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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041130018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904113001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904113001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-30
- Monat1904-11
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Leitartikel.) * Der Reichstag, der heute wieder zusammengetreten ist, wird am Sonnabend mit der Etatsberatung und am Freitag nächster Woche mit der Beratung der Handels verträge beginnen. (S. Dtsck. Reich.) * Die Hochzeit des Kronprinzen ist auf den 28. März 1905 festgesetzt. (S. Dtsch. Reich.) * Der Anarchist Johann Most ist in St. Louis verhaftet worden. (S. Ausland.) * Admiral Fvurnier ist zum französischen, der Vizeadmiral Chadwick zum amerikanischen Delegierten für die Kommission zur Untersuchung des russisch - englischen Zwischenfalls ernannt worden. * Nach einer Meldung aus Tokio dauert der Angriff auf Port Arthur mit ungeschwächter Wut fort, doch wird daS ängstliche Schweigen als Zeichen betrachtet, daß der Sieg noch nicht so nahe sei, wie man hoffte. graf Viilolv über Oie ürutzchenglirchen öeriebungen. Im „Nineteenth Century" veröffentlicht Herr Bashford, wie aus London, 29. November, tele graphiert und durch Wolff verbreitet wird, ein Inter view mit dem Reichskanzler Grafen Bülow über die deutsch-englischen Beziehungen. Der Kanzler sagte u. a. inbezug auf die eng- lifche Presse, daß ein Teil der englischen Journalisten non Bedeutung deutschfeindlich beeinflußt zu sein scheine, was er aufrichtig bedauere. Es mache den Eindruck, als wenn eine gewisse Schule den Zeitungskrieg gegen Deutschland als Lebensaufgabe betrachte. Den beiderseitigen Interessen werde durch Beseitigung der Mißstimmung sicherlich besser ge dient, als durch ihre Erregunn. Er freue sich jedoch, zu sehen, daß eine Gegen st römung gegen die Verleumder eingesetzt habe und daß eine An zahl englischer Blätter in letzter Zeit den Ton der Verbissenheit aufgebe, der so irritierend gewesen sei. Graf Bülow kommt dann auf die Behauptung zu sprechen, Deutschland habe versucht, das Tibet- abkommen zu verhindern. Er sei überzeugt, daß man in England heute wisse, daß die Meldung des „Times "-Korrespondenten un begründet war. Graf Bülow fügte hinzu: Ich er mächtige Sie, offiziell festzustellen, daß Baron v. Mu m m sich n i ch t in diese Frage eingemischt hat und daß sich jede andere Darstellung als erfunden charakterisiert. Der Reichskanzler sprach dann vom Verhältnis zu Rußland. Die Behauptung, die baltische Flotte sei durch deutsche Warnungen nervös gemacht werden, habe m England ebenfalls erbittert. Befürchtungen wegen der Sicherheit der Flotte habe man in offiziellen russischen Kreisen bereits vor der Abfahrt der Flotte gehabt. Schon im August habe die russische Regierung die Aufmerksamkeit Deutschlands auf die Möglichkeit eines Angriffes von deutschem Boden aus gelenkt. Deutschlands Pflicht als eines neutralen Staates sei es gewesen, Maßnahmen zur Verhinderung eines solchen Angriffes zu treffen. Der Reichskanzler erwähnte auch die Beschuldigung, daß Deutschland Zwietracht zwischen Frankreich und England zu säen versucht habe, und sagte: Könnten Sie glauben, daß wir den gegenwärtigen Augenblick zu sclchem Tun auswählen würden, in dem wir die klarsten Anzeichen erner Latente ooickialv ,zwischen den beiden Westmächten bemerken können? Sicherlich würden solche Intrigen keine Wirkung auf die Aufrichtigkeit eines Einvernehmens wie dieses aus- üben. Graf Bülow bezeichnete jedes derartige Vor gehen alsDummheit, während er zugab, daß von dem Standpunkt der englischen Publizisten die Frage berechtigt sei, ob diese Intimität zwischen England und Frankreich von Deutschland als erwünscht oder un erwünscht angesehen werden darf. Jedenfalls, so sagte der Reichskanzler, hat Deutschland in Aegypten seine korrekte Gesinnung gegenüber der britischen Re gierung bekundet, indem es dem Uebereinkommen mit Frankreich kein Hindernis in den Weg legte. Deshalb habe man die deutschen See- und Hafenbehörden ange wiesen, aufmerksam zu sein. Dasselbe habe Däne mark getan. Graf Bülow betonte dabei ausdrücklich, daß Deutschland nicht darauf ausgehe, Unfrieden zwischen England und Rußland zu stiften, weder in Asien, noch in Europa. Deutschland wünsche keinen Zusammenstoß der beiden Mächte: sein Interesse wäre es, darauf bedacht zu sein,einen solchen Zusammenstoß zu verhindern. Niemand könne sagen, wie weit ein derartiger Krieg um sich greifen würde. Mit einer derartigen Brand- fackel dürfe Deutschland mit Rücksicht auf die eigene Ruhe nicht spielen: deshalb habe Deutscblandauf die Begrenzung des augenblicklichen Krieges hingearbeitet und die Neutra- lität Chinas sei Deutschland in: er st en Grunde zu danken. Wenn englische Journa listen ein gutes Einvernehmen zwischen Rußland und England befürworten, habe Deutschland nicht- dagegen, besonder-, wenn damit der Sache des Friedens gedient werde. Aber wenn Deutschland mit Rußland ein solches Ein vernehmen wünsche, so entstehe ein Aufschrei in England, daß Deutschland ein Bündnis gegen England schmiede. Deutschland habe kein spezielles Abkommen mit Rußland, aber es wünsche, mit seinem östlichen Nachbarn in Frieden zu leben. Er, Graf Bülow, würde seine Pflicht nicht tun, wenn er diese Freundschaft nicht pflegte: ein Blick auf die Karte beweise dies. Deutsch land werde nach wie vor seine Neutralität streng be wahren und dabei die Freundschaft mit Rußland hegen. Graf Bülow führte weiter aus: Wie die Dinge liegen, müßte ein Krieg zwischen Deutsch land und England ein Glücksfall sein für alle Rivalen beider Mächte. Denn da ein solcher Krieg den deutschen Handel zer- stören und den englischen Handel ernstlich schädigen würde, würden andere die Gelegenheit benützen, sich die Märkte der Welt zu sickern, ohne einen Schuß abzufeucrn. Würden wir aufeinander losschlagen, so würde ein ganzer Haufe tertiorum pauckentium vorhanden sein. Unsere Flotte ist nur für Verteidigungszwecke bestimmt. Ihr Zweck ist, unsere Gewässer gegen irgend einen Angriff zu sichern und den notwendigen Schutz für unsere Interessen im Auslande zu leisten. Wir werden natür lich stets dafür sorgen, daß sie schlagfertig ist, wenn es nötig ist. Die fremden Länder müssen sich mit der Tatsache aussöhnen, daß der deutsche Kaufmann jenseits derMeere kein armseliges Ge schöpf mehr ist, das sich damit begnügen muß, die vom Tisch gefallenen Brosamen aufzulesen. Er nimmt jetzt seinen Platz neben seinen Kollegen ein. Wir sind durchaus befugt, zur Verteidigung von Rechten aufzutreten, die wir gemeinsam mit den Bürgern der anderen Nationen besitzen. Auf die Bemerkung Bashfords, daß der Glaube in England herrsche, Deutschland sei Englands eigentlicher Todfeind, und er, der N e i ch s ka n z l e r. hege eine herzliche Abneigung gegen England, erwiderte Graf Bülow: Diese Frage will ich als Politiker und Mensch beantworten. Als Politiker und deutscher Staatsmann bin ich der Meinung, daß es ver brecherisch wäre, eine Politik zu machen, die darauf gerichtet wäre, die Feindschaft zwischen zwei großen Nationen wie Deutschland und England zu nähren, die beide für die zivilisierte Welt unentbehr- lick sind. Ein Krieg zwischen beiden Völkern würde ein großes Unglück sein, und es wäre unverzeihlich für einen Staatsmann, ihn absichtlich hcrvorzurufen oder so zu handeln, daß er möglich oder wahrscheinlich ge- macht würde. Als Mensch kann ich versichern, daß nichts meinen Gedanken ferner liegen könnte, als Abneigung, geschweige denn Haß oder Feindschaft gegen England. Ich bewundere diesesLand, sein Volk und seine Literatur, und weise mit größtem Nachdruck die Beschuldigung zurück, daß ich persönliche Abneigung gegen England oder die Engländer empfände, eine Beschuldigung, die mir neu und völlig unverständlich ist. Im Verlaufe der Unterredung mit Bashford sagte Graf Bülow ferner: Es ist auch nicht billig, dem Historiker Treitschke Feindschaft gegen England nachzusagen. Wenn die Stellen ange führt werden, die antienglische Gefühle zum Ausdruck bringen, so sollten auch, wie es recht und billig ist, die Stellen gegeben werden, die von freundschaft licher Gesinnung gegen England zeugen. Es wird oft gesagt, daß Bismarck ein Englandliasser gewesen ist: das ist nicht wahr, was wir auch sonst von seiner inneren Politik halten mögen. Ich kann mit einiger Kenntnis von Bismarcks Politik sprechen und weise mit äußerstem Nachdruck die Anschauung zurück, daß er ein Feind Englands war oder Pläne gegen Englands Stellung in der Welt hegte. Bezüglich der Behaup tung, daß unsere Flottenpolitik auf die Vorbereitung eines Krieges mit England abzielt, kann ich gewissen haft sagen, daß wir nicht im Traum an einen solchen Krieg denken. Es würde ein ungeheuresVer- brechen sein, wenn wir dies täten. Ein Krieg bis aufs Messer zwischen England und Deutschland wäre politisch nur gerechtfertigt bei der Annahme, daß Deutschland und England die einzigen Konkurrenten auf der Erdoberfläche wären, und daß die Niederlage des einen die vollkommene Herrschaft des anderen be deutet. Heutzutage ist aber eine Anzahl von Mächten vorhanden, die dieselben Ansprüche erheben: der russisch-japanische Krieg zeigt, daß ihre Zahl noch eine Vermehrung erfahren kann. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Graf Bülow sich von diesem Interview irgendwelche gute Wirkung auf die englische Politik verspricht, sonst würde er es näm lich nicht gewährt haben. Wir müssen gestehen, daß uns dieser gewünschte Erfolg sehr fraglich zu sein scheint, und baß der ganze Versuch von einer unseres Erachtens viel zu optimistischen und deshalb irrigen Anschauung über den Charakter der Herren Vettern jenseits des Kanals diktiert ist. Man kann sich in Berlin anscheinend immer noch nicht von dem lieblichen Gedanken frei machen, das sogenannte deutsche Gemüt habe auch in England eine traditionell garantierte Heimstätte, und dem artigen Kinde müsse endlich doch einmal die gebührende Beloh nung werden — kraft der Gerechtigkeit, so in der Historie angeblich von jeher eine große Rolle gespielt haben soll. Wir sind in der Beziehung skeptischer und halten über haupt diese fortgesetzten Beruhigungs- und Dersöhnungs- aktionen für mißlich. Es ist uns nicht erinnerlich, daß je deutsche Journalisten von auswärtigen Staatsmännern mit ähnlichen Missionen betraut worden seien, und wahr scheinlich hätte schon allein die Erwägung auf die Wirkung im eigenen Lands jeden, dem sein Portefeuille lieb und wert, davon abgehalten. Wozu diese leidige Unschuldsmiene? Den Engländern imponiert sie schon gar nicht. Man lese nur den impertinenten Satz des Herrn Bashford: Die Engländer hielten Deutschland für ihren Todfeind. Der Mann geniert sich nicht im geringsten, das dem höchsten deutschen Beamten ins Gesicht zu sagen, und wir? Nun, wir waschen an unserer Unschuld. Die Engländer haben in dieser weltkritischen Periode Realpolitik getrieben, in Aegypten wie in Zentralasien, die Franzosen haben sich Marokko gesichert. Warum sollen denn nur wir allein beiseite stehen und es uns als Schuld und Fehle an rechnen lassen, wenn wir Geschäfte machen wollen? Aber freilich — wir wollen ja gar keine Geschäfte machen, wir wollen ja keinen Nutzen aus den politischen Situationen ziehen, wir geizen noch dem Ruhme der striktesten Neutralität mit gebundenen Händen und Füßen. Das Stärkste aber bringt doch das letzte Stück des Interviews, in dem Bismarck herhalten muß, um gut Wetter zu machen. Wir möchten herzlich gern glauben, daß die Stelle über Bismarck auf dem Umwege über Herrn Bashford, „Nineteenth Century", Kabel und Wolffs Bureau nicht ganz unbeschädigt geblieben ist, denn es ist schwer denkbar, daß ein Nachfolger Bismarcks diesen Heros so zu profanieren imstande sein sollte, wie es die Worte tun: „was wir auch sonst von seiner inneren Politik halten mögen". Einem Ausländer, einem Engländer gegenüber! Aber da das vom Kanzler in solchen Dingen durchaus abhängige offi ziöse Wölfische Bureau noch zur Verbreitung dieser er sterbenden Demut gebraucht wird, so ist leider kaum ein Zweifel möglich. Graf Bülow legt also Wert darauf, daß diese seine Schätzung Bismarcks dem deutschen Volke nicht vorenthalten werde. Was der ganzen Angelegenheit noch einen besonders peinlichen Stempel aufdrückt, ist die Persönlichkeit des Mannes, dem der deutsche Kanzler derartige intim an mutende Geständnisse ablegt. Dieser Herr Bashford ist derselbe englische Reporter, der am 6. Juni 1896 als Vertreter des „Daily Telegraph" am Schalter des Haupttelegraphenamtes in Berlin deutsche Beamte schwer beleidigt hat. Den Sekretär Kaiser, drr die Worte in einer an die Jour- nalisten aufgegebenen dringenden Depesche zählte, hatte er damals angeschrien, indem er mit dem Steck beständig herumfuchtelte: „Machen Sic gleich, daß Sie fortkommen, unverschämter Mensch, Sie langsamer Mensch, Sie verstehen das ja nicht, scheren Sie sich fort." Die Oberpostdirektion stellte gegen Herrn Bashford Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft. Der Vertreter das „Daily Telegraph" wandte sich zweimal an Herrn v. Stephan. Das erste Mal abgewiesen, wurde er ein zweites Mal aufs höflichste empfangen. Es wurde verabredet, daß Bashford 100 (!) Mark an die Postunterstlltzungskasse zahlte, wogegen v. Stephan sich verpflichtete, die Oberpostdirektion zur Zurücknahme des Strafantrages anzuweisen. Die „Staatsbürger- zeitung" schrieb mit Recht, die Entscheidung müsse in den Kreisen der Postbeamten selbst die tiefste Mißstimmung Hervorrufen: derartige unerhörte Beschrmpsftmgen und tätliche Beleidigungen dürften nicht ander- als vor Ge richt selbst zum Austrag gebracht werden. Die ganze deutsche Presse drückte ähnlich ihre Entrüstung auS. Am 18. Juni wurde die Interpellation Liebermann v. Sonnenberg über den Fall Bashford im Reichs tage verhandelt. Der Staatssekretär v. Stephan nahmdenEngländerinSchutz und behauptete, der Beamte habe den ersten Anlaß zum Zwist gegeben und persönlich den Strafantrag zurückgezogen. Die Angelegenheit war um so leidenschaftlicher erörtert worden, als sie in einer Zeit schlimmster Spannung zwischen dem deutschen Volke und dem über seine angeb. liche Unterwerfung Wilhelms II. unter die Autorität seiner Großmutter frohlockenden Treiben in England passierte. Auch die Zeitschrift „Nineteenth Century and after" ist ein als Lagerstätte der Freundlichkeiten, die der Reichskanzler unterbringen wollte, erdenklich disqualifi ziertes Organ. Sie gehört zu jenem Bunde, der neben russischen Pseudoengländern vor allem zwei englische Deutschenfresser zu den Seinen zählt, den Sir Rowland Blenncrhassett und den Mr. Maxse, der 1901 zum eng lischen Konsul und Regierungskommissar auf den Samoa- Inseln ernannt wurde. Im Jahre 1902 trat „Nine- teenth Century and after" mit einem kleinen Frontwechsel für eine gegen Rußland gerichtete englisch-japanische Ver ständigung ein. Luch diese Politik hat bei Herrn Bash- ford ein Echo gefunden, da er seine Fragen an den deut schen Reichskanzler umsichtig unter solchem Gesichtspunkt ordnete. So sieht Herr Bashford aus und so sein Organ. Wir scheinen seit 1896 Fortschritte gemacht zu haben. Herr Bashford ist diesmal wenigstens nicht tätlich geworden. ver MMans in ZiiSwettsttika. Verlustttstr. Nach amtlicher Meldung sind an Typhus gestorben: Reiter Emil Buettner, geb. 1880 in Hopfgarten, srüber Pionier-Bataillon Nr. 10, am 25. November im Lararetl Okahandja; Gefreiter Gottlieb Kalweit, geb. am 25. Mar; 1881 in Augstupönen, früher Pionierbataillon Nr. 18, am 25. November im Lazarett Epukiro; Gefreiter Walther Ninsel, geb. am 30. Mai 1881 in Elberfeld, früher Sächsisches 2. Grenadierregiment Nr. 101, am 25. November im Lazarett Otjosondu. Die Maschinengewehre in Südwestasrika. Der Ausstand in Südwestafrika hat die erste Ge legenheit geboten, deutsche Maschinengewehre im Feld gebrauch ausgiebig zu erproben. Bisher hatten sich im Schutzgebiet die Maschinengewehre einer verhältnismäßig ge ringen Wertschätzung zu erfreuen, wozu auch der Umstand beigetragen haben mag, daß die Schutztruppe über kein eigentliches Maschinengewehr-Personal verfügte. AuS vier Gewehren wurde Anfang März unter Leutnant Graf von Saurina - Jeltsch (früher Garde-Maschinen gewehr - Abteilung Nr. 1) eine bespannte Maschinen gewehr-Abteilung gebildet, deren Personal wenigstens teil weise auS Maschinengewehr-Abteilungen hervorgegangen war. In den kritischen Lagen deS' Gefechtes von Oviumbo am 13. April, ausnahmslos im dichtesten Busch in der Schützenlinie verwendet, bewährte sich die Ab teilung so vorzüglich, daß Oberst Leutwein berichtete: -Vor den Maschinengewehren scheint der Feind größeren Respekt gewonnen zu haben, al« vor den Geschützen." Bereits vier Tage nach diesem Gefecht beantragte der Oberst eine weitere bespannte Maschinen gewehr - Abteilung zu sechs Gewehren, die Ende Mai im Schutzgebiet eintraf. In den Gefechten am Walerberg war die 1. Maschinengewehr-Abteilung der Abteilung Estorfs zugeteilt und griff dort mehrfach entscheidend in die Kämpfe ein. Die 2. Maschinengewehr-Abteilung unter Hauptmann Dürr (früher Maschinengewehr-Abteilung Nr. 3) befand sich bei der Abteilung Mueller (später Mühlenfels). Ganz besonders er wiesen sich die Gewehre geeignet, den überraschenden und energischen Flanken- und Rückenangriffen der Hereros schnell ein wirksames Massenfeuer entgegenzusetzeu. Das Material funktionierte mit Ausnahme einer Lauf- auellung beim Maschinengewehr 3 der 2. Abteilung tadellos. Diese eine Ladehemmung wurde durch die Kaltblütigkeit und das Geschick des Gewehrführers und der Bedienungsmann schaften rechtzeitig beseitigt. Der Munitionsverbrauch der 2. Abteilung betrug 20 775 Patronen, der Verbrauch der einzelnen Gewehre schwankte je nach deren Anteil am Gefecht zwischen 7350 und 120 Patronen. Der Munitionsersatz funktionierte ruhig und sicher, eS trat nirgends auch nur vorübergehender Munitionsmangel ein. DaS „Mil.-W.-Bl.", dem wir diese Angaben entnehmen, schließt sein Urteil folgendermaßen ab: Unsere Maschinen gewehre haben sich sonach als kriegstüchtig bewährt und sind besonders für Kolonialkriege geeignet. Durch die Möglichkeit, freigemacht die Schützen bis in den dichtesten Busch zu begleiten, geben sie der Infanterie in dem Gewirr afrikanischer Kämpfe einen wertvollen Halt, wo die Artillerie auS Mangel an Uebersicht versagen muß. Ganz besonders eignen sie sich zur Deckung der durch den beweglichen und an Zahl stets überlegenen Gegner immer gefährdeten Flanken. Im Vergleich zu europäischen Verhältnissen sind sie noch be sonders durch den Umstand begünstigt, daß sie ihren hier gefährlichsten Gegner, die Artillerie, dort nicht zu befürchten haben. ver ruttircb-sapanftcbe ffrieg. Der Beauftragte Frankreich». Im gestrigen französischen Ministerrat machte, wie aus Paris gemeldet wird, DelcassS von dem Wunsche Ruß lands und Englands Mitteilung, daß ein französischer Admiral als Mitglied deS Schiedsgerichts zur Entscheidung über den Vorfall in der Nordsee ernannt werde. Bon der Regierung ist Admiral Fournier für diesen Posten bestimmt. Für die Verhandlungen des Schiedsgerichts wird daS Palais des Ministerium deS Aeußern zur Verfügung gestellt werden. Die Regierung -er Vereinigten Staaten wählte, wie gleichfalls au- Pari« telegraphiert wird, den Vizeadmiral Chadwick, den Chef der südatlantischen Flotte, zum Vertreter in der Hullkommission, nachdem Admiral Dewey abgelehnt hatte. Vein russischen Geschwader. Zur Meldung der Kapstädter Zeitung „ArguS", da« Geschwader Roschdjestwenski« werde bei Swakopmund Kohlen einnehmen, bemerkt das Wolffbureau: Die Meldung deS „Argu-" ist falsch. Das Baltische Geschwader bat läng« der Küste Deutsch-Südwestafrika« keine Gelegenheit zur Kohleneinnahme. — Rach einem Tele- aramm auS Brest geht der mit schwer beschädigtem SchiffSrumpf gestern früh dort eingelaufene russische Torpedo jäger „Prozitannei" in den Kriegshafen. Von der Front meldet General Ssacharow dem Generalstabe unter dem gestrigen Datum: Gestern nachmittag begann der Feind, der unsere Stellung bei Tsinnetschen angriff, sich langsam zurück;»ziehen. Unsere Vorhut verfolgte ihn und er wurde au« einem Dorf, da« 4 Werst vor der Position liegt, beschoffen. Unsere Artillerie zwang den Feind, da« Dorf zu räumen. Ja der Nacht zum 29. d. stad keiae Meldung«« I über Kämpfe eiagelaufea.
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