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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192712136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19271213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19271213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1927
- Monat1927-12
- Tag1927-12-13
- Monat1927-12
- Jahr1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1927
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VUtdte immer noch als zufrtebenftellenb bezelchnet werbe». Bemerkenswert ist in der Milchwirtschaft da» zunehmende Interesse an der QualttätSleistun«. Die vuttermark«» kontrole setzt sich mehr und mehr durch. Seiber finden di« QnalitLtSbestrebunge« und der Wille äur QualttStSleistuna. insbesondere auf dem Gebiet der aenoffenschaftltche« Zu- sammenarbett, mit diesem Ziele ihr« Grenzen in de» «kreditmanael. Der Arbeitermädel in der Landwirtschaft bat al» be denkliche Folae, daß der Schulbesuch zurückgebt. weil bi« Namtltemnitalieder nicht im Betriebe entbehrt werden könne«. Die Wirtschaftslage der Landwirtschaft im November ist gekennzeichnet durch die starke Srebitanspannnna (Rente» bankabwicklungf und durch einen von allen Seiten beklagten Steuerdruck. der bereits wieder zu Eingriffen in die Sub stanz zwingt. GS ist darum nicht verwunderlich, bah trotz hoher Zinsen — z. B. berichtet Sachsen von 8—9 Prozent im Realkredit und 12—18 Prozent im Personalkredit — di« Nachfrage nach Kredit sehr aroh ist. In den Presseerörternngen über die Rentenbankabwick- (nng ist von einigen Setten, die der Landwirtschaft mehr ein« persönliche ZahlnngSunwilligkeit als ein« wirtschaftlich begründete ZablnngSnnsähigkelt vorzuwcrfen aeneigt sind, ein strengeres Vorgehen gegen die säumigen Schuldner ver langt worden. Man scheint sich hier nicht ganz klar darüber zu sein, in wie hohem Mähe auch im November wieder au- weiten Bezirken non Zwangsversteigerungen berichtet wird, bei denen die -Höchstgebote sich in k>0—78 Prozent des Arie» denswerteS (in den günstigen Füssen!! erschöpfen. Ost preußen berichtet im November allein ans einem Kreise über tii Zwangsversteigerungen Unter solchen Verhält nissen ist eS nicht weiter verwnnderkich. das, auf dem Grund- stückSmarkt das Angebot viel größer ist als die Nachfrage. AMM Meß. vdz. Berlin. Vor dem Sckwnraerickt in FrankinrtDder besann am Montag der Prozeß aeae« den Landtvirttzfob« Slugnft Schmelzer wegen Srschteßnna »Weier Verliner MeichSbannerlente und gegen den Vater Ananst schwel» zerS, den Landwirt Paul Schmelzer wegen Anstiftung und nnbesngten Waffenbesitzes. Den Vorsitz führt Landaerichisdirektor Dr. Rothe: d'e Anklage vertritt Oberstaatsanwalt Motbe. — Die Ange klaaten werden verteidigt von den Rechtsanwälten Block» Berlin und Dr. Joliß-Fianksurt/Oder. Als Nebenkläger zugelassen sind die bei der Affäre verwundeten Resch», bannerleute. Die Vorgänge, die der Anklage zu Grunde liegen, ereigneten sich am Nachmittag dr« 28. Juni ai» Berliner MeichSbannermitalieder den Ort ArenSdorf durch fuhren nnd sich eine Schlägerei zwischen ihnen und Dorf bewohnern entspann. Vor Beginn der Derbandlnnaen richtete der Vorsitzende eine Ansprache an die Zeugen und Geschworenen, in der er darauf binw es. daß man von jeder politischen Rücksicht bei diesem Prozeß abieben müsse. Der Vorsitzende belehrte zugleich die Zeuaen über die Wichtigkeit des Eide? und ersuchte sie, sich möglichst jeden Alkobolge» nusseS zu enthalten. Der Vorsitzende begrüßte auch d r zahlre chen Pressevertreter, denen er Erfolg ihrer außer ordentlich schwierigen Tätigkeit und ihres Strebens, ihre Leser objektiv zn unterrichten, wünschte. August Schmelzer, der