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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040620011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904062001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904062001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-20
- Monat1904-06
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bereits bas Abholsystcin für die Spareiulcycr init Er folg emgesübrt. Die Erklärung des Rcpicruugsver» tretcrs würbe niit leblmstcin Beifall aufgeuomiiicn. * Augsburg, l8. Juni. In der mittclsräukischen Gemeinde Schopslock bei Ansbach wurde ber Arbeiter Hch. Grimm zum Bürgermeister gewäblt. Das ist wohl ber erste sozialdemokratische Land- bürgermeister in Bauern. Tas Wohltätigkeitsfest des 2eip,iger Vereins der Kindcrfreunde (.Ninderschutz) i» Lethziger Palmengartrn. Noch zur rechten Zeit hatte der Himmel nach den reichlichen Regengüssen des vorbergegaugeuen Tages gestern ein Einsehen und hielt, ivas mau sehulichst er wünscht, mit den befürchtete» feuchten Ueberraschungeu glücklicherweise noch rechtzeitig zurück. Es würde auch in hohem Maße zu bedauern gewesen sein, wenn alle die reizenden Arrangements und vielfachen festlichen lieber- raschungen, mit denen der unermüdliche Fesunissciuiß, an seiner Spitze Frau F r a n k - A u g u st i n , das in großem Stile angelegte und durchgefnbrte Wvyltätig- keitsfest durch irgendwelche Sprengversuche verkümmert worden wären. So hielt es, was es versprochen zu sein: „Ein Sommertag in Alt Heidelberg." Hans Baumers künstlerische Kraft kam hierbei der Phantasie wirksam zu Hülfe. Hatte er doch den^ herr lichsten Punkt des Neckartalcs, das Heidelberger Schloß, „die Alhambra der Deutschen", und bereit Umgebung längs der östlichen Fassade am Gefellfchaftshauie des Palmengartens auf die Leinwand gebannt und damit der Illusion den freiesten Spielraum gegeben. An freundlicher Staffage dazu fehlte es wahrlich nicht. Gruppen von Musensöhnen an den langen Tischen der Terrassen, auf Wunsch versorgt mit schäumendem Naß aus der zarten Hand der aus den besten Gesellschafts kreisen unserer Stadt hcrbeigckommencu lieblichen „Kätics", Familienkreise und Kindcrfcbarcn, alles in Keller freundlicher Sommertoilctte, das gab ein gar an- mutiges Bild inmitten der herrlichen Anlagen des Leip ziger Palmengartens! Schon um die Mittagszeit, als das Leipziger Tonkünstlcr-Orchestcr unter Günther Coblenz' Dirigeutcnstab das Promenadcnkon- zert begann, wandelten ungezählte Mengen von Be suchern in den Wegen und Gängen; sie verdichteten sich am Nachmittag zu Tausenden, die auf dem bunt bewimpelten Plan Kurzweil aller Art genossen und dabei in den Konzerten des Willy Wolf-Orchesters und des Julius Ein- ödshöfer-Orchesters musikalische Unterhaltung im reichsten Matze im Freien fanden. Einen erlesenen künstlerischen Genuß vokaler Art aber bereitete das als Matinee gedachte, unter Leitung des Kantors Herrn B. Röthig stehende Chor- und S o l i st e n - konzcrtim Festsaale des Gefellscbaftshauses, in dessen Dienst sich Fräulein Risch- Königsberg, Fran l>r. Hildegard Börner, Herr Musikdirektor H. Schone, sowie der Kir.chenchor zu S t. Johannis gestellt. In eins znfammengcfaßt, konnte cs als ein gewaltiger Hymnus auf die Glückseligkeit des Kindes gelten, so recht im Sinne des hochherzigen Vereins der Kinderfreunde selbst, der, seinem ganzen Wesen nach sein Wirken dem Wohle des Kindes widmet. Wem