Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192803070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-03
- Tag1928-03-07
- Monat1928-03
- Jahr1928
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1928
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Riesaer D Tageblatt «nd Anzeiger (Slbetlatt eud TaMger). Unnnuf Ae. «. Da» Mesa« Lagebkatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Eirokaß«: Vvftfach Rr. LL Großmhat«. de» Amtegerichts und der AmtSanwaltschast beim Amtsgericht Mesa, de» Rate» der Stadl Riesig Riesa Sir. vr. de» Mnanaamt» Mela und de« Hmwtzwllmnt» Meißen behördlicherseits bestimmte Mail S7. MtMvch, 7. «Srz 1SS8, »SeadS. 81. Zehr«. -uech Voten. Für den Fall da» Ginteetae» »on VroduktionSoerteuernn-e», Erhöhung«, der Löhn« und Materialtenpreis« bebakte» wir un» da« Recht der Preilerhöbung und Nachfard«ru»t vor. Rneetae» ftir di, Rnwmer de« >n»aadetaar« stech di« tz Uhr vormittag» aufzugeben und im oorau« zu bezahlen; «ine Gewähr für da» Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird nicht übernommen «rnndoret» stir M» »ü »w breit», tz nno hoh« Vrundschrift-ZrÜ» (« Gilben) SS Gold-Pfennig«; di« S» mm breit« Reklamezrtl« lüü Sold-Pfennig«: zeitraubend«« und tabrllarifch« Satz SS'/, Luchchla,. Fest« Tarif«.. Gmntliat« Rabatt «lischt wenn d«r «trag verfSllt, durch King« «ingrzoarn werden muß oder der Auftraggeber in Konkur« gerät. Zahlung«, und Erfüllung«»»«: Riei« Achttägig« Uuterh-Ütung«beila^ -Erzähler an der Gld»". — Im Fall» höherer Gewalt — Krt«g »d«r sonstig« irgendwelche Störungen de« vetrtebe« d« Druckerei, der Lieferanten oder der Besörderunq«einrichtungeu - hat der B«zi«h«i «in«» Anspruch «rf Liefen«, »d« Reuhlieferung d« -»Au», »d« auf Aüchahlüng de« vezuglpreise«. Rotati»n«bruck und Verlag: Langer » winterlich, Riesa Geschäft«vetze- beoetbestrast» verantwortlich für Redakttvn: Heinrich Uhlemann, Mesa: für Auzet gen teil: Wilhelm Dittrich. Riesa. rim§ ßv—' >tzW» !! ! ! .»Mt,., >1«. SMl IW MMWWk I«e Ist «m Irr SMMml Iber LeWim Ii Ar MIM- mb M«NteMM«W. vdz. Berlin, 6. März, 14 Uhr. Die zweite Beratung des SMlIItt I» steichMMM wird fortgesetzt. Reichswirtschastsminister Tr. ((urtins äußert sich zu verschiedenen in der Debatte aufgeworfenen Einzelfragen. Er erklärt: Biele der vom Abg. Lcjcune- Jung erhobenen Beschwerden muß ich als berechtigt aner kennen. Verschiedene Maßnahmen der englischen Regie rung bedeuten eine Verschiebung der Basis, die wir gemein schaftlich mit England beim Vertragsabschluß gefunden ha ben. Wir »erde» bei der erste« mögliche» Gelegenheit de» deutsch-englische« Handelsvertrag kündige« a«d »ersuche«, bei de» neue« Berhaudlunge« die jetzt zutage getretenen Mißstände abzustellen. Zum Wortführer der Beschwerden, die sich gegen die Methoden beim deutsch-italienischen Ver trag richten, sind nur diejenigen berufen, die auch von sich aus solche Methoden als verwerflich betrachten. Ich kann mich darum nicht denen anschließen, die wie der Abg. Hugen- berg das Seil in einer Grenzsperre für landwirtschaftliche Artikel und in Einfuhrverboten fehcn. Diese Forderung steht im Widerspruch zu den in der Genfer Weltwirtschafts konferenz auch von der landwirtschaftlichen Truppe unter Zustimmung der deutschen Landwirtschastsvertreter fcttge- legten Grundsätzen (hört! hört!). Der Autorität deS Abg. - Hngenberg stelle ich die Autorität -es verstorbenen Abg. Helsferich gegenüber, der 1901 gesagt hat: »Ich sehe die größte Gefahr darin, baß wir als Industriestaat eine Agrar politik treiben, die den kleineren Teil des Volkes erhalten will mit Maßregeln, die den andere» größere» Teil zu grunde richten!" (Hört! hört!) Meine Jnduftriepolitik, meine Bemühnnge« «« Zoll» senknnge« habe« «ach meiner Ueberzengnng zugunsten der Lanbwirtschaft gewirkt. Den Grundsätzen, die Abg. Lejenne hier in seiner Rede aufstellte, sind ja zum Glück er selbst und seine deutschnattonalen Freunde in der Regierung nicht ge folgt. (Abg. Lejeune-Jung (Dnat): Ich habe 1926 genau so geredet wie jetzt!). Ja, aber die Deutschnationalen haben meine Politik mitgemacht. Die Ironie des Schicksals will es, daß gerade für den deutsch-englischen und den deutsch italienischen Handelsvertrag die deutschnattonalen Abgg. Lejeune-Jung und Dr. Reichert die Referenten waren (große Heiterkeit). An dem Zustandekommen des deutsch-franzö sischen Handelsvertrages hat Neichsernährungsminister Schiele den stärksten Anteil (Hört! hört!! und Heiterkeit». Wenn wir mit Polen zum Vertrag kommen, so basiert das aus der Grundlage, die der Minister Schiele und Strese- mann geschaffen haben (Hört! hört!) Ich bin überzeugt, daß die Deutschnattonalen sich bald auf diesen Boden wieder zurttckfinden werden, denn mit den Plänen des Abg. Dr. v. Sugenberg werden wir niemals deutsche Handelspolitik treiben könn. (Beifall.) Man darf andererseits den langsamen Fortgang -er deutsch-polnischen Verhandlungen nicht allein auf deutsche Hemmungen zurück führen. Die größten Schwierigkeiten gehen in der Rieüer- lafsuugs- und Balorisierungsfrage von Polen aus. SS ist bedauerlich, wie bi« Tschechoslowakei die bentsche» Gläubiger ans de« B»rkrieaSa«leihe« benachteiligt. Ich sehe keine Möglichkeit znr Fortsetzung -er beutsch-tschc- chische» Verhandluugen, »en» sich das nicht ändert. Mit dem Abg. Heinig halte auch ich eine größere Publizität -er Wirtschaft für notwendig. Ich kann ihm aber nicht in allen seinen Betrachtungen über die Lohnpolitik solgen. Ans die sem Gebiete können wir nicht» die ganz anders liegenden amerikanischen Verhältnisse zum Vergleich heraazieheu. WaS die -lagen deS Mittelstandes betrifft, so hat der ReichSernährungsmintster die Beteiligung von Vertretung des Handwerks uud Mittelstandes an den Beiräten für die Durchführung des landwirtschaftlichen Notprogramms zuge sagt. Die Entschließung, in der eine «outrolle der staatlichen Austragsvergebung verlangt wird, geht nicht wett genug, weil sie sich nur aus die Reichsbetriebe erstreckt, die nur 1v Prozent aller Aufträge vergeben. Richtig wär« es, wenn alle von Reich, Ländern und Gemeinden vergebenen Aufträge dem Reichwirtschaftsministerium mitgeteilt werden, das dann di« gewünschte Kontrolle üben könnte. Die Reichsregierung trägt nicht die Schuld daran, daß die Novelle zur Handwerks, ordnung von diesem Reichstag noch nicht verabschiedet wer den kann. DaS Handwerk ist nicht aufgcsaugt worden. SS hat sich gehalte« «nb a«s manche« Gebiete« Terrain ge, monne«. Mit dem neue» Neichskomwiffar für d«S Ha«bw«rk habe« die HanbwerkSvertreter bisher ihre Zufriedenheit geäußert. Die von manchen Seiten gefordevte Bereinig««, des WirtschastSnttuifteri»ms mit de« ArbeitSwixifteri«« ist ««-»rchsührbar, denn kein Minister könnte allein «in so un geheures Arbeitsgebiet bewältigen. Abg. Dr. Dessauer hat die Kooperation in der Wirtschaft gefordert. Das ist auch ein Ziel d«S ReichSwirtschastsmtnisterinmS. Wir fördern die Zusammenarbeit der Erzeuger mit Handel und Verbrau cher, und würben eS begrüßen, wenn wenigstens etwas mehr dem amerikanischen Grundsatz Rechnung getragen würde: Der Kunde hat immer Recht! (Beifall). Im Sinne des kooperativen Gedankens habe ich mich auch bemüht, Kohle «nb Sise« znsammeuznsühren. Ich be- daur«, daß die Zentralarbeitsgemeinschast nicht mehr besteht; ich hoffe, daß ihre Aufgabe vom