Morgen. Und Vater in fein« zwanzigfach größeren Wingert« ? Da frag' lieb« nit Er schlägt nit die Kosten raus Er hat nritRiesenverlqst gearbeitet fürcht' ich. Und so gehr'» den Nachbarn allesamt Die von Haus au» begüterten wirst hie bös« Zett ntt gleich um, und sie find'» auch, die mit Kat« in» gleich« Horn stoßen. Solang' sie stehen, be gehren fle noch auf. Und schneiden fich doch nur in» eigne Fleisch. Met» Herrgüttle, blank« Unvernunft ist'»." Hast da da» Vater ntt vorgestellt?" «leder Jörg» eifernde» Gesicht flog ein Hauch von Ver legenheit den « mit einem kleinen Lachen zu oerwischen strebte. „Die Red' kam schon mal drauf, ein Wickelkind, da» kein Lörtl zu sagen weiß, bin ich halt doch ntt. Fortan ab« schließ' ich lieber '» Maut Ich üeb' Frieden nn Hau». Den härt' ich nie, wollt' ich immerlo» mit Lat« üb« unsere Wlnzerkalamttät disputieren. Er läßt stch selbst durch Tatsachen schwer überzeugen. So tu, ich gatt in dem Meinen, was recht und not ist und Helf mir ohne viel Geklapper." „Du arbeitest ab« auch für Lat«." „Gewiß tu' ich da». Aber ntt wie eia hörig« Knecht sondern doch «her al» Teilhaber gemeinsamer Interessen. Lat« würd' mich auch trotz all« eigensinnigen Recht haberei ungern im Hau» entbehren, das weiß ich. So gab' auch ich «ine gewiff« Selbständigkeit und deshalb pressiert mir'» Fortgehen ntt. Red' ich auch ntt mehr in den Wind, weiß ich doch zu handeln." „Wie da»? Vaterle schaut scharf au». Ich mein', da mär' kein Winkel in seinen Weinbergen, den er nit kennte." Jörg lächelte listig. „Der Herrgott, dem Erd' und Menschen wie Glas sind, ist « doch nit Und vom Firnsteigen hält « ohnehin nix mehr. Ich kann dir'» jetzt »tt so zwischen Scheun' und Hau» erklären, wir sind gleich daheim. Wirst'» am End' auch von selber merken. List gescheiter al» das Bärble. Und so viel netter. Ja, Mädle, hast dich fein rausgemacht in dem Jahr. Trautle, mußt sehen, uns das bös« Kreuz aus'm Weg zu rücken. Ader frag' Dat« nit viel. Er verträgt'» schlecht. Sein Gesicht sagt dir schon genug. Und sonst wart', dis « sich mal die Sorg' vom Herzen spricht." — Machte es die schwere Regenlust, die Joseph Weyland so grau und verwittert aussehen ließ? Traute erschrak, als sie ihn in die breite Pforte de» Hause» treten sah, sie zu begrüßen. Sie war immer stolz gewesen auf ihren stattlichen Lat«, der so aufrecht und sicher die große, volle Gestalt trug und doch wieder die anheimelnde, rheinländische Wesensart hatte, den offenen, warmen Blick und den frischen Humor. So hatte sie ihn ln der Erinnerung. Der da stand, war ein anderer. Als sie fortging, zeigte sein dunkle» Kraushaar kaum «inen grauen Faden, jetzt schimmerte es ihm weiß an den Schläfen, da» «Hedem volle, blühende Gesicht hatte all« gesunde Lebsrische verloren, «ine verbissen« Schärfe lag darauf, die Traute wehe tat. „Grüß Sott, vaterle," laat» mit weicher Behüt oas Stüble yerzugeben. Tu fix Vein Bettle her, ist io viek Platz.' »Ich maa nit.- „Weshalb bist dann hier?" „Nu, ich seh' gern mal was Hübsche». Mächtig sein ist's worden. Vater griff tief ins Säckle. Die üble Zeit merkst hier nit. Mir kommen eigene Gedanken dabei. Sollst am End' auch was gefällig sein. Umsonst ist ntt mal der Tod," schloß fle mit einem Blick listiger Heim lichkeit. „Geh, Bärble, wie mag ein jung' Dingle von sech zehn so spitzig reden." Das Mädchen antwortete nicht, wandte das nun wieder füll verschlossene Gesicht teilnahmlo« der regenverhange nen Landschaft zu. , Dagegen wanderten nun Trautes warmbelebte Augen in Rührung und Wißbegier zugleich durch da» weite Ge mach, dem das getrübte Tageslicht wenig anzuhaben schien, die neue, Helle Tapete, die klaren, schneeweißen Mullvorhänge der Fenster waren Licht und Freudigkeit an sich. Ja, eine große