Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041223021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904122302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904122302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-23
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beilage Freitag, 23. Dezember 19(i4. Leipziger Tageblatt. Teile 5. Nr. 67-3. Abend-Ausgabe. ^Ver in allen lagerfragen »l« »eie» pelttircher, -ommerrltlltt.-iiett- lttirchtt oaer vittearrtzaNIlrdtt n««r. suk «em causentlen ttdeltt» »«I» «M. »»»,«,Oe» »der »»cd rel»er Leitt»»g rricddrttlse» Unter- d»It»a>rrtoN verlegt, inirr«», grosse Anspnieke stellt, bei» Kddslen »«, Oer expeäitioi oOrr se» K»rg»d«tt«IIe» »nr i mir, per Monai »tt »ds»»ittt a« d»IO d»»Oeniädtt>r r>g<bi«tt". ,» rcd»riii«dttt See lerichterttatt»»«, Kricddalttglceit, L»vtrl»«lg»ei» »»« Uebrrsicdtllch-eit V« d«1»tt »itteltle»ttche» Leitung ßder- ttsttti». /idonne»e«ttpreir r.rs Mir, monatlich Lripriger Kngelegenkeiten. Leipzig, 23. Dezember. * Kltche -er städtischen Anlagen. Im Anschluß an unsere Mitteilungen über die Unterhaltungskosten der städtischen Anlagen seien noch einige nähere Angaben über die Flächen größe derselben gemacht. Es verteilt sich die im Jahre 1805 von der städtischen Gartenverwaltung zu unterhaltende An lagenfläche von 958 874 Quadratmetern folgendermaßen: Promeuadenring .......... 122926 qm Johannapark . 83 546 - Bolt-Hain in Sellerhausen . 20500 - Anlagen auf dem ehemaligen Lindrnauer Friedhof 7 352 » Bockshain in Stünz 110310 - Bolt-Hain in Eutritzsch ......... 29 080 - Der König «Ibert-Park 374 962 - Anlagen am ehemaligen Gohlifer Bade ... 7 400. - Anlagen auf den verschiedenen Plätzen der Stadt 202 798 - Zusammen: 958874 qm. Wie aus der vorstehenden Zusammenstellung ersichtlich, ist der vordere Teil des Rosenthals mit der Roscnthalwiese nicht in die Anlagenfläche eingerechnet worven, was, wie zur Richtigstellung bemerkt sei, vom Referenten Herrn Wagner in der vorgestrigen Stadtverordnetensitzuog auch ausdrücklich angeführt wurde. * Tas militärische Wecken wird am 1. Weihnachts feiertag um 7 Uhr 30 Min. vormittags vom Musikkorps uni) den Svielleutcu Pes 7. Infanterie-Regiments „König Georg" Nr. 106 ausgeführt werden. * Die militärische Platzmusik wird ausgeführt: Sonntag, den 25. Dezember (1. Weihnachtsseiertaz) vom Lrompeterkorps des 7. Feldartillerie-Regiments Nr. 77 vcr der Wohnung des Herrn kommandierenden Generals und Montag, den 26. Dezember (2. Weih nachtsfeiertag) vom Lrompeterkorps des Ulanen-Regi- ments Nr. 18 vor der Wohnung des Herrn Stadtkom mandanten. Beginn 11 Uhr 30 Min. vormittags. * Aernsprechwksea. Vom 1. Januar 1905 ab beträgt die Gebühr für rin gewöhnliches Dreiminutengespräch von Leipzig und Markranstädt nach allen zum Sprechverkehre zugelafsenrn niederländischen Orlen nicht mehr 3, sondern nur nach 2 -4k Bisher sind die folgenden niederländischen Plätze in den Sprechbereich von Leipzig und Markranstädt einbezogen worden: Alfen, Alkmaar, Almelo, Amersfoort, Amsterdam, Apeldoorn, Arnhem, Asien. Baarn, Bortel, Breda, Busimn, Delft, Delfzyl, Deventer, Dockum, Doesourg, Doorn, Dord recht, Edam, Eindhoven, Enkhuizen, Enschede, Franeker, Gorinchern, Gouda, s'Gravenhage, Groningen, Haarlem, Harlingen, Heereuvren, Heerlen, Helmond, Hengelo, s'Her- logenbosch, Hilversum, Hoogezand, Hoorn, Kämpen, Katwyk aaa Zee, Leerdam, Leeuwarden, Leiden, Lisie, Lobith, Maarssen, Maaßluis, Maastricht, Meppel, Middelburg, Naaldwyk, Nizuwedjep, Nhmegen, Oldenzaal, Oß, Purmerend, Rhenen, Roermond, Roosendaal, Rotterdam, Schiedam, Slttarv, Sliedrecht, Sneek, Steenwyk, Tiel, Tilburg, Utrecht, Valken- herg, Bcendam, Venlo, Vlaardingrn, Waalwyk, Wageningen, Wasseuaar, Wateringen, Winschoten, Winterswyk, Woerven, Humiden, Wyk bei Duurstedr, Zaandam, Zandvoort, Zeist, Zutphen und Zwolle. * Eise LiebeStragödie. Heute früh wurden in L.