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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041217010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-17
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vezugS-yrri» i» b« Hauvtrrtxditimi oder der«, Nu-gaVo- stelle» ad««d»lt: oiertrljLhrktck, st.—, del zweimalig« täglich« Z»K,tt»»g in« Ha»s S.7V^ Durch dt« Post bezog«, für Deulsch- toud ». Oesterreich vierteljährlich LLO. für die übrig«, Länder laut gettunqSpreUliste. Liefe Sk»«»er tostet ä M? auf allen Bahnhvfn, und III I bet de»üeUuug--Ber1Lufrr» f * NedoMou uu» Expedition: 1b3 yerusprrcha ÜW Johan ntsgaff» 8. Haupt-Filiale DreSSenr M«ienstrah« 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herzal.Bayr^)ofbuchhanvlg^ Lützowstraße 10 (Kernsp«cher Amt VI Nr. -MSI Morgen-Ausgabe. MpMr TaMaü Anzeiger. Amlsvkatt des Höniglichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 641 Sonnabend den 17. Dezember 1904. Anzeigen-Vret» die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklame» unter dem Redattiontslrich «aespalteu! 7Ü nach dru Familiennach- richten «6gespalten) bO — tabellarisch« »nb Zissernsatz werden «ntlprechend hoher b«. rechnet. — Gebühren für Rachweyuagrn und Ofsertenannahinr Lü ——— - Annahmeschluß für Anzeige«: Abend-Lu-gabe: vormittag- 10 Uhr. I Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr, j Lnzetgen srud stets au di« Expebtttou zu richte». Ettra-Veilagea l»ur mtt der Morgeu- Ausgabr) nach besonder« Vereinbarung. Dt- «r»e»ttion ist Wochentag- ununterbrochea geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pelz tu Leipzig (Juh. ttr. L, R. L W. Lliukhardtl 98. Jahrgang. Var MÄtigrie vom rage. * Bei der gestrigen Beisitzerwahl der HandlungS- gehülfen für da- Kaufmannsgericht in Leipzig erhielt die Liste der deutschnationalen HandlungSgehülfen die meisten Stimmen. (S. besond. Artikel.) * Der österreichisch-ungarische Botschafter in Berlin soll von dem Zustandekommen des deutsch-öster reichischen Handelsvertrages sein Verbleiben im Amte abhängig gemacht haben. (S. Dtsch. Reich.) * In der korporativen Vertretung des deutschen Handels macht sich eine Bewegung bemerkbar, um eine Erklärung de« Reichskanzlers über den Termin des Inkraft treten« der neuen Handelsverträge herbeizuführen. (S. Dtsch. Reich.) * Im französischen Ministerrat hat Delcasss den Abschluß des Schiedsgerichtsvertrags mit der Schweiz an gezeigt. (S. Ausland.) * Die Liste des neuen spanischen Kabinetts Azcarraga wurde vom König genehmigt. (S. Ausland.) * Nach einem Bericht aus Kopenhagen wird Roschdjest- wenSky« Geschwader, wenn Port Arthur fällt, zurück berufen; es soll eher ab rüst en, als eine Niederlage riskieren. (S. russ.-jap. Krieg.) stömirch-lratbslizche Hulkarrung vom veibältnir Oer Schule ru Staat uns IZircbe. In ihrem Sweben nach Herrschaft oder wenigstens Mitherrschaft über die Schule beruft sich die römisch- katholische Kirche auf das ihr angeblich kraft göttlichen Rechtes zustehende Lehramt, das sich wie auf die Erwachse nen, so vor allein auch auf das bildungsfähige Alter er strecke. Der ihr von Christus gewordene Lehrauftrag verpflichtet nach römisch-katholischer Auffassung die Kirche, an allen Schulen mitzuwirken, in denen katho- lische Kinder sind. Der religiöse Unterricht kann daher nur von der Kirche oder in deren Auftrage kraft der mibsio canonioa erteilt werden. Da ferner Unterricht und Zucht, natürliche und religiöse Erziehung untrenn bar verbunden sind, die religiöse Erziehung aber als der höhere und wichtigere Teil der Kirche allein zusteht, so muß die Kirche notwendig auch ein Aufsichtsrecht über die Schule haben, das sich auf das Lehrpersonal sowohl wie auf Lehrbücher und Unterricht erstreckt. Mit diesem Aufsichtsrechte begnügt sich die Kirche indes nicht, sie be ansprucht vielmehr für sich auch das Recht, das religiöse Leben an den Schulen zu regeln, weil die religiöse Er ziehung sich nicht bloß auf Belehrung und Ermahnung gründet, sondern notwendig praktische Gewöhnung an christliches Denken und Handeln erfordert. Endlich be trachtet die römische Kirche auch die Gründung von Schulen aks ein ihr zustehendes natürliches Recht, indem sie sich hierbei zugleich auf ein historisches Recht beruft. Dem Staate räumt die römisch-katholische Kirclie nur sehr bedingte Rechte an der Schule ein. Sie gestattet ihm. Schulen zu verhindern, die dem öffentlichen Wohle nachteilig wirken, und erlaubt ihm daher, von den be stehenden Schulen Einsicht zu nehmen. Ein Schul- menopol gesteht sie indes dem Staate nicht zu, sie erblickt darin vielmehr nicht bloß einen Eingriff in ihre eigenen Rechte, sondern auch einen Angriff auf die Freiheit der Eltern in der Erziehung ihrer Kinder und eine Ver nichtung des natürlichen Rechtes der Bürger auf Lehr freiheit und Lernfreihcit. Eine Beschränkung dieses Rechtes soll dem Staate nur insoweit zustehen, als da durch das öffentliche Wohl gefährdet werden könnte. Der Staat kann zwar eine gewisse Schul bildung von seinen Angehörigen fordern und deshalb einen Schulzwang ausüben, er darf aber hieraus für sich kein Recht auf ein Schulmonopol berleiten. Uebcrhaupt wird dem Staate ein Recht auf die Schule nur insoweit zugesprochen, als das Gemeinwohl dabei in Frage kommt und die Fürsorge für dieses dem Staate obliegt. Von den Gründen, die gegen das staatliche Schul monopol geltend gemacht kverdcn, ist besonders der inter essant, daß dadurch die freie Bewegung des Denkens er tötet und bei den höheren Schulen die Wissenschaft in eine gefährliche Abhängigkeit von der politischen Gewalt gebracht werde. Mit entspreckzcnden Aenderungen läßt sich dieser Grund doch wohl viel zutreffender gegen das vom römischen Katholizismus angostrebte kirchliche Schul monopol geltend machen. Wenn aber dem Staate aus der ihm obliegenden Fürsorge für das Gemeinwohl ein Aufsichtsrecht über die Schule eingeräumt wird, so muß ihn« dieses Recht auch gegenüber dem Einflüsse der Kirclie auf die Schule zustehen, uni zu prüfen, ob dieser Einfluß mft dem Gemeinwohl vereinbar ist oder nicht, und ihn fe nach den Ergebnissen dieser Prüfung entweder einzu schränken oder völlig zu beseitigen. Diese Erwägung genügt allein schon, um die römisch-katholische Auf fassung von dem Verhältnis der Schule zu Staat und Kirche als dem modernen Staatsbegriffe widersprechend erscheinen zu lassen, ganz abgesehen davon, daß diese Auffassung von erwiesenermaßen völlig irrigen geschicht lichen Annahmen ausgeht. Gegenüber dein staatlichen Schulmonopol wird von zahlreichen katholischen Schriftstellern volle Unterrichts- freiheit gefordert. Sie finden damit jedoch nicht allge meine Zustimmung bei ihren Glaubensgenossen. So liest man in dem „Katholischen Kirchenlcrikon" von Weher und Welte: „Absolute Unterrichtsfreiheit darf weder der Staat, noch die Kirche gestatten. Ter Staat darf schädliche Irrtümer nicht lehren lassen, ebenso wenig kann die Kirche als Besitzerin der Wahrheit dem Irrtum das Recht auf weitere Verbreitung zuge- stehen. Wenn aber einmal tatsächlich verschiedene Reli gionen bestehen und anerkannt sind, läßt sich der ideale Standpunkt nicht mehr festhalten. Tie Erfahrung hat gelehrt, daß in diesen heutzutage fast überall gegebenen Fällen die freie Schulkonkurrenz der Konfessionen das geringere Uebel ist. Darum ist dem erdrückenden Schul monopol gegenüber diese Freiheit des Unterrichts er strebenswert." Hieraus geht hervor, daß man sich auch auf römisch-katholischer Seite genötigt sieht, den tatsäch- liehen Verhältnissen Rechnung zu tragen. Allein auch die „freie Schulkonkurrenz der Konfessionen" kann der pari- tätische Staat nicht mehr zugestehen, nachdem die römisch- katholische Kirche mit der Annahme des Spllabus unü des Unfehlbarkeitsdogmas in den das freie Selbstbestim mungsrecht des Staates verneinenden und bekämpfen den Ultramontanismus aufgcgangen ist. Die Behaup tung. daß reine Staatsschulen inmitten der christlichen Gesellschaft keine Berechtigung hätten, wäre nur dann zutreffend, wenn die Begriffe „christliche Gesellfcliaft" und „römisch-katholische Kirche" einander deckten. Vielen scheint es indes, als ob der moderne Staat als sittliche Persönlichkeit weit mehr die christliche Gesellschaft ver tritt, als dies von der jesuitischen römischen Papstkirche behauptet werden kann. K. vrr Laster in Sromderg. Der Kaiser traf am Freitag nachmittag 2 Uhr in Bromberg auf der Haltestelle an der Danziger Straße ein, wo eine Ehrentom- pagnie ausgestellt war, und bagab sich dann zu Wagen nach dem Weltzien-Platz. Stürmische Hurra- rufe des Publikums begrüßten den Kaiser auf der Fahrt. Von den Damen des Vaterländischen Frauen vereins war am Vormittag für die alten Krieger ein Frühstück arrangiert worden. Von früh an strömten grcße Massen der Bevölkerung aus der Umgegend Brombergs in die Stadt. Gegen Mittag begannen die Kriegervereine düs Regierungsbezirks, andere Vereine, Gewerken und Schulen mit Fahnen und Enblemen zum Spalier aufzuziehen. Von der provisorischen Haltestelle an der Danziger Straße bis zum Weltzien-Platz bildeten außerdem die Regimenter der Garnison Spalier. Eine Ehrenkompagnie marschierte mit Fahnen und Musik nach der Haltestelle und nahm dort Aufstellung. Dorthin be gaben sich auch die direkten Vorgesetzten bis zum kom mandierenden General v. Langenbeck, Obcrpräsident v. Waldow und Regierungspräsident Günther. Auf dem Weltzien-Platz bei dem Kaiser Wilhelm-Denkmal nahm das Grenadier-Regiment zu Pferde „Freil-err von Derfflinger" Aufstellung, und zwar zu Fuß, dabei waren auch alte Herren des Offizierkorps und ehemalige Kameraden. Das Wetter war sehr trübe. Ter Kaiser be grüßte auf dem Weltzienplatz die direkten Vorgesetzten des das Jubiläum seines 200jährigen Bestehens feiern den Regiments, den Divisionskommandeur General- leutnant Schulz und den Brigadekommandeur General major Wagener, schritt die Fronten des Regiments ab und sprach einzelne alte Herren an. Sodann hielt der Kaiser mit weithin schallender Stimme eine An sprach e an das Regiment, in welcher er die Verdienste des Regiments hervorhob, es zu dem Jubiläum beglück wünschte und ihm Säkularbänder für die Standarte ver lieh, welche sogleich an dem Feldzeichen befestigt wurden. Der Kommandeur des Regiments, Oberstleutnant von Heuduck, antwortete mit dem Gelöbnis unverbrückp licher Treue und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Tie Musik spielte die Nationalhymne. Der Kaiser nahm sodann den Vorbeimarsch des Regiments, sowie der übri gen Garnison ab. Vom Weltzienplatzc begab sich der Kaiser zu Fuß nach dem in der Nähe liegenden Zivil- kasino, wo ein Festmahl des OfsizierkorpS mit alten Herren stattfand. Für den Kaiser waren ini Kasino einige geschmackvoll ausgestattete Gemächer bereit ge halten, vor denen die beiden ältesten Wachtmeister des Regiments als Ehrenposten standen. Im Festsaale war die Tafel hufeisenförmig gedeckt, außerdem war eine Mitteltafel aufgestellt. Rechts vom Kaiser saßen der kom mandierende General v. Langenbeck, der schwedische und norwegische Gesandte Graf Taube, General v. Mes sen, Graf Wartenslüben und General Graf Hohenau, links der Kommandeur des Regiments, Oberstleutnant v. Heuduck, Oberpräfident v. Waldow, General Graf Hülsen-.Haeseler, Oberst v. Unger, General Graf Moltke und Regierungspräsident v. Günther. Bei der Tafel im Kasino erhob sich der Kommandeur des Regiments der Grenadiere zu Pferde, Oberstleutnant v. Heuduck , zu einer Rede, in der er die ruhmreiche Geschichte des Regiments von der Attacke Malplaguet an bis aus die neueste Zeit gedacht^ und namentlich der Schlacht bei Roßbach und anderer Schlachttage aus den Kriegen des großen Königs und den Befreiungskriegen gedachte. Er erwähnte die starken Verluste, die das Regiment in den Kämpfen erlitt, erinnerte an die vielen Gnaden erweise, die es von dem Kaiser und dessen Vorfahren er halten hat, und sprach sein Bedauern aus, daß der Chef des Regiments, der Kronprinz von Schweden und Nor wegen, verhindert sei, an der Feier teilzunehnien. Er dankte dem Kaiser für die Verleihung der Säkular- bänder, indem er ein dreifaclies Hurra auf den obersten Kriegsherrn ausbrachte, in das die Anwesenden begeistert einstlmmten. Bald darauf sprach der schwedisch-nor wegische Gesandte Graf Taube. Er überbrachte einen kameradscizaftlichen Gruß und die von Herzen kommen den Glückwünsche des Regimentschefs, des Kronprinzen Gustav, der stolz auf die ruhmreiche Geschichte des Regi ments und überzeugt sei, dasselbe werde den glorreichen Ueberlioferungen treu bleiben. Der Gesandte überreichte dem Offizievkorps eine Bowle als Geschenk des Regimentschefs, teilte eine Reihe Ordensver leihungen an Offiziere mit und schloß mit einem Hoch auf das Regiment. Ter Kommandeur erwiderte mit einer Ansprache, in der er den Tank des Regiments zuni Ausdruck brachte und mit einem Hoch auf König Oskar und den Kronprinzen Gustav von Schweden und Nor wegen schloß. ver luzrstcb-japaitstcbe Krieg. Vie Londoner Gerichtsverhandlung über das Lntschlüpfen -er „Aaroline" könnte wohl geeignet sein, allerhand merkwürdige Ent hüllungen zu läge zu fördern, wenn die Absicht wirklich vorliegt, der Sache auf den Grund zu kommen. Der „H. E." erwähnt eine umgehende Meinung, die Regie rungsbehörden hätten eigentlich beide Äugen zu gedrückt, wie im Falle der „Alabama" während des amerikanischen Unions krieges. Seitdem hat die umfassende und offene Er- klärung der Firma Narrow keinen Zweifel darüber ge lassen, daß ihrerseits alles geschehen war, um das Aus wärtige Amt und die Admiralität rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. Die Untätigkeit der Be hörden bleibt daher gewiß recht auffallend. Die An gelegenheit des Torpedobootszerstörers „Karoline" ver wickelt sich merkwürdig durch den Umstand, daß der Ehrenwerte Burke Roche, dessen Name in unserem früheren Briefe bereits genannt war, der Bruder und mutmaßliche Erbe des irischen Oberhausmit- gliedes Lord Fermoy ist. Er selbst war bis vor ein paar Jahren Unterhausmitglied und gehörte der Partei der i r i s ch e n N a t i 0 n a l i st e n an. Er befindet sich gegenwärtig noch mit seinem Genossen und Helfershelfer Sinnett in Paris, einem Lieblingsaufenthalte der Eng land feindlichen Häupter der irischen Sonderbunds gruppe im Parlament. Dort war Jahre hindurch auch der Rest des Grundstockes der unter Parnell ge sammelten gewaltigen Geldsummen verwahrt, aus denen die Anhänger dieses Führers Jährüsgeldcr im Betrage von 150 bis 300 Pfund Sterling, je nach ihrer Be deutung, erhalten hatten und um deren Besitz sich die Parnelliten und die Anti-Parnelliten nach dem Sturze des Oberhauptes längere Zeit stritten. Herr Roche, der zukünftige Lord Fermoy, gehörte der letzteren Gruppe an. An Haß gegen England stehen sich die beiden Gruppen übrigens gleich; ebenso an wesentlich ultramow tancr Gesinnung. England ist der Bundesgenosse Japans für gewisse Fälle. Tals genügt, um die natio nalistischen und klerikalen Sonderbündler auf Ruß lands Seite zu werfen, obwohl selbst sie sich haben sagen müssen, daß sie da in nicht besonders Hoffnung er weckende Gesellschaft geraten sind. Wie man sieht, er gibt sich hier ein sonderbares Licht in der „Karoline"- Frage, das gewissermaßen als Scheinwerfer die irische Parteipolitik erhellt. Von der baltischen Flatte. Ein Kopenhagener Bericht bestreitet ent schieden, daß dem Admiral R 0 s ch d j est w e n s ky be fohlen worden sei, nach Rußland zurückzukehren oder nicht weiter als bisher zu gehen. Anderseits wird aber eingeräumt, daß, wenn Port Arthur fällt, ehe das Ge schwader Ostasien erreicht hat, die Zu rückberufung sicher erfolgen werde und daß Roschdjestwensky den Befehl hat, seine Flotte nicht dem Kampfe mit einer überlegenen Macht auszusetzen, nötigenfalls sogar einen neutralen Hafen aufzusuchen und seine Schiffe eher abzurüsten, als eine Niederlage zu ris kieren. Aus den, „kngenuefte" Tschifu, wie diese Stadt neuerdings genannt worden ist, meldet das „Bureau Reuter", gestern seien sieben Russen in Zivilkleidung, „die aber, wie ihre Haltung und ihre Wortkargheit (l) schließen läßt, Militärpersonen sind und offenbar Nachrichten überbringen", aus Port Arthur in offenem Segelboot amgekommen und hätten sich sofort ins russische Konsulat begeben. Starker Wind habe ihnen eine rasche Ueberfahrt er möglicht. Vi« Vahn -iuininting-Schanhaikwan. Der Korrespondent der „Birshewija Wjedomosti" in Schanguanschan telegraphiert, ohne daß sein Be° zickst zu kontrollieren wäre, seinem Blatte: Es geht das Gerücht, daß die Japaner unter Mißachtung der Neutralität Chinas sich endgültig der Bahn Simninting--Schanhaikwan bemächtigen. Auf der Station Goabandzy halten verkleidete jazranische Sol- daten und drei japanische Offiziere die Reisenden an. 700 Millionen Ye« für japanische Aviegszureck». Tie „Frankfurter Zeitung" meldet au? Tokio: Die B U d g e t k 0 »1 m i s s i 0 n geneynngts einstimmig die Regierungsforderung von 700 Millionen syen zu Kriegs- zwecken. Vrei Nnterseebste. Aus Shanghai wird ferner telegraphiert: Ter hiesige Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" erfährt aus Tokio, dem Vernehmen nach habe der Dampfer „Korea" zwei und „Kanagawamaru" drei Untersee boote gebracht. Bei Jokosuku seien Versuche mit den Booten angestellt worden. Tie Unterseeboote wer den wahrscheinlich bei Formosa, Bushima und Hakodate stationiert werden. Aaulbars kn Mukden. Wie Kuropatkin dem Zaren vom 15. d. Mts. meldet, ist der Kommandeur der 3. Armee, General der Kavallerie Baron Kaulbars, am 15. Dezember in Mukden eingetroffen veulscdrr lleicb. Leipzig, 1«. Dezember. * Tie bedrängte „Leipziger Volkszeitung" setzt sich zwar immer noch gegen die Fraktion ihrer Partei zur Wehr, aber doch nur in sehr zahmer Weise. Der Mut übt in ihrer Brust nicht mehr die alte Spannkraft. DaS Blatt reitet jetzt« nur noch auf den Unterschieden herum zwischen Inhalt, Tendenz und Ton seiner Schimpfartikel. Es ist schon be merkenswert, daß es anfängt, den Ton preiszugeben. An der Fraktionserklärung wie an der Erklärung Bebels wird gerügt, daß diese Unterschiede nicht genau betont seien; es hätte gesagt werden sollen: „Wir billigen die Tendenz deS Artikels, aber für die Form müssen wir die Verantwortung der „Leipziger Volkszeitung" überlasten, über die uns jedes Kontrollrecht fehlt." Der «scblußabsatz der Redaktionsantwort birgt insofern noch einigen Humor, als die Leute die Kourage baden, von einem „gelegentlichen Berseben in der Form" zu sprechen, während es gerichts- und parlamentsnotarisch und täglich von neuem zu belegen ist, daß kaum eine einzige Nummer des Blattes ohne die wüstesten Schimpfereien herauskommt. Daß dem Mehringschcn Organ von der Fraktion die Sinnlosigkeit seiner Wutansälle noch ausdrücklich attestiert worden ist, hat übrigens wohl am Schmerzlichsten berührt, denn dabei hält sich das Blatt am längsten auf. Aber nun die Hauptsache: Was sagen denn eigentlich die Leipziger „Genossen" zu ihrem sauberen Organ, das sogar von der eigenen Fraktion notgedrungen wegen seiner maßlosen Roheit fallen gelassen werden mußte? Sie sind doch sonst so eilig mit Protestkundgebungen bei jeder Gelegenheit zur Hand. Aber vielleicht arrangiert das Blatt wiever selbst eine Versammlung, in der man die Puppen tanzen läßt und sich eine Vertrauensresolution sichert. Wie uns aus Berlin durch deu Draht gemeldet wird, befaßt sich heute auch die „Nordd. Allg. Ztg." mit der Angelegen heit und schreibt: Gegen die scharfe Zunge Mehring-, der geschickt — freilich nur durch eine ganz gewagte Dialektik — die Rollen vertauscht bat, und aus einem Verteidiger ein Ankläger geworden ist, könnte dieReichstagssraktion nur durch irgendwelche Taten aufkommen; diese scheut sie aber aus gutem Grunde. Jedenfalls darf, da der Streit zwischen Mehring und der Reichstagsfraktmn ohne Ent scheidung geblieben ist, konstatiert werden, daß es Bebel in keiner Weise gelungen ist, den Ton der „Leipziger Volksztg." von der Sozialdemokratie abzuschütteln. * Berlin, IS. Dezember. * Die deutsch-österreichische HandelSkrisiS. Die Der- lzandlungen über den Handelsvertrag mit Oesterreich- Ungarn wollen noch immer nicht recht vom Fleck kommen. Wie in diplomatischen Kreisen verlautet, begegnen die diplomatischen Vorbesprechungen noch manchen Schwierig keiten. Der österreichisch-ungarische Botschafter von Szögienyi-Marich zeigt sich ganz besonders bemüht, zu einer Verständigung zu gelangen, er soll sogar ent schlossen sein, von dem Erfolg seiner Bemühungen sein weiteres Verbleiben im Amte ab hängig zu machen. Wie das „B. T." verkündet, steht zu erwarten, daß die österreichisch-ungarischen Unter händler im Laufe der nächsten Woche tn Berlin ein- treffen werden. * Wann treten die Handelsverträge in Kraft? Die Nettesten der Berliner Kaufmannschaft haben an den Reichskanzler die Bitte gerichtet, eine be stimmte Erklärung über den voraussichtlichen Termin des Inkrafttretens der neuen Handelsverträge so bald wie möglich abzugeben. Gleichzeitig wurde beschlossen, auch den deutschen Handelstag zu ersuchen, gleichfalls auf die Klar stellung dieser Frage hinzuwirken. * Ltrcikpsstenstehen un» Lan»srteheuS»ruch. Nach der „Nordd. Allg. Ztg." entbehrt die Behauptung sozialdemo kratischer Blätter, der preußische Iustizministcr habe Pie generelle Anweisung gegeben, überall, wo e« irgend angängig ist, den Landfriedensbruchparagraphen zur Bekämpfung deS StreikpostenstebenS in Anwendung zu bringen, jeder tatsächlichen Unterlage. * Bom Bundesrat. In der am 15. Dezember unter den: Vorsitz des Staatssekretärs Grafen Posädowsky ab gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde die Vor lage, betreffend Verleihung von Korporationsrechten an die mit dem Sitze in Berlin er:nistete Teutsch-westafri konische Bank, dem zuständigen Ausschüsse überwiesen. Die Zustimmung wurde erteilt den Ausschußanträgen zu den Vorlagen, betreffend deu Prennstcuervergütungssatz, Zollerleichterungen bei der Ausfuhr von Mühlenfabri katen und Aenderung des für die Waren.Verkehrsstatistik ausgestellten Verzeichnisses der Länder, der Herkunft und Bestimmung. Ferner wurde dem Entwürfe des Besol- dungS- und Pensionsetats der Reichsbankbeamtcm, aus genommen die Mitglieder des RcichsbankdirektvriumS, für 1005 zugestimmt. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Bescksiuß gefaßt. * Sturm im Wasserglase. Ku den lippnchen Land- tag-wählen wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Die
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