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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192610045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19261004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19261004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-10
- Tag1926-10-04
- Monat1926-10
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1926
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Ge»eiii»tk««»er »et lei 10. Urber dte Frage der Znl buna ist i« E1«,elfall tw orderftltl nicht im Befchwer-everfa-re« «ach «tz daran wurde int« fiir den «ru «er» non der G S»chtlt«ie» darf« iaLpaMs««a» »ei die iftlfte sstihfiftmseiW ni iie LcknuWjm. , A« IS. «nb 17. S. Ai fand in D»rtau»»d die Seneral» »erlawwlnng der Gewerkschaft Deutscher Lakamatinstthrer statt. Dte Tagung stand unter Le» Eindruck der in letzter Zeit vor»e kommen en Eisenbahn-UnglückSfälle, wie auch der Maßnahmen der RetchSbahngefellswaft in dezua auf die prtvatwtrtschaftliche Umstellung de« Unternehme«». ES zeigte sich, -atz da» bisherige Vertrauensverhältnis der Reichsbahn zu ihren Beamte« und umgekehrt nickt «ehr in der bisherigen Weis« besteht; e» wurde« vielmehr sehr scharfe ««griffe gege« die Verwaltung gerichtet. Die Revaration»pflicht der Reichsbahn ist auf den inueren Be trieb derselben nicht ohne Einfluß geblieben «nd glaube» dte Lokomotivführer diejenige Grnpp« zu fein, die unter der Reparations-Belastung und -er sich hieraus ergebende« Sparsamkeit de» Betriebe» am stärksten zu leide« habe. Eine starke Strömung »«igle sich insbesondere hinsichtlich der dienstlichen Beanspruchung und kam di« Unzufrieden, bett de» Personal» in sehr starker Weife zum Ausdruck. E» hatte den Snschetn, al» ob die rein theoretische ArbeitS- berechnustg durch dte ReichSbahngesellschaft mit der Praxi» de» Dienste» keineswegs übereinsttmme. Go wird z. B. den Lokomotivführern der Dienst in' bvprozenttge, 80pro- «enttge »nd lovprozentige Arbeit eingrtetlt, trotzdem der Diensttuende hierbei voll und ganz in Anspruch genommen ist. In einer sehr scharfen Entschlietzung an die Deutsche wurde gefordert, Re dienstlich« Vs- u»ott»»«rf»«al» mehr ul» «»hier der de» sowie auch der praktisch«» Rot- «rd« al» direkter Unfug dezetchnet mit st tun« auf die Belastung de» Personal» al» dte hiütefte aller europäisch«» «tfenbahngesellschaften bezeichnet. Der verickterftatttr führt« hierbei au», da», wen« dte gsttche« Verhältnisse auf die Privatwirtschaft an- gewendet würben, der Arzt nur da«« arbeite, wenn er de« Kraulers untersucht oder »pertert, der Verkäufer t« Geschäft nur dann retue Arbeit»,«tt verrtcht«, wenn er den Kunden bedient, «tcht aber, »en« er tu anderer Weise und »och rein geschäftlich tätig sei. Die Lokomotivführer glaubten die »eitere Beibehaltung der setzt bestehenden Bestimmungen al» mit der bisherige» Betriebssicherheit der Deutscheu Eisenbahn al» unvereinbar kennzeichne» zu müssen. Di« Generalversammlung «ah« weiter Stelluvg »» der Absicht der ReichSbahu-Hauptverwaltung, zunächst die elektrische«, dann aber auch bi« Dampflokomotiven mit rrur eine« Bediensteten,« besetzen. Hierbei kam zum Ausdruck, daß eine solche Anordnung geeignet sei. den Glauben de» reisende» Publikum» an die Sicherheit