Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190406261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-26
- Monat1904-06
- Jahr1904
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1904
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Nr. 321. Sonntag den 26. Juni 1904. 'eiMgerTagMatl Anzeiger. Amtsblatt -es ÄSniglichm Lanö- «n- des ASnigkiche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und -es Volizeiamtes -er Stadt Leipzig. Bezugs-Preis t» -er Haaptexpedition oder deren Ausgabe stellen ab geholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in-HauS 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitvngSprei-liste. AeVakti»»: JohanniSgafir 8. Sprechstunde: 5—6 Uhr Nachm. Fernsprecher: 153. Expedition: Johannisgasse 8. Fernsprecher: 222. Ftltalerpeditionen. AlfredHahn, Buchhandlg., Universltätsstr. 3 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935> u. Königs- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.tzotbuchbandlg., Lützowstraße 10(FernsprecherAmtVI Nr.4603.) Anzetgen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (-gespalten) 75 nach den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 -H. Tabellarischer und Zifferusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossrrtrnannahm« 25 Extra-Beilage« (gefalzt), nur mit der Moraen-AuSgabe, ohne Postbrförderuug 60.—, mrt Postbeförderung 70.—. Annahmrschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags - Uhr. Anzeigen sind stets au die Expeditton zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. V..R. L W. Kliukhardt). S8. Jahrgang. Var Wichtigste vom Lagt. * Der König von England traf gestern nachmittag im Kieler Hafen ein. Der Kaiser war ihm nach Holtenau entgegengefahren, wo die feierliche Begrüßung der Monarchen bei strömendem Regen stattfand. (S.Dtsch.Reich.) * Für die Philharmonischen Konzerte des Winderstein- * Oberst Leut wein telegraphierte gestern aus Windhuk: Ich bin wieder nach Windhuk zurückgekehrt und habe die Ge schäfte deS Gouvernements übernommen. Im Einverständnis mit dem Truppeukommandeur begebe ich mich im August nach dem Süden. * Für Südwestafrika sollen noch Truppeuverstärkungen bis zum 2. September vorbereitet werden. * Der marokkanische Kriegsminister ist in Paris eingetroffen, um für die Neugestaltung des marokkanischen Heerwesens französische Offiziere zu gewinnen. Wochenschau. Für den Chronisten eine reiche Woche, die nichts ver spüren läßt von Hochsommerstille, vielmehr noch einmal auch in der Politik die Saison auf eine Höhe bringt, die ihr einen guten und effektvollen Abgang sichert, ehe der Geschicke Leiter in den Schären und Fjords des Nordens und an dem sonnigen Gestade Sorrents Ruhe nnd Welt abgeschiedenheit suchen. Die Lage in Deutschland wird natürlich beherrscht von der Kieler Woche, deren farbenprächtiges Bild ini ehernen Nahmen der Schlacht schiffe die Blicke der europäischen Nationen an die Ostsee bannt, wo das große Sportsmeeting durch den englischen Besuch eine besondere Bedeutung und Note erhält. Noch ehe King Edward seine Meerfahrt im Geleite des reisigen Kanalgeschwaders antrat, hat der Kaiser in Curhaven das Wort von der „Solidarität der Kulturnationcn" geprägt, von der wir die erste offizielle Probe im Ehinafeldzug schmecken dursten. Des Kaisers Versicherung, daß er mit absoluter Ruhe und festem Vertrauen in die Zukunft blicke, wird unstreitig als gewichtiges Wettcrzeichen ver merkt werden und vielleicht manchem Zweifler die Ruhe des Gemütes wieder verleihen. Vor wenigen Wochen wußte allerdings Graf Bulow von bedeutsamen und be drohlichen Symptomen zu reden, die dem friedlichen Bür gersmann wie leises Grollen und Murren am politischen Horizont vorkommen mußten. Vielleicht hat der gute Wind, der die Segel in der Kieler Bucht steift, die Wolken verscheucht, die an Bülows Horizont sich zu stauen schienen. Jedenfalls tväre es aber übereilt, aus den Worten in Cuxhaven eine Deutung lesen zu wollen, als ob nun die somit offiziell betonte Friedlichkeit der Lage uns vor weiteren Flottenforderungcn bewahren werde — und es hat in der abgelaufenen Woche tatsächlich sonderbare Schwärmer gegeben, welche die Kaiserredc auf holder Friedensschalmei begleiteten. Die Solidarität der Kul turvölker wächst nach manchen Richtungen hin ganz ent schieden — das darf auch der größte Skeptiker ohne weite- res zugeben — aber dieses Gemeinschaftsgefühl wird nicht einen einzigen Kreuzer entbehrlich machen, vielniehr wer den in den Beziehungen der Nationen die alten Grund- lagen, der Egoismus und das Sclbstbewußtsein, auch ferner so sicher bestehen bleiben, wie die Nationen selbst, und diese beiden Grundsätze drängen mit Notwendigkeit ans die Waffenbereitschaft, die von jeher unser einziger Schutz gewesen ist und noch lange bleiben wird trotz Kieler Woche und Gordon-Bennett-Fahren. Die englische Presse setzt ihre harmlose Miene auf, wenn von Kiel und derEntrevue dieRedc ist: „Onkel heißt er günst'genFalles, aber dieses ist auch alles". Bei Leibe darf die Politik nicht berührt werden zwischen Kaiser und King, das verbietet die ncugeschaffcne Herzcnsfrcundschaft mit Frankreich, das verbietet die oftmals angedrohte große Rache der von Deutschland so schmählich gehöhnten englischen Trans vaalkämpfer. Aber trotz des familiären Charakters der Entrcvuc weiß selbst die „Nordd. Allg." festzustellen, daß der Besuch des politischen Charakters nicht ganz entbehre — für die Offiziösen eine mutige Andeutung! King Ed ward ist unser Gast — also verbietet cs die germanische Tugend des Wirtes, das politische Reisegepäck des Mon archen, dessen Herz von jeher an der Seine weilte, mit scharfem Ange zu mustern — wir hoffen, daß bei den Be- ratungen die beiden Grundlagen des politischen Erfolges, Egoismus und Selbstbewnßtsein, auf deutscher Seile merklich zu spüren sind, Albion und sein König werden sie sicherlich nach alter Weise zur Geltung bringen. Wie ein politisches Idyll nimmt sich im heißen Tage- werk der Völker die geistige Solidarität aus, die inRom bei der Uebergabe des Goethedenkmals für Italien und Deutschland einen so schwärmerischen Ausdruck fand. Der König, die Minister, unser Bot schafter, die ganze offizielle Welt umringte im Garten der Villa Borghese das Marmorbild, das sie als ein Zeichen unverbrüchlicher politischer Freundschaft, als Pfand kaiserlicher Treue ausnahmen. Fürst Colonna und der Minister des Unterrichts haben dieser Stimmung in schön gesetzten Worten Ausdruck verliehen an der Stelle, da der Genius Deutschlands die Iphigenie einst werden ließ — und die Statue steht in blendender Schöne und ruhiger Ueberlegenheit über der ganzen prunkvollen Staatsaktion mit Marcia Reale und Galauniform, verweisend auf das einzige Gebiet, auf dem die Menschheit wirklich Solidari tät empfindet und bekennt. Und während der König Victor Emanuel mit Meister Eberlein den Rundgang um das Goethebild tut, die irdische Majestät dem Fürsten des Geistes huldigt, dröhnen Kartaunen und brummen die schweren Schiffsgeschütze in Ostasien ihre rauhe Be gleitung zu diesem Idyll in der Villa Borghese nach wie vor, und General Kuropatkin sucht anscheinend mit Fleiß die Fehler, welche auf hohen Befehl begangen wor den, nicht zu den letzten Folgen gedeihen zu lassen. Auf Stackclbergs Korps setzte der Nusscnführer seine Hoff nungen. Kommt dieses nach Norden durch, so ist wenig stens die große Gefahr für dieses, vom Gros der russischen Armee abgeschnitten zu werden, beseitigt. Es scheint, als wenn der Zug Stackclbergs gelungen sei, allerdings unter gewaltigen Verlusten — man weiß wieder von 5000 Ver wundeten und Toten zu reden, welche die japanische Kugel fällte. Um Port Arthur tobt der ZernierungSkampf weiter — nichts Sicheres verlautet von beiden Seiten, doch eins ist sicher: auf russischer Seite tut ein Erfolg, ein baldiger Erfolg not, wenn nicht die moralische Haltung der russischen Regimenter, die nach dem Kriegsschauplatz abgehen, von vornherein erschüttert werden soll. Was aus privater Quelle aus Warschau zu unseren Ohren kam, braucht nur zur .Hälfte Tatsache zu sein, um all das Elend russischer Mißwirtschaft. Gewissenlosigkeit Unterschla gung und Dieberei in ein häßliches Licht zu stellen, ganz abgesehen davon, daß man dem Krieger, der sich gegen Ostasien sträubt, den nötigen Patriotis mus hin und wieder mit der Wodkaflasche einzugeben scheint. Das Ende des Krieges ist nicht abzusehen und die dienstwilligen Bankces werden noch lange Zeit haben, ehe sie den ehrlichen Makler spielen können. So haben sie ihre Kräfte völlig disponibel zur Präsi dentenwahl, für welche in Chicago der letzte Auf marsch der Republikaner vollzogen wurde. Roosevelt wird ohne Zweifel wieder ins Weiße Haus cinziehcn — zur Freude vieler, zur Wonne mancher Diplo maten, welche angeblich ein besonderes Pförtlein zum Herzen Roosevelts gefunden haben. Freilich Onkel Sam, der nicht auf internationale Höflichkeiten sieht, sondern lediglich auf sein „basineZs", macht ein fatales Gesicht zu solcher Legende und gräbt uns eifrig in Südamerika das Wasser weiter ab. Die Sensation der inneren Politik hatte in der ab gelaufenen Woche entschieden Württemberg mit seiner Adelskammer, diesem schönen Geschenk aus dem reaktionären Jahre 1850, das heute zu so glorreicher Aktion gekommen ist. Die kommenden Dinge kündigen sich tiefschwarz an, und der kundige Mentor, der uns in Stuttgart die Brandstätte des ehemaligen HosthearcrS als den Platz bezeichnete, auf dem sich der künftige katholische Toni erheben soll, versteht entschieden die Zeichen der Zeit. Ein geradezu einzigartiges Schau spiel: der König, die Mehrheit der Regierung und des Abgeordnetenhauses arbeiten für die Volksschulnovelle, und die eine konfessionelle Partei in dem reaktionären parlamentarischen Institut ist bereits heute mächtig und willig genug, diese Wünsche scheitern zu lassen. Etwas vom Geiste Torquemadas und Philipps H. spukt bereits hinter den wllrttembergischcn Kulissen, und man ver steht es, wenn das Volk in banger Ahnung kommender Finsternis heute die Flammenstöße des Protestes hell auflodcrn läßt, der sich ganz offen gegen „eine Persönlichkeit richtet, in der man den zukünftigen Landesherrn zu verehren gewohnt ist". Es weht wie Camarillaluft durch unsere Kultur, Feudalismus und Kkerikalismus im Bunde, Habsburger bigottester Observanz im Anzüge — es darf dem liberalen Manne wirklich bange werden vor dem Winde, der von oben weht. Und Freiherr v. Mirbach in Flor und Pracht sammelt bereits die Spende zur Silberhoch zeit des Kaiserpaares — und nur schüchtern erhebt sich Protest gegen diese Art, mit dem Mammon sich Freunde zu machen auf .Kosten der heiligsten Gefühle, die zwischen Volk und Dynastie bestehen. An dem Scherflein der Witwe scheint Ercellenz Mirbach nichts zu liegen — wohl aber an dem reichen Manne, der den Zehnten gibt von allem, was er hat, auf daß die Goldmosaik recht prunkend und prahlend ausfalle. Der herrschende Geschmack ist eben Gold. Nur Podbielski, der Huniorgesegnete, will das rote Gold nicht herausrücken für die Meliorationen in Ost- Preußen, und der Brave hat cs in seiner non- chokanten Weise gewagt, den Zorn der Agrarier Masuriens auf sich zu lenken, vor dem ansonsten ein Regierungsmann knickt wie der Halm vor Sturm und Hagel. Die Kommissionsverhandlungen über den Kanal Köln- Hannover haben vielleicht dem Minister den Nacken gestärkt, indes er früher sich so ängstlich die rund liche Wölbung schützte vor dem schweren Stück Vorlage, das in der Herbsttagung allen Anzeichen nach doch vor den Rat der Abgeordneten kommen wird. Auf den Eiertanz um die Kanalvorlage darf man sich ehrlich freuen, und manch einer wird schon heute seine Pas ver schwiegen üben, die nicht zu den „Statistenrollen bei höfi schen Veranstaltungen" gehören, wie Herr v. Zedlitz zu sagen für gut fand. ver Humana Oer Herero. Meldung de» General» von Lrotha. Unter dem 22. Juni sandte Generalleutnant von Trotha aus Okahandja folgendes Telegramm: Erste, zweite, vierte Kompagnie Feldregiments 1, dritte Batterie, Maschinengewehr - Abteilung Saurma - Jeltsch, Bastard - Abteilung unter v. Estorfs verhinderte die Hereros am Ausweichen nach Nord osten, wird nach Osoudema gehen, Verbindung mit Oberleutnant Bolkmann Herstellen. Die fünfte und siebente Kompagnie FrldregimentS 1, die vierte Batterie unter Heyde marschieren nach Okosoudum; hier treten unter seinem Befehl die sechste Kompagnie Feldregiments 1 und die zweite Batterie. Das Bataillon Mühlenfeld, und zwar zehnte und elfte Kompagnie Feldreqiments 1, fünfte und sechste Batterie Maschinen- gewehr-Abteilung Dürr, WitboiS, unter Major v. Glasenapp, geht gegen den Omurambofluß über Otjine vor, so daß Verbindung mit Heyde gesichert. Nach beendeter Mobilmachung in wenigen Tagen folgen die neunte Kompagnie und zwei Maschinengewehre Dürr. In Gegend Otavi-Minen bleiben Oberleutnant Volkmann mit jetziger dritter Kompagnie Feldregiments 1 von Bülow, Maschinengewehrabteilung Wossidlo und halbe Batterie Madai und klären gegen Waterberg und den Omurambo auf. Hauptmann Franke, der durch die halbe erste Batterie verstärkt wird, mit jetziger achter Kompagnie Feldregiments 1, behält seine bisherige Aufgabe, Säuberung des Bezirks Omaruru. Bei Epukivo verbleibt vorläufig Oberleutnant von Winkler, der den Oberleutnant Streitwolf in Gobabis postiert. Erstes Bataillon Feldregiments 2 auf Outjo, zweites Bataillon nebst neu eintreffender Batterie nach Karibik vor zuschieben beabsichtigt. Ziehe Feldhaubitzbatterie eventuell zur Verstärkung heran. Siebente Kompagnie wird vom dritten Bataillon Feldregiments 2 in Swakopmund belasse», besetzt die Eisenbahnctappen nach Abrücken der Truppen, bis Ersatz truppen eintreffen. Später geht sie über Windhuk nach Süden. Nach Lüderitzbucht gehen Stab, 8. Kompagnie und Batterie Kirchner. Geringe Zahl Hereros, deren drei gefallen, wurde von Wit- bois überrascht, die über Oljive—Ovutjiwa—Kamandumba auf Evindi—Otjikuvare ritten und nach dem Omnvamba-Fluß und zu Major von Estorfs zurückgekebrt sind. Im Süden vom Oinnvamba flusse befindet sich dichter Busch; lange Durststrecken, sehr schwierige Aufklärung. Weitere Erkundigungen von Evindi Otjukuvare parallel zum Omuvamba-Flutz, bis Evindi—Rokatjougwa; große verlassene Werften hier und bei Evindi—Otjipipa. Wersten noch bis Okorongoho. Alles in Gegend Okahitua—Evindi—-Otjikuvare und nördlich davon von Samuel Maharero zusammengezogen. Die betreffende amtliche Stelle konnte sich die Bekannt gabe der Depesche ersparen, da ihr wesentlicher Inhalt bereits durch den „B. L.-A." bekannt geworden ist. Sur Lntschä-igungrfragc. In Sachen der Entschädigungssrage spricht der Ansiedelung«- kommifsar vr. Rohrbach die Ansicht aus, daß eine billige Entschädigung, nicht aber ein unzureichendes Darlehen oder gar eine geringe Unterstützung gewährt werden muffe; sonst würde sich niemand bereit finden lassen, an den Wiederauf bau deS Schutzgebietes zu geben. Manche der Ansiedler denken nach Argentinien, Chile und Australien zu gehen oder nach Deutschland zurückzukehren. „Bon welchen Folgen eine solche Landflucht aus den betroffenen Teilen Südwestafrikas rücksichtlich des Eindrucks auf die sonst etwa zur Auswanderung und Ansiedelung im Lande geneigten Elemente zu Hause, damit aber für die ganze zukünftige Besiedelung und materielle Entwickelung Südwestafrikas sein würde, braucht nicht weiter erläutert zu werden. Aber auch darüber hinaus würde der vollkommene wirtschaftliche Ruin der zentralen Landes teile — denn um einen solchen handelt es sich — mit Notwendigkeit auch den Zusammenbruch so vieler anderer Persönlichkeiten, Firmen nnd sonstigen Wirtschaftssaktoren im Schutzgebiete nach sich ziehen, daß sich eine ökonomische Katastrophe für das ganze Land daraus ergeben wird." Die in diesen Sätzen liegende scharfe Kritik des kläglichen „Almosenbeschlusses" deS Reichstages wird hoffentlich die Regierung veranlassen, bei Beratung der in Aussicht stehenden neuen Unterstützung-Vorlage die Interessen unserer schwer geschädigten Ansiedler entschiedener zu vertreten, als dies bei der ersten Vorlage geschehen ist. Lkn starker Lcan»p«rt vsn Lisenbahntrirppen und Lisenbahuuratrrtal «ach Deutsch-SüdWeftafriku ist in Vorbereitung. Der in der Presse angegebene Termin für ihre Entsendung (2. Juli) dürfte nach Informationen der „Nat.-Ztg." jedoch verfrüht sein, da die Vorbereitungen längere Zeit in Anspruch nehmen. Als erster Transport wird voraussichtlich vielmehr die neue Signalabteilung ent sandt. Auffällig ist, daß für einen Teil der Trnppennach- schübe sehr späte Termine in Aussicht genommen sind — in militärischen Kreisen spricht man vom 2. September als letztem Termin; die Sicherung der Ruhe und Ordnung in ganz SUdwrstafrika wird allerdings zweifellos erhebliche Zeit kosten. ver rusrirch-japaitircde ffrirg. Admiral Logs» Bericht über da» Seegefecht bei ^)»rt Arthur. * Tokio, 25. Juni, mittags. (Reutermelüung.) Ad- miral Togo berichtet: Ich erhielt am Donnerstag die Nachricht von dem Erscheinen der russischen Flotte in der Nähe der Einfahrt des Hafens von PortArthnr und ging sofort mit meiner ganzen Flotte vor. Die russische Flotte bestand aus 6 Schlachtschiffen, 5 Kreu- zern und 14 Torpedobootzerstörern. Es war augen scheinlich ein Vorstoß nach Süden geplant. Die japani- schen Torpedobootzerstörer griffen an, brachten ein Schlachtschiff von der Peresjet-Klasse durch einen Tor- pcdo zum Sinken und ein anderes Schlachtschiff sowie einen Kreuzer kampfunfähig. Der japanische Torpcdo- bootszerstörer „Schirakumo" ist beschädigt und drei ja panische Torpedoboote sind leicht beschädigt. Drei Ja paner sind gefallen, drei verwundet. Eine Rede de» Marqul» It». Bei der Konferenz, die am 18. d. M. zwischen den Ministern und den Geldmännern Japans stattfand, war auch Marquis Ito zugegen. Er hielt eine über zwei- stündige Rede, aus welcher die „IapanTime s" einen autorisierten Auszug au leitender Stelle unter der Spitz marke „Eine wichtige Aussprache Uber die japanische Po litik" bringt. Marquis Ito sagte u. a. zu den Bankiers: „So lange wie die diplomatischen Verhandlungen dauerten, die der Krisis vorangingen, hatte ich bis zum letzten Angenblicke den heißen Wunsch und begründete Hoffnung, daß es möglich sei, den Krieg zu vermeiden, ohne das Ansehen und die Interessen unseres Landes zu verletzen. Ich bedaure sogar jetzt noch, daß meine Hoff nungen und Wünsche nicht in Erfüllung gingen. Japan war gezwungen, die Waffen zu ergreifen, erstens zur Selbstverteidigung und Selbstbewahrung, und zweitens um im Prinzip gleiches Spiel und gleiche Vorteile für alle, besonders auch in Hinsicht der territorialen Souve- ränetüt anderer Nationen zu erhalten. Was die wahr scheinlichen Folgen desKrieges angeht, so bin ich eifrig damit beschäftigt, genügende Daten aus den ver schiedensten Quellen zu sammeln, um ein korrektes und präzises Urteil zu bilden. Auf jeden Fall ist es klar, daß es zu einem glücklichen Enderfolge des Krieges notwendig ist, daß ein herzliches und harmonisches Zusammen- arbeiten besteht zwischen den Behörden, welche die poli tische Macht haben, dem Soldaten, die tapfer die Ehre unserer Flagge verteidigen, und Ihnen, meine Herren, von der wohlhabenden Klasse der Nation, auf welche die Pflicht fällt, uns mit dem nsrvn» des Krieges zu unter stützen. Es ist daher meine zuversichtliche Hoffnung, daß Sic denjenigen, welche augenblicklich die Geschicke zu leiten haben, Ihre Unterstützung aus vollstem Herzen nicht versagen werden, und so unsere bewaffnete Macht anf dem Kriegsschauplätze in den Stand setzen werden, den Krieg mit ungeteilter Energie und frei von allem Ge- fühl der Sorge, um finanzielle Schwierigkeiten durchzu- führen." Tann erwähnt Ito die herzliche Sympathie eines großen Teiles der civilisierten Welt und führt sie hauptsächlich zurück auf die Politik des Kaisers. Unterstützung für »^sibirische Städte. Aus Petersburg erfährt die „Bohemia": Die großen Auslagen, welche den ostsibirischen Städten durch den Krieg erwachsen, haben einige derselben veranlaßt, sich an die Regierung um Hülfe zu wenden. Der Finanz minister hat eine eigene Kommission eingesetzt, um die Sachlage zu prüfen. Vorläufig sind der Stadt Chaba. rowsk 200000 und der Stadt Nikols k-Ufsu- rewski 60000 Rubel bewilligt worden. weitere Meldungen. Petersburg, 25. Juni. Der Spezialkorrespondent dec „Birshewija Wjedemosti" telegraphiert aus Liau- jang vom 23. Juni: Die unter dem Befehl des Gene rals Mischt schen ko stehenden Truppen zwangen heute den General Kuroki, sich zurückzuziehen. Ueberall herrscht Ruhe. Kaitschou bleibt in unseren Händen. Die Hitze ist fast unerträglich. General Gern groß bleibt trotz der bei Wafangou empfange nen Wunde bei der Front. Es stellt sich jetzt heraus, daß das Gefecht bei Wafangou am 15. Juni von den Russen hätte gewonnen werden m ü jsen, da unsere Truppen schon die feindlichen Ver schanzungen besetzt hatten, als der Befehl zum Rückzug eintraf. Am 24. Juni befand ich mich in Kaitschou und war Zeuge eines glänzenden Gefechts der Ko saken des Generals Samsonow. Die Kosaken näherten sich unbemerkt den Pferden der japanischen Kavallerie, imhincn 30 Pferde weg und töteten die übrigen von zwei Schwadronen. Es scheint, daß sich Kuron nicht dazu entschließt, zum Flankenmarsch vorzurücken, da seine Armee in Heiujen bleibt. * Petersburg, 25. Jnni. Nach Meldungen aus Lian jang sind Gerüchte verbreitet, denen zufolge die japanischen Armeen sich vereinigt hätten. Die Javaner verstärken ihre Reihen auch durch koreanische Truppen und in der letzten Zeit sollen sie sogar auch Tschungusen gegen gute Besoldung heranziebcn. Für die Bedürfnisse der russischen Armee wurden von Odessa transportable Mühlen abgesandt. (B. L.-A.) * Schanghai, 23. Juni. (Agence Havas.) Der Transportdampser „Mandschu-Maru" mit den aus ländischen Militärattaches und Zei- t n n g s b e r i ch t e r st a t t c r n an Bord machte, von Tokio kommend, in Tschemnlpo Halt und befindet sich wahrscheinlich auf der Fahrt nach einem Hafen in der Nähe der Jalumündung. * Petersburg, 25. Juni. Die „Russische Telegraphen- Agentur" meldet aus Liau jang von heute: Hier treffen Truppen ohne Unterbrechung ein. Die Haltung ist vortrefflich. London, 25. Juni Der l'cksifuer Berichterstatter des „Daily Expreß" drahtet, die zur Unterstützung
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