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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190110130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19011013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19011013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 7276-7279 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-13
- Monat1901-10
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1901
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Nr. 523 Bezugs-Preis w drr Hauptexprditiou oder den im Stadt» bezirk und den Bororten errichteten Aus» aabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus .ck 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Österreich: vierteljährl. »> tt. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg. Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, drr Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch Via Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag« um 5 Uhr. Redaktion und Expedition: Iohannt-gasse 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'S Sortim. Universitätsstraße 3 (Panlinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, part. und KSuigSplatz 7, KMM TagMalt Anzeiger. ÄmtsUatt des Königliche« Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes n«d Nokizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile S5 H. Reclamrn unter dem RedactionsstriA (4 gespalten) 7b H, vor den Famüienaach« richten («gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechens höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 2S H (excl. Porto). Ertra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung «0.—, mit Postbeförderung ^l 70.-. Ännahmeschluk für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eia« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Tie Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol- in Leipzig. Sonntag den 13. October 1901. 95. Jahrgang. Aus der Woche. Der Tod des Emir- von Afghanistan hat den großen weltpolitischen Gegensatz zwischen Rußland und Groß britannien wieder einmal bloßgelegt. Das Ereigniß wird die Welt nickt sehr beunruhigen. England ist in Südafrika beschäftigt, Rußland braucht das Geld, daS eS sucht, mehr zu weltpolitischen Vorbereitungszwecken, als zu weltpolitischen AuSführungSbanvlungen. UebervicS sind unablässig hohe Damen am Werke, um die englisch-russischen Beziehungen immer intimer zu knüpfen, Damen, bei denen das Familienblut spricht, insoweit in Deutschland geborene Damen in Betracht kommen, leider das von der — ausländischen — Kunkelseite zugeflossene Blut. Der Boudoirarbeit für die russisch - englische Freundschaft liegt Animosität gegen Deutschland nicht vollkommen fern. Auch das in manchen mächtigen Mannes Adern fließende Blut giebt eine Gewähr, daß daS iranische Gevirgsland nicht so rasch zum europäisch-asiatischen Wetlerwinkel weiden wird; hier, weil das Blut träge fließt. Aber Afghanistan ist und bleibt daS Land, wo BiSmarck'S „angebrachtermaßen" ge brauchtes Bild von dem „Walfisch England »nd dem Elephanten Rußland", die nicht aneinandcrgerathen könnten, nicht gilt. Abgesehen davon, daß daS Zarenreich vermöge seiner Er werbung an den ostasiatischen Küsten allmählich zum Amphi bium wird: dort, in Mittelasien, sind beide Niesen Land- thiere. Für eine deutsche Politik, die des klugen Abdur- rahman's Geistes einen Hauch verspürt, keine üble Situation. Aber eine solche deutsche Politik giebt es heutzutage nicht. DaS innerpolitische Ereigniß der Woche bilden die zoll politischen Verhandlungen der bayerischen Ab geordnetenkammer, allerdings nicht wegen der zumeist zum Fenster binau-gesprochenen Reden der Landesdiätare, sondern weil zum ersten Male eine deutsche Bundesregierung und dazu eine der einflußreichsten den veröffentlichten Tarif an bestimmten Punkten als verbesserungSfäbig bezeichnet bat, und zwar als verbesserungsfähig nach der Richtung der Er höhung gewisser Sätze bin. Wir sind schutzzöllnerisck und, Wenn man will, auch „agrarisch" genug, um uns dessen zu freuen. Den außerhalb des Kreises deutsck-volkSwirtbsckafi- licker .Erwägungen für die He r a bdrückung arbeitenden Kräften ist eine Gegenwirkung „gesund". Die Erzeugnisse, die Bayern besser schützen will, als der Tarifentwurf, sind Hopfen und Tabak, Positionen, die im Tarif unter den Nummern 29 und 30 zufällig nebeneinander stehen. Hoffentlich halten sie aut> gute Nachbarschaft, wenn sie nicht gleich gut bedackt werden sollten. Der Hopsen soll in der Thal Aussicht auf stärkere Berücksichtigung haben. Er genießt jetzt einen Beitragssatz von 14, einen Geueraltarifsatz von 20 und der Letztere soll auf 40 erhöbt werden. Amerika erhebt über 60, Rußland über 100 von dem Artikel, und zwar sind diese Zölle in den beiden Ländern solche Schutzzölle, wie sie selbst Frcihandelstheoretiker sür zulänig erachten, nämlich richtige Aus- bildungßzölle. Der mächligeSchuy bietet dem amerikanischen und dem russischen Landwirthe Gelegenheit, sich auf den rationellen Bau der früher in diesen Staaten wenig gepflegten Handels pflanze zu verlegen, und die Folge ist eine ungeheure und nutzbringende Ausbreitung dieses Gewächses, eine Entwicke lung, die sich vor Allem auf Kosten der deutschen Hopfen bauer vollzieht. Eine Erhöhung, die den einheimischen Bier verbrauch beeinträchtigen könnte, steht jedenfalls auch sür die bayerische Regierung nicht in Frage, und so darf das jedem Deutschen interessante Bodenproduct, das in den verschieden sten Reichsgebieten zu Hanse ist, auf „Verbesserung" hoffen, die der Landwirtbsckaft zu Gute kommen soll und wird. Ganz anders verhält es sich mit dem Tabak. Soll er „mehr bluten", so soll er für die ReickScasse und damit für die Reichssteuer reform bluten, und deshalb kann unseres Erachtens ein Opfer stein, auf dem er pro patria neue Leiden erdulden soll, nicht in dem Zolltarif, der ein Schutzzolltarif ist, untergebracht werden; er muß, wenn überhaupt isolirt, etwa neben dem Wein ans dem Felde der Besteuerung liegen bleiben. Der Tarifentwurf läßt denn auch die Tabakblätter gänzlich un geschoren; nach ihm soll es. bxi den bisherigen 85 -L sein Bewenden haben. Der Tabak, daS geeignetste Object sür indirecte Besteuerung, das Natur und Industrie bieten, kann künftig nur mit fiskalischen Augen angesehen werden, denn ge schützt ist der einheimische Blätterbau schon jetzt reichlich, er Wird mit 45 -4t besteuert, erfreut sich also eines Zollschutzes von 40 Gebt man darüber hnialls, so bevorzugt man zunächst die wenigen Tabakbau treibenden Gegenden des Reiches in nicht billiger Weise, , sodann setzt man Prämien auf sehr bedeutende Ausdehnung der deutschen Tabakblätter- cultnr und schädigt damit die Reichscasse. Denn für jeden Doppelcentner Tabak, der bei unS mehr gebaut wird, geht ein Doppelcentner ausländischen ProducteS weniger ein. Macht einen Ausfall für das Reich von 40 pro Doppel- cenlner. Die besseren Ktäüter können ja im Inlands nicht „nachgemackt" werden und werden nur eingcsührt werden. Aber eine Vermehrung der InlandSproduction, die dem Reiche einen Einnabmeverlust von lO—15 Mill. Mark verursacht, ist sehr wohl möglich. Zur Zeit bringt die Jnlandsteuer gegen 12 Mill. Mark, der Tabakzoll aber 53 Mill. Mark. Eine Erhöhung des Zolles ist nur möglich im Gefolge, richtiger auf der Grundlage einer geänderten Besteuerungsform. DaS ist auch die Auffassung der Mehrzahl der Bundesregierungen. Bayern und Baden batten "schon.im Iabre 1895 ein Hinauf schrauben de« Zollsatzes gewünscht, denn bei diesem Artikel lassen un« die Verträge freie Hand. Da aber erklärte der Rcichssckatzsekretär sehr entschieden, obne die Einführung einer Fabrikatsteuer könne von einer Zollerhöhung nicht die Rede sein. Wir batten die letzte Sitzung der Berliner Stadt verordnetenversammlung nicht so feierlich einzuläuten brauchen, wie geschehen. Der Oberbürgermeister hat nicht« von der Audienz beim Kaiser berichtet, nicht einmal etwas über die Märchenbrunnen, über die in dieser Sitzung zu berathen die Versammlung in Aussicht genommen hatte. Von den Miß- helligkeitSgegenstänven wurde nur der Fall Kauffmann ver handelt. Wir haben darüber auSfübrlich berichtet: die Ver sammlung als solche erklärte noch nichts, sondern wählte einen Ausschuß »ur Behandlung drr Fragt. Ausschüsse setzt man das eine Mal ein, um Chamaden, da- andere um Fanfaren einzuüben. Man kann ruhig abwarten, was in diesem Falle geschieht. Sicher ist, daß die überwiegende Mehrheit der städtischen Vertreter den Stanvpunct ein nimmt, daß der Oberpräsident dem Monarchen, dem allein die Bestätigung oder Nichtbestätigung zustebt, Mitiheilung von der erfolgten Wiederwahl machen müsse. Und daS entspricht auch dem Gesetze. Daß der formell unterrichtete König dann auch seinerseits formell entscheiden müsse, ist damit nicht gesagt. Ob Herr v. Bethmann-Hollweg klug gehandelt bat, ist fraglich. Hätte er die Wiederwahl amtlich zur Kenntniß gebracht, wäre hiernach die abermalige Nichtbcstätizung erfolgt, so hätte die Stadtverordnetenversammlung wieder und anders wählen müssen, oder die Vcraniwortung für daS Vacuum auf dem Sessel deS Bürgermeisters hätte sie getroffen. Nun aber vermögen die Herren zu sagen: wir können, wir dürfen nickt wählen, denn die Wabl Kauffmann's ist noch nickt einmal von ter Regierung für die Erledigung reif gemacht, geschweige vom Kaiser erledigt. Den Parteitag der deutsck-socialen Reform partei, der zu Anfang der Woche in Leipzig abge balten wurde, hat sein Vorsitzender mit früheren derartigen Veranstaltungen der Partei verglichen und dabei bemerkt, raß, während früher minderwerthigr Differenzen einen breiten Raum eingenommen hätten, diesmal alle einschlägigen Zeilfragen ausführlich besprochen worden wären. Ueber- lreibend, aber nicht unrichtig. Nun aber ist zu bemerken, daß die „minderwerlhige Differenz" des Voijahres diesmal nur vermieden werden konnte, weil am Leibe des Antisemitismus wieder einmal eine Amputation vor genommen worden ist, und zwar die Abtrennung sehr wichtiger Gliedmaßen, des Herrn Liebermann v. Sonnenberg und seines Anhanges. Wenn man einen Körpertheil wegschncidet, so thul dieser freilich nicht mehr wehe, aber der Körper selber bat durch die Operation nicht gewonnen, er ist und bleibt »educirt. Und reducirt ist in Leipzig auch daS ActionS- Programm worden, obwohl es formell keine Aenderung erfuhr. „Mit allgemeinen Iudendebatten und mit Radau wirb nun keine Eifolge erzielen". Wird diese Reduktion des ActionSpro- grammS di« Reduktiv» des ParteitöiperS aufheben oder wenigstens mindern? Leute, deren LebcnSelement der Radau ist, wird man durch dessen Verwerfung nicht anzieben. Um so mehr muß man bestrebt sein, das Aclionsprogramm so zu erweitern und auSzuivdren, daß eS eine Anziehungskraft aus andere Naturen ausübl. Man mußzugeben: die Behandlung der Zollfragen, inbcsondere der lanrwirtbschaftlichen Zoll- srage, bewegte sich in Leipzig auf positiven Bahnen und die dazu gehaltene Hauptrede war geschickt und wirksam gefaßt; aber die Partei, die in Meseritz-Bomü zugleich mit dem Deutschtbum auch die Landwirthschaft that- lächlich bekämpft bat, wird dafür sorgen müssen, daß der artiges in Zukunft unterbleibt, damit eS nicht heiße, die Tbat siebe im Gegensatz zu dem papierenen Programm und schönen Programmreben. Der Krieg in Südafrika. Die Verstärkung«! der Boeren. I. 6. Brüssel, 11. October. In der Frage, auf welchem Wege den Boeren während der letzten Monate Zufuhren an Freiwilligen und Kriegsbedarf zugegangen seien, wird von hiesigen Boerenkreisen daran erinnert, daß ja vor acht Monaten Rochefort in aller Öffentlichkeit