01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010302019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901030201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901030201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-02
- Monat1901-03
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AnttMatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen «Preis die ^gespaltene Pktitzeile H. Necla men unter dem Redactionsstriw (4 gespalten) 75 vor den Familien N ach richten («gespalten) 60 Tabellarischer und Z'tsernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 2S (excl. Porto. —— Ertra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70—. Ilnnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags unuMerbrocheu geöffnet von früh 8 biS Abends 7 Uhr- Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^?U2. sssssssssss Das Ausland UN- die deutsche Zollpolitik. SS Ein Theil der auswärtigen europäischen Staaten schenkt schon jetzt der Frage der neuen deutschen Handelsverträge die größt« Aufmerksamkeit. Der russische Finanzminister hat dem ersten Angriffe in der „Handels- und Industrie-Zeitung" einen zweiten in seinem „Finanzboten" folgen lasten. Aber nicht nur Rußland, sondern auch die mit Deutschland verbündeten Staaten Oesterreich und Italien machen in ihrer Presse, getreu dem bekannten Worte: „Ich kenne die Absichten des Ministers nicht, aber ich mißbillige sie", gegen die zu erwartende deutsche Zollpolitik schon jetzt mobil. Die „Neue Freie Presse", die bisher immer von dem Grafen Bülow höchst entzückt war, wirft ihm fast genau mit den Worten der „Freisinnigen Ztg." vor, durch „Diplomatisiren" das Vertrauen zu verlieren, und zwar nicht nur das Vertrauen in seine innere Politik; er entziehe durch die Erschwerung der zu erneuernden Handelsverträge auch der äußeren Politik ein Element des Vertrauens. In ähnlicher Weise geht die italienisch-offiöiöse „Tribuna" vor, indem sie er klärt, auch Italien beginne durch die beabsichtigte deutsche Zoll politik alarmirt zu werden. Deutschland könne denn doch nicht dem Zollkriege und der politischen Jsolirung mit Gelassenheit entgegensetzen. Deutschland werde entweder ein Industriestaat sein, oder es werde überhaupt nicht sein. Um zunächst auf den letzten Satz des italienischen Blattes einzugehen, so möchten wir der „Tribuna" doch dringend ein wenig mehr Bescheidenheit anrathen. Das deutsch« Reich und das Königreich Italien sind ja zu gleicher Zeit geboren worden, aber in dem Menschenalter, das seitdem vergangen ist, hat sich Deutschland zu kräftiger Männlichkeit entwickelt, während Italien an vorzeitigem, greisenhaftem Siechthum leidet. In Italien wechseln Agrarrevolten im Süden und Jndustrierevolten im Norden des Landes so regelmäßig mit einander ab, daß man kaum weiß, was eigentlich kränker ist, die Industrie oder die Landwirthsckaft. Wir haben mit den Sorgen des schönen und jedem Deutschen sympathischen Landes das herzlichste Mitgefühl, aber es berührt uns doch geradezu komisch, wenn «in Organ gerade dieses Landes uns vorsckreibcn will, unter welchen Be dingungen Deutschland allein gedeihen tonne und in welchem Falle es zu Grunde gehen muffe. Die Drohung mit der politischen Jsolirung Deutschlands wegen seiner Zollpolitik schreckt uns wenig. Deutschland, Oester reich und Italien stellen kein vereinigtes Wirthschaftsgebiet dar, sondern sind politisch mit einander verbündet. Lediglich aus politischen Gründen haben sich Oesterreich und Italien an Deutschland angeschlosten, und dieser Anschluß erfolgte gerade zu einer Zeit, wo Deutschland zum Schutzzollsystem übergegangen war. Wenn alsck damals die schutzzöllnerische Tendenz der deut schen Wirthschaftspolitik den Abschluß des Bündnisses nicht ver hinderte, so wird sie wohl heute nicht den Fortbestand des Drei bundes in Frage stellen. Wir wüßten auch nicht, daß die politi schen Zweckmäßigkeitsgründe, aus denen die drei europäischen Kentralmächte sich an