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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041222011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904122201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904122201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-22
- Monat1904-12
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BezunS-Vrers t» d« Haupierpedttto» »der deren Assgab*» stelle» abgeholt: vterteliührltch 8.—, bet zweimalig« täglicher Z»ft«ll»»g tu« Hau» 8.7L. Durch di« Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.80, für die übrigen Länder laut ^ritungspreisliste. Diese Nummer tostet ML auf allen Bahnbosen und III I bet den ZettungS-Lertäuseru Nedottton »ad Tr»edtttotu 183 Fernsprecher LL2 Johauutsgaffe 8. Haupt-Filiale Dresve«: Diarienstratze 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-KMale Berlin: LarlDuucter, Herzal.Baqr.Hosbuchbaudls^ Lüyowstratze 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 46031 Morgen-Ausgabe. AWM.TagMaü Anzeiger. Amtsblatt des Äöniglichen Land- «nd des königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Nr. 65«. Donnerstag den 22. Dezember 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petrtzeile 25 Reklame» unter dem lstedaNion-strich (4 gespalten) 78 nach dea Familiennach» richien <6grspalter.) 80 — Tabellarischer und Zissernsay werden entsprechend höder be rechnet. — Gebühren für Nachwelt ungea und Ossertenannahme 28 -H. «nuahmeschlutz für Auzetgea: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» a» dte Expedtttou zu richten. Errra-Vettagea lnur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Ervedttton ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von stich 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig Quh. Vr. L„R. L W. Sliakhardtl 98. Jahrgang. Var Aichtigrte vom Lage. * Nach einer unbestätigten Meldung aus Kapstadt haben die Herero Warmbad angegriffen, sind aber zurück geschlagen worden. Deutscherseits 14 Mann tot, eben soviel verwundet. (S. Aufstd. in Südwestafr.) * Gegen Oberst Leutwein soll eine Untersuchung eingeleitet werden, weil behauptet wird, er habe in einem Palaver dem Leutnant Jobst die Schuld an den Feindselig keiten beigemessen. (S. Aufst. in Südwestasrika.) * Die österreichischen Handelsvertrags-Unter- Händler sind gestern in Berlin eingetroffen und hatten bereits eine Unterredung mit dem Staatssekretär des Aus wärtige» v. Nichthofen. (S. Dtsch. Reich.) * Der neue Zolltarif tritt nicht unbedingt am 1. Januar 1906, sondern möglicherweise etwas später in Kraft. (S. Dtsch. Reich.) * Der italienische Senat genehmigte mit 70 gegen 15 Stimmen den Handelsvertrag mit der Schweiz. * In Konstantinopel sind die Kanzleien des bul garischen Exarchats niedergebrannt; der größte Teil der Papiere ist vernichtet. * Die durch die Erstürmung deS Kikwanforts in den nordöstlichen Teil der Festungsmauer von Port Arthur geschlafene Lücke bringt die Japaner den nur 4 Meter dicken chinesischen Mauern nahe. (S. russ.-jap. Krieg.) mir« verröhnlicher. Die Versöhmlngsbestrebungen Deutschlands unseren angelsächsischen Vettern gegenüber nehmen einen geradezu beunruhigenden Charakter an. Nicht genug, daß der Reichskanzler den für unser Gefühl übelbsleumundeten Bashfovd empfangen hat, nicht genug, daß er einem kanadischen Journalisten gegenüber das Thema, das er eben angeschlagen hatte, ausführlich variierte, nicht genug, daß er auch im Reichstage auf der Acolsharfe der Friedensliebe fänselte, dcmnäclsit wird die Fortsetzung unserer einseitig betriebenen Versöhnung erfolgen. Herr Thomas Barclay, der kürzlich im „Standard" darauf lsingewiesen hat, daß eine Besserung der deutsch-eng lischen Beziehungen vom Gcschäftsinstinkt zu erwarten sei, wird vom Reichskanzler