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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041221019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904122101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904122101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-21
- Monat1904-12
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BezugS-Prel» t? du Ha«pUxp«dttto» «d« der«» A»-,ab»> stelle» «bgrholt: »t«t»liätzrlta> 8.—, bet zweimalig« täglich« A»ft«tt»»- ta« -«» S.7L, D«ch di« P^i degoge» für Deutsch, laud ». Oesterreich vierteljährlich ^S 4^0, fü, di« übrig« Länder last fiettuuq-orrUIlste. Diese Nummer kostet ü äd tN 7 auf allen vahnhbferi und III I bet den Zeituugb-Berküuferu I * NebuMe« «m» Ex»e»tttmu I» yenifprich« WU Jodauniggafs« L dau-r-Ftltale Drrsbnl: Marienstratzr 34 Gernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Ailtalr Berlin. CarlDuuckrr, Herza l-Bayr^osbuchbandlg, Lützowslratz» 10 Dernspmch« Amt VI Nr. 43031 Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Ämtsvtatt »es Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 85 Reklame» nut« de» Sletzavtou-strtch sägespalte») 7Ü -4, »ach da tzm»1lte»»ach» richten ibgrspaUen) 30 — Tabellarisch« »ud Zisfernsatz werden entsprechend hdher oa- rrchaet. — Gebühren für Nachweisungen and Ossertrnannahm« Lü Auaahmeschlutz ftir Anzeigen: Abe ad-Ausgabe: vormittag- 10 llhr. Morgen-An-gabe: nachmMags 4 lltzr. Anzeig« find stet» a» dteArpeditto» »»richte». Ertra-Beilage» lnnr mü der Morgen. Ausgabe) nach besonder« Vereinbarnng. Die Ervebttion IP Wochentag« ununterbrochen grSsfuet v« früh 8 bi« abend- 7 Uhr. Druck and Berlaa von G. Paiz t» Leipzig lJuh. Ok. R. L W. Sliukhardtl Nr. «48. Mittwoch dm 21. Dezember 1904» 98. Jahrgang. Var WHtigrte vsm Lage. * Zwischen der Allgemeinen Deutschen Eredit- Anstalt in Leipzig und der Verein-bank in Zwickau ist die Herstellung einer Interessengemeinschaft verein bart worden. (Vgl. VolkSw. Teil.) * Von unseren Truppen in Südwestafrika sind bis jetzt 974 an Typhu-erkrankt, 184 gestorben. (S. Ausst. in Südwestafrika.) * Der Seepräfekt von Toulon, Admiral Bienaims, bat wegen seine- Streite» mit vem Marineminister seine Entlassung genommen. (S. Ausland.) * In der letzten Novemberwoche wurden von San Francisco amerikanische Lieferungen im Werte von 25 Millionen Dollars nach Japan transportiert. (S. russ.« jap. Krieg.) * Der frühere Präsident der Republik Ecuador wurde »um Gesandten in Berlin ernannt, um dem deutschen Kaiser das Schiedsrichteramt in der Grenzstreitigkeit zwischen Ecuador und Kolumbien zu übertragen. (S. Ausland.) vensamin virraöli. (Zu seinem 100. Geburtstag, am 21. Dezember 1904.) Dem einen Benjamin Disraklli gelang es, Träume in Wirklichkeiten umzusehen, was ec dichterisch gestaltet, auch als lebendige Tatsachen ins Dasein zu rufen. Vielleicht daß seine Kunst nie ernst, daß sie nur die An kündigung seiner Gestaltungspläne war, nur der Propa ganda für sie dienen sollte. Gleichviel, er hat geschaffen und gewirkt, tat es 'm dem nüchternsten Jahrhundert unter den ungeheuersten Schwierigkeiten. Wenn feine literarischen Werke niemals die allgemeine Aufmerksam- keit erregt, niemals die Länder seinen Worten gelauscht hätten und die Königm von England nicht durch ihn Kaiserin von Indien geworden wäre, wenn Benjamin Disrcreli lediglich seinen persönlichen Ehrgeiz befriedigt Hütte, auch dann wäre es wertvoll, sich an seinem hundertsten