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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041205014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904120501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904120501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-05
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Morgen-Ausgabe NMM TagMM Anzeiger Nr. «18. Montag den 5. Dezember 1904. zweimalig« täglicher tznftettnug tu« Han» 8.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- Uwd u. Oesterreich vierteljährlich 4^0, für die übrig« Länder laut Zettuu-spreitlist«. Diese Nummer tastet tUML aus all« vahnhdf« und I II ^1 bei den Zettnngs-Beriknfern f Ämtskkatt des königliche« Land- ««S öes Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nolizeiamtes -er Ltavt Leipzig. NebaMa» «e» «rtzeNttiaur 1LS Fernsprecher LLL Johanuipgafse 8. H«»»»-Sllt«le Drespe«: Marimftraß, 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1712). HemZ1«Mlttie Berltu: TarlDnncker.Herzal^SahrHofbuchbandlg, Lützowstrahr 10 (Fernsprecher Amt Vl Nr. 4008). Auzetgm-Prei» die «gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redallioulstrtch (4 gespült«) 75 »Z, nach d« Famüieanach. richten <6 gespalten) 50 — Tabellarischer und Zisfernsatz werd« entsprechend Häher be rechnet. — Gebühren für Nachweisungen »nd Ojsrrtenauuahme 25 -H. Amuatzmeschlutz für «uzet,ein Abend-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ln-goLc nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an dir Expedition zu richten. Extra-Veils-e« (nur mit der Morgen. Ausgabe) »ach besonderer Vereinbarung. Die Erpedttto» ist wocheatag» ununterbrochen geäsfnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck m»d Verlag von T. Paiz in Leipzig (Iah. Dr. V, R. L W. Lltukhardtl 98. Jahrgang. Var llllchligttr vom lagt. * Im Stadtteil Wedding in B e r l i n wurde gestern dir neue Stephanus-Kirche in Gegenwart des Kaisers ein geweiht. (S. Deutsches Reich.) * Die Mitglieder des deutschen Roten Kreuzes sind gestern von Petersburg nach Batraki «-gerefft. (S. Letzte Dep.) * Im Ouirinal zu Rom fand gestern die Laufe drS italienischen Thronfolgers statt. (S. Letzte Dep.) ' In Wien starb gestern plötzlich der deutsch böhmische Abgeordnete Dt. Zdenko Sch uecker. (S. Letzte Dep.) Var nisärrnr llöllrerrecbt. Die infolge des russisch-japanischen Krieges entstan denen Streitfragen über die Rechte und Pflichten der Kriegführenden einerseits und der Neutralen andrerseits lenken die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Stand des Völkerrechts im allgemeinen. Das moderne Völker recht kommt praktisch zum Ausdruck in den internationalen RechtSgrundsätzen, die entweder allgemeine oder — wenigsten? eine auf mehrere Staaten ausgedehnte Gültigkeit erlangt haben. Die Grundanschauung, von der die Entwicklung des modernen internationalen Rechts ausgeht, ist die Gleich- berechtigung und die Interessengemeinschaft aller Staa ten, insbesondere die Anerkennung der Menschlichkeits interessen. Von dieser Grundanschauung aus hat die Ausbildung des internationalen Rechts während des letzten Menschenalters auf dem Gebiete des Verkehrs wesens die bedeutendsten Fortschritte gemacht. In erster Linie steht hier die Gründung und der allmähliche Aus bau des Weltpostvereins, wozu die Anregung vom neuen deutschen Reiche und seinem ersten Generalpostmeister Stephan ausgegangen ist. Don 20 Staaten am 9. Oktober 1874 in Bern gegründet, umfaßt der Weltpostverein jetzt alle europäischen und amerikanischen Staaten und den größeren Teil der Staaten der übrigen Erdteile. Ein inter nationales Zentralburcau besitzt der Verein in Bern. Dort hat auch der internationale Telegraphenverein ein Zen tralbureau. Die Grundlage dieser internationalen Rechtseinrichtung sür das Telegraphenwesen bildet die Petersburger Konvention von 1875. Das internationale Telephonrecht ist in den meisten Richtungen dem Tele graphenrecht nachgebildet oder sogar eingefügt, und zum Schutze der unterseeischen Telegraphen kabel, sowie der Kabelschiffe haben auf Anregung der Vereinigten Staa- len von Amerika und des Institut cke äroit interna tioonl 27 Staaten am 14. März 1884 einen völkerrecht lichen Vertrag abgeschlossen. Internationale Verein barungen sind auch zum Schutze und zur Förderung des Eisenbahnwesens getroffen worden. Don besonderer Wichtigkeit ist auf diesen! Gebiete das internationale Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr vom 14. Oktober 1890, das zu einer entsprechend einheitlichen Gestaltung der handelsrechtlichen Grundsätze in den be teiligten Staaten geführt und somit die Anfänge eines Welthandelsrechts geschaffen hat. Zum gegenseitigen Schutze der Urheberrechte an Wer ken der Literatur und Kunst schlossen am 9. Septeniber 1886 das Deutsche Reich, Belgien, Frankreich, Groß britannien, Haiti, Italien, Schweiz, Spanien und Tunis zu Bern eine Einigung, als deren Organ ein internationales Bureau in Bern eingesetzt wurde. Dieser Einigung, die 1896 verbessert worden ist, sind später noch Luxemburg, Monaco und Norwegen beigetreten. Mit Oesterreich-Ungarn hat das Deutsche Reich unterm 30. Dezember 1899 ein besonderes Uebereinkommen zum Schutze des Urheberrechts an Werken del Literatur, Kunst und Photographie abgeschlossen. Internationale Vereinbarungen bestehen auch auf dem Gebiete des Sanitätswesens zur Bekämpfung der Cholera und der Pest. Zur Durchführung dieser Verein barungen sind verschiedene internationale Kommissionen eingesetzt. Ein internationales Abkommen betreffend die Ge setze und Gebräuche des Landkrieges ist auf der Haager Friedenskonferenz von 1899 geschlossen worden. Diese Konferenz hat auch ein Abkommen zur friedlichen Bei legung internationaler Streitigkeiten gezeitigt, von dessen Bestimmungen wiederholt schon Gebrauch gemacht worden ist. Lückenhaft und unzureichend ist das internationale Recht noch auf den Gebeten des Seekriegsrechts und des Neutralitätsrechts. Für das internationale Privatrecht sind auch nur erste Anfänge in der Haager Konvention von 1902 gegeben. Ferner bedarf das internationale Recht dringend einer Ergänzung in der Richtung auf die internationale Arbeiterfrage, vor allem eine Arbeiter- schutzgesetzgebung auf möglichst breiter Grundlage. Auch irx der Richtung auf die unter Umständen das wirtschaft lich» Leben -er Völker hemmenden, andrerseits aber doch nicht zu unterdrückenden Ringe und Kartelle bedarf daS »nternationale Recht einer Ergänzung. Dasselbe gilt in Bezug auf das Kolonialrecht. Im allgemeinen hat aber das internationale Recht seit der Gründung des Deutschen Reiches im Vergleich zu den früheren Verhält nissen nach verschiedenen Richtungen hin bedeutende Fortschritte gemacht. Interessante Ausführungen darüber bietet ein Vvrttag. den Eieb. Iustizrat Dr. Karl Garei», Professor