-GohliS an den Hauschildschen Schrebergärten, in der Nähe deS Infanterie-Regiments Nr. 106, zwei unbekannte Per sonen, ein Mann und eia Mädchen, in ihrem Blute schwimmend aufgefunden. Das Mädchen, das etwa 25 Jahr« alt sein mag, hatte eine Schußwunde und war tot, .-er etwa 28 Jahre alte Mann, der eine Schuß wunde am Kopfe zeigte, lebte zwar noch, war aber be wußtlos. Er wurde sofort in da- StadtkraukenhauS geschafft, ist dort aber im Laufe des Vormittags gestorben. An scheinend ist da« Liebespaar von Hamburg nach Leipzig gekommen. Näheres über die Personen konnte noch nicht festgestellt werden. * Selbstmord. Gestern abend wurde am Zöllner denkmal ein aus Glauchau gebürtiger, hier wohnhafter SOjähriger Schneider erschossen aufgefunden. Körperliche Leiden haben ihn in den Tod getrieben. * Unfall. In der Hospitalstraße wurde ein Roll kutscher von einer, Droschke umgefahren und unter seinen Wagen geschleudert, wobei ihm ein Rad über den Unter schenkel ging. Er kam zum Glücke mit starken Haut abschürfungen davon. * Feuerbericht. In einem Grundstücke der Eromann- straße fand gestern abend in einer Gesellenstube ein un bedeutendes Schadenfeuer statt, das alsbald unterdrückt wurde. * Bei der gestrigen Ratsjagd wurden 3 Hasen, 40 Kaninchen und 22 Fasanen zur Strecke gebracht. * jpolizeibericht. Neberrascht und verhaftet wurde ein erst kürzlich aus dem Zuchthause entlassener 28 Jahre alter Arbeiter aus St. Gangloff, der zur Nachtzeit in eine Werkstatt in der Alexanderstraße ein gestiegen war und mehrere Pulte gewaltsam erbrochen hatte. Freiwillig stellte sich der Polizei ein 24 Jahre alter Tischler aus Böhla, der sich bei einer Familie eingemietet, aus einer Kom mode einen größeren Geldbetrag gestohlen hatte. Ringnepper. In Haft genommen wurde ein 29 Jahre alter Arbeiter aus Halle, der in verschiedenen Fällen jungen Leuten wertlose Fingerringe als echte auffchwindelte. In Tätlichkeiten artete rin Streit aus, der in einem Restaurant am Ran'tSdter Steinweg in vergangener Nacht zwischen mehreren Gästen entstanden war. Dabei brachte ein 21 Jahre alter Friseur einem der Beteiligten mit einem Bierglas eine schwere Verletzung der rechten Hand bei. Der Verletzte sand Ausnahme im Kranken- Hause, der Täter kam in Haft. ... Gestohlen wurde eine silberne Herrenuhr, Nummer 272222 mit einem Monogramm k. L. auf dem Deckel; aus einer Wohnung jn der Hardenbergslraße Schmucksachen, Damenwäscheslücke und ver schiedene andere Sachen. - . -kur Zackren. * Dresden, 23. Dezember. 