Geburtstage sein kraftersülltes Leben zu ver gegenwärtigen. Das Unwahrscheinliche ward hier Ereignis. Scheint schon die englische Nation in ihren tausendfachen Wider sprüchen geschaffen zu sein, um die langweiligen Gesetze zu widerlegen, die wir so gern der Wirklichkeit als Natur gesetze unterlegen, so ist die Geschichte und die Laufbahn eines Disraöli der leibhaftige Protest gegen die Voraussicht aller Mittelmäßigkeit. Als Disradli am 21. Dezember 1804 geboren wurde, wäre derjenige als wahnsinnig verlockst worden, der die Prophezeiung gewagt hätte, daß er als P r e m i e r m i n i st e r Eng lands sein Leben beschließen würde. Noch zu den Knabenzeiten Benjamin DisraklliS war den Juden der Eintritt in das englische Parlament verwehrt, und er wurde der Führer der stolzen Aristokratie seines Landes Nicht weil er seine Herkunft verleugnet hätte, sondern weil oder obwohl er sie mit noch größerem Stolze als die englischen Peers die ihrige betonte. Viermal unterlag er im Wahlkampfe, und als er schließlich beim fünften Mal gesiegt und seinen Platz im Parlament eingenommen hatte, wurde seine Jungfernrede höhnisch verlacht. Aber im ausdauernden Kanipfc errang sich der Namen- lose, der sich erst mit der kecken Schrift „Wer ist er?" seinen Wählern bekannt macken mußte, die Führerschaft der konservativen Partei, die er neu gründete. Unbegreiflich, wie seine Lausbahn, "ist auch der IG- sprung seiner Befähigung und seiner Willensrichtung. Sein Vater, der Sohn eines jüdischen Kaufmannes, lebte m behaglichem Wohlstände, aber keineswegs reich, seinen literarischen Sammlernoigungen. Sein Gedanken kreis war beherrscht von den Eindrücken seiner Jugend die er zu einem nicht geringen Trsile tu PaviS in den Kreisen der Encvkloväd'stcn verlebt hatte: der Solm scheint von ibm nicht mehr als die literarischen Neigungen ererbt zu haben. Ihr Wesen war einander entgegen gesetzt. Das Leben des Vaters war erfüllt von unproduk tivem, fleißigem Sammeln und beschaulicher Ruhe. Der Vater stellte Bücher zusammen aus anderen, der Sohn schuf Werke, und die Aufregung war die Sprungfeder seines Wirkens. Der Vater war Rationalist, der Sohn religiöser Schwärmer, der sich bis zu dem viel belachten Satze verstieg: „Ich stehe auf der Seite der Engel." Er hat den Vater geehrt und geliebt, aber nicht dessen Ein- slllssen unterstanden. Es scheint nicht einmal, daß dieser seinen Sohn bei den Wahlen finanziell unterstützt hat In „Vtvian Grey" beschreibt DiSraSli, wie ihn der Vater vor der Gefährlichkeit und schließlich auch der Leer heit einer Staatslaufbahn gewarnt hat. Der Trieb zur Öffentlichkeit war stärker als di« Ermahnungen. Kaum sich selbst nsirb der Staatsmann die Frage beantworten können, ob es reine Vaterlandsliebe war, die ihn auf so hohen Posten rief. Die Dtachtfreude ist keine ungetrübte Mit den Kollegen hat selbst der Kanzler den spärlichen Einfluß zu teilen, den er aus das eign, Land auSzuüben vermag, der ohnehin begrenzt und beschränkt wird durch die Kritik d« Parlamente» und die Kraft de» Souveräns. Ueber die Geschichte der Erde urteilt der Areopag sämt licher Großmächte. Machtfiille bereitet Wonne. Aber der Dichter, der schöpferische Gelehrte, dem Europa lauscht, hat mehr und anhaltenderen Einfluß auf die Geister als der Staatsmann. Ter Milliardär beherrscht, wenigstens zum Teil, die wirtsck-aftlichen Strömungen, und oft genug wird sich an seinem Willen der des Staats mannes brechen. Demjenigen, dem