der Rechte an der Universität München, am 8. Oktober b. I. in der Gehe-Stiftung zu Dresden über „Die Fortschritte des internationalen Rechts im letzten Menschenalter geholten bat und der im Oktober-Hefte der von der Gehe-Stiftung heraurgegebenen Zeitschrift „Neue Zeit- und Streitfragen" veröffentlicht worden ist. L. ver -fukrtan- in ZüctivrEitca. Dis Gäruttg Aam-vun. Ueber die Zustände im Croßbezitk des Schutzgebiete» Kamerun berichtet, wie das „Deutsche Kolonralblatt" mitteilt, der Oberleutnant und Führer der 6. Kompagnie Schlosser folgendes: Die Erfüllung der Frieoensbedingungen nimmt allmählich, doch ohne Unterbrechung ihren Fortgang. Recht guten Erfolg hat die auf da» rechte Sroßufer nach Bcdam entsandte Patrouille des Unteroffiziers Lhormann aufzuweisen. Außer den beiden Häupt lingen von Booam haben sich auch die Häuptlinge von Ladi (Dari) und Danare gestellt. Danare ist der Ort, bei dem die Kompagnie Ende April so schwere Ge fechte gehabt hat. Die Häuptlinge von Ekamaia (Kadjifu) und Ekagwa (Ewisi) haben angefangen, Strafarbeiter zu stellen, haben sich auch schon angeblich persönlich in der gegenüber Ossiöinge auf dem rechten Ufer be- legenen Pflanzung bei dem Pflanzungsleiter blicken lassen. Dieser hat leider die Leute nicht veranlassen können, hierher zu kommen. Es besteht aber Aus sicht, daß sie in nächster Zeit freiwillig kommen werden. Im ganzen gingen in der Zeit vom 23. August bis 9. September allein vom Kompagnie bezirk aus dem rechten Crcßufer über 50 Straf- arbeitet ein. Der Regiernngsvertreter, Stabsarzt Dr. Mans feld, hat sich entschieden, Ossidinge als Stationsplatz zu behalten. Ich habe ihm darauf zunächst das ganze linke Croßufer, soweit es in den Kompagniebereich fällt, sowie die nächsten, ihrer Lage nach auf Ossidinge hingewiesenen Ortschaften des rechten Ufers Abo- nando und Botime übergeben. Demnächst wird Mansfeld auch den auf dem linken Ufer belesenen Teil des Bezirks der 4. Kompagnie nach weiterer näherer Vereinbarung mit dem Oberleutnant Heinicke übernehmen. Aus dem am 6. September hier eingcgangenen Bericht des Offizierpcstens Bascho ergibt sich, daß auch in dem bisher nickst völlig aufgeklärten Gebiete zwischen dem Wege Bascho—Olulo und der englischen Grenze Widerstand nicht mehr geleistet wurde und auch nicht mehr zu erwarten ist. Eine von dem Postenfllhrer. Leutnant vcn Oertzen, unternommene größere Patrouille (16. bis 29. August) wählte zu nächst von Bascho nach Bapa-Ongia denselben Weg, auf dem ich seinerzeit von meiner Patrouille zurück gekehrt war. Don Bapa-Ongia aus holte Oertzen weiter nach Norwesten aus und kehrte in einer Schleife nach Bascho zurück. Aus seinem Bericht führe ich auszugsweise folgendes an: „Während in Baicho weiter Friedensverhandlungen stvttfanden, trat ich am 16. August eine größere Patrouille an in der Absicht, die schon früher von Patrouillen berührten Ortschaften und die noch unbe kannten Fomakudörfer aufzusuchcn, um dabei eine an nähernde Einwohnerschätzung vorzunehmen und auf Grund dieser Schätzung die Gestellung von Straf arbeitern zu fordern. In fast allen von mir berührten Ortschaften, einschließlich der Fornakudörfer, waren Leute anwesend, lmtten kleine Wegestrecken gereinigt und bracksterr Vieh als Friedenszcichen. Besonders interessant war die Feststellung, daß Asfumbo, welches im Graslande liegt und etwa 150 Hütten zählt, in einem HörigkeitsverliältniS