wäre bei all den hier vorgetragenen Liedern — Fräulein Nisch sang in Alt: „Guten Abend, gut' Nacht" von Brahms, „Dom Bauer und den Tauben" von Tanbert, Frau Dr. Hildegard Börner in Sopran „Im Flicderbusch ein Döqlein saß" von E. Reinecke, „Draußen im Garten" von Cahnbley, „Geschichte" von P. Umlauft, und beide trugen gemeinsam das Lanzduett aus Humperdincks „Hänsel und Gretel" vor — nicht das Herz aufgcgangcn nnd die Erinnerung an die Tage ber Jugend lebendig wach ge worben, über denen bas Motto siebt: „O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!" Wie alle diese Vorträge m ihrer ausgezeichneten Wiedergabe sich stürmischen Beifalls er freuten, so gewann zugleich die einzige instrumentale Nummer des Konzerts der Piolinvortrag des zehnfährigcn Karl Bruckner aus Gothenburg, „Erster Satz aus deni achten Konzert" von Ch. de Beriot, reiche Anerkennung. Dom Konzert strömte bas Auditorium wiederum ins Freie, die lauschende Menge löste sich auf. Tie einen eilten zum Wmzerzelt. dort erhoffte Labung findend, die andern zur Glücksbude, um unter den Ricscnglückspilzen Fortunos Heil zu gewinnen. Man kaufte reizende Post karten mit Klamroths „Family Clown", erstand duftende Rosen und allerhand Süßigkeiten, und erleichterte, was ja Zweck und Bestimmung war, die Börsen zu Gunsten eines menschenfreundlichen Werkes. Den Kindern selbst winkten mannigfache Be lustigungen und Spiele unter Leitung von Kindergärtne rinnen auf dem Spielplätze n-bcn dem Rosarium. Wie die Musik dem überaus gelungenen Feste ihre Dienste lieh, so traten auch Malerei und Plastik zur Ver herrlichung desselben ein. In einer von Pietro del Vecchio im Orangericgebäude des Palmengartens treff lich arrangierten A u s st e l l u n g v on Kinderbil de r n , deren Grundstock eine große Gruppe von Kinder bildnissen unseres heimischen Meisters Anton Klamroth bildete, begegnete sich „Klein Leipzig" vom Baby bis zum jugendlichen Springinsfeld. Dem Eintretcnden leuchteten überall von denWänden blitzendeKiiiderangen, traten fröh liche frischeKindergesichter entgegen, und inmitten all dieser munteren Gesellschaft stand zwischen hohen Kübelhorten- sten und Niescnagaven lachend der köstliche große Bronce- Bnbe, den Professor C. Seltner nach dem Original modelliert. Plastiker wie Adolf Lehnert nnd Josef Mayr waren mit reizenden Schöpfungen vertreten, daneben zahlreich Porträtmaler wie Hermann Hcubner, Georg Zenker. Gustav Piegler, Walter Oneck, Gotthelf Caesar, ferner Martha Hcndenblutk und andere. lind zu dem Gebotenen gesellte sich endlich, als lustiger Aus klang des Festes eine „B r e t t l - A u s f U h r u n g" im Festsaale. Ter riesige Andrang zu dieser Vorstellung, erzeugte ein tropische Glut, io daß es den Anschein ge wann, als ob man in der Tat nicht ungestraft unter Pal men wandle. Es galt, im Schweiße des Angesichts das lustige Programm zu genießen. Einem von einem alten Heidelberger verfaßten, von Fräulein Paula Mancke gesprockienen Prolog voll Wärme und Schwung folgten die Darbietungen eines Albert Kunze, dieses präch tigen Humoristen, und Bernhard Wildenhayn, eines Fräulein Margarete Wachsmuth, und eines Fräulein Olga Wirz, nicht zu vergessen den „Früh lingsreigen" des Korps de Ballet unter Fräulein Harcuba. So erfüllte das Fest alle Hoffnungen, die man auf sein Gelingen gesetzt, und aufs neue ermutigt und in seinen Aufgaben unterstützt, kann der Verein der Kindcrfreunde weiter