01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041231011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904123101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904123101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-31
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Äuzeigyr-VretS die 6 gespaltene PeluzeUe 2K Nettome» »Ul« dem lstebakttonSUrich t4gefpaUen) 7b »ach d« Famtliennach- richten tügespalt«) Ü0 — TaveUartscher »ad Ziffernsay werd« «tiprechend Häher be rechnet. — Gebühr« für Nackweisuagru and Offerteaaanahme Lü ' ' ' ' - Anaahmeschlutz für kl uze »en: s Ade»d-Au»gabe: vormittag» 10 Uhr. Ntorg«»-Ausgabe: uachmtttag» 4 Uhr. Anzeigen stad stet» au die Expedition za richten. Grrr«-BeU»«e» (»ar mV d« Morgen- Ausgabe) auch besonder« Vereinbarung. Die Grpedtttoa IP «och«tags uuunterdroche» geöffnet von früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck »nb ««tag von -ß. Post st> Leipzig (Inh. Vr. St. ch W. «itatdardt! Nr. 665. dar Mcktigrte vom Lage. * Die österreichischen und ungarischen handelspolitischen Referenten werden sich Montag zur Fortsetzung der Verlfandlungen nach Berlin begsben. * Die Expedition Les deutschen Roten Kreuzes sür Japan soll am 1. Januar von Genua abreisen. (S. russ.-fap. Krieg.) * In Bukarest wurde vorgestern der schweize risch.rumänische Handelsvertrag unter- zeichnet. (S. Letzte Depeschen.) * Die französisch-offiziöse „Agence Havas" kündigt an, daß die französische Mission trotz der Drohungen des Sultans von Marokko nach Fez geht. (S. Ausland.) ' * Die erste Sitzung des Ministerkomitees zur Beratung des vom Zaren eingeleiteten Reform- Werkes findet am 3. Januar statt. * Die Admirale Togo und Kamimura sin!d inTokio von der Menschenmenge mit Jubel chegrüßt worden. (S. russ.-jqp. Krieg.) purrlana vos Innen. (Von unserm d - Korrespondenten.) Petersburg, 28. Dezember. Mit eisiger Kälte hat seit zwei Tagen der Winter die Gestade der Newa überzogen, aber warmes Leben und Treiben pulsiert in den Straßen und Lokalen der russischen Hauptstadt. Man spürt das Herannahen der großen orthodoxen Leichenfeste, für die sich auch der Aermste vorbereitet. Auf das buntbewegte Leben des Newski-Prospekts sieht die Jsaakkathedrale herab wie ein riesiger Märchenzuckerhut. Wie ihr Bild Las Auge ge fangen hält, so ein anderes die Herzen. Man spricht wieder vom Kriege, nicht nur in den vornehmen Klubs, nicht nur in den lauschigen Restaurants, deren linde Wärme jetzt doppelt wohlig anmutet, sondern auch draußen, wo der Kutscher sich auf dem Bock der kleinen Bntschka die Arme um die Schultern schlägt, an den Straßenecken, wo die Philosophen der Gasse ein williges Publikum finden, vor den Nischen, in welchen kleine Lämpchen uralte Heiligenbilder fahl beleuchten. Man gedenkt der Braven, die weit, weit, am anderen Ende der Welt, in den Erdhöhlen am Schaho oder in Port Arthurs zerschossenen Redouten nichts von Feststimmung wissen, denen diesmal keine Weihnachtsbotschaft aus liebem Munde entgegenklingt. Und überall wird die weiche Stimmung rasch zum dumpfen Murren. „Warum dieser unselige Krieg in einem Lande, das uns nichts an geht? — Ja, wenn wir mitzuredcn hätten, wir hätten es nicht zu diesem erbärmlichen Morden kommen lassen, wir hätten nicht zugegeben, daß diese armen Jungen sterben müssen für eine Sache, die sie nichts angeht, die uns nichts angeht. Was brauchen wir die Mantschurei? Wir haben Land genug, das wir nicht bebauen können. So hört man wieder philosophieren, nachdem es eine lange Weile ganz still gewesen war vom Krieg. Aber diesmal liegt der Akzent nicht mehr auf den blutigen Schreckensbildern, welche Telegramm für Telegramm entrollt, sondern auf dem — Mitreden. „Wenn die da draußen, unsere Väter, Brüder, Söhne, Helden sind, wie Väterchen Zar selbst es sagt, dann", so folgert mancher Nachdenkliche, „können doch auch wir nicht so dumme, unbrauchbare Kanaillen sein, daß wir kuschen und immer nur kuschen müßten." Der Muschik beginnt zu erwachen, nicht nur in den großen Zentralen des russischen Volkslebens, nein, auch draußen auf dem Lande, wo Tausende in ihre Heimat zu- riickgesandte und dort unter Polizeiaufsicht gestellte Studenten seit Jahr und Tag gewühlt und gehetzt haben mit bösen Gesten und halbverstandenen Phrasen. Drohungen werden laut und Flück>e und — Wünsche. Ach. es sind ganz kleine Wllnsckfe manchmal. Was kümmert man sich da draußen, wo der Himmel so hoch und der Zar so weit ist, um Verfassung und politische Staatsfragen. Da giebt's näherliegende Sorgen: den Gerichtsvollzieher, der den letzten warmen Pelz weg- tragen will, nach dessen Verlust kein Glied der Familie das Haus mehr verlassen kann, die Wintersaat, die der steinharte Boden nicht in seinen Schoß aufnehmen mag. Ach, sie tanzen einen nxchrcn Herentanz im Gehirn dieser Armen und Aermsten; der Steuereinnehmer und der Tschinownik, der Jude und der Pope! Alle quälen und plagen ihn, nehmen ihm das letzte Stückchen Habe, nehmen ihm den Sohn, den Bruder, nehmen ihm auch den Schlaf, der dem Hungernden und Frierenden Er holung gönnen soll im Land der Träume. Lange hat es gedauert, bis dies millionenfache Weh Auslösung gefunden hat in jenem schauerlichen Schmer- zenSruf, der selbst üen Todesschrei der Kriegsopfer über- tönte, der den abgebrühten Tschinownik mit lähmendem Entsetzen erfüllte, der selbst hineingellte in die vornehme Abgeschlossenheit de» Valaste» von Zartkoj« Gslo. Rat. Tonnabend den 31. Dezember 1904. lose Verwirrung ergriff die Herrschenden, ergriff vor allem den Kaiser selbst. Sollte er dem Flehen dec Semstwos Gehör schenken, sollte er den Faden wieder aufnehmen, der dem Zarbefreier aus den erstarrenden Fingern geglitten war, durfte er einem unmündigen Volke eine Verfassung geben, durfte er nur Hoffnungen auf eine solche erwecken, sollte er, dem finsteren Pobje- doneszew gehorchend, mit brutaler Gewalt die Früh lingskeime unterdrücken, sollte er dem eigensinnigen Großfürsten Sergius zur Ergreifung von Repressalien gegen alle Elemente freie Hand lassen, welche eine Kon stitution verlangten, oder sollte er den Regungen des eigenen warmen Mitgefühls freien Lauf lassen, auf oie Seite seines Bruders Michael und der liberalen Adels- Marschälle treten? Der Zar war sich sehr wohl der ungeheuren Tragweite der Entscheidung bewußt, die das Schicksal da in seine Hand gelegt hatte, aber gerade die Verantwortung, die einen anderen zu stolzem Tun begeistert hätte, drohte ihn zu erdrücken. Die Unschlüssigkeit Les Herrschers ent fesselte rasch alle bösen Geister der Intrige, in maßlosen Verleumdungen und Gehässigkeiten dokumentierten sich die unüberbrückbaren Gegensätze in seiner Umgebung, und hinter der chinesischen Mauer, mit der man den Herrscher umstellt, schien der AuSgang nichtsnutziger Hof- kabalen über Sein oder Nichtsein eines Millionenvolkes entscheiden zu sollen. Dies die Befürchtungen, die wie ein Alb auf allen wohlmeinenden Patrioten lasteten, und die in be- ängstigendster Weise verstärkt wurden durch die Art, wie der Zar die Forderungen des Tscherni- gower Semstwo in Len Marginalien „frech und taktlos" abtat. Aus dieser Stimmung heraus läßt sich die überraschend freundliche Aufnahme des Zaren manifestes erklären, das im Grunde Loch nur ein langes Sündenbekenntnis war. Aber mit rühmendem Eifer suchte man der Kundgebung immer neue freundliche Seiten abzugewinnen. Man erinnerte daran, daß ihre Einleitung die des Manifestes zum Vorbild genommen, durch welche Alexander II. die Aufhebung der Leibeigen- schäft ausgesprochen. Man wiederholte sich, daß diese Willensmeinung nicht aus dem Papier stehen bleiben werde, wie da manches Andere seit den Tagen von Sebastopol. Man begann wieder an eine Zukunft zu glauben, welche die Fesseln sprengen, den Tschinownik in seine Schranken weisen. Recht und Ordnung befestigen werde. Die Skeptiker allerdings vermißten die Einsetzung einer Körperschaft, deren Mitglieder, mit der Immunität ausgestattet, weit eher geeignet erscheinen müßten, jene Aufgaben zu erfüllen, die der Zar in seinem letzten Mani feste einer Presse zugedacht, die nach jahrzehntelanger Knebelung kaum solch hoher Mission gewachsen erscheinen konnte. Die Extremen endlich, jene Tollköpfe, die durch ihre unsinnigen Demonstrationen um ein Haar die ganze großzügige Bewegung diskreditiert hätten, er- klärten sich durch den Erlaß für verraten, drohten mit Revolution und Attentaten. Es läßt sich in der Tat nicht behaupten, daß die Krists durch das Manuskript beseitigt sei. Wir stehen hier erst am Anfang einer Entwickelung, deren Ende in keiner Weise abzusöhen ist. Aber den Weg der mittleren Linie, den der Zar einschlagen zu wellen scheint, ist zweifellos vielversprechend, wenn er mit Energie und Elan beschritten wird. Auf diesem Wege müßte aber der erste Schritt die Reorganisation der verrotteten Bureau- kratie sein, d. h. die Reinigung eines Augiasstalles — eine echte Hsrkulesarbeit! Wer soll sie verrichten? Die Blicke vieler richten sich auf Swjatopolk - Mirski. Er hat sich einen starken Fonds von Vertrauen erworben während seiner kurzen Amtstätigkeit. Aber besitzt er in der Tat die Eigen schaften, um zum Oedipus der opferheischenden Sphinx werden zu können? Wird er Rußland zwischen Scylla und EharybdiS ruhiger Wohlfahrt, gesichertem Rechts- schütz, innerer Ausgeglichenheit entgogenzusteuern ver mögen? Gar mancher fragt es sich, der zwischen der Großen Morskaja und dem Litejnvß - Prospekt seine Festeseinkäufe besorgt, gar mancher betet darum, der vor wundertätigen Bildern seine Andacht verrichtet. ver Humana in Ziiamrtalsttza. DI« H«r«r« Im Aa»kckfelk. Die Meldung deS Generals von Trotha, wonach sich die Hauptmacht der Herero in einem Gebiet an der Grenze von Betschuanaland befindet, bestätigt sich die Vermutung, daß sich die Herero im Kaokofeld aufhalten. Bereits 1898 hatten sich Teste der Ovambandyeru dort niedergelassen. Es enthält zahlreiche Wafferplätze und vorzügliche Weide und liegt wie eine Insel in dem zur Trockenzeit wasser losen Sandfeld der Kalahari. Drei dauernd benutzbare Wege führen hauptsächlich dort hi». Bon Karkurber am Omuramba u Omatako führt eine Straße über Ukeidi» nach Kalksontein, »ine zweite von Niangana nach Desstdum— Nodanna — Kalkfontein, die dritte von Ankara nach Sodanna—Kalksontein. Kalkfontein ist also der Schlüssel de« KaokofeldeS. Wer eS besitzt, beherrscht auch den Zu- gang zu diesem Gebiet. Während der Regenzeit besteht nach der „Dtsch. Kol.-Ztg." eine Verbindung vom südlichen Kaoko feld nach dem Tauche-Ngami, zuweilen auch, d. h. nach sebr starken Regen, zum Chansefeld. Auf diesen Wegen ist also ein Entweichen der Herero möglich, und zwar während der Monate Januar bi- April. ES liegt auf der Hand, daß wir nicht eher eine völlige Unterwerfung der Herero er reichen werden, al« bi« ihr letzter Halt, da« Kaokofeld, ge fallen ist. Dann erst werden wir von fo erheblichen Mengen erbeuteten Viehs hören, wie letzt im Kampfe mit Witbooi in unsere Hände geraten sind (15 000 Stück). Unterredung«« mit Oberft Leutwein. Oberst Leutwein hat noch am Ankunftstage in Hamburg eine Reihe von Interview« über sich ergehen lassen müssen. Bon einer Unterredung mit einem Berliner Korrespondenten haben wir bereit« im gestrigen Abendblatt« berichtet, eine weitere gewährte der Oberst dem Hauptmann a. D. D^ann- hauer, der darüber wie folgt berichtet: Der Oberst, mit feinen von der afrikanischen Sonne gebräunten energischen Gesichtszügen, machte nicht den Eindruck eines Kranken» aber in Wirklichkeit mag er arge Schmerzen zu erdulden haben. Oberst Leutwein ist der Meinung, daß e« Keffer ist, den zwischen ibm und seinem Vorgänger Major FranyoiS entstandenen Streit nicht in der Oeffentlichkeit auSzufechten. Uever den Fall Jobst könne er vorläufig, d. h. ehe er im Auswärtigen Amte Rück sprache genommen, nicht- sagen. Oberst Leutwein betonte aber besonder-, daß von seiner Seite nicht- geschehen sei, die Sache in die Oeffentlichkeit zu ziehen. Der Oberst vermutet, daß die plötz liche Auflehnung der Witboi- lediglich den übertriebenen Dar stellungen seiner 19 Witboi», die während Le» Kampfe» am Water berg die Flucht ergriffen, zuzuschreiben sei, die ihren Stammes- genossen erzählten, die Deutschen kämen nicht vorwärt» und ver- möchten die Herero nicht zu vertreiben. Einem Korrespondenten de« „B. T." gegenüber äußerte sich Oberst Leutwein, der Hauptkrieg gegen die Herero fei zwar vorüber, der Kleinkrieg werde aber noch viel zu schaffen machen. Hauptsache sei e«, nicht Krieg, sondern Frieden zu machen, — gesiegt hätten wir genug. In einer dritten Unterredung mit einem Mitarbeiter de« »Hamb. Fremdenbl." äußerte sich Oberst Leutwein dahin, daß er hauptsächlich eine» Fuß leiden« wegen, da« ihn am Reiten hindere und da» er in Wiesbaden heilen wolle, nach Deutschland gekommen sei. Gegenüber den Vorwürfen, daß er den Aufstand der Herero nicht rechtzeitig erkannt habe, äußerte er, nicht einmal di« Ansiedler, d,e mitten unter den Herero wohnten, hätten die Gefahr geahnt, sonst würden sie sich in Sicherheit gebracht haben. Wie konnte er, der damals im Süden weilte, um den Aufstand der Bondelzwarts niederzuwerfen, besser unterrichtet sein, als die Ansiedler selbst! Mit einem Aufstande der Ovambo rechne er nicht, dagegen mit einer längeren Dauer deS Hotten tottenaufstandes. Die Ursache de« Aufstandes erblickt Leutwein in dem Umstande, daß die weiße Bevölkerung von Jahr zu Jahr zunahm und dadurch die Reibungsfläche zwischen Schwarzen und Weißen sich vergrößerte. ver rtirrirch-japaiiircde Weg. Vie deutsche Aste Areuz - Expedition nach Japan, die bekanntlich Professor Dr. Henle-Breslau al« Chefarzt führt, ist nach dem „B. T." so weit vorbereitet, daß am 1. Januar die Einschiffung in Genua erfolgen kann. Sie wird von zwei deutschen Aerzten und deutschen Krankenpflegerinnen begleitet sein, alles übrige Personal wird die japanische Regierung stellen. Es sollen japanische Aerzte gewählt werden, die in Deutsch land studiert haben und geläufig deutsch sprechen. * * Nach einer Mailänder Depesche de« „L.-A." trafen vor gestern im Kriegshafen von Spezia zwei japanische Marineoffiziere ein, die nachmittags die Schiffswerft besuchten. Sie erklärten, von ihrer Regierung beauftragt zu sein, zwecks Ankaufs von Kriegsschiffen die euro päischen Werften zu besuchen. Vie russischen Liesernngen nach Oftafien. Nach einer Pariser Meldung au« Petersburg sah sich General Mewes, der vom Zaren nach Moskau gesandt war, um die für die Armee in Ostasien bestimmten Uni formsendungen zu prüfen, veranlaßt, ganze Waggon- ladungen als unbrauchbar zurückzuweisen. Di« Admiral« Lago nnd Aaniimnra sind, wie aus Tokio gemeldet wird, nebst ihren Stäben tn Kobe eingetroffen, wo man ihnen große Ova tionen bereitete. Die Gefeierten setzten ihre Reise nach Tokio fort, dort sind sie, wie gemeldet wird, gestern vormittag mit ihren Stäben eingetroffen. Die festlich geschmückten Straßen sind von emer dichtaedlängten Menschenmenge gefüllt. Ein Vertreter deS Kaisers und der Kaiserin, Minister, Staatsmänner und tausende Schul kinder begrüßten die Admirale am Bahnhofe, die sich kaum einen Weg zu dem von dem Kaiser gesandten Wagen bahnen konnten. Admiral Togo und Admiral Kamimura fuhren unter Banzairufen zum Marinedepartement, von wo sie sich nach kurzem Aufenthalt zum Vortrage beim Kaiser begaben. Die Wegnahme -«» Fort« Lrlnngschan gibt den Japanern die Herrschaft über die Bahn fast bis nach Port Arthur hinein. Die Russen besitzen nur noch die fünf Hau ptfortS: Sung,Wanfffa,Sungtschan,Antsuschan und Itseschan. General Nogi greift die beiden letzten Stellungen energisch an. Wie der „Dailv Mail" aus Tokio vom 29. Dezember gedrahtet wird, betragen die japanischen Ver luste 1000 Tote und Verwundete. Sie wären weit größer gewesen, wenn nickt die Truppe» durch ihre schwere Artillerie trefflich unterstützt worden wären. Di« beiden wichtigsten Fort« sind Erlungschan u»d Dungschu. Sie wurden hartnäckig verteidigt. Die Fort- Antauschan und Pejuschan sind eher Hilfsfort» und imstande, sich gegen wärtig zu unterstützen. Aber ibr« Kampffähigkeit ist ge 98. Jahrgang. ring. Sungfuschan ist tatsächlich isoliert. — Amtlich wird von der japanischen Belagerungsarmee gemeldet, daß die Einnahme des Forts Erlungschan in der Nacht deS 28. Dezember vollständig sicher gestellt war. Er beutet wurden von den Japanern 4 Geschütze großen und 7 Geschütze kleinen Kaliber», 30 37 wm - Geschütze und 2 Masckinenkanonen. — Nach einer Depesche des „B. T." führte General Nogi di« ausgesuchte Sturmmannschaft per sönlich auf Erlungschan. In ununterbrochener Folge treffen täglich über Dalny immer neue schwere Geschütze em. Dle russischen Geschütze sollen im Feuern sehr unsicher sein, was darauf zurückgeführt wirb, daß die Läufe durch das wochenlang andauernde Feuern bereits auSgeschossen sind. Ein PräzislvnSschießen ist ihnen überhaupt nicht mehr erlaubt. Deutsches brich. Leipzt«, 30. Dezember. * Eine Doktorfrage. Wenn auch die Vc-rlsgung der Handelsverträge noch nicht auf einen bestimmten Termin festgesetzt ist, fo fft es doch nur eine Fra^e der Zeit, daß der Reichstag sich mit ihnen zu be schäftigen haben wird. Es wird deshalb in Berliner Blättern die Frage aufgeworfen, wie der Reichstag die Verträge behandeln werde. Wird er sie in eine Kommission verweisen oder wird er im Plenum annehmend oder ablehnend Stellung zu ihnen nehmen? Wir sind der Ansicht, daß alle Erörterungen, die sickmit der ersten Aternative beschäftigen, nur theoretischen Wert haben. Würden die Handelsverträge in eine Kom mission verwiesen, so wäre den Gegnern der Verträge die Gelegenheit zu einer weitreichenden Verschleppungs- aktien geboten. Mit einer solchen Rsgelung wird sich die Regierung unter keinen Umständen einverstanden er klären und cs wird bei dem biblischen Worte verbleiben: „Eure Rede sei: ja, ja, nein, nein, was darüber ist, das ist vom Uebel." * Neue Flottenpläne? Die „Ostpreußische Zeitung" bringt die Meldung, es könne als höchstwahr scheinlich betrachtet werden, daß nicht direkt ein neues Doppelgeschwader gefordert werde, sondern daß man eine andere Form finden werde, um die erwünschten Neubauten durchzusetzen. Wenn diese Meldung zutreffend sein sollte, sc könnte das nur heißen, es wird nicht gleich ein ganzes Doppelgeschwaüer gefordert werden, sondern zuerst etwa zwei neue Lienschlffe, zwei oder drei Kreuzer und einige Torpedoboote, wozu dann jedes Jahr neue Forderungen hinzutreten würden. Dies wäre nur möglich durch eine Abänderung des heutigen gesetz lichen Zustandes, denn jedes Kind weiß, daß der Bestand und Ausbau unserer Flotte auf dsm Reichsgesetze vom Juni 1900 beruht und eine Erweiterung oder Beschleu nigung der Schisfsbauten nur durch ein anderes, neues Reichsgesetz angeordnet werden kann, genau so, wie das Flottengefetz von 1898 durch das von 1900 ersetzt worden ist. Wir sind übrigens der Ansicht, die „Ostpreuß. Ztg." hat unserer Marine mit der oben wiedergegebenen Mel- düng keinen Dienst geleistet, was sich z. B. auch darin zeigt. Laß ein Blatt vom Schlage der „Dtsch. Tagesztg." äußert: „Die Volksvertretung muß wissen, wohin die Reife geht, wenn sie sie mitmachen soll." Und an anderer Stelle mahnt dasselbe Blatt, die Marineverwaltung möge sich in ihren Forderungen auf das unbedingt Not wendige beschränken, denn vor allem bedürfe die Marine einer ruhigen, stetigen Entwickelung, und ein übertrieben schnelles Bautompo könne der Entwickelung eher schädlich als förderlich sein. Das klingt ja ganz nett, die Herren Flotten-„Sachverständigen" der Agrarier vergessen dabei nur, daß wir bei Befolgung dieser Maxime in der Praxis noch mehr als bisher ins Hintertreffen kommen und daß nachher, wenn Not am Mann ist, die größten Schreier die — Agrarier sind. In Friedenszeiten freilich sprechen sie des Eindrucks wegen ganz gern einmal von der „gräßlichen Flotte". Sollte eS iwrigenS reiner Zu fall sein, daß gerade fetzt ein Hauptorgan des Zen trums, die „Köln. Volksztg.", an leitender Stelle sich zu- stimmend und lobend über Kapt.-Lt. Rusts „Marine sorgen" äußerte? Was wirklich an "der Schrift ist, haben wir vor Monalssrist unseren Lesern klargelegt und ist auch verschiedentlich deutlich und scharf genug gesagt worden; trotzdem operiert bas Zentrum mit den An sichten des längst inaktiven Offiziers weiter, weil es ihm nun einmal so paßt. * Der häusliche Zwist der Sozialdemokratie. Wie un angenehm der Streit der „Leipz. Volksztff." mit dem „Vor wärts" in der sozialdemokratischen Partei empfunden wird, geht aus einer Berliner Zuschrift der „Münch. Post" hervor, deren Gipfel folgende Satze bilden: Entweder eS steht mit dem „Vorwärts" so, wie Mehring be hauptet, „und dann zum Teufel mit den Redakteuren, die solche Vorwürfe verdient haben, zum Teufel hinterdrein mit dem gewissen losen Partetvorstand und den gewissenlosen Vertrauensleuten, die ein solche- Treiben geduldet haben! Oder aber eS ist nicht so! . . . dann liegt ein großer DiSziplinbruch vor, der von einem einzelnen Parteigenoffen verübt wurde, ein freventlicher Mißbrauch, den rin einzelner Parteigenosse mit seinem Parteiamte getrieben hat. . . . Die Rolle, die Genosse Franz'Mehring in den letzten dritthalb Jahren al» leitender Redakteur der „Leipziger Volkszeitung" ge- spielt Hat, ist entweder die eine- Partei-Retter- gewesen — und dann wird man den Mann auf seinen richtigen Platz stellen und endlich auf seinen Rat hören müssen — oder ober die eine journalistischen Amokläufers — und dann wird man ihn eben un schädlich machen müssen." Da« ist bitter, aber zutreffend. G Berlin, 30. Dezember. * Teiegram« do« Kaiser» an Pen König »an Spanten. Der Kaiser sandte dem König Alfon« ein herzliche» Telegramm, worin er erklärte, daß er die ihm verliehene Würde eine» Generalkapitäns annebme. Die Antwort ist nach dem „B. T." in einer für die spanisch« Arme« äußerst schm«ich,lhaff«n Form gehalten.
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