02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041130027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904113002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904113002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-30
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BezugS-PreiS der Hauptexpedition oder bereu AuSgabe- siellen abgeholt: vierteljährlich X3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in-HauS 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich 4.b0, für die übrigen Länder laut Zeitunqspreisliste. Diese Rümmer kostet auf allen Bahnhofen und III I bei den ZeitungS-Berkäufern I * Redaktion und Expedittom 1L3 Fernsprecher 222 JohanniSgafle 8. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzg l.Bayr.tzofbuchbandlg, Lützowstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4603). Abend-Ausgabe. MiMgcr LMblait Anzeiger. Imtsbtatt des königlichen Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiarnles der Ltadt Leipzig. Nr. 81«. Mittwoch den 30. November 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzcile 25 Reklamen unter dem RrdaktionSslrich l4 gespalten) 7Ü /H, nach den Familiennach« richten «6 gespalten) 50 »L- — Tabellarischer und Zisfernsay werden entiprechend döder b«. rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 /H. Annahmeschluh für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Sxtra-Veilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe- nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. Ur. V., R. L W. Kliukhardt). 98. Jahrgang. Var Aichligrie vom Lage. * Die deutsch-österreichischen Handelsvertrags verhandlungen sind gestern als vorläufig aussichtslos abgebrochen worden. (S. Pol. Tgssch.) 1200 ungarische Studenten haben gestern in einer Pester Massenversammlung mit dem Streik gedroht. (S. Ausland.) * Nach einer Meldung aus Tschifu soll Port Arthur dem Belagerungsplan gemäß in 20 Tagen fallen (S. russ.- jap. Krieg.) flus arm neuen steicbrelst. Tas Königreich Lachse» im Etat. In dem soeben ausgegebenen Etat sind für das Königreich Sachsen folgende Forderungen aufgestellt: Po st «tat: 1) Zu einem Um- und Erweiterungsbau auf dem Postgrund stück an der Annen- und Marienstraße in Dresden, 6. Rate 27 500 ./S 2) Zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes für die Ober- Postdirektion in Chemnitz, 4. Rate 20 000 ./i 3) Zu einem Um- und Erweiterungsbau auf dem Postgrundstück am Augustusplatz in Leipzig, 3. Rate 166000 4) Zu Grundstückserwerbnngen für die Postanlagen am künftigen Hauptbahnhof in Leipzig, 3. Rate 603514 ./L 5) Zur Erwerbung eines Bauplatzes für ein neues Dienst gebäude am Hauptbähnhof in Chemnitz, 2. und letzte Rate 132 000 ./L Neuforderungen: 6) Zur Herstellung eines neuen Tienstgebäudes für das Post amt 2 am künftigen Hauplbahnhof in Leipzig, 1. Rate 310000 7) Zur Herstellung von Dienstgebäuden für die neue Post verladestelle am künftigen Hauptbahnhof in Leipzig, 1. Rate 341550 8) Zur Erwerbung eines Grundstücks in Sebnitz (Sachsen) 1. Rate 126 374 .6 K. Militäretat: 1) Neubau vou Magazingebäudeu in Bautzen, 2. Rate 192 500 2) Reubau eines Bekleidungsamtes für das 19. Armeekorps in Leipzig, Schlußrate 10000 3) und 4) Erweiterungsbauten von Infanteriekasernen in Dresden, Schlußrate 50 000 ./L, Neubau eines Schießstandes für eine Maschinengewehrabteilung in Dresden, Schlußrate 14 000 .6 5) Neubau einer Kavalleriekaserne in Bautzen, 2. Rate 850000 ./L 6) Desgleichen in Chemnitz, 2. Rate 800 000 7) Neubau einer Kaierne für eine Maschinengewehrabteilung in Leipzig, Schlußrate 16 000 ./6 8—10) Schlußraten für den Neubau von Garnisonlazaretten in Pirna, Chemnitz und Leipzig 13000 139 500 ./L und 