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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192802042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-04
- Monat1928-02
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1928
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Ser BrmnemMr. von Jutta Wilfing. (Nachdruck verdaten.) TS War ein eigenartiger Winkel mit ein bißchen rührseliger Vorstadtromantik behaftet. Im Frühling schien etwas von Liebessehnsucht darin eingefangen, im Herbst dagegen eine wohltemperierte Melancholie Die Schwalben schossen über sein häusereingefatztes Viereck hin und unten spielten die Kinder der Hinterhaus-MietSparteten Ball und Blindekuh. Ab und zu ging ein Dienstmann mit setner Traglast über ihn weg oder eine den Einkaufkorb schwingende Köchin, die einen Abschneider machen wollte, denn der Hof, so verträumt er war, lag mitten im Herzen der Großstadt, eine Verbindungsbrücke zwischen dem Schottenring und den »Paulanern" bildend. An den gegenüberliegenden Toren war demzufolge eine Tafel an gebracht, die die Aufschrift trug: «Bis aus Widerruf freiwillig gestatteter Durchgang/ Eigentlich hätte ich mit den Kindern der Hinterhausparteien nicht spielen dürfen. Mama sah es nicht gern, denn wir wohnten vorn aus den Schottenrtng heraus und nur die Gesindestuben blickten auf den Hof. Aber ich liebte ibn trotz alledem. Und wenn es anging, stahl ich mich zwischen die spielenden Mädchen hinunter. Am meisten gefiel mir inmitten de- Platzes der Brunnen, der noch aus der Zett der Türkenbelagerung stammen sollte. Er war der eigentliche Magnet memeS kindlichen Interesses. Denn es gab da eine alte Frau, dte meist strickend auf den zu ihm emporführenden Stemstufen faß und allerlei von einer Nixe zu erzählen wußte, dte in dem abgründigen Brunnen schacht Hausen sollte. Dte zöge, sagte st«, unartige Kinder in die Tiefe, daher sollten wir dem Wasserspiegel sa nicht zu nahe kommen. Wir trauren zwar dieser Erzählung nicht so recht, aber dennoch gruselte es so angenehm den Rücken hinunter, wenn unser Ball an dte Stetnwand des Brunnen- klatschte und wir kreischend davonstoben, weil wrr meinten, nun werde gleich dte Nixe hervorgetaucht kommen und uns beim Schlaf- fitchen erwischen. — UebrigenS war es nicht so gefährlich, wie es aussah. Hoch auf steinernem Postament; da- au- einem Eck der Brunnenumfassung ragte, zügelte ja ein lanzen bewehrter hölzerner Brunnenretter sein Roß. Der würde, dachten wir, wo er doch den grimmigen Lindwurm besiegt hatte, uns gegen die Nixe schon nicht im Stich lassen. Es war eine lebensgroße St.-Georgsfigur, buntbemalt und mit ver goldetem Brustpanzer angetan, die uns ebenso viel Bewunde rung als Respekt einflößte. St. Georg war aber nicht nur seines Panzers wegen eine imponierende Erscheinung, sondern auch sonst ein stattlicher Mann. Er hatte ein Gesicht wie Milch und Blut, dazu blonde Locken unter einem silbernen Helm. Daß von diesem schon die Farbe ein bißchen abgegangen war, tat seinem Ansehen keinerlei Abbruch. Wir nannten ihn kurz weg den Brunnenretter. Kühn und mutig stand der Brunnen retter im Bügel. Den Kopf ein went« vornübergeneiat. senkte er eben Vie Lanze m den Bauch des sich krümmenden Untiers. Dieses barocke Vieh mit seinem vielfach geringelten Doppel schweif, mit dem es die Hinterbeine des Rosses umklammerte, um es zu Fall zu bringen, schien mir besonders interessant. Es glückte ihm gottlob nicht, war doch der Brunnenreiter ent- schieben siegreich in diesem gefährlichen Kampf. Damals wußte ich freilich nicht, daß auch uns Sterblichen nur zu oft im Leben solch ein »Kampf mit dem Drachen" bevorsteht, in dem uns nicht immer dte Palme des Sieges winkt. — Daß ich hier ein wenig seufzen muß, wird man begreifen, wenn ich sage, daß selbst der Sieg meines Brunnenreiters leider kein endgültiger war. Wo sich sein Mantel bauschte, war das Holz ein wenig angemorfcht und da konnte man denn sehen, daß St. Georg nicht durchaus von Holz war, sondern innerlich eine eiserne Seele besaß. Eine Eisenstange war nämlich, vom Sockel aus gehend, durch Rotz und Retter getrieben, ihnen jenen Halt verleihend, besten sie bei ihrer etwas tollkühnen Haltung wahr scheinlich bedurften. Wie gesagt, lag sie an einer Stelle bloß, was sicher für St. Jürgen nicht gut war. Vielleicht konnte seine Eisenseele da rostig werden! Als ich heranwuchs und jedes von uns drei Geschwistern einen eigenen Schlafraum beanspruchen konnte, erhielt ich jenes Hofstübchen zugewiesen, das früher jeweils unsere Kinderbonne bewohnt hatte. Mir war der Tausch willkommen. Erinnerte mich doch, wenn ich aus dem Fenster sah, da- alte Spiel der Kinder da unten so anheimelnd an jene Zett, wo ich noch vor der Brunnennixe geflohen war. Freilich, dte Kinder unten wußten nichts mehr von ihr, denn dte strickende Märchensibylle war entweder tot oder fort gezogen. Immer noch nisteteten sommersüber dte Finken im Lindendach und im Herbst rieselten welke Blätter, al- wären eS Tränen, die der Baum um verlorene Pracht weinte, auf St. Jürgen hinab. Der Brunnenretter wollte mir allerdings nicht mehr ganz als da- Idealbild männltcher Schönheit erscheinen. Oder sollten eS die Jahre bewirkt haben, daß er sich weniger glän, zend präsentierte? Sein Harnisch hatte fast gar keine Farbe mehr und der ehedem kornblumenblaue Mantel zeigte besten- falls noch daS verwaschene Blau später Verglßmeinnichiblüten. Eines Tages aber — wir kamen eben vom Sommeraufent- balt in unsere Stadtwohnung zurück — war eine gründ- legende Veränderung mit ihm vorgegangen. Er sah aus wie neu. DaS kam daher, weil man ihn, ja nicht nur ihn allein, sondern auch sein Rotz und sogar den Wasserdrachen bunt Übermalt hatte. Der hatte einen Weißen Bauch und einen gras grünen Schweis bekomme.-, rotgeränderie Augen und goldene Zähne. Er sah fürchterlich auS! Fürchterlich, natürlich im Sinne eines Lobes. — St. Georgs flatternder Mantel strahlte im herrlichsten Jndigoblau, während man mit dem übrig- gebliebenen Farbenrest den Augen zu ihrem früheren Glanz verholfen hatte. Ja, selbst das Stück Eisenstange war zu über blauen versuch« worden, leider erfolglos. St. Georgs Seel« schien leider wirklich rostig geworden — sie hielt nicht mehr Farbe. Im Gegensatz zu früher war der Harnisch nun ver- «ke fvst alle Brettspiele, komm, auch das »Go" auS dem Osten, und zwar aus Japan, wo es bereits im Jahre 220V d. Ehr. aufkam. ES ist also viel älter al» daS Schachspiel, das erst svv nach Christi Geburt nachweisbar ist. Go ist sehr auf regend, obwohl man nicht um Geld spielt, verlangt vollkom menste Konzentration der Nerven und Sinne und ist sicher das schwerste Brettspiel, überhaupt das schwerste Spiel, daS man aus Erden kennt. Di« javanischen Mönche waren «S, die da- Sosptel ausbauten und pslegten, und tm 17. Jahrhundert lebte dann der Mönch Honimbo, der beste und stärkste Gospirler aller Zeiten, dem der Kaiser von Japan dte Einrichtung einer Soschule in Kioto übertrug. Da jeweils der stärkste Schüler des Meisters seinen Namen «mnehmen mußte, hat sich dte Sitte herausgebildet, daß der jeweils stärkste Spteler eines Lande- den Beinamen, später den Titel -Honimbo" erhielt. Der deutsche Honimbo ist der Berliner Studienrat Felix Düball, in Japan ist eS heute Mu rase Shio. Der alte Honimbo hat übrigens auch dte Einteilung der Spteler in neun Klassen eingeführt. Dr. Düball ist ein Spteler vierten Grades. Shio hat bereits den siebenten Grad erreicht, doch hat es außer Honimbo selbst noch niemals einen Menschen gegeben, dem der neunte Grad verliehen worden wäre. Go wird aus einem Brett gespielt, daS von Kreuz- und Querlinien durchzogen ist, dte zusammen 362 Schnittpunkte haben. Jeder der beiden Spieler besitzt 181 Steine, weiße und schwarze, die alle das gleiche Aussehen und den gleichen Figurenweri besitzen. Es gibt nur eine Spielregel: Ab wechselnd setzen die beiden Spieler ihre Steine auf dte Schnitt linien und trachten, durch Kettenbtldungen die Steine des anderen einzuschließen. Wer zum