Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192803152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-03
- Tag1928-03-15
- Monat1928-03
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1928
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ckaat»d0rgrr. , Staat«bü sämtlichen in Frage kommenden Behörden -." Euan-. Jungmännerverrin. Mora«» (Freitag) abend* 7,80 Uhr findet di« Ausführung de» grobe» Jugendfilm« «Um Freibeit und Freude" »ar Saale de« Jugendheim«, Hohe Str. 9, statt. Den Bor» trag halt der Dresdener Euperintrndent Oberkirchenrat Neim « r. Jedermann sollte sich diese« gewaltige und ein» drucksvolle Flimmert ansehen l Karten zu 7» Pfg. air den Saaleingängen. Mädern» siehe im heutlgrn Auzeigenteil l) —* Entlassungsfeiern. Die Entlassung der abgehenden Schüler sind« in allen Riesaer Volksschulen und tu der Berus »schule am Montag, den IS. März, statt. Nähere» wolle man aus der im vorliegenden amtliche» Teile abgedruckten Einladung ersehen. —* Revision der Esse» und Feuerstätten. Der Rat der Stadt gibt im amtlichen Teile bekannt, dass in der Stadt Siiesa im Laufe der Monate Avril bis Jnni die diesjährig« Revision der Esten und Feuerstätten vvrge- nommen wirb. schast«interest«n g,führt. Ueber ibn dllrl« nur »m freier,« Gtaatlbürarr- «nd Fübrertum entscheiden. D« Grzt^ung »» Staatsbürgern muffe vorarnommen werde«. Jeder müsse doch Zett finden, in voltttscher Hiuftcht «tit.de« Nachbar sein« Meinung au«,»tauschen. Tara»« tonne, wenn auch nicht sofort, doch mit der Zett ttne Annäherung der, Gegensätze gefunden werde« Der Redner ging hm» Schluß auf da« Manifest von Mabraun «in und betont, die Notwendigteit »er »«schloff,nhett unsere« Volke« zur Mitarbeit an dem vom Junadeutschen Orden erstrebten Ziele. Der Vortrag wurde beifällig anfgmwmwen. Mn« Nu-iprach, erfolgte nicht. E» wurde aver darauf bin- gewiesen, daß Herr Dr.Kuermonu gern barett fei. in einem nachsolgeudeu geselligen veisammenf«Ar UnNarhette« zu beantworten. —* Lanbdunbvorsttzenber Pageuftecher s. Auf feinem »ute Steinbach bet Seinetg ist geller« abeud her Rittergutsbesitzer Pagenstecher im Alter vv» « Jahren «ine« Herzschlag erlegen. Der Verstorbene war seit länge ren Jahre» Vorsitzender be» Sächsischen LaudbuubeS und Mitglied der Sächsischen LandwirtschaftSkauuner. vo» 1920 gehört« er al» Mitglied der deutschwattonale« Fraktion dem Sächsische» Landtage au. Gau» besonder» al« Mitglied beL RechtSaurschuffe«, aber auch im Plenum de» Landtag», hat er die Interessen der Landwirtschaft entschieden nnb ztelbv» wuht vertrete». I« September v. I. legt« er krankheits halber sein Mandat nieder, «l» alter Soldat hat er de« Feldzug von Anfang bi» Ende mttgemacht, zuletzt al» Ma jor der Landwehr. Pagenstecher genoß wett über die Kreise keiner Berufsgenossen hinaus allgemeine Acht««- und Wert, schätz««-, well er bekannt war al» etn durchaus ritterlicher Manu, der seiner Berufsorganisation mit ganzer Hi«-e- bung «nermttdlich gedient hat. —* Die Demonstrationen de» Sächsischen LanbbundeS. Insgesamt daben an den Demonstra tionen, die am Montag in Sachse« stattfanden, etwa 73000 Mann tetlgenommen. Wie au» den Berichten her- vorgeht, ist der Eindruck auf die übrigen BolkSkreise ein sehr ernster gewesen. Besonder» wertvoll erscheint eS, dass dle Kreise dc« Handwerk» und de» Handel» sich in vielen Fällen solidarisch mit den Kundgebungen ge zeigt haben. Auster