310000 .6. Neuforderungen: 1M2) Neubau von Magazingebäudeu in Pirna und Chemnitz (1. Raten für Entwurf) 2500 und 5000 ./L i I3) Neubau einer Garnisonmühle in Leipzig (1. Rate für Ent wurf) 2000 14) Ausbau der elektrischen Anlage des BekleidungSamtes in Leipzig zu einer elektrischen Zentrale für die Betriebe der Garnison (Entwurssrate) 2000 15) Neubau einer Jnfanteriekaserne in Freiberg (Entwurfsrate) 10 000 ./8 16—17) Erweiterungsbauten bei den Garnisonlazaretten in Bautzen und Freiberg ,En>wurssraten) 3000 und 2000 (Ueber die auf Leipzig bezügl. Etatsforderungen siche auch Leipziger Angelegenheiten.) Tie Rcichsschuld. Die Reichssckuld hat bekanntlich in letzter Zeit starke Steigerungen erfahren. Nach dem Etat für 1905 beläuft sich die 3>/>,proz. Rcichsschuld auf 1210 Millionen Mark, die dreiprozentige auf 1783,5 Millionen Mark, zusammen also auf 3023,5 Millionen Mark. Hierzu würben noch rund 100 Millionen Mark kommen, die voi läufig aus bewilligten Krediten als Schatzanweimngen ausgegeben sind. Aus früheren Bewilligungen sind noch 10,7 Millionen Mark offene Kredite vei blieben. Würden dazu noch die im Etats entwürfe für 1905 geforderten Anleibemiikel in Höbe von 293 Millionen Maik kommen, dann würde fick dne Gei amt- schuld des deutschen Reiches auf rund 3457 Millionen Mark belaufen, sich also den 3,5 Milliarden stark näbern. Die Verzinsung dieier Schuld würde rund ll5 Millionen Mark erfordern, wovon 13,4 Millionen Mark auf die 3'^ Prozent. Schuldverschreibungen, 53,5 Millionen Mark auf die 3pro;ent. Schuldverickreibungen, der Rest auf die Schatzanweisungen, die noch offenen Kredite und die zu bewilligenden Anleihe mittel entfallen würden. Aus Sem HccrcSctat. Für HeereSzwecke sind im Reichsetat 1905 im Garnen 529 746 220 .L ausgeworfen, wovon auf Preußen 463 961 397 auf Sachsen 43811 787 -L entfallen. Die Etatsstärke des deutschen Heeres soll für 1905 nach dem dem Reichstage vorgelegten Etatseniwurle betragen: 393 Generale, 656 Regimentskommandeure, 2156 Stabsoffiziere, 5901 Hauptleute und Rittmeister, 4680 Oberleutnants, 10 736 Leutnants, zusammen 24 522 Oisiziere; 77 Generalärzte und Generaloberärzte, 472 Oberstabsärzte, 577 Stabsärzte, 1093 Oberärzte und Assistenzärzte, zusammen 2219 Militärärzte; 21 Korps stabsveterinäre, 206 Stabsveterinäre, 281 Oberoeteri» näre, 172 Untervcterinäre, zmammen 1058 Veterinäre; 1058 Oberzablmeister und Zahlmeister, 1 Armeemusitinspl- zient; 2 Wcrkstätlenvorstekcr; 815 Büchsenmacher; 97 Satt ler; 203 Waffenmeister; 5797 Feldwebel und Wach'meister, 4157 Lizefeldwebel und Vizewacklmeister, 3922 Fähnriche, 19 650 Sergeanten, 39 048 Unteroffiziere, 470 Stabsboboisten MW., 5597 Hoboisten, Hornisten und Trompe'er, si23 Ba taillonstambours, 1198Zaklmeisteraspicanten, 2120 SanitätS» unteroffi iere, zusammen 82 582 Unteroffiziere; 8314 Kapitu lanten, 2353 Obergefreite, 2ol8 Gefreite, 424 441 Gemeine, 5897 Oekonomiehandwerker, zusammen 497 576 Gemeine. Die Zahl der Dienstpserde ist auf 107 747 bemessen. Die Erhöhung der Friedenspräsenzstärke um 10 339 Mann bedeutet eine Mehrforderung in Höbe von 74 Millionen Mark. Davon sind gegen 12 Millionen dauernde Ausgaben. Ein Gesetz wegen Aenderung der Dienstvfl cht legt die zwei jährige Dienstzeit gesetzlich fest. Bemerkenswert ist, daß erklärt wird, die nachteiligen Folgen der verlürzien Dienstzeit seien nicht ausgeblieben. Sie zeigten sich in einer die geistigen und körperlichen Kräfte auf reibenden Tätigkeit des AusbildnngspersonalS — der Offiziere wie der Unteroffiziere. Hierunter bat die Aus bildung, die Behandlung des Mannes, das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen gelitten. Das Fortbestehen dieser Verhältnisse kann