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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041214014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-14
- Monat1904-12
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BezuyS-PretS i» d« -auvtrrveditio» ob« deren Äu»gab«- ftellea adgebilt: oterteltührlich S.—, bet zweimalig« täglicher tu« Ha»» >l 8.7k. Durch die Poft bezog«» für Lotsch- land u. Oesterreich vterttljährltch ^g 4ck0, für die übrige» Länder laut Zeüunq»pr«t»list«. Dtese Rümmer kaftet auf allen Bahnbäsrn und III I bet den ZrttungS-BerkLuseru I * fftetzakttan und Er-etzUtau: 1K3 Fernsprecher 222 JodanniSgasie 8. HauptrFUtale Dresden: Marienftraße 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: EarlDuncker, Hrrza l.BayrHofbuchdaudl^, Lützowuraß» 10 (Fernivmcher Amt VI Nr. 4603). Morgen-Ausgabe. WWMÄaMaü Anzeiger. Lmlsvlatt des ÄSnigNche« Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes der Ltabt Leipzig. Mittwoch den 14. Dezember 1904. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SV Meklome» »»Mr dem NedaktlonSstrlch tägefpall«) 7b »ach d« FamUlrn»«b. richteu <6g«fpalt«i.> bt) — Tabellarisch« und Ztff«r»sa» w«de» entsprechend dührr be rechnet. — Gebühre» für Nachweis nagen und Osserleneauahme Lü Aunabmeschlutz für Anzrtge». , Ld« ad-Ausgabe: oormtttagt 10 Uhr. Morg«n-An-gabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeige» sind stet» an die ltzpeditton zu richten. Extra-Bella«e» (nur «ft d« Morge»- Au-gabe- nach besonder« v«etnbar»ag. Die 0r»e»ttiaa ist Wochentag» »aunierbroche» geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von O. Pelz tu Leipzig (Iah. l-r. «„Ä. » L »lt-th.rdN 98. Jahrgang. vsr ivirdtigrtr vom rage. * Das Präsidium de» Zentralvorstandes der nationalliberalen Partei Deutschland« wird nach Hainmachers Tod, wie von hervorragend parlamentarischer «Veite verlautet, nicht dem ersten Stellvertreter Abg. Basserm an «-Mannheim, sondern, da Wohnsitz in Berlin notwendig, dem Vizepräsidenten des RelchstagS Paasche übertragen. * Die Budgetkommission des Reichstages beendete heure dieDGeneraldiskussion der Novelle zum Reichs- stesmpelgesetz und vertagte sich auf den l2. Januar. * Unter den Bergleuten des RuhrbezirkS ist in folge zahlreicher Entlassungen die Erregung so groß geworden, daß mit einem allgemeinen Bergarbeiter- streik gerechnet werden muß. (2. Dtsch. Reich.) * In der Konferenz der ungarischen Liberalen bat Tisza erklärt, jede Vermittlung sei ausgeschlossen, bis nicht der «Schandfleck der Gewalttaten im ParlamentShauü getilgt sei. (S. Ausland.) * Die Untersuchungskommission über die Affäre von Hüll wird am Dienstag oder Mittwoch im Pariser Ministerium des Aeußeren zusammentreten. (S. russ.-jap. Krieg.) D fiarrenprobleme. Wenn die herrschende Meinung mit dem verflossenen s Jahrhundert unzufrieden ist, wenn sie kraft äußerster Verachtung seinen Gang oft einen „reaktionären" nennt, so wird dabei vor allem übersehen, daß es sich, obwohl spät, eine neue Geschichtsphilosophie mit neuen Werten erobert hat. Diese ist nicht die Weltauffassung des alten individualistischen Stils, nicht die humanistische und nicht die materialistische, welche sogar als Mittel der For- schung durchaus inferior blieb, vielmehr die kulturpoli- W tische und rassenpolilische. Als solche ist sie ganz jungen Datums; Deutschland, die Heimat etlicher vorangegange- ner Anschauungsweisen, ist die Geburtsstätte auch der letzten unter ihnen, hat sie mit mehr Leidensckwft und Tiefe ausgesipltei, als irgend eine bisher. Ter erste Träger der Idee war der Berliner Gymnasiallehrer und Göttinger Professor Bötticher, der als Dichter und Denker Paul de Lagarde sich benamste, und der 1891 starb. Er kämpfte um die Erhöhung