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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192802135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-13
- Monat1928-02
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1928
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„Auch daS ist eine Frage, die ich dir nicht k>e- nrlworten kann. Es erschien mir allerdings einige Male, als sei der Vater in den letzten Jahren nicht mehr so> ruhig wie früher. Du kennst sein schöne- blaneS Auge. Nir war es mitunter, als leuchte es nicht mehr in seiner alten Klarheit. Er starrte zuweilen sinnend vor sich hin und auf nieine Frage bei der Mutter wurde mir gesagt daß Papa ganz etwas Besonderes plane. Man möge ihn nicht belästigen. Es mag sein, daß ihn der Gedanke an ei« neues, großes Werk so verändert hat. Ich habe niemals etwas anderes erfahren und glaube daher kaum, daß wir äußere Einflüsse zu suchen habe«, die seine« Verfall erklären." »Ich begreife nur nicht, daß ein Ma««, der so in der Oeffentlichkeit stand, seine Krankheit derart verschleiern konnte, daß er bis zum letzten Augenblick als gesunder Mann galt, während er seit Monaten de« Todeskeim in sich trug." »Das habe« wir in der Hauptsache der Mutte« zu verdanken." Dietrich strich sich mit der Hand über die Stirn. »Zu verdanken, sagst du. Ich weiß nich^ «b wir th« deshalb Dank sagen können/ Arnim drehte sich heftig in feinem Sessel DM- ^Warum nicht? Ist es nicht tausendmal besser e- heißt, der Vater ging im Vollbesitz seiner Kräfte von nn», «ck» daß die Welt von seiner Krankheit weiß, aasängt, auch seine Kunst herabzuziehe«? Tausend Beispiele habe» ge kehrt, daß man die Werke eine» kranken Künstler», auch wenn sie ebenbürtig den frühere« zur Seite gestellt werden könnten, bemängelt. Welch eine grenzenlose Enttäuschung wäre e» für Vater, für un» alle geworden, wem» die WAk da» letzte große Prachtgemälde eines Roscher getadelt hätte. Die Gemäldegalerie steht bereit» mit «n» in Unterhand« lnngen, und somit wird auch Vater» letzte Schöpfung ei« Ehrenplatz für die nächsten Jahrhunderte gesichert sein." j »ES ist bewunderungswürdig, wa» er al» Kranke« «och geleistet hat. Ich möchte fast sage«, in diese« letzte Gemälde Übertraf er sich selbst. Bi» in» Innerste hat mich da» Bild erschüttert. Ach, Arnim, nur ei« ein ziges Mal so etwa» malen zu können!" »Du bist noch jung, Dietrich, e» wird dir auch ge lingen. Du bist der Sohn deine» Vater», warum sollst du nicht auch seine Fähigkeiten haben?" Ein bittere» Lächeln kam von den Lippen 8e» ältere« Bruder». „Du meinst e» gut mit mir, aber ich sehe sa kelKL- wa» ich kau«, von medeeur w«—» schüft daG Bild, aber wenn e» dann zur Ausführung geht, versagt die Hand. Nein, ich bin kein Künstler, ich bin ein elender Stümper und ich bedaure e» heute, daß ich nicht schon Vor fünf Jahren, al» mir die erste bittere Erkenntnis kam, diesem fruchtlosen Ringen ein Ende machte und mich einem anderen Berufe zuwandte. Was hat die Menschheit alle» von mir erwartet. Ich habe sie bisher nur ent täuscht. Ich weiß sehr wohl, daß man meine ersten Bilder, die ich auSstellte, zu milde beurteilt hat, aber nur, um im Sohne de« Vater nicht zu treffen. Die, die e» gut mit mir meinten, haben mir den Weg erschwert. Ich habe mich geschämt, al» ich damals alle die Artikel lesen mußte übe« mich, al» den Sohn de» berühmten Vater». Ihr alle habt mir Fähigkeiten unterschoben, die ich nicht besaß und ich Tor, uh habe während all der Zeit meine» Lernen» tat sächlich daran geglaubt, daß der große Vater eine« große« Sohn haben müsse. Erst später habe ich e» eingesehen, daß ich gar nicht» kann und daß man heute «in Recht hat, »ich ,» verspotten." »Latz solche Worte niemals die Mutter hören," «ahnt« Arnim. »Sie hat gerade in den letzten Monaten, da der Baler leidend war, die Hoffnung ausgesprochen, daß du fortsetze« werdest, wa» ep, der zu früh von un« ging, nicht vollende« konnte." »Ich, — fortsetzen?" . »Sie will dir helfen. Verliere Sa» Vertrauen nicht, Dietrich. So lange man an sich selbst glaubt, so lange besteht noch Hoffnung, sich emporzuringen." »Und wenn Ich diesen Glauben nicht mehr habe?" Arnim erhob sich. »Da» sind Stimmungen. Der Tod de» Vater» lastet N«y all zu schwer auf un». DaS wird alle» wieder ander» werden, wenn wir unsere innere Ruh« wieder gefunden haben. Du wirst dich erinnern, daß vor wenige« Jahre« Stimmen austauchten, die die Kunst unsere» Vater» anzutasten wagten. Als er sein gewaltige» Gemälde „Fege feuer" beendet hatte, schuf er in kurzen Abständen man cherlei Gute». Da kam die Kritik und fing an z« tadeln. Ach, ich les« sie noch in Gedanken, diese gemeinen Aeuße- rmigen. Der Vater befände sich auf dem absteigenden Ast, er hätte sich mit dem Fegefeuer vollkommen auSgegebe«. E» kehle ihm die neue Idee, sogar sein Farbensinn habe ge litten. Kurzum, eS war abscheulich, wie sie ihn angrtffen. Da hat er ein Jahr darauf schlagend bewiesen, wie seh« diese Schreier ihm Unrecht getan haben. Und gar vor seine« letzten Gemälde, vor oen Walküren, beugten sich auch die härtesten Widersacher und mit dieser Gloriole, di« lei» Lauvt neu umürablte. ist er ins Grab gesunken. »Gewiß ei« befriedigender Abschluß für ein Künstler leben." »Und wenn man den Vater noch so sehr getadelt hätte," fuhr Dietrich heftig auf, „so hat doch die Kritik anerkannt, daß er stets ein Künstler war. Mich aber tut man mit einigen flachen Redensarten ab. Man wagt e» nicht, offen gegen mich vorzuaehen, man beschönigt, mau hofft auf meine Zukunst uru» gerade daraus sieht die ganze Welt, daß ich unfähig zu großen Leistungen bin. Ich führe den Namen des Vaters, aber wenn ich länger Maler bleibe, so verdunlle ich nur seine« Ruhm, und nicht mehr lange wird eS dauern, dann schlagen die jetzt noch wohlwollenden Stimmen um und ihr alle werdet e» erleben, daß ich hohnlachend in de« Staub gezerrt werde, daß man vielleicht de« Toten noch die Schuld gibt, dessen sonst so klarer Blick hier getrübt er scheint, indem er den eigenen Sohn einer Kunst zu- führte, die jener nur besudelte." ^?on wem sprichst du?" Lei den heftigen Dorten Dietrich» hatte sich lankkoS die Tür geöffnet, und die hohe Gestalt Melanie» wurde sichtbar. Wirkungsvoll hob sich daS schöne, stolze Antlitz au» de» Trauerkleidern empor, und bewundernd mußte Dietrich Immer wieder auf» neue zugestehen, daß diese Frau trotz ihrer sechzig Jahre noch immer fast jugendlich wirkte, obnwhl sich durch da» dunlle Haar weiße Fäden zogen. Ihn al» Maler fesselte vor alle« Dingen daS klassische Profil, die selten schön geschwungenen Augen brauen und da» lebhafte und kluge Auge. Um den Keinen Mund waren allerdings ein paar Linien, die auf größte Energie z« deuten schienen, und wie sie jetzt in der noch immer geöffneten Tür stand und mit dem Blick forschend da» Lug« de» älteste« Sohne« sucht«, überkam Dietrich ei« seltsame» Gefühl innerer Abwehr. Er sah In Gedanken die großen Ange« 8er Mutter, die de« erschöpften Vater immer wieder zur Arbeit an triebe«, die ihn aufpeitschten, Uebermenschliche» z« leisten, harte stechende Augen, die nicht eher wieder loSließen von den gesiebten Zügen, al» bi» der unerbittliche Tod seine Hand auSgestreckt hatte. »Ich habe deine letzten Worte gehört, Dietrich, unv nehme an, daß eine seelische Depression dir dieselben ans die Zunge legte. Ich wünsche nicht, daß du solchen Gedanken Raum gibst, denn gerade du bist dazu auS- ersehen, de« großen Name« deine» Later» Wch wettet hi« »« vertrete» Fortsetzung st»
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