nicht geduldet werben. Auf die drei jährige Dienstzeit zurückzugreiicn, verbietet sich aus politischen und aus militärischen Jnterffsen, umsomehr, als auch bei den verbündeten Regierungen die allerdings nur aus die Friedens erfahrung gegründete Anschauung besteht, daß der zwei jährige Dienst an sich genügt, die Mannschauen der Fuß truppen, der fahrenden Feldartillcrie und deS TramS kriegs mäßig ausiubftden. Das Endziel über die Zweckmäßigkeit der zweijährigen Dienstzeit kann erst der Krieg fällen. Bis dabin kann aber nicht gewartet werden. Hierbei ist be- londerS darauf bmzuweisen, daß unter den heutigen Verhält nissen eine kriegsmäßige Ausbildung nur möglich ist, wenn lür sie ausgiebige Geldmittel gewährt werden können; sie müssen um so giößer sein, je kürzer die verfügbare Zeit ist. Der letztere, aus der Begründung angeführte Satz ist be- tonders wichtig und rechnertigt es, gleichzeitig anzufnbren, was im Etai getagt wird. Es b-ißt da: Da die Ungunst in der Entwicklung der Einnahmen des Reiches zum großen Teil noch nicht überwunden ist, bat es sich nicht umgeben lassen, tür 1905 zur Herstellung des Gleichgewichts bei den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats den Kredit in Äntpruch zu nehmen. Trotzdem hiese Ausgaben bei allen Verwaltungen mit der größten Sparsamkeit angesctzt worden sind, fehlen zu ihrer Deckung rechnungsmäßig 74 915 094 Mark. . . . Wird beiücksichiigt, io beißt es weiter, daß die verbündeten Negierungen in den Jahren 1899 bis einschließ lich 1901 bereits über 119 Millionen Mark an ungedeckten Mairikularbeiträgen dem Reiche tatsächlich znfübrten, sowie, raß die Schwere einer solchen Leistung sich um so drückender fühlbar mache, je länger sie Jahr für Jakr an die Bundes staaten berantritt, io ergibt sich von selbst, daß insbesondere die finanziell icbwächeren unter ihnen in der Tat in eine un gemein schwierige und bedenkliche Lage geraten möchten, wenn ihnen tur 1905 höhere Beträge als in den Vorjahren auf gebürdet werden tollten. Daraus wlgt, daß das Reich ohne eine Besserung in seinen Einnahmen seine steigenden Bedürf nisse nickt benreiten kann, und daß bis dahin zur Herstellung des Gleichgewichts zwischen Ausgaben und Einnahmen noch mals auf die Anleihe zurückgegriffen werden muß, so uner wünscht eine solche Maßnahme auch vom Standpunkte einer ge>unden Finanzwirtsckait ist. Im Heeresetat für 1905 wird auch eine Aenderung in der Organilation der technischen Institute der Infanterie und Artillerie in Vorschlag gebracht. Die Bedeutung der technischen Institute für die Kriegstüchtigkeit der Armee bat von Jahr zu Jabr zugenommen. An ihre Leitung müssen immer höhere Anforderungen.gestellt werden. Es wird deahalb als geboten bezeichnet, bei ihnen nur ältere, erfahrene Offiziere zu verwenden. Die Stellen der Direk tor," d-»r Institut mit Groß^-trieb sollen mir Reg-» mentskommandeuren, die Unterdirektoren-Stellen mit Slabsossi.irren beictzt werden. Auch die Zusammen setzung des Beamtenpersonals soll als nicht mehr den heutigen Verhältnissen ent'prechend, geändert werden. Der stete Fortschritt der Waffeniechnik bedingt größere Leistungsiähigkeit der höheren technilcken Beamten. Nur Kräfte ersten Ranges mit langjähriger Erfahrung, so heißt es in einer dem Ekat beigeg-benen Denkichrist, bieten aus reichende G.-währ für erfolgreiche Bewälliaung der umfang reichen, schwierigen und mannigfaltigen Ausgaben. In der Heranziehung und der Erhaltung eines solchen Personals sind im Lame der letzten Jahre eroebliche Schwierigkeiten ein getreten. Die Militärverwaltung ist bereits in die Zwangslage versetzt worden, Pcrwnen mit nicht genügender Vorbildung vorübergehend einzustellen. Allein in den letzten 6 Jabren sind von einem Bestände von 77 ekaismäßig und vertragsmäßig angestellten Ingenieuren, Physikern und Chemikern 68, also durchschnittlich im Jabre 11 aus dem Dienste der Heeres verwaltung ausgeschieven. Unter dem Mangel an geeig netem, technischem Personal leidet die Lelstungefäbigkeit der teckniichen Institute. Abhülse soll in der Weise berbeigesübrl werken, daß die Ingenieure usw. zu Militärbeamten gemacht, in ihrem Einkommen den gleichgebildeten höheren technischen Beamten anderer fiskalischer Institute, insbesondere denen der Marineverwaltung gleichgestellt und ihnen auch abge grenzte selbständige Wirlungskreise zugewiesen werden. Aus dem Marineetat. Die Verwaltung der kaiserlichen Kriegsmarine (einschließlich der Ausgaben für daS Schutzgebiet Kiautichau) erfordert nach dem Elatsanschlag 105 260 755 -t Die Eiatsstärke des Militärpersonals der Marine beläuft sich sür 1905 auf 1832 Offiziere, 208 Marineärzte und 38 632 Mannschaften. Von den letzteren sind 1762 Deck- vsfiziere, 846l Unteroffiziere, 27 309 Gemeine und 1100 Schiffsjungen. Gegenüber 1904 hat sich danach die Etats- stälke um 130 Oisiziere und 11 Marineärzte sowie um 2562 Mannschaften gesteigert. Aus dem Postetat. In dem neuen Postetat ist eine Organisations änderung geplant unter Aufnahme der vorhandenen 10 200 gehobenen Unterbeamten in eine besondere Beioldungsklasse !12OO bis 1800 ^s); 50Ü Stellen kommen für gehobene Umerbeamte hinzu, ferner 2000 Stellen für Unterbeamte im inneren Dienst, 5'iO Stellen für Unterbeamte im Landbestell- vienst. Für Postämter 3. Klaffe werden 350 neue Stellen von Vorstehern gefordert. 1600 Stellen für Assistenten weiden neu geschaffen. Die noch vorhandenen 125 Stellen für Post- und Telegrapbenkassierer sollen in solche sür Post- und Tekegrapheninspekloren umgewandelt werden. Hinzu kommen 102 Stellen für Post- und Telegrapheninspektoren, NI Stellen für Oberiekretäre, 59 neue Stellen für Vor steher von Postämtern und Telegraphenämtern 1. Klasse. Eine erste Rate von 185 000 wird verlangt zur Herstellung eine« Tienstgebäudes auf dem Postgrundstück in der Torotbeeu- straße 2324 in Berlin, 70 000 als erste Rate zum Umbau auf dem Postgrundstück in Bernburg, 340000 zur Herstellung eines neuen LberpostdirektionSgebäudeS in Düsseldorf, 400 000 Mark als erste Rate zur Herstellung eines neuen OberpostdirektionS- gebäudes in Frankfurt a. M., 100 000 als erste Rate zur Erweiterung des Postgrundstücks in Gebweiler, 121572 .<8 als erste Nate zur Herstellung eines neuen Tienstgebäudes am Bahnhof in Hildesheim, 75000 als erste Rate zum Umbau auf dem Postgrundstück in Landsberg a. W., 158000 zur Herstellung eines neuen Tienstgebäudes in Neuenahr, 176500 zur Herstellung eines neuen Tienstgebäudes in Oeynhausen, 180 000 ./<( für ein neues Dieustgebäude in Rixdorf, 33625 .>6 als erste Rate zur Vergrößerung deS Postgrundstücks Oranienburger Straße 70 in Berlin 150 000 als erste Rate für ein neues Tienstgebäude am künftigen Zentralbahnhof in Wiesbaden, 179311 für ein neues Oberpostdirektionsgebäude in Koblenz, 829 250 ./ü als erste Rate zur Vergrößerung des Postgrundstücks Ernst August-Platz 2 in Hannover, 423200 zur Erwerbung eines Grundstücks in Magdeburg, 214 000.^ als erste Rate für ein zweites Dienstgebäude in Mainz, 119 300 zur Erwerbung eines Grundstücks in Mörs, 245373 .<« für ein Grundstück in Norderney, 131400 ./L für ein neues Dienstgebäude am Bahn hof in Posen, 98 000 zur Erwerbung eines Grundstücks in Rüdesheim, 192000 zur Erwerbung eines Grundstücks in Saargmünd, 84 660 ./6 zur Vergrößerung des Postgrundstücks in Spandau, 113520 zur Vergrößerung des Postgrundstücks in Weißenfels. (Die Etatansütze für Sachsen s. oben.) ver russiscd-iapanircbe Krieg. Erklärungen der japanischen Minister präsidenten. Der japanische Premier Katsura hat, wie der „N. Fr. Pr." aus London depeschiert wird, erklärt. Feuilleton. Die heilige Caeeilie. 38) Roman von Marie Bernhard. Nachdruck verboten. „Ich Weiß!" nickte Hans Kühne. Blick und Ton war ruhig. „Asta hat mir das nach Paris geschrieben." „Und was sagtest du dazu? War es dir einerlei?" „Einerlei? Das möchte ich nicht sagen. Wenn man so viele intime Kindheitserinnerungen hat, und wenn man .... ja, was nützt es, viele Worte darüber zu ver lieren? Ich wünsche ihr viel Glück, der kleinen Anne, marie. Ich kenne ihren künftigen Mann gar nicht, auch Asta behauptet ja, ihn nicht zu kennen. Garantie auf sicheres Glück bietet schließlich keiner in der großen Lebenslotterie, auch wenn man ihn noch so gut zu kennen meint!" „Ungeheuer weise bemerkt, Iohnnie! Nun, ich ge denke einen ersten Treffer zu ziehen, in mir ist nichts von Unsicherheit!" „Recht so, Frank!" Ein eigentümliches, ernstes, bei- nahe schwermütiges Lächeln ging einen Augenblick über des Doktors Gesicht, um gleich wieder dem gewöhnlichen, gelassenen Ausdruck Platz zu machen. Sie hatten es aber beide gesehen, das Lächeln; in Asta zog es sich weh zu sammen, und Frank sagte zu sich selbst: „Halloh! So ganz fertig sind wir noch nicht mit dieser Sache! An's Leben geht es uns natürlich nicht, dazu sind wir zu ver ständig, — aber nach baldigem anderweitigen Ersah sieht wir die Miene meines guten Frenndes auch nicht aus." Es fiel kein weiteres Wort mehr über Annemarie Lombardi. Hans Kühne ging zur Tagesordnung über; klar und sachlich erläuterte er seinen Gästen, was er be zweckte, welche Schritte er zunächst tun, in welcher Weise er sich in ärztlichen und privaten Kreisen einzuführen gedachte. Sein Freund schüttelte währenddessen ein paar mal mißbilligend den Kopf. Es war ihm zu wenig Reklame dabei, zu wenig Arbeit mit amerikanischem Hoch druck; seiner Ansicht nach mußte der „kommende Mann des Tages" die Presse ganz anders in Bewegung setzen. „Nichts ohne die Presse, Iohnnie, — sie ist und bleibt überall eine Großmacht, die man nicht ungestraft vernach lässigen darf!" „Ich will sie auch keineswegs vernachlässigen, mein Lieber! Nur nicht mit so grellen Trompetenstößen d'raufgehcn, als käme ein weltwandernder Zirkus ersten Kalibers. Vergiß, bitte, nicht: cs handelt sich um wissenschaftliche Bestrebungen. Ich will den Leuten keinen blauen Dunst vermachen, — ich will ernst ge- nommen werden!" „Bei der Spezialität, die du dir ausgesucht hast, wird cS immer eine Menge Leute geben, zumal eben unter deinen Kollegen, die nicht an die wissenschaftlichen Be strebungen, sondern im Gegenteil an den blauen Dunst glauben; bei solchen gießen die ernsthaftesten Beteue rungen lediglich Oel ins Feuer!" Ein Schatten ging über Hans Kühnes kluges Gesicht, — er seufzte leise. „Tas habe ich schon in Paris erfahren, — um wie viel mehr hier, wo die Leute an und für sich weit skeptischer und kritischer angelegt sind! Mag es d'rum sein! Wo ist der Mensch zu finden, der es allen recht macht? Und könnte ich selbst ein solcher fein, — ich würde es gar nicht wollen! Uebrigens bist du in einem Irrtum befangen, Holbein, wenn du meinst, ich hätte mir diese meine jetzige Spezialität ausgesucht! Im Gegenteil. — mit Händen und Füßen habe ich mich dagegen gesträubt, .... nicht, weil sie mir uninteressant gewesen wäre, — nur, weil ich es nicht glauben konnte und wollte, daß just dafür diese besondere Veranlagung in mir vorhanden sei! Klänge es nicht bizarr, — ich möchte behaupten: die Spezialität hat sich mich ausgesucht, — ich bin ihr Werkzeug! Wie im Künstler, im Dichter ein gewisser Zwang besteht, dem er zu folgen hat, — so auch in mir! Glaubt es mir beide: ich habe manche schlaflose Nacht deswegen in Paris gehabt? Ich habe mir gesagt: also das soll deine Aufgabe sein, hysterischen Weibern, — denn die Frauen werden sicher das Hauptkontingcnt meiner Patienten bilden — erblich belasteten, oft auch nur eingebildeten Kranken Ruhe und Willenskraft, Vernunft und Einsicht zu sugge rieren? Hattest du dir nicht einst ganz andere Ziele gesteckt? Wolltest du nicht ein hervorragender Klinizist werden? — Und ich bin endlich, auf Umwegen, dahin gekommen, mir zu antworten: Du bist Arzt, du willst Kranke gesund machen, Leidenden helfen! Nun, . . . . sind denn diese, die fortan deine Patienten verstellen, etwa nicht krank? Und selbst wenn ihre Leiden eingebildete sind, .... leiden die Leute darum weniger? Ist es nicht deine Pflicht, zu nützen, zu helfen, gleichviel, wie und wodurch? Und da dir ein Zufall — eine Fügung, wenn du so willst, Asta, — die Wege gewiesen hat, die du zu gehen hast, .... willst du aus Eigensinn, auS Ueberhebung, aus falschem Stolz diese Wege nicht wandeln? Hundertmal hast du dir's vorgenommcn, wenn du einst lehren können würdest, vor allem dies denen, die von dir lernen wollen, klar zu macken: ver grabt nicht das Euch gegebene Pfund! Wuchert damit! — Und du wolltest selber nicht tun, waS du andere hast lehren wollen?" Hochauf atmete Hans Kühne, seine Sflrn hatte sich gefurcht, zielbewußtes Wollen lag in seinem Blick, ein beinahe schwärmerischer Ernst ivannte ihm die Brauen. „Eine Art Glaubensbekenntnis!' sagte er nach einer Pause mit einem kleinen verlegenen Lachen. „Ich glaubte, Euch beiden daS schu'.dig zu sein. Es ist mir nicht so leicht geworden, darüber zu sprechen, und ich denke, ich werde es nicht wieder tun. Freuen sollte mich's aber, wenn Ihr mich verstündet!" „Ich hoffe, — ja!" sagte Asta leise, — es schimmerte ein wenig feucht in ihrem Blick, wie sie zu dem Bruder emporsah; sie sah auch in anderer Hinsicht zu ihm empor, — sie war sehr stolz auf ihn! Frank Holbein erwiderte nichts: sehr ausdrucksvoll und kräftig schüttelte er die Hand des Freundes. Hinter dessen Rücken nickte er zu Asta hinüber: „Ein ganzer Kerl!" Tann stiegen sie alle drei in die oberen Stockwerke empor, um die Besichtigung des Hauses zu beendigen. Fünftes Kapitel. Frau Annemarie Mentzel - Lombardi — so gedachte sie sich fortan zu nennen, es klang ihr hübsch und groß artig! — saß in ihrem funkelnagelneuen Morgenkleid in ihreni ebenso neu ausgestatteten Budoir, .... eine funkelnagelneue junge Frau! — Ach ja, — es war doch angenehm, sich dessen bewußt zu sein! Heraus aus der Abhängigkeit, aus dem Rechnen, und Sorgen, aus den Demütigungen und kleinlichen, Nöten! Heraus auch aus der kümmerlichen Umgebung, die ihr, die so rasch gelernt hatte, was Schönheit war, fast körperlich weh getan hatte! — Draußen ein unholder Herbsttag, — Nebel, Wind, frostige Luft. Drinnen Licht. Glanz und Wärme, — das ganze Zimmer in weiß und rosa gehalten, mit feinen, goldenen Stöben durchsetzt, frisch und kokett: des Zimmers Eigentümerin gleichfalls in weiß und rosa, frisch und kokett. Eine etwas späte Stunde für ein Morgengemand! Aber „er" konnte jeden Augenblick jetzt aus seiner Probe zurückkommen, sie wollten heute später zu Mittag weisen, und „er" liebte sie so besonders in diesem losen, kleidsamen, morning-govn, mit der An- deutung eines Häubchens auf dem lcichtgeringelten hell- braunen Haar. Freilich — in welchem Anzug liebte „er" sie wohl nicht besonders? — Wie ein reizender Vogel sich in feinem schönen, bunten Zierkäfig mit Wohlgefallen schaukelt, so wiegt sich Anne-
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