arbeiten, getreu dem Geleitwort: „Laßt uns die Tränen der Kinder abschafsen", das lange Regnen ist den Blüten gefährlich". ikl. Leipriger NngestgeNbeilen. * Leipzig, 20. Juni. * Von der Universität. Neber Herrn Professor Or. Karl Rabl, der an Stelle des verstorbenen Prof. llr. His berufene Ordinarius für Anatomie an unserer Universität, erbaltcn wir von besonderer Seite folgende biographische Angaben ; Professor I)r. Kart Rabl, der Schwiegersohn Rudolf Virchows, wurde geboren am 2. Mai 1853 zu Wels in Ober- Oesterreich. Er studierte in Wien, Leipzig und Jena, promovierte 1882, war Assistent am anatomischen Institut zu Wien unter Langer und wurde bereits 1886 als Professor der Anatomie nach Prag berufen. — Rabl veröffentlichte zahlreiche wertvolle Arbeiten über die Entwickelungsgeschichte der niederen und höheren Tiere, sowie andere anatompch- histologische Untersuchungen. Ebenso angesehen, wie Rabl als Forscher ist, genießt er den Rus eines ausgezeichneten Lehrers. Rabl ist z. Zt. Rektor der deutschen Hochschule zu Prag. * Der Verband der sächsischen Hausbcsitzcrvcrcinc hielt gestern im „Kristallpalast" hiersclbst seine VI. Haupt versammlung ab. Dieselbe war von 115 Dele gierten besucht, die 68 Vereine vertraten. Nachdem der Vcrbandsvorsitzende Herr Matthes- Chemnitz die Ver sammlung eröffnet hatte, wurde die Absendung eines Huldigungstelegramms an König Georg beschlossen. Sodann begrüßte Herr Oberbürgermeister Justizrat Or. T r ö n d I i n , der mit Herrn Stadtrat I>r. Schanz und Herrn Stadtverordneten-Vizevorsteher E n k e in Ver tretung der städtischen Kollegien erschienen war, 'die Hauptversammlung namens der Stadt Leipzig. Er wies hierbei darauf hin, daß die Haus- und Grundbesitzer durch ihre Seßhaftigkeit eng mit dem Gedeihen des Staates und der Gemeinde verbunden seien, nnd deshalb auch großes Jntersse an einer gesunden Entwicklung beider Organi sationen haben. Unigekehrt sei von Staat und Gemeinde stets gebührend gewürdigt worden, welche Stütze ihnen der Stand der Hausbesitzer bei ihrem Bestände sei, und so wünsche er denn, daß die heutigen Beratungen zu einer ersprießlichen Förderung des tagenden Verbandes bei tragen mögen. (Lebhafter Beifall.) Nachdem noch Herr Baumeister Hartwig-Dresden die Versammlung namens des Zentralverbandes der Deutschen Haus- und Grundbesitzer begrüßt hatte, wurden Jahres- und Kassen bericht erstattet, worauf die übrigen Gegenstände der Tagesordnung erledigt wurden. Erwähnt sei für heute, daß der Verband gegenüber der Gemeindesteuer» reform und der Landtags-Wahlrechts reform im wesentlichen eine ablehnende Haltung ein nahm. Auf die gefaßten Beschlüsse kommen wir noch zurück. — Tas WohltätigkcitS-Konzert für das Rote Kreuz im japanisch-russischen Kriege und für die Hilfsbedürftigen in Deutsch-Südwestafrika, das am jüngsten Sonnabend im Zoologischen Garten die MusikkorpS des 106. Regi ments und des 10. Trainbataillons unter Leitung des König!. Musikdirektors Herrn Matthey und des Stabshoboisten Herrn Herklotz an einem besonders anziehenden musikalischen Abend vereinte, litt leider in seinem Besuch beträchtlich unter der Ungunst der kühlen Witterung. Bon vornehmer Wahl in seinen einzelnen Nummern nannte das Programm Beethoven, Liszt, Wagner, Meyerbeer, Saint-Saöns und Leoncavallv, umfaßte die russische und die japanische Nationalhymne nnd schloß mit Saros gewaltigem Schlachtengemälde. Die Aus führung war allenthalben tadellos. ch Die Ausstände der Leipziger Fensterputzer im Fenster- reinigungsinstitul der Glaser-Innung, sowie ver Arbeiter eines Eiswerkes im Osten ver Stavl sind, nachdem eine Verständigung der streitenden Parteien zu Stande gekommen ist, beendigt worden * Kinderbilder-AnSstellung im Orangerie-Gebäude des Leipziger Palmengartens. Die vom Leipziger Ver ein der Kindersreundc (Kinderschuh) anläßlich seines gestrigen großen Wohltätigkeitsfestes arrangierte Aus- stellung von Kinderbildern — zusammengestellt aus Schöpfungen erster heimischer Künstler — soll, da die selbe großen Anklang gefunden, dem Publikum, bcz. den Besuchern des Palmengartens heute, Montag, auch noch geöffnet bleiben. Der Eintrittspreis hierfür wurde von den Veranstaltern auf den niedrigen Preis von 25 Pfg. pro Karte festgesetzt. Es ist somit für wenig Geld wirklich Schönes und Sehenswertes geboten. * Ter Schirm als gefährliches Werkzeug. In einer Sandgrube nahe beim Carl Hel ne-Kanal vergnügten sich gestern vormittag eine Anzahl Linde- nauerIungen mit den kleinen Lawries, die zur Be förderung der ausgeschachteten Sandmcngen bestimmt sind. Jugend hat keine Tugend, und unsere Vorstadt kinder sind ohnehin nicht zarter veranlagt als andere. Sie mögen daher im Vollgefühl ihrer sonntäglichen Frei- heil und des frischen Luftzuges, der zur Erleichterung von Groß und Klein über die Fluren strich, ihr Eisen- lalnspiel etwas derb getrieben haben. Das verdroß aber einen des Wegs kommenden 24 Jahre alten Arbeiter ausLeumnitzbciGera mächtig, und es entspann sich daraus die bekannte Scene zwischen Erwachsenen, die den lustigen Buben ihr Treiben wehren, und den flinken Bürschchen, die das Treinredcn eines Fremden nicht leiden wollen. Im Vertrauen auf ihre hurtigen Beine wurden die Jungen dreist und haben wohl den vermeintlichen Störenfried nicht wenig geärgert. Ta riß diesem die Ge duld; er machte sich hinter den Jungen her und, als er sah, daß sie schneller waren als er, warf ermitseinem Schirmenach ihnen. So etwas kommt alle Tage vor und wäre nicht der Erwähnung wert, wenn über den Wurf nicht ein besonderes Unglück gewaltet hätte: Ter Schirm traf einen der Knaben ins Genick. Der Kleine konnte noch eine Strecke weit rennen, brach aber dann auf dem Felde zusammen und i st bald darauf verstorben. Seine Kameraden batten ihn fallen sehen, waren aber weiter gelaufen. Mittags wurde der Junge vonseiner Mutter vermißt, und diese erfuhr am Nach- mittag von den Spiclgenosscn, daß ihr Sohn auf der Flur gefallen sei. Die arme geängstigte Frau begab sichaufdieSucheuudfandihrKindtotauf dem Felde liegen. Die bedauernswerte Mutter brach unter lautem Aufschreien bewußtlos an der Leiche zusammen. Tas Opfer des un seligen Schirmwurfes wurde vorläufig nach dem Plagwitzer Kranken Hause geschafft. Der Unglückliche, der die Wirkung seines seltsamen Wurfge schosses nicht vorauSgesehen, ist einstweilen in Haft genommen worden. * Wege» eines MaschinendescklS traf Sonnabend Abend der 's Uhr 5 Min. von Wien fällige Luxuszug mit einer zweistündigen Verspätung hier ein. ** Zum Vauunglück in Eugclshorf ist zu berichten, daß der schwer verletzte, 30 Jahre alte Arbeiter Albert Karl Max Oehmichen aus Paunsdorf an den Folgen der er littenen schweren Verletzungen im hiesigen Stadtkranken hause verstorben ist. Oclunichen war verheiratet und hatte 3 Kinder. * Selbstmord eines Unbekannten. Im Revierort Probstei hat sich gestern abend ein unbekannter Mann durch Er;chießen entleibt. Der Tote, anscheinend dem Arbeiterstande angehörig, ist etwa 45—18 Jahre alt, von kräftiger Gestalt, hat blondes Haar und graumelierten Vollbart und ist bekleidet mit braunem Jäckel, brauner Weste, schwarzer Militärhose ohne Passepoil, gez. 134. R. 2. H. I, weißleinenem Hemd, braunen, wollenen Strümpfen, Papiervorbemdchen mit Stehkragen, schwarzem Schlips und schwarzen Lederstcefeletlen. * Unfälle. In der Aeußercn Halleschcn Straße in Gohlis wurde gestern abend ein 5jähriger Knabe von einem Rav- sahrer umgcrissen, blieb aber unverletzt. Das Kind war direkt in das Rad hineingelaufen. — In der Stephanstraße wurde das 7 Jahre alte Töchterchen eines hiesigen Aufsehers von einem Radfahrer, dem es aber selbst ins Rad lief, umgc- fahren und am linken Oberarm verletzt. — Im Gerichtswege wurde ein Handlungsgehülfe aus Breslau von Krämpfen befallen, schlug dabei mit dem Kopfe auf das Straßenpslaster auf und erlitt derartige Verletzungen, daß er in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Vergnügungen. Tic Tchlierseer im Kvyftall-Palast-Theater machen bald einem anderen Ensemble Platz. Heute, Montag, findet eine Wieder holung der Gcjangsposse von Benno Rauchenegger und H. Neuert „In der Sommerfrisch'n" statt. Das reizende Volksstück „Jägerblut" geht morgen, Dienstag, letztmalig in Scene. Vom Leipziger Palmengarten. Während dieser Woche konzerftren wieder ausschließlich hiesige Kapellen im Leipziger Palmeng arten, von denen Herr Musikdirektor Günther Coblenz mit seinem Leipziger Tonkünstler-Orchester heule Montag den Anjana macht. Die 3 letzten Tage dieser Woche bringen wieder eine Sensation insofern, als an denselben während der Abendkonzerte das seit Jahren mit dem denkbar größten Erfolge auftrctende „Deutsche Männer-Doppel-Quartctt" eine vollendete Kunst zeigen wird. Diese einzig in seiner Art da- lehende Künstlervereinigung setzt sich aus 8 Solisten bester Bühnen zusammen. Tie Namen dieser hervorragenden Künstler werden demnächst veröffentlicht werden. Heute Abend findet im Schntzcnhause L.-Sellcrhauseu ein großes Konzert Les gesamten Musikkorps des 107. Infanterie Regiments unter Hrn. Stabshoboisten K. Giltschs Leitung in dem prachtvollen (Ruten statt. Zu diesen Abend-Konzerten finden sich stets Tausende ein und dürfte der Besuch heute noch besonders an regend sein, als die frühere Hauskapelle sich hier noch des besten Andenkens und größter Beliebtheit erfreut. — Im Saale findet großer Sommcrnachtsball statt. Im Albertgartrn treten heute Mend die beliebten uud rcno- mierten Seidel-Säuger auf. Nach wie vor verstehen es dieselben, den Erfolg an sich zu fesseln, denn ihre Leistungen sind tadellose, sowohl gesanglich als auch darstellerisch. Tie Direktion ist stets be strebt, Neues und Gutes zu bringen. Auch das heutige Programm dars Anspruch auf Originalität machen. Die aktuelle Zugnummer „Aus einer kleinen Garnison" komm: ebenfalls heute zur Auf führung. An das Konzert schließt sich der Ball an. Im ReichSverwcser, L-Kleinzschocher, findet heute abend ein Operetten- und Walzer-Abend statt. Derselbe wird von der Kapelle des Leipziger Lonkünsller - Orchesters unter Leitung des Herrn Musikdirektors Günther Coblenz zur Ausführung gebracht. Dem Konzert folgt Ball. Nu; Oer Umgegei»a. * Großzschochkr-Windorf, 19. Juni. Die Inangriff nahme des S ch u l e r w e i t e r u n g s b a u e s hat sich wegen Abänderung der Baupläne und Berücksichtigung der von dec Aufsichtsbehörde gemachten Ausstellungen um einige Wochen verzögert. Nach Fertigstellung der neuen Schule sollen die alten Schulgebäude abgebrochen werden, wodurch ein freier Platz inmitten des Ortes gewonnen wird. Tie völltge Einrichtung einer mittleren Volksschule ist für nächstes Jahr in Aussicht genommen. Sachsen. Die Abreise des Königs naeh Lins. (Von unserm eigenen Berichterstatter.) -2- Niedersedlitz, 19. Juni. Der König ist beute abend 7,35 Uhr von hier aus nach Bad Ems abgereist. Nachmittags um 3'/? Uhr war die ganze königliche Familie, die Königin Wittwc, der Kronprinz mit seinen Kindern, der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde in Villa Hoster- witz zur Kamilientafel vereinigt, der auch der König zum ersten Male wieder beiwohnte. Gegen 7 Uhr fuhr der König mit der Prinzessin Mathilde im offenen Wagen zur Station Niedersedlitz. Dort hatte eine zahlreiche Menschenmenge Aufstellung genommen, die den Monarchen ehrfurchtsvoll be grüßte. Der König, der recht wohl aus sah, trug einen dunklen Mantel und einen schwarzen Hut; er stützte sich auf einen kräftigen Stock und begab sich sogleich mit festen Schritten durch das Königszimmer auf den Bahnsteig, wo schon der Sonvcrzug zur Abfahrt bereit stand. Hier verabschiedete sich der König von der Prinzessin Mathilde, die ihrem erlauchten Vater die Hand küßte. Dann bestieg der König den Salonwagen, von dessem Fenster aus er noch einmal mit der Hand zum Abschied winkle, als der Zug sich in Bewegung setzte. Feuilleton. Kunst. Leipziger Knnftverein. Ausstellung englischer Radierungen. Nun hätte auch unser hiesiger Kuustvercin wieder 'einen „Schlager". Sv großartig, w bedeutend, daß nur die Segantiuiausstclluug mit ihm verglichen werden kann, die wir zu Anfang des laufenden Vcrcinsjahrcs gesehen baden. Es ist die Kollektion englischer Radierungen, die wir der Arnoldschcn Kunsthandlung in Dresden ver danken. In dem Eingangssaale und in der ersten Koje dcs Vortragssaales bat mau die Blätter uutcrgebracht. Allerdings reichte der Raum nicht, die aus 489 Arbeiten bestehende Sammlung vollständig zu plazieren. Nur 250 etwa mögen ausgestellt sein. Immerhin genug, um die 32 Meister, aus deren Werkstätten die Blätter stammen, mit größeren oder kleineren Kollektionen zu Worte kommen zu lassen. Daß James Whistler fehlt, ist bedauerlich, tut aber der Ausstellung, soweit sie einen Nebcrblick über das Wesen der englischen Radierung im allgemeinen geben will, keinen Abbruch. Meister, wie Alpbvuse Legrot, Charles Holroyd, Frank Braugwyn, William Strang und andere entschädig«' hinlänglich. Außerdem haben wir ja erst vor einigen Monaten die Radierungen Whistlers in den Räumen dcs Kunstvereins gesehen. Ter Besuch der Ausstellung, die sicher ohne große Opfer nicht zusammcnzubringeu war, kann also allen Freunden der Schwarz-Weiß Kunst nicht warm genug ancmpfohlen werden. Tie Kunst des Andeutens, die Kunst des Auslassens nennt James Whistler das Radieren. Es ist ein feines, ein treffendes Wort, in dem der Charakter dcs künstle rischen Schaffens niit dem Stichel klar gekennzeichnet ist, und das uns zugleich nach dem Charakter jener Länder blicken heißt, in denen die Radierung ihre höchste Voll ¬ endung gefunden hat. Mehr noch in England als in den I Niederungen Hollands ist die Atmosphäre mit schweren j Niederschlägen geladen, die das feste Land, Küste, Schiffe, Häuser, Menschen usw. so oft nur in ungewissen, in phantastischen uud die Phantasie anregenden Unirisscn uns gewahren lassen. Derartige Vorwürfe festzuhaltcn, bei denen es sich darum handelt, Verhülltes zu zeigen, auf das Ausgelassene mit wenigen Strichen hinznweisen, sind Pinsel und Oelfarbc nicht in dem Maße berufen, als die Kunst des Grabstichels. Ter Radierung, die niit dem Weiß des Kartons Licht und Luft gibt, die uns mit der Linie die Fläche vortäuscht, d. h. die ausschließlich fast durchchic Andeutung der Grenzen räumliche Vorstellungen in uns wachruft, dieser Kunst ist es vergönnt, sich mit größtem Glück niit Vorwürfen abzufinden, bei denen es eben mehr um das Audcutcn des Großen und Ganzen ols um das Aussühren dcs Speziellen haudclt. So hat sich denn in England, dein Laude der Nebel und des ewigen Laternenscheius die Radierung zu einer Blüte emporgeschwungen, wie in keinem andern Lande, nnd auch nirgends wird sic mit so viel Gefühl für das innerste Wesen, mit so viel Reinheit dcs Stils ge pflegt und von Generation zu Generation fortentwickelt. Sie ist für England ein Kultur objekt ersten Ranges geworden, mehr als anders- wo befassen sich hier die ersten Künstler mit der Radierung. Nembrand, der unerreichte, und vielleicht für alle Zellen unerreichbare, Meister, ist das hohe Vorbild der englischen Radierer. Holland und England zeigen ja in ihrer Natur- beschajsenheit, soweit sie hier in Betracht kommen kann, so viel Verwandtes. Daß die Kunst, speziell die Radie rung, beider Länder verwandte Züge hat, gibt nichts zu verwundern, uud daß die englischen Künstler zur Ge staltung der Phänomene zu Mitteln griffen, die sich be reits bewährt und für das, was sie ausdrücken wollen, die geeignetsten sind, ist ebenso selbstverständlich. Rembrands Methode, mit pralle! oder nicht parallel laufenden Linien, Sckxitten und Gegenstände darzustellen, Licht und Raum abzugrenzen, hoben sich die Engländer zu eigen I gemacht, ohne dabei zu unfreien Nachahmern zu werden. ! Jedes Blatt der Ausstellung legt hiervon Zeugnis ab. Zeige es uns eine landschaftliche oder eine figürliche Dar stellung. zeige es uns ein Architekturstllck, ein Städtebild, eine Parkanlage oder einen Akt. Ueberall ist die Freiheit der Empfindung zu verspüren, die dem Künstler die Nadel führt, überall ist das für den jeweiligen Vorwurf Cha rakteristische niit dem sicheren Gefühle künstlerischer Meisterschaft hervorgehobcn. Düstere, schwere Schatten liegen über allegorischen uud symbolistischen Dar stellungen, breite Lichtfluten über einer ganzen Menge von Landschaften und Süestücken. Wie das Licht auf der Oberfläche dcs Wassers liegt und lebt und blitzt uud flimmert, das erinnert dcs öfteren an den Gauptgehalt der Werke des großen Lichtpoeten Turner. Die feinen Lichtwirkungcn in dem großen Stile der Porträts von WilliamStraug,der Lapidarstil dcs A l p h o n s e Legrot, dessen aus 13 Blättern bestehender „Triumph des Todes" ganz besonders hervorgehoben sei, die lichte Eleganz einiger Akte uud Köpfe von Charles Hol- royd, die liebliche Heiterkeit eines Kinderreigens und anderer Kindervorstellungen (Pan, Vanhus usw.) von A. Bäuerle und fast jedes andere der vielen Blätter, die unmöglich alle aufgczählt werden können, wirken in ihrer Stilreinheit, in der Vollendung des Vor trags niit der überzeugenden Kraft des Meisterwerkes. Dr. I-uckrvis Keller. * * trotze tzmiftmlSstellima Dresden 1W4. Ein ganz neu artiges Werk ist der moderne Garten, dessen Entwurf von dem Architekten Kreis stammt nnd der im Westtcll des Ausitellungs- patastes von den neuen Flügeln desselben umschloßen wird. Es handelt sich bei diesem Garten monumentalen Stils keineswegs nm eine der weitverbreiteten Anlagen, die man überall sieht, sondern nm die Wiederaufnahme einer streng stilistischen Gartenkunst. Tie ruhige Klardcit der Anlage, der anmutige Weckset der Bilder werden auch die Aufmerksamkeit dec Laien aus diesen Garten lenken. Heitere Laubengänge, von Pavillons belebt, ziehen sich auf der einen Seite hin; tritt man in die Mittelachse der Anlage, so fällt der Blick auf einen monumentalen Grottenbau, wo Wasser in zwei ab- gestuften Becken schließlich über die Muschel einer Putte in ein großes Becken sällt. Im Halbrund laden Granitbänke zum Sitzen ein, reicher Figurenschmuck und üppige Blumen sind überall an gebracht, vor allem aber wird eine lebensfroh« Menge, die in diesen Garten unmittelbar aus den Ausstellungsjälen rintreten kann, da« ganze Bild beleben. In den Laubgängen wird Kaffee serviert werden. Wandelt man in diesem Garten, so werden nur wenige ahnen, daß die Abmessungen des ungemein monumental wirkenden Gartens nur 38 m im Geviert betragen. Herrn Obergartendirektor Bauchs, der Vie Leitung der gärtnerischen Anlagen unter sich hatte, scheint die schwierige Aufgabe geglückt zu sein, in 14 Tagen aus einem wüsten Bauplatze einen reichen, blühenden Garten hervor zuzaubern. 8 Aobert Steri, der Dresdner Ponratt- und Landschaftsmaler, ist in da« Lehrerkouegtum der «öntgltchen Akademie der vtidenden ttünste zu Dresden berufen worden. Kunstkalender für Leipzig. Theater. Leipziger Stadtthrater. Neues Theater. Heute geht Boickdlcus komische Oper „Die weihe Dame" in Scene. Für morgen ist Verdis „Aida" angesetzt. Leipziger Schauspielhaus. Montag und Mittwoch erdend dringen Abonncmentsvorstcllungen die Posse „Er und seine Schwester" mit Herrn Anton Franck als Gast in der Nolle des Carl Flenz. Dienstag und Sonnadcnd geht das Volksstück von L'Arronge „Mein Leopold" in Scene, worin Herr Anton Franck den Schuster Weigel spielt. Don nerstag findet eine Vorstellung für die Linzclmuglicder des Deutschen Merallarbeiterverbandes statt, und zn'ar „W i l. l^c I m Teil", wozu aber kein Billcttverkauf stattfindet. Sonntag abend setzt Herr Anton Franck sein Gastspiel in dem Lustspiel „Zwei Wappen" fort. Zentraltheater. „Gastons H o ch z e i t s n a ch t", die pikante Posse, deren überhaupt erste Aufführung in deutscher Sprache im hicsiegen Zentraltheater stattfindet, geht heute zum dritten Diale in Scene. Sommerthrater Drei Linden. Heute, Montag, wird die gestern mit großem Erfolge in Scene gegangene Gesangspossc von Kren, Ely und Schonfeld „Seine Kleine" zum ersten Male wiederholt. Die ursprüngliche Absicht, die Pope bis auf weiteres täglich aus dem Repertoire zu lassen, muhte anfgegevcn werden, da inzwischen mit dem jugendlichen Bonvivant Herrn Stahl vom Irving Place-Theater in New syork ein ftlasispicl vertrag abgeschlossen wurde. Herr Stahl tritt am Dienstag zum ersten Ntalc als Mttellmch in „Der Herr Senator" auf. Tic nächste Aufführung von „Seine Kleine" findet sonach am Mutwoch statt. Donnerslag zweites Auftreten des Herrn Stahl, „Auf der Sommerfrische", Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg.
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