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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192606213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-06
- Tag1926-06-21
- Monat1926-06
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1926
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Mn Äon auch Hand und zeichnet ein Grabmal, wie es bald den Grab hügel ihres Kindes schmücken soll. warmen in ibrer Sie rurt Wie die Sas Gc- hin. G erm a ist eine Abkürzung, gelesen lauten die abgekürzten Wort: einst Gott. Farm erdrücken. Nach des Kindes Ansicht ist dort die Sonne gröber. Ankunst Leipzig, Magdeburger Bahnhof! Am selben Tage noch hätte Minna Plauen i V. oberer Bahnhof erreichen können; aber sie wollte bei Hellem Tageslicht mit ihrer Germa in der Heimat ankommen. Darum blieb sie die Nacht über in Leipzig. Früh löst: sie am Bayerischen Bahnhof Fahrkarten nach Plauen i. V. und gqj> ihr Gepäck dahin auf. Bon dort wird es ab geholt werden, wenn sie auch nicht bis dahin fährt. Ein schöner Bormittag ,m Sommer war es, als Minna mit Germa in Jocketa dem Eisenbahnzug entstieg. Nur. noch zwei Stunden zu laufen, dann sind sie daheim. Bom Bahnhof Jocketa den Berg herab nach der Trieb mündung. Bon da geht der Weg im Triebtal hin Ter altvertraute Weg. In der Trieb liegen die großen Sttin- blöcke noch immer, an denen sich das Wasser bricht und schäumend sie umfließt. Aus der Pyramidenwiese stehen die Fichten mit den bis zum Boden reichenden untern Acsten. Ausflügler kommen vom Eisenberg herab, rufen, spre chen und singen. Minna hört ihre liebe vogtländ'sche Muttersprache wieder in der Heimat. Das letzte Stück Weg der Heimreise führt noch durch das Dorf Pöhl, dann an der Gansmuhle vorbei. Auch dort noch, wie vor Jahren, die hübsche ^Lommerlaube ein gebaut ins Geäst der großen Linde, die im Garten am Wege steht. Nicht weit von der Mühle, noch einmal die Trieb überschreitend, sehen oie Heimkehrer aut bewaldetem Hügel, der schon zur Flur des He'.mätdorfeS gehört, die blühenden Pechnelken in ihrer rotleuchtenden Pracht. .. Wie. Mispel!. Die .Sonne aber kommt-ihr-Ämner vor, als dort im Walde weit überm Meer, und sie friert leicht, die Germa. Sie sehnt sich im stillen nach der Form und der andern Sonne. Nach einem alten Aberglauben im Vogtlande tanzt am Ostermorgen die Sonne. Zeitig war der Frühling gekommen, und das schöne Wetter hielt an. Kirchgänger gingen nach dem Gottes dienst durch den Friedhof und besuchten Gräber. An den beiden, die Minnas Mutter und das fremd: „Heiden kind" bargen, standen die Leute dicht zusammen und versuchten den sinn des neuen eigenartigen Grabmals zu erraten. Bon Eisen nachgeluldet ragen zwei Enden der Masten von Segelschiffen empor. Diese werden verbunden von zwei Rahen, die eine Marmorfläche halten, welche ein Segel vorstellt. Auf diesem leuchtet in Gold eine sonne, die berankt ist von einem Mispel- und einem Tannen - zweig, und ihre Strahlen auf den Namen Germa richtet. Auch dre Rosalie siebt andachtsvoll in der Räbe des Grabes. Sie wird gefragt, ob sie sich denken könne, was das sonderbare Mal auf dem Grabe des ungetansten Kindes heißen soll. Sie sagt, das deutet auf die Auf erstehung rückwärts mich ruit schöner Sonnenuntergang endet den Frühlingstag. Die Schwester vom Mar bälr Gartenarbeit inne, als Rosalie vorüber gebt, die Rosalie und diese tritt an den Zaun heran, beiden Freundinnen miteinander reden, kommt spräch auf Max. Sechs Jayre sind es, seit er von Hauie fort ist. Er will in. nächster Zeit beim kommen, -erzählt freudig seine Schwester. Tie ist innerlich stolz darauf, daß ihre Briefe an ihn diese Wandlung gebracht haben. Ara«» Diener — Deutscher Schwergewichtsmeister. Am 18. Juni wurde in Berlin endlich die SchwergewichtSmeisterschast von Deutschland zwischen Samson-Körner und Diener aüSaetragen. Nack erbittertem Kampf durch 15 Runden wurde Franz Diener Sieger nach Punkten. Links Diener, rechts Samson-Körner. Zu Pfingsten null Minna zum ersten Male wieder, seit sie zurück in die Heimat gekommen ist, einen Aus flug nach der Elstertalbrücke machen. Als am ersten Fel.r- tage die Mägde mit der Frühstallarbeit fertig sind, gebt Minna von Hause sork. den Weg, den üe gekommen, als sie mit Germa aus der Fremde kam. Nach einer Stund; hat sie das Torf Pobl hintkw ncb und kommt an den Fuß des Eisenbergs. Tas Stückchen Erde, wo Trieb und Elster zusammen kommen, hat sie scher jo gern: gehabt. Beseelt vom Willen, alles Traurwe ;u vergessen und sich nur an der schönen Gegend zu erfreuen, gebt sic wei ter der Triebmündung zu. Es gelingt ihr nicht, ms Ge danken zu erdrücken; immer muß sie über das ihr Wider fahrene nachdenken. Als sie einen Eiienbabnzug hört, der nach Plauen zu fährt, kommt ihr in den Sinn, wie sie einst aus^dem Bahnhof Magdeburg heraus nach Bremen zu' fuhr. Lie hat schon die Brücke über die Trieb unter den Füßen, da begegnet ihr jemand — — — „Max!" „Minna!" Ueber viel, viel haben sie sich au?;u>vrechen Da erzählt Max, daß er heute trüb von Leipzig wegge'ahren sei. Sein kürzester Weg in die Heimat sei zwar die Fahrt über Herlasgrün nach Lhoßfell gewesen. Er habe aber gerne die Einmündung der ^rieb in die Elster sehen wollen und sei darum bis Jocketa gefahren Ein glückliches Menschenvaar gebt am Pfingsttag die Trieb aufwärts. Minna erzählt dem Max von der Germa und merkt, daß der genau so wie ibr Onkel Christian ihren Worten glaubt. Sic find an der Gansmüble vor bei und am Wegscheid angekommen, wo sie sich trennen müßten, wenn Max seht den kürzesten Weg nach -vanle gehen wolle. Sie vermögen sich aber nicht zu trennen und Max geht mit zu Minnas Onkel. Tein wollen sic cs zuerst sagen, daß sie nach langer Trennung sich für im mer gefunden haben. Der alte Onkel Christian ist glücklich, wieder Freude aus Minnas Augen leuchten zu sehen Sein Glück über wiegt auch sein Bedenken, ob Max sich in die Bauern arbeit finden wird. „Tie Lieb macht alles gut", denkt er und „daß iech's nett vergiß", jagt er: „'s iss a Brief vün Bremen kumme." Minna öffnet den Brief. Der Norddeutsche Llond berichtet, die Nachforschungen naben ergeben, daß die mit Dampfer „Grotenburg" am 15. 6. 88 ausgewanderte, am 18. 6. 88 darauf gestorbene Frau die Gattin des im Dezember 1887 nach Newyork ausgewanderten Monteurs Otto Dreysel aus Lübeck gewesen sei. Bezüglich des Kin des sei beim Standesamt Lübeck 3 eingetragen, daß es 3. Mai 1888 in Lübeck als erstes Kind der Frau Marie Drevsel geboren sei und den Namen Gerda erhalten habe. Als Mnna den Brief gelesen hatte, gab sie ihn Max und sagte, nun sei sic erst richtig glücklich, nun müsse alles an Germa glauben. sine k'rchlich« Ehejubiläums-Medaille. Bekannlich wurde früher den goldenen Hochzeitspaaren durch den König eine Ebe» jubiläumSmedaille verliehen. Diese schöne Sitte hat jetzt die altpreußische evangelische Landeskirche wieder ausgenommen. Die Borderseite der neuen Medaille zeigt ein Paar vor dem Altar, darüber in de» Wolken das himmlische Jerusalem. Das Bild ist umrahmt von dem Bibelspruch „Seid fröhlich iu Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet". Die Rückseite trägt das Siegel der evangelischen Kirche der alt preußischen Union und eine Widmung. Als Minna mit ihrem Kinde an der Hand zu ihrem Onkel in die Stube trat, schaute der verwundert auf das Kind: dann leuchtet das iym eigene Allesverstehen aus den Augen. Er umfaßt seme inm in die Arme fallend: Nichte. Der schwergeprüfte einsame Mann war glücklich, seine Nichte wieder bei sich zu haben. Er hörte, wie Minna zu dem Kinde gekommen ist und war vielleicht der Einzige, der die Wahrheit glaubte. Die Jagd auf Mnna, sie zu verheiraten, begann aufs neue. Daß die reiche Erbin ein Kind hatte, macht: sie nach Ansicht der Leute billiger. Eine Frau, die bei der Werbung für ihren Jungen von der Minna abgc- blitzt wurde, trieb ihre Verachtung soweit, daß sie sagte: „Wer waaß, wu siech dös Mensch miet Kaarln in der Wildnis rümgetrism hoat; wer waaß wer ihr dös Kind aufgehängt hoat, amenüa gar fu a wilder Indianer!" Menschlicher Unverstand reicht doch oft viel weiter, als wir zu denken vermögen.. Das erkannte auch Minna, an der solches Gerede abprallte, wie Steinchen, die die Kinder ans Scheunentor werfen. Als die Ernte eingebracht war, die Blätter von den Bäumen gefallen waren, und der Herbstwind durchs kahle Geäst der Bäume zauste, wurde Germa krank. Das Klima im Vogtlands war dem Kinde, das seine wenigen Jahre im Tropenwalde gelebt hat, zu kalt. Die Kleine, die jetzt gut vogtländisch sprechen gelernt hat. redet nach, was ihr von Weihnachten erzählt worden ist und fragt nach Schnee, der bald kommen soll - Nun fallen sie, die schönen reinen, weißen Schnee flocken vom Himmel, an dem keine Sonne zu. seh;n ist, auf die Erde nieder. Germa liegt im Fieber und Schneeflocken pochen ans 'Fenster. Dichter fallen die Flocken. Minna sitzt bangend und sorgend am Bette deS phantasierenden Kindes. „Mutter, mr sei doch auf m Meer. Guck, dös Wasser, alles weiß. Guck, de Möven stürzen vün dr Höh ins Wasser. Mutter, du kimmst aus n Wellen raus. Du suchst miech; du willst misch na de grüße Sunn dränge. — Mutter, do bi iech." Die. verlangend ausgestreckten Aermchcn fallen auf die weiße Bettdecke. Die lieblichen Blauäugletn. sind ge brochen. — Dichter Schnee fiel auf den Sarg der Germa, als er in das Grab herab gelassen wurde, bas Minna einst gekauft hat. Die Liebe, die Minna mit ihreyr Kinde verband, mit dem sie soviel zusammen erlitten und erlebt hat, ist groß und heilig. Nach eigner Weise trauert sie. Am Weihnachtsabend, auf den sich das Kind so gefreut hat, nimmt Minna ein Blatt Papier und einen Bleistift zur Mutter, do bi iech. Erzählung von Rhold. Schneider, Riesa. - Schluß Jst's doch so, die Meere geben ihre Toten wieder? Bon Minna ist ein Bries von weit her angekommen. Sie schreibt: Obwohl sie auf ihren ersten Brief noch keine Antwort habe, wolle sie schreiben, sie sei nun von Rio de Janeiro fort: eS ginge ihr gut, die Menschen auf der Farm seien alle sehr höflich gegen iie, und ihre neue Anschrift s<-i — — — Der Christian kann sich nicht in den Brief finden, aber die Hauptfachs hat er begriffen, Minna lebt! Er schreibt ihr wieder, unterläßt ober die Mitteilung vom Tode seiner Frau und seines Sohnes. Der erste Bries an Minna fall ihr kxine Trauerbotschaft bringen. Durch den Brief, der von Erptestand und Viehbestand berich tet, zieht sich der Faden: „Komm dpch wieder heim." Ein Bries aus dem Vogtlands nach einer einsamen Farm im Innern Brasiliens uno Antwort zurück nimmt Monate Zeit in Anspruch. Minna spricht deutsch tvogtländisch), wenn sie mit ihrer Germa allein ist. Diese hängt mit innigster Lieb: an ihhcr Mutter. Das Wort Mutter klingt so schön. Die rauben Männer auf der Farm, die so ritterlich zu Minna sinh, sagen die Worte nach, die sic vom Kinde hören und für einen Gruß halten: „Mutter, do bi iech." Immer sehnlicher klingen die Briese vom Onkel Christian. Sie werden zum Rufe: „Komm heim!" Minna bat die Furcht vor den« Ozean, verloren. Sie, die im Urwalds, weitab von Schutzvolizeistationen gelebt, kennt keine Furcht vor Lebensgefayr mehr. iLie ist willens, beimzufghren. Sie erzählt, ihrer Germs. vsni_deutschen Mstttr und" pön Weihnachten, vom Großvater . und Tannestbaum. Die Germa hört staunend zu. Sie ver steht nicht, was der Großvater und ein Tannenbaum ist. Etlbäs Erhabenes aber muß es sein, das merkt das Kind. Wenn der Besitzer der Farm das nächste Mal wieder kommt, dann will Minna ihm ihren Entschluß sagen und er wird ihr raten und helfen. Schwer war auf der Farm und Monate später in Rio de Janeiro der Abschied von den Menschen, mit denen Minna und ihr Kind über vier Jähre zusammen gelebt hat. * . Als Deutscher im Auslände auf einem deutschen Schiffe zur Heimreise an Bord gehen zu können, war ein Glück, das Minna und iyrer Germa beschieden war. Zwei mal' haben beide den Aeauator durchfahren. Auf hoher See, nur sieben Tage von Hamburg noch, steht Minna auf Deck und sieht die Sonne ins Meer untergehon. Wo mag die Stelle sein, da GermaS leib liche Mutter in die See gesenkt wurde'? Nichts gibt ihren Gedanken Antwort: nur aus dem ewigen Meere herauf erklingt es ihr: „Die Wellen decken olle Not und alles Leid." Bei Begegnung von schissen auf hoher ^>ee, da er folgt freudige Begrüßung; die Menschen fühlen sich sicherer, als gewährten die andern, die vorüber ziehen, ihnen einen Halt. Gehobener noch ist das Gefühl, wenn nach großer Fahrt Heimatland in <sicht kommt. In den fünf Jahren, die Minna außer Deutschland war, hat dieses im Jahre 1890 die Insel Helgoland erworben. Die hohe rote Felswand^ leuchtete dem yeimkehrenden Schiss 'ent gegen und wurde freudig begrüßt; denn in wenig Stun den läuft das Schiff in Cuxyaven ein. Grün ist das Land, Weiß ist der Sand, Not ist die Kant, das sind die Farben von Helgoland. Bei ihrer Ankunft in Hamburg hat Minna Geld wechseln lassen und Kleider für sich. und Germa ge kauft. - Hamburg gefiel dem Kiiide nicht: es war nach seiner Meinung zu wenig Sonne da. Der Aufenthalt war auch nicht lange. Sie fuyren hinüber nach Bremen. Packhosstraße sanden sie, ein Hotel, in dem sie übernach teten- Die Wirtin war liebevoll zu Minna und d:m Kinde. Am nächsten Morgen trat Minna mit Germa rn dis Geschäftsräume des Norddeutschen. Lloyd ein. Sie wollte erfahren» wie jene Frau mjt dem Kind: geheißen hat, die am 15. Juni 1888 mit dem Schiff Grotenburg die Ausreise nach Nordamerika angetreten hat. Minnas Angaben wurden ausgeschrieben und ihr zugesagt, daß sty Antwort erhalte, wenn sich etwas feststMen lasse. Der Tag ist schon vorgeschritten. Darum will Minna erst am nächsten Tag weitersahren und geht, mit Germa in den Bremer Stadtpark. Dort ist der schöne Holler see. An seinen Ufern stehen Dornbäume abwechselnd emer in rotem, einer m weißem Blütenschmuck. Die LqndeS- farben der Hansastadt Bremen. All das Schöne, das sie sehen, kann nicht das Heimweh des Kindes nach der KeUekaruclt sk vsMM Stslikticli odne plslle mck «we vrsvor. oarluinickerel um«« L VlXeMcd. llkers.
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