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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192802042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-04
- Monat1928-02
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1928
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80. S. Beilege zu» Mesner Tageblett. Boneabe«», 1. Fevruer 1088. ebenes. 81. Jeyrg. WW»»»W»«MWWWMMMM»»WWW»WW>^»WW»»MWWMWW«W»M»»MW>WMWWW»WMW»W»WWMWI r« «lie WMm. «8 läßt sich wohl kau« «<hr abftretten, baß der Islam M« er sein« lebendig« staatlich Politische Macht verloren Lat, auch viele» von seinem poltttsch-reltgtvse« Ltnsluß aufarben mußt«. E» ist »war richtig, baß in dem mohammedanischen Oste« neue Kräfte sich regen, aber die Quellen die sie nähren, sind ketne-weg» tSlamtsch. Da» »ttomantsche Kalifat ist ver. schwuuben und Lrkvnig Hussein» versuch, an seiner Stelle ein arabische» zu errichten, ist von einem nebenbuhlerischen Führer niedergeschlagen morden. Die Türket aber, seit 4 Jahr. Hunderten die grüßte mohammedanische Macht, ist eine welt lich« Republik geworben. Ihre Regierung, bi« daraus ein» aeftellt ist, ihr vollständige» Reformwerk bi» auf die Kleidung ihrer Bürger burchzuführen, geht rücksichtslos über Bor» urteile weg, die ihren Untertanen gegenüber gering zu schätze«, keine europäische muselmanische Macht gewagt hätte. Noch erstaunlicher als diese Umorientierung in der Türket ist di« Tatsache, daß es dem jungen energischen Herrscher von Afghanistan, dem König Aman Ullah, gelungen ist, sein Land, da» an der alten Tradition am zähesten festhtelt, sein Land, wo die bloße Gegenwart eines Christen Anstoß erregte, aus de» Weg gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung zu bringen. ES ist natürlich ein weiter Weg von der Türkei, die vom mtttelänbtschen Meer umspült und den europäisch-n Einflüssen zugänglich ist, bi» zu Afghanistan, da» sich in dem festen Gefüge Asten« verborgen hält. Doch ist in beiden Ländern der gleiche Gärungsprozeß im Gang. Wegebau, Pflege der Heimindustrie und die Emanzipation der Frauen, sind einige der wesentlichsten Erscheinungen, die das Bild des heutigen, modernen Afghanistans ausmachen. Neberall im Lande hält die europäische Kleidung ihren Einzug. Die afghanischen jungen Mädchen gehen zur Schule wie ihr« europäischen Schwester«, sie sind angezogen wie di« jungen Damen in den zivilisierten Städten Europa», nur ihre Ge sichter sind noch leicht umschleiert. ES wäre lächerlich zu be haupten, daß Afghanistan, dessen Bevölkerung mit Zähigkeit an religiösen Traditionen des Islam festhält, schon umgebil det und reformiert sei. Der Prozeß selbst ist unvermeidlich, aber da» Ergebnis liegt in der Zukunft. Daß die afghanische Negierung das Ziel, das an sich gesteckt hat auch erreichen wird, dafür bürgt schon die Persönlichkeit und die Initiative de» regierenden Königs Aman Ullah, dessen Rundreise durch Europa schon allein einen Beweis dafür abgibt, wie sehr der Herrscher Afghanistans bestrebt ist, die von ihm so geschätzte Kultur Europas auch seinem eigenen Lande zugänglich zu machen. Grobe RotMgebm der MeMMni LoMMerm. )( Schwerin. Sieben Extrazüge waren neben de« fahrplanmäßigen Zügen von der Reichsbahndirek- ttorr eingelegt, um die vielen Tausende von Landwir te» aus allen Teilen Mecklenburgs gestern zur Mas senkundgebung in die Landeshauptstadt zu bringen. Die Versammlung der rnnd 18 000 Demonstranten «nßte «er« Maugel» an geeignete« Gitte» ««ter freie» Himmel abgehalte« werde«. Dr. Wendhausen- Spotenborf, -er Vorsitzende de» Mecklenburgischen Lanbbunde», sprach über da» Thema „Was wir wol len*. Er ging insbesondere aus die Not der mecklen- burgischen Landwirtschaft ein und warf der mecklen burgischen StaatSregterung