01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040613015
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-13
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Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-strich (»gespalten) 7S nach den Familiennach richten (6 gespalten) VO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme Lä Ertra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbrfdrdrrung 60.—, mlt Postbrsvrderung 70.—. «nuahmeschluh »kr Au-tlgen: Abend «Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet »vn früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. «., R. L W. KliukhardtX 88. Jahrgang. Var Aichtigrlr vom Lage. * Im Befinden des Königs ist eine Besse« rungzu verzeichnen. Der König konnte sich gestern zum ersten Male wieder imFreienaufhalten und wird dies bei günstiger Witterung täglich und länger wieder holen. (S. Sachsen.) * Der Internationale Frauenkongretz in Berlin wurde gestern abend mit einer Be- grützungSversammlung durch die Bundespräsi dentin, Frau Marie S t r i t t - Dresden, eröffnet. (S. Letzte Nachr.) * In Petersburg wurden gestern Gerüchte über eine grohe Seeschlacht verbreitet, die vor Port Arthur stattgefunden haben soll. (S. russ.-jap. Krieg.) * Die Stadt Turka in Galizien ist von einer Feuersbrunst heimgesucht worden, durch welche über 200 Häuserzerstört wurden. * Nach einem Telegramm aus Santiago de Guayaquil nimmt in Payta (Peru) die Beulenpest eine grotzeAuSdehnungan. Innerhalb drei Stunden sind am Sonnabend 10 Personen der Krankheit zum Opfer gefallen. Var cleukcbe vorbilff In der Not lernt der Mensch beten: in der Not be kommt der russische Absolutismus konstitutionelle An wandlungen. Es geht dem russischen Kolotz augenblicklich wirklich nicht gut. Der Geist der Truppen, die bei Kin- tschau trotz einer theoretisch uneinnehmbaren Stellung von den Japanern aufs Haupt geschlagen wurden, war zwar nach der Versicherung des Generals Stössel vorzüglich. Aber was hilft der willige Geist, wenn das Fleisch gar so schwach ist? Wenn trotz der zweifellosen Tapferkeit des russischen Soldatenmaterials kein Heerführer im stände ist, die Truppen zum Siege zu führen? Wenn alle die mit so großem Tamtam angekündigten Generale und Ad- mirale sich als Nieten bewähren? Wenn trotz der Modi- lisierung immer neuer Armeekorps, trotz beständiger Truppcnnachschübe jetzt schon wieder die Rückwärtskon- zentration Kuropatkins in Aussicht gestellt wird, da ihm Kuroki überlegen sei? In allen diesen Vorgängen zeigte sich doch ebenso wie in den mit Petroleum begossenen Uni formen Kronstadts und dem durch Bubenhand zum Sinken gebrachten Panzerschiff „Orel" die zahllosen Ausstrahlungen einer Korruption, die anscheinend die ganze russische Verwaltung heillos durchseucht hat und sie völlig zu zersetzen droht. Es geschieht durchaus nicht in einer Stimmung der Schadenfreude, daß wir auf diese bedenklichen Symptome des russischen Verfalls, auf diese tönernen Füße des Kolosses, Hinweisen. Denn mag es auch menschlich be greiflich sein, daß weite Kreise des deutschen Volkes der russischen Negierung, die uns so lange mit hochmütiger Anmaßung zu behandeln sich erlaubte, eine gründliche Lektion von Herzen gönnen, so bleibt es doch bestehen, daß ein Sieg Japans für die weiße Rasse im allgemeinen und für die Weltmachtstellung des Deutschen Reiches im beson deren von den bedenklichsten Wirkungen sein würde. Es kommt deshalb auch gar nicht darauf an, ob uns die Russen als Vorkämpfer des Abendlandes besonders sym pathisch sind; im fernen Osten haben sie jedenfalls