und, wie offiziöse Blätter melden, auch vom Kaiser empfangen werden. Nun, vielleicht geschieht dies, um nachher sagen zu können, daß bis zum allerletzten alles versucht ist, um den Grimm John Bulls zu beschwichtigen. Wenn dec Kaiser Herrn Barclay empfangen und ihm versichert hat, daß wir nicht daran denken, England mit Krieg zu überziehen, dann ist unser letzter Trumpf ausgefpielt und nach diesem Friedenspfeil haben wir keinen mehr zu versenden. Es fragt sich nun nur noch, ob diese Aktion außer der Be ruhigung unseres eigenen friedliebenden Gewissens noch irgend einen Zweck erreicht. Bisher haben wir von einem wohltönenden Echo unserer begütigenden Ver sicherungen nicht viel vernommen. Die treues. ckei, die nach solchen Kundgebungen entstand, währte immer genau vierundzwanzig Stunden; dann aber kam der Geschäftsinstinkt, von dem Herr Barclay so viel er- wartet, wieder zum Ausdruck, indem ganz ungeniert er klärt wurde, die deutsche Flotte dürfe nicht vermehrt werden, mit anderen Worten: der deutsche Handel, der den Briten mit vollem Recht ein Dorn im Auge ist, muß niedergehalten werden. Trotz aller Begütigungen unsererseits und obwohl wir überall, wo es was zu holen gibt, mit Stolz unser Alibi nachweisen, hat sich die Situation noch nicht ge bessert. Sie wird von nicht offiziellen, aber ausgezeichnet unterrichteten Persönlichkeiten geradezu als „gespannt" bezeichnet, und auch der naivste Laie kann sich ja denken, daß Graf Bülow alle diese Mittel nicht ohne Not an- wendet, und daß die internationale Lage nicht allzuviel Grunü zum Optimismus gibt. Sonderbar ist es nur, daß dieser Optimismus an den leitenden Stellen — scheinbar wenigstens — in höchster Blüte stand, als das französisch-englische Abkommen geschlossen wurde. Die meisten Blätter sahen in ihm das erste Glied zu einem eisernen Ringe, der Deutschland umschließen sollte: ver Reichskanzler aber erklärte frohgemut, das Abkommen habe selbstverständlich keine Spitze gegen uns und ge fiel sich in der Rolle des nicht interessierten Gentleman. „Der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe". Er konnte nichts anderes sagen. Konnte er wirklich nicht? Hier erhebt sich eine Frage von prizipieller Bedeutung. Ist cs nach Bismarck noch notwendig, auch in ernsten Stunden die Geheimnis krämerei zu treiben, die bis zu diesem genialen Natura listen ein Vorrecht der diplomatischen Zunft war, oder empfiehlt es sich nicht vielmehr, her Nation reinen Wein einzuschänken? Ja, würde nicht vielleicht eine Offenheit, üie natürlich von jeder Provokation weit entfernt sein müßte, auch in England selbst viel besser wirken? Hätte man es nicht vor allem vorziehen sollen, die Tatsachen sprechen zu lassen und durch eine Flotten vor läge dem Auslands zu beweisen, daß Deutschland nicht ge- sonnen ist, sich seine Entwickelung von mißgünstigen Nachbarn verkümmern zu lassen? Wir glauben nicht daran — und wir haben für diese Ungläubigkeit die allertriftigsten Gründe — daß die schlechte finanzielle Lage das entscheidende Moment dafür war, den Ausbau der Flotte nickt zu beschleunigen. Die Besorgnis, in England zu verstimmen, hat den Ausschlag gegeben. Man will oben keine Marinetabellen und keinen „Tamtam" mehr: die Flottenverstärkung soll gewisser maßen unterirdisch erfolgen. Selbstverständlich wird sich England ourch diesen Beweis unserer Nachgiebigkeit und Schwäche nicht zu einer freundlicheren Haltung bestim men lassen. Diesem Volke, das so ganz in der Welt der Tatsachen lebt, imponiert nur einS: Kraft! Und wir wer den um so länger mit England im Frieden leben können, je stärker wir sind. Die Losung für uns kann daher nur die eine sein, stärker zu werden und so ist es ein Fehler, wenn wir uns statt auf Schlachtschiffe, auf Phrasen ver lassen wollen. Tw Situation, wie