einander anschlosten, durch eine Aenderung bezw. Erhöhung des europäischen Zolltarifs irgendwie alterirt würden. Im Uebrigen befinden sich sowohl Oesterreich wie Italien gegenwärtig in derartigen inneren Schwierigkeiten, daß sie herzlich froh sein können, durch das Bünvniß mit Deutsch land nach außen hin geschützt und dadurch in der Lage zu sein, ihre Kraft auf die Lösung der inneren Schwierigkeiten zu concentriren. Der concentrische Angriff der russischen, österreichischen und italienischen Presse wäre allenfalls verständlich, wenn Deutsch land daran dächte, sich vollkommen gegen die Einfuhr aus den anderen Staaten abzuschließen und zu einem direkten Pro- hibitionssystem überzugehen. Da aber Deutschland Weser, wie die Weisheit der „Tribuns" annimmt, ein r°iner Industriestaat, noch auch wie Rußland, ein reiner Agrarstaat ist, sondern da die industriellen und die agrarischen Interessen einander die Waag schale halten, so ist Deutschland um der Interessengegensätze kn dem eigenen Lande willen genöthigt, auf einer mittleren Linie zwischen reinem Freihandel und absolutem Prohibitionssystem zu verbleiben. Demgemäß ist es völlig überflüssig, wenn die auslän dischen Blätter das Gespenst eines Zollkrieges und damit zugleich einer wachsenden Verschlechterung der politischen Beziehungen an die Wand malen. Das Ausland wird auch in Zukunft mit und von Deutschland leben können, wie Deutschland seinerseits Mit und von dem Auslande l-ben will. Vielleicht -wird allerdings bei dem nothwendigen Ausgleiche Deutschland weniger gut- müthig verfahren, als in der ersten Hälfte der neunziger Jahre, aber damit werden sich die auswärtigen Staaten abfinden müssen. Um so beschämender wirkt es, in einem Theile der deut schen Presse Artikel zu finden, die von der Furcht vor der politischen Jsolirung Deutschlands wegen seiner Zollpolitik dictirt zu sein scheinen. Unter diesen Blättern befinden sich sogar solche, die sonst mit Vorliebe das Wort Bismarck's „Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts in der Welt" in Erinnerung bringen, und den Lestern der deutschen Politik einen Vorwurf daraus machen, daß sie nicht der Boeren willen einen Krieg mit Eng land heraufbeschworen haben. Wie verträgt sich diese politische Kühnheit, die vor keiner Gefahr zurllckschreckt, mit einer wirth- schaftlichen Zaghaftigkeit, die das Ausland zu verschärften Drohungen veranlassen muß? Man irrt aber wohl schwerlich in der Annahme, daß dies« Zaghaftigkeit nur «ine Maste ist, die man aufsetzt, um die eigen« Regierung rinzuschüchtern. Dadurch aber wird die Rolle nicht besser, die diese Blätter spielen. Mögen sie wirklich in diesem Falle »ine Angst verspüren, die sie bei großen politischen Fragen als der deutschen Nation unwürdig be zeichnen und verirriheilen, oder mögen sie Angst nur heucheln, um ihren eigenen wirthschaftlichen Wünschen die Erfüllung zu sichern: auf jeden Fall machen sie sich zu Verbündeten des drohenden Auslandes und fördern seine Absicht, das deutsch« Reich unter frenchen Willen zu beugen. Sonnabend den 2. März 1901. 85. Jahrgang. Der Krieg in Südafrika. Stellenbosch, die täglich von Stellenbosch nach Capstadt reisen, wo sie in den Bureaux der Regierung Anstellung haben, bei ihrer Rückkehr Abends sofort verhaftet und von der Wache, bi mst Gewehr und aufgepflanztem Bajonnet bewaffnet war, Im Regenwetter, zum Vergnügen des Pl«bs, zu dem Hauptmann der Torvn xuoi-cks geführt wurden, der die beidenHerrcn und ihre Reisetäschchen sehr sorgfältig nach verbotenen Zeitungen durch uchte. „Thut mir recht leid" — weiter kam aber der Herr Hauptmann nicht, denn einer der beiden Herren fiel ihm veracht lieh in die Rede: „Schweigen Sie doch, es thut Ihnen ja nur leid, daß Sie keine verbotene Zeitung bei uns gefunden haben." Im District Worcester wurde bekannt gemacht, daß, wer seine Pfecve nicht bis zu einem bestimmten Termin zum Registriren und Verkauf brächte, es sich gefallen lassen müßte, wenn seine Pferde später commandirt würden, und man dann mit dem Preise zufrieden sein müsse, den das Militär dann noch geneigt sein würde, zu geben. Ein angesehener Farmer daselbst, der seine Thiere für landwirthschaftliche Zwecke sehr nöthig hatte, ließ es also darauf ankommen, daß man später seine Thiere „comman- diren" würde. Aber statt dessen wurde er sammt seinem Sohne ins Gefängniß abgeführt, und Beide mit je si Pfund Sterling Strafe belegt, nebst der Aussicht, daß er nun über Haupt gar nichts für seine Pferde erhalten würde. Noch brutaler ist «in Willküract des Kommandanten von Beaufort, Sir Fred Forestier-Walker. Dort hatten 12 an gesehene Farmer, die beschuldigt gewesen waren, zu Anfang des Krieges die Boeren unterstützt zu haben, die Erlaubniß erhalten, gegen hohe Kaution auf freiem Fuße zu leben, zumal die Beweise gegen sie auf sehr schwachen Füßen standen. Trotz dieser g e richt liehen Entscheidung ließ Sir Walker sie aufs Heue ins Gefängniß setzen, um vorzubcugen, daß sie nicht etwa mit Emissären des Feindes, die man zunächst nur in der Gegend v-- muthet, in Verbindung kämen, obschon Niemand ohne Erlaubniß weder Beaufort betreten, noch verlassen darf. Fast vier Wochen mußten diese Unglücklichen wieder im Gefängnisse zubringen, ehe es ihren Verteidigern gelang, diese Angelegnheit vor den ordent lichen Gerichtshof zu bringen. Die Entscheidung des Gericht- ging denn auch dahin, daß das Gericht und nicht Sir F. Forestier- Walker die Krone zu vertreten habe, und dies« Leute, gegen welche kein« neue Beschuldigung vorläge, auf freie Füße zu setzen seien. — Weitere Entschädigung gab es aber nicht und die Leute mußten auch noch die ansehnlichen Gcrichtskosten tragen. Seit Kurzem reisen einige angesehene Engländer hier im Lande umher, um zu sehen, wie das Standrecht ausqcübt wird, und um Material zu sammeln, um Lors Cbamberiain in oer nächsten Parlamentssitzung anzugreifen. Was diesen Herren hier schon gesagt wurde, lautet etwa: Wir waren bisher zufrieden mit der englischen Regierung, seitdem wir aber als Rebellen-und nicht mehr als Unterthanen behandel: werden, und an dem Ruin un serer Kolonie gearbeitet wird, sind wir auf das Aeußerste er bittert, und wenn nicht schon in diesem Kriege, so wird sich später dieses rücksichtslose Vorgehen an England rächen. Die Nachrichten von der Gefangennahme Steijn'S, Botba's der Umzingelung De Wet'S und der im Widerspruch hiermit behaupteten Zerstreuung der Sckaaren De Wests haben -sich ämmtlich nicht in dem behaupteten Sinne bewahrheitet. Nur das Eine steht fest und ist bei der numerischen Ueber- macht der britischen Truppen nicht überraschend gewesen, daß De Wet nach seinem Eindringen in die Capcolonie auf so überlegene britische, ihm allem Anschein nach in con centrischem Zusammenwirken gegenüberlretende Streitkräfte traf, daß er in seinem Vordringen erheblich aufgehalten wurde und auch einige Verluste erlitt. Die Marschroute De Wet'S ist von seinem bei Sanddrist aber den Oranjefluß erfolgenden Einbruch in die Capcolonie durch eine starke Skricklinie bezeichnet. Während ein Detache ment De Wet'S auf Col>Sbrrg marschirte, wandle er sich nach Westen, besetzte zeitweilig PhilipStown, kreuzte die Bahn zwischen De Aar und Hopetown bei Houtkral und batte hier ein Gefecht zu bestehen, daS seinen Weitermarsch nach Westen, anscheinend mit dem Ziel auf PrieSka, nickt auf halten konnte. Von den britischen Generalen, speciell Plumer, verfolgt, wandte De Wet sich mehr nördlich über Stryden- burg, während im Rücken der britischen Armee, östlich De Aar, die Bahn bei Taiboschfontain von Boerenabthcilungen angegriffen wurde. De Wet sollte den englischen Meldungen zufolge dann in dem Winkel des Oranjeflnsses nordwestlich von Hopetown so in die Enge getrieben worden sein, daß anticiprrnclo seine Capitulation bereits gemeldet wurde. In Wirklichkeit ist De Wet aber dort einer Um zingelung entgangen. Er soll eine Abthcilung nach Westen auf PrieSka zu entsandt, sich