eine Mission zu erfüllen, die ihnen kein anderes europäisches Volk abnehmen kann. Deshalb hat es etwas Tragisches, zu sehen, wie Gulliver von den Liliputanern in Fesseln geschlagen wird. Die Gründe für die Ohnmacht des an Menschen und natürlichen Hülfsmitteln unerschöpflichen russischen Reiches sind nicht weit zu suchen: es ist mit einem Worte der Absolutismus, der es entnervt. Die Frage, welche Staatsform die beste sei, kann dabei völlig auf sich beruhen bleiben, Genug, daß heute innerhalb der europäischen Kulturwelt der Absolutismus nicht mehr lebensfähig ist. In irgend einer Form muß das Volk in seiner Gesamtheit an der Regierung teil haben, wenn der Staat nicht zu Grunde gehen soll. Weil man sich gegen die Wahrheit dieser Erkenntnis in Rußland gewaltsam versperrt, des halb kann es nicht verwundern, daß die Staatsmaschine immer leistungsunfähiger wird. Es ist ja nicht so, daß etwa der Zar persönlich herrscht; er ist nur der Stroh mann in der Hand einiger ehrgeiziger Staatsmänner und die Schutzwand für eine korrupte Bureaukratie. Da die öffentliche Kontrolle über den Staatshaushalt durch ein Parlament fehlt, da anderseits die Presse nur mit Filz schuhen auftreten darf, so ist die notwendige Konsequenz, daß die Staatsmittel verschleudert werden, die Hülfs- quollen des Landes unausgenutzt bleiben und die große Masse des Volkes, geknechtet und ausgesogen, immer mehr verkommt. Wird hier der Krieg mit Japan eine Wandlung bringen? Wird er den Anstoß zu einer inneren Reform des russischen Reiches geben? Die Möglichkeit dazu liegt auf der Hand, schon weil das Feuer den heutigen Macht ¬ habern in Rußland auf den Nägeln brennt. Es ist des halb sehr wohl glaublich, daß die englische Meldung den Tatsachen entspricht, wonach der Kaiser von Rußland eine Sachverständigenkommission eingesetzt hat, welche die Möglichkeit der Einführung eines parlamentarischen Systems in Rußland nach dem Kriege erwägen soll. Was dabei von vornherein stutzig macht, ist freilich der Hin- weis, daß das neue System erstnachdemKriege zur Durchführung gelangen soll. Das sieht ganz danach aus, als sollte das russische Volk, in dem es ja recht bedenklich gärt, mit Versprechungen gefüttert werden. Erst soll der Krieg zu Ende gebracht werden; wenn dann das Volk die größten Opfer gebracht hat, dann soll die Belohnung kommen. Kommt sie wirklich? Wird es nicht auch hier wieder heißen, daß die Feder ruiniert, was das Schwert errungen hat? Nur zu oft haben sich die Versprechungen, welche die Fürsten in Stunden der Not machten, nachher als trügerisch erwiesen. Wir glauben deshalb auch kaum, daß die vorwärts drängenden Elemente der russischen Ge sellschaft sich mit diesem Wechsel auf eine unbestimmte Zu kunft abspeisen lassen würden. Aber auch die Form, in welcher angeblich der lieber- gang zur parlamentarischen Negierungsform gedacht ist, dürfte den billigen Ansprüchen des russischen Volkes kaum genügen. Man hat sich, wie es heißt, den deutschen Reichs tag zum Vorbilde genommen. Tas klingt verheißungs voll, wenn es sich nämlich dabei um die Einführung des deutschen Reichstagswahlrechts in Rußland handelte. Aber davon ist natürlich nicht die Rede; ja wir würden sogar diesen Sprung von einer absoluten politischen Knechtschaft zur völligen staatsbürgerlichen Gleichheit jedes einzelnen Russen für nicht unbedenklich halten. In dessen braucht man sich um solche Gewährung über mäßiger politischer Rechte in Rußland nicht zu sorgen. Das deutsche Vorbild ist ganz anders gemeint, nämlich so, üaß das Volk zwar eine beratende Stimme haben soll, daß aber der Zar oder vielmehr die leitenden Staats männer trotzdem tun können, was sie wollen. Oder wie es in der Mitteilung der englischen Presse heißt: Die Be teiligung des Volkes wird vorerst lediglich in der Ein- richtung einer beratenden Körperschaft bestehen, die ihre Ansicht zum Ausdruck bringen, aber sie nicht mit Macht mitteln durchsetzen kann. Man sieht schon, daß diese ganze parlamentarische Reform in Rußland nach dem Rezept gedacht ist: Wasch' mir den Pelz und mach' mich nicht naß. Ja, es sieht fast so aus, als handle es dabei zugleich um eine Verspottung der Verfassung des Deutschen Reiches. Ganz so liegen die Dinge bei uns aber doch nicht. Es mag richtig sein, daß der Einfluß des deutsä>en Reichstags nicht gar so weit reicht. Aber daß er eine bloß beratende Körperschaft sei, das ist gewiß nicht zutreffend. Er hat vor allem die Kontrolle über die Einnahmen und Ausgaben des Reiches, er hat auch die Macht, zwar keine Gesetze gegen den Willen des Bundesrates zu geben, aber dafür Ge setze, die ihm nicht gefallen, abzulehnen. Er kann aus eigener Machtvollkommenheit keine neuen Wege ein schlagen, aber er kann das Betreten von Wegen ver hindern, die ihm gefährlich erscheinen. Von alledem ist offenbar bei der Reform, die jetzt in Rußland geplant ist, nicht die Rede. Man will einfach das Volk durch eine hohle Nuß ködern. Die Machthaber wollen nach wie vor tun können, was sie wollen, aber das Volk soll, wenn nicht mittaten, doch mitraten können. Auch diese beratende Stimme würde freilich nur in der Theorie bestehen. So lange es in Rußland eine Ver schickung nach Sibirien aus politischen Gründen im Ver waltungswege gibt, würde sich jeder kluge Volksvertreter wohl hüten, einen Rat zu geben, der oben unbequem empfunden wird. Er wüßte nur zu gut, daß er in eben jenen Bergwerken Sibiriens verschwinden würde, die zu verteidigen jetzt das russische Volk durch das parlamen tarische Versprechen willig gemacht werden soll. Mit solchen halben und Viertel-Maßregeln, wie sie die russische Bureaukratie in ihrer Bedrängnis dem Volke jetzt zugestehen will, geht es also nicht. Es müßte schon ganze Arbeit gemacht werden, soll Rußland aus dem ab- solutistischen Sumpfe herauskommen, in dem es jetzt bis über die Ohren steckt. Daß aber der Absolutismus sich in Rußland freiwillig seiner Macht entäußern sollte, ist nach den bisherigen Erfahrungen nicht anzunehmen. Insofern dürften diejenigen Recht behalten, die be haupten, es müsse erst noch viel schlimmer kommen, ehe es im russischen Reiche besser wird. Der IMrtsnff Oer Herero. Vie militärische (tage stellt sich nach den letzten amtlichen und privaten Meldungen so dar, daß im Norden die Abteilungen Zülow und Bolk- mann kurz vor ihrer Bereinigung stehen, beide mit lebhafter Aufklärung aus Waterberg und den Omuramba-ua-Matako beschäftigt. Die Hauptabteilung unter Oberst Leutwein geht I unterdessen sehr langsam, unter Aufklärung durch die Witbooi», »nordwärts vor. Die Kompagnie Puder, die den Feld- I telegraphen legt, sollte Sonnabend von Okatumba nach Otjikuoko vorrücken, während die Hauptabteilung der bereits nach Okatumba vorgeschickten Kompagnie Brentano nach Okatumba folgen sollte. Die Hauptmacht der Herero» steht angeblich südöstlich von Waterberg am Omuramba-ua-Matako bei Okosongoha und Okahitua. Die Kolonne Estorfs müßte mit ihr dann bereit» enge Fühlung haben. Die Ausrüstung unserer Truppen. Ueber die Uniformierung und Ausrüstung der füdwest- afrikanischen Truppen werden dem „Hann. Kur." noch aller lei interessante Einzelheiten berichtet. Aus den Berichten