zu dem Häuptling Fomaku steht; angeölich datiert dieses Verhältnis von einer früheren Unterwerfung des Assumbo durch Fomaku. Leider gelang cs mir nicht, dieses Häuptlings habhaft zu werden, da seine Angehörigen ihn durch ein ausge dehntes Lllgennetz schuhen und er zufällig immer von dem Ort, an dem seine Verfolger sich gerade befinden, wenigstens zwei Tagcmärsche entfernt ist. Ruhiges Abwarten führt, glaube ich, in diesem Fall am ersten zum Ziel. Meine Patrouille lx»t scheinbar alle in Frage kommenden Ortschaften berührt; nach Nord westen hin führen keine größeren Wege. Gewiß wird dort im Laufe der Zeit noch ein oder daß andere bis- her unbekannte Dorf gefunden werden. Widerstand ist von dieser Seite nicht mehr zu erwarten, und es kann daS Gebiet nördlich von Baicho bis zum Gras land als aufgeklärt betrachtet werden." Vorstehende Ausführungen bestätigen, daß der eigentliche Aufstand völlig niedergeschlagen ist. Sollten hier und da noch kleinere Putsche entstehen oder ein Einschreiten mit Waffengewalt gegen säumige Zahler notwendig werden — ich halte dies übrigens für un wahrscheinlich —, so ist das aus den ganz unzuver lässigen, ausnahmsweise hartnäckigen und henntücki- fchen Charakter der Bevölkerung zu schreiben. Ein Verbleiben der Truppe erscheint daher zum mindesten noch so lange für erforderlich, als die Frieden», be-ingungen noch nicht vollständig erfüllt find. Berlin, 4. Dezember. , * Der Kaiser nahm am Sonnabend abend an dem Diner beim Reichskanzler und der Gräfin Bülow teil, zu dem geladen lvaren: Graf Posadowsky, Minister Möller und Professor Renvers. Am Vormittag sprach der Kaiser auch beim Reichskanzler vor und wohnte später einer Tauffeierlicbkekt bei dem Flügeladjutanten v. Bühn bei. - Sonntag vormittag um 10!4 Uhr wurde im Beisein desKaisers die neue Stepha nus-Kirche einge- weiht. Die Stadtteile Wedding und Gesundbrunnen hatten reichen Flaggenschmuck angelegt, in der Prinzen- Allee waren Ehrenpforten errichtet, vor -er neuen Kirche, einem Ziegelbau in frübgotischem Stil, war durch einen Aufbau von tannenumwundenen Banncrmasten und durch Blattgewächse eine reichgeschmückte Anfahrt hergestellt. Der Kaifer, in der Uniform de» 1. Garde- Regiments, mit dem InterimS-Fel-marschallstvb, war im offenen, - I» vuumont gefahrenen Vierspänner mit Spihreitern durch die Chausseestratze, Weddingplatz und Pankstraße gekommen, von der Bevölkerung de» Nordens von Berlin auf das lebhafteste begrüßt. Neben dem Kaiser saß Flügela-jutant Kapitän zur See von Müller, neben dem Schlage ritt Dize-Oberstallmeister o. Esebeck. Zwei Halbfchwadronen von -en Garde-Kürassieren es kortierten. Der Kaiser schritt die Front der Ehren- veulrches Keicsi. * Leipzig, 4. Dezember. * Evangelischer Bund. Durch di» Tagespresse geht gegen wärtig die Mitteilung, daß an die Stelle des SUS dem Vorsitze des Evangelischen Bundes geschiedenen D. Grafen von Wintzingerode der Konsistorial- rat D. Goebel in Halle getreten sei. Diese Nach richt beruht auf einem Irrtum. Herr D. Goebel ist schon seil langer Zeit als stellvertretender Borsitzender bei Berhinderung des Grafen Wintzingerode im Borstande tätig gewesen. Als solcher leitet er auch jetzt nach dem Rücktritt des Grasen die Geschäfte. Ein Vorsitzender des Evangelischen Bundes ist aber noch nicht wieder gewählt worden. * Schutz Ver Zeugenpflicht gegen Erschwerung, Die Zrugrnpflicht gegen ungebührliche Erschwerung zu schütze«, hat sich neuerdings das Reichsgericht an gelegen sein lassen. Lin in Berlin wohnhafter Zeuge hatte sein Ausbleiben im Terntln in Hamburg Unter Einsendung eines ärztlichen Atteste» wegen Krankheit ent» schuldigt; da» Gericht hielt die Bescheinigung nicht sür glaubhaft und forderte den Zeugen auf, bei Vermeidung seiner Bestrafung das Attest eine» Berliner Physik«« Über seinen Gesundheitszustand rinzureichen. Auf eine briefliche Anfrage des Zeugen, auf wessen Kosten dieses Attest ein geholt werden solle, da er die Kosten aus seinen Mitteln zu erlegen außer Stande fei, wurvr ihm vom Vorsitzenden des Gerichts geantwortet, daß er viel» Kosten zu tragen habe. Da der Zeuge darauf beharrte, daß es ihm unmög lich sei, die Kosten aufzuwenven, verurteilte ihn da» Gericht zu einer Geldstrafe von 100 event. 14 Tagen Hast und in die durch sein Ausbleiben verursachten Kosten. Da« Reichsgericht hob diesen Beschluß auf und erklärte, daß der Zeuge nicht verpflichtet sei, seinerseits Kosten auS- zulegen, um feine Entschuldigung glaubhaft zu machen, wo bei seine Vermögenslage übrigens ganz gleichgültig sei. Da« OLG. Hamburg konnte das Amtsgericht in Berlin ersuchen, die erforderlichen Feststellungen durch einen Physikus be wirken zu lassen, und wenn sich herausgesteUt Hal, daß die Entschuldigung des Zeugen ver Begründung entbehre, so hätte der Zeuge die amtlich aufgewrnveten Kosten zu er setzen gehabt. * Au» den« Marine-Etat. Im neuen Marineetat sind einig» bisher noch nicht erwähnte Neuforderungen ent halten, die von allgemeinerem Interesse sind. Zunächst besteht beim Marinrkabinett da» Bedürfnis, für die Bearbeitung von ehrengerichtlichen Rechtsfragen einen RechtSbeistand zur Verfügung zu baden. Da bei Erledigung dieser Kragen grunv>ätzliche Uebereinstimmung mit den bei dem Mititär- kabinett herrschenden Auffassungen Erfordernis ist, so ist der als Recht»beistanb dieses Kabinetts fungierende Krieg-- gerichtSrat der Armee auch als Rechtsbeistand des Marine- kabinettS au»erseben worden. Neu wird ferner eine Summe ,u Beihülsen für taktische UebungSreisen und Uebungsritte der Offiziere der Marineinfanterie verlangt. Beim ReichSheerc werd« ja alljährlich Geldmittel für taktische UebungSreisen und Uebuugsntte der Offiziere und zwar in erster Linie derjenigen der Infanterie Verwender. Der Marineetat sah bisher Mittel sür diesen Zweck nicht vor. Da indessen für die Offiziere der Marineinfanterie derartige Hebungen in gleichem Maße zur Ausbildung erforderlich sind, so ist di« Neusorderung ein gestellt. Die Schaffung einer neuen Beamrenstrlle ist durch die Arbeiten veranlaßt, die der Marineverwaltung auf dem Gebiete der Ardeiterangelegenheiten erwachsen. Sie haben an Umfang und Bedeutung so zugenommen, daß es notwendig wird, eine in der Gewerbeaufstcht vorgebildete Persönlichkeit heranzuziehen. Hierfür ist ein älterer und erfahrener RegierungS- und Gerwerberat der preußischen Verwaltung in Aussicht genommen, der unter Uebernahme seiner Gebührnisse auf den Marineetat zunächst probeweise beschäftigt werden soll. Des weiteren ist eine Summe im Erat vorgesehen, die zu Beihilfen sür die Ausführung von Informationsreisen nach Noroamerika dienen soll. Rach dem heutigen Stande der Technik in Nordamerika sind Informationsreisen dorthin besonders lehrreich. Bon Interesse dürste schließlich fein, daß nahezu 150 000 zu Ufer schutzbauten auf Helgoland gefordert werden. Zur Berhinderung weiterer Felsstürze, die den Bestand der Nord- westspiye der Insel Helgoland und der dort befindlichen Festungsanlagen gefährden, müssen die im Jahre 1903 aus- gesührten Ufcrfchutzbauten noch weiter fortgesetzt werden. Um zu verhindern, daß die bereits abgestürzteu Fel-mafsen, die eine für den Uferschutz wichtige natürliche Böschung bilden, von der See fortgespült werden, Haden di« weiter ersorder- lichen Bauten bereit« im Rechnungsjahre 1904 in Angriff genommen werden müssen. kompagnic nb, die die Garde-Füsiliere gestellt hatten, unter den Klängen des Präsentiermarsches. Dann be- grüßte er die an der Kirchentür versammelten Persönlich keiten: den Generalsnperintendenten Wirkt. Oberkonsisw- rialrat D. Fader, den Superintendenten Freidank, den Pfarrer Lic. Neveling, die Pastoren Nürnberger, Habicht und Ulfert, den Gelneinde-Ktrchenrat und die Gemeinde vertretung. Drei Ehrenfungfrauen überreichten dem Kaiser ein Boukett. Generalsuperintendent D. Faber begrüßte den Kaiser, indem er dem Bedauern über das Fernbleiben der Kaiserin Ausdruck gab und die Freude der Bevölkerung des nördlichen Berlin über den Besuch des Kaisers hervorhob. Nach der Erschließung des Gotteshauses wurde der Kaiser unter Vorantritt der Geistlichkeit zu seinem Platz am Altar geleitet, während der Ktrchcnchor unter Leitung des Organisten Knäschc Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn, alle Welt!" an- stimmte. Nachdem die Gemeinde unter Posaunen begleitung gesungen „Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit", vollzog Generalsuperintendent Faber den Weiheakt, wobei er an Psalm 37 Vers 5 („Befiehl dem Herrn deine Wöge") anruüpfte, einen Spruch, den die Kaiserin in die von ihr geschenkte Altvabrbel ein getragen lmt. Nach Gemeindegesang und Liturtzie, die Superintendent Frcidank abhielt, predigte Pfarrer Lic. Neveling über Ev. Ioh. 16, 33 („In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden"). Genicinde, Chor, Orgel und Posaunen vereinigten sich zu Luthers „Das Wort sie sollen lassen stahn". Der Kaiser wechselte noch einige Worte mit -en Geistlichen (Pfarrer Neveling erhielt den Roten Adlerorden vierter Klasse) und nahm den Vorbeimarsch -er Ehrenkompagnie vor dem Kirchenportal ab. Dann fuhr der Kaiser unter dem Hurraruf des Publikum» in die Prinzen'Allee ein, wo der Landwehr- und Kriegerverein Gesundbrunnen mit seiner Fahne Aufstellung genommen hatte. * Die Hochzeit -es Kronprinzen. Der Kronprinz wird, wie jetzt verlautet, seine Hochzeit nicht vor dem Monat Mai feiern, weil die Mutter der Braut, Großherzogin Anastasia, ihren Aufenthalt im Süden aus Gesundheitsrücksichten nicht vor Eintritt der wärmeren Jahreszeit unterbrech«« darf. DaS Paar wird dann das Marmorpalai» beziehen, in dem bauliche Veränderungen bereit- jetzt begonnen Haven. Da» Schloß Babelsberg soll nach der „PotSd. Tg-ztg." bi» 1906 al» Sommerrestdenz des kronprinzltchen Paare« fertig gestellt sein. * Tie zweijährige Dienstzeit. Zur Frage der Mei- jährigen Dienstzeit schreibt General von BoguSlcuvsL in der „Tägl. Rundsch.": Wenn die Einführuiig der zweijährigen Dienstzeit nun auch zufällig mit den Wünschen der liberalen Partei und de» Zentrums zusammentraf, so kann man doch die Einführung nicht einen Lien der liberalen Parteien nennen, sondern einen Sieg der Staatsräson und der milirärischen Notwendigkeit. Sollte sich unsere Armee einmal im Ernstfälle nicht so wie 1866 und 1870/71 bewähren, so würde nicht die zweijährige Dienst, zeit, wohl aber die verweichlichende Friedenspropaganda und die sozialistisch»revolutionäre, antinationale Wühlarbeit daran schuld sein. — Aus der nationalliberalen Partei. Der „Vorwärts" Verbreiter die Nachricht daß di« nati ona l l ibe rale R e i ch s tag S f r artio n «m Donnerstag über den Fall einet- ihrer bisherigen Mitglieder verhandelt habe und infolgedessen die Niedcrleguna des Mandat« erfolgr sei. Diese Mitteilung ist vollständig falsch. Die Fraktion hat die Angelegenheit über haupt erst besprochen, nachdem Herr Münch. Korber, denn um diesen handelt cs sich, selbständig sein Mandat nicder- gelear hatte. — Der Reichstagsabgcordnete Kraemer hat zu Gunsten de» Abg. Bassermann auf die Mitgliedschaft des Seniorenkonvents verzichtet. — Zur Beratung der H i - bcr nia-Vorlage sind an Stelle der nationalliberalen ALgg. Jürgensen, Dr. Brandt, Wolff (Biebrich), die dlbgg. Dr. Friedberg, Schmieding, Hilbck und Schiffer in die Budget kommission eingetrcten. — Die Druckerei der Aktiengesellschaft „National-Zcitung" ist vorbehaltlich der Ge nehmigung der bevorstehenden Generalversammlung an Herrn Viktor Hahn, den früheren Herausgeber des „Kleinen Journals", übergcgangen. * Erfurt, 3. Dezember. Veranlaßt durch den Berliner Schulkonflikt verordnete der Regierungspräsident, daß die Verwendung von Schulzimmern zu anderen al» Unterrichts zwecken nur mit Genehmigung des Kreisschulinspektors ge schehen dürfe. Die Kommune Nordbansen will die Sache am Dienstag aus dem preußischen Städtetag vorbringen. * Eisenach, 3. Dezember. In der Gothaer Do mänenfrage wurde in der dieser Tage hier abgehaltenen Konferenz eine, wie zu hoffen steht, vollkommen friedliche Einigung erzielt. Es dürfe die bestimmte Zuversicht aus gesprochen werden, daß daS Domänenabkommen am 19. Juli 1905 Gesetz werden und daß der Herzog „auS freier Entschließung bei seinem Regierungsantritt seinem Lande und Volke als Morgengabe die Hälfte der Domänen darbringen wird". Die Voraussetzung sür die Regelung der Domänen frage sei niemals eine andere gewesen als die, „baß dir Herzog die Grundlage des DomänenabkommenS billigte und nie einen Zweifel daran hatte, wie r» sein unv seines Landes Interesse fordere; daß die Hälfte de» bedeutenden Domänen- besitze«, der bis jetzt Privateigentum des Herzoglichen Hause» war, als freie- Staatseigentum d«S Landes anerkannt würde." * Trier, 3. Dezember. Die hiesige Regierung erteilte den Ursulinerinnen von Sankt Johann di« Erlanbni-, an ihre Privatmädchenschule drei Fortbildung-klassen anrualiedern; dem Kaplan Spurtzem wurde gestattet, in deren Klassen Pä- dagogik zu unterrichten. * Etnttgart, 13. Dezember. Da- gemeldete Ergebnis der Wahl des Bauernbündler« Mittnacht in Mergentheim ist parteipolitisch insofern bezeichnend, als der sonst über wiegend ao» protestantischen Elementen zusammengesetzte Bund in Mittnacht einen katholischen Kandidaten ausgestellt und diesem al« Schrittmacher einen ehemalig« pro testantischen Pfarrer, Dr. Wolf, an die Seite gegeben hatte, der erklärte, daß e» keine katholische und keine protestaatffche Gerste «ad keine katholischen nnd keine evangelischen Schweine geb«: der Bund habe leinen Grund, von sich au- dazu bei- zalragrn, daß der konfessionelle Hader noch geschürt witrd».
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