wirklicher Willen zur Macht eigen ist, werden Titel und Orden Attrappen sein. Ein Vermögen erwirbt man im Staatsdienst nicht: Cäsar wie Bismarck, Richelieu wie Cavour, Metternich und Disraöli sind schließlich alle von dem Glauben beherrscht worden, ihrem Vaterlands unentbehrlich zu sein, nur sein Bestes zu wollen. Unvorhersehbar, wie seine Laufbahn, waren auch Disraölis Maßnahmen und die Entfaltungen seiner A n- sichten. Er trat in das politische Leben als Raüikaler. Er lud seine Wähler ein, dem Parteigewäsch von Whig und Tory ein Ende zu machen, zwei Bezeichnungen ohne Sinn, die nur das Volk täuschten. Aber gerade Tis- raöli ward der Erhalter des englischen Parteiwesens, allerdings, indem er ihm die Formen seines Geistes auf prägte. Er wandelte die Torys zu Konservativen. Im Juni 1832 war er mit der Empfehlung O'Conells als Parlamentskandidat aufgetreten, im April 1835 hiwderte ihn das nicht, den großen irischen Parteiführer in öffentlicher Rede der Teilnahme an den irischen Greueln zu beschuldigen; die nationale Leidenschaft des Groß- Briten ließ ihn von der blutigen Hand O'Conells reden. Er war unter Peel als dessen Anhänger in das Parla ment eingetreten. Er war konservativer Abge ordneter; doch als 1839 die Niesenpetition der Char tisten vor das Parlament gebracht wurde, konnte sich der Verfasser der „zwei Nationen" nicht enthalten, zu ihren Gunsten zu reden. Wenn heute die englische Ar beiterschaft bei aller Enctgie, mit der sie ihre sozialen, Interessen vertritt, national ist, verdankt dies Groß britannien nicht zum wenigsten diesem konservativen Ab geordneten und Minister, der auch in dem Partcigegner nie den Lanosmann vergaß. Vielleicht ist dies Disraölis währende Bedeutung, ist dies der große Segen, den er seinem Vaterland gebracht hat, daß er, der stets den Standpunkt vertrat, die Aristokratie sei der geborene Gesetzgeber und Herrscher, früher als alle anderen Staatsmänner erkannte, daß die Maschine einen neuen Stand schuf. Den vierten Stand, der die Haupt masse der Nation umfaßt, der, zahlreich und daher kraft voll, leicht die Macht an sich reißen, aber, ungebildet und daher dam Fanatismus zugänglich, auch leicht verhetzt werden kann. Disraöli war der erste, und bis auf un sere Tage der einzige Staatsmann, der seine elegante Wohnung im vornehmen Viertel aufgob und sich in den Fabrikdistrikten Lurch eigene Anschauung Kenntnis von der Lage der arbeitenden Klasse verschaffte. Niemals ist es ihm bcigekommen, wie eS anderwärts geschah und ge schieht, die Sozialisten als Staatsfeinde und Hochver räter zu beschimpfen und zu verfolgen und sie dadurch der Internationale zuzutreiben. Ueberhaupt ist einer der schönsten Züge Tisradlis seine Duldsamkeit. Nie mals hat er wegen politischer Gegnerschaft persönliche Feindjckrast empfunden. Beinalre in jeder seiner poli tischen Reden finden sich warme Worte der Anerkennung für die Leistungen der Gegenpartei. Zwanzig Jahre lang batte ibn John Leech mit feinen Karikaturen in „Punch" lächerlich gemacht. Bei seinem Tode wäre die Pension, die der Zeichner bezog, von rechtswegen weggefallen, aber versöhnlich und hlllfreich erklärte sich Disraöli für die Witwe und die Kinder. Carlyle, der große, geist volle Ouerkopf, hatte DiSraäli nie anders als mit Ver achtung, mit Schimpf und Hohn besprochen. Tisraeli wußte nicht nur, daß Carlyle arm war, sondern ehrte auch mit seltenem Feingefühl den Stolz des Mannes, von dem