über die letzten Gefechte ging bereit» her vor, daß die Offiziere, um die großen Offiziersverluste ferner zu vermeiden, genau wie die Mannschaften bekleidet waren. Jetzt wird von der neuen Ausrüstung mitgeteilt, daß alle auffälligen Rangabzeichen der Offiziere und Unteroffiziere zum Abnehmen ein gerichtet sind und im Felde nicht getragen werden dürfen. Die Offiziere tragen Patronengürtel und Seitengewehr der Mann schaften. Bestehen bleiben als Abzeichen für Offiziere die silbernen Kokarden am Schlapphut und das PortepSe am Patronengürtel. Offiziere und Mannschaften tragen, je nach der Temperatur, Kord- oder Khakianzüge. Zu Pferde wird immer nur die Kordbofe getraaen. Jeder Reiter hat hinter sich auf den Sattel geschnallt unter einer wasserdichten Zeltbahn von braunem Segeltuch den grauen Tuchmantel; im Biwak werden die Zelte aufgeschlagen und statt des dünnen Khaki- der Kordrock angezogen. — Jeder Mann hat einen richtigen Tropenkoffer von starkem verzinktem Eisenblech, mit doppelten Messingschlössern und -Schlüsseln. Gediegen, wie das Aeußere, ist auch der Inhalt, die vom Staate gelieferte Wäsche- Ausrüstung aus Tropenstoff, augenscheinlich einem Gemisch von Wolle und Baumwolle, mit Zusatz von etwas Seide, so reichlich, sogar Taschentücher und Handtücher, daß die meisten Leute sich wie ein Krösus ob solch ungewohnten Besitzes vorkommen. Auf meinen Wunsch — so schreibt der Berichterstatter des „Hann. Kur." — ließ der mich führende Offizier feinen Pferde burschen, einen blitzsauberen früheren ü. Kürassier, den er sich be sonders ausgesucht, weil er fein Landsmann ist, den schon fertig gepackten Koffer öffnen, und freudestrahlend zeigte der Wasservolacke feine Schätze: obenauf die Kleinigkeiten, Pfeife, Tabak, Papier, Seife ufw., die er sich für eineu Teil des sehr reichlich bemessenen Ausrüstungsgeldes von 60 ./C, die jeder Mann erhielt, angeschafft, darunter Wäsche, Uniform und die beiden Paar Rejervestiefel und Schnürschuhe. »er rurzircb-iapankÄe Krieg. Russische Rüstungen zur See. Aus Petersburg wird gemeldet, daß die im Bau be findlichen Linienschiffe „Borodino" und „Knjas Suwo row" von ihren Werften an der Newa nach Kronstadt ge bracht worden sind, wo die Ausrüstung fortgesetzt wird, da die Newa für die fertigen Panzer nicht genug Wasser tiefe hat. Um für die gleichzeitige Ausrüstung so vieler tiefgehender Schiffe die nötigen Kaiflächen zu beschaffen, sind größere Baggerarbeiten im Hafen von Kronstadt an geordnet worden. Dl« zweite innere japanische Anleihe. Aus Tokio wird der „Frkf. Ztg." gemeldet, daß die Zeichnung auf die zweite innere Japaner- a nleihe auf 100 Millionen Aen am Freitag eröffnet und am gleichen Tage geschloffen wurde. Aus Petersburg wird demselben Blatte be richtet: Der Minister des Innern erteilte der „Peter- burgskija Wiedomosti" eme zweite Verwarnung wegen grundloser-Beunruhigung der öffentlichen Meinung durch die Meldung, die Mo skauer Kapitalisten hätten sich in bedeutendem Maße an der japanischen Kriegsanleihe beteiligt. Protest gegen öle Beschlagnahme -er Dampser» „Aggi". Das schwedisch - norwegische Ministe rium des Auswärtigen hat telegraphisch durch die Gesandtschaft in Tokio gegen die Beschlagnahme des nor wegischen Dampfers „Aggi" protestiert und der Reederei Vorbehalten, Schadenersatz für die rechtswidrige Beschlag nahme und deren Folgen zu verlangen. Der Dampfer war von Cardiff nach Nagasaki mit einer Ladung Kohlen gekommen, die für Japan bestimmt war und in Kobe ge löscht werden sollte, wohin das Schiff an eine japanische Reederei verkauft war. W,. Neue