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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192712072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19271207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19271207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1927
- Monat1927-12
- Tag1927-12-07
- Monat1927-12
- Jahr1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.12.1927
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Riesaer D Tageblatt »»»,««, und Auiei^r ILlbeblatt ü»r ÄMkiM». «nd Anzeiger (Lldeblatt mir Acheigers Leahtanschrtfv rageblatt Nttsa. Fernruf Ne »6. Poftsach Nr. LL Dre«d«o lL»». »trokass« Nie la Nr. LA Da« Mesa« Tageblatt ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen vrkannttnachungen der «mtrhauptmannschast. Großenhain, de« Amtsgericht« und der VmtSanwaltfchaft beim Amtsgericht Riesa, de« Rate« der Stad» Ries«, de« Finanzamt» Riesa und de« Hauptzollamt« Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 284. Mittwoch, 7. Dezember 1827, abrnbs. 8». Zehr«. D>« Siielaer Tageblatt erscheint ie»e« Lei abend« '/,» Uhr mit ilulnahme der Sonn- und Festtag«. Pez>„»rel», gegen BorauOzahiung, Mr «inen Monat 2 Mark 2d Pjrnnrg durch Post oder durch Voten. Für den Fall de» Eintreten« von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialirnpr«is« bebakt«« wir un« da« R«cht d«r Prei««rhöbung und Nachfordrruns vor. Ametae» für dt« Nummer de« vu«gabetage« sind bi« 9 Uhr vormittag« aufzuaeben und im vorau« zu bezahlen: «ine Gewähr für da« Ersch«tnen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen Erundorei« für di» SV «m breite, 5 mm hohe Erundschrift-Zeu« (S Silben) 2b Gold-Pfennig«; dir 89 mm breit« Rtklamrzril« lOO Gold-Pfennig«; z«itraubrnd«r und tab«llarisch«> Satz 50*,, Aufschlag Fest» Tarife. v«willigt«r Rabatt «ritscht, wrnn drr Brtrag vrrsällt, durch Klag« «ingrzogrn w«rd«n mutz oder der Auftraggeber tn Kontur« gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Riet« Achttägige Unterhaltungsbeilage -Erzähler an drr Elbe*. — Im Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de» Betriebe« der Lruck«r«i, d«r Lieferanten oder der BesörderunqSeinricktungen — hat der Bezieher keine» Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de« Bezugspreise«. Rotationsdruck und Verlag: Langer « Winterlich, Ries» Getchei»»«»«^ Aoetbektrabe SA VerantwortUch für Redaktton: Heinrich Uhlemann, Riesa Nir Anzeigenteil. Wtlhelm Dittrich. Riela. Oft-Frievens-Programme. Der bisherig« Verlauf der Ratstagung in Genf bat schon jetzt gewiss« Stimmungen geschaffen, bi« sich tn mehr al» in einer Hinsicht von der Atmosphäre scheiden, die stets alle Ratstagungen «mwölkte, bedrückte, Ungewißhett und Nervo sität, Spannung und Krisen an bi« Stelle eines fruchtbaren Arbeitens fetzte, der ganzen Genfer Institution das Gepräge einer zwecklosen und schwachen Organisation «ab. Vielleicht liegt dieser Wandel der Stimmungen in ber Tatsache, daß diesmal die deutschen Fragen weniger in d«n Vordergrund treten, daß di« weltpolitische Situation al» solche ihre Ge fahren und bedrohlichen Moment«, ihr Eingreisen tn Inter essen fast aller Nationen Europas heute Gegenstand eines ernsten Klärungsversuches geworden ist. ES hat sich herauS- aestellt, daß eS im litauisch-polnischen Konflikt, so sehr auch die Sympathien un- Antipathien der Mächte in diesem Streitfälle sich schneiden, doch so etwas wie ein« Einheitsfront ber europäischen Grobnationen gibt. Deutschland hat kein Interesse an einer weiteren Zuspitzung der polnisch- litauischen