2. Bom königlichen Hofe. Der König nahm heute vormittag zunächst militärische Meldungen entgegen und empfing dann die StaatSmimster und den Kgl. Kabinett- sekretär zu Vorträgen. — Heute nachmittag 5 Uhr findet beim Könige im Resioenzschlosse eine Christ- bescherung für 16 arme Konfirmanden statt. — Die Prinzessin Mathilde veranstaltete heute in ihren Gemächern im ResiLenzschlosse vormittags V2II Uhr eine Chri st bescher» ng für 35 arme Wit wen und nachmittags ^4 Uhr eine solche, zugleich im Auftrage des Prnzen Max, für 11 arme Kinder- — Die Königin - Witwe wohnte gestern nachmittag 4 Uhr der Christbescherung in der vom Johannesverem m Gütersee unterhaltenen Kinoerbewahranstalt bei. — Nach der gestrigen Familientafel überraschten die Prinzensöhne den König mit der Aufführung Les Weihnachtsspiels: „Knecht Rupprecht und die Zwerge" von Frieda von Thornow. Prinz Friedrich Christian spielte den Knecht Rupprecht; die Schulkameraden der Prinzen stellten die Zwerge dar. Prinz Friedrich Christian trug auf der Violine das Lied: „Der Christbaum ist der schönste Baum" vor. * Or-ciwverlrihuiigcn. Dem Grasen Frievrich Magnus zu SolmS-Wildensels ist das Großkreu; deS Danebrog- OrdenS verliehen worden. Der sächsische Kammerberr Frei herr von Burgk wurde zum Kommandeur des Danebrog- Ordens zweiter Klasse, der Leutnant im l. sächsischen Ulanen regiment Nr. 17 von Minckwitz zum Ritter des Danebrog- OrdenS, der deutsche diplomatische Agent in Kairo, Dr. Rücker-Ienisch, zum Kommandeur des Danebrog- Ordens erster Klaffe ernannt. -ed- Das Präsi-ium des König!. Sächsischen Milttär- veretnsbundes hat nunmehr das Forst Haus bei Lauter im Erzgebirge erworben und wird nach dem Beschluß der letzten Bundesgeneralversammlung dort ein Erholungs heim errichten. Der Kaufpreis wurde durch freiwillige Beiträge aufgebracht. Das Erholungsheim soll kein Kranken haus werben, sondern es soll denjenigen Bundesmitgliedern Unterkunft gewähren, die nicht zu den Begüterten gehören, die aber nach den Anstrengungen und Mühen ihre« Berufes einer Erholung in gesunder Luft und in ruhiger Gegend bedürfen. Zur notwendigen Unterhaltung des Erholungs heims sowie zur Besoldung emes Verwalters soll die zum Gedächtnis des ersten Bundespräsidenten Tanner errichtete Stiftung dienen und außerdem stehen Mittel bis zu 500 -4k für diesen Zweck zur Verfügung. Das Heim soff bereits nächstes Frühjahr eröffnet werden. * * Netzschkau, 22. Dezember. Vom Krersausschuß ist unserer Stadtgemeinde die Aufnahme einer Anleihe von 300 000 zum Ankauf der hiesigen Gasanstalt genehmigt worden. I. Schönheide, 21. Dezember. Der hiesige Gemeinde- rat hat dem Gesuche des Hausbesitzervereins um Auf hebung der örtlichen Grundsteuer nicht st a t t g e a e b e n, da man erst die Vorlage über das Gemeindesteuerwesen beim nächsten Landtag abwarten will. * Zittau, 22. Dezember. Hier sollen zwei große Eisbahnen angelegt werden, die den Kindern an schulfreien Tagen und Sonntags unentgeltlich zur Verfügung stehen werden. Eine gewisse Aufsicht über die Kinder wird von städtischen Angestellten und den Herren Lehrern übernommen. Kus Zscbsens Umgebung. -4- Altenburg, 22. Dezember. Unsere Nachricht, daß in Texas Johann Siedel gestorben ist, dessen Erben in Deutschland leben sollen, können wir noch durch folgende Mitteilungen ergänzen: Vor kurzem lies auf dem hiesigen Ralhause ein Schreiben ein, dessen Inhalt also lautete: „John oder Johann Siedel, dessen Erben ich suche, starb hier vor ungefähr vier Jahren und hinterließ Eigen tum, das von seinen nächsten Verwandten erlangt werben kann. Man weiß, daß er bereits im Jahre 1867 nach diesem Lande (Texas) als Seemann kani. Er gab diesen Beruf später auf und verlegte sich viele Iabre lang auf andere Beschäftigung. Er war em ziemlich gebildeter Mann. So viel man weiß, war er nie verheiratet. In folge seines zurückhaltenden und verschwiegenen Wesens sprach er fast nie über seine Vergangenheit; man weiß nur wenig