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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041210016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-10
- Monat1904-12
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BezuyS-Vrers t» d« tzauvtvcvedttto» »der der« Ausgabe» stellen ob»«holt: viertrliädrttch ^tf 8.—, bet zweimaliger täglich« Z»Nellvng w« Hau« L.7K. Durch di« Post bezog« sirr Derrtfch- land u. Oesterreich vterteliädrlich 4.50, für dir übrig« Länder laut Zetlonq-vretSliste. Diese Nummer kostet 4^ ML aus all« Bahnhöfen und III I bet den Zettung«.verkäuf«r» ^1* «edakiio« >m» EWedtttom 153 Kernivrecha LLt Aodanaitgafs« 8. Haupt-Filtalr Dresde»: Martensrraß» 34 tFernfvrech« Amt I Nr. >713). Hauttt-FMale Berlin: LarlDnncker, Herzgt.BavrHofbuchbmrdlgv Lützowuraßr >0 Grrufprecha Amt VI Nr. 46031. Sir. 828. Morgen-Ausgabe. WpMtr.TaMM Anzeiger. ÄmtsvlatL des ^önigtichen Land- und des Hönigtichen Ämtsgerichles Leipzig, des Aales und des Aolizeiamles der Ltadt Leipzig. Sonnabend den 10. Dezember 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Rekfomer »nt« dem Redoktiontstrich <4grivoltra> 78 -z, nach den Familiennach- richten !tigefvalten> 50 — Tabellarisch« und Zijfernsas werden entsprechend höher be rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und Osserrenannahme 25 Nnnabmeschluft für Anietgeu: Abead-Au-gabe. vormittag« >0 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richte«. Vrtra-Betlagea l»nr mst d« Morgen- Ausgabe) nach besonder« Vereinbarung. Die 0r»e»ttio« ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet voa früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von 8. Paiz in Leipzig «Inh. l-r. «„ R. L W. »ltakhardtt 98. Jahrgang. Var Mcbttgrle vom Lage. * Der Kaiser empfing gestern vormittag die Mitglieder der demnächst nach Äbessynien gehenden Gesandt schaft. (S. Dtsch. Reich.) * DaS preußische Abgeordnetenhaus wird sich beute mit der Interpellation über den Königsberger Gebeimbundprozeß beschäftigen und dann in die Ferien gehen. (S. Bericht.) * Im österreichischen Abgeordnetenhaus fragten die Deutichen an. ob beim Widerstreben Ungarns die Regierung geneigt sei. im Interesse des Zustandekommens eines günstigen Handelsvertrages mit Deutschland ein besonderes Üebereinlommen zwischen Oesterreich und Deutsch land abzuschließen. (S. Ausland.) * Di« gestern vorgenommcne Obduktion der Leiche syvetons ergab Vergiftung durch Kohlenoxydgas. ^S. Ausland.) * Nachdem fast das ganze russische Geschwader zerstört ist. wollen die Japaner den Rückzug Stössels nach der Liao-Halbinsel bindern. Die Min ierarbeiten näberrr sich der Vollendung. Der Widerstand der Russen har an Energie verloren. (S. russ.-jap. Krieg.) Mr Sem veiliner Ziacktparlament. (Don unserem Korrespondenten.) * Berlin, 9. Dezember. An der Berliner Stadtverordnetenversammlung ging es gestern heiß her. Freilich kann man das nur sagen, wenn man bescheidene Ansprüche an parlamen tarischen Radau stellt. Gcohrseigt wurde nicht und ge schossen auch nicht, und Herr Viclolan.k und feme „Greisler" würden verächtlich lächeln, wenn sie von diesem „großen Tage" läsen. T-er städtische Parlamen- taritzmus stellt in Berlin, was gute Formen anbetrisst, auf einer ziemlich hohen Stufe. Aber' die Erregung war darum gestern nicht minder groß, wenn sie sich auch nicht in „Sckall und