landwirtschaft-feindliche Gesinnung vor. In einer von der Versammlung angenommenen Entschließung forderte der Mecklenburgische Land, bund u. a. bis 18. Februar d. I. die Auszahlung der gebilligte« Notstandskredite, von denen 1,2 Millionen Ende Oktober und 1,8 Millionen Ende November vom Reiche der mecklenburgischen Regierung überwiesen sind. Falls die Forderungen nicht bald bewilligt wer den sollten, werde der Landbund einen Volksentscheid auf vorzeitige Beendigung der Wahldauer Les Land tages herbciführen. Rrtk'ter 0« LmWrtiM beim WlbMWeotko. )( Berlin. Der Herr Reichspräsident empfing gestern Abordnungen des Reichslandbnndes unter Führung seiner Präsidenten Graf Kalckreuth und Hepp, der Vereinigung der Deutschen Bauernvereine unter Führung LeS Vizepräsidenten Stamerjohann sowie der Deutschen Bauernschaft unter Führung ihres Geschäftsführers Lübke. Die Herren erstatteten -em Reichspräsidenten Bericht über die gegenwärtige Not- läge der Landwirte und unterbreiteten ihm eine Reihe von Vorschlägen zur Wiederherstellung geordneter und gesicherter Verhältnisse in der Landwirtschaft. Mmm NimMe. )s Paris. In -er Kammer hat gestern nachmit tag Potncars seine große Finanzrebe beendet. Er sprach zuerst von dem Steuersystem und erkannte an, -atz es reformbedürftig sei. Doch müsse man in dieser Hinsicht vorsichtig sein, um das Gleichgewicht des Bud gets nicht ins Wanken zu bringen. Er behandelte dann die Lage der französischen Wirtschaft, auf die man nach seiner Ansicht bet -er Währungsfrage ganz besondere Rücksicht nehmen müsse. Ihr Wiederaufbau sei noch nicht beendet, aber er habe alles getan, was man tun könne, um sie den Erfordernissen der neuen Zeit an zupassen. So seien durch -en Wirtschaftsrat die Pro bleme der Rationalisierung zur Prüfung gestellt wör- den, so sei die Frage der Beziehungen zwischen Ar- beitgebern und Arbeitnehmern aufgeworfen worden. Zum Schluß seiner Ausführungen forderte Potncar« alle lebendigen Kräfte Frankreichs zur Zusammen arbeit im Interesse der Währung»- und Wirtschaft-, sanierung auf. Als Potncars geendet hatte, brachten ihm die Ab geordneten -er Rechts- und Mittelparteien und mit wenigen Ausnahmen auch die Radikalen und Sozial republikaner eine stürmische Ovation dar. Darauf wurde in die Diskussion etngetreten. Die Kammer dürfte die Ftnanzdebatte erst am kommenden Diens tag beenden, da sowohl -er Sonnabend wie der Mon« tag sitzungsfret sind. M die tzlMMW Lm dei dkiMo WWeM N Mat Mm M. RH. Vom Reichsverband des deutschen Hanbwerkt wird uns geschrieben: Im Rückblick auf daS Weihnachtsgeschäft wird allgemein festgestellt, daß dieses zu spät eingesetzt habe und daher keine große Ausdehnung annchmen konnte. Uebereiustimment ergibt sich seiner, baß 1Ü26 das Weihnachtsgeschäft lebhafter und umfangreicher gewesen sei. Besonders aussällig ist es baß sich die Erhöhung der Beamtengehälter beim Hanbwer. nicht bemerkbar gemacht hat. Wie üblich, stellte sich nach dem Feste eine allgemein« Geschäftsruhe ein. Verstärkt wurde diese dadurch, baß die Arbeitslosigkeit zunahm. Von großem Einfluß scheinen auch die Inventurausverkäufe gewesen zr sein, die in diesem Jahre in einem besonders großen Aus maße von Waren- und Konfektionshäusern in Szene gesetzt wurden. Direkt wurden besonders die Bekleidungsgewerbe da, von betroffen, indirekt aber fast das gesamte Handwerk inso, fern, als die für Anschaffungen verfügbaren Geldmittel zum groben Teil in diesen Käufen angelegt werden. Hervorge hoben wird als Schädigung in einigen Teilen Deutschlands die Propaganda der Konsumvereine und das Ueberhand- nehmen des Rabattunwesens. Ter Zahlungsverkehr ließ aber fehl viel zu wünschen übrig. Die zum Teil noch aus Weihnachtseinkäufen bestehenden Verpflichtungen wurden nicht «ingehalten, da das Publikum zumeist das Geld für die Inventurausverkäufe bereit hielt. Allgemein geht bi< Klage dahin, daß die Kreditinanspruchnahmc der Kundschaft einen groben Umfang angenommen hat. Erhebliche Betrag« stehen monatelang und zinslos aus. Tie starke Inanspruch nahme des Betriebskapitals infolge der hohen Rohstoff preise und Löhne steigert den Kreditbedarf des Handwerks in einer für die Betriebe nicht mehr zuträglichen Weife. Tn augenblickliche Verfassung des Geld- und Kreditmarktes ist nicht dazu angetan, diese Lage irgendwie zu erleichtern Die Zinssätze sind noch so hoch, daß durch sie die allgemeinen Unkosten der Handwerksbetriebe unverhältnismäßig gestei. gert werden. Wo als einziger Ausweg für den Handwerks Zwei Testamente. Roman von F. Stolze. 14. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Werner lauschte von seinem im tiefen Schatten liegenden Lagerplatz beim Gemurmel der Quelle den von fern zu ihm herübertönenden Lauten. Am liebsten hätte er schon jetzt, den Fluchtversuch gemacht, aber die Bergwand lag noch! immer im Hellen Mondschein, und außerdem schritten ab ! und zu Leute an seiner Lagerstelle vorüber, die ihm den Eindruck machten, als ob sie ihn beobachteten. Er vermied, daher vorsichtig jede Bewegung und stellte sich schlafend. > Die Zeit verfloß ihm quäleno langsam. Aber nach und! nach verstummte das Geräusch, immer seltener schritt jemand an ihm vorüber, und endlich versank die Talsohle j in völlige Dunkelheit. Jetzt richtete er sich auf dem Ellenbogen auf und, heftete die Augen fest auf die Bergwand, an der die Schatten langsam emporschlichen. Immer schmaler wurde der Helle Streifen, und jetzt endlich verschwand der letzte: leuchtende Punkt. ' Ganz geräuschlos stand Werner auf, hüllte sich in die wollene Decke, stülpte den Sonnenhut aufs Haupt, griff! in» Gebüsch, zog seine Waffen hervor, hängte sie sich ums und tastete nun an der Felswand neben der Quelle ent», lang. Als er beim ersten Suchen nicht» entdeckte, rieselt« es ihm eiskalt durch die Glieder. Doch endlich, in einer! kleinen Rinne, da faßte er etwas, «inen rauhhaarige« dicken Strick, wie ihn die Nomaden aus Ziegenhaar flechten und zum Anseilen der Pferde und Kamele benutzen. Er atmete auf. Richtig, da waren ja auch in engen Abständen die Knoten, und durch einzelne von ihnen hatte man sogar! kurze Knüppel gesteckt, auf denen die Füße ab und zu, nebeneinander rasten konnten. Indem er sich kräftig daran i «mporhob, überzeugte sich Werner davon, daß das Seil, »den den nötigen Halt hatte. Als die Probe zu seiner, Zufriedenheit ausgefallen war, ordnete er noch einmal i sorgsam Kleidung und Waffen, wand um sich herum das! Blankett seine» Lagers, so daß jede« laute Anschlägen de», Metalle» gegen di« Felswand vermieden wurden und degann den Anstieg. > S» war «in Glück, daß die Knebel in den Knoten es Hm ab und zu ermöglichten, sich auszuruhen und neu«, «rast zu schöpfen. Denn obwohl der fast senkrecht« Teil de, Felsabhange« nur etwa dreißig Meter hoch «ar, erwies sich di« Leistung doch al» «ine ungemein schwierig«. An vielen Stellen lag das Seil trotz der Knoten so fest gegen da» rauhe Gestein, daß Werner es nur mit der größten Mühe umspannen und nicht verhindern konnte, daß ihm bald da» Blut von den Fingern herabträufelte. Endlich war «r oben und warf sich zunächst «schöpft «tf den harten Fel« nieder. Nach kurzer Rast raffte er sich aber wieder auf und begann da» Seil «mporevzlehen. Er hatte vorher nicht geglaubt, daß dies« Arbeit so schwer lein würde. Aber obwohl dies«, Geflecht au« Ziegenhaaren verhältnismäßig leicht Ist, ergaben doch di« Länge des Ganzen, die große Zahl der Knoten, die -knebel, die außerdem überall festsatzen, «in Gewicht, da, Werner nur mit Nächster Anstrengung seiner bedeutenden Körperkräst« konnte. Endlich war ihm auch di«, gelungen, und er hatte nur «o«b die bereit, zukammengewundene Rolle W» dem Baum zu schleifen, an dem die Pferde und da, obere Seilende! befestigt waren. Dunkel und unbestimmt hob er sich vom! Himmel ab. Al, Werner ihm naher kam. hörte er da,! Schnaufen der Tiere, dann stand er neben ihnen. Eiligst! löste er da, Sell oom Stamme, verlelttat« das Ende und; suchte nun den Ballen dem Packpferde äufzuladen. Aber all seine Bemühungen, die schwere Masse zu der erforder lichen Höhe emporzuschwingen, waren vergebens. Was sollte er tun? Er konnte doch unmöglich das verräterische Zeichen seiner Flucht hier zurücklassen und Suletka hierdurch in die schwerste Gefahr stürzen! Das wäre ein schlechter Dank gewesen. Er blickte sich forschend um und sah, wie der Weg, der vom Baume hinabführt«, sich neben der Felsplatte, auf der der Baum stand, sanft tal abwärts senkte. So mußte es möglich sein. Er schleifte den Ballen zu dem überhängenden Rande der Platte, führte da» Pferd talabwärts dorthin und wiederholte seinen Ver such. Er gelang. Mitten zwischen den beiden Seiten de» Quersackes lag die Rolle und ließ sich dort sicher befestigen. Noch einen Augenblick der Ruhe, dann bestieg Werner erleichterten Herzens das andere Tier und nahm Abschied von dem Orte seiner Gefangenschaft. Vorsichtig ritt er, da» Packtier an langer Leine hinter sich herführeno in die Tal sohle hinab und schlug dort eine schnellere Gangart an.. Als der Morgen graute, sah er vor sich das sich weit öffnende ihm bekannte Haupttal, auf dem er nun ohne Besorgnis des Verirrens der altberühmten Stadt Darab zueilen und von dort über Faß« Persepolis erreichen konnte. 23. Kapitel. Werner hatte die erst« Gelegenheit im nächsten Dorfe benutzt, ein Maultier zu kaufen und einen Diener zu mieten. Er wußte zu wohl, daß er als einzelner Europäer initt zwei Pferden auf diesen Wegen so auffallen wurde, daß er schwerlich hoffen konnte, sein Ziel unbehelligt zu ' erreichen. De» ungefügen Knotenstrickes hatte er sich schon vorher entledigt, und so war, da er mit den leicht be ladenen Tieren ziemlich schnell vorwärts kam, und Vie Ortskenntnis de» Diener» ihm die Möglichkeit gab, Seiten wege einzuschlagen, die Gefahr der Entdeckung durch ihn verfolgende Baharlus nicht sehr groß. So hatte man die direkt nach Shiraz oder Persepolis führende große Karawanensttaße vermieden und einen fetten benutzten Seitenweg eingeschlagen, der an der altberühmten Hauptstadt de» Ssaßanidischen Reiche», Firuzabad, nach Shiraz führt. Werner fühlte sich jetzt ganz sicher und untrrließ alle besonderen Borsichtsmaßregeln, da zweifellos seine Spur von den Baharlus nicht richtig ausgenommen worden war. Ob er jetzt einige Tage früher oder später in Shiraz ankam, war völlig gleichgültig, wenn er nur dann seine volle Spannkraft wiedererlanat hatte. Am vierten Tage nach seiner Flucht kam er am Vor mittag bei der Brücke von Kaßa an, wo der direkte Weg von Faßa nach Shiraz mit dem von Firuzabad nach Shiraz zusammentrifft. Hier machte Werner, der zwei Stunden vorher sein Nachtquartier verlassen hatte, eine kurze Früh stückspause, um dann durch die weite fruchtbare Ebene dem nur noch neun Kilometer entfernten Shiraz im kurzen Galopp zuzuetlen. Es mochte etwa eine halbe Stunde vergangen sein, al» ihm aus der breiten Karawanensttaße eine dicht« Staub wolke entgegenkam. Er achtete nicht weiter darauf. Auch al» sie näher kam und er erkannte, daß sie etwa ein halb«»' Dutzend Reiter umhüllte, ließ er seinen Blick nur flüchtig über st« hingleiten und begnügte sich, seitwärts aus- zuweichen. Wie vom Blitz getroffen, fuhr er aber zu sammen, als ihm aus der Mitte der Reiterschar, di« ihm plötzlich den Weg verlegte, die Worte entgegentönten: „Guten Morgen, Herr Werner! L» freut mich auf richtig, Sie hier anzutreffen.* E« war Ienning«' Stimme. Im nächsten Augenblick flihlte Werner sich aeoackt und aekeüelt. Und Letzt «rksnnte er auch seine Angreifer: es waren Männer aus dem Lager der Baharlus, seine ehemaligen Wächter, die ihm auf dem kürzesten Wege nach Shiraz gefolgt waren, als sie ihn dori nicht fanden, auf ihn gewar.et hatten, und denen er nun, als sie schon auf dem Rückritte begriffen waren, in die Hände gefallen war. O daß er eine Stunde später auf gebrochen wäre l Das war zuviel l Seine Sinne verließen ihn. Als er wieder zu sich kam, fand er sich auf dem Pferde festgebunden inmitten der Reiter, die im gestreckten Galopp einherjagten. Eben hatten sie di« Brücke von Faßa passiert und sprengten nun in rein östlicher Richtung dem großen, blauglänzenden Salzsee zu, in den sich die Gewässer des Tales von Shiraz ergießen. Zunächst ritten sie dicht an der weißen Salzkruste entlang, die die Wasserfläche rings umgibt. Dann wendeten sie sich nach rechts einer kleinen schattigen Schlucht zu, in der ein schmaler Bach herabrieselt, sprangen von den Pferden, banden sie an die Bäume, lösten auch Werners Beinfesseln und hoben ihn vom Sattel. „Macht dem Gefangenen die Hände steif* ertönt« Ienning»' Stimme. Erstaunt sah Werner ihn an. Dies« milde Behandlung nahm ihn wunder. Noch mehr über- raschle es ihn, als sein Gegner sich jetzt folgendermaßen an ihn wendete: „Ich mußte Sie für den Augenblick fesseln lassen, Herr Werner. Jetzt, wo wir abseits der großen Straße sind, möchte ich «ine längere Unterredung mit Ihnen haben. Ich will Sie nicht etwa fragen, auf welche Weise Sie aue der Gefangenschaft entkommen waren, ob Sie selbst e« ermöglicht haben, an den Wächtern, die ja eingeschlafen sein konnten, unbemerkt vorbeizukommen, oder ob Sie irgendwelche Beihilfe gehabt haben, denn die Verhältnisse haben sich feit unserem vorigen Zusammentreffen völlig geändert, und ich gebe mich jetzt der Hoffnung hin, mii Ihnen ein einfache», beide Teile befriedigendes Abkommen treffen zu können, das alle Schwierigkeiten beseitigt und Sie voll in Ihre Erbrechte einsetzt. Sind Sie bereit, mich ruhig anzuhören?* Werner war im höchsten Grade überrascht. Sollte sich hier ganz plötzlich ein unerwarteter Ausweg bieten? E> gab natürlich seine Zustimmung, und beide ließen sich im Schatten der Bäume auf einem ausgebreiteten Teppich nieder. Iennings begann: „Ich Habe zunächst durchaus nicht die Absicht, mich vor Ihnen weißzubrennen. Ja, ich war bisher das Werkzeug Ihres Vetter» und habe Sie auf seine Veranlassung aus spioniert und Ihnen alle» mögliche Unheil zugefugt. Abei er hatte mich in seiner Hand, und ich mußte wohl ode: Übel nach feiner Pfeife tanzen. Wenn man aber einmal auf die fchtefe Ebene gelangt ist, ist eia Stehenbleiben sehr schwer.* Ienning» hielt einen Augenblick an und fuhr, als Werner nicht» entgegnete, folgendermaßen fort: „Wie e» in solchen Fällen zu gehen pflegt, traut« auit, bei uns keiner dem anderen über den Weg. Sie werdeii sich daher nicht darüber wundern, daß ich unter Beistand eine» alten, in der Moselgegend wohnenden Bekannten, der auch ein Hühnchen mit meinem Auftraggeber zu pflücken hat, eine Art Ueberwachungsdienst der Handlungen de» Herrn Hauptmann» einrichtete. Und da kamen denn di« schönsten Dinge zum Borschein, Dinge, nicht nur die er mir verschwiegen, sondern auch solche, die er mir einfach vorgeschwtndelt hatte und welche die ganze Sachlage ändern. Hören Sie * Wem« mußte sich zwingen, seinen Ekel zu unter» drücken, und füllte die kurz« Zwischenpause durch eint leichte Kookneisuna au».
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