er während seiner Laufbahn nichts als Schmähungen erfahren hatte. Ein Menschenalter hindurch hatte Thomas Carlyle gearbeitet und gewirkt und hatte von seinen genialen Mühen keinen anderen Lohn, als einen Namen in ganz Europa. Welche Partei auch immer an» Ruder gekommen war, kein Minister hatte sich um den einsamen Denker in Chelsea bekümmert, keiner hatte ge zeigt, daß auch der Staat seine Verdienste ehre, während gerade in dieser Zeit massenhaft reich gewordene Brauer und Industrielle zu Peers und Baronen gemacht worden waren. Da bot Disraisti seinem Gegner das Großkreuz des DathordenS und die für die Lebenshaltung eine» Bathritters erforderliche Rente an, in einem Briefe ebenso voll von menschlicher Liebenswürdigkeit, wie von würdiger Bescheidenheit. Froude, der Freund und Schüler Carlyles und daher durchaus nicht eingenommen für den englischen Premierminister jüdischer Abkunft, sagt von ihm: „Es war eben sein schönster Zug, Laß er ebenso wenig einen Freund vergaß, als er sich einer per sönlichen Kränkung erinnerte." Der Mann, der nur durch Anpassung, durch Len Willen, in Old England heimisch zu werden, Brite geworden war, fühlte den Puls Britanniens deutlicher als jeder andre. In ihm webte die glühende Begeisterung des Engländers für seine Verfas sung, sein Vaterland, und ließ ihn die Worte fühlen und sprechen, die weithin Widerhall erweckten, und geflügelt noch heute leben: „kllz- countrz?, wa? it be sver in riebt, Hut rixlit or rvron8 IN? oountr?! Mag mein Vaterland stets im Recht sein, aber recht oder unrecht, es ist mein Vaterland!" Er sprach damit zum ersten Mal den unerhört neuen Sittlichkeitsgrundsatz im Völker leben aus, daß in den Beziehungen der Länder zu einander nicht die Moral der bürgerlichen Enge, sondern das nationale Bedürfnis maßgebend sei. Er hat diesen Grundsatz zur Geltung gebracht, obwohl es ihm bitter erschwert wurde durch den großen Parla mentsredner und kleinlichen Moralisten Gladstone. Disraöli wand der ostindischcn Handelskompagnie ihre Charte aus den Händen und schuf aus den zersplitterten Teilen die beste Kolonie, Indien, zu dessen Kaiserin er die Königin Victoria machte. Er brachte die Aktien des Suezkanals, gegen dessen Bau Palmerston und Glad stone ihre Kraft eingesetzt hatten, in den Besitz Englands und sicherte damit England die dauernde Herrschaft über eine der wichtigsten Wasserstraßen des modernen Weltverkehrs. Er verschafste seinem Vaterlande in einem Sondervertrage mit der Türkei anläßlich des Berliner Kongresses den für die Seeherrschaft im östlichen Mittelmeer wichtigen Besitz der Insel Cypern, ohne daß auch nur ein Tropfen englischen Blutes darum vergossen worden wäre, lediglich durch seine diplomatische Geschicklichkeit. Das alles ist für England von hol)er Bedeutung, wir Deutschen aber erinnern uns gern, daß auch wir Disras'li zu Dank verpflichtet sind, zu Dank dafür, daß Schleswig-Holstein meerumfchlungen ein fester Bestandteil des Deutschen Reiches ist. Wenn oberfläch- liche Geschichtsschreiber und Politiker heute daran Mähnen, daß wir Rußland für seine freundliche Patenschaft an der Wiege des Deutschen Reiches ver pflichtet sind, so kann auf die russischen Machenschaften während der Tänenkriege hingewiesen werden, wie sie uns der ungemein begabte damalige sächsische Gesandte in London, Graf Vitzthum, in seinen nicht genug ge lesenen Erinnerungen „Petersburg und London" auf deckt. Palmerston, der alte Lord