Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192605276
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-05
- Tag1926-05-27
- Monat1926-05
- Jahr1926
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- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1926
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»rahtanschristr r-geblatt Misa. Da» Ries«er La-etlatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen o der »mtShan-tmanuschaft Großenhain, de» Amtsgericht», der AmtSanivaltschaft heim Amtsgerichte «nd öeS Rates der Stadt Riesa, de» KinammmtS Riesa «nd des vandtzollamt» Meißen. Postscheckkonto: Dresden ISdS Girokqssr Riesa Nr. öS. .H? 12H. Dormersta-, 27. Mai IS26, abends. . 79. Jahrg. Das Mesaer Tageblatt erscheint jede« Ti» abend« >/,« Uhr mit «uM-jchm» der Sonn» und Festtag«. Vei«I»prei», gegen vorauSzahIunA, für «inen Monat 2 Mark 25 Psennig Post oder durch Boten. Für den Fall de« Eintreten« von ProduktionSverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienprets« behalten wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzeigen für die Nummer der Ausgabetage« sind bi« 9 Uhr vormittag« auszugeben und im vorau« zu bezahlen; eine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die SS nun breit«, S mm hohe Grundschrift-Zelle (S Silben) 2S Gold-Pfennige; die 89 mm breite Reklamezeile ISO Gold-Pfennige zeitraubender und tabellarischer Satz 50°,^ Aufschlag. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfällt, durch Klag« «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Niesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage »Erzähler an der Elie". — Im Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de» Betriebe» der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung «der Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreis«». Rotationsdruck und Verlag: Langer » Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Gaetheftratze SS. Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich. Riesa. Petljura. In Paris sielen einige Schüsse, töteten und löschte» ein Menschenleben aus. Der Getroffene: Petljura, der frühere Hetmann der Ukraine. Der Täter: ein ukrainischer Uhr macher. Und der Grund zu dieser Tat? Der Mörder sagt, bah er aus Abscheu vor den antisemitischen Greueln, die während der Rcgierungstätigkeit PetljuraS sich in der Ukraine ereignet haben sollen, die tüdl. Schüsse abgegeben habe. Behauptet, daß der Erschossene wütender Antisemit gewesen sei, der Tausende von Juden habe umbringen lassen und auch setzt noch aus seiner politischen Verbannung bas Judentum mit unversöhnlichem Hatz verfolge. Sv der Täter. Und wie die Wirklichkeit? Wenn mau diese Frage beantwor ten will, muh man sich beu Werdegang dieses ukrainischen Politikers, seine Ziele und seine Bestrebungen vor Augen halten. Zunächst, Petljura war niemals das, was man einen Chauvinisten und Nationalisten im übelsten Sinne des Wor tes nennt. Er war nur Patriot. Ein Mensch, der mit einer geradezu verzehrenden Liebe an seinem ukrainischen Vater lande hing, ein Mensch, der die Not und all das Schwere, das sein Volk durchzumachen hatte, als eigene Not und eige nen Schmerz empfand. Sein Leden war ein einziger Kampf. Ein Kampf um die Befreiung der Ukraine von dem russischen Joch. Als der Zar noch Beherrscher aller Russen war, orga nisierte er die sich zum Teil widerstrebenden Elemente in der Ukraine zu einem einheitlichen Verband mit der Spitze gegen Petersburg. Seine Anhänger in der Ukraine waren Sozialdemokraten, die unterdrückten Minderheiten die Jude» und alle die, die sich der ukrainischen Idee verschrieben hatten. So stark auch sein Wille war, die Zähigkeit, mit der er seine Pläne verfolgte, au der festgefügten Macht des zaristischen Petersburg mutzten sie zerschellen. Erst im Weltkriege fand er die Möglichkeit seine Idee» auch in die Praxis umzusetzen. Jetzt war cs nicht mehr der Zar, gegen den sei« KretheitS- wtllc sich zu wenden hatte. In den Bolschewisten entstand ihm ein Gegner, der ungleich erbitterter war als die ver sunkene Herrlichkeit -es Zarentums. Die blutigen Kämpfe, die seine Truppen gegen die vordrängenden Sowjetarmeen lieferten, sind bekannt. Auch sein enbgült. Zusammenbruch seine Versuche im Anschluß an Polen «ine neue antirussische Front zu bilden und schließlich sein Verzicht auf die Fort führung des Kampfes, damit fein Verschwinden von der politische» Bildfläche überhaupt. Aber diese Zett des Kamp fes gegen die Sowjettruppen, gab ihm Gelegenheit sich auch als Staatsmann und verantwortliche» Politiker zu zeigen. Nach dem Sturz des Heimanns Skoropagskis wurde er der alleinige StaatSchef der ukrainischen Volksrepublik, di« auch von der deutschen Regierung längere Zeit als Nachfolgerin der Hetmann-Äegierung anerkannt wurde und sogar von Anfang ISIS bis 1923 in Berlin «ine eigene Gesandtschaft unterhielt, die erst nach Abschluß des Rapallovertrages wie der aufgelöst wurde.' Was der Revolutionär Petljura ver sprach, das hielt er als Oberhaupt einer amtierende» Regie rung. Für ihn blieb der Schutz der Minderheiten keine leere Phrase. Eine seiner ersten Taten war die Proklamierung der Autonomie der nationalen Minderheiten, damit auch die der Juden in der Ukraine. Im Verfolg dieser Politik, die eigene Weltanschauung ihm vorschrieb, schritt er auch ener gisch gegen die damals einsetzende Judenhetze ein. Von grö ßeren Progromen ist der Welt niemals etwas bekannt ge worden. Dieser Petljura, wie ihn die objektive Geschichtsschrei bung kennt, ist nun in Paris unter dem Borwand niederge- schosse« worden, ein unversöhnlicher Feind des Judentums gewesen zu sein. Dieser Vorwand allein schon genügte einer gewissen Presse — in Deutschland nicht ausgenommen — die blutige Tat in ein recht mildes Licht zu setzen: Ohne Ueber- legnng und ohne die wirklichen Verhältnisse zu einer objek tiven Beurteilung des Mordes heranzuzjehen, wird dekre tiert Petljura sei von einem Juden erschossen word«n, weil er Antisemit gewesen sei un- Tausende von Juden habe hin schlachte» lassen. Aber schließlich, der Vorwand ist nicht stich haltig. So bleibt die Frage nach dem wahren Motiv. Der Täter in Paris könnte sie lösen. Aber er schweigt und be harrt bei seinem Vorwand, trotz der ihm anheftenden inne ren Unwahrscheinlichkeit. Aufgabe der Pariser politischen Polizei bleibt eS nun etwas Licht in diese Affäre hineinzu bringen. In dem nun einsetzenden Verfahren gegen den Täter wird sie die Frage zu prüfen haben, wer eigentlich an dem Tod PetljuraS ein Interesse hat. Die ukrainischen Ju den? Das ist nicht anzunehmeu, denn der frühere Hetmann war nicht ihr Feind. Aber wer sonst? Die Antwort ergibt sich von selbst. Wohl war Petljura aus seiner Heimat ver trieben worden, wohl war ihm alles/ was ihm an politischer Macht und Einfluß gegeben war, genommen worden. Aber der Wille, seinem Heimatlanbe zu halfen, es zu befreien vom bolschewistischen Terror, war nicht gebrochen. Auch sein Jui- tiativgeist nicht. Tie Zähigkeit, »jeder da anzufangen, wo er vor vielen Jahren aufgehört Gatte. Mit den Ukrainern in seinem Heimatlandc, die seinesDinnes waren, stand er in ständiger Verbindung. In Paris gab er seine Zeitschrift heraus, die seine Ideen propagtSrte. Und seine Ide« war der Kampf gegen den russischen Volschewismus. Allerdings, cs hat sich bis jetzt noch nicht erwiesen, ob die Moskauer Sowjets die Hand bet dem blutißen Mord im Spiele hatten. Die Anhänger PetljuraS in Pjiris nehmen dies an. Die Polizei ? Es sei uns fern, vor dem Abschluß des ordentlichen Verfahrens ein Urteil zu fällen) Jedenfalls wäre cs drin gend zu wünschen, wen» die Pariser Untersnchungsbehürden auch nach der von uns angedeuteten Richtung ihre Kühler ausstrecken würben. Denn es nicht ausgeschlossen, daß sie dann schneller der Wahrheit näher kommen, als wenn sie b«n von dem Täter angegebenen Vorwand als gegebene Tatsache behandeln. s W kl M W W lei MW. MlMgAe VMM M Sie AllWskll. — KMe WWW WWW. jj Paris, 2«. Mai. Havas berichtet aus Fez: Amtlich wird bestätigt, bah Abd el Krim sich ans Le« Wege zu den französische« Linie« besinde. Er wird «ach Tasa geführt, wo man die Instruktion des Generalresidente« Steeg erwar tet. Abd el Krim stellt sich mit seiner Familie «nd feinem Hab und Gut uuter de« Schutz Frankreichs. - Bevor er sei« Hauptquartier verlasse« hat, hat er alle französische«, spant- sche« und eingeboreueu Gefangene« freigegebe«. Paris, «i. Mai. Havas meldet aus Fez, Last Abd el Krim heute früh alle französisch«« Gefangene» sreigelasse« und »ach Targnift habe führe« lasse«. I» eiaear offizielle« spanische« Lommuniquee wird berichtet, daß die Führer mehrerer Zweige des Beni Tuzin-Stammes. mit ihnen ei« Vetter Abd el Srims, sich «nterworfe« «nd zahlreiche Ma schinengewehre, sowie Hnnderte von Gewehre« de« spanische« Truppenführer« übergebe« hätte«, ebenso di« Führer der Stämme in Bokoja, einer der wichtigste« östliche« Gegenden. — ABC. erklärt, die in Regierungskrise« vorherrschende Meinnng sei, dich der Block der Aufständischen i« Rifgebiet vollständig gesprengt sei. Aus spanischer Seite herrsche der sefte Wille, das Marokkoproblem jetzt ei« für alle Mal z« beseitige«. Die Unterwerfungen nehme« zu. Rabat. fFm»ks»r«ch.f DaS amtliche Kommuniguee stellt fest, daß die Uaterwersnnge« ,«nehme« . Die Hanptteile des Stammes der Beni Zernal und ei« Teil der Beni Uriaghel, sowie eine ganze Anzahl weiterer kleinerer Stämme, die bis jetzt nie «nterworfe« gewesen seien, hätte« sich «nterworfe«. Rach einer Havasmeldnng «ns Fez scheint es. daß die ver schiedene« Stammesführer durch de« Verzicht Abd el Krims, weiter z« kämpfe«, ihre Unabhängigkeit gegenüber de» eigentliche« Rifleute« wiedergewonne« hätten «nd es sei wahrscheinlich, daß gewisse von ihnen »ersuche« würde«, ihrerseits eine« Widerstand z« organisiere«, so vor alle« di« drei nicht unterworfenen Stämme der Beni Uriaghel «nd einige Beni Mestara i« Norden von Weffan. Der (Eindruck in Paris. * Paris, 26. Mai. Abd el Krim ist vor den französi schen Linien in Marokko erschienen und hat sich mit Familie und Besitz unter französischen Schutz gestellt. Tiefe aufsehenerregende, wenn auch nicht unerwartcic Tatsache wurde in Paris gegen abend durch Extrablätter bekannt gegeben. Ter Eindruck war sehr grotz. In politischen Kreisen ist man allgemein der Ansicht, daß die Regierung am Vorabend des Kammerzusammeniritts kein günstigeres Moment zur Stärkung ihres Prestiges hätte gewinnen kön nen, als dieses. Sogar in Kreisen, die der Regierung feind lich gegenüberstehen, ist man der Meinung, daß die Lage des Kabinetts noch nie so fest gewesen sei. Man sicht voraus, daß, wenn Briand bei her Abstimmung über die Vertagung der Jnterpellationsdcbakte die Vertrauensfrage stellen würde, er eine große Mehrheit erhalten würde. Aus dein Büro der Kammer sind heute 26 Interpellationen eingebracht worben, die sich zum größten Teil aus die Finanzlage und die Lage in Marokko beziehet!. Ter Ministerpräsident wird die Vertagung der Interpellation betreuend dar- Währungs- problem beantragen unter dem Hinweis, daß eine öffentliche Aussprache über die Stützungsmaßnahmen gegenwärtig un erwünscht sei. Ebenso wenig wird die Regierung sich mir der Tebatte über Marokko einverstanden erklären. Briand wird nur eine allgemeine Erklärung über den Abschluß der Ope rationen in Marokko und die Gefangennahme Abd el Krims abgeben. Ein kurzer Hinweis auf die Besserung der Finanz lage dürste ebenfalls zu erwarten sein. Eine lebhaftere De batte wirb wohl erst Anfang Juli in der Frage der Wahl reform zu erwarten sein, die der Innenminister morgen der Kammer vorzulegen gedenkt. Es verlautet, daß die Regie rung nur bei der Wahlresvrm die Vertrauensfrage stellen wird und nicht gelegentlich der Rannzierung des Schulden abkommens. Tie Tebatte über dieses Abkommen dürste längere Zeit auf sich warten lauen. Tie Regierung har be schlossen, die Kommissionen der Kammer und des Senats zu vor mit der Abfassung eines Berichtes zu beauftragen. Dieser Bericht wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vor Schluß der Kammcrsession, also vor dem 11. Juli erstattet werden. FrWl U die KMk MM vdz. Nachdem .am vergangenen Freitag das Luftfahrt- Abkommen zwischen Deutschland und der Botschafterkonfe renz unterzeichnet worden ist, sei noch einmal ans die hervor ragendste« Bestandteile dieses Bertragswerkes aufmerksam gemacht, durch das die deutsche Luftfahrt endlich von den Fesseln befreit wirb, die ihr im Versailler Vertrag auferlegt wurden. Das eigentliche Abkommen, bas de» Bau der Flugzeuge betrifft, ist in einem Notenwechsel niedergelegt, der zwischen dem deutschen Botschafter in Paris und dem Präsidenten der Botschafter-Konferenz ftattsand, es bedarf, wie jeder andere Notenwechsel, keiner Ratifizierung und ist mit feiner Unterzeichnung abgeschlossen. Nebenher laufen Verträge mit Frankreich und Belgien, die den Luftverkehr zwischen Deutschland und diesen Ländern regeln und in deren Gefolge gerade heute der erste französische Flieger, der, gemeinsam mit deutschen Fluggesellschaften, die Strecke Ber lin-Paris befliegen wird, in Berlin eingetroffen ist. Wäh rend der Notenwechsel gemäß den internationalen diploma tischen Gepflogenheiten beim Völkerbünde hinterlegt wird, bedürfen die Verkehrsverträge der Ratifizierung durch die gesetzgebenden Körperschaften. Bis zum Abschluß des neuen Luftsahrt-Uebereinkommens war jede deutsche Luftfahrtfrage in das Ermessen des Garan- tiekomitecs gestellt, wie in einer besonderen Note ausdrück lich festgelegt worden war. Von dieser Luftfahrtnote ist bei den Verhandlungen überhaupt nicht mehr gesprochen worben. Sämtliche technischen Beschränkungen, auch sür de« Ban sol cher Flugzeuge, die an sich nicht mehr zur Handelslnftslotte gehöre», sondern nach ihren technischen Merkmalen den Cha rakter neuzeitlicher Jagdflugzeuge haben, sind gefalle«. Allerdings ist der Bau solcher Flugzeuge abhängig von einer Erlaubnis der deutschen Reichsregierung, und die deutsche Reichsregierung hat sich ihrerseits verpflichtet, den Bau von Jagdflugzeugen nur in einem solchen Umfange zu- zulaffen, wie es zur Teilnahme an Wettbewerben und Re korde» erforderlich erscheint. Das sogen. Lustsahrt-Garantie- «omitee, das bis vor kurzem gewissermaßen die Lberans- sicht über das deutsche Lnstsahrtwese« führte, wird abbcrufe«. Alle Militärslnghalle« waren bekanntlich nach dem Versailler Vertrag zu zerstören. Ein Teil der Hallen blieb für den internationalen Luftverkehr und zwar im ausdrücklichen Eigentum der Entente stehen. Er repräsentierte einen Wert von 15 Millionen Mark. Diese Hallen sind in dem neuen Abkommen kostenlos an Deutschland znrückgeaeben worden. Einen besonderen Charakter hatte die den Zcppelin-Luft- schiffwerken gehörende Lnstschifshallc in Friedrichshafen. Sie war zerstörungöpflichtig im Augenblick der Ablieferung des auf Ncparationskonto fertig gestellten Z. R. lll. Jetzt ist anch diese Lnstschifshallc zur freien Verfügung Dcntschlands zurückgegeben mvrde«. Es sind in dem Abkommen keinerlei zahlenmäßige Be schränkungen, auch nicht personeller Art, vorhanden. Im besetzte» Gebiet soll bezüglich der Luftfahrt die deut- tche Hobelt der gestellt werde». Hierzu sind allerdings noch SuSführungsverhandlungen mit der Interalliierten Rhein- lanbkommission erforderlich, weil diese, gemäß dem Rhein landabkommen, das Recht hat. alles zu verhindern, was dem Schutz der Bcsatznngstrnppen entgegen stehi. Teotichlaud sind vier Flughäfen und zwölf Berkehrslandnugsplätze im besetzte« Gebiet zugeftande« worden, was den dortigen Vcr kehrsbedürfnifien durchaus genügt. Wetter ist in dem Abkommen zum ersten Mal schriftlich vereinbart worden, daß auch die deutsche Reichswehr ein Recht habe, eine« Luftschutz zu organisiere«. Diesen Vor teilen gegenüber stehen naturgemäß anch gewisse Bindungen. Deutschland hat sich verpflichtet, den reinen Flugspor. nicht mit öffentlichen Mitteln des Reichs, der Länder und Kommunen zu subventionieren. Ausdrücklich Vorbehalten ist aber die Subventionierung mit öffentlichen Mitteln für die Ausbildung derjenigen Flugzeugführer, die wir für die nach unserer Ansicht mit Sicherheit bevorstehende Ausbreitung unserer zivilen Luftfahrt notwendig haben. Eine große Rolle hat in den Verhandlungen die Frage gefpieli, ob auch den Angehörigen der Reichswehr die sportliche Betätigung in der Luftfahrt in unbegrenztem Umfange erlaubt sein sollte. Deutschland bejahte diese Frage; die Vcrhandlungsgegner aber meinten, nachdem durch das Abkommen die Bestimmun gen des Art. 1S8 des Versailler Vertrages, die eine gewisse Sicherheit boten, gefallen seien, müsse sich Deutschland als Kompensation wenigstens dazu verpflichten, daß überhaupt kein Mann in der Reichswehr sich zum Flugzeugführer aus bilden darf. Die deutschen Vertreter erklärten, diese For derung ließe sich mir den verfassungsmäßig gewährleistcrcn Rechten der Angehörigen der Reichswehr nicht vereinbaren, und schließlich kam ei» Kompromiß zustande, nach dem 36 Reichswehr-Offiziere, die sich im Besitze eines Flngzeug- tührerscheins befinden, den Flugsport weiterhin ausüben dürfen und innerhalb der nächsten sechs Jahre weitere 36 Reichswehr-Offiziere auf eigene Kosten sich zum Flugzeug führer ausbildcn lassen können. Aus die Frage, würum nicht mehr als 36 Rcichswehrangehörigc das Recht haben sollten, sich zum Flugzeugführer ausbilden zu lassen, antwortete die Gegenseite, daß cs in der englischen und französischen Armee zusammen nicht mehr als 3V Offiziere gäbe, die auf eigene Kosten diese teure Ausbildung übernehmen könnten. Alles in allem kann man wohl sagen, daß, wenn aus irgend einem Gebiete vom Baum von Locarno eine Frucht gepflückt wer den konnte, dies auf -cm Lustfahrigebiete geschehen ist. Die Frage, ob wir überhaupt eine Militär-Luftflotte wieder ins Leben rufen sollen oder nicht, war nicht Gegenstand der bis herigen Verhandlungen und muß späteren Verhandlungen Vorbehalten bleiben. Infolge des Luftfahrt-Abkommens werden höchstwahrscheinlich nun auch Luftverkehrs-Verträge zwischen Deutschland und vielen anderen Staaten, z. B. mit der Tschccho-Slvwakei perfekt werden, nachdem bisher auf diesem Gebiete nur Verciiibarunae.n mit -en ehemals Neu, tralen getroffen waren.
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