Vorwort Dresden galt seit Jahrhunderten als eine der schönsten Städte der Welt. Ihre Lage am Elbstrom, die reizvolle und abwechslungsreiche Umgebung, die Anlage der Stadt, ihre hervorragenden Bauten und einzigartigen Kunstsammlungen, das alles wie auch das gesamte künstlerische, wissen schaftliche und gesellschaftliche Leben und Treiben der früheren Resi denz, veranlaßten viele Menschen aus aller Welt, hier kürzere oder längere Zeit zu verweilen. Das gewerbliche Leben und die technisch industrielle Entwicklung der Stadt fanden weniger Beachtung. Wußten doch sogar viele Einheimische nicht, daß die Zahl der in der Industrie Beschäftigten und der Produktionswert ihrer Arbeit weitaus größer waren als in mancher anderen bekannten Industriestadt. /Der industrielle Charakter Dresdens unterscheidet sich freilich schon immer wesentlich von dem anderer Industriestädte. Dresden hat keine aus gesprochene Schwerindustrie und keine Mammutbetriebe, zeigt auch nicht die Zusammenballung bedeutender Industriezweige, wie zum Beispiel die der Textilindustrie und des Maschinenbaues in Karl-Marx-Stadt. Dresdens Industrie ist außerordentlich mannigfaltig, sie erzeugt haupt sächlich Verbrauchsgüter und ist daher im wesentlichen Leichtindustrie. Die Stadtväter waren auch von jeher darauf bedacht, das äußere Bild der Stadt als Kunst- und Gartenstadt zu wahren und das Entstehen häßlicher Fabrikviertel zu verhindern. Wo immer in der Zeit, in der noch die Dampfkraft für die Betriebe nötig war, sich ein rauchender Schornstein zeigte, dort wurde dem Besitzer das Leben durch polizeiliche Anordnungen so schwer gemacht, daß er es schließlich vorzog, seinen Betrieb bei passender Gelegenheit in einen Vorort oder in die weitere Umgebung zu verlagern, wo die Stärkung des Gemeindesäckels durch die Steuern des zugezogenen Betriebes freudig begrüßt wurde. So war also in Dresden äußerlich nicht viel von der Industrie zu sehen. Die vielen Klein- und Mittelbetriebe mit ihren meist leicht zu trans portierenden und einzubauenden Einrichtungen waren vielfach in Neben- und Hintergebäuden untergebracht, während größere Betriebe fast nur in den Vorstädten, im Norden der Neustadt, im Elbtal von Pirna bis Meißen und in den Nachbarstädten Freital und Radeberg zu finden