Feuerbrand, wurde auf Grund eines auf Schleichwegen von Rußland er rungenen Versprechens zum militärischen Eingreifen angetrieben. Er hatte als Premierminister in einer Pvrlamentssttzung die Drohung ausgesprochen, daß, wer die Rechte Dänemarks mißachte, sich gar bald mit einem anderen Gegner auseinandersetzen müßte. In England waren daraufhin alle auf den Krieg mit den deutschen Mächten vorbereitet. Da ergriff am 4. Juli 1864 Disraeli das Wort zu einer leidenschaftlichen Rede, in der er auf Grund des ihm von Vitzthum übergebenen Materials die Berechtigung der deutschen Ansprüche klar legte, das Unterhaus mit sich fortriß und die Neu tralität Englands sicherte. Ueber den Staatsmann Disrakli ist der Schrift steller beinahe in Vergessenheit geraten. Und doch waren seine Romane nicht nur wegen der politischen Be deutung ihres Verfassers einst viel und begierig gelesen. Waren sie es doch überhaupt, die zuerst den Blick auf den Neuling lenkten. Sie haben heute neben dem kultur historischen Interesse nur wenig zu bieten; wohl besaß Disraisii die Gabe, scharf und treffend Charaktere und Zustände zu zeichnen. Aber seine Personen vermögen uns nicht eine tiefere Teilnahme abzuringeu. Sie treten als fertige, abgeschlossene Charaktere in die Hand- lung ein, ihre Erlebnisse belehren sie wohl, aber bringen sie nicht zu einer größeren Reife. Selbst in seinen weit- cmsgesponuenen Erziehungsromanen „Vivian Grey" und „Coniugtzby" ist dies der Fall; der Geist, die Be gabung der Personen wird reicher und gewinnt Ent faltung, die Persönlichkeit lwt von ihren Erlebnissen keinen Gewinn. Disraöli hatte sich von Jugend auf in der guten Gefcllsckiaft Englands bewegt; ihre Sprache und ihre Formen waren die seinen, und so trifft er sicher Len Ton dieser Kreise. Aber es fehlt ihm die Wärme, und es fehlt ihm vor allem die Kraft zur künst lerischen Zusammenfassung. So reiht er Ereignis an Ereignis, ohne daß sie «nvt Notwendigkeit aus den Charakteren herauswvchse«. Die Handlung schreitet un ruhvoll fort, aber sie ist für uns der launischen Phan tasie des Dichters entsprungen, unwahrscheinlich für die Charaktere, die er in sie verstrickt. DtSrasli schrieb nicht um der künstlerischen Wirkung willen; seine Romane waren ihm ein Mittel, seine politischen Pläne vorzu bereiten. Nichtsdestoweniger sind feine Romane lesens wert, insbesondere „k^bil or tibe tWv nstivns" mit seiner tiefgründigen Schilderung der Lage und des geistigen und moralischen Lebens der untersten Volksschicht. Drsraöli hat keine vollendete Dichtung hinterlassen; ihm fehlte schließlich der Wille zur künstlerischen Ver tiefung — aber in einem war er Künstler, in der Ge- staltung seines Lebens. Wo» er in künstlerischen Dar stellungen nur unvollkommen zum Ausdruck gebracht, das Hot er vollkommen nach seinem Willen in der Wirk ¬ lichkeit durchgesetzt, sich als Leiter des englischen Staates und England als das mächtige, Ehrfurcht gebietende Weltreich. U. >1. vet Humana in 5üa«er»astilra. Der Lyphu». Ueber den Umfang üer Typhusepidemie in Teutsch- Südwestafrika lagen bis gestern nach der „Nordd. Allg. Zeitung" keine genauen amtlichen Nachrichten vor. Nach einer am Montag auf eine Anfrage des Oberkommandos üer Schutztruppe eingegangenen telegraphischen Mel- düng sind seit dem Beginn des Krieges bis Ende No vember von der Schutztruppe an Typhus erkrankt 977 Mann, davon g e st o r b e n 184, in die H e i m a t gesandt 67, in Behandlung 441, als dienstfähig zur Truppe entlassen 282 Mann. Nach einem amtlichen Telegramm aus Windhuk ist an T y p h u s g e st o r b e n Reiter Friedrich Fried- mann, geboren am 16. September 1882 in Bracken- heim, früher Kgl. Württembergisches Feldartillerie-Rc- giment Nr. 65, am 14. Dezember im Lazarett Otjim- binde. Leutnant Werner Schenk Freiherr von Stauffenberg, geboren am 17. Februar 1878 in München, früher bayrisches 1. schweres Reiterregiment, am 18. Dezember im Lazarett Owinaua-Naua; Reiter Otto Schumann, geboren am 20. Juli 1882 in Trakehnen, früher Dragonerregiment 1, am 18. De zember im Lazarett Otjimbinde. Neue Scharmützel. General Trotha meldet aus Windhuk unter dem 20. d. M.: Tie Maschinengewehrsektion Woszidlo über fiel auf dem Marsch von Grootfontein nach Namutoni bei Hoais am 24. November eine Hererowerft. 11 Herero sind gefallen, darunter Kombazembis Bruder, Kamari- nebo und dessen Sohn. Am 29. November wurde Namutoni besetzt und die Station völlig zerstört. Am 30. November wurden bei Choachas, westlich von Namu toni, und am 2. Dezember bei Onandowa, nördlich von Namutoni, Hereroiverften überfallen. Dabei wurden 58 Stück Vieh, 7 Gewehre und Munition erbeutet; mehrere Herero sind gefallen, auf unserer Seite keine Verluste. Von den Owambo droht augenblicklich keineGefahr: ihre Toten liegen vom Ianuargefecht her noch unbeerdigt in Mengen um Namutoni. vu r«zrizck>-japa»irck>e st lieg. Vie Untersuchung -es Falle» Alado. Ein Petersburger Telegramm des „B. T." erklärt jetzl die in auswärtigen Zeitungen verbreitete Meldung, die Auf hebung der Arreststrafe des Kapitäns Klado sei auf Befehl des Zaren erfolgt, ist nicht richtig. Die von Klado gewünschte Untersuchung seiner Angelegenheit hat bisher nicht statt gefunden. Infolge -er amtlichen Vekanntgabe, daß nächster Tage in den Gouvernements Kalisch, Petrikau und Kielie die Mobilmachung beginnen werde, hat sich, wie uns gemeldet wird, der Uebertritt russischer Militärpflichtiger nach Galizien gewaltig ver mehrt. Die Bessersituierten fahren sofort nach Hamburg, während die übrigen von den in Galizien bestehenden Hülss- komnees mit Geldmitteln versehen werden. Verunglückte Rekruten. Auf der Strecke Nawirdza-Watawka stieß, nach dem „D. T ", ein Zug, der nach dem Kriegsschauplätze mit Rekruten abging, mit einem Rangierzuge zusammen. Die Waggons wurden gegeneinandergedrückl und sechzig Per sonen die Beine zerrissen. Di« Mitglieder der pariser Untersuchung-, kommisfion. Gestern vormittag, vor Beginn des Ministrrrats, hat Lonbet die Mitglieder der UntersuchungSkommiision, sowie die ihnen zugeteiltrn Beamten und Offiziere, mit Ausnahme Dieser Tage beginnen wir mit dem Abdruck eines neuen Originalromans: Um jeden Lrei». Der Verfasser, der sich Sergei D .... nennt, hat hier eine an Intriguen und Katastrophen reiche Handlung ersonnen, die mit den spannendsten Detektiv-Romanen von «LonanVoyle wetteifert. Er führt dem Leser in phantastischer Beleuchtung die Geheimnisse des internationalen Spionage systems, das Treiben der internationalen politischen Agenten vor. Im Mittelpunkt steht die Gestalt einer Abenteurerin, die alles Unheil verbreitet; der Schauplatz wechselt beständig, er wird von London nach Berlin, Petersburg und anderen Hauptstädten verlegt, zuletzt nach dem ost asiatischen Aritgstbeater. Der Roman wird die Leser des „Leipziger Tage blattes" auf» lebhafteste interessieren.
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