Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041227011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904122701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-27
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-PrelS w d« Hanptexpedtttnn ob« der« LuSgab*- slrlleu abgehott: otertriiLhrltch S.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung vlStzweS 3.7k. Durch dir Post brzogeu für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 42X), für die übrigen Länder laut Zeituagsprei-Nst«. Liese Nummer kostet auf allen Bahnhofe» und III bet den Zeitungs-Verkäufern I * lstedakttou und «rpeSUto« 1KS Fernsprecher 222 JohanuiSgassr 8. Haupr-Atltale DreSbeu: Ptarienstratze 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgi.Bayr.tzofbuchbanvlg* LützowUrahe 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4303). Nr. 857. Morgen-Ausgabe. lelWger.TaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königliche« Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und -es Aokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Dienstag den 27. Dezember 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklame» mit« dem NebattinnSstrich (4aespal1ol> 7K »«4 de» stamiliennach. richten tkgespalten) KO — Tabellarische» und Ztsferusatz werden entsprechend hbder de- rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und Ossrrtrnannahme 2K Sluuahmefchlutz Mr Nuzetgen . j Abend-Ausgabe: vormittags lO Ubr. Morgen-Ausgabe: aachmMag» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Grrra-Ve«ta«en inne mit der Morgen- Ausgabe) nach besonder« Vereinbarung. Lie ExpebtNon ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis adendS 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Patz in Leipzig Huh. 1-r. B„ R. L W. Lliukhardtl 88. Jahrgang. Var Wichtigste vsm Lage. * Die Leiche der Herzogin-Witwe Alexandrine von Sachsen-Coburg-Gotha wurde gestern von Schloß Callenberg nach der Moritzkirche in Coburg überführt und dort aufgebahrt. * In der gestern eröffneten Semstwo-Versammlung des Gouvernements Moskau hielt der Fürst Trubetzkoi eine bedeutsame Ansprache. (Siehe letzte Dep.) *In Belgrad entwarf bei der gestern begonnenen Budget debatte der Finanznrinister ein günstiges Bild von den Finanzen Serbiens. (S. l. Dep.) kpilog. (Von unserem Berliner Korrespondenten.) Ter Prozeß Berger, der eine Woche hindurch das launische Interesse Berlins in Anspruch nahm, hat, wie überall gemeldet wurde, damit geendet, daß Berger schuldig gesprochen worden ist. Ter Prozeß war eine Sensation geworden, ohne daß wir wüßten, warum. Die Mordtat ist scheußlich — gewiß; allein der artige furchtbare Taten sind doch öfter verübt worden, und gerade die Zerstückelung ist in den letzten Jahren fast ein Modeverbrechen geworden. Dem Sozialpsycho logen ist die Tatsache nicht unbekannt, daß gewisse Formen des Verbrechens zur Nachahmung reizen, ja epidemisch auftreten. Tas gilt vom Werther-Selbst- mord, ebenso von der Zerstückelung des jungen Winter. Es ist also nicht recht begreiflich, warum ganz Berlin gerade bei diesem Prozesse so gespannt nach dem Sitzungssaale in Alt-Moabit hinhorchte Vielleicht war es der rein äußerliche Umstand, daß das Opfer den Namen der Weltstadt trug und daß all die Vorgänge, die mit der Tat verknüpft waren, eine symbolische Be deutung erhielten, als ob nicht das Leben, sondern ein Zola das schaurige Drama gedichtet habe. Tann aber dürfen wir doch nicht übersehen, daß die Presse, wie sie heute ist, unendlich viel dazu beiträgt, solchen Ereignissen einen sensationellen, Millionen grausig erregenden Charakter zu geben; und hier fällt denjenigen Blättern, die etwas auf sich halten, die Pflicht ernster Selbst- Prüfung zu. Mit Recht hob der Verteidiger hervor, daß die S t i m m u n g s b e r i ch t e, die in der Presse er- scheinen, geeignet sind, oie Geschworenen u n - günstig zu beeinflussen. Wenn ein Sensa tionsartikel erscheint, der die Ueberschrift trägt: „Der wirkliche Mörder ist gefaßt!", so wird die Stimmung gegen den Angeklagten in einer Weise erregt, die unter Umständen im Urteil oes Schwurgerichts ihre Resonanz findet. Nun wird wohl keine Berliner Zeitung so weit gehen wollen, mit der Sitte der Stimmungsberichte zu brechen. Die Leser fordern sie und .... las akkairas sont las ukkairas! Aber keine Redaktion sollte es unterlassen, eine Person- lichkeit für diese wichtige Aufgabe auszuwählen, die ihr auch gewachsen ist, und diesem Vertrauensmann öie Direktive zu erteilen, daß er nicht im Sinne Eugen Sues, nicht mit allzu prunkender Palette, sondern möglichst ob jektiv berichten möge. Mit einer solchen Einschränkung lassen wir dann die Stimmungsberichte als ein not wendiges Uebel gelten, und denjenigen Lesern, die uns oie Offenheit, mit der wir gewissermaßen uns selbst kriti sieren, vielleicht verübeln, entgegnen wir, daß es mit den Stimmungsberichten ebenso ist, wie mit den A b - rüstungsvorschlägen :es kann sich eben niemand entschließen, den Anfang zu machen. Was nun den Prozeß selbst angeht, so ist esfast un begreiflich, daß er mit einem Schuldverdikt ge endet hat. Wenn jemals ein Indizienbeweis auf einem lockeren Fundament aufgebaut war, so dieses Mal. Bei nahe alles sprach gegen die Schuld des Angeklagten, es sei denn, daß man mit staatsanwaltlichcm Argument er- klären will, der Angeklagte sei eben ein Mensch, dem die Tat zuzutrauen sei. Nach einer derartigen Dialektik könnte ein Landrat niemals, ein Journalist immer ver- urteilt werden. Nicht darauf kommt es an, ob dec An- geklagte sympathisch ist oder nicht, es handelt sich nur darum, ob ihm sein Verbrechen nachgewiesen werden kann. Das Wichtigste, wir möchten fast sagen das ein zige Indizium Ivar die Tatsache, daß aus der Wohnung -er Liebetruth, in welcher das Verbreck-en begangen sein soll, ein Korb verschwunden war, und daß dieser Korb später im Wasser wieder aufgefündcn wurde und Blut spuren zeigte. Der Obermeister Scheffer von der Korb- macherinnung bekundete, daß es nach seinen langjährigen Erfahrungen unmöglich sei, einen Korb am Geflecht wiedcrzuerkenncn. Es fanden sich aber natürlich trotz dem einige Zeugen, die den Korb zu erkennen glaubten. Wenn solchen Aussagen Gewicht beigelegt wird, wenn daraufhin über Tod und Leben entschieden wird, so muß man sich Lech fragen, ob denn den Geschworenen die Versuche gar nicht bekannt gewesen sind, die neuerdings von Professor von Liht und anderen Gelehrten vor genommen worden sind, und ergeben haben, daß die Aussagen überhaupt bisher in ihrem Werte stark überschätzt worden sind. Der Prozentsatz der fal schen Aussagen ist geradezu erschreckend. Es gibt eben nur äußerst wenige Menschen, die zu objektiver Be richterstattung über Jinneseindrücke befähigt sind. In dem Zimmer, in welchem der Mord verübt sein soll, fand sich trotz chemischer Untersuchung der Diele und Tapeten Glicht die geringste Blutspur. Ebensowenig an der Kleidung und Wäsche des Angeklagten. An deni Korb, in welchen: die Leiche gelegen haben soll, waren nur winzige Blutflecken vorhanden und wenn auck^zwei Sachverständige erklärt haben, es seien Blut flecken, so hat doch wieder ein Sack-verständiger das Ur teil der anderen Sachverständigen kritisch zu- rückgewicsen. Die Richter l-aben das Recht der freien Bcweiswürdigung und sie sind zu der Ueberzeuqung gelangt, daß der Angeklagte schuldig sei. Wir glauben aber nicht, daß diese Ueberzeugung von den ruhig denkenden Schichten der Bevölke rung durchweg geteilt werden wird. Daß im Osten Berlins, in den Gegenden, in denen dumpfes Rache empfinden an die Stelle objektiver Betrachtung tritt, das Urteil „befriedigt" haben wird, das glauben wir. Bei dieser Gelegenheit möchten wir nicht verhehlen, daß das Plaidoyer des StaatsanUxAts Lindow uns zu Zweifeln Anlaß gab. Der Staatsanwalt sagte u. a.: „Sic sind selbst Zeugen gewesen, wie laut der Schrei nach Blutrache ertönte und wie nachdrücklich das Publikum den Kopf Bergers verlangte." Er fügte dann aller dings hinzu: „das dürfe die Geschworenen nicht beein flussen", aber warum benutzte er dieses Ar gument, wenn es die Geschworenen nicht be ¬ einflussen sollte? Wir müssen gestehen, daß uns demgegenüber der Gerichtsvorsitzende noch lieber Ivar, der vor einigen Jahren kategorisch erklärte, „es gebe keine öffentliche Meinung". Wenn unsere Staats- anwälte sich daran gewöhnen, auf die Wünsche des Publikums hi: zi'U eisen, so ist die letzte Konsequenz die Lynchjustiz. Sonderbar wirkt es, wenn der Staats anwalt mißmutig erklärt, „der Angeklagte fei verstockt und müsse durch- Indizien überführt werden". Sollte der Angeklagte nun aber deck- unschuldig sein, so wird ihm niemand llbelnchmen können, daß er verstockt war. In den Ausführungen des Staatsanwalts spukt eine überwundene Auffassung. Einst galt bekanntlich jeder Angeklagte, der nicht gestehen wollte, für verstockt und er wurde auch stets seiner Verbrechen überführt, so daß der öffentliche Ankläger recht behielt. Der Verlauf des Prozesses hat zu allerhand tief gründigen Betrachtungen Anlaß gegeben. Der „Reichs bote" hat sogar die Entdeckung gemacht, daß es die Zwangszivilehe sei, die diesen Untaten den Boden be reitet habe. Auf Liesen netten Scherz, den das Pastoren blatt mit salbungsvollen Mienen vorträgt, des Näheren einzugehen, hieße unseren Lesern zuviel zumuten. Ein Vorschlag, der immer wieder auftaucht, ist die Kaser nierung der Prostitution und in der Tat ist es ja ein unwürdiger Zustand, daß Kinder unbescholtener Eltern in einem Hause aufwachsen, in dem Dutzende von Dirnen ihrem schmachvollen Gewerbe nachgehen. Es ist nur fraglich, ob die Einrichtung dieser Käfige Verbrechen Vorbeugen würde. Tas Problem der Prostitution ist so alt wie die historische Menschheit. Schon Salons Gesetz gebung hat sich mit ihm beschäftigt. Daß der Staat seine Lösung finden werde, ist nicht wahrscheinlich. Die Mittel des Staates sind Zwangsmittel, und sie versagen dem Triebleben der Massen gegenüber. Ob die Mensch heit aus innerer Erläuterung heraus zu einem würdigeren Zustand gelangen werde, erscheint uns nicht minder fraglich und es setzt jedenfalls eine völlige Umwertung der heute herrschenden Sexualmoral voraus. Alle Be trachtungen über den Prozeß Berger, Lie sich nicht mit Phrasen begnügen, nicht zu flüchtiger Beruhigung des Gewissens unwirksame Palliativmittel, chcn Vorschlägen wollen, müssen mit dem Bekenntnis der menschlichen Schwachhsit enden und idjese Stim mung, so trübe sie auch sein mag, ist doch vielleicht nicht die schlechteste Weihnachtsstimmung, weil sie die Be deutung des Festes, das die Geburt des Erlösers feiert, erst recht empfinden lehrt. Humana in ZiiamrtaMa. Gveueltat«« -er Von einem deutschen Farmer, dem es gelungen ist, sich vor den Hottentotten auf englisches Gebiet zu flüchten, erhält die „Frkfrt. Ztg." die nachfolgenden Schilde rungen die ein erschütterndes Bild von den Untaten der aufständischen Hottentotten geben: Ein Meuchelmorden, Plündern, Räubern ist cs seit jenem Tage (seit der Ermordung des Hauptmanns v. Burgsdorfs. D. Red.), ein Zusammengehen sämt licher Eingeborenen. Einigen Farmern gelang es. ent- blößt von Hab und Gut, die verwüstete Farm, all das Resultat jahrelangen Ringens und Entbehrens, im Stiche lassend, nach Gibcon, KcetmanShoop oder über die englische Grenze zu flüchten, eben nur das Leben rettend. Ich selbst hatte das Glück, von der auf der Grenze gelegenen, von mir bewohnten Farm in der Nackt den größten Teil meines Besitzes ins eng lische Gebiet zu retten. Wie aber ergeht eS den Weißen, die, fernab der Grenze, die einzigen drei im Süden noch militärisch besetzten Plätze nicht mehr er reichen? schlecht; so schlecht, daß unsere einzige Hoff nung ist, daß sich in Deutschland alles zu rascher, energischer Hülfe vereinigt. Gesten: kamen 2 Wagen hier an, sie kamen aus dem deutschen Gebiet, ein lebendes Bild des Jammers. Ter eine Wagen brachte den Missionar von Koes mit Frau, der nur durch List den Aufständischen entwich. Ter andere Wagen barg 6 Witwen; sie beklage:: 11 Tote. Ich Ivar selbst bei der Protokollaufnahme. Die eine der Frauen erzählt: Wir saßen beim Wagen, mein Mann, meine Kinder und ich. Mittagkost machend. Da kam ein Trupp Hottentotten, forderte uns, zuletzt meinen Mann auf, auf den Wagen zu steigen. Als mein Mann sich eben anschickte, um dem Befehl nach zukommen. wurde er von hinten erschossen, mein sieben jähriges Söhnchen mußte ihm in den Tod folgen. Eine andere: Mein Mann wurde von hinten an der Stall ¬ mauer erschossen. Ich selbst rvar im Hause. Der Mann meiner bei mir bleibenden Schwester wurde ebenfalls zu gleicher Zeit ermordet. Meine Schwester ging heraus und bat die Hottentotten, ihren Mann be erdigen zu dürfen. „Die Krähen müssen anck: Futter haben", war die Antwort, mit denen die Hottentotten die Beerdigung des Ermordeten untersagten. Darauf kamen sie in das Haus. Da sie mir mein 18 Monate altes Söhnchen nehmen wollten, hielten meine Schwester und ich dasselbe an je einem Aermchen fest. Um ein Auseinanderreißcn des Kindes zu verhindern, mußten wir schließlich loslassen. Die Hottentotten, schleuderten es im Vogen aus der Tür und begannen dann ein tvahrcs Scheibenschießen auf das arme Ge schöpf. Fast jode Frau hat neben dem Verlust ihres Mannes den ihrer männlichen Kinder zu beklagen. Eine Frau, die ihren Mann beschützen wollte, wurde gefesselt, der Mann gefangen, mit einem Riemen um den Hals nach dem nächsten Baum gebracht und dort vor den Augen seiner gefesselten Frau ermordet. Eine andere Frau erzählt: Mein Mann merkte, daß etwas nicht ganz geheuer lei, und schickte nach Gibeon um ein paar Soldaten. Von dort wurden ihm vier einge borene Soldaten gesandt, sie kamen, eine Herde Rebellen in: Gefolge, bei uns an und ermordeten meinen Mann auf die schrecklichste Weise. Achtzehn Leichen zählten die geflüchteten Frauen, die sie längs des Weges liegend fanden. Tie armen Frauen mußten sich hier jede ein? Decke zusammen betteln, so daß sie mit ihren kleinen Kindern doch wenigstens etwas hatten, um darauf zu schlafen. Wir rechnen mit Zuversicht darauf, daß all das un ¬ schuldig vergosiene Blut Deutscher und deutscher Schütz linge gesühnt wird, und daß auch wir. die wir ietzt ver ¬ lassen von, Schutz unseres Vaterlandes sind, entwaffnet von der englischen Regierung, in deren Gebiet wir flüchten mußten, die traurige Rolle des geduldeten Refugiäs wieder mit der des stolzen Deutschen ver ¬ tauschen dürfen. V-rlnftttfte. Nach amtlicher telegraphischer Meldung aus Windhuk sind an Typhus gestorben: Reiter Reinbold Menzel, geboren 25 5. 81 zu Friedersdorf, früher im Infanterie-Regiment Nr. 50, am 20. Dezember im Lazarett Evukiro; Reiter Josef Klose, geboren 28. 9. 81 zn Schwedlich, früher im Feldartillerie-Regi- mont Nr. 57, am 18. Dezember im Lazarett Epukiro; Reiter Rudolf Rabn, geboren 20. 6. 84 zu Tornow, früher in: Feldartillerie-Regiment Nr. 2, am 18. De zember im Lazarett Epukiro: Reiter Adolf Acker mann , geboren 5. 11. 82 zu Miehlen, früher im In fanterie-Regiment Nr. 87, am 17. Dezember im Lazarett Evukiro. Gefreiter Germann Bauer, geboren am 29. 11. 80 zu Neubrandenburg, früher im Infanterie-Regiment Nr. 85, ist an: 21. Dezember im Lazarett Otjimbinde an Herzschwäche gestorben. Im Patrouillengefecht bei Stampriet ist am 20. De zember gefallen: Reiter Matthäus Beyer, ge boren 14. 3. 82 zu Issigau, früher im König!. Bayer. 7. Infanterie-Regiment. Vermißt wird: Reiter Ludwig PiIzecker, oe boren 26. 10. 85 zu Szittkebmcn. früher im Infanterie- Regiment Nr. 16, seit 22. November bei Okatjekune. Verunglückt ist: Reiter Wilhelm Tews, ge boren 4. 10. 82 zu Forsthaus Torkbruch bei Hohenfelde, früher im Infanterie-Regiment Nr. 64: er wurde an: 20. Dezember in das Lazarett Outio tot einaeliefert. Infolge eigener Unvorsichtigkeit Schuß durch den rechten Oberschenkel. Ein weiteres Telegramm aus Windhuk berichtet: Nach Meldung aus Keetmansboop haben sich die an: 28. 11. 04 als bei Warmbad gefallen gemeldeten Mann schaften Gefreiter Ernst Wilko. Reiter Walter Riese nnd Reiter Johann v. d. Fecht wieder eingefunden. ver nirrikch.iapsnitchr Krieg. Lin Vries Tolstoi» an -en Karen. Graf Leo Tolstoi richtete, wie aus Moskau gemeldet wird, einen Brief an den Zaren, worin er die Einstellung des Krieges empfiehlt und »«gleich seine Zweifel an den: Werte der parlamentarische« Einrichtungen auS- spricht In dem Briefe beißt «S: „Der gegenwärtige Krieg hat Schrecknisse entfaltet, wie sie vordem die Menschheit nicht erlebt bat. Niemals noch ist Menschenblut so massenhaft vergossen wor- den Zu Zebntaiisenbeii werden die Menschen bingemorvet und niemand vermag zu sagen, welche moralischen Interessen »S stnv, denen diese ichauerüchen Hekatomben bingeopsert werden. Nicht an der Regierung-form liegt e«, sondern an dem Geiste, der sie durchdringt. Auch die parlamentarischen Einrichtungen sind von zweiselhaftem Werte, wenn sie nicht von Humanität und Menschenliebe beseelt stnv. Machen Tie, Majestät, vor allem dem Kriege ein Ende, der alle Ihre edlen Absichten vereitelt und dann sorgen Sie dafür, daß alle Einrichtungen im Staate nur dem Wohle Ihrer Untertanen dienen." vjsrnstjerne Vjörnssn über ble Herbei führung ve» Grieben». Björnstjerne Björnson veröffentlicht im „Berliner Tageblatt" einen Artikel, in dem er darlegt, jetzt sei der psychologische Moment gekommen, um den Vorschlag des französischen Deputierten Zean IaursS auszuführen, ver dahin ging, gleichzeitig in allen Parlamenten der Welt die Regierungen aufzufordern, dem Krieg zwischen Rußland und Japan rin Ziel zu setzen. Einem Kriege, setzt Björnson hinzu, den die ganze zivilisierte Mensch heit empörend findet wegen seiuer unerhörten Menschenschlach terei und vielleicht besonders, Weil sein Schauplatz und zugleich s in Streilobjekt das neutrale Gebiet eines großen sried- vebcnden Volkes ist. In dieser Stunde, schreibt Björnson weiter, ist Port Arthur so gut wie vernichtet, seine Flotte zer stört, das Heer, das zum Entsatz der Belagerten berbeieilen sollte, ist matt gesetzt, die Flotte, die zur Hilfe auSgeschickt ward, ist kaum ihrer Aufgabe ge wachsen und die öffentliche Meinung zu Gunsten des Friedens beginnt in Rußland drohend zu werden. Die Par lamente, fährt Bsörnson fort, haben übrigens ein Mittel in der Hand, dem Kriege Einhalt zu tun, gleichgültig, ob die Kriegführenden es wollen oder nicht: indem sie dir strengste Durchführung der Neutralität verlangen, die beute so schmählich und so scheinheilig durch die großen wie die kleinen Nationen verletzt wirb. Wenn die Kriegführenden keine Anleihen erhalten, wenn sie keine Kohlen, keine Lebensmittel bekommen, keine Schiffe, mit anderen Worten: wenn der Krieg nicht von außen genährt wird, so wird er aufbören. Unruhen bei der Mebilmachung. Aus Radom meldet ein Telegramm vom Sonittag: In der vergangenen Nacht gegen i Uhr durch zog nach Be endigung des Gottesdienstes in der katholischen Kirche eine hauptsächlich aus Arbeitern bestehende Volksmenge mit einer roten Fahne singend die Hauptstraße. Ihr entgegen tretende Patrouillen wurden mit Schüssen empiangen. Der Kommandeur des Infanterie-RegimentS Nr. 26 wurde getötet, ein Gendarm verwundet. Von den Manifeslanie» wurde ein Mann getötet. ES findet hier gegenwärtig die Mobilmachung statt. Die russische Intendantur. Die russische Botschaft in Paris und der Pariser Agent des russischen Finanzministeriums erhalten jetzt viele An fragen und Vorschläge betreffend Lieferungen von Bedürf nissen des Kriegswesens und der Intendantur. Die Peters burger Telegraphen-Agentur ist ermächtigt, zu bestätigen, daß die russische Intendantur keine Bestellungen oder Anläufe weder in Frankreich noch in anderen Ländern gemacht hat oder zu machen im Begriffe ist, da die Produktion der russischen Fabriken und Betriebe zusammen mit dem bäuerlichen Gewerbebetrieb vollkommen ausreichen, um die Bedürfnisse der Armeeverpflegung zu decken. Aurspatkin bat am 24. Dezember dem Zaren gemeldet: Am 24. er öffneten die Japaner bei Tagesanbruch das Feuer auf unsere Feldwache beim Taipinlingpaß auf dem Wege Cint- sintin-Huaijensian. Unsere Feldwache zog sich hinter den Paß zurück. Nachdem Verstärkungen eingrlroffen waren, rückten wir wiederum vor und besetzten den Taipinling paß. Wir haben 12 Mann verloren. Die Verluste der Japaner sind größer. Aus Mukden meldet die „Birsckewija Wjedomosti", daß im Dorfe Syossi eine elwa 80>> Mann starke Bande Cbunckusen erschien. Eine Abteilung Militär, die zu ihrer Verfolgung abgesandt wurde, geriet mit der Bande ins Handgemenge, schlug sie in die Flucht und nabm ihr eine große Menge Groß- und Kleinvieh ab. Die russischen Truppen sind jetzt gut für den Winter ausgerüstet, die Zahl der Erkrankungen unter den Truppen ist geringer al« zu Friedenszeiten. Port Arthur. Bon der Port Arthur belagernden Armee wird durch das Reuterbureau die am Sonnabend erfolgte Besetzung von Taliuchiatun und ver Fall sämtlicher vor der rechten Flanke der Japaner gelegenen vorgeschobenen russischen Befestigungen gemeldet. veutrchrr Kricd. Leipzig, 25. Dezember. * Auch ein Lkmentt. Die „Dtsch. Tagesztg." schreibt: „Gegenüber den von unS erwähnten Andeutungen des „Leip ziger Tageblatts", daß Graf von PoladowSkp »ach seiner Rückkehr aus Wien in kundigen Kreisen als „MoriluruS" angesehen worden sei, wird uns aufs bestimmteste versichert, daß Gras von Posadowskq nicht daran denke und in letzter Zeit nicht daran gedacht habe, aus dem Amte zu scheiden. .Ich denke nicht daran" hat schon mancher gesagt, der gegangen werden sollte. Mit derartigen Dementis sollte man unS verschonen. * Die Acdottion »cs „Vorwärts" ,m» „VrSel" leimen es in »Wei gesonderten Erklärungen ab, auf die Mehringiche Polemik mit ihrer persönlichen Zuspitzung im einzelnen ein- zugehen. Besonders die Bebelsche Antwort ist ganz nichts sagend. Molto aus dem Zoologischen Garten: „Man bittet, das Lama nicht zu reizen". Vcrtitt, 28 Dezember * Lie Stimmung »er Kouserdotidc« macht di« „Dtsch. TageSztg." zum Gegenstände riniaer Betrachtungen und ver sichert dabei, wer die Verhältnisse auch nur einigermaßen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite