01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040622015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-22
- Monat1904-06
- Jahr1904
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BkzugS-PretS w der tzauptexpedittoa ober bereu AuSgabv- stelleu abgeholt: vierteljährlich ^l 8.—. bei zweimaliger täglicher Zustellaua in» Hau» >» 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch laub u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitvagSpreiSIiste. Redaktion: JohanntSgaflr 8. Sprechstunde: 5—6 Uhr Nach«. Fernsprecher: 153. Gxpebitton: JohanntSgassr S. Fernsprecher: 822. Ftltalerpedtttonrn: SlfredHahn, Buchhandlg., Universttät-str. 8 (Feruspr.Nr. 4046). L. Ldsche. Katharinen- straße 14 (Fernsprecher Nr. 293Ü) n. Königs- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marieustratze34(Fernsprecher Amt INr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herzgl.Bayr.HofbuchbandIg., Lützowstraße 10(FernsprecherAmt VI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. MMer TaMaü Anzeiger. Ämtskkatt des Hömglichen Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aaies und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Redakttousstrich (4 gespalten) 75 nach den Famtlteunach» richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lsfertenannahme 2Ü Extra-Beilagen (gesalzt), uur mir der Moraeu-Ausgabe, ohne Postbrfvrderuug 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Annahmeschlutz für Anzeige«: Abeud-Au-gabe: vormittag- 10 Uhr. Morgeu-Au-gabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- au dir Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. «liukhardtX Nr. 313. Mittwoch den 22. Juni 1904. 98. Jahrgang. Vas Wcdtigrlr vom läge. * Die Firma Gebr. Brehmer in Leipzig-Plagwitz spendete ihren Beamten und Arbeitern anläßlich ihres 25jährigen Geschäftsjubiläums über 300 000 .L (S. Leipz. Angel.) * In Crimmitschau ging gestern nachmittag ein von schwerem Hagelschlag begleitetes ^Gewitter nieder, das großen Schaden anrichtete. (S. Sachsen.) * Wie verlautet, sollen im Laufe der Monate Juli und August l600 Mann an weiteren Verstärkungen nach Deutsch-Südwestafrika entsendet werden. Die neuen Verstärkungen sollen aus berittener Infanterie, Artillerie und einer «ignal-Abteilung bestehen. * In Darmstadt wurde gestern der Grundstein zu einer BiSmarcksäule gelegt. * General Stackelberg soll auf dem Rückzüge durch Ueberfall eine neue schwere Niederlage erlitten haben. (S. Russ.-jap. Krieg.) Hit» politischen 6riintlen. Aus der österreichischen Presse erfährt man jetzt über siic Gründe, die den Hosrctt Professor Karl Rabl be wogen haben, dem Rufe an die U n i v e r s i t ä t L c i p - z i g als Professor der Anatomie an Stelle des Professors HiS Folge zu leisten. Weshalb man überhaupt nach diesen Gründen forscht, ist trotz aller gebührenden Hoch schätzung unserer Leipziger Universität leicht begreiflich; denn Professor Rabl zählt zu den angesehensten Gelehrten der Prager Hochschule. Er gilt als einer der be deutendsten Forscher auf dem Gebiete der Embryologie, und seitdem er den Lehrstuhl für Anatomie in Prag inne hat, pflegen jahraus, jahrein Mediziner aus allen Län- dcrn Europas nach Prag zu kommen. Ter Prager ana tomische Lehrstuhl hat durch Hofrat Rabl, durch dessen Fürsorge das anatomische Museum der deutschen Univer sität in Prag geradezu zu einer Musteranstalt gemacht wurde, einen Weltruf erlangt. Und trotz dieser Erfolge geht Professor Rabl anscheinend nicht einmal ungern von Prag nach Leipzig. Nach der „N. Fr. Pr." hat Professor Rabl kein Hehl daraus gemacht, daß bei seinem Entschluß nicht unwesentlich die Erinnerung an die Art und Weise mitgewirkt hat, mit der man in Wien vor drei Jahren iiber den einstimmig und unioo loco erfolgten Vorschlag des Wiener medizinischen Professorenkollcgiums zur Tagesordnung übergegangen ist, der ihn zur Uebernahme der Lehrkanzel für Embryologie und zur Leitung eines zu errichtenden embryologischen Institutes an der Wiener medizinischen Fakultät empfabl. Das vollständige Außer- achtlasscn jenes Vorschlages empfand Professor Rabl ge wiß nicht mit Unrecht als eine Kränkung. Neben diesen teilweise persönlichen Gründen sind aber nach den eigenen Angaben des Gelehrten in der Haupt sache bestimmend gewesen solche wissenschaftlicher und politischer Natur. Er hat sich in dieser Be ziehung dem österreichischen Uuterrichtsminister gegen über folgendermaßen geäußert: In erster Reihe kommt natürlich die bedeutende Erweiterung des Wirkungs kreises in Betracht, welche Leipzig ihm darbietet und nach der er sich schon lange gesehnt hat. Die Auszeichnung, als Nachfolger eines Forschers von der Bedeutung des jüngst verstorbenen H i s sich betätigen zu können, fällt ebenso in die Wagschale, wie die Tatsache, daß Professor- Rabl in Leipzig auf einen viel größeren Hörerkreis Ein- flnß zu nehmen vermag. Weiter aber hat sich Hofrat Rabl auch durch die Rücksicht auf die verworrenen po litischen Verhältnisse Oesterreichs be- stimmen lassen. Er betont dia Verbitterung, welche namentlich in Prag die Gemüter durch die na tionalen Kämpfe erfaßt, die von einem rücksichtslosen Gegner so ost in häßliche Bahnen gelenkt werden. Be sonders seine jungen Kinder möchte er vor dem ätzend scharfen Hauch bewahren, der überall im Prager öffent lichen Leben webt, er möchte sie vor den verstimmenden und verdüsternden Erfahrungen belniten, die so leicht den frischen Lebensmut eindämme». Er will die Enkel Virchows «die Gemahlin Rabls ist eine Tochter Vir chows) in einer freieren und heiteren Atmosphäre auf wachsen lassen. Die Schwere dieses politischen Grunde? ist nur voll zn würdigen, wenn man die Person vor Augen hat. Rabl trat als Rektor mit der größten Entschiedenheit für seine Studentensckiaft ein, gegen welche sich die sckwrfften tschechischen Angriffe richt^en. Sein nach den tichechi- schcn Ausschreitungen an die deutschen Eouleurstudcntcn gerichteter Ausspruch: „F a r b e n t r a g e u beißt Farbe bekennen" ist zu einem geflügelten Worte geworden. Für feinet damalige Haltung sind Hofrat Rabl nicht bloß aus Oesterreich, sondern auch aus vielen Teilen Deutschland? zahlreiche Tankcskundgebungcn zu- gekommen. „L, du mein Oesterreich!" Also jo weit ist cs nun schon gekommen, daß Gelehrte der politischen Zerrissen heit wegen froh sind, von dir scheiden zu können, daß Väter für ihre Kinder in deiner von nationalem Haß er füllten Atmosphäre fürchten müssen. So unpolitisch der Vorgang der Berufung eines österreichischen Gelehrten nach Deutschland aussieht, so birgt er doch eine Fülle poli tischen Materials in sich. Man sieht an diesen: konkreten Falle wieder einmal, wie die Wühlereien in unserem Nachbarstaate nicht nur die materiellen Interessen anfs schwerste schädigen, wie Handel und Industrie zu leiden haben, sondern wie auch die Lösung rein kultureller Fragen beeinträchtigt wird. Nicht in jedem Einzelfalle wird dies so klar zutage treten, wie hier. Nicht jeder wird so offen und rückhaltlos die Gründe darlegcn, die ihm das Leben im Deutschen Reiche angenehmer erscheinen lassen als in Oesterreich; aber bei vielen, und gerade den besten, werden solche Momente auf eine Veränderung des Wohn sitzes hindrängcn. Eine schärfere Beleuchtung der unhalt baren nationalen Verhältnisse und zugleich eine schärfere sachliche Verurteilung, als sie Professor Rabl in seiner Darlegung gegeben bat, läßt sich kaum denken. Werden die Machthaber in Oesterreich daraus zu lernen versuchen? vrr rurrkch-japaimche ffrieg. Line neue Niederlage de» General» Stackelberg. Nach einer Meldung an? Petersburg soll General Stackelberg auf seinem Rückzüge bei Haitscheng in einer mörderischen Schlacht während eines ungeschützten Marsches durch einen Angriff der japanischen Artillerie 5000 Mann verloren haben. Die von Stackelberg gewählten, für ihn höchst ungünstigen Wege seien den Japanern durch Chinesen verraten worden. Nach Meldungen aus Liaujang war dort in der Nacht auf den 20. eine furchtbare Kanonade vernehmbar. Wahrscheinlich Hal südlich von Haitscheng ein Kampf stattgefunden. Amerikanischer Nriegrberichterstntter von Aussen erschossen. * Ncw Bork, 2l. Juni. „Newyork World" erhielt ein Telegramm ohne Unterschrift mit der Mitteilung, daß Oberst Emerson, einer ihrer Kriegskorrespondenten in Ostasten, von zurückziebenven Russen erschossen worden sei, weil sie ihn fälschlich für einen Spion hielten. Die Stinnnnng in Rntzland. Einem Berichte der „N. Fr. Pr." aus Petersburg entnehmen wir folgendes: Immer fühlbarer wird der Krieg für die Gesellschaft. Anfangs, wo er noch vielfach als eine größere „Kolonial-Expcdition" aufgefaßt wurde, berührte er nur diejenigen, deren Angehörige zum aktiven Militär gehörten, dann wurden in immer größerer Zahl Leute aus ihrem bürgerlichen Berufe gerissen, vor allem die jungen Aerzte, die sich eben erst eine Praxis gegründet batten, und jetzt, wo die Mobilisation in großem Maßstabe begonnen hat, werden in den beiden Residenzen und in Kiew, also an den Orten, wo das russische Leben am stärksten pulsiert, bald nur noch wenige vorhanden sein, deren Herz nicht bei jeder Nachricht aus dem fernen Osten in banger Erwartung erzittert. Unter anderen ist der liberale Gegenkandidat unseres Stadtbauptcs Leljanow, der junge Kammerhecr Nabokow (ein Sohn des jüngst verstorbenen ehemaligen Juslizministers) als Reserve fähnrich cingezogen worden, und in derselben Eigenschaft hat der Abgott des Petersburger Opernpublikums, der Tenor Ssobinow, der eben im ÄuSlande weilt, den Einberufungsbefehl erhalten. Erhöht wird die Besorgnis durch die schlechten Nach richten von den sanitären Zuständen ans dem Kricgüscban- platzc, die den offiziellen Meldungen strikt widersprechen. Nack diesen privaten Meldungen herrschen nickt nur Epi demien, sondern es sind auch für die Zukunft die schlimmsten Aussichten vorhanden. I» der Mantsckurei herrscht der größte Wassermangel, sodaß nicht einmal die Wäsche der Verwundeten besorgt werden kann. Wie muß das — wenn die Privatbriefe ein richtiges Bild entwerfen — in den nächsten Monaten werden, wenn sich die gewaltige Masse der mobilisierten Truppen in den Standquartieren der Mantschurei zusammendrängt! Zum Spätherbst soll ja die Truppenzahl auf 600 000 Mann gebracht werden, lieber die Stimmung des Landvolkes in den Mobilisationsbezirkcn verlautet noch nichts, aber es mag dort schlimm genug aus sehe», denn die Einberufung fällt in die Zeit der dringendsten Feldarbeiten. Und fast nirgends weiß man, wer die Pflicht hat, für den Unterhalt der Frauen und unmündigen Kinder der ins Feld berufenen Reservisten zu sorgen. Die Frage ist so ernst, daß der überaus loyale Fürst Meschtscherski sich ge drungen fühlt, sie in seinem „Grajhdauin" anfznwersen und darauf hinzuweisen, daß hier ein energisches und einheitliches Vorgehen notwendig sei. In einigen Gouvernements sollen die Gouverneure die Organe der bäuerlichen Selbstverwaltung vermocht haben, für die Frauen und Kinder eine bestimmte monatliche Unterstützung auszuwerfen^ in einem Gouverne ment sollen die Frauen 6 Rubel, jede« unmündige Kind 3 Rubel monatlich erhalten, in anderen soll der Betrag zwei-, ja dreimal geringer sein, und aus den meisten fehlt überhaupt jede Nachricht. Wenn selbst in den lebten Friedensjahren immer ein Teil der russischen Bauernschaft staatlicher Unterstützung bedurft hat, um sich durchzu schlagen, wie soll das dann zur Kriegszeit und unmittelbar darnach werden ? Deutsches brich. * Berlin, 2l. Juni. * „kact«, not sanot««," — eine flottentzolitische B<- tracktnna. Die „Pall Mall Gazette", die bekanntlich Deutschland durchaus nicht wohlwollend gegennberfleht, ver öffentlicht unter der Überschrift „Tatsachen, nicht Phantasien" eine sehr beachtenswerte Betrachtung I. 8- Bashfords über die Ziele der deutschen Flottenpolitik. In England gewinnt in bezug auf letztere, namentlich infolge der publizistischen Tätigkeit H. W. Wilsons, mehr und mehr die Auffassung an Boden, daß Deutschlands Flottenpolitik aggressiv sei, und zwar aggressiv allein gegen England. Bcyhford erwirbt sich das Verdienst, diese Anschauung auf Grund authentischen Materials, welches auch von englischen Autoritäten geprüft worden ist, als „fixe Idee" nachzuweisen. Die falsche Ansicht Wilsons hat ihre Quelle in dem Umstande, daß die Gesamtstärke der Flotten der wichtigsten Großmächte außer acht gelassen unk lediglich das deutsche Flottenprogramm der nächsten Jahre herangezogen wird. Zieht man den nötigen allgemeinen Vergleich, so ergibt sich nach den Er mittelungen Bashfords für den l. April 1904 das folgende Bild. An Linienschiffen und Kreuzern über 5000 Tonnen besitzt England (über 20Jahre altcSchiffe nicht mitgerechnet)znsammen 1l9, nämlich 55 Linienschiffe und 64 Kreuzer, Frank reich 28 Linienschiffe und 21 Kreuzer, die Vereinigten Staaten 13 Linienschiffe und 6 Kreuzer, Deutschland 16 Linienschiffe und 10 Kreuzer. Im April 1908 werden, die Durchführung der vorhandenen Flottenbaupläne voraus gesetzt, verfügen: England über 61 Linienschiffe und 75 Kreuzer, Frankreich über 29 Linienschiffe und 24 Kreuzer, die Ver einigten Staaten über 26 Linienschiffe und l8 Kreuzer, Deutschland über 23 Linienschiffe und 13 Kreuzer; sürl Rußland Zahlenangaben zu machen, empfickilt sich wegen des russisch-japaniscken Krieges nicht. Welches sind nun die Folgerungen, die Bashford aus den angeführten Zahlen ableitet? Er sagt: „Verglichen mit England, wird die deutsche Flotte (im Jahre 1908) nicht in verhältnismäßiger Stärke gewachsen sein; daher muß erklärt werden, daß die Behauptung (Wilsons), für die nördlichen Gewässer nahe eine Zeit, wo England erheblich schwächer an guten Linienschiffen sein werbe als Deutsch land, keine Tatsache ausspricht." — Bashford weist im An schluß hieran daraus hin, wie gegenstandslos englische Preß meldungen von der Protlamierung eines neuen, weit aus greifenden deutschen Flottenprogramms durch den Staatö- jekretär v. Tirpitz, bezw. durch den Kaiser anläßlich deö Stapellaufes der „Lothringen" gewesen sind, und stellt mit vollem Rechte fest, daß frühestens 1906 die längst in Aus sicht genommene 'Novelle zum Flottengesetz von 1900 werde vorgclegt werden. Dann fährt Bashford fort: „Das schlimmste, was dem Programm von 1900 nachgesagt werden kann, scheint zu sein, daß die deutsche Admiralität dem Ziele zuslrebt, mit einer Flotte von 40 Schiffen auf dem Gebiete der Weltpolitik ein größeres Gewicht als bisher in die Wagschale werfen zu können; aber es gibt keinen positiven Grund für die Behauptung, daß diese Absicht eine Politik direkter Feindscliglei gegen Großbritannien involviert." Am Schluffe seiner Ausführungen gedenkt Bashford deö Kaisers als Inspirators und Organisators des Flotten programms von 1900 und endet wörtlich: „Als 1898 die erste Flottenvorlage eingebracht wurde, dachte in England keine verantwortliche Persönlichkeit daran, daß die Borlage eine Drohung für irgend jemand, zu allerletzt für England, bedeute; nichts Hal fick seitdem in der Politik ereignet, was einen Wechsel in Deutschlands Flottenpolitik rechtsertigte." Die Veröffentlichung der objektiven Darlegungen Bash- sords in einem Blatte wie der „Pall Mall Gazette" gibt ein wenig Hoffnung, daß in England die rein defensive Natur unserer Flottenrüstung, die aus der weltwirtschaft lichen Entwickelung notwendigerweise sich ergibt, mehr und mehr erkannt werde. * Preußisches Subinissionswescn. Es verlautet, daß das gesamte Material über das Sub- in issionswesen gegenwärtig im Ministerium für öffentliche Arbeiten bearbeitet und daß in diesem Jahre ein neuer Erlaß über die Handhabung des Submissions wesens erscheinen wird. Derselbe wird auf dem Ver waltungswege den Behörden zngehen und auch den Kom- »innen und Kammern zur Beachtung und Nachahmung empfohlen werden. Daß das Mittelpreisverfahren keine Aussicht auf besondere Empfehlung hat, haben wir vor einiger Zeit bereits gebracht. Aber auch die viel erörterte Streikklausel wird bestimmt prinzipiell keine Berück sichtigung finden. Ist der Auftrag, den der Auftraggeber erteilt hat, nicht zur rechten Zeit erfüllt, so steht ihm die Einziehung der festgesetzten Konventionalstrafe zu. In dem erscheinenden Erlaß wird aber jedenfalls an- empfohlen werden, den Streik unter Umständen als „t'ovvc, muffuii-e" zu betrachten, und es soll überhaupt von Fall zu Fall entschieden werden, ob man nicht, den Verhältnissen entsprechend, zu Gunsten des Submittenten verfährt. Für das staatliche Submissionswesen ist übrigens eine Verschärfung der allgemeinen Vertragsbedingungen ein getreten. Es wird von den Unternehmern, welche Ar beiten abznliefern haben, die Niederlegnng einer be sonderen Kaution außer der gewöhnlichen verlangt, wo durch die Löhne der Arbeiter für alle Fälle sichergestellt werden. Die Höhe dieser zu hinterlegenden Summe muß zur Deckung des Lohnbezuges der beschäftigten Arbeiter für die Dauer von 14 Tagen ausreichen. O * Darmstadt, 21. Juni. «Eig. Drahtmeldung.) Heute vormittag fand auf dem südlich von Darmstadt gelegenen Donnerberg die feierliche Grundsteinlegung der BiS marcksäule der Studentenschaft der technischen Hochschule unter Teilnahme de« Rektors, der Dozenten der Hochschule, sämmtlicker Chargierten, der Korporationen und der Spitzen der Zivil- und Militärbehörden statt. * 2trastburg, 20. Juni. Die „Straßburger Korrespondenz" meldet: Das vor Erlaß des Preßgesetzes vom 8. August 1898 er folgte Verbot der Einführung und Verbreitung der Pariser Zeitung „Le Petit Journal" in Estaß-Lotkrinaen ist -.uruckgeuoiumeu morden. * München, 21. Juni. DiaKammer der Ah- geordneten setzte die Beratung des Artikels 4 des Lokalbahngesetzes, betr. Tariferhöhung ans Lokalbahnen, fort. Abg. W a g n e 1 (libc ias) heantragt. bei Artikel l hlnzuzufügcn: Tic für Lotalbahnen angeordneten Zu schläge sind dem Landtag in dem jeweiligen ginanzgesetz vorzulegen und treten außer Wirksamkeit, wenn sie bis Ablauf der jeweiligen Finanzperiode nicht die Zustim mung des Landtages gefunden haben. Von Rckdnern aller Parteien wird bedauert, daß Tarifzuschläge für Lokalbahnen nötig sind und daß die gestrige Regierungs erklärung nur die Wahl lasse, entweder den Zuschlägen zuzustimmen, oder auf das ganze Lokalbahngesetz zu ver- zichten. Abg. Pichler lZentr.) erklärt, die Regierungs- ertläriing zwinge feine Partei jetzt, für den Artikel 4 zu stimmen, nm die Fortsetzung der Lokalbahnbauten zu er möglichen. Das Zentrum werde für Artikel 4, sowie für den Antrag Wagner stimmen. Abg. Segitz erklärt, die Sozialdemokraten werden gegen Artikel 4 stimmen. Minister Frhr. v. Podewils führt noch mals aus, daß ohne dis Tarifzufchläge die Fortführung des Lokalbahndaues unmöglich sei. Der Antrag Wagner sei für die Staatsregierung unannehmbar. Hierauf wird die Weiterberatung auf morgen vertagt. pieurrizcber Lamttag. Abgeordnetenhaus. * Berlin, 21. Juni. (Tel.) Das Haus nahm ohne Debatte in dritter Beratung die Vor lagen betr. die Verbesserung der Vorflut der unteren Oder, Havel und Spree und betr. Maßnahmen zur Verbütung der Hochwasser- gefabren der Provinz Brandenburg, des Havelgebietes und der Provinz Sachsen an. Der Gesetzentwurf betr. Gewährung von Beihülfen an ehemalige Angehörige des preußischen Heeres und der Marine, die am Kriege 1864 teilgenommen haben, wurde in dritter Beratung mit dem Zusatzantrag Sattler angenommen, die Behülfen auch aus Angehörige anderer Truppen kontingente auszudehnen, soweit sie jetzt Preußen sind. Sodann wurde debattelos die zweite Beratung der Vorlage über Bestellung der Salzabbnugerechtigkeitcn in der Provinz Hannover erledigt. Ohne erhebliche Debatte wird die zweite Beratung der Vorlage betr. die Befugnis der Polizeibehörden zum Erlaß von Polizeiverord- nuugen über die Verpflichtung zu Hilfeleistungen bei Bränden mit einer Resolution angenommen, in der eine gesetz liche Regelung der Unsallsürsorge für verunglückte Feuerwehrleute und die Heranziebung der Feuerversicherungs-Gesellschaften zur Deckung der Kosten des Feuerlöschwesens gesvrdert werden Ebenso wird nach unwesentlicher Erörterung die Vorlage über die Ver legung der Landesgrenze gegen Braunschweig in zweiter Beratung genehmigt. Bei der Interpellation betr. die nochmalige Untersuchung von Fleisch in den städtischen Untersuckungsämtern erklärte Minister v. Podbielski, die Regierung sei der Ansicht, daß den Schlachthausgriueindeii die Nachkontrolle nur nach dem Nah- rungsmittelgesep zuslehe, dvch gebe er zu, daß der Wortlaut des Gesetzes nicht hinlänglich deutlich gefaßt sei. Bon mehreren Seiten des Hauses wurde eine Novelle gewünscht. Sodann erledigte das Haus in dritter Beratung die Vorlagen über die Salzabbau gerechtigkeiten, die Grenzverlegmig gegen Braunschweig und vertagte sich aus morgen ll Uhr: Rechuuiigssachen, Interpellation Kreth betr. den masurischen Kanal und Petitionen. flotte. * Unfall bei einem Bootsmaniivcr. Der „Flensburger Norddeutschen Zeitung" zufolge in Dienstag vormittag in unmittel, barer Räbe des Torpedoschnlschiffcs „Blücher" beim Manövrieren ein mit l4 Mann besetztes Boot gekentert. 12 Mann wurden gerettet. Unteroffizier Mahnte und Matrose Schnorr sind ertrunken. Tie Leiche des Unteroffiziers ist gesunden, nach der Leiche Schnorrs wird noch gejucht. Fluslanü. Oesterreich - Ungarn. * Abschicdsandicn; des chinesischen Gesandten Die „N. Fr. Pr." erfährt über vie Absckiedsaudienz des chinesischen Gesandten beim Kaiser, dieser habe in einer viertelstündigen Unterhaltung seiner Genugtuung darüber Ausdruck gegeben, daß die chinesische Regierung den Mächten gegenüber neuer dings betont habe, an der Neutralität sesthalten und über die Ruhe und Ordnung in China wachen zu wollen. Der Kaiser benutzte auch die Gelegenheit, um dem Gesandten nahe zu legen, Cbina möchte, salls es neue Kriegsschiffe oder Waffen und Munition nötig haben sollte, auch die öster reichische Industrie mit ihrer reich entwickelten Technik im Auge behalten: überhaupt wäre zu wünschen, daß die Handelsbeziehungen zwischen China und Oester reick eine größere Cntwickelnng nehmen möchten. * Grmtdstcittteaung für das Allgemeine Krankenhaus in Wien. Gestern vormittag sand in Wien im Beisein de« Kaisers nnd der Mitglieder des Kaiserhauses, des Minister präsidenten und der KabinettSmitgliedcr, der Vertreter der Landes und Stadtbchörden die Grundsteinlegung zum Neu bau des Allgemeinen Krankenhauses statt. Der Unter- richtsminisler wies in einer Ansprache an den Kaiser auf die Bedeutung der Wiener Schule, sowie auf die zur Zeit be stehenden räumlichen Mängel bin. Sodann sprachen der Rektor der Universität und der Bürgermeister, woraus der Kaiser u. a. erwiderte, daß die bedeutenden Erfolge, welche in der Heilkunde durch die unermüdlichen Forschungen der letzten Generationen erzielt wurden, die Errichtung einer neuen Anstalt erheischten. Frankreich. * Tie Beförbernna von Feldwebeln ;u Offizieren. Da« Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret des Präsidenten der Republik, dessen Hauptbettimmung folgende ist: In Friedens Zeiten tonnen die Feldwebel des aktiven Heeres, die mindestens zehn Jahre Dienstzeit aufweisen und regel mäßig in den BesördcrungSlisten geführt werden, bis zur .fchchstzabl von 10 Prozent ver Jabresbeförderungen zu Unterleutnants der Infanterie, Kavallerie, der Artillerie, des Genies, des Trains und der Koionialtruppen ernannt werden. In der Begründung de« Kriegsminister« beißt es, daß es angebracht sei, auck alte Unteroffiziere, die nicht die Militärschule durchgemacht haben, aber roch fähig sind, gute Dienste al« Offiziere zu leisten, zu befördern. Er bitte des halb nm die Berechtigung, solche Ernennungen vornehmen zu dürfen, die übrigen« vollständig im Geiste de« Gesetze« vom 14. April l832 seien, da» den Besuch einer Militär- schule für die Offiziere nicht al« obligatorisch vorschreibe.
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