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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192605046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-05
- Tag1926-05-04
- Monat1926-05
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1926
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Riesaer G Tageblatt und AnrriaTr iLlbebIM Mld Ameiger). Postscheckkonto: Dresden ISA) Girokafie Riesa Nr. LL «nd Anzeiger Mtblatt Md Atyckgn). «rahtanschrist: raa-bialt Riesa. Das Riesaer Tageßlütt euthLlt die -MtNöse« Bek«mt»irquu«e» der «mtSharchtMiwuschast Sroijtuhaj«, de» Amt-zerichtS, der AmtSilnwüttschast deim «mtt-ertchte Md de» Rates der Stadt Riesa, de» M«an«mt» Riesa and de» dandtzollamt» Reiste«. Dienst««. 4 Mai 192S,abe«I>s 79. Jahr« 192 Da« Rieiaer TageblaiHschäüu' ,e»rn Da« olbend« V,ü Uhr mit Äü-nähme^der Sonn- und Festtage. PeivA-prei», «egen vorau»zay:m:^, suc euren Maua: 2 Marr Pieu.ng vuccy 0»,^ durch Boten. Für den Fall de« Eintreten« von Produktion-Verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalhin wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Ureigen iür die Nummer des Ausgabetage» sind bis v Uhr vormittag« auszugeben und im voraus zu bezahlen; «ine Gewähr für da« Erscheinen an bestimmten Tagen uird Plagen wird nicht übernommen. Grundpreis für die 3S mm breite, 3 mm hohe Grundschrift.Zetle (S Silben) 2S Gold-Pfennig«; die SS mm breit« Reklamezeile 109 Gold-Pfennige: zeitraubender und tabellarischer Satz 50 Aufschlag. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfällt, durch Klage eingezoaen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. ZahlungS» und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — Hirt der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Rotationsdruck und Verlag: Langer t Winterlich, Riesa.' Geschäftsstelle: Soethestr«tze 59 . Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlrmann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich. Riesa. Explodiertes Pulver. ' Wo sich Pulver ansammelt, da findet sich auch schnell der Hunke, der es zum Explodieren bringt. Die englischen Lcrgarbeitersührer habe» das Pulver fleißig zusammenge- tragen. Auch die Unternehmer taten nichts dazu, um die Anhäufung des so gefährlichen Sprengstoffes zu verhindern. Alle gewiß nicht in der Absicht.es irgendwie zu einer Kata strophe kommen zu lassen. Aber man verhandelte, stellte hochgeschraubte Forderungen und ließ die altbewährte Taktik spielen, die mit Bluff das zu erreichen sucht, was unter »u>r- maleren Umständen vielleicht nicht gewährt werden kann. Tie Drohung mit dem Streik ist ein vielleicht wirksames Mittel, d. h. solange die Gegenpartei nicht zu der Ueberzeu- gung gekommen ist, daß nur mit nassem Pulver geschaffen werden soll. Die Bergarbeiter haben vielleicht zu lange ge droht, vielleicht auch zu oft. So hielt man haft ihre Drohung für nasses Pulver. Und gab nicht nach. Zum Unglück für die Wortführer der Bergarbeiter greifen die Fragen, um die es sich handelt, sehr tief in die Lebensintereffen der von ihnen vertretenen Mafien ein. Das sind die Mafien, die im allgemeinen für die" Taktik der Verhandlungen, für Kom-, promissc und Uebcrlcgungen wenig Verständnis haben. Sie sehen nur ein Ziel: ihr unmittelbares Interesse. Und das war in diesem Fall: keine Lohnkürzung und keine Verlän gerung der Arbeitszeit. Auch die Unternehmer haben ihre Interessen, die hießen: Lohnkürzung und Mehrarbeit. Schließlich hat auch Herr Baldwin, d. h. die englische Regie rung, ein Interesse: Reorganisation und Neureformierung der verwahrlosten Gruben und des in seinen Arbeitsmetho de» altmodisch gewordenen englischen Bergbaus. Von diesen drei sich befehdeten Interessengruppen wären sich zwei aller dings nur in einem Punkt einig: Bergarbeiter und Unter nehmer stellten die Bedingung, daß bei den kommenden Verhandlungen die Frage der Reorganisatisn zurückgestellt werden müßte nnö nur über ihre beiden eigenen Programm forderungen Beschlüsse gefaßt werden müßten. Leider waren diese beiden Forderungen so hoch gestellt, daß sie nicht in Einklang miteinander gebracht werden konnten. Aber das Pulver hatte sich angehäuft, das Interesse der Massen n>ar zu sehr anfgepcitscht, nm durch ein Kompromiß oder durch ein nur unwesentliches Nachgeben beschwichtigt werden zu tonnen. So mußten die Führer -er Bergarbeiter zu ihrem Schmerz vielleicht einseheu, daß sie sich den Rückweg selbst abgcschnittcn hatten. Ter Entschluß zum Generalstreik ist daher eher das Produkt der Angst vor dem Umfall als die Folge der Erkenntnis einer nicht mehr abzuwchrenöcn Notwendigkeit. Betrachten wir einmal die Chancen eines solchen Streiks. Wird die Bewegung sich nur auf den Bergbau beschränken, so kann ihr unter Umständen eine lange Dauer prophezeit werden. Verdichtet sich jedoch die Bewegung zum Generalstreik oder klappt die Organisation des General streiks reibungslos und ohne größere Widerstände, so wird sie nur von kurzer Dauer sein. Die Folgen eines solchen, alle Organe des täglichen Lebens in Mitleidenschaft ziehen den Streikes sind zu tief greifend, als daß sie nicht in Kürze eine Entscheidung herbeiftthren. Die Machtprobe Hat zu zeigen, wer der Stärkere ist. Das arbeitende Volk oder die Negierung, die Staatsmaschinerie. Die englischen Berg arbeiter sind sehr siegesbewußt. Wenigstens geben sie sich den Anschein. Immerhin müssen sie wissen, daß die Regie rung nicht unvorbereitet vor diesen: Streik steht, daß sie alle Maßnahme» getroffen hat, um die von den Streikenden gewünschten Wirkungen zn verhindern. Die englische tech nische Nothilfe ist sehr gut organisiert, sie ist ein viel stär kerer Faktor als der, den vielleicht die deutsche Regierung im Notfälle einwcrfen könnte. Den streikenden Bergarbei tern erwächst ein weiterer Feind. Ein Feiüd, der aus ihren eigenen Reihen kommt: das Heer der Arbeitslosen. Hier rächt sich wieder die falsche Politik der Gewerkschaften, die aus kleinlichen pekuniären Motiven seinerzeit dekretierten, daß Arbeitslose aus den Verbänden auszüschließen seien. Verständlich daher, daß die englischen Arbeitslosen — man kennt ihre ungeheure Zahl — mit nicht allzu großer Sym pathie den Gewerkschaften gegenübersteheü. Die neuesten Meldungen besagen auch, -aß bereits die Arbeitslosen in London in Hellen Schare» der technischen Nothilfe zueilen. Dieses Moment ist immerhin bedeutungsvoll genug, um sich auf einen Mißerfolg des Streikes auSwirken zu können. Die englischen Bergarbeiter hoffen auch auf die Hilfe der Internationale. ES gibt da Beschlüsse der Brüfieler Konferenz, die es in diesem Falle verhindern möchten, daß ausländische Bergarbeiter die Belieferung der sogenannten bestrittenen Gebiete gestatten. Das ist eine sehr weitgehende Anordnung der Internationale, deren Befolgung sehr zweifelhaft ist. Gewiß werden sich die Bergarbeiterörgunt- sationen aller Länder dazu bercitfinbeu, die Kohlenlieferung nach England selbst zu unterbinden. Damit dürste sich aber ihre Sympirthie für ihre streikenden ausländischen Kollegen erschöpft haben. In englischen