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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192601298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-01
- Tag1926-01-29
- Monat1926-01
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1926
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Et« The»« au» »etriebeue« Silber. In der Moskauer Waffenkammer wird ein Thron der Zaren Peter und Johann gezeigt, der aus -em 17. Jahr hundert stammt und vollständig aus getriebenem Silber besteht. M»«ift«rvräsident Graf Kat» der bedeutendste Staatsmann des modernen IaoanS, der das allge meine Wahlrecht einstibrte und unter schwierige» Äerbättnissen eine Re« gernngskoalitton zuiammenhielt, ist nach kurzer Krankheit verstorben. Da« japanische Kabinett ist darauf hin sofort znriickgetreten. Demolier««» der grobe« russisch«« Kathedrale in Warschau. Um jet< Erinnerung an die russische Gewaltherrschast zu tilgen, haben die Polen die große russische Kathedrale, die ihnen stets als eine Zwingburg galt und die das Stadtbild Warschaus beherrschte, abgetragen. Der «ene Vorsitzende des Bundes der Ausländsdeutschen. Gouverneur z. D. Dr. Schnee. Gouverneur z. D. Dr. Schnee ist zum 1. Vorsitzenden und Tr. Heust zum stellvertretenden Vorsitzenden im Bunde der Ausländsdeutschen gewählt worden. Dr. Schnee ist Reichs- lagsabgcvrdneter der Deutschen Volkspartei und war ehe mals Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. . Tausendjahrfeier eiuer kleine« bäurische» Stadt. Der Marktplatz i« Berching. TaS in der Oberpfalz gelegene Berching kann sein tausend jähriges Jubiläum als Stadt feiern. Erwähnt ist es urkund lich schon im Jahre 888. Im Mjährigen Kriege wurde die Stadt bis auf die Laurentinskirchc cingeäschert. General von Francois 70 Jahre alt. General der Infanterie Hermann von Francois, der bei Tannenberg das 1. Armeekorps führte und den Vorstoß im Rücken der Narew-Armee als Führer des linken Flügels der Hindenburg-Armee leitete, wird am Januar 70 Jahre alt. Auch die Namen Tarnoiv-Gorlicc, Przemnil, ^a Bain e und Verdun sind mit dem seinen für immer verknüpft. Als Militärschriftstellcr ist General von Francois weit über Fachkreise hinaus bekannt geworden. ihr Gesellschaft leistete. Unbekümmert um die möglichen , Folgen, bemühte er sich durchaus nicht im Ton seiner Stimme, im Ausdruck seines Gesichts und seinen Blicken den Liebenden zu verbergen, und all ihre Bitten ver- mochten gegen seine heitere Sorglosigkeit nichts auszu richten. Sie wußte: wenn es ihr nicht gelang, ihn zu überreden, sie zu verlassen, würde sich die Szene, die sie eben durchlebt hatten, in wenigen Minuten wiederholen. Irgend jemand würde hereinkommen, und jeder mußte zu der Ueberzeugung kommen, zwei Liebende überrascht zu haben. „Geh — geh," sagte sis und vermied es, in seine Augen zu sehen, die mit einer so wunderbaren Kraft der Neberredung begabt waren. „Oder ich muß denken," fügte sie in einer Aufwallung von Uebermut hinzu, der aus dem Glück geboren war, mit dem sie die Liebe ihres Gatten erfüllte, „daß du es nicht wagst, mit der Komtesse zu sammenzusein, weil du fürchten mußt, dein Herz an sie zu verlieren und — und zu bereuen, was wir getan haben." Sic hatte rasch gesprochen, und bei ihren letzten Worten war doch eine feine Röte über ihre Wangen gegangen. „Du hast recht," sagte er mit gutmütigem Lächeln. „Ich übe mich vielleicht besser darin, dieser Versuchung zu wider stehen, und gehe hinein." Aber er ging doch nicht, ohne sich zuvor die Be lohnung für seine Nachgiebigkeit genommen zu haben. Er schlang seinen Arm um ihren Nacken und küßte sie auf den Mund — fest und innig. Und dann ging er rasch hinaus, sie mit tlopfendem Herzen zurücklassend, zittemd und doch so unendlich glücklich. Als Eberhard das Spielzimmer betrat, mußte er trotz seiner Kurzsichtigkeit in solchen Dingen erkennen. Laß die allgemeine Laune auf dem Gefrierpunkt angelangt war. Man hatte die Ankunst der französischen Herrschaften zum Vorwand genommen, die ungemütliche Kartenpartie ab zubrechen, und saß nun bei einer schleppenden und ge zwungenen Unterhaltung beisammen. Der Freiherr und Fran Mabel Hermann waren erbittert über Eberhards Ab wesenheit zu einer Zeit, wo sie zu sehen wünschten, daj, er der Komtesse den Hof machte; Magdalene war beunruhigt, weil sie ahnte, wohin sich Eberhard begeben hatte; und die Komtesse selbst saß mit einem sarkastischen Lächeln da, offen bar durchdrungen von der Ueberzeugung, ein paar kost bare Stunde» verloren zu haben. Trotz der beinahe beleidigenden Art, wie der junge Mann sich von der Teilnahme am Spiel ferngehalten hatte, begrüßte sie ihnaßreundlich; denn er erschien ihr hier doch als der einzige Mensch, mit dem es sich der Unterhaltung verlohnte. „Ich sehe nun wirklich, daß Sie kein Vergnügen in dieser Art des Spiels finden, Herr von Rominger," sagte sie lächelnd. „Wenn Sie sich unterhalten wollen, gehen Sie wahrscheinlich nach Monte Earlo hinüber." Eberhard wurde ein wenig rot und lachte, während er seinen Vater, der den beiden die größte Aufmerksamkeit zuwandte, gerade ansah. „Mein Vater hält das Spiel für eine Sünde, wenn män es nicht am heimischen Herd und mit dem denkbar niedrigsten Esistatz betreibt." laste er. Die Komtesse lachte, aber es war ein ganz eigener Aus druck in ihren Äugen, als sie sich dem Freiherrn zuwandte. „Das ist doch wohl nicht so zu verstehen," sagte sie in einer Art, die den Freiherrn sehr beunruhigte — einer Art, wie wenn sie plötzlich entdeckte, daß sie einen Irrtum begangen hatte, der vielleicht noch wieder gutzumachen war, „daß Sie Ihrem Sohn verbieten, nach Monte Earlo zu gehen, wo es doch so nah ist? — Es wäre — ich fände es —" Sie sagte nicht, wie sie es fand, aber das Lachen, mit dem sie den Satz schloß, klang dem Freiherrn nicht an genehm. Er begann davon überzeugt zu werden, daß seine An sichten nicht die der Gesellschaftssphäre waren, in der er seinen Sohn zu sehen wünschte. Aber der Stolz des Autokraten ließ es nicht zu, diese Ansichten zu verleugnen. „Allerdings," sagte er. „Ich habe eine tiefe Abneigung gegen das Spielen — namentlich bei jungen Leuten." „Dann fürchte ich, daß Sie auch gegen mich eine tiefe Abneigung bekommen werden," erwiderte die Komtesse, und es war nicht recht aus dem Klang ihrer Stimme her auszuhören, ob ihre Worte lediglich scherzhaft gemeint waren, „wenn ich Ihnen sage, daß die Nähe von Mont« Carlo für mich einer der hauptsächlichsten Vorzüge der Riviera ist. Und ich würde es sehr hart empfinden, wenn es mir verboten sein sollte, dorthin zu gehen, während ich Ihr Gast bin." i „O, das ist natürlich etwas durchaus anderes. Ich werde niemals bemüht sein, meine eigenen Ansichten — oder Vorurteile, wie immer Sie es zu nennen belieben — auf meine Gäste zu übertragen. Ich brauche doch wohl nicht ausdrücklich zu sagen, daß es Ihnen vollkommen freisteht, dahin zu gehen, wo es Ihnen gefällt — ob es nun Mont« Carlo oder ein anderer Ort ist." „Aber ich kann nicht gut ohne Begleitung hingehen — nicht wahr?" sagte sie. „Was ich gehasst hatte, war, daß Ihr Herr Sohn mich hinführen würde. — Oder hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, Herr von Rominger?" Und sie sah Eberhard mit ihrem gewinnendsten Lächeln an. Der iung« Mann konnte ein heiteres Lachen nicht unterdrücken, ckls er die schwierige Lag« erkannte, in