über seine Jugendzeit und nichts über seine Familie. Er soll vor 6l oder 62 Jahren im Herzogtum Sachsen »Alten burg geboren und seiner Mutter Mädchenname Wied(e)mann oder Wiidmann gewesen sein. Nach unseren Gesetzen müssen im AuSlande lebende Erben nm den Nachlaß des verstorbenen John Siedel innerhalb fünf Jahre nach seinem Tode ein kommen, andernfalls verfällt derselbe an den Staat. Aus diesem Grunde sollten Interessierte mit Beweisen der Be rechtigung sich unverzüglich an mich wenden, um ge richtlich Anspruch zu erheben, ehe cs zu spät ist. Manly Whitaker." — Wer da glaubt, ein Verwandter von dem Verstorbenen zu sein, muß den vollen Namen des VaterS und der Mutter von John Siebet, desgleichen dessen Alter und Adresse, sowie das verwandtzchastliche Verhältnis aller zur Erbschaft Berechtigten angeben können. Erwünscht ist auch ein Aufschluß über John Siebels Lebenslauf von Ge burt bis zum Empfang des letzten Briefs, der in der Heimat eingetroffen ist. Vermeintliche Interessenten müssen sich um gehend wenden an Älunl^ VVtütLkor, LustoKce Lor 366, Ll Lass, 'l'exns, 11. 8. Kur aller Mll. --- Schweres Eisenbahnunglück. Aus Eisenach meldet man uns: Es ist ein eigener Zufall, daß fast an derselben Stelle, an welcher am 19. Dezember von ruchloser Hand ein Eisenbahn-Attentat geplant war, am Mitt woch abend gegen 9 Uhr ein außerordentlich folgen schwerer Eiseubahnunsall sich ereignet hat. Der aus Eisenach kommende Eilginerzug stieß, wie telegraphisch bereits berichtet, an der östlichen Einfahrt des Bahnhofs Wutha der maßen heftig mit einem aus Leipzig kommenden Güterzug zusammen, daß, wie nunmehr seftsteht, 3 Bremser getötet, 3 schwer und 7 leicht verletzt und etwa 37 Wagen beider Züge zur Unbrauchbarkeit vernichtet worden sind. Von Eisenach und Gotha fuhren sofort nach Bekanntwerden des Unglücksfalles Hülfszüge mit Aerzten und der Sanitäts kolonne, sowie mit Eisenbahnpersoual ab. Die Aufräumuugs- arbeiten gestalten sich äußerst schwierig, da die fest ineinander gekeilten Wagen mit Maschinen auSeiaudergerissen werden müssen. Am meisten hat der Leipziger Zug gelitten, seine Wagen sind nicht wieder zü erkennen; er bildet einen großen Trümmerhaufen. 29 Wagen von ihm sind, zum Teil ineinandergesahren, zum Teil übereinandergeschichtet, vollständig vernichtet. Jn der Mitte des Zuges waren eine Anzahl Wagen zu einem wohl 12 Meter hohen Haufen aufgeschichtet. Auch die drei Lokomotiven der Züge sind stark beschädigt. Unter den Schwerverletzten wird leider noch der Hülfs- bremser Balzer aus Eisenach, dem man bereits einen Arm amputieren mußte und der außerdem schwere innere Verletzungen und einen Schädelbruch davon getragen hat, seinen Kameraden im Tode folgen. Er liegt hoffnungslos im hiesigen Diakonissenbaus. Das Personal des Eilgüterzuges ist durchweg mit leichten Verletzungen weg gekommen. Natürlich sind auch die Güter, welche die Züge beförderten, arg beschädigt. Vor allen Dingen ist viel Vieh um gekommen. Von einer Ladung Schweine find gegen 60 getötet. Verwundete Tiere wurden abgestochen und nicht verletzte in Sicherheit gebracht. Der Unglücksfall soll dadurch entstanden sein, daß der Zugführer des Zuges 6093 dem Lokomotivführer das Zeichen der Abfahrt gab, obwohlervom diensthabendenStationsbeamten einen dahingehenden Befehl noch nicht erhalten hatte und das Signal für seinen Zug noch nicht auf „Fahrt frei" gestellt war. Wegen des starken Nebels hatte der Zugführer die Einfahrt des