02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040623023
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-23
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findenden Messe. Im Laufe des Tages unternimmt die hohe Frau Ausfahrten oder kleinere Spaziergänge zu Futz, oder man gewahrt sie am offenen Fenster oder auf der Terrasse des Schlosses inmitten ihrer Hofstaaten. Sie ist in der Regel von ihrer Jugendfreundin Gräfin Fünfkirchen, welche, wie alle Jahre, so auch diesmal zum Besuch der greisen Fürstin hier eingezogen ist, be- gleitet. Oft lenkt die hohe Frau ihre Schritte nach dem rm Tale gelegenen Dorfe Rehefeld, um sich im Gespräche mit den Leuten nach ihren Verhältnissen zu erkundigen. Den Armen Rehefelds steht sie seit Jahren hülfreich bei. Außerordentlich gern hat Ihre Majestät die Kinder des Ortes, die sie der ihrer Anwesenheit in Rehefeld regel- mäßig mit einem Gartenfeste mit Bewirtung und Dar reichung von Spielsachen zu beglücken pflegt. Große Liebe und Sorgfalt läßt die Königin-Witwe einem Paar prächtiger Hunde angedeihen, welche seinerzeit die Lieb lingstiere deS verstorbenen Königs Albert waren und diesen oft auf seinen Spaziergängen begleiteten. Königin Carola erfreut sich, abgesehen von ihrem rheu matischen Leiden, des besten Wohlbefindens und gedenkt vier bis fünf Wochen in Rehefeld zu bleiben. * Prinz Johaim Georg reiste gestern abend 7 Uhr 21 Minuten zum Besuche seiner Verwandten nach Stutt gart und Sigmaringen. Der Prinz gedenkt am 5. Juli wieder in Dresden einzutreffen. * * * * Gey«, 22. Juni. Bier große Hauser in der Herrenstraße (Besitzer Dietzsch, Witwe Feig, Klingner, Stoll) sind abgebrannt. DaS Feuer kam zu Mittag im Dietzsche- schen HauS aus und brannte bis zum Abend. Nur mit Not konnte die weitere Umgebung «halten werden. Viele Be wohn« sind obdachlos. * Crottendorf i. Erzg-, 22. Juni. Der Wirt des Restau rants „Zur grünen Eiche* in Elterlein, an der Elterlein- Zwönitz« Straße, mitten im Walde gelegen, behauptet, den Raubmörder Schramm gestern Abend in der 7. Stunde in der Nähe seines Hauses gesehen zu haben. Bon der Wahrnehmung ist der Polizei Miteilung gemacht worden. —r. Annaberg, 22. Juni. Auf hiesigem Bahnhofe ist gestern vormittag der 60jährige Streckenarbeiter Jacob beim Verschieben einer Transportlowry infolge Ausgleitens auf einem Schleusendeckel überfahren und getötet worden. Last sirineciltt so. steburmag. I. Da» Festbankett in» „Vonorand". Es mag dem Meister doch etwas zu viel geworden sein au Ehrungen, Glückwünschen und Begrüßungen. Denn gleich nach Aushebung der offiziellen Tafel begab er sich nach Hause. Für ibn, der nun in behaglicher und wohlverdienter Ruhe seine Tage zurückgezogen von dem lärmenden Treiben dahin lebt, war es doch nichts geringes, ganz plötzlich sich in einen großen und erlesenen Gesellschaftskreis versetzt zu sehen, als besten Mittelpunkt « sich von anfang an wußte. Welche Gefühle mögen diesen so hochgeehrten und im Grunde so ein fachen und bescheidenen Mann am gestrigem Abend bewegt haben, als er sich von soviel Verehrung und herzlicher An teilnahme umgeben sah? Was mag er, der nun so lange schon der Oeffentlichkeit Valet gesagt hat, gedacht haben, als ihn nun die Oeffentlichkeit zu sich heranzog? Es muß dem alten Herrn doch außerordentlich wohlgetan haben zu sehen,daß dieBer- ehrung, die ihm zu der Zeit gezollt wurde, als er noch die Battuta schwang, an Intensität nicht nachgelassen, daß er so fest in unser aller Herzen sitzt und daß wir es in erster Linie sind, Vie Gefühle des Dankes ihm gegenüber hegen!* Schon die große Zahl der Festgäsle, die den Festsaal des Etablissements „Bonorand" bis rum letzten Platz füllte, bewies, wie stark die Zahl der Anhänger und Freunde ist, die es sich nicht nehmen ließen, durch ihr Erscheinen dem Meister eine Freude zu bereiten. An zehn mit Blumen ge schmückten und geschmackvoll her^erichteten Tafeln hatten die Teilnehmer Platz genommen. Die Damenwelt war stark ver treten und manche schöne Toilette hob sich von der Uniformität der Fräcke effektvoll ab. Der Jubilar und seine Gattin saßen an der Ehrentafel und konnten die gesamten Gäste übersehen. In unmittelbarer Nähe Reineckes saßen der Oberbürgermeister unserer Stadt Or. Tröndlin und Geheimer Hoffst Rudolf vonGott- schall. Aus der großen Zahl bekannter und viel genannten Namen greifen wir folgende heraus: Der frühere Oberbürgermeister Geh. Ratvr. Georgi, Jusrizrat Röntsch, der Direktor des Konservatoriums, Geheimrat Max Wundt, Universitätsmusikdirektor Heinrich Zöllner, der frühere Amtshauptmann Geheimrat Platzmann, Senatspräsident Löwenstein, Geheimrat Lampe-Vischer, der Vorsitzende der Gewandbausdirektion, Professor Julius und Dr. Paul Klengel, Geheimrat Professor Schreiber, der Direktor des Museums, Richard Hofmann, Paul Umlauft, der Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters in New Bork Arnold, Professor Hans Sitt, Kommerzienrat Wolf l Firma G. Röder), Arno Hilf und viele andere. Drei Töchter und zwei Söhne des Jubilars waren anwesend. Eine Tochter war aus Amerika herübergekommen^ um dem Vater die Ehren des Abends zu erweisen. Auch Schüler und Schülerinnen Reineckes hatten sich zahlreich eingesunden und waren zum Teil von auswärts herbeigeeilt, um nochmals ein paar Stunden in der Nähe des Meisters zu verweilen. Nachdem Reinecke den mit frischem Grün bekränzten Ehrenplatz eingenommen, begrüßte ihn Fräulein Liesbeth Stohmann mit folgender Huldigung: Nun deiner Muse Saiten leis verklingen, Verrauscht der Melodien süßer Schall, Und Dionysos will das Szepter schwingen Im Freundeskreis bei festlich frohem Mahl, Laß vir zuvor noch Gruß und Glückwunsch bringen Von unsrer Schar, die im Gewandhaussaal Du einst gesammelt hast zu ernstem Streben, Mit dir im Reich der Töne froh zu leben. Dein Künstlergeist führt uns zu lichten Höhen In der Musik geweihtem Heiligtum; Du lehrtest uns durch Wort und Tctt verstehen DaS Kes severs. verum xauckium. Das Klassisch-Schöne ließest du «stehen In alter Kraft zu neuem Glanz und Ruhm: Und Lied und Ton vereint die Schwingen heben, Dein Zauberstab weckt sie zu neuem Äben. So reiche ich dir unsers Dankes Zeichen, Ter Freude Bild, die frischen Rosen, dar! Mög' nie der Freude Rose dir erbleichen I Mög' jeder Tag im frohen neuen Jahr Dem Junimond, dem sonnig Hellen, gleichen I Fortunas Antlitz strahle licht und klar! Nun unser Lied dem Dionysos klinge. Sein JubeMang uns Lust und Frohsinn bringe! Alsdann sang d« Damenchor, der nur aus Damen bestand, die unter Reineckes eigener Leitung noch gesungen batten, die Ballettmusik aus dem „König Manfred . Leb hafter Beifall lohnte die sangesfreudige Schar, der man die Lust und' die Liebe zum Vortrag so recht anmerkte und die Herr Fritz v. Bose zu gleich« Zeit dirigierte und begleitete. Herr Kommerzienrat Julius Zimmermann, der geschickte Leiter des Abends, «bat bald darauf Silentium für Herrn UniversttätSprofeffor Geheimrat Biudiug. Man sei hi« zu einem Familienfest versammelt. Aller dings die Familie sei etwas groß, doch das sei Patriarcheaart und ganz im Sinne der Bibel. Die meisten gehörten ja nicht zur inneren Familie Reineckes und wüßten daher nicht, um welch« Stunde genau der Meist« geboren sei, daß « ab« schon beim Eintritt ins Leben sich als musikalisch «wiesen und seine Lungen probiert habe, sei wohl au- zuuehmen. So vielerlei Gefühle die Anwesenden auch beherrschen mögen, in einem trafen sie sicherlich alle zusammen, in dem d« Dankbarkeit gegenüber dem »«ehrten Meister. Geheimrat Bioding meinte, man müsse vor allen Dingen der Macht dankbar sein, die Reineckes Leben so lange behütet, die in ihm den Geist klar und das Herz jung erhalten habe. Wenn je ein Mensch, so sei er seinem Berufe in jed« Beziehung gerecht geworden und diese wenigen Worte bedeuten für einen Menschen doch schließlich alles. Reinecke sei sein eigen« Meist« gewesen. 36 Jahre habe er an einer Stelle gewirkt, die mit dem Namen Mendelssohn, Gäbe und Rietz verknüpft sei. Bindiug erklärte, daß er sich nicht nur als Sprech« d« Anwesenden, sondern auch jener unsichtbaren Gemeinde fühle, die mit Reineckes Namen in Verbindung stehe. Die besten Meister der Musik: Bach, Händel, Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Brahms und vor allem auch Schubert habe Reinecke ja so unübertrefflich auf dem Klavier interpretiert wie nur wenige. Wenn diese Meister heute noch unter uns weilten, so würden sie ihm danken für die Treue, die er ihnen gehalten, für die Liebe, mit d« er sich in ihre Werte versenkt und für die Pietät, mit der n sie der Mitwelt vorgeführt habe. Und diesem Danke schlössen sich Hunderte und Tausende Verehrer im Geiste an, vor allem auch die zahlreichen Schüler, die zu seinen Füßen gesessen. Die großen Werke der Söhne des Volkes sind ein Jungbrunnen für uns und auch in schöpferischer Hinsicht habe sich Reinecke, wie allen bekannt sei, hervorragend betätigt. Der Reichtum seiner Produktion sei ganz erstaunlich, er habe Schönes und Erhabenes geschaffen, nur eins habe er nicht hervorgebracht: unlrutne Musik. Vom tiefsten S-chmerz bis zur jauchzenden Freude habe er die Töne bemeistert und stets sein Heiligtum reingehalten und somit habe er sich als einen echten Jünger der großen Meister bewiesen. Einen markanten Zug w Reineckes Persönlichkeit bilde die Liebenswürdigkeit. Leid« sei das beste den Anwesenden heute vorenthalten worden, nämlich Reineckes Hausmusik. Seine Märchen seinen mit einer Perlenkette zu vergleichen aus laut« reinen edlen Perlen, die nur gelegentlich von einem blitzenden Demant unterbrochen werden. Der Jubilar sei ein in Wahrheit reicher Manu, da er heute im Staude sei, alles Große und Schöne, was er erlelbt, nochmals im Geiste zu durchleben uud sich in alle Stimmungen früh«« Tage zurückzuversetzen. Das komme ihm, dem Redner, vor wie eines der Reineckeschen Märchen, wenn er daran denke, wie der 80jährige heute mit jungem Herzen noch einmal alle die köstlichen Erfahrungen seines Lebens Revue passieren lasten könne. Mit einem von allen Seiten kräftig aufgenommenem Hoch auf den Jubilar beendete He« Geheimrat Binding seine Ansprache. Den warmen Worten des Herrn Geheimrat Binding dankte Carl Reinecke mit bewegter, aber klarer, den ganzen Saal durchdringender Stimme. Er sei nicht im Stande zu schildern, was sein Herz in diesem Augenblick bewege. Er könne nur eines sagen: der Abend werde ihm unvergeßlich bleiben. Gefühle aller Art beherrschten ihm und « stehe beschämt vor so viel Ehrung. Das mächtigste Gefühl aber von allen, das sei doch das des innigen, aufrichtigen Dankes. Diesem Gefühl könne er ja freilich nicht mehr m zündender Weise Ausdruck geben. Daran hindere ihm sein „jämmer liches" Organ (eine Stelle der Rede, die mit lebhaftem Protest ausgenommen wurde; in der Tat sprach Neinecke sehr ver nehmlich und deutlich). Aber sagen könne er es wenigstens: er danke allen aus ganzer Seele für die Ehrungen, die man ihm erwiesen. Mit neuem Hoch auf die Frau Musika und deren Citat der prächtigen Worte Luthers über die Musik schloß der Redner. Man stand allgemein unter den Bann der kurzen, aber kraftvollen Worte, die aus tiefstem Herzen gekommen und deshalb auch allen zu Herzen gegangen war. Der Damenchor sang nun drei Lieder von Reinecke: „Junikäfer", „Fortunat" und „Sommerzeit". Ein freund liches Lächeln auf den feinen Lippen lauschte der Komponist dem Vortrag seiner Schöpfungen. Und wie glänzte sein Auge, besonders als der „Junikäfer" gesungen wurde! Welche innere Freude erlebte er da, als er dieses seine Musikstück duftig erklingen hörte! Der dritte Redner des Abends war Herr Reichsgerichts rat Heinemann. Er feierte insbesondere den Familien vater Reinecke. In der Frau, die er sich wähle, erkenne man nach Goethe bekanntlich den Wert des Mannes. Wie recht Goethe habe, sehe man bei Reinecke. Wie der Jubilar die Frauen überhaupt geehrt, sei ja bekannt. Es möge vielleicht einige Hagestolze unter den Künstern geben, die des Weibes nicht zu bedürfen glauben oder doch so tun. Niemals ein Musiker. Der Musik« bedürfe immer der Frau. Denn die Musik sei ja die Sprache des Herzens. Ein Tonkünstler, der den Frauen nicht huldige, sei ein Unding. Beethoven und Brahms seien zwar unverheiratet geblieben, bis ins reife Alter hinen hätten sich aber beide mit Heiratsgedanken ernstlich getragen. Und welche glückliche Ehe hätten doch Bach, Mozart, Mendelssohn und Schumann geführt! Die Ehe sei diesen Männern ein Segen gewesen. Und so sei eS auch bei Reinecke. Seine Frau hätte ja weniger als andere unter der bekannten Nervosität des Musikers zu leiden gehabt, da der Gatte ein ruhiger und wenig nervöser Musil« sei. He« Reichsgerichtsrat Heinemann toastete auf die tapfere Gattin, die ganz in der Kunst ihres Gatten auf gegangen sei. AlSdann erklang, von Herrn Fritz von Bose am Flügel begleitet, in markigen Tönen das von 1)r. Wilhelm Henzen gedichtete Lafeltte-. Nach der Melodie: „Stimmt an mit Hellem, hohen Klang!" O herrlich, wenn mit achtzig Jahr Tas Herz noch nicht veraltet Und jugendfrisch am Kunstaltar Der Priester treulich waltet! Tie Muse war's, die einst ihm gab Ihr bestes Teil, die Holde. Sie reicht' ihm einen Zauberstab, Der war aus purem Golde. Und blieb dem Szepter Jahr für Jahr Sein Zauber unverloren. Heut kommt die ganze Geisterschar, Die seine Kunst beschworen. In Rosendüften, reichbelaubt, Nahn Deutsches Lied und Märchen, Und drücken ihm den Kranz auf'S Haupt, Und segnen jedes Härchen. Dornröschen ist vom Schlaf erwacht Bei seiner Harfe Lauten, Am Glassarg pocht Schneewittchen sacht, Den ihr die Zwerge bauten. In Glückes sel'aem Ueberschwang Taut Aschenbrödels Träne, In Lüften summt ein Wunderklang — DaS find die Wilden Schwäne. DeS Himmelreiches Morgenrot, Wo Engel ihn umdrängen, Verläßt das Teuflein Sapperlot Und lauscht des Meisters Klängen. Auch König Manfred, meiner Seel! Steht horchend und in Träumen; Man wiederboll auf hohn Befehl Ten Entr'akt ohne Säumen. Der Gouverneur von TourS kommt grab' Zur Feier mit Fanfare, Tas ganze Mädchenpensionat Lobsingt dem Jubilare. Frau Musica läßt vor den Thron Beim Vierklang edler Saiten Durch ihren Marschall Polyphon Den Jubilar geleiten. Zum Dank für seine Symphonien, Für Trios und Quartette Umschlingt sie eigenhändig ihn Mit güldner Ehrenkette. Da jauchzet alles Hofgesind' Ihm tausendfach entgegen. Ob Mann, ob Weib, ob Maid, ob Kind: „Dem Meister Heil und Segen!" Als letzter Festredner sprach Herr vr.PhilippFiedler allen denen Dank und Anerkennung aus, die zum Gelingen des schönen Abends beigetragen. Insbesondere dem Schöps« deS Tafclliedes, Herrn vr. Wilhelm Henzen dankte der Redner, der von der tiefen Kunstauffassung sprach, die Reinecke eigen sei, und seine selbstlose Hingabe als Interpret d« Meisterwerke betonte. Damit war die Reihe der offiziellen Toaste zu Ende und eS folgten nur noch einige Ansprachen. Eingeleitet wurde dieser Teil bcS Abends durch den von vr. Wilhelm Henzen in zündender Weise vdrgetragenen „Trirzkspruch auf Reinecke" von Obus Loäönlcou, den die Leser in d« heutigen Morgen-Nummer gedruckt sanden. D« Jubilar ließ nch den Verfasser der mit vielem Beifall aufgenommeneu Verse vorstellen und drückte ihm seinen Dank aus. Ein weiteres Tafellied, von Fritz v. Bose gedichtet, wurde von der gesamten Tischgesellschaft gesungen. Wir ent nehmen ihm die schönen Verse. In staunenswerter Jugendkrast Weilt « in unsrer Mitte, Sein Auge klar, sein Geist so frisch. Elastisch seine Schritte; lind warm sein edleS Herze schlägt Ter Kunst, die er so treu noch pflegt! Als Komponist, als Dirigent, Als Virtuos und Lehrer Hat ungezählte Mengen er Begeisterter Verehrer In aller Herren Länder henk'. Die denken sein in Dankbarkeit. Von Fürsten, Kaisern, Königen Empfing er Legionen Der Huldbeweise ehrenvoll Und Dekorationen! Das Schönste ihm verleihen W Tre Landes-Universität. So füllet denn die Gläser nun Und singet all' im Kreise Ein Hoch dem Meister-Jubilar (Doch in harmon'scher Weisel): Carl Reinecke, erlebe hoch. Und viele, viele Jahre noch. Er lebe dreimal, dreimal hochl Unter den folgenden Rednern nennen wir noch Herrn Dr. Fiedler, der ein zweites Mal sprach, und Herrn Kom merzienrat Zimmermann. Gegen i/rl Uhr wurde die Tafel aufgehoben und es bildeten sich mm zwanglose Gruppen, in welchen die Bedeutung des Abends in manmchfacher Weise besprochen und gewürdigt wurde. Wie wir aus ganz zuver lässiger Quelle erfahren, saßen noch bis in die Morgenstunden einige Gruppen zusammen. L II. tSratulattonei, in den Wohnung. Den rauschenden Ovationen, deren Ziel und Mittel punkt Herr Professor vr. Reinecke bei dem gestrigen Festmahle war, folgten heute nicht minder herzliche Kundgebungen in seiner Wohnung Querstraße 14, der selben trauten Stätte, die auch die Huldigungen des 70. Geburtstages sah. Wie vor zehn Jahren, so füllten sich auch heute die Wohnräume des hochverehrten Künstlers mit einer überwältigenden Fülle herrlichster Blumenarrangements, von Freunden, Verehrern und Schülern gespendet. Den Neigen der Huldigungen er öffnete die Kapelle des 106. Inf.-Regis., die unter Mattheys Leitung die Morgenmusik darbrachte. Während der ersten Morgenstunden trafen ungezählte Glückwunschschreiben und -Telegramme beim Jubilar ein; unter jenen sei das Glückwunschschreiben des Rates der Stadt Leipzig besonders hervor gehoben, das folgenden Wortlaut hatte: „Hochgeehrter Herr Professor! Es ist Ihnen durch Gottes Gnade vergönnt, am heutigen Tage Ihr 80. Lebensjahr zu vollenden, und wie wir an wichtigen Ab schnitten Ihres Lebens stets warmen und aufrichtigen Anteil genommen haben, so vermögen wir auch den heutigen Tag nicht vorübergehen zu lassen, ohne Ihnen hierzu unsere innigsten Glückwünsche darzubringen. Wie sehr wir Ihr verdienstvolles Wirken und Streben, unserer Stadt den alten Ruf als Musik st adt zu wahren und zu mehren, anerkennen, haben wir Ihnen bei anderem Anlaß wiederholt ausgesprochen. Dürfen wir es uns daher versagen, gegenwärtig hierauf noch mals einzugehen, so fühlen wir uns doch gedrungen, Ihnen hierfür erneut den Dank der Stadt gemeinde darzubringen. Möge es Ihnen beschic ken sein, die Früchte Ihres rcichgesegneten Lebens in unserer Stadt noch reckt lange zu genießen. In vorzüglicher Hochachtung Der Rat der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin." Auch die Stadt Zwickau, die Geburtsstadt Robert Schumanns, übersandte herzliche Glückwünsche, ebenso die Königl. Akademie der Künste in Berlin und viele andere hochangesehene Korporationen und Künstler. Von der Kaiser!, russischen Musikgesellschaft inPeters- burg ging das Diplom der Ernennung des Jubilars zu ihrem Ehrenmitgliede ein. Von den überaus zahlreichen telegraphischen Be glückwünschungen seien hier nur genannt die des Herzogs Alexander Georg von Mecklenburg. Strelitz, ein früherer Schüler Professor Reineckes, von der herzoglichen Hofintcndantur zu Altenburg, von ErdmannSdörfer, der Wedekind, der Gc- sangsmeisterin Orgeni u. v. a. Vormittags in der elften Stunde nahmen die per sönlichen Beglückwünschungen ihren Anfang. ES erschien zu dieser Zeit zunächst das Festcomits, in dessen Namen Herr Tw. Fiedler mit lebendigen Worten den Jubilar feierte und ihm die von Seffners Meisterhand nwdellierte Büste Reineckes überreichte. Im Namen der ttönigl. musikalischen Kapelle zu Dresden und des Dresdner Tonkünstlervereins nutzten die Herren Böck- mann und Schubert mit innigen Wünschen, dabei einen mächtigen Lorbeerkranz und eine künstlerisch auS- geführte Mappe überreichend. Weiter überbrachten Gratulationen: die Herren Alban v. Hahn und Prof. Hesse im Namen des Vereins Leipziger Presse, D». Wilhelm Henzen ini Namen des Schillervereins, Dr. Wilüfeuer im Namen des Riedelvereins, Vertreter des Vorstandes des Vereins der Muiitlehrer und Musik- lehrerinnen u. s. f. Tie akademische Jugend Leipzigs war vertreten durch Deputationen des „Paulus", an seiner Spitze Herr Uni versitäts-Musikdirektor Heinrich Zoellner und «uck. jur. Krüger, der Band und Mütze des Vereins dem Jubilar unihing, sowie des akademischen Gesangvereins „Arion". Die Gewandhaus-Konzertdirektion, vertreten u. a. durch die Herren Geh. Hofrat Lampe-Vischer und Geh. Rat TW. Georgi, begrüßten sodann den Jubilar, es folgte eine Aboronung des Kgl. Konservato riums der Musik, an ihrer Spitze Herr Justizrat vr. Röntsch, eine Abordnung des Musikalienoerleger vereins unter Leitung des Herrn Merseburger und eine solche des Mozartvereins zu Dresden unter Leitung des Herrn Kapellmeisters v. Haken, und des Leipziger Lehrergesangvereins, vertreten durch den Vorsitzenden Herrn Schwob und die Liedermeister Sitt und Cn g e l, die gleichfalls die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck brachten. Ueberwältigt von fo vielen Kundgebungen ver- ehrungsvoller Sympathien, sprach Professor Ur. Reinecke jedem eiirzelnen feinen innigsten Dank aus. 8. Letzte Depeschen und KernsprechmeLdrrngen. Kieler Woche. * Kiel, 23. Juni. Der Kaiser besichtigte heute vormittag die Werft und hörte auf der Werft, sowie auf den: Linienschiff „Braunschweig" den Vortrag des Staatssekretärs des ReichsmarineamteS, Vizeadmirals v. Lirpitz. k«. Kiel, 23. Juni. Bei der heutigen Wettfahrt derKriegsschiffboote kam es infolge der außer ordentlich steifen Brise zu verschiedenen Unfällen. Mehrere Barkassen und Kutter stießen aneinander und kenterten, jedoch wurden die Insassen der Boote durch Dampfpinassen gerettet. Von der gekenterten G i g der Kommandantur von Friedrichsort werden zwei Mann vermißt. Verworfene Berufung. * Braunschweig, 23. Juni. Der »weite Senat des Oberlandesgerichts verwarf heute die Berufung des Grafen Civry gegen das Urteil deS hiesigen Landgerichts vom 8. Juli 1903, durch daS seine Ansprüche gegen die Erben des Herzogs Wilhelm von Braunschweig, den HerzogvonCumberland, den König von Sachsen, sowie gegen die Stadt Genf als Universalerbin des Herzogs Karl von Braunschweig abgewiesen worden waren. Bayerische Kammer ver Abgeordneten. * München, 23. Juni. Vor Eintritt in die Tages ordnung kam Präsident v. Orterer auf den Vorwurf zurück, den in der jüngsten Sitzung der Kammer der Relchsräte Referent Reichsrat v. Auer namens deS Reichsratsausschusses erhob, daß Präsident v. Orterer den Angriffen des Abgeordneten vr. Heim auf den Reichsrat Grafen v. Crailsheim nicht entgegengetrete» fei. v. Orterer führte aus, er habe sich stets bemüht die Ordnung aufrecht zu erhalten und zu weit gehende Aeußerungen zurückzuweisen, ohne Unterschied der Partei. Er fei aber weder in der Lage noch gewillt, alle, jemandem unangenehmen persönlichen Angriffe unmög lich zu machen. Von diesem Grundsätze lasse er sich nicht abbringen. Wenn Dr. Heim weilergegangen sein sollte als zulässig war, so erinnere er daran, daß in der frag lichen Sitzung der nächstberufene Verteidiger des An gegriffenen, nämlich Kultusminister v. Wehner, an wesend gewesen sei. Dieser hätte ein Uebermaß von An griffen zurückgcwiefen. Er (Orterer) sei nicht in der Lage, aus den Ausführungen in der ReichSratS- kammer eine Ordre für seine Geschäftsführung su ent nehmen. Er habe sich stets bemüht, für den Bestano guter Beziehungen zwischen beiden Kammern zu sorgen. Leider sinke freilich seine Hoffnung in dieser Richtung mehr und mehr. (Unruhe.) Kultusminister v. Wehner erklärt, er könne die Auffassung nicht teilen, daß er berufen ge wesen wäre, sich des Grafen Crailsheim anzunehmen, wenn in den Aeußerungen Heims ein unberechtigter An griff auf den Grafen Crailsheim zu finden gewesen wäre. Es sei Sache des Präsidenten, die Geschäftsordnung und Hauspolizei aufrecht zu erhalten. Wenn er eingegriffen hätte, so hätte darin eine Kritik des Präsidenten gelegen: dazu komme, daß Graf Crailsheim nicht zu seinem Ressort gehöre und für ihn nur eine Privatperson fei. Er habe also keinen Anlaß gehabt, sich in die Sache ein zumischen. Präsident v. Orterer konstatiert, daß der Kultusminister sich inhaltlich und sachlich nicht gegen die Ausführungen Heims gewendet habe. Das Haus tritt sodann in die Tagesordnung ein. * Braunschweig, 23. Juni. (Eigene Meldung.) Das Oberlandesgerrcht verwarf die Ali mentenklage der Grafen Civry gegen die Erben des Herzogs Wilhelm. Handelssache«. P Brüssel, 23. Juni. (Eigene Drahttneldung.) Die förm liche Unterzeichnung des von den Unterhändlern para- graphierten neuen deutsch-belgischen Handelsvertrages fand gestern im belgischen Ministerium für auStvärtige Angelegen, yeiten durch den Minister und den deutschen Gesandten statt Leitung: Adolf Schiebt. Verantwortliche Redakteure: Für Politik Emil Huhle, für säch sische Angelegenheiten Rudolf DzallieS, für Feuilleton Paul Zschorlich, für den musikalischen Teil Heinrich Zoellner, iür Sport Julius Haarfeld. Sämtlich in Leipzig — Für den In seratenteil verantwortlich: Emil Abigt, Gautzsch-Leipzig. Hierzu eine Beilage. nur v«»ii I». VON Alk. 1.50 an. k. /I. Vlntvrstolil, 2 Saillsttasse 2.
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