Gerüchte von einer grstzen Seeschlacht. * Petersburg, 12. Juni. Hier verlautet gerücht weise, daß vor Port Arthur eine großeSeeschlacht stattgefunden habe. Zwei russische Und vier japanische große Schiffe sollen untergegangen sein. Es liegt jedoch bis jetzt noch keine amtliche Bestätigung vor. * * Tokio, 12. Juni. Amtliche Mitteilung. General Oku meldet, daß die Zahl der in der Umgebung von Nanschan von den Japanern aufgefundenen russi schen Gefallenen sich auf 10 Offiziere und 664 Mann beläuft und daß dieselben von der japanischen Mili tärverwaltung sorgsam und mit militärischen Ehren beerdigt worden sind; außerdem wurden in der Nachbar schaft der Lagerplätze noch ungefähr 30 Gefallene von japanischen Truppen beerdigt. veulscher strich. * DreSHen, 12. Juni. * Ttrsfedm, Her vremftruer und Lurrogatoerbot. Wenn jetzt eine Staffelung der Braumalzsteuer zu erreichen beabsichtigt wird, so darf daran erinnert werden, daß eine bezügliche Agitation schon Mitte der neunziger Jahre feiten» eines Verein» der mittleren und kleineren Brauereien ein geleitet wurde. Am 11. Mai 1897 überwies der Reichstag eine Petition für und eine gegen die Staffelung der Steuer der Regierung zur Erwägung. Die königlich sächsische Regie rung stellte dann im Hervst desselben JahreS solche Er- wäaungen an und forderte Gutachten ein über die Staffelung nach dem Muster des bayerischen Steuertarifs. Daß eine Durchführung des wiederholt vom Reichstage begehrten Surrogatverbots nur möglich sei in Verbindung mit einer Aenderung des BrausteuergesetzeS, wurde vom Bundes ratstische aus schon Mitte der neunziger Jahre erklärt. O * Berlin, 12. Juni. * Die NordlantzSreise de» Kaiser». Der Kaiser wird auf der diesjährigen NordlandSreise, die er nach Schluß der Kieler Woche antritt, von folgenden Herren begleitet sein: General-Adjutant General der Infanterie von Pleffen, General-Kapitän Generalleutnant von Scholl, Generalarzt der Armee Professor vr. von Leuthold, HauSmarfchall Frei herr von Lyncker, Admiral Freiherr von Senden, Chef des Marine-KabinettS, Generalleutnant Graf Hülsen-Häseler, Cbef des Militär-Kabinetts, Generalmajor Graf Moltke, Flügel-Adjutant Kapitän von Grumme und Flügel-Adfutant Major Graf Schmettow. Außerdem werden als Gäste des Kaisers an der Reise teilnehmen: Prinz Albert zu Schleswig- Holstein, Prinz Sayn-Wittgenstein, General-Intendant von Hülsen, Gesandter von Tschirschky und Bögendorff, Professor vr. Güßfeldt und der Marinemaler Professor Saltzmann. * Hofnachrichten. DerKatserund dieKaiserin trafen im Laufe des Vormittags vom Neuen Palais kommend hier ein, besichtigten den Dombau und nahmen das Frühstück im Königlichen Schloß. Um 2 Uhr 40 Minuten gedachten die Majestäten sich auf der Dampfjacht „Alexandria" nach Grünau zu begeben. * Geschäftslage im preußischen Abgeordnetenhause. Nach den neuesten Erwägungen wird die Vertagung derSession doch erst am 1. oder 2. Juli eintreten können, da das Lotterie gesetz, die Meliorationsvorlagen und voraussichtlich noch die Vorlage über die Erhöhung des Kapitals der Seebandlung nicht blos vom Abgeordnetenhause, sondern auch vom Herren haus« vor der Sommerpause verabschiedet werden sollen. * Bibclkriinzchcn und Marstanische Kongregationen. In der „Kreuzztg." gegen die Schul-Bibelkränzchen und gegen die Marianischen Kongregationen Stellung genommen zu festen, ist ein so bemerkenswerter Vorgang, daß er hervor gehoben werden muß. Der Widerspruch, wie er in der „Kreuzztg." laut wird, fällt um so mehr ins Gewicht, als er von einem Pädagogen ausgeht und auf umfassende, systematische