RcichswirtschaftSrat über nommen werde» kann, -en« wir brauchen die Zusammen arbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zum Segen der ganzen Wirtschaft (Beifall). Abg. Hufema«« (Soz.) weist auf die große Produktions steigerung im Kohlenbergbau hin. Die Bergarbeiter hätte» an den dadurch erzielten Gewinnen wenig Anteil erhalten Bei den vom Minister geplanten Verhandlungen mit der Kohlen- und Eisenindustrie sollten auch Arbeitnehmer-Ver treter berangezogen werden. Von einer Notlage der Kohlen, industrie könne keine Rede sein. Die hohen Kohlenpreise seien angesichts der niedrigen Arbeitslöhne nicht gerechtfertigt. Abg. Ester (Ztr.) wendet sich gegen den Redner der Wirt- schastlichc« Vereinigung. Auch im neuen Reichstag würden die Vertreter deS Handwerks und Kleinhandels nur etwas erreichen können, wen» sie sich aus die großen politischen Parteien stützen. Ovvofitionsreden seien auch aus dem La ger der bisherigen Koalitionsparteien gekommen, obwohl die Wirtschaft seit langen Jahren durch politisch rechts stehende Minister betreut worden lei. Tic von der Wirt schaftlichen Bereinigung, aber auch von deutschnattonalen Rednern aufgestellte Behauptung, daß für den Mittelstand nichts geschehe, sei durch die Tatsachen widerlegt. Das Zentrum betrachtete die Erhaltung uud Förderung des selbständigen gewerblichen Mittelstandes als eine staats politische Notwendigkeit, aber es stelle keine rein agitato rischen unerfüllbaren Forderungen ans (Unruhe bei d. Wirt schaft!. Vgg ). Ter Redner fordert größere Fürsorge für den besonders schwer leidenden gewerblichen Mittelstand im be setzte» Rheinland. Ab«. Beythi« (DBp.) polemisiert gegen die Wirtschafts partei und verlangt Anwendung der ReichSverdiugungSvrd- nrrng auch durch Betriebe wie die „Prenßag." Tas Eindrin gen der össcntlichen -Sand in die Privatwirtschaft müsse aus- höreu. Tie Zentralbeschassnugsstelle für behördlich benötigte Waren müße aufgehoben werden. Tie Hauszinssteuermittcl sollten in stärkerem Maße der Privatbauwirtschast zugesübrt werden. Das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb sei reformbedürftig. Ter deutsche Einzelhandel müsse bei der Zusammensetzung des endgültigen ReichswirrschastsralS besser berücksichtigt werden. Abg. Bartfchat (Dem.) dankt dem Minister Tr. Cnrtiut für die Festigkeit, mit der er seine Ueberzcugung auch seinen deutschnattonalen Ministerkollegen gegenüber vertreten habe Wenn die ReichShandwerkSordnung noch nicht verabschiede« ist, so tresse die Schuld daran in erster Linie die Teutschnatio- ualen. Tie Wirtschaftspartci würde in Verlegenheit gera ten, wenn sie vielleicht nach den nächsten Wahlen einmal -en Wirtschaftsminister stellen sollte. Abg. Dr. Reichert (Dnat.) nimmt das Eisenkartell gegen -en Vorwurf des Abg. Ranch in Schutz, es habe mit seinen Preiserhöhungen die Wvhiiungsbaupolitik sabotiert. Der Redner wendet sich dann gegen das Kartellgericht. Dieses Sondergcricht müße verschwinden oder wenigstens eine Be rufungsinstanz erhalten. Ter Redner beschäftigt sich dann mit -er Polemik de« Ministers gegen die Tentschnationalen und meint, die An regungen der Abgg. Lejenne-Jnng und Sugenberg für dir weitere Handelsvertragspolitik könne man nicht einfach mit der Bemerkung abtun, daß sie den Genfer Wirrschaftskonfe- renzbeschlüsien widersprächen! Der sozialdemokratische Abgeordnete Heinig habe über die Steigerung der deutschen Aktienwerte ganz falsche Anga ben gemacht. (Abg. Heinig (Soz.): Denken Sie daran, was Minister Tr. Curtius im Ausschuß darüber gesagt hat!") Da sehen Sie eben, wie falsch es ist, auf solche Äenßerungen hereinzufallen! (Grobe Heiterkeit.) Der Redner weist