Gegensätze, Frankreich ist stet» für «ine gewiss« Stabilisierung der Verhältnisse im Ost«n gewesen, ebenso wie England cs stets erstrebte, di« Beziehungen der Nachbar völker Rußlands möglichst eng und freundschaftlich zu gestal ten. Die Untergründe dieses gemeinsamen Wunsches sind zwar verschieden, aber er ist nun einmal vorhanden, womit sich von selbst eine gewisse einheitliche Stellungnahme der Mächte ergibt. So dürfte es gelingen, die akute Krise des polnisch-litauischen Streites zu beseitigen, was allerdings nicht verhindert, daß der Konfliktstoff selbst, die ungeklärte, ungelöst« Wilna-Frage, auch weiterhin bestehen bleibt. Wenn es wirklich der emsigen Geschäftigkeit der RatSmit- glieder gelingen sollte, dem Einigungsprotokoll die Unter schriften Woldemaras und Pilsudskis zu sichern, so wär« dies ein Erfolg, der gewisse moralische Qualitäten irr sich birgt, dessen praktische Auswirkungen aber tu -er Auslegung liegen, die Polen und Litauen dem papierenen Werke geben. Immerhin, wenn man sehr optimistisch gesinnt ist, könnte man den im polnisch-litauischen Konflikt zustandegekommenen Einigungsvorschlag als einen leisen Anfang einer Stabili sierung der Verhältnisse im Osten bezeichnen. Optimistisch ist vor allem Herr Briand, aus welcher seelischen Konstruk tion auch Briand sichtlich und immer betonter die Kraft schöpft, auf der Stimmung des Heitte, dem kleinen Anfangs erfolg einer Bölkerbundsarbeit, ein« Politik einzuleiten, die auf weite Sicht gerichtet «in-en den ganzen europäischen Osten umspannenden Frieden und eine Befestigung der durch die Friedensverträge gewordenen Verhältnisse schaffen will. Der Vorschlag eines Ost-Locarnos, ausgegangen aus dem politi schen Repertoire des französischen Außenministers, hat in ber Hcchelmaschine der letzten Ratssitzungen wenig von seinem ursprünglichen Bestände behalten. Es lag da der deutsche Widerspruch vor, schließlich auch die Abneigung Englands, ein« neue Garantie für die Verhältnisse des europäischen Ostens zu übernehmen. In den Monaten zwischen der letzten Ratssitzung und der heutigen Genfer Tagung hat sich ver schiedenes ereignet, was, wenn auch nicht eine neu« Situation, doch zum mindesten eine neue Stimmung, «ine neue Beruhi gung der Spannungen und Beziehungen auch im Osten her beiführte. Deutschland hat di« HandelSvertragsverhaudlun- gen mit Polen wieder eröffnet. Rußland hat mit Lettland einen Wirtschaftsvertrag abgeschlossen. Die Sowjets haben ihre Ehinapolitik, wenigstens im Augenblick, restlos ligui- diert. somit einen starken Gegensatz zu England aus der Wett geschafft, Chamberlain ist mit Litwinow zusammeuge- kommen. Die Konfliktsstoffe, Spannungen und die sich schneidend«« Jnteressenforderungen sind zwar nicht beschnit ten, aber st« sind wenigstens aus ihrem latenten Zustand« herausgetreten, haben Bewegung, Flüssigkeit, schließlich auch gewiss« Zielrichtungen bekommen. DteS alles verdichtete sich I« der Gehirnretorte des klugen un- weitsichtigen Taktikers Briand zu einem neuen Planchen, das in anderer Form und auf anderem Weg« das verwirklichen könnte, was das größte und erhabenste Ziel -er französischen Politik in de» letzte« Jahren st«tS war. bleibt und bleiben wird: ein Ost-Locarno. Ein eisernes Gerüst von Nicht-Angriff- «nd Freundschafts verträgen all«r Völker des Ostens wäre ein solches Ost- Lovarno, ein« Aussöhnung Polens mit Litauen, Polen» mit Rußland, Rußlands mit England, wär« schließlich auch «i« Ost-Locarno, denn es verewigte den ftatuS quo von heut«, dt« ganz« politische und geographische