zuerst vernommen wurde, ist 18V4 geboren, er ist der älteste von einer Reibe Geschwistern, war zwei Jahre im Felde, wurde schwer verwundet und wird der lag (Man,«komm« sei«, wo Sie weihuachlegescheuke aus dm lisch Ihrer Liebeu. Ihrer Ver wandten and Ireuade lege« müsse«. wenn Sir noch nicht wissen, wo. Sie schenken «ollen, so lese« St« jeht ttlglich de« SuferalenteU ««sere» Lemms und Sie werden Geschenk« finden, di« Ihne« und den vrscheakten Freude machen werden. Im richtigen Schenken liegt es, die echte Weihnacht-freude zu verbreiten. behauptet, dadnrck» nervenkrank geworden zn sein. Er ist zweimal wegen Körperverletzung nnd Beleidigung »n ge ringen Geldstraken verurteilt worden. Der Vater. Paul Schmelzer, ist 1873 geboren nnd besitzt seit 1924 in Aren»» dorf rin kleine« Gut. August Schmelzer behauptet« bei seiner Vernehmung, daß die Schlägerei sich daraus ent spannen hätte, daß zwei WebrwoMeute zuerst von den Reichsbannerlenten mißhandelt worden wären. Darauf habe er sich einen Säbel ans dem Han« geholt, den die ReichSbannerleute sofort krummgeboaen hätten. Dann lei er wieder ins Hans gelaufen und habe aus dem verschlosse nen Schrank im Schlafzimmer seiner Eltern, den er mit Gewalt oufgeriffen habe, da« Jagdgewehr seines Vaters nnd au« dem Schreibtisch vier Patronen genommen; er bade angenommen, daß es sich um Schrotpatronen bandelte. Die Torsgenossen hätten ihm, als er mit dem Gewehr hinter de» bereits wieder abgefahrenen ReichSbannerlenten berlief zugerufen : .Schieß doch August'! — Ein ArenSdorser habe ihm allerdings das Gewehr wegnehmen wollen. Der Angeklagte will zunächst zwei Schöffe in die Luit abgegeben baden, um die ReichSbannerleute zu verscheuchen. Diese batten aber kebrt gemacht und seien auf ihn losgegangen. Er mußte wieder laden und die ArenSdorfer hätten ae- schrieen: »August, schieß weiter!' Gezielt hätte er über- banpt n»»t, wobl aber mitte« hinein,«,«offen, «eil er dacht« daß di« Schrotladung niemand schwer versetzten könnt«. Sein«, Vater bad« «r. al« er schoß, nicht gestben. Verlesen wurde »in adaekanarner Briet de« Anoeklaaien an sein« Eltern, worin er schreibt, di» Eltern tollten nicht« verraten davon, daß da« Soind verschlossen «ar Die Aussage des dann vernommenen Balers, Boul Gchmelger, der tonst di» Vorgänge ähnlich wie sein Salm schi'derte, unterschied sich wesentlich von der Anskage dr» Sohne« in der Frage, wo sich das Gewehr bekunden habe. Der Vater iaat». rS sei oben in einem alten Schrank ge wesen, der nicht mebr verschließbar «ar. Er hab» seinem Sohn nicht »ngeruien, daß er schießen toll». Da« Gewehr tri in Nrensdork überhaupt nicht denntzt worden DI« vatronen müsse Anguft wobl einmal gesunden baden — Bei der VewrlSoulnabmr »rmabnt« der Vorsitzende die Nrben- klaarr, di« Zeugen «» eigener Sach» seien, ihre Parteiinte ressen von ihren ZenaenanSiaaen streng zu trennen, selbst auk di» Geiadr bin. sich zu schaden vernommen wnrde eine groß» Anzahl der an der Affäre be»eiliat gewesenen RnchSbannerleut«. Der 22sähriae Rohrleger Fritz Böttcher an« Berlin sagte aus' al« da« Anto mit den Reichebannerlenten hinter der Wear- hieanna nach Frankfurt am Dorian-gang angelanat war, hätten die ReichSbannerleute Hilferufe de« hinter dem Auto fahrenden Radfahrer» gehört. Siniae von ihnen sprangen vom Anto und vervrüaelten zwei W'brwolilenie. die an» der Richtung von Frankknrt an dem Anto vorbelgekommen waren, mit der bloßen Hand. Einer davon hätte auf einem Fabrrad gesessen, der andere trng eine rot» Armbinde mit rotem Krri», in dem ffch ein schwarze« Hakenkren» bekand. Da« Rad de» »inen Webrwolsmanne» wollten die Reicks» bannerleute nach Frankfurt mltnebmen, wo es