den Zwischenfällen in Meisten, Pirna und Freiberg sind besondere Vorkommnisse nicht zu ver zeichnen. Bel sämtlichen in Frage kommenden Behörden oa«a »um Rrle-gschanplat» bar. ba«. wie der Redner au«, führte, »nm Lachen reiz«. -Inter dem sich aber ba« Grau,« in erschütternder Traalk »ffendar». Während von ben Kämpfern an der Front Vv'er aebracht «neben. Laben e« Len»« im Inland« «erstanden, bi« Not de» Volte« für ihren Geldbenttl auinmuhen. Bei der national,» Einstellung in der heutigen Zeit bade man den Frontkämpfer mraeffen. Nach dem Frontgeist«, der ave -ul Leden und Lod mit» einander verband, fra-e «an nicht mehr, sondern nur nach Varteistellung und Farbrneinstrllnna. All« in den Front. kämo>rrvereiniaungrn Zuiammenaeschloffenen mvffen vereint arbeiten am Van de« Vaterland«« für da- Wohl d«g Volke«. Mn«, wahr« Demokratie. wi« wir si« ISIS wünschte», sei nicht gekommen. Die Jun-deutschen würden sie aber vrrdridtger, mit ieder Faser ihre« Herzen». Haupt» fach» sei, da« »u erreichen, «a« «an sich vorqenommen hab». Sehr bedauerlich sei e«. wenn jemand wegen seiner Weltanschauung verächtlich gemacht würde. Er iRedner) wolle keine Lanze für die varteten breche«, er müsse aber Aerechtlakeit walte« lasten, denn di« linken varteten daben ihr, Pflichte« Im Krieg« ebenso erfüllt wie di» rechte«. Offen und ehrlich spreH er über dag verbältni« »wischen rinsachem Soldaten und Offizier. da« in mancher Beztehnna »« wünschen übrig lieh. Von einer Beschmutzung de« Offizier stände«, dem er selbst «naebäre. könne kein« Red« sein. Man soll, den Menschen nicht nach dem Aeusteren. sondern nach dem Inneren beurteile«. Ihm sei «In grnnd- «hrlicber, treudeutsch denkender einkacher Man» viel lieber al» Menschen, die da glauben, ein« Roll« spielen »u wollen, in ihrem Handeln aber weit entfernt sind vom Gedanken für da« Wohl der Allgemeinheit. Wer »u den Jun-deutschen kommen wolle, müsse auch Pflichten übernehme» und sich »um Bruder-,danken in ihrem Sinn« bekennen. Wir müffeu mit dem Arbeiter »ukammenlebrn und nicht, wie immer be« hanptet wird, ihn erst »u gewinnen suchen. Frontaedanke und Frontgemeinschoft müssen erhalten bleibe», denn sie machten UN» alle -lrich. Ebenso dürfe kein Standesdünkel herrschen. Durch ihn sei dem Arbeiter der Klaffenkamvf aufaezwunaen worden. Da« grösste Unglück in Deutsch- land fei du Farbenbekümvsuna und da« Fehlen der Volk«, gemeinschaft. Di« Zerrissenheit «rachen sich Elemente »u nutz«, indem sie dabei im Trüben fischen. Di« Jun-deutschen wollen sich in dem Gedanken an da« Vaterland zusammen- finden, si, fragen nur, bist du «in guter Kamerad und bist du «in anftändtgrr Mensch, gleichgültig. ob auf schwarz- weih-rot oder schwarz-rot-gold eingestellt. Der Redner schilderte sodann den Kampf mit feinen grauenhafte« Szene» al« innere« Erlebnis und meint«, dass «» um des Geldbeutel« oder, wie «« früher war. um der Rettung der Fürsten willen uiemal« wieder »um Kriege kommen dürfe. Wenn wir aber «ine» Krieg um der Freiheit de» Volte» willen auf unsere Schultern nehmen muhten, dann würden auch di« Iungdeutichen nicht zurückftehen. da»u müsse da« Pflichtgefühl in die jungen Herzen diiuingelegt werden. Da« Bestreben sei, in Einigkeit »u arbeiten an der Wieder gesundung und Wtedererftarkung unsere» deutschen Vater- laude». Im »weiten Teile der Vortrag«» behandelt« der OerMch-s u«d TLchfifcheS. Nies«, den 12. Mär» 1828. Heiter Li« wolkig. Nachtfrost. TaaeStemoeratnren im Flachland« au» einig» «ännigcade. sm, Gebirge di« um Null ansteigend. Höchste Gebira«laaen »ulolg« Temper-tur- umkehr mit, der Höh», »eitweiie höbere Temperaturen gl« in tieferen Lagen. Vorwiegend schwache Winde au« Süboft. Di« Wochenende erbebltch» Abschwächung der Nachtfröste <»d allmählicher Ueberaana »n milderen Taae«iemveratur«n. —fLrden l«. Mär» 1928. Gonae»«uf- zang 8.12 Uhr. Sonnennntergang 18.0« Uhr. Monbauf- gang 8,»» Uhr. Monduntergang 11,10 Uhr. 1828: Der^Düdber Georg Scherer in Dennenloh« geb. i8ö8: ^er Maler Bernhard Bnttersack in Llebenzell . im Schwarrwald geb. i-est. 1S2»>. 1812: Eröffnung der Eisenbahn Windhuk - Keet- manahoop. 1884 r Ueberaab« FimneS an Italien. 182»: Der , Mediziner August von Waffennann in Berlin geft. (geb. 18««). —* Valt» e i d « richt. Am Freitag und Sonnabend, de« 8. und 10. Mär» 1828, hat ein angeblicher Miogga an« vreala« verschieden« hiesig, Einwohner ausgesucht und ihnen nach Kaulabschluh auf «in Grammophon «ine Ver- tretuna für solch« Apparat« angeboten und Anzahlungen auf^ di« Kaution «ntgeaengenommen. Er soll etwa 24 Jahre alt. 1.70 -roh, schlank und bartlo» gewesen fein; duustkl gescheitelt« Haare, spitze Nase, gepflegte Hände und längliche« Gesicht gehabt Haden, verleidet soll er -««ws«n !ei» mit dunkelbraunem, hellgestreiftem Jackettanzua, schwarzem auf Taille gearbeiteten Ueber»i«h«r. dunkel- bläulichem weichen Filzhut und hohen schwarze» Schnür schuhen. E« besteht der dringend« Verdacht, dah man «» mit einem Betrüger »u Inn hat. Personen, di, mit dem Mann zu Inn gehabt haben und Angaben darüber mach,« tönnrn. wo er in Riesa übernachtet hat. werden gebeten, sich beim Krtminolpotten »u melden. —« Da« Hindernt« an der Riesaer Alb drücke beseitigt. Nach wochenlang«! angestrengt» Tätigkeit ist e» nunmebr gelungen, den vor der Glbdrücke gesunkenen. mit Steinen beladen gewesenen Kahn de« Schiff-eigner» Schulz,-.Merschwitz zu bergen und da» Wrack abzuschlevpe», sodass die Schiffahrt nunmehr wieder un behindert passt»,n kann. —* Eoang. Jungmännerverrin. (Freitag) abend« 7,80 Uhr findet die «ross«» Jugendfilm« -Um Freibeit »« Saale de« Jugendheim», Hohe Str. 9, Mll-SkWWW dl M. am 11. März 1SS8 im Lichtspielhaus »Kapitol*. In besonders stolzer Dankbarkeit gedenkt das deutsche Volt in inesen Tagen des 400. Todestage» de» grossen Ger manen" Albrecht Dürer, geboren am 31. Mat 1471 tu Nürnberg, gestorben am 8. April 1528. kurz vor Vollendung seine» S7. Lebensjahres. Zum Gedächtnis dieses grossen deutschen Meisters veranstaltete auch die Stadt Riesa gestern abend eine ösfentlicheDürer-Gedächtnis- feier. Di« erhebende Feier eröffnete der Oberrealschnl- chor unter Leitung des Herrn Studienrat Iwan Schöuebaum mit dem stimmungsvollen Gesänge mit Musikbegleitung „Wach aus!" — Ehor a. d. „Meistersingern" — von Richard Wagner, wodurch die Feier einen würdigen Auftakt erfuhr. Alsdann sprach Herr Lehrer M. Richter-Riesa über „Dürer und wir". Er hiess einleitend im Namen und Auftrage des Rate» der Stadt Riesa die Erschienenen zu dieser Feierstunde herzlich willkommen und wies daraus hin» bass der Abend -cm Gedächtnis unseres grosse» deutschen .Künstlers Albrecht Dürer gelten soll. Wenn rin Mensch, so führte Redner weiter ans, nach >8« Jahren tm Gedächtnis seiner Nachfahren noch lebendig ist. b. h. -« unserer Zeit, noch in unserem Leben wirkend — richtunggebend — steht, so muss «hm eine ganz besondere Be deutung zukommen. Und daS ist bei Albrecht Dürer der Fall. — Wer in den letzten 2—S Jahren grössere Kunst ausstellungen gesehen hat, etwa di« Gemäldeausstellung in -er Jäkre»schau Dresden 1928 (Gartenbauausstellung). bi« -rossen Ausstellungen des Sächsischen Kunstvereins in Dred. de« oder die erst im vorigen Monat in Leipzig gezelgte Schau uwderuer italienischer Kunst (Novecento italiano), de« wird klar geworden sein, dass in der Maleret der Gegenwart überall ein Ringen zweier gegensätzlicher Kunst richtungen herrscht. Es liegen im Kampf nm Anerkennung uub Daseinsberechtigung eine Verstandes-Kunst, die —- losgelöst von aller Anschauung — durch stuubildliche Zeichen und Farben. Kreise, Dreiecke, Quadrate oder Linien wirken will, die geflissentlich in ihren Darstellungen aller Aehnlichkett mit den Erscheinungen der sichtbaren Welt au» de« Weg« geht, sich nur tu Glementarfymbolen fassen will — und eine Kunst der reinen Sachlichkeit, die dir Natur in ihren sinnfälligen Erscheinungen studiert, ihren mannigfach abgetönten SttmmungSgehait zu erfassen ver sucht, die Len eigentlichen Ausdruck der Dinge klar heraus- arbcttet und zum Beschauer sprechen lässt. Der Ausgang diese» Ringen» ist nicht zweifelhaft. Der „Expressio nismus" (in allen seinen Abarten) wie man birse Kunst der symbolischen Zeichensprache in der Maleret nennt, er scheint überwunden, die Kunst, die zur Natur als ihrer grosse« Lehrmeisterin znrttckwill - man hat sie mit einem Schlagwort die Kunst der neuen Sachlichkeit ge nannt — wird Siegerin fein. — WaS bat daS aber alle» mit Dürer zu tun. wird man fragen. Ter erste Meister solcher Smhlichkeit, diese» exakten Kunstschaffens nach der Natur, war tn Deutschland Albrecht Dürer. Er war der erst« grosse Maler der Landschaft, deS freiflutenden Lichte» — um e» paradox auSzabrücken: der erst« „moderne" Zeichner und Maier, überhaupt „der Lehrer deutscher Kunst", wie ihn Mar Liebermann genaunt hat. Der Svjähriae Liebermann, der Präsident der Berliner Akademie der Künste, hat an lässlich der Eröffnung der TürergedächtniS-AuSstellnna der preussische« Staatpsammlungen am vorigen Sonnabend die Künstler der Gegenwart eindringlich ans dies«« Lehrmeister, der ftder die Jahrhundert« z« uns reich«, htngewiesen «nd dÄent, dass «r alle« stets gegenwärttge» Vorbild sein müsse. -W» 2ARE Dürer fest,« Lehrzeit del Michel »eölaemut dem mittelalterlichen Gedanke« sich eine neue Geistes richtung entwickelt, die religiös« Bildung wird Allgemein gut, da» Volk beschäftigt sich Innerlich mit ihr, und mit ihr eng verbunden ist die Kunst, st« wirb volkstümlich. Deshalb spielt nun nicht mehr die Malerei die Hauptrolle, sondern Zeichnung, Holzschnitt, Kupferstich. Die Deutsche» sirrd hier deu Italiener« wett voraus, und es ist vielleicht überhaupt deutsche Eigenart, die sich so in die Zeichnung vertieft. Sie ist gewissermassen «ine abstrakt« Kunst, die nicht nur Ge schautes bildmässig darstellt, sondern innere» Erleben um setzt tn eine Scheinform, welche wieder vom Beschauer di« Umsetzung des Abstrakten und innerliches Verarbeiten er fordert. Es hat dabei eines ganzen Jahrhunderts bedurft, um die zeichnerischen Möglichkeiten auszuschüpsen. st« ge wissermaßen zu „erfinden". Sehen wir uns z. B. Schongauer» Schöpfungen an. so können wir ihn als LaS Ende einer Zeit ausfaffen, die sich zwar mit der Zeichnung befasst, aber ihr nicht daS innere Lebe« zu -eben vermag. Dürer nun hat nach der neuen Zeit hin übergeleitet. Er hat Klarheit der Form mit seeli schem Ausdruck verbunden. Er ist der Ausdruck seiner Zett. Aber er hat auch jeder nachfolgenden Generation etwas ge geben, wenn auch jede etwas anderes gerade ihr Zusagende» von ihm nahm. Für uns ist er der Vorläufer einer Rück kehr zur Natur. Goethe ». B. sah Dürer ganz anders als wir, sogar in seinem Alter ander» al» in seiner Jugend. Wir lieben am meisten da» leidenschaftlich Ursprüngliche, die innige naive Naturbetrachtung an Dürer. Goethe sah in ihm mehr einen Volkskünstler in der Art de» Haus Sachs, nicht so sehr tn die Zeitentwicklung gestellt. Und doch können wir gerade in beide« Meistern ein« Parallelität der Ent wicklung feststellen: beide standen inmitten einer geistig— politisch-sozialen Umwälzung. Dürer lernt al» GoldschmteLSsohn zunächst seweS Vater» Handwerk, widmet sich aber bald ganz der Malerei. Auf der mehrjährt-en Wanderschaft füllt er sein Skizzenbuch mit Zeichnungen sowohl wie mit exakt auSgeführte» Aqua rellen. Auch nach seiner Verheiratung zieht e» ihn wieder nach Italien, er kommt mit der neuen italienische« Kunst tn «erühruna, aber, nach Deutschland zurückgekehrt. tritt er 1498 an die Oeffentltchkett mit einem Werk, da» unendlich weit von der italienischen Kunst entfernt ist, der Apokalypse. Hier beginnt nun feine eigentliche Entwicklung al» Zeichner, die th« in sein eigenster g«tstigeS und persönliche» Element siihrt, in die Gestaltung auS dem Innern herauf tu die Klarheit der Form. Anschliessend zeigt« Redner eine Reihe guter Lichtbilder, di« die künstlerische Entwicklung Dürer» von feine« Jugendwerken bi» zu seine« letzten Schöpfungen vor Auge« führten, er gab dabet noch wertvolle Erläuterungen z» Dürer» Wesensart und Charakter nnb veranschaulicht, die Entwicklung vo« Dürer» zeichnerischer Technik!, die tu seinen späteren Werken sich immer mehr zu einem Gestalten tiefster Wirkungen mit de« einfachsten Mitteln durchrtn-t. Fromm« Innigkeit, ergreifende Kraft de» Sedauöor», scharf« Charakteristik, unvergletchliche Erfindungsgabe und erhaben grossartig«, seine Zeitgenossen hochüberragenbe Auffassung sind Dürer» Werken eigen. Der volle Reicht«« seiner unvergleichlichen Begabung tritt un» tu Dürer» Zeichnungen entgegen. Nicht» Unreine», nicht» Unwürdige» kommt in seinen Werke« vor. Wie Dürer» Küastlerrnhm schon »et seinen Lebzeiten unbestritten »ar. s» muss man tn dem Nürnberger Meister auch heute «och de« «»Ne« deut schen Künstler de» Zeichenstiste» erkenuen. Die vorgrführ- ten vtlder wäre« wunderbar« Erzeugnisse au» de« reiche« ArbettKqebiete de» unvergesslichen Ma«««», dessen ehrendem Gedenke« der gestrig« Abend gewidmet war. Mit dem kraftvolle« Chor-esmr- „Die Ur« Gatte» au» der Natur" von Beethoven erreichte di» Feierst»«-« gegen io Uhr ihr End«. i« Nürnberg beeubet hat, schickt ihn der Vater auf die Wan derschaft. ISjährtg zieht er au» «nd steht sich 4 Jahre Lan in brr Welt um. Unterwegs stillt er sein Skizzenbuch mit Naturstudien und LamöschaftSskizzen. Das idyllische Wald innere, die romantisch« Alpenlanüschaft. den grossen Fern blick, die Burg auf starrem Fels, solche Motive greift er um der malerische» 3-eize willen aus. Dabet sind es nicht nur flüchtig« Skizzen, sondern sorgsamst auS-eführte Aquarell« tWasserfarbenbilder), dir ein innige» Sich- versenkcn in de» StimmungScharakter der abgelegenen Waldwtnkel ofscubaren. Wir dürfen T-Ürer» Bedeutung al» Landschaftsmaler für die Gntrvicklung bi» zu unserer Zeit nicht zu geriua eiuschätzen. Die weite Verbreitung seiner Blätter, insonderheit seiner graphischen Arbeiten, sicherte ihm tiefgehenden Einfluss auf die Italiener und die Niederländer, und gewiss stammt die Begeisterung kür die romantisllw Alpenlandschaft, die bis weit zu unseren Jahren reicht, von keinem anderen als von Dürer. Eine liebevolle Versenkung selbst in die einfachsten Erscheinnngen der Natur ist Dürer zu eigen, seine Studienblätter zeigen «ine so äusserst« Naturtreue, dass mau sie heute — nach 400 Jah ren, unseren Bvlksschülern als Vorbilder in die Hand geben kann. Wir stehen mit alC unserer bildenden Kunst auf dem festen Fundament von Dürers gewaltigem Werk, sein Name war durch die Jahrhundert« «nd ist »och jetzt Schlachtruf und Wetheklang, sein« Meisterschaft ist Grund und Ziel aller im Reiche der Kunst ehrlich um Gestaltung ringender Geister. Mit dem Namen Dürer auf dem Wap- penschtlde hat Ferbiuaud AvenartuS, der unvergessene Vor kämpfer und Hüter deutscher Geisteskultur, im Jahre 1981 «inen Bund gegründet, der alle» das pflegen will. ,^vas eine gesunde, bodenwüchsige Kultur hervorbrtugt", der alles das hegt, was das Volk zu gemeinsaurer Arbeit am Schönen und Guten zusammenführt. Bom Dürerbund sind Ströme unvergänglicher Werte ins Volk gefloffeu. Dürer war seinen Zettgenosse«, — ist «nS Führer und Wegbereiter in der Erkenntnis Land. AlS Dürer unserem Volk« in Nürnberg ersteht, leuchtet herauf Morgenröte einer neuen Zelt. Ihr Acht strahlt bis tn unsere Welt. Möge eS leuchten biS i« ferne Ewigkeit. Anschliessend sang der Oberrealschulchvr „Nur i» de» Herzen» heilig ernster Stille" von Flemming. ES folgte nunmehr der Vortrag „Dürer al» Künstler und Denker" de» Herrn Dr. Leportni. irustos der Staat!. Graphische« Sammlung Albertina, Wien: Der Herr Vortragende vertiefte sich liebevoll tn Wesen nnb Eigenart Dürers und versuchte, dessen Eigenart den Hörern naheznbttngen. Einführend schildert« er, wie gerade Wien sich eines grossen Reichtums Dürerscher Schöpfungen rühmen könne, die, uw» die graphischen Darstellungen be- trisft, in der Sammlung Albertina zusammenaefasst sind. Diesen Reichtum verdank« Wien hauptsächlich Kaiser Rudolf II., der mit ausserordentlicher Zähigkeit und Auf wendung grösster Mittel sich in ben Besitz der Kunstwerke zu sehe« verstand. In seinen wetteren AuSfüsirnngen versuchte Redner Dürers Persönlichkeit unter dem Gesichtspunkt der geschicht lichen Entwickln»- zu betrochten: Der Geist b«S Mittelalters war auf daS Jenseits ge richtet, streng religiös eingestellt, man kann von einer voll- kommen einhettliche« Kultur des Mittelalters sprechen, wo sich noch keine Differenzierung in bezug ans Wesensart ber VSlker, Weltanschauung «sw. bemerkbar macht. Der Geist ber Religiosität herrscht restlos. Diese» kunstvoll« Gebäude umsaffeober mittelalterlicher Kultur aber stnq an, zu zer falle«, ein« Differenzierung setzt« ein. In Italien finde« wir ein« Periode wissenschaftlich-geistig gerichteter, aristo kratischer Kunst. Anders geht dle Entwicklung tm Norden, nw bi« Niederlande besonber» hervortreien t« der Darstel lung de» Zufälligen. Für Deutschland ist »eachtlich. -aff an»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder