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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192803016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-03
- Tag1928-03-01
- Monat1928-03
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1928
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um seinen Nacken geschlungen hatte und eben tm rechten Augenblick gekommen war, um seiner selbstmörderischen Hand den Revolver zu entreißen. Schluchzend hatte er ihr gestanden, dass er ehrlos würde, wenn er nicht bis morgen eine bedeutende Summe be zahlte, die er für Spekulationszwecke entliehen und ver loren hatte. Liese Summe überstieg die Hälfte ihres Vermögens, da» ihr sichergestellt war. Aber ohne zu schwanken, hatte ft« ihrem Gatten ihr Vermögen zur Verfügung gestellt. Er hatte ihr auf den Knien gedankt und geschworen, ein an dere» Leben beginnen zu wollen. Und sie war glücklich gewesen, denn damals liebte sie Ihre« Mann mit aller Stärke ihres leidenschaftlichen Herzens, und sie vertraute ihm und seiner Ehre. LaS war nun alles ganz, ganz anders gewordent Ihre Liebe hatte er betrogen, ihr Vertrauen miß braucht. Leshalb fragte sie nicht, deshalb suchte sie keine Aus sprache, denn sie fürchtete sich vor etwaigen Enthüllungen. Und schauernd gestand sie sich ein, daß sie setzt nicht wieder zu thin eile« würde, falls er nochmals die Pistole gegen sei» Haupt richtete. in selbst hatte «NeS Gute und Edle, alle» Selche und . Milde in ihrer Seele geknickt und vernichtet. Sie trat an da» Fenster, da» sie öffnete, um die kühle Nachtlust tn da» von erstickender Schwüle erfüllte Zimmer htneinströmen zu lassen. In tiefer Ruhe und Stille lag der Park da. Nur «in leise» Raunen und Rauschen ging durch da» Blätter meer der Bäum«, die tm Licht de» vollen Monde» silbern «schimmerten. In majestätischer Einsamkeit schwebte die leuchtende Sch«be de» Monde» an dem wolkenlosen Himmel, dessen Stern« vor dem strahlenden Glanz de» Monde» verblichen and sich nur hier und da mit einem schüchternen, zittern de» Lichtschimm« -letch einem «sterbende« KUmmcheu harvorwagten. Eine kühle Luft, die der einsame« Fra« wie MseShauch dünttch erfüllte die Nacht; kalt und leer erschien ihr der vom MoudeSglan» schimmernde Nachthimmel, kalt und mit leidslos, tellnahm»lo», grausam, wte da» Leben, da» ruhig wett« rollt«, wenn auch «in Mensch zerschmettert, ver- »tchW» am Bode« »«Schelte. PUltzsich sah sie eine« Schatten üb« den Hauptweg ßutche» und in «tu Gebüsch verichwtnden. Sie hatte nicht deutlich «kennen können, wa» es war, ob ei« Ti« od« ein Mensch, jedenfalls aber war e» ein lebendes Wesen, denn jetzt raschelte e» tn dem Laubwerk, und eine dunkle Gestalt hob sich von dem vom Mondlicht «hellten Ge büsch ab. Es war ein Mann, der sich vorsichtig umschaute, bann «tue Seil« zu de« erleuchtete« Fenstern de» Zimm«» ilpces Mannes emvorsab und sich leise näberichltch. Frau Stollen verbarg sich hint« d« dunklen Gardine ihres Fenster», stellte sich jedoch so, daß sie de» nähev- schleichenden Mann beobachten konnte. War es ein Lieb, ein Einbrech«? Sollte sie um Hilfe rufen — die Diener schäft wecken? Sollte sie ihre» Gatten, der noch immer oben tm Zimmer auf und ab ging, be nachrichtigen? Ein unbestimmter Gefühl hielt sie davon zurück. Sie fürchtete sich nicht vor dem Mann da draußen, selbst wen» e» ein Verbrecher war. Ihre Hand ergriff nur den ge ladenen Revolver, der stet» auf ihrem Nachttisch lag. Fest umklammeren ihre Finger den Kolben der Waffe: so bei obachtete sie den sich langsam und vorsichtig heranschleiche»»., de» Mann. Jetz blieb dies« ungefähr zehn Schritt vom Haufa entfernt stehen und sah zu den Fenstern ihre» Gatten hinaus. Tann bückte « sich, griff mit der Hand tn den Kiest des Wege» und schleuderte einige d« Üeinen Steinchens gegen die «leuchtete« Fenster. Sofort hörten die Schritte de» Auf- und Sbwanderndenl auf. Mn Fenster wurde geöffnet: Stolten schien sich, au» demselben zu beugen, den» deutlich Vang seine Stimmst durch die Stiller »Gehen Sie zur Veranda — Ich komm« sofort.- ! Lann wurde da» Fenster wird« geschlossen. Lev fremde Mann entfernte sich und verschwand tn dem Dunkel! der Veranda, die sich an der Parksette des Hause- befand und mtt dem Salon und dem Speisezimmer de» Erd geschosse» tn Verbindung stand. Ta» Herz der BuUherrin vopfte laut und heftig. Da hatte Ihr Gatt« mtt diesem heruntergekommen auSsehenoeN Mann zu tun? Hatte er heimliche Geschäfte mtt ihm? Hintz diese geheime Zusammenkunft mit dem fremden MSochen zusammen, da» auf seinen Beseh! in da» Schloß ausge nommen worden war? Ob« rührte die Verbindung mtt dem Strolch noch au» ftdwn» fritieren Leben her? Sira» Statte» wallte sich Gewißheit verschallen. Lhrr. j Furcht vor der unsichtbaren Gefahr, die ihr ganze» Level bedrohte, war in diesem Augenblick verschwunden, sie hat» den, Zorn über das Gebaren ihres Gatten Play gemacht Sie dachte daran, daß er ihre ganze Ehe hindurch Heimlich keilen vor ihr gehabt, daß « so manches getan, wa» dal Licht de» Tages scheue« mußte und was sie, wenn sie e» durch Zufall erfahr.--., ebenfalls der Welt verbarg, ua nicht ihren Namen und den ihr« Kinder mit Unehre z« behasten. Sie hatte da» alles getragen tn schweigendem Ststlz — nm ihrer Kmder willen. Aber jetzt, wo sich ihr Leben mied« licht« gestaltet hatte, wo sie wieder frei aufatmen konnte, da sollten keinst neuen heimlichen Taten ihres Gatten ihr und ihr« Kinder Leben verdüstern. Sie wollte wissen, was ihr Gatte vom hatte und was ihn mtt diesem wie ein Dieb tn der Nachts heränschletchenden Mann verband. Sie warf sich ein Tuch um da» Haupt und begab sich durch ihr Sotmzunmer tn den Salon. Ihr Mann war ihr ledoch zuvorgekommen. Sie sah ihn, mtt ein« Lampe tn der Hand, das Speisezimmer bm treten, die Lampe auf den Tisch stelle« und dann die Lül zu der Veranda auffchließen. T« fremde Mann trat ein. Jetzt «ft tonnte Frau Stollen ihn genau «kennen. Er war in einen armseligen Anzug gekleidet: unter de« von Sind und Wett« arg mitgenommenen Hut hinge« struppige graue Haare hervor, ein ebensolcher Bart um, rahmte da» rote, aufgedunsene Gesicht, da» den Man« al- «ine« Trink« erkennen ließ. «Ich bin da. He« Stolten, "sagte der Mann mtt rauhe» Stimme. -Still!" mahnte Stolten tn leisem To«. „Sprechen ist üverslassig. Haden Sie mir die Papiere mttgebrächt?" -Ja." Aleden Sie h«t- »Zuerst da» Geld," lachte der Fremde. Stötten legte em Päckchen Banknoten ans de« Tisch, hielt e» jedoch mtt der einen Han» fest, während « di« andere ausstreckte. tzHi« ist da» Geld — nun geben Sie mir die Papiere." L« fremde Man« holte eia kleine», t» fchmuhtge- Aeitpngspapter gehüllte» Päckchen au» der Brieftasche Fortsetzung folgt.
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