Zuges 6816, der die Fahrstraße seines Zuges kreuzte, nicht beachtet Die Geistesgegenwart des Lokomotivführers, der beim Nahen de- Leipziger Zuges sofort Koutredampf gab, konnte das Unglück nicht mehr verhüten. Bei aller Schwere des tief bedauerlichen Falles muß eS dennoch als ein Glück angesehen werden, daß die beiden Züge keine Personenzüge waren. Nach Lage der Dinge hätten wir sonst heute Hunderte von Toten und Krüppeln zu beklagen. Erster StaatSauwaltBlüher- Eisenach nahm heute an der Unglücksstätte den Tatbestand auf. Beide Geleise sind noch gesperrt; doch hofft man bei ununterbrochener Tag- und Nachtarbeit die Strecke heute oder morgen frei zu bekommen. Der Verkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. O Nettigkeiten. Zur Affäre »er früheren Kronprinzessin Luise. Erz herzog Iojeph Ferdinand von Toscana, der s. Z. bei der Flucht der sächsischen Kronprinzessin in Begleitung ihres Bruders Wölfling intervenierte, ist nach Salzburg ab gereift, wo heute ein toscanischer Familienrat statt finden w»rd. Ein LustmSrder auf -cm Schafott. Der Bäckergeselle Franz Hesse aus Weidenau (Sieg), der am 15. Mai bei Weidenau an einem elfjährigen Mädchen aus Weidenau Lustmord verübte, ist heute früh in Arnsberg durch den Scharfrichter Engelhardt hiugerichtet worden. Wechselfälschung. Der Inhaber eines Flensburger Putz geschäfts, C. A. Schmidt, ist nach einer WcchselfLlscbung in Höhe von 14000 Mark geflüchtet. Er wurde in Bei lin verhaftet. Verhaftet. Buchhalter Franz Horreuberg, der 150000 Franken bei den Müüerschcn Pulverfabriken in Lüttich ver untreut hat, ist dem „B. L.-A." zufolge in Arnheim verhaftet worden. Feuersbrunst. In Berne astel äscherte eine Feuers brunst 5 Wohnhäuser ein. Die Feuerwehr rettete da gefährdete Rathaus. Ltebcstragö-tea un- kein Envc. In Cowe (Rußland) erschoß em Offizier des 19. Dragvnerregiments, Glo- waczewski, seine 17jährige Braut und sodann sich selbst, weil die Eltern die Eheerlaubnis verwergcrten, da der Offizier nach dem Kriegsschauplatz adgehen wollte. Feuilleton. Musik. A-Htttr» S-wan-haupkpnzert. Dirigenten: Prof. Nikisch und Prof. Schreck. Es ist eine alte, schöne Sitte im Gewandhaus, daß das zu Ende gehende Jahr mit einem monumentalen Musikwerk abgeschlossen wird. Gewöhnlich wird eine Sinfonie von Beethoven dazu gewählt. Diesmal machte den Iahresbeschluß die Oäur-Sinfonie von Franz Schubert. Man kann auch ohne Bedenken dieses Werk neben die Beethovenschen Sinfonien stellen. Seine Formenschönheit, fein Gedankenreichtum, feine Seelentiefe berechtigen dazu. Wenn mich irgend etwas ganz besonders in dieser Sinfonie erfaßt, so ist es der zweite Satz, das ^nckanto von moto. Ick; möchte als Ueberschrist dazu wählen: Der Zug des Todes. Nicht isneS bekannte Bild, auf welchem der lange Zug der dem Tode Verfallenen von Freund Hein, von dem klappernden Gerippe, die Sense geschultert, geführt wird. Ich meine als Führer des Zuges jenen wunder schönen, ernsten Jüngling der Griechen zu sehen, der die Fackel trauernd senkt. „Sei gute« Muts, ich bin nicht wild, Sollst sanft in meinen Armen schlafen." Dieser Gedanke scheint Schubert vorgeschwebt zu haben. Als Melancholiker ist Schubert überhaupt am größten. Da kommt ihm keiner gleich, selbst Beethoven kaum. Und so wallt dieser ernst-schöne Zug zum Acheron dahin, bald von schwermütigen Akkorden be gleitet, bald von lichten, sehnsuchtsvollen Klängen ver klärt. Nur einmal,-in der Mitte deS Satzes, da