selbst aber östlich nach dem Oranjcfluß gewendet haben, den er bei MarkSdrift vergeblich zu überschreiten suchte. Weiter südöstlich wandernd, also einen Haken schlagend, entsandte er HaSbrock unterwegs über den Oranje in der Richtung nach Belmont zu, blieb aber selbst in der eingeschlagenen südöstlichen Marschrichtung, und kreuzte nun abermals die Eisenbahnlinie von De Aar, und zwar bei Krankuil. Während englischerseit» ein baldiger Erfolg des nun gegen De Wet eingeleiteten Kessel treibens vorauSgesagt wurde, daS von einem Cordon von Oranje-River-Station bis NorvalSpont gegen den sich nach PetruSville begebenden De Wet, unter energischer Antbeil- nakme der berittenen Truppen de» Obersten Tornycroft von De Aar der, unternommen wurde, entschlüpfte, wie im gestrigen Abendblatt gemeldet, De Wet abermals und zwar südwärts in der Richtung auf ColeSberg zu, wa« auf der obigen Karte noch nicht verzeichnet ist. Höchst bemerkenSwerth ist, daß De Wet, angeblich auf» Aeußerste geschwächt, den in unserer Karte dargestellteu Haken geschlagen hat; denn er batte mit geringerer Gefahr den Oranjeriver überschreiten können, als einen solchen Flanken marsch an De Aar vorbei zu unternehmen. Es kann die» nur dadurch erklärt werden, daß De Wet sich stark genug fühlte, die Bereinigung mit anderen Boerentrupp» in dieser Gegend adzuwarten, seine Sache südlich des OransislusseS also noch nicht verloren gab. Thatsächlich ist denn auch süd lich von De Aar bei Richmond ein so ernster Angriff von Boeren erfolgt, daß dritischerseit» Hilfskräfte vou Hannover herangezogen werden mußten; und anvererseNS wird gemeldet, Commandant Hertzog mit 1100—1500 Mann habe sich, aus dem PrieSka-Bczirk in Eilmärschen hervorrückend, mit ihm ver einigt, ebenso Brand. Unter Sem Standrecht . Aus Kapstadt, 6. Februar, schreibt man unS: Wie sehr durch das fast in der gesummten Kolonie verkündete Kriegsrecht die persönliche Frei heit beeinträchtigt wird, davon sollen diese Zeilen einige Beispiele geben. Ist man ja doch selbst in Kapstadt, obgleich hier noch kein Standrecht herrscht, von allen Chitonen des Militärs nicht verschont. So passirte es, daß zwei Lehrerinnen, die füc die Weihnachtsferien „Permits" von Kimberley nach Kapstadt und retour hatten, als sic für die Rückreise von hier ihre zuvor bestellten Plätze für den Nachtzug besetzt hatlen, und nachdem ihre Fahrkarten von dem Controleur nachgesehen waren, kurz vor der Abfahrt von der Militärpolizei nochmals aufgeforvert wur den, ihre Permits vorzuzeigen. „Aussteigen", hieß es, die Permits von der Militärbehörde in Kimberley geltennichtbeidervonkapstadt. Alle Vorstellungen der Damen, daß sie zur bestimmten Zeit auf ihrem Posten sein müßten, halfen nichts, sie konnten sehen, wo sie die Nacht mit ihren sieben Sachen blieben. Am nächsten Tage mutzten sie sich bemühen, von der capstädtischen Militärbehörde neue Permits zu erhalten, aber dafür die von Kimberley abgeben. Es wäre nun gar nicht zu verwundern, wenn die Militärbehörde von Kimberley diese Damen wieder zurück nach Kapstadt senden würde, um die von ihr gegebenen Permits wieder zu holen, da die von Kapstadt bei der Militärbehörde von Kimberley keine Gel tung hätten. Schlimmer ergeht es in den Distrikten, wo rnartial Inrv herrscht, und schon aus dem angrenzenden Stellen bosch hört man, welchen Vollqenuß der englischen Freiheit das Standrecht dort bringt. So waren Professor Vr. Viljoen und der Rector d?s dortigen Gymna siums vr. Marais Anfang Januar, als noch kein Stand recht erklärt war, in das Bad bei Montag» (unweit Worcester) gereist. Während sie dort waren, wurde sowohl über Stellen bosch wie Worcester, aber noch nicht über Montagu das Kriegs rechte verhängt. Sie besuchten also vor ihrer Abreise von Montagu den Magistrat, als die höchste Behörde in dem District, um Passe zur Ruckfahret nach Stellenbosch zu erlangen. Es wurde ihnen aber gesagt, daß das ganz unnöthig sei. So reisten di« Herren denn ganz