die sein Vater da gekommen war. „Ich! — Nein, ich hätte sicherlich nichts dagegen. Ich wäre glücklich. Ihnen meine Dienste zur Verfügung stellen zu dürfen. Aber Sie wissen, daß die Entscheidung nicht bei mir liegt." Und er machte eine bezeichnende Bewegung argen seinen Vater, der sich in der Tat in einer unangenehmen Lage befand. Er hatte zwischen seinen Borurteilen und seinen Absichten zu wählen, und di« Entscheidung fiel ihm außerordentlich schwer. Frau Mabel Hermann aber, die voll Unruhe und Angst dabeigeseslen hatte, stand auf, um sich hinter seinen Stuhl zu stellen. Und während di« Komtesse Eberhard leise wegen seine» Gehorsams neckte, flüsterte sie ihrem Vater zu: - „Du wirst ihr in diesem einen Punkte nachgeben müssen, Papa l — E« ist doch schließlich von untergeordneter Be deutung. Und du kommst damit um «inen Schritt weiter auf dem Deae. den du dir poraeledt dal* " Der Freiherr saß mit zusammengekniffenen Lippen und finster gefurchter Stirn. Nichts fiel ihm schwerer, als etwas von seinen „Prinzipien" zu opfern. Aber er sah rin, daß in diesem einen Fall zu viel aus dem Spiele stand. Und als ihm Madel Hermann noch einige weitere Worte zugeflüsrcv. hatte, war er zuni Nachgeben bereit. Er wandte sich der Komtesse wieder zu, und indem er sich zu einem freundlicheren Ausdruck zwang, sagte er: „Wenn Eberhard Sie nach Monte Carlo begleiten will, Komtesse, habe ich keine Einwendungen zu machen. Es ist selbstverständlich seine Pflicht und sein Vergnügen, Ihnen seine Dienste in jeder Form zur Verfügung zu stellen, dir Sie wünschen." Sie sah Eberhard triumphierend an und lachte freudig. „Dann wollen wir morgen hinüberfahrcn," sagte sie lebhaft. „Und wir wollen das Glück in unsere Dienste zwingen — nicht wahr?" Er war kaum weniger erstellt über die Aussicht, die ihm da winkte, als sie. Da» Verbot seines Vaters hatte noch nichts von seiner Bitterkeit für ihn verloren; und er war der Komtesse dankbar, daß sie ihm die Möglichkeit ver schafft hatte, offen dahin zu gehen, wohin er sich mehr als einmal heimlich geschlichen hatte. „Das wollen wir!" erwiderte er heiter. „Ich bin sicher, daß wir morgen die Bank sprengen werden." „Ja freilich," sagte sie so leise, daß es nur ihm ver ständlich war, „es ist da etwas mehr zu holen als beim Whist mit dem Robber zu fünfzig Pfennigen." Aber während sie so miteinander scherzten und den Plan weiter ausspannen — er, ohne daran zu denken, welche Folgen dieser Besuch der Spieltische zu zweien haben mußte — fühlte Eberhard sich plötzlich seltsam be drückt und ernüchtert. Und die Ursache blieb ihm nicht lange verborgen. Herta hatte den Salon betteten, einem Rufe Magda lenens Folge leistend. Und sie hielt den Blick ihrer schönen ernsten Augen gerade auf ihn gerichtet. Sie hatte den letzten Teil der Unterredung mitangehört — und es wurde Eberhard nicht schwer, sich in die Gefühl« zu versetzen, mit denen er sie hatte erfüllen müssen. Sie selbst hatte ihn — unbekümmert um die Gefahr, der sie damit ihren Ruf und ihren guten Stamen aussetztc — vor den Folgen bewahrt, die seine heimlichen Ausflüge in das lockende Paradies der Spieler sonst gehabt hätten. Alles Spätere — ihre Ehe selbst gründete sich darauf. Und nun sollte er mit der andern — mit dem Mädchen, das man ihm zur Frau bestimmt hatte, unbehindert nach Monte Carlo gehen — und er hatte eine fast kindliche Freude da rüber an den Tag gelegt I Mehr noch —er hatte in der Freude darüber sie und das, was sie für ihn getan hatte, vergessen. Aber der tiefe Kummer, den er darüber empfand, machte seine kleine Versündigung doch wieder gut. Dortsetzung folgt.)
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