bricht die menschliche Verzweiflung los— da hebt einer die ge- rungenen Hände empor und schreit in Seelenangst zum Himmel: Muß es denn sein? So bcüü? So jung? Gespielt wurde die Sinfonie ganz wundervoll. In den lichtvollen, feurigen Ecksätzen, wie auch in dem einzig artigen Scherzo lohte die Flamme der Begeisterung. Den Beginn de» Konzerte» bildet« der „Hirten gesang an der Krippe" aus Liszts „Christus", welcher mit seinen ruhig dahinftteßenden, vielfach den Holz- bläsern zugeteilten Tlfemen eine freudig-milde, weih nachtliche Stimmung hervorrust. Sehr säiade iyar es, daß der in der Hauptprobe gespielte „Marsch der heiligen drei Könige" (mit einigen sehr fern empfundenen Mittelsätzen) weggelafsen wurde. Jedenfalls dürfte die Vorführung dieser Bruchstücke der Gewandhausdirektiou den Gedanken nahegelegt haben, einmal das ganze Ora torium „Chrfftus" in Angriff zu nehmen. Es ist zwar ein schweres Stück Arbeit, aber der Äewandhauschor ist gerade jetzt in sc guter Verfassung, daß es iürs nächste Jahr schon zu wagen wäre. Und wenn es hapern sollte, da helfen die Thomaner, die überall berertwilligst einfpringende Gardetruppe des Leipziger Chorgesanges. Auch gestern haben sie sich neue Lorbeeren um die jungen Stirnen ge wunden. Am vollendetsten vorgetragen..war das „Gott b'hüte dich" von Leonhard Lechner, am wirkungsvollsten Es zog eine Hochzeit den Berg entlang" von Robert Schumann. Die Echoeffekte darin gelangen ganz reizend. Da passierte in der Hauptprobe ein köstlicher Witz. Das Lied wurde so stürmisch applaudiert, daß sich Professor Schreck veranlaßt sah, es wiederholen zu lassen. Der Chor im Saale begann also wiederum: „Es zog eine Hochzeit den Berg entlang." Alles lauschte. Na, wird's bald was? — Alles vergeblich. Tas Echo streikte. Es hatte sich offenbar in einen falschen Nebensaal verirrt. Natürlich allgemeine stürmische Heiterkeit de« Publikums. Das „Echo" hat sich dann bei Professor Schreck gebührend entschuldigt. In der Gagliarda von Leo Hasler drängten sich ein paar Männerstimmen an zwei Stellen zu sehr hervor: desto besser gelang darnach der Refrain. Besondere Kabinettstückchen bildeten „Hans und Grete" von Eccard und „Bänkelsänger Willie" von R. Schumann. Daß Prof. Schreck als Zugabe wiederum einen Schumann- schen Chor wählte, ist sehr anzuerkennen. Denn so welt bekannt in der Hauptsache die einstimmigen Lieder von Rob. Schumann sind, so wenig bekannt sind seine Kom positionen für gemischten Chor a cappella. Und doch hat er nahezu ein halbes Hundert geschrieben, unter denen sich ein« ganze Anzahl originellster und feinster Stücke befindet. Freilich sind sie meist sehr heikel zu singen. Ein ebenso letten ausgeführtcs Stück von Rob. Schu- mann hatte sich der Solist des Abends, unser stets nut Jubel begrüßter Prof. Julius Klengel, gewählt. Laß üas Schumannsckie Konzert für Violoncello „ dan k- ba r" wäre, möchte ich nicht behaupten. Aber Klengel kann auch aus diese von Solisten so sehr begehrte Eigen- schaft des gewühlten Vortragsstückes verzichten. Seine hohe Künsilerschast berechtigt ihn vollkommen, E r - zieherdes Publikums zu sein. Daß er ihm außerdem Genuß bereitst, verbürgen die Qualitäten seines Spieles: absolute Reinheit und Schönheit des Tones, ganz stupende Technik und volle geistige Turchormguug der Komposition. Ausnehmend schön gelang ihm der Mittelsatz, welcher mir auch musikalisch am bedeutend sten und am glücklichsten erfunden erscheint. Auffallend an