Rauch' äußern. Tie Sozialdemokraten litten den Antrag gestellt, der Magistrat möge Schritte „ergreifen" (Genossen ver edeln eben alles, auch die Sprache!), „um die Beschrän kung des gesetzlich gewährleisteten Rechtes der Ein wohner auf Benutzung der Straßen und Plätze durch Polizeiorgane für die Zukunft zu bindern und die lieber- nähme der Sicherheitspolizei durch die Stadt in die Wege zu leiten." Es bedarf keiner Darlegung, daß der Antrag keine praktischen Folgen haben konnte, er war eine Demonstration, weiter nichts. Nun gibt es ja polt- tische Situationen, in denen Demonslrationen ihren Wert haben, indessen davon konnte für die nicktjvzial- dsmokratischen Mitglieder der Versammlung nicht die Rede sein. Tas Schicksal der sozialdemokratischen Streikposten interessiert den Freisinn nicht übermäßig. Diese Stimmung dokumentierte sich darin, daß der Stadtverordnctenvorsteher Tr. Langerhans zu Beginn der Sitzung beantragte, über den sozialdeniokrati'chcn Antrag zur Tagesordnung übcrzugehcn. Tas war nun aber wieder zu viel des Guten: Langerhans. dec Barri kadenkämpfer des tollen Jahres, über Nacht „noch ober präsidialer als der Lberpräsident" geworden! Tas rief Schmerz und Entrüstung hervor, und fast wäre cs zu einer Langerhans-Krise gekommen — denn der alte Herr gab sehr deutlich zu erkennen, daß er kein Kleber sei —, wenn die Versammlung nicht auf das Auskunftsmittcl verfallen wäre, die Debatte auf acht Tage zu vertagen. Inzwischen dürfte der Obcrpräsident so liebenswürdig sein, von seinem Aufsichtsrecht Gebrauch zu machen und die Diskussion des Antrages zu verbieten, »und dann bleibt Herr Tr. Langerhans der Stadt und dem von seiner loyalen Gesinnung freudig überraschten Staare erhalten. An der Sache selbst hatte er unseres Erachtens recht. Der 8 35 der Städteordnung begrenzt das Der- Handlungsgebiet der kommunalen Versammlungen. Die Versuche, diese Begrenzung zu durchbrechen, sind wieder holt von der Regierung zurückgewiescn worden, dabei ist aber der verständige Grundsatz aufgestellt worden, daß die Beratung der Gemeinde in solchen Fällen zu ge statten sei, wo ein Gegenstand von vitaler Wichtigkeit den Anlaß der Erörterung bilde. Selbstverständlich wird die Auffassung über den Begriff „vital" bei dem Staat und den Gemeinden nicht immer übercinstimmen. Indessen muß man auch zugcbcn. daß uferlose politische Kannegießerei in den Komunalversammlungcn nicht wünschenswert ist. Ließe man eine solche zu, so würde nur die Sozialdemokratie auf ihre Kosten kommen, weil cs ihr nicht um nützliche Arbeit, sondern um Agitation zu tun ist. Tr. Langerhans hatte also recht und es war mutig, daß er den Vorwurf des „Byzantinismus" nicht schSute. Tic Frage, ob Streikposten von der Polizei be helligt worden sind oder nicht, ist nicht von „vitaler" Be deutung, wenn nur auch zugebcn wollen, daß wir mit der geübten Praxis in dieser Beziehung durchaus nicht immer einverstanden sind. Tic preußische Regierung aber wird anerkennen müssen, daß cs sich mit der aller getreuesten demokratischen -Opposition leben läßt. Ao rtrclrt sie japanircbr flotte. Von Korvettenkapitän a. D. Graf Bcrnstorff. Seit geraumer Zeit ist die Tätigkeit auf dem ostasia- tisclfen SeckriegSickauplatz so gut wie erioichen. Weder die noch in Port Arthur rcjp. Wladiwostok, dem Tor des Westens, vorlzandcnen rusiischen Kriegsschiffe noch die japanische Flotte beteiligen sich am Kampf. Be.de aus guten Gründen! Tie Russen, weil sie es nicht für nölig erachten. Letztere iverden in ganz anderer We je besänf tigt sein, nämlich damit, ihre gesamte Seemacht für die bevorstehende Seeschlacht mit der hcrannahcndcn zweiten valtsichen Flotte in Stand zu setzen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die japanischen Kriegsschiffe durch die laugandauernde Blockade von Port Arthur und das Suchen nach dem Wladuvostok-Ge- schlvodcr start in Anspruch genommen sein müssen, sowohl rn Bezug auf Betvachsung des Schisfsbodens wie Ab nutzung der Kessel und Maschinen, wozu als drittes noch der Verbrauch an Geschützmatcrial und Munition tritt. Sie haben also alle Ursache, ihre Schiffe aus den Werften gründlich zu überholen, wie der technische Ausdruck für Inftandjetzen lautet. Besonders werden sie bestrebt sein müssen. d:c Rohre der schweren Schiffsortillerie zu er gänzen, da deren Gebrauchsfähigkeit eine Verhältnis- mäßig nur außerordentlich kurze Zeit dauert, wenn an- ders sich die Besatzung nicht dec Gefahr des Rohrsprin gens aussetzcn will. Allgemein wird angenommen, daß das Rohr eines schweren Nevers, von 21 Zentimeter auf wärts. infolge der ungeheuren Beanspruchung durch den Truck der Pulvergase nicht mehr als hundert Schuß nnt absoluter Sicherheit aushält. Ter enorme Druck von mehreren tausend Atmosphären greift zwar dies Rohr metall nur für die kurze Jett von 1/300. Sekunde bei jedem Schuß an. doch genügt dies. um. wie gesagt, nach hundert Schuß die weitere Verwendung gefährlich erschei nen zu lassen und m Frage zu stellen. Ein witziger Kopf hat daher die Leb.-nsdaucr eines solclrcn Rohres nur auf Sekunde berechnet. Bei dem nieisterlzafteu Verschleierungssystem, lvelches oie Japaner in allen Fällen, die schwersten Verluste w e: „Natust", ,.Fugl", „Iefchino" usw. ausgenommen, an wenden, ist es nickst bekämst, iy wie weit die übrigen Schiffe noch völlig schlagfertig waren, dagegen ist als sicher anzunehmen, daß die letzten Monate dazu v.rwen- det worden sind, dann mit aller Macht die Kriegsbereit schaft wieder herzustcllen Icifxin bat nickt umsonst seine vor dreißig Jahren überhaupt noch nicht vorhandenen Werften gcfclmffen. Tie baltische Flotte wird also sicher niit allen Ebrcn empfangen werden, und cs ist zu er warten, daß der weitere Verlaut des Seekriegs die bis- her noch ausstehende Seeschlacht großen Stils nachlicfcrt. Tic Frage, wo dieselbe stattfinden wird, muß offen bleiben. Nach Angabe russischer Blätter bat die baltische Flotte Wladiwostok als Endziel vor Augen, da Port Arthur bis zu ihren: Eintreffen auf dem Kriegsschauplatz aller Wahr?ck>einlickkest nach ge'allon sein wird. Doch ob sie das Ziel tatsächlich erre'cken wird, erscheint in Anbetracht der Verhältnisse zweifelhaft. Vorausgesetzt, daß Port Arthur tatsächlich in japa- nischen Händen ist, bleibt den Rusten kaum ein anderer Weg nach Wladiwostok als durch die Straße von Korea, denn es ist nicht anzunehmen, daß sie noch den weiten Umweg um Japan herum nach Norden wählen wird. Tie Straße von Korea aber wird durch die Insel Iki Shima und die Toppelinsel Tiu Shima in drei Turch- iahrten getrennt, ähnlich den beiden Belten und dem Sund zwischen Tänemark und Scklveden. Tie breiteren Fahrstraßen sind diejenige zwischen den erwähnten An- sein und die zwischen Tiu Shima