sie heute ist, hat den Nachteil, daß unser Volk über den Ernst der Lage nicht aufgeklärt ist, denn nur die Wenigsten haben Zeit genug, den labyrinthischen Gang der Politik, zu dem ihnen August Scherl den Ariadnefaden reicht, tagtäglich zu durchwandern. Eine Flottenvorlage wäre sowohl für das Inland, wie für das Ausland ein nrLumentnm all siaminern gewesen, das hier wie dort seine Wirkung nicht verfehlt hätte. Wir müssen gestehen, daß wir nicht begreifen, wie unsere Staatsmänner diese Unterlassung verantworten können, während ihr ganzes Tun doch zeigt, daß sie sine Ueberbitzung der englischen Stimmung befürchten und daß hinter den Coulissen sich Vorgänge abspielen, die nickt gerade geeignet sind, uns mit dem Vertrauen zu erfüllen, daß wir in den nächsten Jahren in idyllischer Sorglosigkeit dahinleben und uns den Luxus gestatten können, wider den Moloch Militarismus zu eifern. Unser Berliner Vertreter hat vor einigen Wochen dem Reichskanzler gegenüber in einer Unter redung geäußert, daß es doch höchst bedenklich wäre, wenn im Volke die Auffassung entstehen sollte, als sei die Marincpolitik der letztenIahre nur eine Wallung, eine Laune gewesen, die jetzt wieder verflogen sei. Graf Bülow hat darauf mit Leb haftigkeit erwidert: „Aber ich bitte Sie, dann würde ich doch sofort g eben!" und betont, daß der Aus- bau der Flotte mit Stetigkeit gefördert werden solle. Es sragt sich nun nur noch, ob diese Stetigkeit genügt. Wir können diese Frage nicht mit einem Ja beantworten, und wir glauben, auch unsere leitenden Staatsmänner werden sie nicht bejahen können. Wenn sie sie aber be jahen sollten, so sind wiederum die Interviews, die Reden und die Empfänge überflüssig, die dem Selbstgefühl des Auslandes schmeicheln und nicht mehr allzulange fort gesetzt werden dürfen, wenn unsere nationale Würde nicht vor dem Gefühl der Nation selbst leiden soll. Notabene: ohne daß irgend Etwas dadurch erreicht wird. Die Engländer werden unsere Selbstporträts eben immer geschmeichelt finden, auch wenn Herr Barclay sie in den Handel bringt. Der fluktanü in Ziismrtattilra. Truppentransporte. Nach Südwestafrika werden am 23. Dezember ab gehen: der Stab einer neuen Kolonnenabteilung zu drei Kolonnen und die Verstärkung einer bereits im Schutz gebiete befindlichen Kolonncnabteilung, im Ganzen etwa 25 Offiziere und Beamte, 680 Mannschaften, etwa 100 Pferde und gegen 80 Fahrzeuge. Die drei Kolonnen sind als zwei Proviantkolonnen und eine Fuhrpark- kolonne aufgestellt. Im Laufe des Januar geht der Rest dieser Kolonnenabteilung nach, außerdem noch ein Pferdedepot, zwei Kompagnien, sowie Sanitätspersonal und Funkenteleqraphistcn zur' Ergänzung der bereits drüben befindlichen Abteilung. Ob eine zweite Schein werfer-Abteilung zu formieren sein wird, steht noch dahin. ' Von dem letzten Truppentransport, der in der Nackt zum Sonntag aus dem Dampfer „Wittekind" nach Teutsck-Südweslafrika abging, schreibt man der „Frk. Dtsch. Pr." aus Hamburg: Tie Truppen stammten größtenteils aus Hanno- ver, Baden und dem Elsaß und gehörten hauptsächlich zu den Feld- und Fuukeiitclegraphen-Abtellungcn. Außerdem befanden sich Train und Sanitätsmann, schäften bei dem Transport. Auffällig war der große Prozentsatz älterer Leute unter den Truppen. Einen 40jährigen Sattlermeister hat die Abenteuerlust auch noch gepackt. Er hat das Schurzfell mit der Schutz- truppcnuniform vertauscht und stand am Sonnabend am Pctersenkai bei der Verabschiedung der Truppen stramm in Reih und Glied. Auf seine persönliche bricf- licke Eingabe an den Kaiser hatte er den Bescheid er- halten, daß er sofort eintretcn könne. Eine ganze An zahl der Leute trug die Chinamedaille. Unter diesen befand sich ein Feldwebel, der nach vierjähriger Dienst- zeit in Kiautsckou erst vor