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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192606108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-06
- Tag1926-06-10
- Monat1926-06
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1926
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iimiimn« insisi« i«M silliir Am Mainzer Dom und am Dresdner Zwinger «erden umfangreich, Rena» Vierungsarbeiten vorgenommen. Es war auch höchste Zeit, denn der Mainzer Dom muht« wegen Ein sturzgefahr geschloffen werden, und beim Dresdner Zwinger droht« die prächtige Barockplaftik völlig zu zer fallen. Was solch eine Renovierung kostet, kann man ermessen, wenn matt hört, daß allein der Eerlistbau des Mainzer Domes die hübsche Summe von 250000 Mk. erfordert. Der neu« Rektor der Münchner Universität. Geh. Rat Prof. Dr. Karl Voßler. Der berühmte Romanist und Dante-Forscher, Geh. Rat Prof. Dr. Karl Boßler. Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften, ist als Nachfolger von Prof. Wilhelm Wien für das Studienjahr 1926/27 zum Rektor der Münch ner Universität gewählt worben. Zn« so. Todestage Les Königs Ludwig N. v. Bayern. Das Kreuz im Lee. Geberrkkreuz, errichtet 1925 im Starnberger See bei Lchloh Berg, an der Stell«, au der seinerzeit die Leiche des un. glücklichen Königs gefunden wurde. „Nein, süßer Schätz, das konnte ich eben nicht. Nur das ließ mich noch Liefe ein, zwei Lage zugeben. Sie sollten mir die Gelegenheit der Werbung bringen, denn meine Liebe warf nun dennoch alle sonstigen Erwägungen um, sie besiegte auch den klugsinnigen Ge>a>äftsgeist in mir, der dies Zögern eigentlich Unvorsichtigkeit schatt. Und da führt mein guter Stern mir die stolze Liebste wirktich in den Weg. Nun laß ich sie nicht mehr aus der Hand. Ich bin keiner der jüngsten rüehr, und niemand ist der nächsten Stunde sicher. Ich will also nicht mehr Zeit ver lieren, als unbedingt nötig ist und habe besondere Gründe, ledem Tamtamlärm einer gemeinsamen Abreise auszu weichen, die ja auch aus Rücksicht für dich zu vermeiden wäre. Du verläßt also Marienwalde vor mir unter dem Vorwande, nach deinem erkrankten Bruder sehen zu müssen, bleibst indes in Kassel, wo ich alsdann mit dir zusammen- treffe, dir den Fahrschein nach London löse, während ich dann vorerst nach Paris gehe, um dir nach kurzem Auf enthalt dort über Halms zu folgen. Daß keine der Damen dich nach Kassel begleitet, mußt du einzurichten wissen mit deinem Hellen Verstand, den ich ebenso bewundere wie deine vornehme Erscheinung, mein Rassemädel." „Es ist wie Flucht," murmelte sie. „Und Lothar soll nichts, gar nichts hiervon wissen?" „Bist Lu gesonnen, dein Wort zu halten, mußt du auch Diskretion üben können." Er wußte es, für sie gab es kein gebrochenes Ehrenwort, keinen hinterlistigen Rückzug. Sie dachte nickt daran, sich aus dem Netz zu ziehen, in das sie freiwillig gegangen. Da war wohl eine offene Masche — der nun ver- aichtete Schuldschein — und eine andere hätte sich die viel- leicht zunutze gemacht. Nicht sie. Und gerade diese ihre ehrenhafte Hochsinnigkeit liebte der Abenteurer vor allem, vielleicht, well er selber dieses edlen Charakterzuges nie fähig gewesen. Im übrigen war es ihm freilich gleich, ob heiße Brautliebe oder höchster Opfermut für den Bruder sie ihm zum Eigentum gab. Daß sie nur sein wurde, dar auf kam es an. „Ich habe Vorbereitungen zu treffen," sagte sie gepreßt. „Ja, Geliebte, es wird Zeit sein." Er geleitete sie zur Tür, Lugte mit scharfer Vorsicht auf den Flur hinaus und murmelte scheu: „Daß dich nur niemand sieht, ein Einver ständnis mit mir vermutet. Nochmals strengste Diskretion über das Ziel deiner Reise, liebste Hedwig.^ Es wäre kein Ruhm in den Augen böle« Schein erträgt." St- nickte heftta. „Es wäre kein Ruhm in den Su«, dieser lieben Menschen beinahe wie «ine Abenteurerin zu erscheinen. Mister Wllk-ning, vergeffen Ste nie: was mich m ckiesem ungewöhnlichen Schritt bewegt, ist «es emv- sundene Familttnpietät und eine Schwesterliebe, die für Vas Leben, da» Sluck des Bruders alles wagt und selbst den Unbemerkt, alle sie ihr Zimmer verlassen, gelangte sie über die füllen Flure und StiHzen dahin zurück. Die Familie hielt sich vermutlich bei Rolf auf, dessen Zimmer in einem Seitenflügel gelegen waren, die Dienerschaft mass bei ihrer Morgenbeschäftigung. In dem Moment, da sie eintrat, erleuchtete ei» greller Blitz die hier h<u. schenke Dunkelheit. Schnell folgte der knatternde Donner. Das Gewitter kam zurück, entlud sich nun mit voller Wucht. Hedwig konnte bei solcher heftigen Wettererscheinung sonst kaum einige nervöse Unruhe meistern, jetzt verfolgte sie mit starren Augen das Zucken der Blitze. Die durch schnitten wie gezückr« Schwerter die Finsternis, und Hedwig bewegte kaum die Wimpern bei diesem Feuerblinken. Alle Scheiben des Erkers riß sie auf, setzte sich dicht vor die offenen Fenster und ließ die gekühlte Lust um ihre Schläfen streichen. „Träfe mich doch ein Blitzschlag," wünschte sie in wirrer Erregung! „Mir graut vor Wilkening, das Leben mit ihm wird Unheil sein, vielleicht gar Gefahr. Mit stetem Willen hätte ich ihn, so wenig wie Lothar, zum Freund« ge wählt." Dann saß sie reglos mit gefalteten Händen in ihrem niederen Stuhl. Stürmende Windböen jagten bisweilen den strömenden Regen durch die offenen Fenster herein, netzten ihr Haar und Gesicht. Sie achtete dessen nicht. Erst al» die Wasser mit trommelndem Rauschen herab prasselten, horchte sie erschrocken auf. Ein Wolkenbruch. Mein Himmel, das Telegramm an Lothar. Durch diese Flut konnte sie nicht ohne Aufsehen zu den Werken ge langen, um mittels des Bureautelephon» ihre Depesche aufzugeben. Es hieß da» Gewitter, da» Verlausen der Wassermassen abwarten. Aber sie machte sich daran, wenigstens die zu drahtenden Worte niederzuschreiben. Es durften ihrer nicht zu viele sein. Wilkening wünschte knappste Beschränkung. Ach, und ihr Herz war so voll, so voll. Bogen hätte sie füllen mögen, es zu entlasten. Lang hielt sie unschlüssig den Stift in der Schwebe. Endlich schrieb sie: „Alles geordnet — habe keine Sorge mehr, die Wolke ist fort. Muß eilig verreisen. Schreibe nicht, bevor Du neue Adresse hast. Brief folgt bald. Herzinnigen Gruß, siebe» Bruder. Deine treue Schwester." Ja, so ging es wohl. Kürzer mochte sie sich nicht fassen. Lothar durste keinen Brief mehr nach Marten walde richten, denn man sollte sie ja aus der Fährt nach Mainz vermuten, sie mußte ihm also ihre Abwesen heit wenigsten» andeuten. Ob sie diplomatisch vorgegangen, überlegte sie nicht weiter. Wie ein Alp lag ihr diese sonderbare Geheimniskrämerei auf der Seele. Ader Wilkening verlangte es so, und sie hatte sich aller Selbst bestimmung begeben. Die war nur mehr vas lsesqopi seines eisernen Willens, und sie ahnte schwer, der war stärker, denn seine vorgebliche Liebe. Dann, während noch immer der Regen rauschte, der Donner rollte, ging sie daran, ihre Habseligkeiten zu ordnen. Da sie für die angeblich kuye Reise nur die Handtasche mitnehmen durfte, mußte die gesamte Garderobe Zurück bleiben, die sie nun mit peinlicher Eigenheit in Schränken und Schubkasten verschloß. In gleicher Weise besorgte sie den Schreibtisch mit seinen Papieren und Büchern. Man sollte ihr keine Unordnung nachsagen. Um die üble Nach rede, die ihre ungeheuerliche Flucht mit einem Verwandten Les Hauses nach sich ziehen mußte, sorgte sie sich seltsamer weise weniger. Vielleicht in der Empfindung, für die Hadrings fortan eine Tote sein zu müssen. Vs morruis nii nisi bene. Ja, diese hochsinnigen Menschen würden die klassische Tugend zu üben wissen. Sie waren ihr wohl gesinnt gewesen, alle, alle. Und was einem lieb war, ver unglimpft man nicht. Man verzeiht eher das Unbegreif liche, was keine Erklärung finden darf. Hedwig hoffte es. Und kam es anders, so mußte sie auch diesen falschen Schein auf sich nehmen, der Verachtung nach sich zog. Zuletzt füllte sie mit dem Nötigsten die Handtasche, die in nahem Bereich war, so daß sie keinen Dienstboten anzuaehen brauchte. Dann ward es plötzlich Licht um sie. Die Gewitter wand zerteilte sich, Sonnenstrahlen schoben sich dazwischen, und nun spannte sich der siebenfarbige Bogen über die schieferblaue Himmelskuppel. „Das Friedenszeichen", mur melte Hedwig erschauernd. Sie hob die verschlungenen Hände, „Herr des Himmels, wirst du auch meiner Schicksals nacht einen himmlischen Trost geben?" Noch fielen große Regenttopfen, die Wege waren völlig durchweicht, doch sie zögerte nicht länger, durch die glitzernde Nässe zu gehen. Von den Kontorherren wurde sie nicht auffälliger be merkt, al» es sonst geschah, wenn eine der Damen das Televhon benutzte. Ungestört konnte sie ihr Telegramm aufgeben. Herr Landsberg, der jetzt immer zwiefach scharfe Augen machte, saß am Schreibtisch des Chefs festgenagelt. In diesem Prioattaum befand sich ein Spezialtelephon, das zu brauchen sie sich wohl gehütet hatte. Sie war dem Landsbera gut, wie alle, die seine prächtiae» Eigenschaften zu schätzen wußten, bei dieser diskreten Angelegenheit indes mußte sie ihn möglichst strnwünschen. Kaum hatte sie da» Kontor verlassen, kam es dennoch zu einer Begegnung. Da traf sie auch ickon ein wahrer Inquisitoren blick. Kortletzung folgt
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