des deutschen Volkstums, uni das neue Gut, mit heldenhafter Tapferkeit. Nietzsche war der Bewegung unzeitgemäßer Vollender, keiner hat sie glühender geahnt, denn er, der durch seine brausende An. . dacht zum Unmöglichen erst Tausenden den Willen zu einer „deutschen Kultur" gegeben hat. Es folgte der M I Einfluß eines dem Geiste nach in Deutschland ansässigen, von Deutschen allein gewürdigten Franzosen, der in seinem „Ossai sur I'iv^alits ckes race» durnaioes" M lehrte, alle großen europäischen Kulturen hätten auf der germanischen Rasse geruht, sie seien mit dem Schwinden M des germanischen Rassenblutes zu Grunde gegangen. Es folgte der Engländer und deutsche Wagnerianer Houston Stewart Chamberlain, der Gobiueaus fesselnde Gedanken über das Rassenwesen anmutig und gedanken- voll weiter ausgebaut hat. Sein Hauptwerk machte die Vorstellung von der Rassenkultur, mochte sie auch in dieser Form eher ein Traum sein, der Menge geläufig. Jetzt trifft man sie in vielen Zeitungen, sie hat ausdrückliches Gegenwartsinteresse bekommen, und ihre Fruchtbarkeit W wird dadurch bewiesen, daß man sie heruntersetzt und H verhöhnt. u Zweifellos war die Gelegenheit günstig; denn die „Rassenphilosophie", wie man den Gedanken zunächst um- M » schreiben wird, war zunächst auch sehr unbesonnen, wie jede wissenschaftliche Entdeckung, durch mehrere un- M bekannte Seiten der politisch-historischen Wirklichkeit ins , Licht gerückt werden sollen. Herr Chamberlain hat in der Tat geirrt, wenn er wähnte, die Behauptung von einem reinen, unverfälschten, edlen Ariertum, das die M einzige, helfende Macht der Geschichte sei, lasse sich nicht sofort durch hundert kleine und kleinliche Gegenbeweise ,: zerbröckeln. Das mußte ja von vornherein klar sein, er hatte den Schaden; für die Feuilletonisten brauchte er nicht zu sorgen. Trotzdem wird es mit der Rassen theorie wie mit allem Großen gehen; sie wird nicht nieder, gewitzelt werden, sie wird verbessert, gestützt werden, und für die Zukunft der politischen Wissenschaft von hoher Be- R -eutung sein. Daß dies heute schon der Fall ist, zeigt die D praktisch-politischen Zielen zustrebende, wertvolle Arbeit des Herrn Professors Hasse; theoretisch hat es der Deutsche verbürgt, von dem hier gesprochen werden soll, Heinrich Driesmans, der Verfasser zweier Bücher einer „Kulturgeschichte der Rasseninstinkte" (Verlag von Eugen Dicderichs in Jena, 1900 und 1901). Er geht selbstän dige Wege, nach selbständigen Zielen. Mi Herr Driesmans hatte sich in einem früheren Versuchs aufs Engste an Jakob Burckhardt und an Nietzsche an- geschlossen, indem er die „plastische Kraft" pries, die im verflachten heutigen Leben, in der leblosen Kunst, in I der leblosen Wissenschaft kaum noch vorhanden sei. In H her Rassenphilosophte vertritt er etwa», was auf den ersten Blick sich wie eine Umkehrung der Theorien von der Rassenreinheit ausnrmmt. Ec glaubt, daß gerade durch den Zusatz fremden Blutes die rassenhaftcn Kul turen wachsen, daß die rassentüchtigste Blutmischung die Grundlage der höchsten Kulturentwickelung ist. So wird die Wucht der Zuchtwahl, der Nassenauslese, nicht gemiu- dert, sondern verschärft, ewiger Kampf wird dort ange- nommen, wo nach der einseitigen Rassentheorie ein Kampf mit langen Pausen war. Die Schlacken fallen ab, der Nassendünkel, die hochmütige Ablehnung werden, wenn sie sich in die Weltansicht eindrängten, entfernt, und die Geburt der Nation, ihr Lebensgesetz, das sie ohne Unterlaß zu schützen hat, werden nur desto zwingender. Sehr glücklich hat Driesmans dieses Kanipfgebot durch seine Erklärung der deutschen Vergangenheit be legt. Er weist nach, wie der deutsche Rassentypus sich mit den Jahrhunderten gewandelt hat, so sehr gewandelt, daß nur