dann den Angriff des Abg. Heinig gegen den deutschnationalen Abg. Klönne zurück. Nicht Abg. Klönne habe in seinem Ar tikel den Rcparationsagenten gegen den deutsche» Arbeits minister mobil gemacht, sondern der vom Abg. Heinig zitierte Sah befinde sich in dem Vorwort zu dem Sammel-Artikel. (Rufe bei den Dnat. gegen de» Abg. Heinig: «Fälscher! Schämen Sie sich!") Abg. Klori« (Komm.) führt aus, der Stahltrust und der Bergbau heimsten ungeheure Gewinne auf Kosten der Kon sumenten und der schlechtbezahlten Arbeiter ein. Das Ge- bingewescn im Bergbau führe zu einer unmenschlichen Aus beutung -er Arbeitskräfte. Abg. Fra« Dr. Lüders (Dem.) begründet eine Entschlie ßung ihrer Fraktion, die die Reichsregterung um Maßnah men ersucht für die Durchführung systematischer, einheitlicher Bearbeitung und Förderung der Aufgaben der Hauswirt schaft, insbesondere der hiermit zusammenhängenden wirt schaftlichen und technischen Fragen. Die Hauswirtschaft werbe oft unterschätzt in ihrer Bedeutung für die Gesamt wirtschaft und die Weltwirtschaft. Durch Rationalisierung -er Hauswirtschaft könnten dem BolkSvermögen Milliarden erspart werden. Die Beratung wird hierauf abgebrochen. Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs über Vchllnpe in dkl zmlidkll- M WkMM-AklilwMI. Die Borlage, die einen Teil des Notprvaramms der Regierung bildet, will eine Erhöhung -er EteigernngS- -«träge für die Invalide««, Kranke«» «nd Altersrente« für die Angestellten nnd Knappschaftliche PenstonSversicherung herbetführen. Dafür sind IM Millionen in -en Etat einge stellt. Schluß t« ter 1. Beilaa«. Wkl MMüWMkll. Die leidige Waffenschmuggelaffäre von St. Gotthard M, wem» man sie sich ganz unvoreingenommen betrachtet, em« Angelegenheit, die mit einem deutschen Interesse nicht das Geringste zu tun hat. Was allerdings nicht besage« soll, daß die Auswirkungen, die sie anzunehmen scheint, nicht auch Dinge berühren, die im allgemeinen Interesse einer Weltpolttik, also schließlich auch rm In teresse Deutschlands liegen. Tie Forderung Frankreichs «ach der Durchführung einer Investigation ist ein wi che- Moment, das alle angeht, nicht nur die unmittel bar am Streitfall Beteiligten. So muß auch der Stand punkt Deutschlands zu diesem aufgeworfene» Moment sich aus den richtigen Erkenntnissen moralischer und völ kerrechtlicher Gesichtspunkte ergeben, nicht au» Er wägungen einer einseitigen Parteiergreifung. Unsere un- bÄnnat vorhandenen Sympathien für die ungarische Na tion können und dürfen nicht unsere Stellungnahme zu der aufgeworfenen Streitfrage der Investigationen be einflussen. Wie auch unsere begreifliche Opposition gegen die Machtpolitik PoincarSs uns gleichfalls nicht dazu verleiten darf, einseitig Stellung gegen die französische Forderung einzunehmen. Die deutsche Haltung zur Jn- vestiaationssraae ist festgelegt, 1. durch die Bestimmungen deS Jnveftigatwnsrechtes, 2. durch die Notwendigkeit, im ureigenen Interesse Deutschlands diese- Recht nicht um deuten zu lassen. Bei der Beurteilung des ganzen Genfer Streites um die JnvesttgationSsrage darf man auch nicht vergessen, daß die deutsche Stellungnahme zu diesem Pro blem, im Augenblick wenigstens, nicht bestimmend für den AuSgang de» Meinungshaders sein kann. Um das Für und Wider der Durchführung eiuer Investigation in Ungarn gehen die Ansichten in Gent weit auseinander. Verschie dene Mächte betonen die Notwendigkeit u»«s Eingreifens deS Völkerbünde», andere Mächte wieder, darunter muh Großstaate», negieren sie entschieden. Die deutsche Dele gatton in Genf kann also allein die Lösung mck)t bringen. Sie ist ein Faktor in dem Streit, gleich stark oder auch gleich schwach wie die anderen Faktoren, vertreten durch dre anderen Mächte. Nichtsdestoweniger läßt sich erkennen, daß in Gens von den verschiedensten Seilen versucht wird, den deut schen Vertretern im Jnvestigationsstreit eine führende und bestimmende Rolle zuzuschieben. Sichtlich bemüht sich Ungarn, seinen ganzen Kamps aus Deutschlands Rücken ausrufechten. Sichtlich zieht sich Italien in den Hinter grund, in der merklichen Absicht, dadurch Deutschland aus seiner Reserve hervorzulocken. Andererseits übt Frankreich aus die deutsche Delegatton eine Pression aus, dahingehend, daß Deutschland sich für eine Investigation asssprechen müsse, wenn e» nicht erkennen lassen wolle, daß es da» Jnvestigattonsrecht im Völkerbund überhaupt zu „sabotieren" gedenke. Alle diese Strömungen, Situa tionsverschiebungen, Druckmittel haben nur den einen Zweck, Deutschland dte Hauptverantwortung für die kom mende Lösung der Frage in die Schuhe zu schieben, Deutschland zur richterlichen Hauptrnstanz zu machen, das Reich in dieser Frage sestzulegen. Der Zweck dieser Ma növer liegt klar aus der Hand. Es benötigt keine große Ueberlegung, um festzustellen, daß, wie auch die deutsche Stellungnahme in der krassen Fragestellung sich gestal ten wird, Deutschland auf alle Fälle die Kosten dieser Stellungnahme zu tragen hat. Frankreich erklärt: Di« Jnvestigattonsfrage muß im Sinne der französischen Wünsche in Genf aufgerollt werde», sonst könne aus einer vorzeitigen Rheinland-räumung nicht» werden. Was Frankreich aber nicht sagt, wa» sich aber klar und sinngemäß au» der französischen Dialektik ergibt, ist dies: spricht sich Deutschland in der JnvesttgationSsrage im Sinne Frankreichs am», und Frankreich gewinnt den Pro zeß, so wird die Frage vom speziellen Fall Ungarn aus den allgemeinen Fall, d. h. tatsächlich aus Deutschland abgewälzt. Die Daumenschraube ist raffiniert ausgeklügelt angefetzt. ES wird sich allerdings erst erweisen müssen, ob diese» mtttelalterliche Pression-mittel den von Frank reich gewünschten Erfolg haben wirk. Dem» schließlich und letzten Endes ist diese Daumen schraube französisches Fabrikat. Da» Geständnis, das er preßt werde» soll, soll nur oder wenigsten» in der Haupt sache Frankreich zunutze kommen. Und dies aus Kosten Ungarn», eine» aller-«»«» nicht starken Bölkerbundmit- gliedS. da- aber den Vorteil für sich buchen kann, in die sem spezielle« Streitfall einen großen und starken Mit schuldigen an der Seite »n haben: Italien. Diese Waffen affäre von St. Gotthard ist recht dunkel. Und es dürste keine falsche Angabe sein, wenn man sagt, daß die Regie- runa de» Herrn Mussolini von dieser Angelegenheit mehr weiL al» sie zu sage« beabsichtigt. Wa» schließlich be sagt? daß Italien nicht so ohne weiteres Ungarn jetzt im Stich lassen kann. Woraus man weiterhin folgern kann, daß auf Grund dreier Konstellation ein Kompromiß das einzige bewährt« Mittel ist, um di« Blamage irgendeiner der « Genf bestimmenden Siegermächte zu vertuschen. Und in Wirklichkeit handelt e» sich jetzt auch ,n Genf dann», die geeignete Formel für diese» Kompromiß zu finden. Mau wird versuche», durch irgendeine nicht»- sagende Aktion, sei e» durch eine rollpolitische Untersachung am St. Gotthard, sei e» durch eine Ueberprüfung der ungarischen Dokumente und Photographien, Frankreich den Schein eine» Stege» zu geben. Man wird auch das Möglichste tun, um den Rechtsstandpunkt Ungarns nicht allzu kratz zu verletzen. Einem solchen Kompromiß könnte auch Deutschland zustimmen, weil es die deutsche Reserve wahrt und schließlich das Jnvestigattonsrecht als solches wenig berührt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht