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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192511104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19251110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19251110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-11
- Tag1925-11-10
- Monat1925-11
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1925
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H 261. L. VeNage »» »ieterr rieNSta», IN »«»««»er 1»?5, «»««». 78. Jahr,. r« rM m« nie srm Mm. vbz. Berit«. Im «eiteren Verlauf« de» Prozesse» vurbe auch h« Pte«an« Grof votHmor per»»»««», der erklärte, da- er sich in feder Beziehung schütze»» vor fein« Frau stellen «erde. Er habe sie al» achtzehnjährt»«» Mäd- chen geheiratet. Sie habe al» Rheinländerin «in leicht« dlttttge» Temperament und ginge «t«a» leicht mit dem Velde um. Sin Diebstahl aber sei au»geschloss«n. Am Sonnabend wurde der Atährtg« Sandaerichtbprtifii d«»1 «. D. Rieck vernommen, der mit der yawtlie vothmer in engstem gesellschastliche» Verkehr gestanden hat, in dessen Haus« nach der Anklage die Gräfin Diebstähle verübt haben soll. Der Zeuge sagte au», bah er am 28. August Lei bör Rückkehr von einer Reise die Poltzeibeamten 1« seiner Wohnung getrofsen und von ihnen gehört hab«, das, Der« Lacht gegen die Gräfin bestände. Er erklärt« da» für un. möglich; eher würde der Himmel etnsallen. Die Gräfin hab« ihm erzählt, bah sie von eine« Optanten au» Pose»! zwei Teppich« gekauft habe, die de» i« Besitz Rieck» be findlichen Teppichen sehr Lnlich sähen. Sie hab« btt Tep piche gekauft, weil ihr der Optant leid tat und in Not war. Der Zeug« schilderte ferner, bah er den au» Zeitung». au»schnttt«n hergestellten Brief bekommen habe; die Gräfin habe ihm erzählt, sie wolle versuchen, so eine» Vries nach zuahmen. Da» war aher erst »ach der ersten Haussuchung am 26. September und bet der Haussuchung wurde eine Zeitung im Schreibtisch der Gräfin gefunden, au» der da» Tort „Präsident" ausgeschnitten war. Al» man La» Silber am Heiligen See sand, habe die Gräfin einen Herzkrampf bekommen. Am 1. September ist in der Wohnung Le» Zeugen in seiner Abwesenheit ein Silberdtebstahl vorgekom men. Die Gräfin war, wie der Zeuge auSsagte, in diesen Tagen bei ihm. Er war nachmittag» im Kasino. Seist Schwägerin verlieh mit der Gräsin ein« halbe Stund« die Wohnung. Al» sie zurückkehrten, war da» Silber fort. Der Zeuge erklärte auf die Frage de» Vorsitzenden, daß «in Dieb unmöglich alle bei ihm gestohlenen Sachen aus ein mal hätte fortschaffen können, dazu gehörten zwei bi» drei Männer, namentlich um die schweren Teppiche fortzuschaffen. Bei der Vernehmung der Schwägerin de» Zeugen durch die Potsdamer Polizei fragte der untersuchende Beamt«, ob nicht die Gräfin in dem Augenblick, al» sie am Buffett vorbetging, 15 Löffel mit einem Mal herauSgenomme» Haven könnte. Als -er protokollierende Beamte sagte: Ja- wohl, da» kann man, erschien da» dem Zeugen lächerlich und er bat die Polizei, eine Probe »orzunehmen. Sie tat e» sedoch nicht und auch der erste Staatsanwalt lehnte et» entsprechendes Ansinnen de» Zeugen ab, well heim Stande de» Verfahren» ein solcher Versuch überflüssig erscheine. (Bewegung im Saal.) Die «»geklagte selbst erklärte die Protokolle der über- wachenden Beamten für falsch. Die Polizei sei ihr nicht gut gesinnt, was der Zeuge Rieck bestätigte. Als dann der Verteidiger, Justizrat Josephs»«, mit teilte, dass die Angeklagte im Januar 1V24 ein Kind vor dem Ueberfahren gerettet habe, während sie selbst durch einen Hufschlag am Kopf verletzt wurde, und die Ange klagte auf Befragen des Vorsitzenden erklärte, dah sie die Rettungsmedaille hätte, bemerkte der erste Staatsanwalt Gerlach, eS sei nicht ermittelt, Satz die Gräsin die Rettung»- Medaille habe. Hierüber gerieten der Verteidiger und die Angeklagte in große Erregung und erhoben nochmal» Be schuldigungen gegen die Potsdamer Polizei. Der Zeuge Rieck erklärte auf Befragen durch den Vor sitzenden nochmals, daß die Polizcl unrichtige Feststellungen zu Ungunsten der Angeklagten gemacht habe, waS nament lich bezüglich des Briefe» aus Zeitungsausschnitten gelte. Der Prozeß gegen die Gräfin vothmer. )( Berlin. In dem Prozeß gegen die Gräsin Both- «er wurde gestern zu Beginn der Verhandlungen bekannt, daß der Anklagevertreter, der erste Staatsanwalt Gerlach, wie der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Westerkampf Droh» vriefe erhalten haben, in denen die Gräfin für unschuldig erklärt und die Adressaten gewarnt werden, die Gräfin für schuldig zu erklären. Der Brief an Staatsanwalt Gerlach ist in Berlin zur Post gegeben worden und mit einer un- leserlichen Unterschrift versehen. Die Rückkehr de» Uilie-tsch« «öeltflie,er». * Rom. Der italienische Wrltflteger D« Pinedo, der am Sonntag um » Uhr im Ttberhafe» landete, wurde vo» rtner ungeheuren Menschenmenge empsauge», di« ihm be- geisterte Ovation«, bereitete. Al» der Pilot au» dem Flug zeug stieg, wurde er vo» Mussolini umarmt und grküßt. Dann fuhr«» beide nach de« Palazzo Ehtgt, wo ihrer wie derum «ine groß« Menschenmenge harrt«. Der Jubel hört« erst auf, al» Mussolini und De Pinedo auf den Balkon traten und Mussolini durch «tnen Wink seiner Hand die Menge zum Schweig« aufforwrte. Der Ministerpräsident rühmte De Pinedo» kühne» Unternehmen und feierte -en Wagemut de» Piloten. Rach Mussolini sprach D« Pinedo. Er erklärt«, sein Flugzeug wäre imstande ge»«f«, noch wettere zwanztgtausend Kilometer mühelo» zurückzulegen. Die verbreche« des «S»berS Brandt. Wie der amtliche Bericht der Dresdner Arrmwal- Polizei vom 2. November kur» meldete, konnte der Zu schneider Hugo Brandt au» Teputz sestgenommen wer den, der rn einem Fremdenheim aus der Lüttuhaustraße unter falschen Name» gewohnt, dort am ReformattonS- sest die Stütze mit einer Schußwaffe bedroht und ge fesselt und hieraus versucht halt., di« Inhaberin de» Heims auszurauben. Infolge der lauten Hilferufe miß- glückte das Verbrechen. Nach dieser amtliche» Presse notiz hatte Brandt am 20. Oktober m Charlottenbura und am darauffolgenden Tage in Stettin gleiche Straf- taten begangen Eine Dresdner Korrespondenz verbreitet hierzu anderweit noch folgendes: Der Räuber Brandt wurde »n den letzten Tagen der Staatsanwaltschaft Dresden zugesührt, er dürfte für eine ganze Anzahl schwerer Verbrechen in Frage kommen. Wenige Tage vor dem Dresdner Raubversuch hatte der gemeingefährliche Täter die Kirchentanzlet der MatthäuS- Gemeinde in Steglitz ausgesucht und der Rechnung?- führerin Werner erklärt, er sei aus der Landeskirche aus- getreten, wolle dies aber wieder rückgängig machen, und ließ sich unter diesem Vorwand die Adresse des Pfarrers geben, um hieraus den Geistlichen angeblich persönlich aufzusuchen Kurze Zeit darauf war Brandt wiederum in der Kirchenkanzlei erschienen, erklärte, er habe sich die Angelegenheit ander» überlegt und bat die Rech nungsführerin, die Adresse deS Pfarrer» auf den Bries umschlag zu schreiben, wa» letztere ahnungslos auch tat. Plötzlich zog der freche Räuber einen Revolver, zerschnitt den Fernsprechdraht, fesselte die Rechnungsführerin, steckte ihr einen Knebel in den Mund und raubte aus dem offenstehenden Geldschrank gegen 1000 Mark Bargeld, um hierauf zunächst unerkannt zu entkommen. Der gefessel ten Rechnungsführerin Werner war eS nach der Tat ge lungen, den Knebel zu entfernen, auf ihre Hilferufe eilten Hausbewohner herber und befreiten sie aus der unangenehmen Lage. Nach der Meldung de» amtlichen Dresdner Polizei berichts war eine bei dem Raube rn Charlottenburg ge fesselte Stütze in der Angst zum Balkon binabge« sprungen und hatte dabei beide Beine gebrochen Hierzu ist folgendes ergänzend zu berichten: Der Raub war in der Bayreuther Straße in Ehar- lottenburg, und zwar in der Wohnung der Baronin Barnikow zur Ausführung gekommen. Die Baronin tritt unter dem Künstlernamen „Charlotte Böcklin" al» Schau spielerin, insbesondere auch als Filmschauspielerin aus Am Tage der Tat wurde in der Wohnung der Baronin angerufen und durch Fernsprecher die Mitteilung ge macht, daß noch zu später Abendstunde ein Paket abge geben werde. Tatsächlich kam auch ein Mann — wie sich spätere herausstellte der Räuber Brandt — überreichte ein Paket und bat um eine Quittung. Nichtsahnend wollte die Stütze Urban auch eine solche ausstellen, mußte aber unter Androhung mit Erschießen den Eindringling durch alle Wohnräume führen. Dabei wurden alle Behältnisse durchwühlt und gegen 1500 Mark geraubt. Der Räu ber fesselte die Stutze hierauf, steckte ihr einen Knebel in den Mund und band sie am Bette in ihrer Kammer fest, um dann zunächst unerkannt mit der Beute zu ent kommen. Dte Stütze vermochte sich zu befreien, sprang dann »um Ballon hinab und brach dabei die Beine An der Ausführung dieser Räubereien ersieht man, wie unerhört dreist der Zuschneider Brandt sorge- gangen ist. Da» Verhalten der Inhaberin des Frem denheim« in der Lütttchaustraße, die sich trotz vorgehas- tener Waffe nicht ernschüchtern ließ und laut um Hisse rief, wodurch der Plan mißglückte und die Festnahme dann ermöglicht worden ist, verdient unzweiselhaft An erkennung Seiten» der Staatsanwaltschaft und Krimi nalpolizei werden gegenwärtig umfangreiche Erörterungen angestellt, wa» Brandt alle- auf dem Kerbholz« hat. Nach den bisher bekannt gewordenen Straftaten dürfte Brandt für lange Zeit ins Zuchthaus wandern und so unschädlich gemacht werdest, ist doch auch das Stettiner Verbrechen eine ähnlich dreiste und verwegene Tat wie die vorgenannten, im Einzelnen näher beschriebenen Mu - Lereien. WaS Brandt überhaupt alle» begangen, dürft« die erngeleitete Untersuchung wohl restlos amklären. lK—ll) Handel rmd Volkswirtschaft. An der Berliner vbrse stellte sich wieder eine gewisse Festigkeit aus dem Effektenmarkt ein. Besonders anregend wirkten Meldungen, Latz der große westliche Montantrust »unmehr doch zustande kommen werbe. Auf dem Renten markt schloß die sünfprozentige Reichsanleihe mit 0,20825 Prozent. Schutzgebietsanleihe notierte gegen Börsenschluß 4,45 Prozent. Recht lebhaft war das Geschäft in ungarischen Anleihen. Eisenbahnaktien lagen sehr ruhig. Bei den SchiffahrtSaktien konnten Hapag und Norddeutscher Lloyd KurSLesserungen erzielen. Am Montanaktienmarkt gewon nen Bochumer, Gelsenkirchen und Teutsch-Luxemberg bis 1>L Prozent. Auch Phönix war wesentlich gebessert. Kali werte waren unverändert. Farbwerte hatten nur geringe KurSLesserungen. Ehemisch« Werte erlitten teilweise eine Abschwächung. Auch Elektrizitätsaktien neigten überwiegend zur Schwäche. Bei den Aktien der Maschinenfabriken besserten sich Berliner Maschinen um 3 Prozent, jedoch han delte eS sich hier um eine ZufallSorder. Der Satz für tägliche» Geld stellte sich aus 8 bis 10 Prozent. Der Privat- biSkont blieb mit Prozent für beide Sichten unver ändert. Am Devisenmarkt erlitt der französische Franc einen weiteren erheblichen Sturz. — An -er Produkte«, bbrse bewegte sich der Verkehr in Brotgetreide in den engsten Grenzen. Die Mühlen zeigten sich abwartend. Hafer fand nur in guten Qualitäten Absatz Gerne war vernachlässigt. Vertrustung in der Mühlenbauindustrie. Die Aus. sichtSräte der Miag, Mühlenbau- und Jndustr^kiici-gesell- schaft, Frankfurt a. M., und der ihr angeschlossenen fünf Gesellschaften Anne Giesecke u. Konegen A.-G. in Braun schweig, Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik vorm. Gebr. Seck-DreSden, Maschinenfabrik und Muhlcnbauan- stalt G-Luther A.-G-, Braunschweig, Hugo Greffeuius A.-G., Frankfurt a. M. und Kapler Maschinenfabrik A.-G., Berlin, werden demnächst, wie die Frankfurter Zeitung erfährt, über eine vollkommene Fusion des Konzern Bcichsutz fassen. Sämtliche Gesellschaften sollen mit der Miag verschmolzen werden. Tas Miagkapital wird nach der Transaktion 12 Millionen Reichsmark betragen. Zum Streit zwischen dem Treuhänder des seiudlichen Sigeutums und der amerikanische» Regiernng. Richter Hall vom Bundesgericht der Eaümann Kodak Co. of Ro chester gab aus, am 27. 11. uor dem Gericht die Gründe dar- zülegen, deretwegcn die Gesellschaft die lleberweiiung der Dividende aus 28 4L0 Stück ihrer Aktien im Nomina!-Bc- traae von 2 845000 Dollar an die omcrikaniiche Regierung nicht vorgenommen habe. Das erwähnte Aktienpaket war früher im Besitz der Bereinigten Fabriken für photographi sche Papiere in Dresden gewesen und im Kriege non -er Regierung beschlagnobmr morden. Dem Bernehmen nach unterblieb die Ileberweiiung des Dirndenden-Ertragcs an die Regierung seil dem l. 10. aus Ersuchen des Treuhän der» de» feindlichen Eigentums. Der Martiustall. In unserer schnellebigen Zeit schwinden alte Sitten und Gebräuche von Jahr zu Jahr immer mehr. DaS jetzt lebende jüngere Geschlecht versteht oft sogar nicht mehr die Bedeutung der Ausdrücke, deren sich die Großeltern be- Lienen, gesAveiae denn, daß es sie noch anwendet. »Zu Johanni , »zu Michaeli", „zu Martini" üsw. waren früher TerminStage, die gang und gäbe waren und in dem wirt schaftlichen Leben eine große Rolle spielten. Der Marttn»- tag namentlich gehörte zu den Tagen, an denen gewisse Ver pflichtungen und Leistungen fällig wurden. Die Zeiten habe» sich geändert und der Jugend ist der Tag meist nur deswegen bekannt, weil eS um dies« Zeit dte mit Recht so beliebte fette MartinSgan» gibt. Auch tu Le» alte» Bauern- und Wetterregeln ist de» MartinStageS ukcht selten Erwähnung getan: „Wenn um Martini Nebel sind, so wird der Winter meist geliird. — „MarttnStag trüb, macht de» Winter lind und lieb: ist er hell, so macht er daS Wasser zur Schell sEiSs." Auch die Gan» wird in einer Bauernregel mit ihm in Verbindung gebrächt: „Wenn um Martini die Gänse auf dem Eise stehn, müssen sie um Weihnachten im Kote gehn:" Der MarttnStag trägt feinen Namen «ach dem Heiligen Martin, Lessen Todestag der 11. November ist. Der Heuige Martin wurde um daS Jahr 820 in Steiermark geboren. Sein Vater war Soldat und bestimmte auch seinen Sohn zum Soldatenstand«. Während feiner fünfjährigen Krieg»- dtentzzeit wurde er in Gallien getauft. In Liese Zett fällt auch die berühmte Teilung seine» Mäntel» mit einem Bett ler am Stadttor von AmtenS. Er führte dann ein sehr tugendhafte» Leven und wurde im Jahre 875 Bischof von Tour». Er machte sich um die Ausbreitung LtS MönchS- wesen» sehr verdient, und e» ist von ihm besonder» Hervor- zuheben, daß er ein scharfer Gegner gewalttätiger Ketzer verfolgungen war. Der Heilige Marti« ist schließlich der wanberverühmte Patron Frankreichs geworben, nachdem man sich schon vor der Besteigung de» BischofSstuhle» vov Tour» erzählte, daß er zwei Totenerweckungeu vollbracht habe. Er starb hochvetagt um 400 in einem um feine Klause entstandene» Kloster. An seinem GedächtntStage feiert die katholische Kirche da» MarttnSfest. Wen» er auch über Frankreich hinan» ein wahrer Äolkrheiliäer geworben ist, so Hat Lazu in erster Linie belgetragen, Latz viele altgermanische Gitten und Ge- Sräuche, die wit den großen Herbstopfern verknüpft waren and teilweise in vielen deutschen Gauen noch heut« in Schwang sind, wie die MartinSfeuer, dte MarttnSmäunchen, die Martinshörner, der MarttnSwrin und vor allem die viarttndgan» al» Reste der heidnischen Opserschmäuse, mit dem MarttnStag in Verbindung gebracht wurden. In den rvangelischen Gegenden Deutschland» versteht man unter dem MarttnStag heute meisten» den 10. November, den man »ls de» Geburtstag de» großen Reformator» Dr. Martin Luther, der nach dem Heiligen Martin seinen Vorname« kÜL k-tee» Der MarttnStag ist auch in zahlreichen Volksliedern, dte Karl Gimrock gesammelt und herauSgegeben hat, ver herrlicht worden. Mögen sich auch in diesem Jahre trotz der trüben und schweren Zeiten recht viele Familien in dem traulichen Heim bei Martiusgans und MartinSkuchen ein paar glückliche Stunden, in Lenen Sorge un- Leid vergessen ist, zusammensinben, getreu dem Vorbild unserer Vor fahren! Oessuet die Feaster. „Bei die Kälte!" — sagt der Berliner und hält die Fenster hübsch geschloffen. „Es sein so schon genug Fliege« in der Stube!" — heitzt'S auf dem Lande. „Schließen Sie doch da» Fenster! E» zieht!" wird man oft auf der Eisen bahn gemahnt. Fast überall zeigt sich dasselbe Bild: selbst im Hochsommer die Fenster zu! Stecke Loch einmal den Kopf früh in eine Schlafstube oder tritt unmittelbar nach beendigter Unterrichtsstunde in et« Schulzimmer! Riechst Lu denn nicht»? Freilich, di« Luft riecht, ist giftig und schädlich, und wer dauernd solche verdorbene Luft etuatmet, muß schließlich krank wer den. Dabei ist die Luft unser notwendigste» Nahrungs mittel. Wir können tagelang ohne Nahrung leben, müsse» aber elend ersticken, wenn un» auch für wenige Minuten die Luft fehlt, und diese» wichtige Nahrungsmittel ge- niesten wir nicht ungestraft längere Zeit in verdorbenem Zustande. Kein Wunder, daß bet der Angst vor der frischen Lust die Lungenschwindsucht in Deutschland, wo jeder siebente Mensch daran stibt, so ungemein verbreitet ist. Hun derte von Millionen gehen der deutschen Landwirtschaft jährlich verloren, weil man da» Vieh nicht genügend an die frische Luft und an di« Sonne bringt. Bei der, «an möchte sagen, krankhaften Scheu vor frischer Luft wird schon der Säugling planmäßig von ihr abgesperrt. Da» schwächt feine Widerstandskraft, und wie leicht fällt er dann einer Kinderkrankheit zu« Opfer. Des halb sollten in den Wohn- und Srbettsräumen während der besseren Jahreszeit den ganzen Tag die Yentzer offen stehen. Im Winter aber sollte man wenigsten» alle zwei bis drei GtunLen Fenster und Tür öffnen, damit die verdorben« Luft abziehen und frische einbringen kann. „Daß wir un» Len Tob holen!" weinen viele. AVer so schlimm ist e» nicht! Während Lieser kurzen Zett kann man die Arbeit unter- brechen und umhergehen, und da» Zimmer wird nach dem Durchziehen sofort wieder warm werden. Ebenso wichtig ist die Lüftung de» Schlafzimmer», in -em man ein volle- Drittel seine» Leben» verbriugt. Zu« Schlafen sollte «an daher den größten und hellsten Raum im Hause wählen und ihn stet» gehörig lüsten. ,yn meine» Schlafzimmer stehen die Fenster den ganzen Tag offen" — hört, man oft sagen. Sehr schön! Aber wenn man sie am Abend schließt, so bauert e» nur wenige Stunden, dann ist dte Luft verbraucht un- verdorben. Darum sollte man auch in der Nacht dafür sorgen, baß frische Luft in die Schläfräum« «indrtngen kann. Wer ängstlich ist, sollte »entasten» in eine» benachbarten Ran» di« Fenster -e- öffnet und über Nacht die Verbindungsrür offen lassen Aber schadet Nachtlust nicht? Man ioll doch blind davon werden? Nichts von alledem ist wahr! Nur etwas kühler ist die Lust in der Nacht als bei Tage. Mancher bildet sich etwas daraus ein, daß er „kalt" ichläit. In einem kalten Raum aber wechselt die Lust schlechter als in einem etwas augewärmten. Schon aus diesem Grunde tut man gut, dos Schlafzimmer ein wenig zu Heizen. Wie steht es aber mit dem „Zug?" Ter schadet doch? Wird man krank, wenn man im Winde geht? Und Zug ist Loch nur schwacher Wind. Freilich, wenn beim ruhiger Sitzen oder Liegen ein feiner kühler Lusfstrahl dauernd ein und dieselbe Stelle trifft, dann kühlt ein Teil deS Körper» zu stark ab, und man kaun sich erkälten. Torum vermeide man bei Kälte das Sitzen am schleckt schließenden ober offenen Fenster: im übrigen aber fürchte man den Zug nicht. WaS für den Gesunden gilt, ist doppelt wichtig für Len Kranken. Im Krankenzimmer muß Tag und Nacht, der Witterung entsprechend, ein Fenster ganz oder teilweise offen stehen. Ta der Kranke, besonders der Fieberkranke, sehr stark auSdünstet. so vrutz außerdem alle zwei bis drei Stunden stärker gelüftet werden. Der Kranke erkältet sich nicht, wenn er währenddessen die frische Luft einatmet. Sie erquickt ihn vielmehr. Schaden könnte sie ihm nur dann, wenn sie den bloßen Körver träfe. Ein hervorragender Arzt hat einmal gesagt: „Ohne frische Lust ist die Kranken behandlung keinen Schuß Pulver wert!" P r e d i. Zeitbilder. E» ward gar viel des Rats gepflogen. Gibt Konferenzen immerzu. Man hat verworfen und erwogen. Gemüht sich ohne Rast und Ruh, Und fragt man nach den Resultate», Sieht eine» fest in Wort und Schritt, — Daß man doch wenigstens beraten. So wan dar nächst« Mal sich trifft Es werben Reden jetzt gehalten Gar oft voll Geist und voller Mut, Wie man bezwingt Lurch weiser Walten Der Teuerung ungeheure Flut. Doch keine Hilfe will erscheinen. Die Preise gehen hoch, wie nie, E» läßt sich eben schlecht vereinen Die Praxi» mit der Theorie. ES ward un» «ermsten Heuer leider Der Kälte viel vorauSgesagt: — Ta blickt kein Mensch wohl froh und Hefter. Wenn ihn der Frost — der hart« plagt Auch Hilst nicht Reden und Beraten, Man fügt sich, wenn» auch bitter klingr Der Winter droht nicht nur mit Tale» Man weiß e-, daß er sie vollbringt. «achdr. »erb. «-off Dreßler, Raooltzeo
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