Schluß die meisten gegne rischen Steine etngeschlosscn hat. ist der Sieger. Das Go scheint sehr einfach zu sein, ist aber ungeheuer schwer. Die Zahl der Nuancen, wie man die Steine setzen kann, ist Legion, sowohl beim Angriff als bei der Abwehr. Jeder Stein, der einmal gesetzt ist, kann nie wieder gerückt ooer geschlagen werden. Auch können scheinbare Opfer später durch geschickte Manöver zu Gewinnen ausgebaut und umgewandelt werden. Das Schwie rige ist ja, daß jede gebildete Kette von nebeneinander liegen den Steinen zwar zwei Fronten, aber auch zwei Rückseiten hat, also angretfen kann und gleichzeitig angegriffen wird. In Deutschland gibt es höchsten- 2VV Gospieler, davon leben allein 3V in Berlin Zu ihnen zählen neben dem oben erwähnten -Honimbo" Düball auch dte beiden Brüder Lasker, der frühere Weltmeister und sein Bruder Berthold, doch gehör« Ema nuel Lasker nur zu den starken, nicht zu oen stärksten Spielern. OK. Osiristiso Zeh« SMe für Ehefraue«. - Bon W. Müller (HermSdorf). (Nachdruck verboten.) D« amerikanische Milliardär Rockefeller hat in Lleveland Vhio) eine Bapttstenktrche gestiftet, deren Geistlicher, Reo Bustart, folgende zehn Gebote für Ehefrauen aufgestellt hat, die inzw scheu weit über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus Verbreitt ng gefunden haben: 1. Heieate aus Liebe, und nicht um des Geldes willen. Ein echter und rechter Mann ohne Geld ist mehr wert, als das Geld in der Hand eines Schwächlings. 2. Kleide dich weder zu auffallend noch zu bescheiden. Die Wahre Mode ist und bleibt der gute Geschmack. bring«,dein« Tage nicht außerhalb deine- Heim-. S. Behellige mit deinen kleinen Verdrießlichkeiten nicht dte Nachbarinnen, st« haben mit ihren eigenen Angelegenheiten genug zu tun. S. Tel geduldig und verträglich. Denke daran, daß die Freund« immer bereit sind, deinen Gatten tm Klub mit offenen Armen zu «mp Retz« äbzügewinnen, al- dir 8. vernachlässige deine KI , d. »in« Fran m den Schritt hemmenden Mdaen und «in «Mann mit geflickten Hosen bild«« rin lächerliches Paar. 4. W«nn du di« Königin drin«- Haus«- sein willst, so ver- brtng« ,d«in« Tag« nicht auß«rhalb d«in«- Heim-. 5. Behellige mttdeinen kleinen vrrdrtrßltck grnüg zu tum 6. Tel grduldtg und vrrträgltch. D«nk« daran, daß Freund« imm«r brr«it sind, drinen Gatten tm Klub mit ossi Armen zu «mpfangen. 7. vrrztchte aus d«n versuch, deinem Spiegelbild mehr Retz« äbzügewinnen, al- dir Mutter Natur «rwtesen hat. S. vernachlässige deine Kinder nicht. Set ihnen gegenüber streng, aber gerecht. Lehre ihnen beizeiten, daß der Erwachsene tm Leben auf mütterliche Nachsicht nicht mehr zu rechnen hat. S. versäume nicht, dem Schaffner der Straßenbahn immer da- richtige Alter deine- Kinde- anzugeben. Ein Kind, da zu Hause acht und tm Straßenbahnwagen sech» Jahr« alt ist, gewohnt sich daS Lügen an. 1V. vergiß nicht, daß da- Hau- das Reich der Frau ist, in dem sie al» absolute Herrin, in der Ebe aber al- konstitutio nelle Souveränin herrscht. bi». Todestäler. Im Innern Javas gibt eS Gegenden, in denen dem Boden reine Kohlensäure entströmt, die sich in engen Taletnschnitten manchmal so dicht ansammelt, daß jeder, der zufällig in die Nähe dieser Stellen gelangt, fast augen blicklich erstickt. Die Gefahr ist um so größer, alS Kohlensäure bekanntlich gänzlich geruchlos und daher vorher nicht wahr- zunebmen ist. Einen dieser höchst gefährlichen Plätze baben nun die Javaner .TodeStal" genannt, und zwar mit Recht, da wirklich schon viele Menschen durch die unheimliche Aus strömung den Tod fanden. — Ein andere» TodeStal liegt im Südosten Kaliforniens und wird so genannt, weil es an keiner Stelle der Erde so heiß und trocken ist wie hier. So hat man z. B. tm Jahre ISIS einmal «ine Hitzetemperatur von S6,7 Eels. gemessen, während dte durchschnittliche Juliwärme über 37 Grad beträgt. Die Regenmenge des ganzen Jahres beläuft sich im Todestal aus 7!4 Millimeter. Listige Sie. Schlagfertig. Der längst verstorbene berühmte Bassist der Dresdener Hof oper, Scarta litt trotz seiner großen Gage stets an Geldknapp heit. Eines Tages verließ er wieder heimlich seine Gattin, ohne ihr einen Pfennig zum Haushalt zurückzulassen. Sir öffnet das Fenster ihres im zweiten Stock liegenden Zimmers und ruft tm höchsten Diskant dem Taooneilenden nach: »Scaria, Scaria, ich hab' kein Kleingeld!" Sich kurz umwendend, brüllt er im tiefsten Baß hinauf: .Laß wechseln!" Sehr wahrscheinlich. »Meinen Se nicht, daß Radfahren zu schwer w«»'?" »Für Sie vielleicht nicht, aber fü» da» Rad ff" Sicheres Kennzeichen. »Ja, Frau Kabulke, Ihre Temveratur ist bedeutend berab- ^gangen!" »Ah. das hab' ich mir schon gedacht, Herr Doktor, meine Zehen sind nämlich io kalt." Beim Friseur. »Es ist höchste Zeit, daß ich zu Ihnen komme! Ich seh' schon aus wie ein Stachelschwein!" »Oh, haben Sie keine Sorge, die Stacheln werden wir gleich weghaben!" silbert, der Helm vergoldet worden, was der kunstreiche Maler wahrscheinlich nur darum so eingerichtet haue, um oen Pinsel. Wie man so sagt, in einem Auswaschen gleich auch über die Locken führen zu können, denn goldfarbig wie der Helm waren auch sie. — Ordentlich prächtig spiegelte sich des Brunnen reiters Bild tm Wasser. Sein Abglanz mutz bis weit hinab in die abgründigen Brunnennefen geleuchtet haben Das und di« angerostete Seele mag denn auch die letzte Ursache seines Ver derbens gewesen sein. In einer der nächsten Nächte — ich genoß am offenen Fenster die zauberische Vollmondstim mung — geschah nämlich etwas Sonderbares Der Monr glänzte durch das schon recht gelichtete Lindendach aufs Wasser und glühte vom Helm und Harnisch meines Brunnenreuers so daß dieser in seiner strahlenden Pracht unentwegter aus sah denn je. — — Aber was war das? Neigte er sich nich> ein klein wenig nach vorn? Wahrhaftig — es war mir ge wesen, als wäre ein unmerklicher Ruck durch seinen Körpci gegangen, ja noch mehr, als habe der sich auch dem Rotz mit geteilt. Ich sah schärfer hin. Kein Zweifel, der Brunnen- reiter hatte seine Stellung verändert. Und zwar wandte er nicht mehr, wie sonst, seine ganze Aufmerksamkeit dem Lind wurm zu, es war vielmehr, als spähe er in die Brunneniicse hinab. Und plötzlich sah auch ich etwas da drunten. Ganz von unten tauchte etwas aus. etwas mit perlmuncrglänzenden Armen und einem Gesicht, um das grüne Haare wogten, Weich wie tm Wasser schwimmende Algen um eine Seerose — dte Nixe! Sie schien zu lächeln und zu winken Ich wollt« freilich St. Jürgen zurusen, sich »n acht zu nehmen, in dem Weibe stecke ein Unhold, schlimmer als der Lindwurm, den er zu Boden gerungen; aber erstens hatte tch, wie das in solchen Fällen zu sein pflegt, kein Wort zur Verfügung und zweitens glaube tch kaum, daß er mich gehört hätte. Wie magnetisch angezogen, neigte er sich immer weiter vor — bis ja bis.. .1 Ein Zittern vom Helm bis in dte Fuß spitzen durchlief die kühne Reckengestalt, ein Krachen wie von splitterndem Lanzenschaft, und dann stürzt Rotz und Reiter topfunter ins Rerch der lockenden Teuseltn. DeS Morgens sand tch mich in meinem Bett und glaubte alle- nur geträumt zu haben. Allein ein Blick durchs Fenster belehrte mich eines Besseren: mein Brunnenreiter samt seinem Roß war fon Nur der Sockel mir dem erlegten Lindwurm, dem der abgesplitterte Lanzcnschafi im Bauche stak, ragte ins Helle Morgenlicht. Es war für mich ganz gewiß, die Nixe hatte den Brunnenretter — wie lange mochte sie nicht schon auf ihn gelauert haben — zu sich in dte Ttefe gelockt. Es gab zwar etliche Leute, dte es besser wissen wollten. Dte Eisenstange, hieß «S, sei eben durchgeroftet gewesen, somit habe die Ver lagerung des Gleichgewichts den Sturz der Brunnenfigur bewirkt. Ich behielt meine Gedanken für mich. Dte neunmal Ge scheiten hätten mein nächtliches Erlebnis ins Reich der Fabel verwiesen, obgleich es doch eine alte Erfahrung ist, daß die Lockung einer schönen Brunnenmaid selbst den hölzernste» Reiter aus dem Gleichgewicht bringen kann.
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