Studien eines anderen bewästrten Pädagogen zurückgeht. Der letztere ist vr. A. Rausch, Rektor der Lateinischen Hauptschule in Halle, der erstere Christian Muff-Pforta. Rausch hat unter dem Titel „Schülervereine" (Halle, Buchhandlung des Waisen hauses) jüngst eine Schrift veröffentlicht, mit deren we sentlichen Ergebnissen Muff durchaus übereinstimmt. Wie urteilt nun Rausch über Bibelkränzchen? Eines Führers, meint er, können sie nicht entbehren. Ist das ein Lehrer, so unterscheidet sich die Tätigkeit des Vereins nur wenig vom Unterricht; ist es ein Student, so tritt ein Fremder in den Kreis ein, der sich leicht zwischen Lehrer und Schüler drängt, und dadurch mehr schadet als nützt. Daraus folgert Rausch, daß Bibelkränzchen aus dem Be reiche der Schule ausscheiden müssen, daß sie unter die gesellschaftlichen Beziehungen, aber nicht unter die Schüler vereine zu rechnen sind, und daß es Sache der Eltern ist, den Besuch zu gestatten oder zu verbieten. Und wie steht es mit den Marianischen Kongregationen? Nach einem ge schichtlichen Rückblicke und nach eingehender Betrachtung ihres Wesens kommt Rausch zu dem Resultat, die Päda gogik müsse die Schädlichkeit der Marianischen Kongregationen feststellen, prüfst sie sowohl der Schule wie dem Hause widerraten, und müsse sie verbieten, wo sie allein zu entscheiden haben. Soweit Rausch. Der Mitarbeiter der „Kreuzztg.", der Pädagoge Muff aber „empfiehlt" Rauschs Ausführungen „der besonderen Beachtung unserer Schulleiter, Gesetzgeber und Zeitungsschreiber". — Der preußische Kultusminister Studt betrachtet erklärtermaßen auf dem fraglichen Gebiete katholische Kleriker als geborene Autoritäten. Exzellenz Studt wird nicht wenig erstaunt darüber sein, daß der Hallesche Gymnasialdirektor Rausch und der Mitarbeiter der „Kreuzztg." Muff die Autorität der katholischen Geistlichkeit in dieser Hinsicht nicht nur nicht anerkennen, sondern sich sogar in hirekten Gegensatz zu jener Autorität stellen! * Lum Pommernbank-Lwischenfall. Selbst der konser vativ-orthodoxe „Reichsbote" hält es für nötig, daß der Oberhofmeister Freiherr v. Mirbach eine öffent liche Erklärung abgebe. Er schreibt: „Wir haben auf eine Aeußerung des Frhrn. v. Mirbach gewartet, und bis dahin müssen wir ein abschließendes Urteil über die Sache sistieren. Wenn Herr v. Mirbach einen größeren Be trag für Wohltätigkeitszwecke von den Vorstehern einer Bank, die damals noch keinen schlechten Ruf hatte, entgegennahm, so kann man ihm das nicht verübeln; wenn aber die Beiträge so über aus hohe Summen betragen haben, wie auS den Aeußerungei^ des Herrn Bttdde hervorgrbt, so hätte Herr v. Mirbach sich saaen sollen, daß keine Bankleitung so große Summen ohne Schädigung der Aktionäre der Bank und de» Publikum», das mit ihr in Verbindung steht, für WohltättgkeitSzwecke hergeben kann — und hätte die Annahme der Beträge ablehnrn müssen; wenn er sie aber doch im Vertrauen auf die große Leistungsfähigkeit der Bank angenommen hat, so hätte er sie, nachdem der Zu sammenbruch der Bank stattgefunden hätte und sehr viele Menschen viel Geld an der Bank verloren hatten und in» Unglück geraten waren, zurückgrben sollen. Denn für christliche Wohltätigkeits zwecke oder gar für Kirchcnbauten daff solches Geld, da» ihren rechtmäßigen Eigentümern veruntreut war, nicht verwendet werden. Wenn freilich die Gelder schon verwendet waren, alS der Zusam menbruch geschah, so ist die Zurückgabe sehr schwer; denn wer soll sie zurückgeben, nachdem sie für Sachen, zum Beispiel für Kirche»
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