de» Betriebe» ans» schärfste »« erschüttern. Auch hierzu umrde eine Entschlie ßung einstimmig angenommen, nach welcher die Besttzuug aller Lokomotive« «ft zwxt Man» gefordert wirb. Die Sicherheft von Mensche» vnd Güter» müsse der Wirtschaft lichkeit de» Betriebe» «nd der D«rchführung der Revara- ftonSletftungen vorangetzellt werde«. Auch zu den 1« letzter Zett vorgekommenen Eisenbahn- Unfälle» nah« die Versammlung Stellung. Sie fordert« eine stärker« Streckenbewachung mit dem Hinweis darauf, daß nicht nur Lebe» und Gesundheit der Reisende», souderu bei allen anderen Zügen auch da» d«S Personal- gefährdet fei. Hterbet kam »um Ausdruck, baß di« ReichSbahngesell- schaft i» ihrem vestrebe«, eine völlige Umstellung Le» Be triebe» vorzunehme«. die bisherige Praxis und die Erfah rungen de» Eisenbahnbetriebe» «tcht habe gelten lasse«, sondern über dies« hinweg zu neuen noch unbewährteu Maßnahmen geschritten sei. Der Referent über diese Frage sagte, daß da» Letferder Unglück kaum möglich grwese» wäre, wenn man die bisher bewährte Ueberwachung Le» Bahnkörper» nicht ohne weitere» aufgehoben hätte. ES würden nun sehr hohe Unkosten nötig sein, um den früheren Zustand Meder -er,»stellen. Va» aber seruer noch »um Ausdruck kam. war die ft» Geschäftsbericht de» Borftande» enthaltene Aussaisnng, baß dte Sparsamkeit der Verwaltung dazu geführt hab«, die Qualität de» vetrtebSpersoualS wie auch die der Betriebs einrichtungen herabzumiudern. Sehe sich die Reichbahnge- - sellschaft einmal vor di« Notwendigkeit gestellt, Spttzen- letftpngen aufzubringen, dann würde da» Lokomotivper» sonal plötzlich auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gesucht werben müssen. Jetzt habe man anläßlich der geringen Mehrbelastung, welch« durch dte Beförderung der Kohlen züge nach England entstanden set, zu einem Personalersatz greifen müssen, der in keiner Weise den bisherigen Qua litäten de» LokomotivpersonalS entspricht. Der Beamten abba«, die dienstliche Belastung habe dazu geführt, daß da» Personal den BetriebSeinrtchtnngen weniger Aufmerksam- leit schenkt «nd sie nicht mehr in der Weise pflege, wie da» in früherer Zeit bei der Deutschen Eisenbahn der Fall ge wesen sei. Der Apparat der Reichsbahn sei ein größere» HM , ' ' - f .. - ... ' s. veil«,« zm» «iefaer TsRble«. MAftg», t Htttber lüüfi, «de s» T Di« Kreditaustult scheibe« eine» Gemeind« e«, wett Vie Gemeinde ihrer u«g v»r vorherige« Tilgung »er «ft« insofern «tcht nachaekvmmen set, al» fit zwar »urückgezahlt, aber bi, von m erhobene« AufwertnngSansprüche nicht dealt, Gemein-tkammer bat ««tschieben, baß solche Aufwertungs ansprüche nicht geeignet sind, «ine» »«»tritt zu verhindern. 8. Die Gemeindekammer hat sich in eine« Einzelsallr dahin auSgesprpch«, daß bi« M«sski«str»ui«ft«,ste««r zwar auf die Dauer kaum betbebalten, bet der aegenwärftgen Wirtschaftslage der Gemeinden «der nicht fallen gelassen werden kann, ohne baß brr Steurraubsall durch andere Ein nahmen ersetzt wird. » EineWebfitzeenmchebmta »n» Zwecke »« Bild««, ein«» Rücklagestock» ist »»»»lässig, «eil nach ss »I de» Ber- waltun»»kostenaesetze» Gebühr« nur für die Benutzuug össentlicher Anlagen erhob«« werd« könne». v. Eine Gemeinde will Knrförder»ng»beiträg« vop alle» Grundeigentümern und Gewerbetreibende«, die vom Frem denverkehr wirtschaftlichen Nutze» ziehen, erhebe» zur Ver zinsung und Tilgung der Baukosten für Eisenbahnerwoh«. Häuser, welche die Gemeinde zur Verbesserung de» Eise«. VahnverkehrS und damit zur Hebung de» Fremdenzustrome» errichtet hat. Die Gemeindekammer hat entschiede«, baß diese Beiträge weder al» Beiträge im RechtSsinne, «och al» Ge bühren, sondern nur al» Steuern angesehen «erden können und al» solche unzulässig find. . . S. Eine Sommersrischeugemeind« will von jede« Frem- den, der sich im Ort. aufhält, ohne Rücksicht auf, die Dauer und den Zweck de» Aufenthalt» «ine Kur- mch Aufenthalt»- gätihr erhebe«. Die Beschlußbehörde hat di« Gebühr unter der Bedingung genehmigt, -aß die erste« drei Tag« -e» Aufenthalt» von jeder Gebllhr fretgelasseu wer den. Dte Gemetndekammer hat sich dieser Auf ¬ fassung angeschlossen und entschieden: Eine Kurtaxe kann al» Gebühr angesehen «»erden, weil jeder Fremde, der sich länger al» drei Tage in einem Ort aufhält, in der Lag« ist, die Kureinrichtungen zu benützen, und kein« Bedenken da gegen bestehen, daß die nach 8 21 de» BerwaltungSkosten- gesetzeS erforderliche venutzung bei einem Aufenthalt über drei Tag« vorausgesetzt wird. Di« AufenthattSgebühr, die bet einem Aufenthalte bi» zu drei Tagen erhoben werben soll, kann weder al» Gebühr noch al» Beitrag anerkannt,' sondern muß al» Steuer angesehen werden und ist al» solche unzulässig, weil sie im Erfolge der nach dem Reich», gesttze «>om 10. S. 28 verbotene» Beherbergung»steu«r gleich, kommt. 7. Ein KreiSauSschuß hat die BezirkSverbände angewie sen, die Jagdpachtfteuer» auf keinen höheren Betrag al» 4V für sestges «»erde«. Ü. cetwilltae« vereinig««- »er Gemeinde« Hin- tera«r»dorf und Hartha wurde zugestimmt. S. Ebenso wurde -er vereinig««» der Gemeinden Stadt u«d Dors Bärenstein zpgesttmwt. 10. Ueber dte Frage der Zulässigkeit eftwr Gtepererhe» - - - - ^'jchen RechtSmtttelöerfahreu, , , «ach - 172 der Ge«.-V. z« ent» scheide«. Et«« Anweisung an die Gemeinden, Erlaßgesucke zu berücksichtige«, lehnt die Gemeindekammer an» grn«d- sätzlichen Erwägungen ab. 11. Dee 1. Nachtrag zur Berba»dSsatz««g be» Sir»»«* da«»«» Sächstscher Gemeftide» über bte Regelung »er Ber- trettmgSbefua«isse der Mitglieder de» Direktorium» und der Letter ber Zweianteberlassuoge« u«d dte Zust-nbtgkettS- verhältntsse »wischen de« dem GiroverVande angeschlossenen Girokassen «nd de« verbände selbst hinfichtltch de» Ge schäftsbetriebe» wurde genehmigt. rausch wie von I , hatte er in die Brusttasche Rocke» gegriffen und sich Brief da, . , ganze Kleidersendung kei „ , al» den, ihm diesen Brief ohne Borwissen de» Schließer», der ihn sonst wahrscheinlich «ar der Ueberreichung zu lesen begehrt hätte, in die Hände zu spielen. Natürlich brannte er vor verlangen, zu erfahren, was fürsorgliche Sennor Cabildo vorhin zurückg,lassen, und ver» brannte an seiner Flamme den Brief zu Asche. Laim begann er sich umzukleiden, und al» ap eben im Begriff war, di« Krawatte zu knüpfen, kehrt« der Schließer zurück. Der neue Bmiköirektor. Roman von Reinhold Ort man«. 17. Forfteb'.ing. Nachdruck uc:boten. RovewäM -an« das Paket geöffnet und darin an Wasche und Kleidung alles gesunden, was er braucht«, um sich vom Kopf Li» zu den Füßen »mzuztehen. Er be deutet« den Schließender unermüdlich weiter geschwatzt hatte, daß seine Gegenwart einstweilen entbehrlich sei, weil er ein wenig Toilette zn machen wünsche, und Sennor Cabildo ging, obwohl er ihm augenscheinlich sehr gern die Lebensschicksale sämtlicher Raubmörder, Pferdediebe un anderer „Caballeros" erzählt hätte, die vor ihm in dreier Zelle gesessen hatten, und die von hier au» ihren letzten schweren Gang angetreten hatten. Was Werner vor allem bestimmte, den Schließer fort zuschicken, war eine Entdeckung, die er bet der Entfaltung der Kleidungsstücke gemacht hatte. Durch ein leise» Gr- räusch wie von knisterndem Papier aufmerksam geworb-n, hatte er in die Brusttasche des von Doktor Vidal geschi^ten Rocke» gegriffen und sich überzeugt, daß ein verschlo'jtzner Brief dann stecke. Er zweifelte jetzt nicht mehr, daß die ganze Kleidersendung keinen anderen Zweck gehabt habe, al» den, ihm diesen Brief ohne Borwissen de» Schließer», der ihn sonst wahrscheinlich aar der Ueberreichung zu lesen begehrt yätte, in die Hände zu spielen. Natürlich brannte er vor verlangen, zu erfahren, um» sein vortrefflicher Freund ihm mttzuteilen habe, und sobald sich die Tür hinter dem Sennor Labtldo geschloffen, oeeifte er sich, seine Wißbegierde zu befriedigen. Al» er den Um schlag de» Briefes löst«, fiel ihm daraus zunächst ein vier eckige», zusammengefaltete» Papier entgegen, darin sich allem Anschein nach eine kleine Quantität irgendeine» Pulver» befand. Werner steckte «« zu sich, ohne «»näher zuuntch» suchen; denn es war ihm vor allem darum zu tun, den au» vier eng beschriebenen Seiten bestehende« Brief zu lesen, und er mußte in jedem Augenblick auf eine Ueber- raschung durch den Aufseher gefaßt sein. Ein» tiefe Ergriffenheit malte sich in seinen Zügen, während er da» Schreiben überflog. Al» er zu Ende ge kommen war, hatte seine düstere Miene sich aufgehellt und beinahe freudige Empfindungen schienen für einen Mo ment sein Herz zu «stillen. Lbr «erdet mich auf solch» Art nicht retten,- sagte « vor sich hin, „aber es ist wahrlich gut, zu wissen, daß es auch «och edle und redliche Menschen auf Erden gibt." Er entzündet« «ine» der Streichhölzchen, di« ihm der fürsorgliche Sennor Cabildo vorhin brannte an seiner Flamm« den begann er sich umzukleiden, und al» er eben im Begriff war, di« Krawatte zu knüpfen, kehrt« der Schließer zurück. Wohlgefällig ruhtt/eln Bäck auf der vorteilhaft veränderten Erscheinung de» Emangenea. „Wahrhaftig, Sennor, da» Kriegsgericht mich sich g— ehrt fühlen,.«tn«n so noblen Herrn vor sich zu sehen. Ich möchte wohl wissen, wie « untz wen« er auch «imual in so feinen st »Nun, dieser Wunsch ist am nicht," erwiderte Werner fast Hefter. HU.. steckchrkännte.^ sä" «erfüllbar „»»»» Haden wohl so ziemlich dieselbe Maur, und wenn Ihr» Voraussage zu- trifft, sind diese Kleider für mich nach vlerundzwanzig Maden ohne alle« Wert. Wenn ich Ahnen «ine klein« Freude damit machen kann, so setze ich Sie für den Fall meftw, rod« in aller San» sm» «den meta« lÜG- gestatten mußte, unter vier Äugen^mit dem verurteilten en, war Sennor, die « nun wahrscheinlich nie »ehr wiedersehen werde." „La er so gar nicht» von meftAm Zuspruch wissen wollte, überließ ich ihn schließlich sich selbst, »Ndich «ar nicht wenig verwundert, al» nach ein« Weil« Sennor Manuel Hel Vasco zum drittenmal «richten, diesmal in « dem, was der Sennor freilich picht eine Silbe verstehen. Meir schrie zuweilen so laut, daß mau er Mau« hätte hören können. Ich vermu von ihm »«langte, wozu « sich anfänz versteh«» wollte. Bei dem ersten ve del Vaoeo wenigsten» rief « drei- oder «h« sterben, al» daß « stch zu einem solchen Schurkea- ffteich -«gäbe. Al» d« Herr dann aber nach einigen Stunden wtederkam und stch abermals für ein« lange Zett mit ihm etaschlleßen ließ, war « schon viel wenig« aufgeregt, und Sennor del Ba»co kam mit sehr vemnügwvr Gefühl au» der Z«L« heraus. Mein Gefangen« dagegen saß ganz gebrochen auf seinem Stuhl urw gab nnr auf all» «nein« teilnehmenden Fragen überhaupt keine Ant» wort mehr. Ach sah deutlich, wie ihm dia Tränen üb« dis Wange« liefen, und ich^gleubte natürlich, doch es die Todesangst sei- die ihn so arg mitaahm. Hatte « mir lichen Kleidungsstücke ein, Vie sich hier im ErfLnyuige be finden." Dankbar schüttelt« der Schließer ihm die Hano. „Für wahr, Sennor, ich ouchte es, daß Sie ein wahrer Caballero sind. Aber glauben Sie nicht, daß ich um dies« schönen Sachen «wen Ihren Tod wünsche. Es würde mich durch aus nicht verdrießen, wenn infolge irgendeine» wunds baren Zufalles schließlich doch nichts daraus würde." „Ne haften die Möglichkeit eine» solchen Zufalles also nicht für gänzlich ausgeschlossen?" fragte Werner. „Nun, e» «eignen sich ja in dieser Wett die merk würdigsten Dinge. Da hatte ich bier vor einigen Tagen einen Sennor, der wohl selber nicht mehr viele Hoffnung hatte, di« Freiheit wiederzusehen, denn er war in aller Form zum Tode verurteilt worden, wenn auch schon vor einer Reihe von Jahren. E» war eine der wunderlichsten Geschichten, die mir jemals in mein« Praxi» vorgrkommen." .Werner war aufmerksam geworden. „Und der Name diese» Herrn 7" fragte «. „Hieß « vielleicht Pedro Al- varez?" „Ja, bei Gott, so hieß «. Sie kennen also den Fall?" „Wenigstens zum Teil. Aber es interessiert mich, von Ihnen Nähere» darüb« zu erfahren. Wissen Sie auch, auf weffen Verwendung hin dte Entlassung diese» Ge fangenen erfolgte?" „Ich kann leid« nicht viel darüber sagen, denn die Sache wurde mit großer Heimlichkeit betrieben. E» «ar ein sehr vornehm« Herr, der seine Hand dabei im Spiel« hatte — Sennor Manuel del La»co, wenn Sie ihn viel leicht kennen sollten." „Nn wenig. Woraus aber schließen Sie, daß gerade er an der Sache beteiligt war?" „Nun, « war nicht weniger als dreimal hl« bei dem Gefangenen. E» geschah auf «ine eigenhändige Berfü- g»mg des Justtzminister», daß ich thn etnlassen und ihm zu reden. Draußen vor d« TL mir natürlich nicht verboten, und , , auch di« etsenbeschlageue Tür eia« Gefängniszelle ist nicht so dick, daß nicht hie und da ein Laut htndurchdränge. Von dem, was der Sennor del Ba»co sagt«, konnte ich ' — ' Gefangener aber durch eine dicke !, daß man etwas ich durchaus nicht «he des Sena« viermal; « «olle »« Begleitung eine» Herra, von dem er mir sagte, daß es ein Notar fei, und der ebenfalls einen Erlaubnisschein für den Besuch de» Delinquenten vorweisen konnte. Die beiden Caballeros blieben über eine Stunde bei mein rm Gefangenen. Ich war natürlich durch alle diese geheimnis- oollea Dinge ein wenig neugierig geworden und mag mein Ohr wohl etwa» näh« an da» Schlüsselloch gebracht haben, al» ich es au. Gründen der Bequemlichkeit im allge meinen zu tun pfleg«!. Da hörte ich denn, daß der Senn« del Vasco etwa» zu diktieren schien. Wa» e» aber war — darau» konnte ich trotz aller Müde nicht recht klug werden. Wie ich dann aber die Tür aufschloß, nachdem die Herren durch Klopfen zu «kennen gegeben hatten, daß sie Herausgelaffen werden wollten, vernahm ich ganz deut lich, wie Pedro Llvarez sagte: „Ja, Sie haben mir das Leben geschenkt, doch Sie haben mir meine Ehre und den Frieden meiner Gewissen» dafür genommen. Sott möge Ihnen verzeihen, wa» Sie getan." Sennor del Vasco und sein Begleiter hatten «dann sehr eilig, fort- zukonunen; mein Gefangener aber warf sich laut schluchzend auf sein Lager, und da blieb « liegen, bis ei» höher« Beamter Mit dem Befehl zu sein« Freilassung erschien. Er wurde von zwei Polizisten in Empfang genommen, und ich weiß nicht, wa» weiter mit ihm geschehen ist. Aufgehängt aber haben pe ihn jedenfalls nicht." Nun lag das ganze Gewebe de» teuflischen Plane» den del Basco ersonnen hatte, um den gefährlichen Zeugen unschädlich zu machen, offen vor Werner, Äugen da; und er hatte in diesem Moment keinen glühenderen Wunsch al« den, daß e» ihm noch »«gönnt sein möge, da» fein- gesponnen« Netz von Nichtswürdigkeit und Betrug zu zer reißen. „Und tzer Fall des Sennor Pedro Llvarez bildete di« einzige Ausnahme von der Regel, daß jeder, der Ihnen einmal zur Obhut anoertraut worden ist, von hier aus auch unfehlbar »inen letzten Gang anzutreten hat?" Sennor Caoildo macht« eine vielsagende Lewegung mii dea Schultern. „Dielleicht nicht gerade die einzige. Aber wa» Sie selbst betriff^ Sennor, so möchte ich allerding» nicht viel für Ihr Leben geben. Ich sprach einen der Offiziere vom Kriegsgericht, und « sagte mir, das ganz« Prozeßverfahren sei nur «ine Förmlichkeit, die man Ihrem Gesandte» zuliebe in» Werk setze." Di« Antwort des Sennor» Cabildo war entmutigend genug, um Wern« auf alle weiteren Fragen nach den Aussichtefl, die ihm noch blieben, verzichten zu lassen. Und uun härt« er auch draußen auf dem Gange den Schritt einer anmarschierenden Soldatenabteilung und da» Kürren von »affen. Der Schließer öffnete die Tür, und der Gefangene sah, daß nicht weniger al» zwölf Man» mit schußferttgen Gewehren bereitstanden, ihn für seinen Gang vor da» Krteg»guicht in Empfang zu nehme«. A» Mar Amt« schritt « durch den langen hallenden Korridor und ütz«r die Schwelle eines großen Gemache», in dem hinter eine« langen, mit grünem Tuch verhängten Tisch« fieda» Offizier« in prüchttgen, goldstrotzenden Uniform«» faße«. Sechs von Uiuen belletd«La d«n Rang von Obersten «ad Majoren, der siebente ab«, der den Vorsitz führt«, »ar «in« von den Generalen, an denen di« argentinisch« Arme« so großen Uebnrlluß besitzt. Höflich erwiderten die Herren Werners Verbeugung, ohne daß indessen «in« das Wort an ihn gerichtet hätte. Sie hatten sich'« alle auf ihren Sesseln bequem gemacht, »ad eia« dichte Wolke ron Zigarettendampf erfüllte das Gemach. Li« lebdastg Unterhaltung, in der sie bearftkn
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