Arbeiterkreisen gibt man sich vielleicht auch der Hoffnung hin, daß ein internationaler Sympathiestreik der Bergarbeiter ihre Bewegung stützen wird. Unsere deutschen Bergleute werben hoffentlich einer solchen etwaigen unverantwortlichen Hetze zum Sympathie streik die richtige Antwort entgegenstellen. Sie werde» sich sicherlich daran erinnern, daß damals, als Deutschland im Ruhrkampf lag, ihre englischen Genoffen nicht einen Augen blick daran dachte», die notstreikenden deutschen Arbeiter zn unterstütze». Sie werden sich daran zu erinnern haben, daß im Gegenteil der englische Bergbau die günstige Chance wahrnahm, dem eigenen Kohlenbergbau durch Belieferung auch des gesamten deutsche« Gebietes selbst eine neue Absatz möglichkeit zu schaffe«. S» dem Gedenke« dieses sehr un- Generalstreik in England. )s L 0 nL 0 n, 3. Mai. Das Unterhaus hat sich vertagt. Alle Berhaublunge« sind gescheitert. Der Generalstreik be ginnt um Mitternacht. London. lFunkspruch.) Reuter verbreitet solgeude Mit teilung: Heute vormittag spielten sich durch deuAnstrom der zu Fuß, auf Näder« uud Fahrzeuge« aller Art ihrer Ar beitsstätte zuftrcbende« Angestellte« unbeschreibliche Szene« auf de« Straßen ab. Die Hauptverkehrsstraße« find mit Fahrzeuge« überfüllt, so baß «ur ein sehr langsames Bor- wärtskommen möglich ist. Die Eisenbahnen, Untergrund bahnen und Autobusse haben de« Verkehr vollkommen ein gestellt. ES bestehen zur Zeit keine neue« Anzeichen für eine Wiederaufnahme der Berhaublunge« zwischen der Regierung «ad dem Gewerkschaftskongreß. Aus Le« ganze« Lande wird die allgemeine Stillegung der lebenswichtigen Betriebe gemeldet. Insbesondere in Manchester u«d Südwales ruht der Eisenbahn- und Stratzeubahnverkehr vollkommen. So «och Verkehrsmittel in Betrieb find, wird der Dienst von Freiwillige« geleistet. * Ac SchtttW m Iltittstch. London. Im Unterhause erhob sich Churchill gegen 7)- Uhr, d. h. uur 1)4 Stunden vor dem angcsetztcn Beginn des Generalstreiks, und erklärte, von der Regierungspartei immer wieder stürmisch begrüßt und von der Opposition immer wieder unterbrochen,, in einem scharfen Angriff auf die Opposition, cs sei unmöglich, die Unterwerfung des Par laments unter Forderungen zu rechtfertigen, die auf eine Wahl hinauslicfen zwischen dem Ruin des Landes und der Unterwerfung unter eine Forderung, die dem Lande unter Zwang auferlcgt worden sei. Tie Arbeiterführer hätten zwar ihr Bestes getan; aber die Regierung habe immer wieder empfunden, daß diese Führer machtlos ivären, die gewünschten Zusicherungen zu geben. Im Jutetefie des ge samten Landes sei die Regierung gezwungen, der Lage un entwegt rigorys und entschlossen bis zum Ende gcgenüber- zutreten und ihre Pflicht zu tun. Keine Tür sei geschlossen; -er Gewerkschaftskongreß brauche nur die Herausforderung des Generalstreiks zurückzuziehen, und die Regierung werde dann unverzüglich mit äußerster Geduld die mühselige Auf gabe der lebten Woche wieder aufnehmen. Trotz dem starken Widerspruch der Opposition, den viele Stellen der Rede Churchills entfachten, ist bemerkenswert, daß am Schluß der Rede sich Thomas erhob, um den Pre mierminister zu fragen, ob die Erklärung Churchills bedeute, daß, wenn die Generalstreikankündigung zurückgezogen würde, die Regierung dafür sorgen werde, daß die Kündi gungen der Grubenbesitzer zurckgezogen werden. Thomas fügte aufsallendcrweise hinzu, er erwarte keine sofortige Antwort. Sofort nach -er Rede Churchills traten die KabinctiS- minister zur Beratung zusammen. Sowohl die Vertreter des Gewerkschaftskongresses als auch die Vertreter -er Bergleute befanden sich im Unterhause. Nm 9Z4 Uhr be gannen die Besprechungen der Minister mit den Führer« der Gewerkschaft««. Rede Baldwins. )l L 0 nd 0 «. In der Unterhausfitzuug firhrte Baldwin u. a. aus: Die Sohleukrise ist eiue der schwerste« Krise», -««e« sich LaS Hans je gegenüber «esehe« hat. Nie wirb die Regelung einer Frage in der Industrie gelingen, bevor nicht ein anderer Geist Einzug hält, und bevor nicht beson ders in der Art der Erörterungen und der Festlegung der Löhne eine Aenderung eintritt. Beide Teile waren bis zum letzten Augenblick zn stolz, um zu einer für die Oeffentlich- keit günstigen Regelung zu gelangen. Im allgemeinen wurde von beiden Seiten mehr gefordert, als sie selbst zu erlangen erwarteten oder erwarten konnten. Verhandelt wurde eigentlich gar nicht. Jeder lehnte es ab, weniger an zunehmen als er forderte, und legte sich selbst fest. DaS führte dazu, daß dte Verhandlungen auf einen toten Punkt gelangten. Grubenbesitzer und Bergarbeiter hätten allein unabhängig von einer Intervention der Negierung irgend einen Weg, ihre Angelegenheit zu regeln, finden müssen, wie es bei allen anderen großen Industrien des Landes der Falk ist. Baldwin sagte in Fortsetzung seiner Rede: „Es war unmöglich, jemals eine unangefochtene Aufstellung der von den Bergarbeitern bezogenen Löhne zu erhalten, da man sich von keiner Sette über die Zahlen einigen konnte. ES waren zwei starrsinnige Massen, deren Vormarsch bei den Verhandlungen einer unwiderstehlichen Kraft glich, die ein völlig unbewegliches Objekt zum Ziele ihres Angriffs ge nommen hatte." Im weitere» Verlaufe seiner Rede kam der Premier minister auf die vorübergehende« Wirk««««« der französi sche» Rnhrbesetzung zu sprechen, die die Schwierigkeiten in der Kohlenwirtschaft verschleiert hätten, und fuhr fort: „Als der Anreiz, de« die Folgen der Rnhrbesetzung gegeben hat. ten, wegfiel uud das Ruhrgebiet a» die Arbeit ging, uw die verlöre«« Zeit wieder eiuzuhole«, und dabei die Aroeitszcn erhöhte, da nahm die Üohlenprodnktion der Welt zn und die Preise auf dem Weltmarkt begannen rasch zn stürzen." Baldwin erinnerte ferner daran, daß die Regierung 11 Tage nach der Veröffentlichung des Berichts der Kohlen kommission am 11. März erklärt hat, daß sic den Bericht an nehme. Seit diesem Angcnblick sei cs das einzige Bestrebe.: -er Negierung gewesen, die Znsiimmung der beiden strei lenden Parteien zu dem Kommissionsücrichr zn erlangen, um so der Kohlenindustrie eine brauchbare Vans zn geben, ans der sic sich aus eigenen Mttcln erhalten könne. Die deutschen Bergarbeiter zum Konflikt in England. )( Bochum. Ter Vorstand des Verbandes der Berg arbeiter Deutschlands erläßt an seine Mitglieder eine Er klärung über dir Stellungnahme zum englischen Kohlen- arbeiterstreik, in der cö m a. heißt: Getreu dem Brüffeler Beschluß wird der Bergarbcitervcrband alles tuo, was in seinen Kräften steht, um zunächst die Zufuhren von Kohle nach England zn verhindern. Er har sich zu diesem Zwecke mit dem Allgemeinen Deutschen «9cwcrkiä;aitsbnnd und mit den andern für diese Frage in Betracht tommcnöen Vc: bänden in Verbindung gesetzt und wird mit diesen die zu treffenden Maßnahmen beraten. Inzwischen aber müssen die deutschen Kameraden auch das Ihrige tun, nm den eng liichcn Kameraden zu helfen, insbesondere, da dies auch in ihrem eigenen Interesse liegt. Im Interesse der deutschen Bergleute liegt die Beseitigung der Ncbcrkchichten, die gegenwärtig in großem Umfange gemacht werden, trotzdem wir in den letzten Monaten )> Millionen und mehr Feie: schichten nnd Haldcnbestände von 7—8 Mill. Tonnen allein im Ruhrgebiet hatten. Kameraden! Wehrt euch gegen jede,: Versuch, euch Ilebcrscbichtcu ouszuzwingcn! Vergrößert nicht die Arbeitslosigkeit und die Feierschichten im eigenen Lande nnd zugleich die Schwierigkeiten der englischen Kame raden! Beschlüße -cs Vorstandes sind noch nicht gc»aßr worden. Abreise der Fremden. * London. Der Generalstreik bedeutet nir den starke» englischen Fremdenverkehr einen schweren Schlag. Mafien weise sind die Fremden abgcrcist. Viele Amerikaner, die mit der „Majcstic" übermorgen nach Nemiwrk abrciscn wollten, sind schon heute morgen aus London abgereist, da die White Star Line ihnen geraten hat, lieber einen Tag auf -em Schiff zu leben, als Gefahr zu lausen, bei Ausbruch des Generalstreiks nicht rechtzeitig zum Schiff zu kommen Morgen wird die „Mauretania" in Southampton einlauken; die Cunard-Linic hat für sie bereits einen Äntomobildienst nach London eingerichtet. Aus die Nachricht vom General streik haben viele die „Mauretania" schon in Cherbourg verlassen, um nicht in England auf unbestimmte Zeil festzu sitzen. Di« Rückwirkungen auf die internationale Finanzlage. * Paris. Die Presse beschäftigt sich ausschließlich mii dem englischen Generalstreik. Der Temps verurteilt das Vorgehen der Trade Union mit scharfen Ausdrücken un erklärt, der englische Generalstreik sei eine revolutionäre Handlung. Tas Kabinett Baldwin könne sein Prestige nur dann retten, wenn es daran festhaltc, daß die Trade Union die ausgegebene Streikwcisung zurückziehr. In Finanz kreisen befürchtet man starke Rückwirkungen -es Streikes auf die internationale Finanzlage. Die englische Finanz beabsichtigt nach hier vorliegenden Meldungen, einer Schwächung der britischen Valuta durch -en Verkauf großer Mengen ausländischer Devisen zuvorzukommen. Sier be fürchtet man davon eine ungünstige Beeinflussung des Franken, BlStterstimmen zum Generalstreik. London. sFunkspruch.) Tas Arbeiterblatt Daily Herald schreibt im Leitartikel, die Regierung habe nicht nationale, sondern Klassen- und Parteiintcressen vertreten. Die Nation werde das endgültige Urteil fällen. Wenn die Arbeiter, be vor ihr Sieg komme, Leiden auf sich nehmen müßten, würden sie dies im Interesse der großen Sache, um die cs gehe, gern tun. Die Opfer würden nicht vergebens gebracht fein. Daily Expreß glaubt, die Arbeit werde binnen kurzem wieder ausgenommen werden, der Generalstreik werde zu sammenbrechen, aber er werde schwere finanzielle Verluste berbcisühren, wodurch die Lebenshaltung auf viele Jahre hinaus beeinträchtigt werde. Das Blatt äußert die Besorg nis, daß der Sieg der Regierung so vollständig sein werde, -aß reaktionäre Einflüsse ihn auszubeuten suchen würden, eine Möglichkeit, die ebenso gefährlich sei wie irgend eine Drohung der extremen Linken. kollegialen Verhaltens ihrer englische» Arbeitsgenvsse» werden sich die deutschen Arbeiter sicherlich nicht zu einem Schritt verleiten lassen, der im Grunde genommen den Streikenden in England wenig nutzen kann, ihnen aber selbst unter Umständen «roßen Schaden zufügt. Bis jetzt haben weder der alte Bergarbeiterverein in Bochum noch -le Christlichen Gewerkschaften Beschlüsse gefaßt. ES ist auch auzunehrnen, daß außer den Resolutionen der Sympathie sie keine praktischen Schritte zur Unterstützung des aufgeputsch» ten englischen BergarbciterftreikS unternehme« werde«.
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