und der Lüdspitzc von Korea mit je etwa 30 Seemeilen. H-er wäre also für die Javaner ein vorzügliches Tcfil6 geschaffen, zumal sie ssir ihre beschädigte« Schiffe die heimischen Häfen in nächster Nähe haben, und wer dürfte dies Aufeinander tressen der beiden Flotten zn erwarten sein. Nähmen dagegen die Rusten den weiteren Weg um Japan herum, um von Norden her Wladiwostok zu er- reichen, so bleibt der javanischen Flotte nichts andere? übrig, als in diesem Hasen selbst Ausstellung zu nehmen und den Gegner zur Schlacht zu zwingen. Tann hätten dis russischen Sckifse den Vorteil sich, wenn auch viel leicht mit letzter Mühe.- in den Schutz der sehr stark armierten Werke zu retten. Ueber die Absichten der baltischen Flotte werden die Japaner sich durck ausgesandte Kreuzer nnd Torpedo- bootszcrstörcr von höchster Fabrtoesckwindiakeit früh zeitig genug unterrichten und durck drahtlose Telearaph'c das Gros ihrer Flotte benackr^cktiaen können. Aus jeden Fall kann man dem Ausgang mit höchstem Interesse ent- gegenschen. Der Huklanä in ZülttveKaküka. Lin historische» Aktenstück. In der soeben eingetrosfcnen „Deutich-Südwestafr. Ztg." veröffentlicht em An'iedler aus Windhuk die Abschrift eines geradem historischen Dokuments vom Jahre 1896. Es lautet folgendermaßen: „Euer Hochwohlgeboren gestalten sich die Unterzeichner ganz ergebens« folgendes zu unterbreiten: Nack Ansicht aller Unterzeich- inten sind in ver geurrgrn voliiiicken VeriamuUuug die wahren Anschauungen ter diesigen weißen Bevölkerung in betreff der Knegs- und Friedensfrage nicht genügend zum Ausdruck gelangt. Indem wir Bezug aus das in der Versammlung Erwähnte nehmen, ge stalten wir uns noch folgendes auszusprechen: ,. Wir sind alleiamt für die Friedenspolitik, die ja allein nur zu ein« segensreichen Entwicklung unserer Kolonie beitragen kann. Aber find wir mit uniert, jetzigen Machtmitteln imstande, eine solche Politik durchzuführen'? Die« ist woki kaum der Fall. Alles bis her von der hiesigen Regierung Geleistete twofür wir unsere volle Anerkrnnung zollen) ist doch nur insofern zustande gekommen, al» nur mit möglichst« Verficht, um ja keinen Anstoß bei den Erw- geboreuen zu erregen, vorgegangen werdeo konnte. Woran liegt die-'? Die KolonisaiionSausgabe einer Regierung ist eS, fick zur Herrin über die Eingeborenen zu machen. Dies kann sie aber nur erreichen, wenn ihr eine genügende Macht zur Verfügung steht; moralischer Einstuß allein ist nicht imstande, der schwarzen Rasse unsere Gesetze zu oktroyieren. Tie Stärke un trer Schuhtruppe beläuft sich jetzt auf ungefähr 500 Mann. Davon ist mehr als die Hälfte auf den verschiedenen Stationen verteilt, welch letztere als Stützpunkte immer besetzt ge halten werden müssen und die bei Kriegszeiten eine Verstärkung verlangen. Nun ist es bei der fortgesetzten Einwanderung und bei der fortschreitenden Zivilisation unausbleiblich, daß es zn Reibe reien zwischen den Weiße.» und Eingeborenen kommt. Diese Reibereien können zu politischen Schwierigkeiten führen und dadurch die Eingeborenen zu Widersetzlichkeiten und zuletzt zum völligen Aufstand reizen. Um nun Herren einer solchen Situation zu sein, bedarf es unbedingt einer starken Macht. Diese fehlt unS. Kenner der LanbrSverhältnisse schätzen die kriegs- fähigen Herero auf ca. 20000 Köpfe, wovon der größte Teil mit guten, ja besten Hinterladern bewaffnet ist. Wie sollen wir mit unseren ca 200 verfügbaren Mann der Schuhtruppe einer solchen Macht gewachsen sein! Sell letzter Zeit nehmen einige Stämme der Herero eine sehr drohende Haltung an. Wcnn auch direkt die betreffenden Hererolavitäne vielleicht dieser Strömung nicht huldigcn, so sind sie dock nicht in der Lage, ihre Leute im Zaume zu halten — dazu fehlts ihnen an Einfluß. Dieser Ausdruck der Unzufriedenheit unter den Eingeborenen läßt sich nur zurückführen auf unsere Schwäche. Ein kleiner Zwischenfall kann uns über Nacht den Krieg bringen, der uns in die denkbar ungünstigste Lage versetzen würde. Wir wissen, wir sind dann nicht imstande, einen Ausstand nicderzuschlagen, der bei einem Mißerfolge unser« Waffen immer mehr und mehr an Ausdehnung gewinnen wird. Wir halten unsere Lage für eine sehr kritische, die friedliche Weiterentwickelung unserer Kolonie steht auf dem Spiele. Auf Grund unserer nn Vorhergxherrdeo dargelegten Ansichten glauben wir berechtigt zu fein, Euer Hochwohlgeboren zu bitten, der Regierung zu Hause unsere Meinung sehr gefälligst zu unter- breiten und zu beantragen, daß die Echutzlruppe so schnell wie möglich auf eine solche Stärke erhöht werde, wie sie nötig ist, um den jetzigen Schwierigkeiten zu begegnen, der friedlichen Weiter entwicklung im Lande die Wege zu ebnen und den deutschen Ein fluß znr Geltung zu bringen." (Folgen 43 Unterschriften der be kanntesten Ansiedler.' Dieses Schreiben wurde am 2l. Januar 1896 dem damaligen Landeshauptmann Major Leutwein überreicht. Es war die Antwort au, die Darlegungen des Landeshaupt manns, Vie er in einer von ihm am Tage vorder ern- berufenen Versammlung über die allgemeine politische Lage veS Schutzgebietes entwickelte. Die Versammlung verlief ziemlich stiumuch, va Vie Politik VeS Landeshauptmanns bei weitaus den meisten Teilnehmern nickt volle Zustimmung fand. DaS aus der Eingabe geworben ist, Hal keiner der Unter zeichner erfahren. Bald varauf brach ein Hereroaufstand auS, der mit dem Gefecht bei Okjunva seine Beendigung und mit ter Er schießung der aufriihreruchen Kapitäne Nikodemus und Kakiuicniua feine Siikne fand. Der überlebende Teil des am Ausstand beteiligten Stammes der Khauas-Hottcniotlen wurde gefangen nach Windhuk gebracht und daö Gebiet Staatseigentum. llu'ere süvwestafrUanifchen Landsleute erlebten daun feit 1897 weiter: den Aufstand ver Zwartboi- Holtenloilen, den Aulstand der Feldickubträger, die Ooambo- unrubcn, den Aufstand ter Bontelzwarts, und jetzt stehen sie nock inmitten res allgemeinen furchtbaren Hereroaus- standes, dem fick die Wievererbebung Hendrik Wuboiö mil ihren ichweren Folgen angereiht bat. „Und kies alles haben die weißen Ansiedler in ihrer EinucklSlosigkeit verbrochen?!" fragt ingrimmig jener Wind- buker Bürger, rem wir die Kenntnis des vorstehenden hock- mleressanleu Schriftstückes verdanken! Nein! Die weißen Ansiedler haben das nicht verschuldet; ikre Eingabe aber bereutet heute eine surchlbare Anklage gegen die wahren Schuldigen. ver ruZLircd-jspaniscde sirieg. Die Dar-anellenfrag« wird soeben von dem in Petersburg als juristische Autorität geltenden Professor Abramowitsch - Baranowsky be leuchtet. Er sagt nach dem „H. C.": Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß Rußland seine Schiffe aus rem Schwarzen Meer nur unter der Zustimmung Englands und der anderen Mächte, die die Konvention von 1856 unterzeichnet haben, berauSzieben dürfe. Die Konvention vom 30. März 1856 stellt ihrem Text nach keinen Vertrag dar, dem zufolge einer sür alle und alle für einen sich verpflichteten, die Schließung ver Dardanellen und des Bosporus zu regeln. Alle einschlägigen Fragen — sind Privat fache zwischen der Türkei und Rußland und nur der Partiiularentsckeibung dieser beiden Mächte unterworfen. Die Entfernung der Schwarzmeerflotte könnte sich weit eber zu einer Gewähr für die Ruhe m Makedonien auSgestalten, weil die Haupiauirübrer Makedonien« die Bulgaren seien, die stets auf die Hilfe Rußland« rechneten, waS übrigens sämtliche Agitatoren der Balkanbalbursel täten. Au» -em Hauptqueirtiev -er dritten japanischen Armee wird dem Bureau Reuter vom 7. d. berichtet, daß am 2. bis. morgens die Russen dey Japanern di« Erlaubnis gegeben baden, ihre Toten und Verwundeten von der östlichen FortSkette auS dem Gefecht vom 26. November fortzuschasfen. Ilm dieselbe Erlaubnis kamen die Rusten am 6. dss. ein, sie wurde ihnen bewilligt und am 7. dss. wieder zurückgenommen. In dem Gefecht am 30. November ist der zweite Sohn des General« Nogi beim 203 Meter- Hügel gefallen, sein älterer Sohn war bei Nanjhan gefallen, so daß Nogi jetzt kinderlos ist. Tke japanische Regierung veröffentlicht, wie aus Tokio gemeldet wird, die Namen von den 36 Gefallenen und 58 verwundeten Offizieren mit dem Hinzulügcn, sie nähme an, baß eS sich um solche aus den Kämpfen vor Port Arthur handle. Vem Belagerung-Heer. Ter Korrespondent des „Reuterschen Bueraus" vor Port Arthur berichtet: In der Nacht vom 26. No vember gelang es den Japanern, Schützengräben dicht vor den beiden Erlungforts und dem Nord-Kikwan^ forts anzulegen, sie wurden aber am 27. November wieder zum Rückzüge gezwungen. Seit einem Monat fand bei den östlichen Forts kein wesentlicher Kampf statt, da die Japaner ihre Streitkräfte zur Einnahme des 203 Meter-Hügels konzentriert hatten. Nach -er Denioliernng -er russischen Geschwa-er-. Nach einem amtlichen Telegramm aus Tokio hatte der Kommandeur der gelandeten Schiffsgeschütze vom 8. d. M. abends berichtet: Die „Palla da" sing Feuer und legte sich nach Back bord über mit dem Heck unter Wasser. Der „Gilja k" wurde von 11 Schüssen getroffen. Um IlVr Uhr vormittags sing der „Bajan" an zu brennen, um 4^ Uhr brannte er noch. Das Minen sch iss „Amur" wurde von 14 Schüssen ge troffen und ist mit dem Heck weggesunken. Viele Schüsse trafen das Warenlager und andere Gebäude in der Nähe von Paijuschan und dem Arsenal. Nachdem nun die Flotte gänzlich beseitigt ist, wird, wie der „Voss. Zeitung" deveichicrt wird, die letzte Anstrengung gemacht werden, die Festung zur Uebergabe zu nötigen, im Hinblick auf die Notwendigkeit, die japanische Flotte sür eine Aktion gegen das baltische Geschwader verfügbar zu machen. Ein befriedigendes Ergebnis des bevorstehenden Sturmangriffs wird nickt bezweifelt. Tas Schlimmste könnte der Rückzug Stössels nach dem Liaotischau-Fort auf einer uneinnehmbaren An höhe im Süden sein, von wo, wie gefürchtet wird, nichts ihn vertreiben könnte. Ter englische Kriegskorrespon dent Dillier, der d'rckt von Port Arthur in Kanada angckommen ist, sagt vorher, die Javaner würden Neu jahr im Besitz der Festung sein. Man nimmt an, Stössel wolle kapitulieren, aber seine Offiziere seien da gegen. Nach einer Tcpeichc des „L.