sich der Eigentümer von der Polizei abbolen sollte. Die Arens» dorker aber schrieen: Laßt da» Rad fteben! An« dieser Zeugenaussage ging hervor, wie sich di« nnnmebr ent standene Schlägerei entwickelt bat. Der Zenae gab auch «in« »'narbende Darstellung über di« vier Schüsse, die der Angeklagte Augnst Schmelzer gegen da« Auto der Reichs- bannerleute abgefenert hab« und bestritt entschieden, daß die ReichSbannerleute Gummiknüppel oder andere Waffen aebabt hätten. Daß Ne mit Steinen »urückgrworien hätten, hielt der Zenae für mäalich. Der Vater Schmelzers hab« den Sohn nicht abgebalten, zu schießen. Schmelzer jun. habe gerufen: »Laßt da« Rad stehen oder ich schieße!' Die Schüsse seien ans eine Entfernung von etwa 100 bis 110 Metern abgegeben worden. In ähnlichem Sinne äußerten lick, sämtliche weiter ver nommenen Zeuge« au« dem Kreis, der Reich-bannerleute. Ein Antrag eines Vertreters der Nebenkläger, R. A. JuliuSberger-Berlin, auch den Vater Pani Schmelzer in Haft zu nehmen wegen KollnsstonSgefahr, wnrde vom Gericht abgelehnt und die Verhandlung auf Dienstag vor» mittag vertagt. Attentat auf einen Zug in Amerika. -(Pittsburg. Gestern nackt ist »in Zug in der Richtung Washington—PittSburg in der Räbe von Guffy entgleist. Ein Eisenbabnbeamter wurde getötet, zwe ander« verwundet. Das Unglück ist daram znriickzuiübren. daß an zwei Schienen die Befestigungsschraube» entferut waren. Ein« Unteriuchung ist eingeleitet. vermischten Wein zu trinken, nicht vergessen. Unschlüssig blieb Agnes stehen. Mußte es nicht ausfallen, wenn sie den Vetter plötzlich verluß? Da traf sie ein bittender Blick Kurts. Zögernd setzte jie sich hin und spielte verlegen mit den Fransen der Stuhllehne. Nachdem der Diener gegangen war, schritt Kurt einige Male im Zimmer auf und ab. Er mußte erst seine innere Erregung meistern. Dann blieb er vor ihr stehen und holte ein kleines Etui aus der Tasche. „Dars ich auch dir, liebe Agnes, ein kleines Angebinde geben, das ich auf meiner letzten Geschäftsreise in Venedig kaufte?" fragte er fast schüchtern. „Es ist ja nur eine Kleinigkeit, aber sie soll dir sagen, daß ich immer deiner und der Heimat gedachte." Er hielt ihr das Schächtelchen mit bittender Miene hin. Verwirrt schaute Agnes auf. Beide wurden bleich, al» sie sich in die Augen schauten. Mit leise bebender Hand griff Agnes nach dem Geschenk. „Du bist wirklich zu gütig, Kurt," murmelte sie kaum verständlich, während sie befangen und wie ratlos den Blick auf das Etui heftete, ohne es zu öffnen. Er kam ihr zu Hilfe und drückte auf den kleinen Der» fchlußknopf. Dabei berühr en sich ihre Hände. Beide durchzuckte es wie ein elektischer Strom. Das Kästchen sprang auf, ein feines, goldenes, reich verziertes Kettchen, wie nur die Kunst der alten, venezianischen Goldschmiede meister es herzustellen vermochte, glänzte, aus dunklem Sammet gebettet, ihr entgegen. Erschrocken starrte Agnes auf das blinkende Kleinod, dessen Schieber ein Brillant bildete, der im Lampenlicht funkelte und gleißte. Kurts ernstes Gesicht hellte sich bei dem Eindruck auf, den das Geschenk auf Agnes machte, und der sich deutlich in ihrer Miene widers.siegelte» „O, Kurt," stammelte sie tief errötend, „es ist ja nicht möglich, daß der wunderbare Schmuck mir gehören soll. — Ich bitte dich, nimm ihn zurück, du beschämst mich. — Eine solche Kostbarkeit darfst du mir nicht schenken.? „Gefällt dir die Kette?" gab Kurt lächelnd zurück. „Wie kannst du fragen? Sie ist herrlich, und des wegen viel zu schön für mich. Sie paßt wohl für eine Dam« der großen Welt da draußen, nicht aber für ein ein faches Mädchen, wie ich es bin. Ich kann sie unmöglich annehmen." „Nun, da« erste überlaß, bitte, mir zu beurteilen," meinte Kurt heiter, „und was das andere betrifft, so wird der Chef des alten Geschlechtes Barr der einzigen Cousine, sie über seines Kindes Wohl in mütterlicher Lieb« wachte »nd da« Erbe der Väter in Treue verwaltet, wohl als geringes Zeichen seiner Dankbarkeit ein Schmuckstück bieten dürfen." „Nein, Kurt, es ist zu schön!" Agne« sah ihn strahlend an. Sie hatte in der Freude über qas erste Schmuckstück, das sie im Leben erhielt, di« Zurückhaltung und Be fangenheit vergessen. „Dann paßt also die Kette zu dir," meinte Kurt und egte sie ihr um den Hals. „Weißt du, was ich dachte, als ich sie für dich aus wählte?" forschte er dann und hielt das eine Ende de» Schmuckstückes fest. Sie schaute ihn fragend an. „Ich dachte mir, da» Kettchen sollte dich immer daran erinnern, daß die letzten Barr« zusammengehüren. So fein auch di« einzelnen Glieder geschmiedet sind, sie halten fest, und nur Gewalt kann sie trennen. Eine Kette wie diese drückt nicht, aber ii« bindet duck». Ich dachte üe mte Symbol unserer Zusammengehörigkeit' Fre'unvschaft und — verwandtschaftlicher Liebe. Wäre es mir vergönnt ge wesen, deinen seligen Vater noch einmal im Leben zu sprechen, es würde mir sicherlich gelungen sein, seinen Groll gegen mich zu verscheuchen, und gewiß hätte er dann dich mir anvertraut und mich verpflichtet, dich nur von dannen ziehen zu lassen, wenn ein anderer käme, dem du freudig als sein geliebtes Weib in sein Haus folgen wolltest." Erbleichend war Agne« einen Schritt zurückgetreten. Was wollte der Better damit sagen? Ihr fielen plötzlich wieder die Briefe im Schreibtisch des Vaters ein, di« ihren Stolz so verletzten. Kurt sah erstaunt den jähen Farbenwechsel auf ihren Wangen. Was bedeutete das Zurückweichen vor ihm? „Was hast du?" fragte er erschreckt und verletzt zugleich. Agnes schwieg. Ein Zittern lief durch ihren Körper. Wieder stieg die Sorge in ihm auf, daß der Cousine Herz nicht mehr frei wäre, und sie ihm etwas verheimlichte. Er empfand bei dem Gedanken fast einen körperlichen Schmerz. „Bitte, Agnes, sage mir offen," bat er mit flehendem Blick, „was ist neuerdings zwischen uns getreten? — Schon aus deinen letzten Briefen sprach ein bisher fremder Ton. Bei meiner Ankunft heut, auf die ich mich seit Wochen freute, botest du mir kaum ein Willkommen; beim Abendessen bliebst du fast stumm, und nun weichst du gar vor mir zurück! Bin ich dir plötzlich so wider- wärtia geworden?" „Kurt!" Agnes rief es mit schmerzlichem, vorwurfs vollem Ton. Dann rang sie nach einer Antwort, aber sie konnte nicht sprechen. Nur ihre Lippen bebten leise. „Ich will mich gewiß nicht in dein Vertrauen ein schleichen, aber sage mir nur, ist ein Dritter daran schuld, daß ich es verlor? Bitte, sprich die Wahrheit!" Forschend, als ob er ihr ins Herz schauen wollte, heftete er seine Augen auf sie. Erstaunt sah Agnes auf. „Ich versteh« dich nicht. Was meinst d" !»?" „Nun, es ist doch möglich, daß zum Beispiel einer der Nachbarn dein Vertrauen, vielleicht dein« Zuneigung ge wann, während ich fort war." Agnes begriff ihn noch immer nicht. Lag ihr doch nichts ferner als eine Tourmacheret. „Wie kommst du nur auf diese Idee?" stammelte sie. „Du weißt ja, ich nahm keinen Menschen an. Wer aber steht mir al» Ratgeber näher als du?" „Als Ratgeber vielleicht. — Doch ich meine, ob nicht einer der jungen Rachbarsöhne Eindruck auf dich machte?" Jetzt verstand ihn die Cousin«. „Glaubst du, ich oev- suchte dir etwa, zu verheimlichen?" meinte sie stolz. „Warum zweifelst du an meinen Worten? Wie oft schrieb ich dir, daß ich allem ausweiche, um keine Bekanntschaften zu machen oder zu erneuern. Ich weiß doch durch Hörn ganz genau, warum die jungen Leute sich danach drängen, mich kennen zu lernen. Es gllt nicht meiner Person, sondern dem Geld«, das sie bei mir zu finden wähnen." Verächtlich schürzten sich ihre Lippen. Kurt atmete auf. Das war es also nicht. „Dann mußt du aber etwa« Persönliches gegen mich haben," fuhr er erregt fort. „Ich bin mir zwar nicht bewußt, irgend etwa» getan zu haben, was dich verletzen konnte, aber es muß doch sein. Weshalb sonst das veränderte Benehmen gegen mich?" Agnes «ar sehr bleich geworden. Die Gedanken sagten sich in ihrem Hirn. Der Inhalt jener Briefe, die Fragen, ob sie dem Vetter schon jetzt davon jagen, es ihm vel schweigen oder eine Aussprache aus später verschieben sollte, wirbelten ihr im Kopf. „Willst du mir keine Antwort geben ?" Kurts Stimme klang dringend, fast befehlend. „Die Briefe —l" stotterte Agnes endlich, völlig verwirrt. „Briefe? Was für Briefe meinst du?" „Deine Briefe»— in Papas Schreibtisch." „Sh! — Du hast sie gelesen?!" „Ja! — Den ersten! —" Kurt biß sich auf di« Lippen. Das also war der Grund ihrer Befangenheit und befremdenden Zurückhaltung! Einen Moment überlegte er, während Agnes in höchster Verlegenheit nicht wußte, wohin sie schauen sollte. Dann griff er nach ihrer Hand. Schlaff ruhte sie in seiner Rechten, aber sie zog sie nicht zurück. „Agnes, fast zehn Jahre liegen zwischen dem Anfang des Briefwechsels und heut. Damals warst du ein Kind, ich ein glücklicher Bräutigam. Wie kann dich verletzen, was ich damals dem Oheim in schonendster Weise schreiben mußte?" „Nein, Letter, du irrst, das ist es nicht. — Aber daß mein Dater mich dir anbot, dich zwingen wollte, dich an mich zu ketten, beschämt und empört mich zugleich!" In ihrer Erregung sprudelte sie die Worte hervor. Tränen traten ihr in die Augen. „Ich bitte dich," beruhigte sie Kurt, „du faßt es falsch auf, well du nur meine Antwort, nicht den Brief kennst, den dein Baler an mich schrieb. Er bat mich, dich nicht zu verlassen, wenn er einmal nicht mehr unter uns weilte, dir in Schwarzhof stets ein Heim zu bieten, und daran knüpfte er allerdings den Wunsch, — daß wir uns lieben lernen und einst den Bund für» Leben schließen möchten." Auf Agnes' Wangen wechselten die Farben, doch sie bezwang die Verlegenheit. „Nein, Detter," entgegnete sie hastig, „du willst ihn und mich schonen und sprichst deshalb nicht ganz die Wahrheit. Ich sehe es dir an. Mein Baler bat nicht, er forderte l" Kurt zögerte mit der Antwort. „Well er mein« Schulden übernahm, um die Ehre des Namens zu retten, und ihm dadurch die Möglichkeit genommen wurde, für dich ein bescheidene» Kapital zurückzulegen, wollte er dich für die Zukunft geborgen wissen. — Er ahnte nicht, daß mein Herz damak nicht mehr frei, mein Wort verpfändet war." „Und da du deshalb auf da» — Geschäft nicht ein gehen konntest, botest du als Aequioalent die Zusicherung, mir in Schwarzhof stets freie Wohnung und — frei« Station zu gewähren. Als deine Verhältnisse sich besserten, schicktest du überdies noch den Schuldschein. Du warst zu stolz, etwas geschenkt zu nehmen — aber ich bin auch ein« Barrl" Hochaufgerichtet stand Agne» vor Kurt; ihre Wangen glühten, ihre Lugen blitzten. Noch nie war sie ihm so schön erschienen wie jetzt. ^Du willst Schwar-Hof verlassen?" fragte er er schrocken. „Begreifst du denn nicht, daß jeder Bissen mir bet dem Gedanken im Munde quillt, hier da» Gnadenbrot zu essen, dir zur Last zu fallen, und daß alle», wa» du mir in liebenswürdiger Form angeboten hast, nichts weiter ist, al» eine drückende, erzwungene Verpflichtung!" „Llanes I —" Bortsetzuug »olgLz
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