sorglos nach Worcester ab. Etwas be fremdend kam es ihnen allerdings vor, daß dieThürenihreS CoupSS eine Station vor Worcester zugeschlossen wurden. Bei ihrer Ankunft in Worcester bemerkten sie, daß der Perron abgesperrt war und sahen auch einen Sergeanten und sechs Mann mit aufgepflanztem Bajonette direkt auf ihren Wagen zusteuern, die sie als Gefangene nach der Wachtstube schleppten. Die beiden Herren äußerten den Wunsch, den Kommandanten zu sehen, es wurde ihnen aber bedeutet, daß eS Sache des Kommandanten sei, wenn es ihm gefällig wäre, sie zu sehen. So mußten sie denn in der unreinlichen Wachtstube ohne Fenster, ohne Bank oder Stuhl einige Stunden warten, ehe sie vor den Kommandanten geführt wurden, der eine lange» Protokoll über sie aufnahm auf höheren Befehl. Nach den nöthigen Erklärungen gab der Commandant sein« Be dauern zu erkennen über die Unannehmlichkeiten, die sie unschul diger Weise zu erdulden hatten, und stellte ihnen auch Pässe zur Weiterreise au». Selbst Beamte der Regierung sind, wofern sie nicht englischer Abkunft sind, vor Plackereien nicht sicher. So geschah es- kürzlich, daß zwei junge Männer aus Die Wirren in China. Reue Erhebung? „Standard" berichtet anS Shanghai: Nack Nachrichten aus chinesischer Ouelle hat Libaitschun, ein Schützling TunqfubsiangS und des Prinzen Tnan, bei Lautsckon mit 5000 Mann einen Aufstand begonnen. Die Londoner- Blätter melken aus Peking: Die englischen Truppen erhielten Befehl, sich bereit zu halten für den Fall, daß die Chinesen zögern, den Forderungen der Mächte nach znkommen. Proteste gegen SaS russische Mandschurei-Abkommen. * Die „Times" berichten aus Peking: Die Russen üben auf Li-Hung-Tickang eine starke Pression aus, um die Unterzeichnung des Abkommens bezüglich der Mandschurei zu beschleunigen. Außer Japan und England haben mehrere andere Mächte Vorste llunaen bei der chinesischen Regie rung wegen ihrer augenblicklichen Unterhandlungen mit der russischen Regierung erhoben. * Tientsin. 27. Februar. Nach Nachrichten au- zuverlässiger diplomatischer Quelle hat Deutschland die chinesische Regierung durch Li-Hung-Tschang wissen lassen, daß es unrichtig sei, wenn China werthvolle nationale Bermvgcnstheile und Einnahmeqnrllen durch ein Separatabkommen mit einzelnen Staaten oder Gesellsckasten weggäbe, so lange die Verpflichtungen Chinas gegen über der Gesammtheit der Mächte nicht klargestellt und beteiligt seien. Sicherem Vernehmen nach sind von der Mehrzahl der Mächte tdeils früher, theils nachher Erklärungen abgegeben worden, die sich mit der deutschen Erklärung decken und zum Thetl darüber hinausgehen. * Petersburg, 1. März. (Telegramm.) Admiral Alexejew hat telegraphirt: General Lenewitsch rapportirte, nachdem er den Schutz der Eisenbahn Jantsun-Schanbaikwaa ausgegeben hatte. Folgende»: „Ich bin überall unverfälschten aufrichtigen Gefühlen begegnet, die die Chinesen bei ihrer Trennung von den russischen Soldaten ausdrückten. Ueberall erschienen Proressiouen, boten den Truppen Brod und Salz und bereiteten ihnen »inen gastlichen Empfang. Auch zu mir kamen auf die Stationen Abordnungen, die mir aufrichtig für den Schutz ihrer Häuser gegen Räuber dankten. Ueberall höre ich die- selben Worte, daß bi-her nur die Russen die Chinesen wirk lich beschützt hätten, und daß mit bereu Abmarsch die Chinesen de» Schuhes beraubt sein uub schwer» Tag« solgen würden. Fast überall wurde ich gebeten, wenig ft «u» zwei Soldaten zum Sckutze zurückzulassen. Ich halt» e« sür meine Pflicht, Euer Excellenz von einem solchen Heldenmuthe unserer Soldaten und von solchen Gesüblen der Achtung unb de» Zutrauen» zu ihrer Kenntniß zu geben. Ueberall, wo »« uur mög lich war, habe ich den Bitten der Chinesen „willfahrt." (Da» sieht sehr wie bestellt» Arbeit au». D. Red.) Tie humanen Gante««. Wit die „Frkf. Ztg." au» New Aork erfahrt, wurde Conimifsar RochiU :n Peking angewiesen, gegen weitere»
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