-A." aus Tokio hat die javanische Marineartillerie Befehl, zu erst aui die Kreuzer, und schließlich auf die Torvedo- bootszerslörer und Transportschiffe zu feuern. veutsehes sseicb. Lcip.ig, 9. Dezember. * Mtt edler Dreistigkeit wendet sich Herr Kisek-Tamai, Ehesret.rlteur der Monatsschrift „Ost-Auen", an das deutsche Publikum, ras liir eine Anzahl aus Sibirien ausgewiesener Javaner Geld, Kleidung, Wäsche, Winterbüle und äkniliche gute Sachen spenden soll. Da Japan sür seinen Krieg Milliarden aufzubringen vermag — und wie unS eifrig versichert wird, mir Leichtigkeit —, so wird eö ,a wohl auch eie paar tausend Mart für ferne bedürften Landsleute geben lönnen, ohne die Mildtätigkeit eines fremden Volkes in Anspruch zu nehmen umivm.hr da die Japaner selbst nickt eben viel von Gefüb'spolrtik halten. Daß der Abdruck eines solchen Aufrufes in Sachien ohne ministerielle Genehmigung strafbar ist, sei nur nebenbei erwähnt. Berlin, 9. Dezember. > * Der Kaiser empfing am Freiiag vormittag 10 Ubr die Mitglieder der für Äbessynien bestimmten außerordentlichen Gesanduckafr Geh. Legauonsrat Dr. Rosen, Oberstabsarzt Dr. Vollbreckt, Legal onssekrelär Graf Viktor Eulenburg, Vizekonful Schüler, Kommerzienrat Bosch, Prof. Dr. Felix Rosen und Ged. expedierenden Sekretär Becker. Der Kaiser ließ sich die für den NeguS Menelik, die Königin Taitu und mebrere abessynijche Würdenträger bestuumlen Geschenke vor- jübren. * Born Bundesrat. Zn der am 7. Dezember unter dem Vorsitz des Grafen Poiadoweky abgebaltenen Plenarsitzung veS Bundesrats wurde die Vorlage betr. Entwurf einer Arznei taxe sür das deutlcke Reich und die Uebersichl der Einnatuneii und Ausgaben der Schutzgebiete Kamerun und Togo, deS südwestafrilanischen Schutzgebietes, des Schutz gebietes Neuguinea, der Verwaltung der Karolinen, Palau und Mariannen, sowie deS Schutzgebietes Samoa sür das Rechnungsjahr l902, ferner die Ilebersicht der Einnabmen und Ausgaben deS Schutzgebietes Kiautlchau sür das Rech nungsjahr 1903 den zuständigen AuS>chüsten überwiesen. Dem ÄuSfchnßantrage auf Ueberweisung der Filztuch- und Filzllavpenfabrikcn von der Bekleidungsindustrie - Berufs» genosteiuchafl zu den Textil-BerusSgenossensckaften wurde zu gestimmt. Außerdem wurde über mehrere Eingänge Beschluß gefaßt. "Zum Rücktritt HentrgS. Von den Reden, die bei der Ab >ckied Sier er zu Ehren des Gotbaischen Staats ministers Dr. Heutig am 2. Dezember im Residenzscklosse zu Eoburg gehalten wurden, waren bisher nur die Worte des Regenten bekannt geworden. Jetzt erfährt man auch einiges über die Antwort deS Ministers, die folgenden Wort lank batte: Aus einer solchen Tätigkeit scheiden zu müssen, sei schwer. Es wäre sicher nickt gescheden, wenn es nickt zum besten des Landes und des Landesherr» notwendig geworden wäre. Ter Regent habe diese Notwendigkeit nickt etwa kurzerhand, sondern auf Grund monatelanger sorgfältiger Prüfungen anerkannt. Nack mannigfachen Versuchen sei der Rücktritt daS letzte Mittel gewesen, um nach allen Eriken jeden sernerrn Zweifel ans- zuschlirßen, daß es fick in der Domänerrangrlegenheit um die buchstäbliche Nebennage sür unser Land handle, deren Er ledigung in unbestimmt späterer Zelt nach feiner Ueber- zrugung mit dem CtaatSwohl nicht zu vereinbare»
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