Wandlung war hier geschehen. In die ein wenig düstere Ruhe alter Zeit hatte der moderne, sarbenhelle Riemerschmidtstil Eingang gefunden. Die altersschwarze Balkendecke war nun schlichtweiß getüncht, verlängerte sich nahezu meterbreit, da» heißt, lie? als weißer Streifen rings um die Oberwände und schloß mit einem stilisierten einfachen Blumenfrie» ab. Da» ließ das Zimmer freilich niedriger erscheinen, al» es tatsächlich war, vermehrte indes anderseits die Helligkeit. Die ruhige, taubengraue Wandbekleidung unterstützte di» Wirkung. Das mittlere der drei Fenster, doppelt so breit als die anderen, sprang erkerartig heraus. In diesem Vorbau stand Mutterles Nühtischchen. Feines Pflanzengrün um rankte dies Lieblingsplätzchen. Traute entsann sich noch recht gut, wie gern die feine, blonde Frau hier geweilt. Und niemals müßig. Immer ein Näh- oder Strickwerk in den rührsamen Händen. Zu ihrer Freude fand sie auch andere Stücke der lieben, alten Mahagonimöbel wieder, nur waren sie fein aujpoliert und glichen genau den modernen, teuren Bieder meiersachen, die Traute in Mainzer Magazinen zuweilen angestaunt und anderseits als alte Bekannte begrüßt hatte. Das leuchtende Rotbraun stand köstlich zu dem feinen Eilbergrau der Wände. Völlig neue Anschaffungen waren dagegen der riesige Eckspiegel, ein bequemes Damensofa, zu dem wunderhüb,ch geformte Sesselchen gehörten, und neu war der große, weinrote Velourteppich, der fast den ganzen Boden be deckte und das schöne Zimmer ungemein behaglich machte. Ein paar gute Bilder, Basen und zierliche Nippe» fehlten ebensowenig. Das breite, moderne Bett und eine eben solche Waschgelegenheit befanden sich in einer Wandnische, die duslige Mullvorhänge drapierten und zugleich von dem eigentlichen Wohnraum abschlossen. Traute war ganz benommen von dieser Herrlichkeit. Und nun wurden ihre glücklichen Augen noch größer, 'elig jauchzte sie auf: „O du mein gut», gut» Vaterle." Da war ein Klavier, ein funkelnagelneues. Sie hatte kein nennenswertes Talent, aber immer eine so tiefe Freude an der Musik gehabt, daß sie die mäßigen Oppenheimer Klavierstunden mit Feuereifer durch einen besseren Unter richt in Mainz zu vervollständigen suchte. Ein altmodisches, dünnes Tafelklaoier, das Mutterle mitunter gespielt, hatte ehedem für die häuslichen Hebungen genügen müssen. Und jetzt ein Steinway-Pianino. Für sie. Sie begriff es kaum. In ihre heiße Freude stahl sich ein beklommenes Aufseufzen. Ein so kostspieliges Geschenk in diesem schlechten Jahr. Konnte Vaterle denn das? Da fuhr Bärble herum. „Kannst zufrieden sein, gelt?" „So schön ist's. Viel zu schön — alles — alles." „Bedank' dich auch beim Jörg. Der hat die Beschicht' in Mainz bestellt. Kennt sich aus darin. Ist doch einer von den Neuen. Ja, da waren sie wirklich ganz einig zusammen." „Wo ist's Spinettle blieben?" „Drunt' im Eßzimmer jteht's. Gut genug für mein Gepauk, denkt Vater wohl." »Du spielst hier, Bärble, soviel du magst. „Gar nit spiel' ich mehr. Hab' wirklich kein Pläsier dran, und Zeit schon gar nit." „Ist schade, Bärble. Selbst nur ein bissel Musik gibt solche Freud ." „Ah no, meine Talente liegen anderswo. Ich tummle mich lieb« in Hau» und Hof. Und Vater ist » zufrieden Aber sein Bett stellst her," schmeichel» Tram«, ehr lich bestrebt, ihre Herrlichkeit zu tellen. „Schau', dort«» Lis tiefe Eck'. Da geht'» schön nein. Und kein» geniert '» andere." „Dank' schön. Ich bleib' wo ich bin. Meine Kamm« ist auch nit gering. Weißt ja, winzig« Stuben gibt'» gar ntt im großen Haus. Ueberdem, was «tra Güt'» hab' sch auch abkriegt. En mächtig Bettle. Auch ganz modern. Lang und brest, daß sich ein» ordentlich strecken kamh hat sich's tagüb« abgerackert. Für mein groß fein Lett« ist dein Eck da halt zu klein." Trautes selige Augen trübten sich. „Die da rottksd Bärble. Mußt mir aber auch ntt mein^aute Freud' neiden." Sie ging zum Erker, zog die fchncht niederwallend«» Vorhänge beiseite und sah nun doch nicht» al» di« ver schwommenen Formen regenumrauschter Sartenbäume. vo» den Weinbergen stand's wie eine dichte, graue Wand. Und wie hatte Mutterle die Ausschau hier geliebt. Ztt ihrer Zeit gab » andere Iahresläufe. Dem feuchtkühlea Lenz folgte ein warmer, fruchtschwerer Eomm« mit Gluten, die da» hochragende Kom sattsam ausreiften, den Saft in den vollen Weinbeeren zu schäumiger Süße kochten. Ja, die treue Sonne streute ihr Gold über da» Land wie «ine Verschwenderin. So kam dann auch ein Herbst mild und trocken, wie « sein soll, um den Trauben die kostbare Edelfäul« zu geben, die zum starken, spritzigen Feuerwein gehört. Und Mutterle schaute von ihrem lieben Plätzle in dankbarer Zufriedenheit zu den Rebbergen 'nüber, wie st« da im wohligen Sonnenschein gebettet lagen, wie sie leuchteten, zauberhaft schön im buntfarbigen Laub, und darunter der strotzende Segen der blauen und purpurnen und goldgelben Trauben. Wie schwer und prall sie da hingen. Man mußte die Fülle stützen, ihr gar Kübel unter schieben, kein Tröpflein durfte verloren gehen. „Denn jedes ist ein Korn Gold," pflegte Later in jener Zeit zu sagen. ^Ia, das Rheingold, Kind«. Wohl kostet'» Schweiß, e» zutage zu fördern; was schadet'«, wenn man nur weiß^ um was man sich plagt." Und dann hatte « die Mütze von der heißen Stirn ge nommen, die arbeitharten Hände um sie gefaltet und in brünstig gesprochen: „Gott segne unser Rheinländle und seine Reben, der Herr segne unser, saure Winzermüh'." Winzernot. Wer kannte sie zu jener Zeit? Ntt Mutterle. Nie hatte sie die Runen gesehen, die Sorg« und Grimm späterhin in Vaters frohstolzes Gesicht ein zeichneten. Eie war ruhig schlafen gegangen in der ge trosten Zuversicht, es stehe wohl um ihren fleißigen Mana, um sein schönes Heimatle und seine edlen Reben. Bald zehn Jahre ruhte sie nun in Gotte» Garten, und fast ebenso lang ging nun schon die Winzerklage über nur mäßig« oder gar geringe Ernte durch da» Land. Wie kam nur dieser traurige Wandel? Hatte man etwa» versäumt, ver fehlt? Zürnte der Herrgott, daß « die Sonne so viel verborg? Die Sonne, die da» Rheingold wachsen ließ, das sie alle, alle brauchten zu ihrem nutzbringenden Lebens- werk. Schwer seufzend zog Trevte die Mullfalten wieder zu sammen. Es fror sie plötz'ich in ihrer wannen Freude. „Nix zu sehen und nix dahinter," sagte hier Bärble achselzuckend. Find' dich drin. 'S Grämeln bessert'» nit. Und nu willst du die Schlüssel haben, gelt?" „Ich muß wohl. Gibst sie denn willig her, Bärble?" „Muß doch auch." „Bärble, wir schaffen zusammen, wir stehen gleich." „Bist en Schäfte, Traut', trotz deiner Stadtklugheit. Dl« Schlüssel und 's erste Wort kommen allweil der älteren Haustochter zu. Ich hab' dich nur vertreten, jetzt bin ich wird« Nummer zwei." Bärble nestelte von ihrem Schürzenband ein schwere» Bund von Schlüsseln verschiedener Form und Größe, die ein großer, schön ziselierter Tragring zusammenhielt. „Du hast dein Erstgeburtsrecht, dagegen darf ich ntt sagen. Aber weißt, allzulang wirst» hier im Hau» ntt mehr wahren." „Ich bleib' doch jetzt." „Glaub' ich nit. Heiraten wirst bevor lang. Dann bin ich einzige Haustochter und denk'» noch 'n« oute Weil' zu bleiben." Traut« lochte herzlich. „Da» glaub' ich wieder nl^ Müssen uns schon noch manch Jährte mltsammea vertragen. An mir soll'» nit liegen, wenn'» mal schleck, geht, Bärble." Vor »rm Mittagessen, da» man heute au» Rücksicht str Troutr «uf rtoe spätere Stund« verschoben, pocht« , sie bei Be«r a»- tdm Dauk zu iasea.
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