wenigen Wockvn in hie Heimat zurückgekehrt war. Jetzt zog er schon wieder mit hinaus nach dem fernen Afrika. Tic Truppen werden das Weihnacktsfest auf hoher See, etwa an der portugiemcken Küste, feiern. Sic lwben Tau- ncnbaumc uritacnomiucn, die, um sie frisch zu erhalten, in große, mit Erde gefüllte Kübel eingesetzt sind. Gberft Leutrveln in Untersuchung. Gegen Oberst Leutwein soll eine Untersuchung einge- leitet werden. Vor einiger Zeit ging die Mitteilung durch die Presse, Oberst Leutwein habe bei oinem Fr>e- denspalaver in Kalkfontein den Bondelzwaarts gegen über in einer das Andenken des Leutnants Jobst verun glimpfenden Weise gesprochen und dem Leutnant Jobst die Schuld an dem Ausbruch der Feindseligkeiten zuge schoben. Nachträglich hat sich nun nach dem „B. T." der Vater des Leutnants Jobst, ein Oberstleutnant in Eberswalde, über Leutwein bei der obersten Behörde beschwert, und Graf Bülow hat dem Beschwerdeführer die von ihm beantragte Einleitung einer Untersuchung gegen Oberst Leutwein in Aussicht gestellt. In dieser Unter suchung werden einige von Oberstleutnant Jobst be nannte Offiziere als Zeugen vcrnonimen werden. Abgeschlagener Angriff auf Warmbad? Es niußte eiüigermaßcn auffallen, daß die „Köln. Ztg." gestern eine Nachricht über die Lage von Warmbad brachte, nachdem in den letzten Tagen von diesem Orte gar nickt die Rede gewesen war. Obwohl die Meldung in beruhigendem Sinne gehalten war, so ließ sie doch er kennen, daß man mit Angriffen von Morenga-Bandcn auf diese Station rechnete. Jetzt kommt über Kapstadt folgende, anderweitig nickt bestätigte Nachricht: Die Herero haben Warmbad angeariffen, wurden aber zurückgeschlagen und verloren 50 Mann an Toten und Verwundeten. Tic Deutschen hatten 14 Tote und 11 Verwundete. Kapstadt hat sich bisher nur als sehr trübe Nach- richtenguelle erwiesen, und die Meldung klingt um so unwahrscheinlicher, als General Trotha unterm 20. d. M. von Windhuk aus nur folgendes meldet: Lengerke brach am 12. d. mit der 8. Kompagnie und der 8. Batterie von Keetmanshoop nach Koes auf. Die 3. Ersatzkompagnie und ein Zug Gebirgsbatterie wurde zur Sicherung von Keetmans hoop und Bersaba zurückgelassen. Am 15. d. schlug Lengerke Feldschubträgcr bei Koes, die nach allen Richtungen entflohen. Vom Feinde würden 22 Tote gefunden. 300 Stück Großvieh und die entsprechende Anzahl Kleinvieh wurde erbeutet. Es wäre dock) mehr als auffällig, wenn der amtliche Nachrichtendienst ein keineswegs unbedeutendes Gefecht einfach verschweigen wollte. Hauptmann Franke. Die „Berl. Ztg." veröffentlicht ein Interview mit Hauptmann Franke. Darin heißt es: Man gewinnt von dem sehnigen, von der afrika nischen Sonne gebräunten Herrn sofort den Eindruck, daß seiner zähen Energie gewiß nur nock seine liebens- würdige Bescheidenheit die Wage halten kann. Haupt mann Franke führt das Gelingen jenes Eilmarsches, der die fabelhaft klingende und doch airsgeführte Leistung von 500 Kilometern in 51» Tagen von Mann und Roß vcrlanatc, auf die gründliche Gewöhnung von Klima und Boden, auf die geradezu spartanische Genügsamkeit zurück, die Offiziere und Mannschaften seiner Kompagnie von jeder geübt hatten. Das Im portieren von frischen Mannschaften und Pferden in »och so großer Menge werde die Sckutztrupve nickt kampffähig erhalten, wenn die Nachschübe nicht durch ein dem Klima angepaßtes Trainning „afrikafcst" ge macht sind. Tenn mit den Gewohnheiten des Soldaten- lebens in der Heimat müsse der Krieger in Südwest, asrika völlig brechen. .Hauptmann Franke betrachtet die Herero als ürnen durchaus ernsten Gegner, umso mehr, als die Erfahrung gelehrt habe, daß ihre Führer der deutsckicn Sckutztruppc manches von deren Kampf- weise abgelausckt haben. Die Gelegenheit hierzu fan den sie in den Garnisonen, in denen sie die Hebungen der deutschen Soldaten aufmerksam verfolgten. Ten- nock wären die Herero eine nur wenig gefährliche Horde gewesen, wenn man den von der deutschen Ne gierung gefaßten Plan ausgeführt hätte, die Henry Martini-Gewebre der Eingeborenen gegen das deutsche Gewehr Modell 71, das aus der Armee ausrangiert worden war, auszntauschcn. Dann hätten die Deut- schen die Versorgung der Hererogcwebrc mit Munition in der Hand gehabt. Man würde selbstverständlich mit der Ausgabe von paisenden Patronen so sparsam ge- wesen sein, daß den Herero der Gedanke der Erhebung sehr rasch vergangen wäre. Denn das beste Gewehr — so sagte .Hauptmann Frauke —, zu dem man keine Patronen habe, sei und bleibe nichts weiter als ein „Knüppel". So aber si'i der Zufuhr pon Patrone» für die Martiniaewebre Tür u»d Tor geöffnet gewesen. Hauptmann Franke siebt freudig der Zeit entgegen, die ihn wieder in den Dienst nach Südwestafrika rufen wird. ver r«55i§cl)-iapani§che ffrieg. Der angebliche russische Geheimagent in Tonbon. Wie die Petersburger Zeitung „Ruß" mitteilt, ist der Urheber dec Meldungen über den angeblichen Be richt des japanischen Gesandten, der Einzelheiten der Angriffe japanischer Boote auf die baltische Flotte und der Ermordung des französischen und des deutschen Marineattachos bei Port Arthur enthielt, ein bekannter Glücksritter, der seinerzeit vom russischen Konsulatsgericht in Konstantinopel zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist. Jetzt treibt er sich als angeblicher geheimer russischer Agent in Lon don herum und schrieb von dort an Telcaffö und an eine hochgestellte russische Persönlichkeit, er txrbe die Abschrift des japanischen Berichtes in die Hände bekommen. Das „Ecko de Paris ' gab seine Belxmptungcn wieder. Früher ist der Abenteurer einmal auf dem Athos als an geblicker Sendbote des lwiliyen Synods ausgetreten, auch als russischen Sondergesandten für übet bat er sich ausgcgcbcn. Zur Erstürmung be» Aikwanfort». Der Petersburger Berichterstatter der „Daily Mail" meldet untern: 20. Dezember: Ter Fall des Nord- Kikwanforts habe in den Regierungskreiscn in Peters burg die größte Ueberraschung und Be st ürzun'g verursacht, um so mehr, als dec Zar jüngst beruhigende Depeschen Stö sscls emp fangen liatte, worin dieser die Zuversicht ausdrückte, dsi Festung bis zur Ankunft der baltischen Flotte zu halten. — Ein Shanghaier Telegramm des „Daily Tclegr." be sagt: Tie Bedeutung der Einnahme des Nord-Kikwan fortS liege darin, daß die L ü ck e, welche die Japaner in den nordöstlichen Teil der Fcstungsmauer geschlagen haben, sie den chinesischen Mau'ern näher bringe, die nur 4 Meter dick sind. Die japanische Reaierung hat, wie uns aus Zürich gemeldet wird, bei den schweizerischen Schokoladefabriken bedeutende Be stellungen an Milchschokolaüe mit beschleunigter Lieferfrist gemacht. Mehrere Fabriken haben den Auf trag mit der Begründung abgelehnt, daß sie wegen gleicher Bestellungen Rußlands nicht in derLage wären, auch den japanischen Auftrag zu über nehmen. Die Zeugen in Pari». Wie das Bureau Reuter erfährt, hat die r u s s i s ch e Regierung nicht die geringste Kenntnis von den Versuchen, die vou gewissen Leuten gemacht sein sollen, um die Zeugen in der Hüller Angelegenheit zu einer falschen Aussage dahinlautend zu verleiten, daß sich unter den Fischerbooten an der Doggerbank Torpedo- boote befanden, als die baltische Flotte diese traf. Deutsches strich. Leipzig, 2l. Derember. * Zur NcichStagSwahl in Hof. In der mehrfach er wähnten Verlrauensmännerversammlung der liberalen Par teien in Hof, in welcher einstimmig die Kandidatur des Fabrikbesitzers Dr. Goller ausgestellt worden ist, hat dieser eine Rede gehalten, welche nach dem „Fränk. Kur." all gemeinen Beifall ersielte und mehrere sehr bemerkenswerte Stellen enthält. Dr. Goller bekannte sich im allgemeinen zu den Grundsätzen des entschiedenen Liberalismus; was ihn aber den Nationalliberalen besonders empseblenswert macht, ist seine besonnene Haltung in den sozialpolitischen uud mili tärischen Fragen. Dr. Goller betonte nachdrücklichst die soziale» Aufgaben des Reiches und äußerte sich auch betreffs der Wehrkafierhaltung unseres Volkes in sehr verständiger Weise. Er sagte: Ich trete ein für die Erhaltung unserer Wehrkraft zu Wasser und zu Land, für die volle Erhaltung, und ob diese Wehrkraft um vier oder sechs Kavallerie-Regimenter mehr oder weniger, ob die Bewilligung durch ein Quinquenat oder ein Septenat festgesetzt wird, das sind Fraaen sekundärer Natur. Ebenso erklärte Dr. Goller mit aller Entschiedenheit, daß an ein Zusammengehen mit der Sozialdemokratie in ihrer jetzigen Verfassung nicht zu denken sei, daß von diesen Er wägungen die Arbeiterjrage nicht berührt zu werden brauche. Man kann nach diesem Programm nur umso mehr wünschen, das; eine Zersplitterung der bürgerlichen Parteien vermieden wird und diese von vornherein geflossen der Sozialdemokratie entgegentreten, um so den heiß umstrittenen Wahlkreis dem liberalen Bürgertum zu erhalten. * Vcrltv, 21. Dezember. * Beim Kaiser war zur gestrigen Mittagstafel im könig lichen Schloß der Reichskanzler geladen, mit welchem der Kaiser nachher arbeitete. Nachmittags kehrte der Kaiser nach dem Neuen Palais zurück. Heute morgen unternahm der Kaiser einen Spaziergang in Sanssouci, hörte den Vor trag des Chefs des Zwilkabinetts und gedachte mittags an einer Parforcejagd be» Döberitz teilzunehmen. * Handschrcibc» des Fürsten vou Bulgarien an »en Kaiser'. Die Ucberreichung eines Handschreibens des Fürsten Ferdinand von Bulgarien an Kaiser Wilhelm ist gestern in einer Audienz deS diplomatischen Agenten General Nikiforow beim Kaiser erfolgt. In dem Handschreiben drückt Fürst Ferdinand dem Vernehmen des „B. T." zufolge den» Kaiser seinen Dani für die Errichtung der diplomatischen bulgarischen Agentur in Berlin aus und äußert den Wunsch, daß hierdurch die Beziehungen Bulgariens zum deutschen Reiche sich immer freundlicher gestalten mögen. Auch hofft der Fürst, daß die in nächster Zeil beginnenden Handelsvertragsverband- lungen Bulgariens mit Deutschland ein günstiges Ergebnis zeitigen. * Zn» dcntsch-österrcichischcn Handclsvertragskrifis Die isiterreichisch-ungarstchen Fachreserenten für den Abschluß des Handelsvertrages mit Deutschland sind heute in Berlin ein- geirosfen und batten bereits mittags eine längere Konferenz mit dem österreichisch-ungarischen Botschafter v. Szögyenvi- Marick. Die erste Besprechung mik den deutschen Unter händlern fand nach dem „B. B C " »achmillags im Aus wärtigen Amte beim Freiherrn von Richthofen statt. * ttcber den Termin des AnkrafltrctcnS des nencn Zoll tarifs wird jetzt anscheinend aus die Anregung aus Berliner Handclskreisen offiziös im „Berl. L.-A." folgendes kund gegeben: Was die Inkraftsetzung des neuen Zolltarifs betrifft, so verbleibt e» bei der Absicht des Reichskanzlers, der kaufmännischen Welt etwa ein Jahr Zeit zu lassen, sich auf die neuen Verhältnisse einzurichten, Jedenfalls tritt der Zolltarif vor dem I. Januar 1906 nicht in Kraft. Tie Staaten sind mit diesen» Plane einverstanden, sodaß die nadere Vereinbarung des Termins der Inkraftsetzung der neuen Verträge keine Schwierigkeiten bereitet * Ricken »nd Hammacher Die „Köln ,8tg " brachte vor einigen ragen die Mitteilung, der verstorbene Abg. Heinrich Rickert sei als Gratulant bei Hammachcrs 78. Geburtstage von den» Gegensätze der Entwicklung des positiven und des negativen Liberalismus derart übermannt gewesen, „daß er
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