dem Konzert ist, daß üas Hauptmotiv des ersten Satzes (im letzten Satz wieder erscheinend) sich mit den Anfängen der moII-Sinsonie von Mendelssohn, einer Arie aus „Hans Heiling" von Marschner und dec Todes verkündigung aus der „Walküre" von Wagner wörtlich deckt. So sagten sich also vier bedeutende Geister in einem Motiv guten Tag. . Ich kann mir am Iahresschluß nicht versagen, der GelvandHausdirektion und vor allein Herrn-P rose s- s 0 rNikis ch Tank auszusprechen für das offenbare Be mühen, auch der Produktion der Neuzeit gerecht zu wer- den. Wir haben in dieser ersten Serie der Genxmd- l>auskonzerte gar oft das Wörtlein „zum ersten Male" hinter mancher Orchesterkomposition gefunden. So sind uns Sinfonien von Dvorak, Bruckner und Richard Strauß, kleinere Orchesterwerke von Smetana, Carl Reinecke, Eugen d'Albert, Walter Lampe und Georg Schumann beschert worden. Ich denke, man kann mit der ersten Hälfte der Saison zufrieden sein. 8eivrlck 2oelkner. Alte» Lheater. Herr Grinzenberger al« Gast. Die gestrige Aufführung des „Zigeunerbaron" gab Herrn Grinzenberger zum zweiten Male Gelegen- heit, sein« schauspielerischen und musikalischen Fähig ¬ keiten zu zeigen. Zwar läßt sich von der Darstellung eines Homonay ebenso wenig sagen wie von der des Dr. Falk in der „Fledermaus". In so kleinen und wenig exponierten Rollen kann ein Künstler nicht alle Register ziehen, ohne befürchten zu müssen des un lauteren Sich-Vcrdrängens bezichtigt zu werden. Das Wenige, was Herr Grinzenberger geben konnte, machte einen guten Eindruck. Der Gast besitzt eine tadellose Bühnensigur. Ja, in seinen äußeren Vorzügen über trifft er sogar Herrn Greiner, den zu ersetzen er aus ersehen ist. Die Stimme dagegen hat wenig Resonanz, die Deklamation erscheint ungleich. Den ungarischen Tonfall nahm Herr Grinzenberger ebenso geschmackvoll wie unaufdringlich wahr. Ganz im Gegensatz zu ihm steht der Zsupan des Herrn Groß. Diesen Schweine züchter kann man viel wirkungssicherer und gleichwebl maßvoller spielen. Herr Groß spricht die Hülste seiner Rolle mit umgekippter Stimme und gefällt sich leider in einer Art Humor, mit der wir uns nicht zufrieden geben können. Warum wird übrigens das famose Couplet im letzten Akt der „Zigeunerbarous" nicht ge sungen? Es ist eine Perle in der Coupletliteratur und sollte dein Publikum auf keinen Fall vorenlhalten werden. Neu war mir Fräulein Wegner als Safsi. Ich habe die Künstlerin, die durch das Gastspiel von Fräulein Toni Braun augenscheinlich benachteiligt ist, bis jetzt noch nicht gesehen. Sie besitzt gute künstlerische Ouolitüten und eine vorzügliche gesangliche Ausbildung. Der Safsi wußte sie ein romantisches Air zu geben. Ueberhaupt fiel sie mir durch die Gewissenhaftigkeit der Rcllengebung angenehm auf. Ebenso verdient die Zigcunermutter des Fräulein Iungh entschieden ein Lob. Die wohlklingende Stimme der Dame in Ver- bindung mit durchdachtem Spiel erbebt ibre Rolle über den Durchschnitt. Denn erfahrungsgemäß ist über die Besetzung dieser Figur fast immer zu klagen. Beide Damen versuchten am gestrigen Abend auch ein Quentchen jener Poesie in die Handlung zu streuen, die im „Zigeuncrbaron" nun einmal unerläßlich ist. Leider sorgte die Regie nicht genügend für die feinere Aus- gestaltung des Ensembles in dieser Hinsicht, und so blieben die beiden Künstlerinnen mit ihren löblichen Ab sichten ziemlich isoliert. k, Leob.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder