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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192801252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-01
- Tag1928-01-25
- Monat1928-01
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1928
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r ir »M« summ»» Mimm. Berlin, 2:t. Januar, »im letzten Viertel des Jahres >VS7 hat der Frrnivrcäxr die Frier «eines sMjährigr» Be stehen» in Tcutjchland begehen tonnen. Teutichland ist das erste Land, in dem der ,ir»njprrchrr in der ihm von dem Amcrilanrr Alexander Graham Bell gegebenen Form in den öffentlichen Nachrichtendienst ringesühri worden ist, an nächst zur Uebermittlung von Telegrammen bei Anstalten, »et denen sich der Moricbetrieb «vege» de» geringen Ber- tehrsumsanges nicht lohnte. Tie erst« Telegraphcnanstalt für Fcrnsprechbetrirb wurde am 12. November 1877 in Zrieürichsbcrg bet Berlin, das jetzt einen Stadtteil von Lichtenberg bilder, in Betrieb genommen. Die Linie führte nach Rummelsburg. Das erste durch den Fernsprecher übertragene Gespräch in Deutschland wurde am 20. Oktober >877 zmischcn dem damaligen Gencralpostamt in der Leip ziger Strane und dein Generaltelegrnphenamt in der ,fran zösischen Liras,c geführt, und daraufhin wurde am !>. No vember eine unmittelbare Fernsprechlettnng für den dienst- lichen Berkehr zwischen dem Generalpostmctster und dem Generaltelegraphendircktor in Betrieb genommen. Die Deutsche Reichspost l-at mit Rücksicht aus die ernsten wirtschaftlichen Verhältnisse davon abgesel-en. das denk würdige Jubiläum des Fernsprechers durch eine besondere feier zu begehen. Sie lmt aber aus diesem Anliß eine 230 Seiten starke Denkschrift herauSgegcbcn, die Herrn Ltaatssekr. Tr. ing.eh. ». fenerabcnd zum Verfasser hat, in der das Entstehen, Werden und Wachsen des deutschen Fern sprechwesens iu der Zeit von 1877 bis 1027 geschildert wird. Die beiden ersten Abschnitte behandeln die Vorgeschichte des Fernsprechers. Hier wird der Ersindung des deutschen Lehrers Philipp Reis aus dem Jähre 18<:i gedacht, der be reits mir einem, wenn auch reckt unvollkommenen Tele phon gesprochene Worte in die ferne übermitteln konnte. Seinem eigentlichen Zweck wurde der Fernsprecher in Deutschland erst 1881 zugeführt, wo am 12. Januar die erste Vermittlungsstelle in Deulfchland iu der französischen Straße in Berlin mit acht Teilnehmern zunächst versuchs weise in Betrieb genommen wurde. Am 21. Januar 1881 folgte die Ltndlscrnsprechetnrichtnng in Mülhausen im Elsaß und am 1. April 1881 wurde die Berliner Stadtscrn- sprechcinrichtung mit nur 18 Anichlüsscn dem Verkehr über geben. Heute hat Berlin fast 450 000 Lprechstellen, und in Deutschland befinden sich im ganzen rund 2,8 Millionen Lprechstellen. Der eigentliche f-ernoerkehr wurde erst 1887 ausgenommen, nachdem das Mikrophon an Stelle des an fangs auch zum Gebe» benutzte» »Fernsprechers" allge mein eingeführt war, und liaäckcm als Leitungsmaterial Bronzedraht verwendet werde» konnte. Vorher mar es nur möglich, auf kürzere Entfernungen zu sprechen. In der Denkschrift wird die Entwickln»« der Technik vegen ihrer besonderen Bedeutung sür den Fernsprecher ziemlich eingehend behandelt. Ein besonderer Abschnitt beschäftigt sich mit der Wirkungsweise drS Selbstanschlnß- instems, für das eine einfache und leicht verständliche Er klärung gegeben wird. Der Abschnitt über den Leitungs sau gibt ein geschlossenes Bild der Entwicklung der Lei tungsanlagen von -en oberirdischen Drähten und den ersten einzeladrigcn fcrnsprcchkabcln zu der jetzigen Bau weise, wo >200 Doppelleitungen, d. s. 2400 Einzeldrähte, in einem Kabel von 82 Millimeter Durchmesser untergebracht werden können, und die es durch die Erfindung des ameri kanischen Professors Pupin und der Vcrstürkerlampe crmog- cicht, auch aus große Entfernungen in Kabeln z» sprechen. Das drahtlose ferniprechen, daS ja letzten Endes auch ans der Erfindung des Fernsprechers beruht, und bei dein d . Empfang in millionensacher Zahl durch die in ihrer Wir kungsweise dein ersten Bcllschcn Telephon entsprechenden Kopssrruhvrer stattfindet, wird kurz gestreift. Betrieb und Verkehr, die Organisation der Verwaltung, das Personal wesen, das Finanzwesen und die Stellung des Fern sprechers iu Staat und Wirtschaft werden in besonderen Abschnitten unter Beigabe reichen Zahlenmaterials in Form von Tabellen und Tckaulinicn behandelt. In den Anlagen ist als historisches Dokument der von Stephan persönlich verfaßte Bericht an BiSmarck vom g. November 1877 in Faksimile wiedergegeben, in dem er nur einen halben Monat, nachdem er den ersten Fern sprecher erhalten hatte, die Wirkungsweise des neuen Appa rats sachverständig schildert und den hohen Wert kür die Telegraphenvcrwaltung und die Allgemeinheit klarlegt. Auch die erste Bekanntmachung des ReichspostanUs, in der die Berliner Bevölkerung zur Teilnahme an einer Stadt- sernsprcchcinrichtuug ausgesordcrt wird, die ersten Bedin gungen für die Teilnahme daran und die erste Anwei sung zur Benutzung der Fcrusprccheinrichtnngen find -"irdergcgebeu. Vermischtes. Fünfzehn Fischerboote gerettet. Durch einen heftigen Sturm waren 15 Fischerboote vom Libauer Strande in die See getrieben worden. Dem zur Hilfe leistung hinausgesandten Dampfer ist es nur mit großer Mühe gelungen, die Fischer zu bergen. Ein mit vier Fischern besetztes Boot trieb sieben Tage auf der offenen See umher. Nur durch einen Zufall konnten die In sassen, denen Arme und Füße abgefroren waren, gerettet werden. Große Eisschwierigkeiten im Rigaischen Meerbusen. Die Eisbildung im Rigaischen Meerbusen ist soweit vorgeschritten, daß selbst die stärksten Dampfer ohne Eisbrecherhilse das starke Eis nicht mehr bewältigen können. Gestern brachte der lettländische StaatseÄbrecher 1« Dampfer m das offene Waner uno befindet sich mit secks Dampfern auf der Rückjahrt nach Riga. N c u e r Dammbr « ch der O st e Im Oste Gebiet, das durch Neberschwrnimuugeu im letzten Jahr« bereits be- sonders helmgesucht wurde, ist erneut der Damm in einer Ausdehnung vou IM Metern gebrochen, so daß i» der Nahe von Bremervörde eine neue Hockstvasserkatastrophe emgrtreteu ist Auch au audcren Stellen ist die Deich kappe wiederum überspült worden.. Einzelne Bauernge- böfte smd vom Wasser umflossen, da« stellenweise in die Wohnraume emgedrungrn ist, so daß die Bewohner sie raumen mußten. llebersall auf einen Kraftwagen. Aus Wal- trop wird gemeldet: AlS gestern abend in der Nähe des Alten Friedhofs ein Personenauto au» Bochum stand, traten Plötzlich an den allein im Wagen sitzenden Ekumsfenr drei Hinge Bnrsckzen und forderten ihn g»f, sie sofort »ach Mengede zu sghreu. Als der Ehnusseur die» An- fiunen ablehnte, zog einer der Burschen eine Pistole und streckte ihn durch eine» Schuß nieder. Darauf flüchteten die Burichen und entkamen unerkannt. Der schwer ver letzte Ehausseur wurde sofort ins Krankenhaus geschasst: doch glaubt mau nicht, ihn am Leben erhalten zu können. Man vermutet, daß es sich bei den Burschen um dieselben Leute handelt, die kürzlich den Raubübersall äuf die Wal- troper Kreisbank-Ncbenstelle verübt haben. Flugzeugabsturz in der Schweiz. In der Nabe von Thun ereignete sich.ein schweres Flugzeug unglück. Der schweizerische Militärflieger Hauptmann Mar Cartier stürzte aus bisher noch, unbekannten Gründen bei einer Flugübuug mit feinem Zweidecker aus großer Höhe ab. Der Flieger wurde beim Absturz aus der Stelle ge lötet. Der Leichnam konnte nur mit Mühe aus den Trüm- mern geborgen werden. Man niinmt an, daß der Absturz aus den Bruch emeS Flügels zurückzusübren ist. Flieger hauptmann Cartier stand bereits seit 1918 in schweizeri schen Flugdiensten. D ecke n e i n stu r z in einem Frankfurter Wohnhaus. In einem Hause in der Höchster Straße stürzte gestern die Decke zwischen dem zweiten und dritten Stockwerk plötzlich ein. Nur einem Glttckssall ist es zu verdanken, daß zwei im zweiten Stock spielende Müder mit dem Schrecken davonkamcn und die im dritten Stock wohnende Mieterin, die mit der Decke abstürzte, sich an einen, Teppich sesthaltcn konnte und dadurch der Sturz verhindert wurde und ohne schlimmere Folgen blieb. Man vermutet, daß das Unglück aus die Erschütterungen zurückzuiühreu ist, die durch den dort vorbeigchcndcn starten Laustautoverkehr verursacht wurden. Gestörte O P e r n a u j f ü h r u n g in Esien. Die gestrige Aussübrung der Oper „Antigone" des Deutsch- Schweizers Artur Honegger wurde von deutschvölkischer Seite durch lärmende Störungen unterbrochen. General musikdirektor Schulz-Dornbusch ergriff das Wort und er härte, man habe zwar das Recht zur freien Meinungs äußerung: aber der Anstand erfordere, daß man seine Meinung am Schluß äußere. Im übrigen bekannte er sich bei dieser Gelegenheit nochmals zu dem Gedanken, daß man die Pflicht habe, auch neuere Musik aufzuführen, zum mindesten zur Diskussion zu stellen. Die Aufführung konnte darauf bis zu Ende durchgeftthrt werden. Der Beifall am Schluß war sehr stark, Ein guter Fang. Den Kriminalbeamten, die ständig aus dem Berliner Schlesischen Bahnhof stationiert sind, gelang gestern abend ein guter Fang. Sie verhaf teten die 18 und 19 Jahre alten Arbeiter Will» Möcher und 'Will» Brune, die von sämtlichen Kriminalbehörden Rheinlands und Westfalens wegen vieler Einbrüche und Raubüberfälle gesucht werden und u. a. den großen Ein bruch in das Gebäude des Konsumvereins in Haspe ver übt haben. Todesurteil im Caputher Mordprozeß. Im Caputher Mordprozcß wurde gestern abend V-V Uhr das Urteil gesprochen Der -Schlächter Albert Schwarze aus Caputh, der feine Geliebte umgebracht hatte, weil sic ein Kind von ihm erwartete, wurde vom Schwur gericht Potsdam wegen Mordes zum Tode und zur lebens länglichen Aberkennung der bürgerliäfen Ehrenrechte ver urteilt. Sechs Personen durch Fleisch vergiftet. Nach dem Genuß einer Gesriergans erkrankte in Berlin eine seckfsköpsige Familie. Bei sämtlichen Personen, die von dem Fleisch gegessen natten, machten sich schwere Ver- giftungscrscheiuungen bemerkbar, die die Ueberführuug eines Familienmitgliedes in das Schöneberger Krankenhaus erforderlich machten. Die Durchschwimm un g der Straße von Gibraltar wiederum mißglückt. Wie aus Tanger berichtet wird, ist Fräulein Meitze gestern nacht um 12.08 Uhr von Tanger aus zu einem erneuten Versuch zur Durchquerung der Straße von Gibraltar gestartet. Kurz narb 5 Uhr geriet sie jedoch in eine Windhose und wäre beinahe ertrunken. Fräulein Gleitze gab ihren Versuch auf und erklärte, daß sie nunmehr ihre Absicht, die Straße von Gibraltar zu durchschwimmen, endgültig aufgegeben habe. Das Dorf der schönen Männer. In weltab geschiedener Einsamkeit liegt das kleine Rhöndörfchen Heu bach, das in weitem Umkreise als das Dorf der schönen Männer gilt. Es sind alle» prächtige Gestalten, alle statt lich gewachsen, meist 1,80 bis 1,90 Meter groß. Sie hal ten sich ausrecht und bleiben wunderbarerweise bi» ins hohe Alter jung. Fast sämtliche Männer des Dorfes haben den Krieg mitgemacht und viele sind gefallen. Aber auch der Nachwuchs verrät bereit», daß „die schönen Männer" in Heuback» nicht aussterben werden. MIM MUMM mW. von Werner Goldner. M». Berlin, den 20. Jan. 1SS8. Mitteu in der Nacht gellt da» Telephon: Elli Reinseld N gefunden! Zigeuner hatten sie verschleppt! In einem Bvrort Leipzigs ist st« ihnen abgejagt worden. Also kein Narb, keine Vergewaltigung, sondern ein Kindesraub, aus geführt von jenem Nomadenvott, über das man als Kind nom Dienstmädchen Schauergeschichten erzählt bekam. Einer der schwierigst«« Kriminalfälle der letzten Jahre schien aasgeklärt. Schien. Ein paar Nachtstunden lang. Als der Morgen «ante, heckt« sich ber«itS hcrauSgestcltt, daß Elli Reinfeld nächt Elli Reinseld war. Eine Namensgleichheil, rin UN- siuvtger lächerlicher Zufall hat das Mißverständnis ver schuldet. DaS Kind, da» bei d«n Zigeunern aefunden wurde, stchrt »war auch diesen Namen, ist aber die Tochter einer gigemöerin, wen« ste auch «ine hellere Hautfarbe hat. Viel deicht et» Mischling, vielleicht auch «in Aifall. Jedenfalls ist sie »tcht die Langgesucht«, und die ganze Polizeiaktion ist ein Mttzgriff gewesen. Elli Reinseld ist und bleibt verschwunden. Die Sache fängt nun aber langsam an, unheimlich zu «irden. Ma» hätte eS nicht sür möglich gehalten, daß in einer deutsche» Großstadt «in Kind spurlos vier Woche» ver schwinde« kämu ohne daß man auch mir den geringsten An- Valtchmnkt ,« find«« vermag, was aus ihm geworden ist. Mw, hat sie nicht lebend gefunden und nicht tot, keine Sachen >r«b llein« Briet, gor nächt». Sie ist wie vom Erdboden Das soll gewiß kein Vorwurf gegen die Polizei sein. Di« hat das Menschenmöglichste getan. Und wie sorgfältig sie »ach dem Kinde fahndet, geht ja genugsam aus dem An halten der Zigeunerbande hervor. Aus Zigeuner ist man nämlich schon seit ein paar Wochen scharf. Wie immer in solchen Fällen hat flch der Verdacht sehr bald auf st« gelenkt, un- in Berlin sind alle erdenklichen Recherchen auch in dieser Richtung gemacht worden. Aber mit gänzlich nega tivem Resultat. Man kann sich ja ungefähr vorstellen. wie sich der ganze Vorgang abgespielt hat. Dir klein« Reinfeld hatte nämlich zwei Eigenschaften, di« für ein Mädchen von acht Jahren ungewöhnlich sind: sie war sparsam bis zum Geiz und sie war zudringlich. Stellt man dies« beide» Faktoren in R«cl>- nuna, so ergibt sich ein ganz klares Bild. Sie wollte an jenen» verhängnisvollen Dezemberabend Papirrsterne für den Weihnachtsbaum kaufen. Aus einem Geschäft geht sie raus, weil dl« Sterne zu teuer »varen und ihr nicht gefallen, in dem zweiten finden di« Schnitzel ihren Beifall, kost«» aber 10 Pfennige mehr als sie hat. Jedes ander« Kind wäre nach Hause gelaufen, und hätte die 10 Pfennige aus der Spar büchse genommen, di« bet Elli noch dazu sehr wohl gefüllt war. Elli Sieinseld tat dies nicht, da sie sich, wie ihr Groß vater erzählt, nicht von einem Geldstück in ihrer Sparbüchse trennen konnte. Also gab es nur einen Weg: sie mußte irgend jemand bitten, ihr den Groschen zu geben, und das wird ste wahrscheinlich auch getan haben. Tie Antwort auf diese Bitt« dürste geivescn sein: „Tn bekommst das Geld, ober du mußt erst mal mitkommen," oder so ähnlich. Man kennt di« Weise und man kennt den Text. E» ist nickt da» erste- und nickt bas letztemal. Junge Mädchen fallen für ein warmes Abendbrot, Kinder für «inen Groschen. ES ist i» Grunde ein- uuü dasselbe Die Falsckverdundenen. In London hat gleich zu Beginn brr großen Balljatjon eine Veranstaltung statt- gesunden, die zweifellos m ihrer Art völlig einzig dasteht und deshalb besonder» erwähnt zu werden verdient. Die Cit>> Londons mit ihre» unendlich vielen Büros von Ban ken und Handclsuntrrnehmungen ist, genau wie all« Geschästszentren, sehr stark aus die Benutzung des Tele- Phons angewiesen Wer hätte e» nun aber noch nicht er lebt, daß in dem Augenblick, wo er eine Telephonvcrbin- dung besonder» eilig hergestellt zu sehen wünscht, falsch verbunden wird? Wenn man sich diese Vorkommnisse in aller Ruhe und völlig objektiv überlegt, so ist die Urscrchr nichts weiter al» eine Tücke des Schicksals, denn weder die Dame des Fernsprechamte- noch sonst irgend jeinand hat ein Interesse daran, die Verbindung nicht schnell uno richtig herzustellrn. Aber der Anschlußteilnehmer erregt fick» sehr häufig, jo daß über die armen Telephonistinnen sich nicht selten ein hestigeS Donnerwetter entlädt. Wenn diese Damen auch sicher den Zorn der Falschnerbundeneu verstehe,,, so gehört es zweisello» nicht zu den Annehm, lichtesten, sür e,ne Lache, an der man völlig schuldlos ist, eine Suada übler Laune über sich ergehen lassen zu müssen. Um nun diesem Ucbelstand abzuhelsen, sind die Londoner Telephonistinnen auf eine ausgezeichnete Idee verfalle». Die Anschlutzinqaber, die sich bei Falschverbin-- dungen so erregen, daß sie aushören, gentlemanlike zu sein, sind den Damen in den meisten Fällen bekannt. Es ist daher ein großer Ball der — Falschverbundenen ver anstaltet worden, zu dem sämtliche Teilnehmer culgeiaden wurden, die dafür bekannt sind, um ein geringes Ver- sehen häusig mehr als unliebenswürdig zu werden. Man hat sich ajle Adressen mit Sorgfalt aus dem Telephonbuch hcrausgcsucht und ihnen eine höfliche Einladung zum Ball der Falschverbundencn übermittelt. Und siche da —: die sonst so Unhöslictren waren plötzlich wie gewandelt, auch nicht ein Einziger sagte ab, so daß ein Fest zu- standckam, das die Telepnonistinnen mit den rauhen Busi nessmen bis zum frühen Morgen bei Tanz, Gesang nnd Wein die fröhlichsten Stunden verleben ließ. — Man darf nun gespannt sein, wie sich von jetzt an die Londoner KausmannMist bei Falschverbindungen verhalten wird. . . äi« üustsllnox äs» küssssr Tsxsblatt« kür Ubrusr MÜllSoK«». koro-sprsis 2,28 N«Il. ^«udtzstellunxen ans bas i« alle« Schichte« der Einwohnerschaft von Ries« «»d Umgegend gern gelesene Riesaer Tageblatt rum Bczn< nehme« jederzeit entgegen für Boberke«: L. Förster, Bobersen Nr. 87 Glanbitz: Frau Hesse Nr. 6 Gohlis: I. verw. Schreier, Nr. 54h Gröba: A. Haubold, Strehlaer Str. 17 » M. Heidenreich, Alleestr. 4 . Ai. Knlke, Kirchstr. IS „ O. Riedel, Oschatzer Str. 2 Grödcl: Frau M. Hofmann, Moritz Jahnishausen-Böhlen: F. Steinberg, Pausitz Nr. S Kalbitz: F. Steinberg, Pausitz Nr. 3 Langenberg: Otto Scheuer, Bäckermeister Leutewitz bei Riesa, R. Mehle, Nr. 8 Mergendorf: I. Straube, Poppitz Nr. 14 d Merzdorf: O. Thiele, Gröba, Oschatzer Str. IS Moritz: Frau M. Hofmann Nickritz: F. Steinberg, Pausitz Nr. 8 Nünchritz: E. Schwanbtke, Meißner Str. 11 Oelsitz: M. Schwarze, Nr. 41 Panfitz: M. Schwarze, Oelsitz Nr. 41 Poppitz bei Riesa: I. Straube, Nr. 14- Pransitz: F. Steinberg, Pausitz Nr. 3 Nies«: Alle Zeitung-träger und zur Vermittlung an diese die Tageblatt-SeschäftSstelle Goethestr. 52 sTeleson Nr. SO) Röder au: M. Schöne, Grundstr. 18 Sageritz: Frau Hess«. Glanbitz Nr. 8 Seerhausen: F. Steinberg, Pansitz Nr. 8 Weida lMt-f: Fr Kluge, Lang« Str. 115 Weida fRe«»): F. Pöge, Langestr. 2«. Zeithain-Dorf: S. Sandhol», reichst». 18 Zeithain-Lager: Richard Schönst-, Buchhändler Natürlich war eS ein unglücklicher Zufall, daß sie mit ihrer Bitte gerade an einen solchen Menschen geraten ist. Mit solchen Zufällen aber mutz man rechnen. In diesem Fall« aber mußte man eS um so mehr, als sich gerade in dieser Gegend im Dezember wiederholt Exhibitionisten ge zeigt Latten. Schulmädchen haben sich darüber unterhalten. ES war sozusagen Klaffengesyräch, aber es ist niemandem eingefallen, Anzeige zu erstatten. Nach dem Verschwinden Elli Reinsclds sind sie alle gelaufen gekommen und haben erzählt, was sie gesehen haben. Der Brunnen wird bekannt lich immer zugedcckt, nachdem das Kind reingefallen ist. Das Kind ist htneingefallen. ES besteht heute wohl kein« Hoffnung mehr, daß die kleine Elli noch am Leben ist. I» diesem Fall wird nicht mehr zu Helsen sein. Er muß aber zum warnenden Fanal für alle Eltern und Erzieher werden. Gewiß schärst jede Mistter ihrem Kinde ein. »mit keinem mrtzugehen". Sie tun es doch, weil ste sich nicht vorstellen können, was hinter dieser Warnung steckt. Hier haben wir einmal ein handgreifliches Beispiel. Der »Fall Reinseld* müßte in -en Schulen besprochen, »nützte von den Müttern den Kindern immer wieder erzählt werden, um als warnen des Beispiel zu dten«n. Er ist zweifellos den Berliner Müt tern gehörig in di« Glieder gefahren, und man konnte so und so ost hören: „mein Kind darf nicht mehr allein auf di« Straße hinunter". Das ist Unsinn, weil eS undurchführbar ist. Man kann ein Kind nicht dauernd an der Leine habe«. Aber gewarnt muß «s werden, immer wieder gewarnt. Ver bote nützen nichts, wenn das Kind nicht etnsteht, warum ste erfolgen, und es ist immer besser, wenn man M auf fein« Tochter verlassen kann, als aus erzieherische Maßnahmen, die dock, wir der »Fall ReiustlL* gezeigt hat, StülMerk ftniß
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