angetündigt habe, ein von ihm gebildetes Hilfscomitö werde über Madagaskar 15 000 be waffnete Freiwillige nach Südafrika befördern. Allerdings habe das Comitä diesen Plan bei Weitem nicht in vollem Umfang: durchführen können, aber unthätig sei dasselbe nicht geblieben, und auch eine kleine Hilfeleistung sei unter den jetzigen Ver hältnissen für die Boeren schon von größtem Nutzen gewesen. Tic Anklage gegen vr. krause. Aus London-, 8. Oktober, wird in Ergänzung unserer Mittheilungen der „Frkf. Ztg." noch geschrieben: Im Polizei gericht von Bow Street begann heute die eigentliche Verhandlung gegen den früheren transvaalschen Staatsanwalt I)r. Krause wegen Auslieferung desselben nach Südafrika. Im vollbesetzten Gerichtszimmer befand sich die Schwester des vr. Krause, Frau Dixon, und Frau Williams, eine Schwester des Präsidenten Steijn. Der Angeklagte, der sehr gut gekleidet und frisirt, aber in der Untersuchungshaft etwas abgemagert war, nickte seiner Schwester lächelnd zu, als er in den Saal geführt wurde, und machte sich während der Verlesung der Anklage zahlreiche Notizen. Der Vertreter der Anklagebehörde sagte, vr. Krause sei erstens am 31. August des Hochverraths angeklagt worden, und am 3. September sei eine Anklage wegen An stiftung zum Morde gegen ihn erhoben. Die Anklage behörde verlange deswegen Auslieferung des Angeklagten nach Transvaal, vr. Krause sei erster Staatsanwalt in Jo hannesburg und Specialcommandant deS WitwaterSrand gewesen. Als am 29. Mai 1900 Lord Roberts mit seinen Truppen vor Johannesburg ankam, hatte vr. Krause die Stadt unter seinem Kommando. Roberts schickte Boten in die Stadt, die sofortige bedingungslose Uebergabe verlangen sollten, und unter diesen Boten befand sich ein gewisser Douglas Forster, der britischer Unterthan und englischer Anwalt ist, aber auch in transvaalschen Diensten gestanden hat, bis er kurz vor dem AuSbruche des Krieges Johannesburg verließ, weil er wußte, daß gegen ihn und andere englische Unter than e n VerhaftSbefehle erlassen waren, vr. Krause willigte, wie bekannt, in die Uebergabe von Johannesburg ein, verlangte aber einen Waffenstillstand von 24 Stunden, und machte gel tend, daß es einen ernsten Straßenkampf in der Stadt geben würde, wenn man den Waffenstillstand nicht bewillige. Lord Roberts drückte nachher dem vr. Krause schriftlich seinen Dank dafür aus, daß „in Folge seiner Energie und Wachsamkeit Ord nung und Ruhe bewahrt worden" sei, und er dankte ihm „für die werthvolle Hilfe, di« er ihm gelegentlich des Einzugs der eng lischen Truppen in Johannesburg gewährt habe". Nach der Be setzung Johannesburgs durch die Engländer fing vr. Krause an, die Rechte transvaalscher Bürger den neu eingesetzten eng lischen Behörden gegenüber als rechtskundiger Beistand zu ver treten, und am 5. Juni erhielt er die formelle Erlaubniß, vor den Militärgerichten in Johannesburg als Anwalt aufzutreten. DouglaS Forster, der gleichzeitig als rechtskundiger Beirath der Militärbehörden in Johannesburg thätig war, gab diesen den Rath, keinen Advokaten bei den Militärgerichten zuzulassen, der nicht der englischen Regierung den Treueid geschworen habe, vr. Krause weigerte sich, den Treueid zu leisten, und in Folge dessen wurde ihm die Erlaubniß, als Anwalt zu prakticiren, entzogen. Beinahe gleichzeitig, und zwar am 9. Juni, wurde ihm aufgetragen, sich schriftlich zu ver pflichten, daß er Johannesburg nicht ohne schriftliche Erlaubniß des Militärgouverneurs verlassen wolle. Diese schriftliche Zu sicherung gab vr. Krause. Am 25. Juni wurde von vr. Krause verlangt, er solle auf einem Eisenbahnzuge fahren, wie dies auch von anderen namhaften Einwohnern Johannes burgs verlangt wurde. Am 9. Juli ersuchte vr. Krause um die Erlaubniß, seiner Gesundheit halber Südafrika auf vier Monate verlassen zu dürfen. Diese Erlaubniß wurde ertheilt. vr. Kaufe kam im Oktober 1900 inParisan und begann hier eine Correspondenz mit Vr. Leyds. Sein erster Brief an vr. Leyds in Brüssel enthielt eine Bitte um Erlaubniß, dem Empfange des Präsidenten Krüger in Marseille beiwohnen zu dürfen. Leyds erwiderte hierauf, die Sache sei in den Händen des französischen Comites und vr. Krause möge lieber fernblciben, da er Geld brauche und keines für ihn vorhanden sei. Am 28. Oktober 1900 schickte Krause an Leyds einen Bericht über seine Uebergabe von Johannesburg und bat ihn, diesen Bericht dem Präsidenten Krüger vorzulegen, vr. Krause sagt darin, er habe durch den 24stündigen Waffenstillstand, den er erlangt habe, erreicht, daß die Bürger Johannesburg hätten verlassen können und daß die Boeren 180 000 Pfd. Sterl. an Gold und anderem Gelde gerettet hätten. Er hätte den Eng ländern wohl eine ruhige und ordentliche, aber eine leere Stadt übergeben. Er fügte hinzu, es lägen noch andere Dinge vor, die bespräche er aber lieber mündlich mit vr. Leyds. Er sei auch bereit, der Transvaal-Negierung weitere Information zu geben. Am 1. September 1900 wurde, wie bekannt, Transvaal formell von der englischen Regierung annectirt. Am 8. De- cember erhielt vr. Krause, zusammen mit einem gewissen vr. Schultz, der die Reisekosten für ihn bezahlt hatte, die Erlaubniß, noch länger in Europa zu bleiben, aber das englische Kriegsministerium fügte hinzu, er dürfe als auf Parole be findlicher Kriegsgefangene: gar nicht nach Südafrika zurück lehren. vr. Krause protestirte hiergegen und machte geltend, daß er nach hier herrschender Anschauung nicht mehr Bürger der Transvaalrepublik, sondern britischer Unterthan sei. Am 25. Februar erschien in den „Times" ein „Markham" unterzeichneter Brief, der von vr. Krause geschrieben und in dem Douglas Forster als ein zweifelhafter Charakter bezeichnet war. Dann soll Krause in verschiedenen Briefen das Ver langen ausgesprochen haben, daß Forster erschossen oder sonstwie aus dem Wege geräumt würde. Zwei solcher Briefe wurden bei Krause vorgefunden, als man ihn verhaftete. Einer der Briefe hatte die Form eines gedruckten Pamphlets, in dem den Boeren gerathen wurde, den Kampf fortzusetzen, da ein täglich wachsender Theil des englischen Volkes anerkenne, daß die Boeren die Bewunderung Jedermanns verdienten und daß England ganz Südafrika verlieren würde. Der Ende vorigen Monats in Johannesburg erschossene frühere trans- vaalsche Staatsanwalt Broetsma ließ dieses Pamphlet drucken. Angeblich war es in der „Felddruckerei der Regierung der Südafrikanischen Republik" gedruckt. Broeksma erhielt von den im Felde befindlichen Boeren Nachrichten und schickte sie an vr. Krause, und dieser gab sie dann an die in Europa be findlichen Mitgieder der Transvaal-Regierung weiter. Durch vr. Krause's Vermittelung gelangten auch Nachrichten von Europa nach Südafrika. Broeksma schickte ferner Mit theilungen an Krause, die hier gedruckt werden und dann ge druckt in Südafrika verbreitet werden sollten, damit die Boeren dadurch zur Fortsetzung des Kampfes aufgemuntert würden. In einem Briefe von Broeksma sprach vr. Krause verächtlich von den Engländern und sagte außerdem: „Der Erzschurke Sir A. M. ist in Johannesburg angekommen. Was denken Sie davon, daß solch' eine Person in Südafrika regiert?" Oefter wird in den Briefen ein gewisser vr. W. I. William- son erwähnt, was vr. Leyds sein soll. In einigen Briefen werden „Flaschen Medicin" erwähnt, die „sicher, ohne geöffnet zu sein, besorgt sind und einigen Leuten gutgethan zu haben scheinen". Aus anderen Briefen geht hervor, daß Vr. Krause verschiedene Male vr. Leyds um Geld ersuchte und daß er zweimal vierzig Pfund Sterling von ihm erhielt. In einem Briefe schrieb vr. Krause in Bezug auf Douglas Forster: „Auf irgend welche gesetzmäßige Weise muß dieser Mann aus dem Wege geschafft werden, koste es, was es wolle. Sein Ein fluß ist sehr schädigend." In einem anderen Briefe schrieb Krause: „Alles geht hier seinen alten Gang. Es werden hier unglaubliche Lügen gedruckt, und die Person F., von der ich Ihnen schrieb, ist die Ursache davon. Ich schrieb Ihnen, daß unsere Leute darüber unterrichtet sein sollten, so daß er auf irgend eine gesetzmäßige Weise geschossen oder sonstwie aus dem Wege geräumt werden kann. Es ist absolut nothwendig. Je eher, um so besser für unsere Sache." John Douglas Forster, der sich gegenwärtig in London aufhält, wurde als Zeyge vernommen und sagte, er habe als Rechtsanwalt in Johannesburg und Kimberley prakticirt. Er sei Vicepräsident und Präsident der Südafrika nischen Liga gewesen, die begründet worden sei, um die Rechte der Uitlanders zu schützen. Er ging dann auf den Edgar-Fall ein, mit dem Krause auf der einen und Forster auf der anderen Seite zu thun hatten, und hierbei scheinen sich Beide verfeindet zu haben. Die Verhandlung wurde vertagt. Englische Grausamkeiten. Ueber eine unerhörte Brutalität einiger eng lischer Soldaten berichtet die „Deutsche Wochenzeitung in ren Niederlanden" aus Grund von Mntbeilungen, welche die 76jährige Frau Cremer, eine Schwägerin des niederländi schen ColonialministerS Cremer, einer Gefangenen im Lager zu Kronstadt, gemacht bat. Kurz vor der Ankunft der Fran Cremer in dem genannten Lager war ihr Mann gestorben. Ihr ältester Sohn war als Commandanr deS Senekalcom- mandoS bei Tadancku gefallen und ihre beiden anderen Söhne sitzen als Kriegsgefangene auf Ceylon. Die alte Dame selbst ist drei Tage nach ihrer Ankunft im Lager gestorben. Vorher hatte sie über ihre letzten Erlebnisse Folgendes erzählt und andere betheiligte Frauen haben eS bestätigt: Am 6. Juni fielen die Boeren bei GraSpan, in der Nähe von Reitz, den englischen Transport an, bei welchem sich Frau Cremer und die andern Frauen mit ihren Kindern befanden. Als die Engländer einige Verwundete bekamen und die Boeren immer näher rückten, wurde den Frauen und Kindern befohlen, aus den Wagen zu kriecken und sich vor die Soldaten hinzustellen; diese schossen unter ihren Armen durch auf die nahenden Boeren. Auch hinter Frau Cremer batte sich ein Soldat postirt, der unter ihrem Arm durchschoß. Durch das Feuer der Boeren sielen acht Frauen und zwei Kinder. Als die Boeren dies saben, stellten sie das Feuern ein; sie schrieen wie „wilde Thiere" und drangen mit den Kolben in den Kreis der Soldaten ein; sie schlugen die Tommy'S todt wie tolle Hunde. Zuvor wurden aber wohl noch gegen 20 Boeren in kurzer Enlsernnng von den englischen Soldaten erschossen. Die Boeren wollten den Wagenzug und die Frauen mit- nebmen, aber sie sahen in der Ferne starke Truppenmassen ankommen. Deshalb nahmen sie nur die Zugochsen mit. Die Wagen, auf welchen sich die Habe der Frauen befand, verbrannten sie nickt. Im Handgemenge fielen GerarduS Muller, der den Engländern als Führer gedient batte, und seine beiden Brüder, die auf Boerenseite gekämpft batten. Der alte Vater bat sich die Schande Gerard'« so zu Herzen genommen, daß er bald darauf gestorben ist. * Kapstadt, 12. Oktober. („Reuter's Bureau".) In Barklh West wurde ein zum Tode verurtheilter Farmer zu 10 Jabren Zwangsarbeit begnadigt. Bei einem Farmer in JacobSdal wurde sie Todesstrafe in Deportation umgewandelt. Ein früherer Feld- cornet in Boyburg war zu 10 Jahren Freiheitsstrafe verurtheilt; diese Strafe wurde aus drei Iabre herabgesetzt. Die über einen Farmer in Bryburg verhängte Todesstrafe wurde in lebenslängliche Zwangs arbeit umgewandelt. Zwei junge Farmer, die zweiMal zumFeinde übergegangen waren, wurden heute früh durch den Strang hin gerichtet. In Worcester wurde ein Farmer aus Bryburg zu 100 L bez. 9 Monaten Hast verurtheilt, weil er aus seiner Farm Lebensmittel für mehr als sieben Tage hatte. Kapstadt, 12. October. (Privattelegramm.) Comman- dant SckeeperS ist mit 100 Mann im Mittelburgdistrict von General French gefangen genommen worden. * London, 12 Oktober. Eine Brüsseler Drahtung der„Morning Post" besagt, einer Depesche aus Lo uren^o MarqueS zufolge habe Dcwet's Commando seine Verbindung mit Botha'S Streitmacht bewerkstelligt. („Voss. Ztg.") Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 12. October. Die anarchistischen Clubs in und bei Berlin treiben unbehelligt ihr Wesen weiter. Nachdem kürzlich der anarchistische Club „Heine" in Rixdorf bekannt gegeben, mit welcken „interessanten" Dingen sich die „Genossen" in dem Club beschäftigen, tbeilt jetzt der anarchistische Club „Nord" die Reibe der Vorträge mit, durch welche die Genossen im Sommer unterhalten wurden. Harmlose Dinge sind es nickt; die „deutsche Revolution", die „NiederwaldteiikmalSverschwörung", die „Präsidentenmorde m Amerika" u. s. w. gaben Anlaß zu lebbaften Debatten. Der Besuch des Clubs war ein guter; doch soll im Nordea Beilins noch eine ganze Anzahl Anarchisten wohnen, die man im Club bisher vermißt hat. Gestern fand wieder ein DiscussionSabend in der Grüntbalerstraße statt, der dem überwachenden Beamten vielleicht manche Spur verratben bat, aus welche sonst die Polizei nickt gekommen wäre. Nach dem Rücktritte Landauer'S von der anarchistischen Bewegung und dem Untertauchen der verbummelten Studentin Fanny Jena, hat jetzt mit Pawlowitsch Genosse Rudolf Lange, der sich im Gegensatz zu P. auf den Akademiker binauSspielt (der aus Sud- deutsckland stammende Dempwolff sitzt höckstwabrscheinlich im Gefängniß), die Führerschaft in der anarchistischen Be wegung. Er hat sich kürzlich nach Süddeutschland begeben und will namentlich mit einem Vortrag über den Gumbinner Prcccß im Stuttgarter Gewerkschaflssaale großen Erfolg er zielt haben. Zn Reutlingen hat er sich nickt öffentlich hören lassen, da der Besuch der Versammlung zu schwach war. In der letzten Nummer deS „Neuen Lebens" wird über den Ein gang von rund 325 quittirt, deren größerer Theil auS ^üddcutsckland stammt. Von einem Abflauen der anarchi stischen Bewegung in Deutschland kann also nicht die Rede sein. Berlin, 12. October. (Johannes Janssen in katholischer B e u r t h-ü i l u n g.) Wer die Verhimmelung kennt, die von den klerikalen Publicisten mit Johannes Janssen getrieben wird, muß mit doppelter Genugtuung die unbefangene Kritik begrüßen, die ein katholischer Forscher von der Bedeutung des Freiburger Professors F. H. Kraus wenigstens an einem Theile des Janssen'schen Geschichtswerkes übt. Es ge schieht dies in der „Literarischen Rundschau für das katholische Deutschland", in deren neuestem Hefte Kraus den von Ludwig Pastor neu bearbeiteten 6. Band von Janssen's „Geschichte deS deutschen Volkes" bespricht. Kraus schreibt hier u. A.: „Don allen Bänden der Janssen'schen „Geschichte des deutschen DolkeS" hat der 6. die stärkste und auch die verdienteste Anfechtung er litten. Janssen's Stellung zur Renaissance war eine durchaus und schroff ablehnende. . . . Sonach hat für ihn Auftreten und Eindringen der Renaissance und man kann fast sagen auch des Humanismus im Grunde nur Böses bedeutet. In diesem Sinne war sein 6. Band geschrieben: er mußte bei ehrlichen und begeisterten Freunden der Renaissance auf ernstlichen Widerspruch stoßen, aber auch in der strengen Kunstwissenschaft das Urtheil erfahren, daß diese Art, die Dinge anzusehen und zu behandeln, außerhalb der Grenzen einer wirklich kunst geschichtlichen Kritit sich bewege. Friedrich Schneider ist unter den Katholiken neben Joh. Graus derjenige gewesen, welcher dieser Ueberzeuguna am unumwundensten und schärfsten Ausdruck verliehen hat. Bei aller Verehrung für di« Person und die allgemeinen Anschauungen, auf denen Janssen's Weck beruht, konnte sich der Bearbeiter der neuen Auslage
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