Zerrissenheit de» Ostens. DaS alles ist große Politik, und zwar die groß« Politik eines Briand, bi« keine Utopie mehr ist, da st« im vollen Gang ist, bereits scharf umrissen die Kontur«« des neu zu schaffenden Gebäudes abzeichnet. Und wo bleibt Deutschland? Teilnehmend im Gremium de» Fünferkomitees, mitschaffend an dem polntsch-litauische« Ausgleich, mit heveingezogen in den ganzen Strudel der Strömungen, gebunden an Händen un- Füßen durch seine BölkerbunbSmitgliedfchaft. zum größten Teile Objekt, nicht Subjekt des ganzen Wirkens, arbeitet mit, gibt Anregungen, verhandelt, empfängt Litwinow, WoldemaraS und Zaleskt und tut so. als ob das, was i« voller Gärung begriffen ist, de» schönsten duftigsten deutsche« Rheinwein abgeben würde. Ein Ost-Locarno mit Deutschland? Ein Ost-Locarno, nach -essen Abschluß, wie deutsche demokratische Zeitnng«n heut« schon behaupten, „die völlige Räumung des Rheinlaude» für Frankreich diskutabel wär«". DaS alte, traurige, beschä mend« Lied. Für «in Recht, das uns zusteht, und dessen Ein- lösung uns „unter Umständen" versprochen wird, sollen wir ein anderes Recht, «tn« der wichtigsten, deutsche« Lebens fragen ausgcben. Ein Ost-Locarno heißt der endgültig« Ver zicht Deutschlands auf die Lösung der Korridorfrag«, heißt Anerkennung der heutigen deutschen Grenzen im Osten, heißt deutsches Einverständnis mit der ewig«« Isolierung Ostpreu ßen», heißt Aufgabe unserer Rußland-Politik, heißt, dies alle» aufgeben für et« LinleuaeriLt. tür ein« Selbstverständ- M WlMkllMU IM MW« «WA. Deutscher Reichstag. »dz. Berlin, 6. Dezember. Bei stark besetzte« Haufe wurde i« einer »am«»tliche« Abstimmung über de« von Kom«n»ist«u und Sozialdemo kraten gle,chla«te«d eingebrachte« Mißtrane«Sa«trag ge gen die Neichsregierung entschiede«. D«r Mißtranens- antra« wurde mit SS9 gege« 192 Stimme« bei 14 Stimm, e«thaltung«n abgclehut. Dafür hatte« antzer Sozialdemo, traten. Kommunisten «ad Demokrat«« auch dl« National, Sozialist«« und der Ze»tr««Sabgeord»ete Dr. Wirth ge, stimmt, während die Völkisch«« «nd einige Mitglieder der Wirtschaftspartei sich der Stimme ««thielte». Die Beratung der Interpellation«« über di« Notlage in den östlichen und westlichen Grenzgebieten wird fortgesetzt. Abg. Stelling (Soz.) weist darauf hin, daß die Notstände an der Grenze aufs ganze Deutsche Volk zurückwirken. Beson ders groß fei di« Not in Oberfchlesien, wo die unnatürliche Grenzziehung zu den schlimmsten Rückschritten auf dem Berkehrsgebiet geführt habe. Andererseits gebiete keines wegs das Interesse Oberschlesiens einen Protest gegen die baldige Vollendung des Mittellandkanals. Abg. Wendemuth (Soz.) erörtert besonders die Schwie rigkeiten i« ber oberschlesischen Steinkohle«- rtnd Textil industrie. Abg. Knoll sZtr.) geht auf die Notlage ft« rheinischen Wirtschaftsgebiet ein. Unter dem übermäßigen Druck der Besatzung habe Hessen am allerschwersten zu leiden, denn tn Hessen betrage di« BesatzungSstärke nicht weniger als 426 auf je 1600 Einwohner. Von der Besatzungsverminderung habe Hessen kaum etwas verspürt. Die hessische Bevölke rung werde trotz aller Besatzungsnöte treu und fest zum Reiche stehen. OberregiermzgSrat Dr. Edward erklärt als Vertreter der hessischen StaatSregiernng, Hessen sei enttäuscht darüber, daß die Verminderung der Besatzung für daS hessische Land kaum irgendwie fühlbar geworden sei. Trotz der schweren Wohnungsnot habe sich die Zahl der beschlagnahmten Woh nungen nicht verringert. In Mainz sei beinahe jeder siebente Mensch ein französischer Soldat. Die hessische Re gierung bitte dt« ReichSregterung, durch vermehrte Zu weisung von Aufträgen der notleidenden hessischen Wirt schaft BeschMigungSmöglichkeit zu geben. Auch in kul tureller Beziehung bedürfe Hessen unter -em schweren Druck ber Besetzung der Förderung des Reiches. Abg. Dr. Schmidt-Hirschberg (DBP.) begrüßt die Zu sicherung LeS ReichsverkehrSministers, daß -en Verkehrs ¬ bedürfnissen Schlesiens endlich Rechnung getragen werde» solle. Nicht nur Oberschlesien, sondern auch Nieder schlesien habe unter der unnatürlichen Grenz ziehung wirtschaftlich sehr gelitten. Polen bemüh« sich, die uns entrissenen niederschlestschen Gebiete wirtschafte lich in jeder Weise zu fördern. Um so wichtiger fei es. daß daS deutsche Niederschlesien, diese» Bollwerk des Deutsche tumS im Osten, wirtschaftlich gestärkt wird. Abg. Schulte-Breslau (Ztr.) fordert ein Ostverkehrs programm auf lange Sicht. Die wirtschaftliche und kul turell« Gefährdung de» deutschen Ostens erheische schnell« und umfassende Hilfe durch daS Reich. Abg. Heckert (Komm.) beschäftigt sich besonder» mit der Notlage ber Arbeiter, di« in -er Pfalz wohne« «nd im Saar gebiet arbeiten. Abg. ». Freytagh-Loringhov«, (Dir.) weist auf die wirt schaftliche Not Niederschlesiens hin, die bisher im Reiche nicht genügend berücksichtigt worden sei. Tie Mitteilung, daß für daS Bahnbauprogramm in diesem Jahre keine Mittel verfügbar sind, sei ein« besonders schwere Ent täuschung für Niederschlesien, denn hier sei eine schnelle Er gänzung der unzureichenden Eisenbahnlinien eine LebenS- notwendigkeit. Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) bezeichnet alle Reden ftn Reichstag als zwecklos, solange die Dawespolitik nicht auf gegeben sei. Die Nationalsozialisten würden dem Miß- trauenSantrag gegen die Negierung zustimmen. Damit schließt die Aussprache. Abg. v. Graefe (Völk.) erklärt, seine Freunde brächte« dem Kabinett, t« dem Dr. Stresemann als Außenminister sitzt, das schärfste Mißtrauen entgegen. In dem vorliegenden Mißtrauensantrag liege aber eine parteipolitische Demon stration gegen das bekannte Keudell-Telegramm. Darum würden die Völkischen nicht für den Antrag stimmen (Ge lächter links). In der nun folgenden namenilichen Abstimmung Über den von Kommunisten und Sozialdemokraten gleichlauten eingebrachten Mißtrauensantrag gegen Re Regier unq wird dieser Antrag »ft LS» gege« IW Stimme« bei 14 Stimmenthaltung«« abgelehnt. Für den Mißtrauensantrag haben außer Sozialdemo kraten, Kommunisten und Demokraten anch die National sozialisten und der Zentrumsabgeordnet« Dr. Wirth ge stimmt. Stimmenthaltung haben die Völkischen und einig« Mitglieder der Wirtschafts-Partei geübt. Mit großer Mehrheit wird dann der sozialdemokratische Antrag angenommen, der die Beschleunigung der Verkehrs- Reformen im linksrheinisch«» Gebiet fordert. Nm 18)4 Uhr vertagte sich das Haus ans Mittwoch 18 Uhr: Krankenversicherung der Seeleute, Ausschußbericht üb«r die Ruhr-Entschädigungen. Nchkeft, di« schon lange hätte erfüllt werden müssen, für et« Versprechen, dessen Kurswert noch den üblen Erfahrungen der letzten Jahre Deutschland zvr Genüge kennt. Kann es noch einleuchtender, überzeugender und schärfer Umrissen aus gezeichnet werden, wohin wir steuern, wohin die ^roß« Polftik", die augenblicklich in Genf betrieben wird, uns füh ren will, waS sie verewigen will, was sie Deutschland nehmen möchte, «nd welch unglaubliche unverzeihliche Torheit «s wäre, die Wegrichtung «inzuschlagen, di« di« Dialektik eines Briand als den herrlichen AuSweg ans dem Labyrinth -eS europäischen UebelS «npretst. Wohl kaum. Eine scharfe Antwort. MM du Mrlmlerr m dm MMervrWMtkii Arm. )f Berlin. Reichskanzler Dr. Marx sandte dem Preußischen MiuistervrSstdente« Braun auf s«in Schreiben vom 80 v. MtS. nachstehende Antwort: «Berlin, den 8. Dezember 1027. Sehr geehrter Herr MinisterprSsident j Ich bestätige den Eingang ihres Schreiben» vom 30. v. Mt». bezüglich de« Telegramm» des Herrn ReichSminister» de« Innern Dr. von Krudrll an den Vorstand der Deutschen Studentenschaft. Zunächst weis« ich gegenüber Ihrer Behauptung, daß e« sich um eine -starke Brüskierung" und «inen ostentativen Angriff gehandelt habe, darauf bin, daß die W»rtfafs««g d«S Telegramms tn keiner Weis« als aggressiv bezeichnet werden kann «nd auch keinerlei amtliche« Zusatz «nd Ebaraktrr getragen bat. Außerdem liegt mir daran, namen» der Neichsregierung sestzuftellen, daß Herrn Mini- fter v. Keudell ein Angriff gegen di« Nerson de» Herrn EtaatSminifter Dr. Lecker oder gar «ine Kränkung völlig serngelegen bat. Die Neichsregierung glaubt sich im übrigen mit Ihnen, Herr Ministerpräsident, darin einig zu wissen, daß Ab- geordneten lediglich deshalb, weil sie gleichzeitig «in bohr» StaatSamt bekleiden, eine nach der Verfassung jedermann zuftehende politische Meinungsäußerung, soferu sie sachlich gehalten ist, nicht verwehrt werden könne. Hinzu kommt. daß e» fick bei dem Telegramm nm eine MeinungSäuße- rnng zu einer Frag« handelt, die von drr Preußischen StaatSregirrnna selber nicht im Wege einer Entscheidung gelöst, sondern der Abstimmung und damit drr Oeffentlich- keit unterbreitet war. Selbstverständlich kann in solchen Fällen die Entschei dung, ob ein persönlicher oder politischer Akt beabsichtigt ist, oft schwierig sein. Di« Neichsregierung erklärt derhalb, daß da» Telegramm keinen Schluß auf die Ansichten drr Neichsregierung zuläßt, die ihrerseits zu den in Frage stehenden studentischen Problemen überhaupt nicht Stellung genommen hat. Sie können, Herr Ministerpräsident, davon Lberzevgt sein, daß ich wie bisher alle» daran setzen werde, ein mög lichst reibungsloses und vertrauensvolle« Zusammenarbeiten zwischen Reich und Preußen zu ermöglichen. Gerade aus diesem Grunde bedauere ich aber die Veröffentlichung Ihres Briefes, die kaum 1 Stunde nach seiner Abgabe bei mir feiten« der Preußischen StaatSregirrung erfolgt ist, so daß z. B. die übrigen Mitglieder des NeichSkabinett« von ihm zunächst aus den TageSzeitunaen Kenntnis bekamen. Eine wiche Veröffentlichung hat di« Reichsregierung tn Fällen, di« ohne Zweifel viel schwerwiegender lagen, stet« ver mieden. A«S de« gleiche« Motive« beraus sehe ich »ich auch a«ßerfta«de, auf dn« «ach Form «nd Inhalt nug«. wöbnliche« Schlußsatz Ihres «riefeS rinzugebe«. Angesicht« der Veröffentlichung Ihre» Brieses sehe ich mich selbstredend im vorliegenden Falle genötigt, auch da« Schreiben der RrichSregirrung der Oeffentlichkeit zu üb«H geben. Mit dem Auttruck meiner vorzüglichsten Hochachtung Ihr ge». Dr. Marx.* W MM U Lik WMMlik. X Köln. Wie di« Kölnisch« Zeitung erfährt, hat da ReichSarbeitSminifter tn dem schwebenden Streit in dn Großeiseninduftrir da» Schlichtungsverfahren in Gang ge- setzt und den Schlichter für Rheinland, Dr. I-tter, der bis- ber schon bei den Vorverhandlungen al« vermittelnder Vorsitzender tätig war, beauftragt, al« amtlicher Schlichter den Fall an sich zu ziehen, fall« die fortgesetzten Verband- lungr» der beiden Partei«, i« Düffeldorf rraebniSlo« bleiben sollten.
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