halbe physiologische Verbindungen noch gelten. Das innerste Sehnen der Deutschen allerdings hat sich nicht verändert weil die karge, dürftige Natur dieselbe ist, ihre „Not", der ungestillte Hunger ihrer Sinne und die Flucht in eine vergeistigte Welt. Aber ihre äußere Widerstandsfähigkeit ist seit den Zeiten der germanischen Völkerzüge sehr gering gewesen; Driesmans läßt die Historiker berichten, daß schon die Goten des Donautales Rassenzucht und Rassenreinheit nicht kannten. Durch diese wehrlose .Haltung ist, wie die von ihm angerufenen Zeugnisse derAnthropologie und derMedizin erhärten,die schlechte Blutdisposition der Germanen zu begreifen, ihre besondere Empfänglichkeit für Infektionskrankheiten, die Neigung zu den depressiven Formen der Geisteskrank heiten und die Erscheinung des Selbstmords. Sie kehren als seelisches „Uebergerechtigkeitsempfinden" wieder, als die Stimmung, freiwillig den Fremden zu weichen, sich von ihren Anmaßungen in die Ecke drücken zu lassen. Nach der von Diesmans gegebenen Ausdeutung des ge- schichtlichen Werdens war es das Verhängnis der Deut- schen, daß von einer anderen Rasse, den Kelten, ihnen die Geistigkeit des Mittelalters, das Christentum, gebrackst wurde. In Luther geschah der stärkste Durchbruch des Deutschtums. Seine religiöse Reformation war eine rasseninstinktive Reaktion, die Abstoßung der keltoroma- nischen Bildung, und zugleich der Ursprung des deutschen Dualismus. Im Dreißigjährigen Kriege wurde diese Blutmischung „entmischt", die germanokeltische Kultur ward zerrissen. Eine ähnliche Zerreißung ist der eng- lischen Kultur begegnet, als sich der angelsächsische Stamm gegen die normannisch-keltischen Herren empörte; zer sprengt wurde die Verbindung germanischen uns kelti schen Wesens, deren harmonischstes Erzeugnis die Genia- lität William Shakespeares gewesen lvar, und als deren Ersatz jetzt nur eine zwitterhafte, zwischen sächsisch-puri- tonischer Sonntagsordnung und keltischem Gauklertum schwebende Gesittung dem Jnsellande ihren Stempel lieh. Mit der Transponierung solcher politischer Um wälzungen in die tobende Feindschaft von Rassenkulturen l)at Driesmans sich sein gültigstes Verdienst erworben. Er tat das zumal auch mit Bezug auf die Rassengeschichte des während der Feudalität halb germanischen Frank- reichs, in dessen „Rekeltisierung" zwei Ereignisse, die Bartholomäusnacht gegen die germanisierenden Pro- testanten, die Revolution gegen das fränkische Herren volk, als Rassetaten der entrechteten gallischen Grund- bevölkerung entscheidend waren. Die germanokeltische Verbindung hat ihre plastische Kraft eingebüßt: und eS konnte,, was Driesman- mit viel Scharfsinn erläutert, nur eine gleichfalls zu höherem, eigenem Kulturleben noch nicht fähige Blutmischung das neue Moment liefern, die slawogermanische des deutschen Ostens und NordostenS, wo Karl der Große das Rassen- tum des sächsischen Volkes gebrochen und mit slawischem Blut durchsetzt hatte. Ein slawogermanisches Deutschland steigt mit dem AuSgang des siebzehnten Jahrhunderts empor, und sein Streit mit den germanokeltischen Resten des Südens und des Westens wird von da ab das Schick- sal der deutschen Nationalität prägen. Es wird der Streit zwischen Westelbiern und Ostelbiern erzeugt, zwischen den tüchtigeren Slawogermanen und der inner lich reicheren nichtslawischen Welt, zwischen dem Minister Ernst Matthias von Köller und der Dichtung eines Gott fried Keller, dessen Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe" jener Staatsmann 1895, bei der Debatte über die Umsturzvorlage, von Staatswegen verdammen wollte, zwischen der oft grotesken „Schneidigkeit" und dem schwerfälligen „Gemüt". Denn die östliche Abart zeich net sich dadurch aus, daß sie nüchtern, „immun gegen romantische Anwandlungen" ist, und daß sie mit der Willenszucht ihres physiologischen Kommandos: „Brust heraus!" leicht verstockt wird, der Dressur erliegt. Der bestechendste Einfall des Herrn Driesmans bei diesen Wanderungen ist, daß er auch des Preußentums Bestes, seine aggressive Fröhlichkeit, einer Blutmischung, dem Zu- satz der Hugenotten, der französischen Refugi^s und Kolo- nisatoren, zuschreibt. Er versinnlicht die Vorteile der Mischung an Friedrich II., dem kriegerischen Preußen könig, dessen Urgroßmutter die Französin Eleonore d'Olbrcuse »var. die Geliebte und spätere Gattin des Her. zogs Georg von Braunschweig Lüneburg, lvar. Er hätte an den Dichter Theodor Fontane, den Entdecker der Mark, den brandenburgischen Gascogner, erinnern können. Auch Hal er in seiner Schätzung der preußischen Mischung einen klassischen Paten, Nietzsche, der meinte, die Märker seien der einzige Schlag, der noch „Rasse" habe, man müsse ihnen noch „Geist" zuführen, um einen verheißungsvollen Typus zu fckiaffen. Welche Hoffnungen Herr TrieSmans in dieser Hin- sicht teilt, lvelche er verwirft, kann übergangen werden; denn alles sind Mutungen, die doppelt unsicher sind, weil ihr Boden der Boden der Nasscnphilosophie ist. Es sei noch erwähnt, daß Driesmans zuweilen seinen Stand punkt, es handle sich um nackte Rassenphysiologic, einer geistigeren Formulierung der Rasscnschlachtcn zuliebe räumt, und daß er mit männlichstem Temperament gegen die andauernde Gefahr einer Rekeltisierung Deutschlands zu Felde zieht. Tie westdeutsche, keltisch-subjcktivistische Demokratie, die keltisckl-zentralistische Sozialdemokratie und der keltisch-romanische Katholizismus sind für ihn die Faktoren der Rückbildung, der Erstarrung. Ihr Sieg würde das europäisch-germanische Kulturfeuer aus löschen. Wir unternehmen unseren Streifzug oberhalb des „Strichs"; wir haben die Betrachtungen des Herrn Driesmans über das germanische „Weibwesen", über die Zucht einer durch Wahlverwandtschaft sich erneuernden Künstlerkaste zu ignorieren. Indes der politisch-ethische Wert seiner Bücher sollte klargelegt werden. Seine Be trachtungen gehören zu denen, worin, wie Paul de Lagarde sagt, „die Flamme der Vaterlandsliebe im rein sten Lichte" brennt, „der Vaterlandsliebe, welche im Vaterlande nicht althergebrachte Gewohnheit freundlichen Daseins, sondern den Träger einer aroken Aufgabe, den irdischen Leib einer Idee" erblickt ^V. vec ftuktanä in Ziitllvtttattilra. Vie militärische kage. Bezeichnend für die Lage im Groß-Namaland ist die neueste Anordnung des Generals v. Trotha, wonach Major Meister mit der weiteren Verfolgung Hendrik Witbois beauftragt, Oberst Deimling selbst aber gegen Morenga nach dem Süden entsandt wurde. Ter Höchst- kommandierende scheint danach den Rebellenführer im Bondelzwartgebiet für einen gefährlicheren Gegner an- zusehen, als den greisen Witboi, welcher sich nach den Niederlagen von Noris und Rietmont in wilder Flucht, nach Hinterlassung wertvoller Viehherden, zahlreicher Gewehre und Munitionsvorräte, sowie seiner ganzen „Korrespondenz", in die Einöden des Ostens zurück- gezogen hat. Die Fortsetzung des Kampfes, sowohl gegen Morenga als gegen Hendrik, wird indessen durch die schlechten Weideverhältnisse des Südens ungemein er schwert. Die letzten Nachrichten geben folgendes Bild über die augenblickliche Lage. Der Posten von Romansdrift der in der Nacht vom 2. zum 3. Dezember einen Angriff siegreich abschlug, ist, nach der „Kreuzztg.", der südlichste unseres ganzen Schutzgebietes und liegt auf dem nörd- lichen Ufer des Oranjeflusses an der Straße Warmbad- Steinkopf-Port Nolloth. Tas etwa 50 Kilometer nord östlich davon gelegene Warmbad wird nach wie vor von der Kompagnie Koppy, die bei Ausbruch des Bonüel. zwartaufstandes im vergangenen Jahre dorthin rückte, ge halten. Sie wies bekanntlich erst kürzlich einen stärkeren Angriff siegreich ab Auf der Straße Romonsdrist- WarDbad war bereits Ende November eine Offiziers- Patrouille überfallen, worüber genauere Nachrichten immer noch nicht vorliegen. Der nächste wichtige Punkt, Keetmannshoop, liegt bereits 200 Kilometer weiter nach Norden. Hier steht Major v. Lengerke mit einer Kompagnie, einer halben Batterie und einem von Warmbad zur Verstärkung herangezogenen Detachement von etwa 70 Mann unter Hauptmann Fromm. Er hat jetzt auch eine nach Norden bereits abgesandtc Abteilung unter Hauptmann Kirchner nach Keetmannshoop zurück- gerufen. An dem Wege Keetmannshoop-Warmbad, etwa 80 Kilometer südlich Keetmannshoop, steht noch die 8. Kompagnie Wehle, die hier schon am 4. Oktober ein siegreiches Gefecht gegen Morenga bestand, der sich nun mehr wieder im südlichsten Teile zu befinden scheint. Zu stärkeren Kämpfen ist es in letzter Zeit auch im nördlichen Teile des Namalandes zwischen Gibe 0 n und Rehoboth in der Gegend von Kuis am Großen Fischfluß gekommen. Hier griffen bereits am 22. No vember 250 Witbois das von der 2. Kompagnie 1. Regi- ments unter .Hauptmann Ritter, sowie Teilen der 2. Er satzkompagnie und einer halben Gebirgsbatterie besetzte Kub, dicht westlich Kuis, an. Noch während des Ge- feststes traf der von Windhuk rach Süden marschierende Oberst Deimling mit der 4. Kompagnie 2. Regiments und einer halben Gebirgsbatterie ein, und die Witbois wurden unter bedeutenden Verlusten in östlicher Richtung über Knitz zurückgeworfen. Von hier rückte Deimling mit der inzwischen auch aefolgten 2. und 3. Batterie, wie es scheint, am großen Fischfluß entlang nach Süden etwa 50 Kilometer weiter bis zu einem kleinen östlichen Neben- fluß, dem Dabi-b, wo er das Eintreffen der 5. Kompagnie 2. Regiments abwartete. - Eine den Witbois gefolgte Offizierpatrouille hatte schon am 2. Dezember das 30 Kilometer südlich des Dabib liegende Rietmont vom Feinde stark besetzt gefunden, und hierbei war der Fübrer der Patrouille. Leutnant v. d Marwitz, gefallen. Am 4. Dezember trat Deimling seinen Vormarsch mit den genannten Kräften auf Rietmont an, traf schon an diesem Tage auf 200 Witbois, die eine starke Stellung bei Naras, 15 Kilometer nordwestlich Rietmont, de- setzt hatten, warf sie nach dreistündigem Gefecht auf Niet- niont, das er schon am 5. Dezember nach leichtem Gefecht nahm. Die Witbois flohen von hier zum Teil auf Gochas, d. h. in südlicher Richtung, zum Teil auf Kalksontein, d. h. in nördlicher Richtung. Den letzteren ist Deimling gefolgt. Da auch das etwa 10 Kilo- meter nordwestlich Kalksontein belegene Schürfpenz stärker von Witbois besetzt gemeldet ist, so mögen die auf Kalksontein zurückgewiesenen Witbois sich hier zu ver einigen suchen. Es würde dann vielleicht ein Zusammen, wirken Deimlings dagegen mit der Abteilung des Haupt manns Krüger zu ermöglichen sein und zu erwarten stehen, der mit der 7. und der halben 5. Kompagnie, so- wie einer halben Batterie Ituhlmann bei Lid fon t e i n, 20 Kilometer nördlich Schürfpenz, steht. Es ist dies die Gegend südlich HoachanaS, wo ein zweiter größerer Herd der Aufstandes sich von Anfang an befand. Tie von Bersaba, wo bisher Ruhe herrscht, nach Norden auf Gibeon in Marsch befindliche 3. Ersatzkompagnie mit 2 Gebirgsgeschntzen würde dann diese Gegend gegen die von Rietmont nach Süden auf Gochas zurllckgeworfenen Witbois sichern können, da diese auch Gibeon bedrohen. Verluftttste. Nach einem amtlichen Telegramm auS Windhuk ist der Reiter Michael Regnath, geboren 12. September 1879 zu Dietfurt, früher König!. Bayer. 15. Jnfan- terie-Regiment, am 8. Dezember im Lazarett zu Owi- naua-Naua an Lungenentzündung gestorben. ver lUtttrcb-japaMckte Krieg. Die Antersuchnng»k»mm!sfi»n für -ie Nordsee-Angelegenheit wird nach einem Pariser Telegramm wahrscheinlich nächsten Dienstag oder Mittwoch im Ministerium deS Aeußern zusammentreten. In der ersten Sitzung wird die Kommission das fünfte Mitglied wählen, und sich dann bis Januar vertagen. Ueber die Frage der Oefsentlichkeit der Sitzungen werden die beteiligten Regierungen entscheiden. Var Baltische Seschmaöer. Nach einer Reuterdepesche aus Lissabon sind 21 rum russischen Baltischen Geschwader gehörende Kriegsschiffe gestern in MossamedeS eingetroffen. Die rassische« Schlappen. Die „Daily Mail" erhält, wie der „Voss. Ztg." auS London tepeschiert wird, weitere Drahtmeldungen aus Tokio. Danach berichtet ein nach Modschi zurückgekehrter Offizier, daß anläßlich der Waffenruhe am 6. Dezember tausend gefallene Russen in der Nähe de» 203 Metrr- HügelS gefunden wurden. Die teilweise Zer störung des Arsenals macht eS den Ruffen unmöglich, weitere Munition zu fabrizieren. Stöffels Hauptquartier ist angeblich Paintuschan. Der Petersburger Berichterstatter der „Daily Mail" drahtet unterm 12. d. M., erst jetzt habe die Regierung die Bestätigung der japanischen Meldungen über die gänzliche Zerstörung der Flotte vor Port Arthur em- empfangen. ES wird eingeräumt, daß die Flotte nicht mehr in Betracht komme bei den militärischen Berechnungen. Stoffol. Eine Behauptung der „PeterSburgSkaja Gaceta", daß der heldenhafte Verteidiger von Port Arthur, General Stössel, in seine jetzige Stellung nur durch eine Straf versetzung gekommen sei, ist, wie dem „H. E." aus Peters burg geschrieben wird, nicht ganz zutreffend. General Stössel batte als Oberst des Ladoga Regiment», dessen Garnison Zambrowo in Russisch-Polen ist, durch sein etwas demo kratisches Verhalten bei den oberen Behörden oftmals Anstoß erregt. Eine Strafversetzung aber ist nickt erfolgt, sondern Stössel selbst batte wiederholt darum ersucht, man möge ihm im fernen Osten einen Platz einräumen, auf dem sein Tatendrang eine bessere Betätigung finden könne als in einer polnischen Garnison. Diesem Ansuchen kam der Generalstab um so bereitwilliger nach, al» Stössel in seiner bisherigen Stellung tatsächlich ein unbequemer Offizier war. Bei der Bevölkerung in Zambrowo und bei den Mannschaften seine» Regiments war jedoch Stöffel sehr be liebt; noch mehr wurde die Gattin Stöffels verehrt, die schon in Zambrowo bei jeder öffentlichen HülfStätigkeit an erster Stelle stand. Brief Aosch-jeft«»en»ky». Der „Petit Parisien" teilt einen Brief RoschdjestweaSkyS an einen Freund mit. Der Admiral erklärt darin, er könne ohne Verstärkung den Kampf gegen Togos Flotte nicht aufnehmen. Er äußert ferner seine unumwundene Aner kennung über die tatkräftige Unterstützung des englischen Äc- schwaderS auf der Fahrt von Vigo nach Dukar. Deutscher Keich. Lettztt«, 13. Dezember. * «ine sanfte Ermahnung der preußischen «anserda- ttven, doch ja nicht den unartigen Bündlern in ihrer Kanal- und Zollpolitik zu folgen, wird in den „Berl. Pol. Nachr." abgedruckt. Ob und wie weit diese Auslastung bestellte Arbeit ist, sieht man nicht. Jedenfalls glaubt aber di« Korrespondenz im Sinne der Berliner Regierung zu handeln, wenn sie schreibt: Die Lellung de» Bunde» der Landwirte scheint die parlamen- torische WeibnachtSpause zu einem letzten Versuch benutzen zu wollen, der Annahme der Wasserstraßenvorlage Schwierigkeiten zu bereiten. Nach verschiedenen vorliegenden Anzeichen zu schließen, ist die Parole auSqrgeben worden, d»rch die Uagchtzrig« de» Bundes der Landwirt« in de* «tnzrlnrn vatzlkrmse» auf di« Abgeordnete»
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