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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041126018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904112601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904112601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-26
- Monat1904-11
- Jahr1904
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vezugS-VrriS di da tzauptexpeditiou oda dar« Ausgabe» prllm abgrhslt: oirrt»ljührllch 3.—, brt jwetmaltg« täglich« Znstelling t»< Hau» ^l 8.7b. Lurch dte Post bezogen für Leutsch- land «. Oesterreich vtertelsLhrltch ^l 4.50, für dir übrige« Llluder laut geUun-ßpreUltst«. Lief« Nummer teste« auf allen vahnhüsi» und 111 I bet d«u Zeitungt-Brriäufrru " ^1* Redaktion ««» Eviedtttoa: 1LS yernfprech« 223 Johannisgasi« 8. Haupt-Atltale Dre«de«l Martensrratz« 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Hanpt'Ftltal« Verlt«: LarlDunSer, Herzal-BayrHosbuchbandlgv Lützowstraße 10 (Fernsprecher Nmt VI Nr. 460SX Morgen - Ausgabe. MpMer TaMalt Anzeiger. Ämtsölatt des LSnigklche« Laub- und des Höniglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd des Rolizeiamtcs Ser Ltadt Leipzig. An-etgen-Vret- die 6 gespaltene Petitzeile LS Reklame« «t« dem Redattioa«strich (4a«fi>alt«n) 7V »4« »ach d« Famtlieunach» richte» <Sg«spalt«n) 50 — Ladeüarischa und Atsferusatz waden «ntlprrchend hdh«r be- rechnet. — Gebühr«» für Nachweisungen aud Offertenannahme 85 Aanahmefchlutz für Anzeige«: Nbod-Antgab«: vormittag« 10 Uhr. Margeu-Au-gabe: nachmittag« 4 Uhr. A«z«tg«n sind stet« an die rzpedittoo zu richt««. -rtr«-Vetlagea (««r mst da Marge«. Lu«gab«) «ach besonder« Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag vo« E. Polj in Leipzig (Inh. vr. B„ R. L W. Llinkhardts, Nr. 8»2. Sonnobenb den 26. November 1904. 88. Jahrgang. Var WHligrte vom Lagt. * Eine Frakti onSberatung der Konservative« stellte fest, daß die weitau« größteMehrheit der Fraktion die Kanalvorlage ablehnen wird. (S. Dtsch. Reich.) * Da» preußische Abgeordnetenhaus wird am DienStaa die Libernia-Borlag«, am Donnerstag di« Interpellation über den Berliner Schulstreit verhandeln. * Auf dem englischen Schiff „Blagdon" im Ham burger Hafen wurden prstverdächtige tote Ratten gefunden. * Der preußische Militäretat sieht an ordentlichen und außerordentlichen Ausgaben 552 576 717 vor. * Die Verhandlung wegen des von den Russen be schlagnahmten und zu Unrecht versenkten deutschen Dampfers „Tbea" sinder am 3. Dezember in Petersburg statt. (S. ruff.-jap. Krieg.) * Nach Meldungen au» Odessa hat die russische Re ¬ gierung beschlossen, eine allgemeine Mobilmachung m sämtlichen europäischen Provinzen auszuführen. (S. ruff.- jap. Krieg.) " In W a r s H a u ist diePolizei in eine geheime politische Versammlung eingedrungen und hat 37 Personen verhaftet. (S. Ausland.) * Der französische Justizminister Balls hat den an den Denunziationen gegen dieOfsiziere wesentlich beteiligten Friedensrichter Bernardin abgesetzt. (S. Ausland.) vemm-verteneiÄ am Zcbeiäewege. VonunseremWiener k'.K orrespondenten. Wie«, 24. November. Der Zweck dieser Zeilen ist nicht der Bericht über Geschehnisse oder aufklärende Betrachtung eines mar kanten Ereignisses; denn es ist nichts geschehen und es hat sich nichts ereignet. Aber als eine Art Unterlage sollen die folgenden Darlegungen dienen, wenn der Draht morgen oder übermorgen von einer Verschiebung der parlamentarischen Kulissen berichten sollte, was mehr als möglich, was wahrscheinlich ist. In dem bescheidenen Gewände eines Weichenwächters möchte ich einige Signalscheiben aufstellen, damit, wenn der Zug rasch daherfährt, die da den Gang der inneröster reichischen Politik beobachten, erkennen, wohin er rasselt. Es herrscht nämlich starke Mißstimmung in den deutschen Parteien. Sie fühlen sich zurückgesetzt, weil der Chef des Beamtenministeriums, Dr. v. Ko er ber im Laufe des heurigen Sommers einige Berfü- gungen getroffen hat — die slawischen Parallelklassen in Tetschen und Tropvau, den kroatischen Beamten-Erlaß, die Errichtung der italienischen Rechtsfakultät in Inns bruck — ohne, was seit dem Januar 1900, seit dem Amtsantritt des gegenwärtigen Kabinetts stets mit Pein- licher Sorgfalt beobachtet worden war, die deutschen Führer vorzeitig oder rechtzeitig, wie man eben will, zu benachrichtigen. So trat denn der deutsche Diereraus- schuß an Dr. v. Koerber um Aufklärung heran ; er mußte sich umsomehr dieser Pflicht unterziehen, als die bekannte Rekonstruktion des Kabinetts, vor allein die Ernennung eines tschechischen Landsmannministers die Vermutung weckte, das Ministerium verlege seinen Stützpunkt nach — rechts. In diesen Konferenzen der Abgeordneten Dr. Baerwrerther, Dr. Groß, Dr. v. Derschatta und Dr. Lueger mit dem Ministerpräsidenten wurden zwei Haupt wünsche formuliert: Erstens eine Art Versprechen oder Bürgschaft, daß das Ministerium künftig seine Freunde auf der Linken nicht vernachlässigen möge und zweitens die bündige Zusage, daß die italienische Rechtsfakultät in Innsbruck geschlossen werde. Nun hat in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses der Unterrichtsminister Dr. R. v. Ha rt el die letztere Forderung nicht erfüllt — und die Mißstimmung auf der Linken wuchs. Dor allem in den Kreisen der deutschen Volkspartei. Immer lauter werden die Rufe: Opposition gegen das Ministerium! Der Viererausschuß hat bisher nicht Gelegenheit genom- inen, bei Dr. v. Koerber vorzusprechen, es heißt sogar, er werde eine neuerliche, eventuelle Einladung nicht acceptieren. So ist es denn möglich — und darauf sei aufmerksam gemacht, ehe der Draht zu sprechen beginnt — daß der deutsche Viererausschuß eine Kundgebung er läßt, seine Bemühungen seien fruchtlos gewesen, und daß die deutschen Parteien, die mit der deutschen Volkspartei ralliiert sind, gleichfalls kühl bis ans Herz hinan dem Ministerium begegnen werden. Und all das haben in letzter Linie die Schreckenstage von Innsbruck verursacht! Es ist gar kein Geheimnis, daß diese Wandlung den Füh- rern der deutschen Parteien nicht erwünscht ist. Sie wall- ten ein Arbeitsprogramm festsetzen, mit Hülfe der Polen und deS Zentrums die Tschechen zum Aufgcben der Ob struktion bewegen und erklären nun, daß an der Renitenz de» Kabinett» ihre Bemühungen scheitern. Und anderer» seit» sind nunmehr die konservativen Großgrundbesitzer am Werke, zu vermitteln. Bei derartigen politischen Maklerdiensten ist die Persönlichkeit des Unterhändlers nun bekanntlich von ganz besonderer Bedeutung. Die Deutschen als Friedensstifter d In banne beure — die konservativen, die feudalen Großgrundbesitzer — ja, Bauer, das ist was anderes! Sich zur Opposition be kennen, heißt abseits stehen und eben jetzt wollten die Deutschen ihr Anrecht auf den gedeckten Tisch politischer Macht erheben. Das sind unerquickliche Verhältnisse und man begreift die Mißstimmung in deutschen Kreisen, die Verstimmung gegen die Regierung und die Unzu friedenheit mit dem Verlaufe der parlamentarischen Be wegung. Die Regierung allerdings ist gerade betreffs Innsbrucks, betreffs der Lösung dieser Frage nicht in angenehm-freier Position: es muß nicht erst plump herausgesagt werden, daß Rücksichten der internationalen Politik in diese Angelegenheit hineinspielen. Also oppositionelle Stimmung und Stellung der deutschen Volkspartei und kühle Haltung der deutschen alliierten Parteien überhaupt in Sicht! Das ist die Situation vcn heute und Wohl auch der nächsten Zeit, wenn nicht doch irgend eine fänftigende Bemühung sich geltend machen sollte. Die praktischen Folgeerscheinungen aber dieser neuen Stellung der 'deutschen Parteien sind weder heute, noch morgen, noch in der nächsten Zeit zu gewärtigen. Diese parlamentarischen Geschehnisse er innern an das Schauspiel auf einem Rangierbahnhof: die Waggons werden von einem Geleise auf das andere geschoben und fahren hierbei über den Rayon des Bahn- Hofs selbst hinaus; ein neuer parlamentarischer oder politischer Zug wird aber derzeit noch nicht zusammen gestellt. Loncloner Vries. (Von uns-erem -».-Korrespondenten.) London, 24. Novenrber. Die Annäherung des Tages, an dem Südafrika repräsentative Einrichtungen bekommen soll, macht sich geltend; das Parteileben nimmt schärfere Formen an. In Johannesburg stehen sich die nationale Partei und die progressive Partei gegenüber, die den größeren Ein fluß besitzt. Sie fordert eine feste und gerechte Politik gegenüber Eingeborenen und Asiaten, Verhinderung des Eingreifens englischer Parteien in die Angelegen heiten von Trawsvaal und Erhebung dieses Landes zu einer Heimat des „weißen Mannes". Das Schema des Lords Miln er sieht eine Regierungsform mit, wenn auch nicht auf Grund, einer repräsentativen Versamm- lung vor. Die gesetzgebende Körperschaft soll, nach der Darstellung, die der „Standard" gibt, zu einem Drittel nominierte, zu zwei Dritteln gewählte Mitglieder enthalten. Es wäre ein Mittelding zwischen dem „Council" einer Kronkolonie und der unabhängigen Legislatur des Domimums Kanada oder deS australi- scheu Staatenbundes. Die Progressisten wollen diesen Grad der Selbstregieruug annehmen, als eine Vor stufe bis zur vollen Kontrolle ihrer Geschäfte; sie haben die Geduld, eine günstigere Zeit abzuwarten. Die Nationalisten setzen diesem gemäßigten Programm eine kräftigere und, wie sie hoffen, volkstümlichere Politik ent- gegen. Sie wollen sich an dem in Milners Schema ihnen zugestaudenen Vertretungsdctrag genügen lassen, jedoch unter der Bedingung, daß die Dauer der Be schränkung befristet wird. Es steht also, wie der „Standard" urteilt, nicht weniger als die Bewahruig oder Zerstörung der englischen Suprematie auf den« Spiele; denn eine vollverantwortliche Regierung würde die Kontrolle selbstverständlich der zahlenmäßigen Majo rität der weißen Bevölkerung, also den Buren, über- tragen. Für sie würde die nationale Partei wirken, wenn ihre Anstrengung, die Emanzipation Transvaals zu beschleunigen, vcn Erfolg gekrönt würde. Demgemäß scheint der Londoner Tagespresse, für die der „Standard" heute bevorzugter Sprecher sein soll, nicht zweifelhaft, wohin die Wage des „gesunden Menschenverstandes", des „sopck «enss", sich neigt. Die Progressisten haben sich gegen die englische Partei vormundschaft erklärt; was sie dazu bewog, ist, wie jetzt nachgerechnet wird, die Cbinesenfrage. Die Ein wanderung von Seiner Majestät indischen Untertanen hat durch ihre neuerliche große Vermehrung die Anti pathie aller Kolonisten, ob englischen oder hclländischen Ursprungs, hervcrgerufen. Die äußerst niedrige Lebenshaltung dieser Mitbürger läßt den Wettbewerb mit ihnen als ganz aussichtslos erkennen, und nur unter der Voraussetzung, daß die chinesischen Arbeiter auf den Zweck, zu dem sie eingeführt wurden, beschränkt bleiben, haben die Kolonisten nachgegeben. Der „Standard" erinnert an Chamberlains heftigen Protest, als Krüger bei der Aussperrung der britischen Indier beharrte; so hat auch Mr. Lyttolton sich geweigert, in die Ausschließung der eingeborenen Untertanen vom Hindustan zu willigen. Jetzt aber sehen auch die Eng- länder, daß der Fall des Burghersystems die Tür einer friedlichen Invasion von weit größerem Umfang geöffnet hat, und daß eine „mväikiontiou" des Standpunkts notwendig ist, den die ReichSregierung unter der Re- publik behauptete, als die Zahl der indischen Ansiedler noch karg war. Auf das Wohlwcllen und die Einsicht dieser Instanz sollen nach den Tröstungen de? Artikels die englischen Kolonisten sich verlassen; benehmen sic sich gegen d>e englischen Minister und Parteien loval, so werden sie belohnt werden, und schließlich liegt, so heißt es, das entscheidende Votum bei ihnen. Um Nationale und Progressisten einzuschüchtern, wird auf dte Feind- sölrgkeit der Buren hingewresen: besciÄerS der General Botha muh als Popanz dienen, weil er eme ziemlich barsche Erklärung gegeben hat. Eigentlich aber sind alle diese theoretischen Kompromisse der Londoner Zeitungsredccktionen sehr überflüssig. Die Vereitelung oder unvollständige Förderung der Pläne wird nur durch dte Grubenbesitzer, denen Lord Milner feine Gönnerschaft nicht entzogen hat, und durch den Goldaktienmarkt reguliert werden. Noch vor ein paar Tagen hat der Lord Harris, Präsident der Consolidated Goldfielbs, in der Versammlung der Aktionäre erklärt, je mehr Chinesen man in die Gruben bringe, desto mehr Schwarze und auch Weiße hätten auf Beschäftigung Aussicht. Daß sich bei der Faulheit der Koffern und bei den Ansprüchen der Europäer die „ooollss" oben halten werden, sehen die Herren natür lich voraus. Etwa 15 000 Chinesen sind bereits an- gekommen; die Entwickelung, wogegen das neusee ländische Parlament Widerspruch erhoben hat, ist wohl unaufhaltsam. Und Lcrd Milner wird auch nicht so bald ersetzt werden; die Amtsanwaltschaft des LordS Balfour ofBurleigh, der ehemals schottischer Staatssekretär war und Freihändler wie Devonshire ist, könnte nur eine Kombination sein. ver riittircb-japanftÄe «flieg. Ver Verlust -er russischen Geschütze in der Schlacht am Schahs. Der „Russki Invalid" veröffentlicht folgenden Brief eines russischen' Offiziers über eine charakteristische Episode in den Schlachten am Schaho, in denen die Russen die bekannten Verluste an Geschützen erlitten: „Was war das für eine quälende, auf regende Nacht aus den 14. Oktober! Die Ge schütze der zweiten Division der neunten Artillerie» brigade des Obersten Smolenski schwiegen. Die Mannschaften derselben schlummerten in den Ver- fchanzungeni Unbeloeglich saß der Kvmmandeur -er Division da und blickte scharf in die Ferne. Er war ein tüchtiger Artillerist, welcher sich bei Liaujang vor trefflich bewährt hatte. Jetzt saß er auf der Brust wehr und wartete im Halbschlummer auf den Augen blick, wo die Soldaten mit dem Theekochen beginnen würden. Er dachte an etwas; ob er seinen Tod und den Untergang seiner ganzen Division vorausahnte? Um ihn standen alle Offiziere seiner Batterie, um nach einer kurzen Besprechung an ihre Plätze zu eilen. Gegen 3s4 Uhr morgens wunde Oberst Smolenski geweckt, denn Kundschafter meldeten, baß grcße Mengen von Japanern nach dem Dorfe Chutuai marschierten. Er erteilte die nötigen Befehle, um von den nächststehenden Batterien die Zugänge zu diesem Dorfe zu beschießen, und blickte dann ruhig in den dichten Morgennebel hinaus. Alles war still; nur dazwischen tönte vereinzeltes Gewehrfeuer oder Kanonenschüsse. Plötzlich erblickte er etwa 400 Schritt vor sich einen langen Zug von Soldaten in russischen Mänteln, mit russischen Pelzmützen, welcher sich, in der Richtung der Japaner Feuer gebend, auf die Flanken der Batterien zu bewegte. „Schießt nicht, wir sind die Euren," tönten ver schiedene Schreie nach der Batterie zu, der sich die Haufen immer mehr näherten. Oberst Smolenski riß ein Watt Papier auS seinem Notizbuch und schrieb dem Brigädekommandeur Suchinski folgende Mel dung nieder: „Unsere Infanterie zieht sich hinter die Batterien zurück, ich werde daher meine Pcsition räumen müssen." Diesen Zettel übergab er einer Ordonnanz, doch hatte ihn dieselbe kaum verlassen, als ein furchtbares Gewehrfcuer von drei Seiten auf die Batterien eröffnet wurde. In einem Augenblick waren die Mannschaften an den Geschützen, doch war es zu spät. Von zwei feindlichen Kugeln in den Kopf getroffen, sank Oberst Smolenski zu Boden, ein verzweifeltes Ringen begann, ein Ringen von zwanzig gegen einen, und in wenigen Minuten hatte die ganze Division ihren Tod gefunden; nur die Mannschaften, die mit dem Protzkasten abgefahren waren, entrannen dem Blutbade. Die aufgehende Sonne beschien mit blutrctem Strahl die verwaisten, mit Menschenleibern bedeckten Kanonen. Der hinter listige, gemeine Ueberfall in russische Uni- formen verkleideter Japaner war ihnen zum zweiten Male vollkommen gelungen. Dieser traurige Mißerfolg leitete aber nur den 14. Oktober ein und war das Vorspiel zur furchtbaren Schlacht am Dorfe Schahopu. Wie ein wütend gewordener Stier, der, die Hörner gesenkt, mit blutunter- sgirfenen Augen vor keinem Hindernis zurllckschreckt, io warf sich Oku auf das zehnte Armeekorps, keine Soldaten, kein Leben und kein Blut schonend." Vie Valkal-Umgehnngsbahn soll jedenfalls vor dem Gefrieren des Sees für den Mili tärtransport dienstfertig sein. Bekanntlich hat die for- melle „Eröffnung" der Bahn bereits stattgefunden, die wirkliche Benutzung derselben begegnete aber großen Schwierigkeiten, die erst behoben werden müssen. Ein Versuch szug konnte mit den Korrespondenten, die darüber berichten sollten, die ganze Entfernung von 260 Kilometer zurücklegen, ohne daß eine Störung des Betriebs eingetreten wäre, aber das war eine besondere Probefahrt, für die alles auf das sorgfältigste vorgesehen und vorbereitet war; und es wird überdies nicht gesagt, wie lange der Zug zur Zurücklegung der aanzen Strecke brauchte. Die Verzögerung in der endgültigen Ueber- gabe der Bahn an den Betrieb, liegt — so lautet die Mel dung — in der Tatsache, daß sämtliche Tunnels zwischen Baikal und Koultouk nachträglich auSgemauert werden mußten. Es scheinen also Erdrutsche stattgefunden zu haben oder so starke Wassermengen sich anzusammeln, daß diese den Betrieb gefährden könnten. In den letzten zehn Monaten sei auf diesem Teile der Baikalbahn die Arbeit von drei Jahren geleistet worden. In Sachen der „Thea". Nach Mitteilung der russischen Admiralität an die Kieler Reederei Diederichsen finden, wie von dort gemeldet wird, die Verhandlungen in Sachen der „Thea" vor dem Oberprisengericht in Petersburg am 3. Dezember (a. Stils) statt. Der Aaifer Wtthelin-Aanal. Die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet: Gegenüber einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Kiel vcm 4. November ist nach Erhebungen der zuständigen Be hörden festzustellen, -ah der russische Dampfer „Ledekol" den Kaiser WilhÄm-Kanal nicht passiert hat. Vie Fahrt durch d«n Suezkanal. Nach einer Havasmeldung aus Port Said sollte das russische Geschwader während der Nacht in Jsmailia bleiben und heute früh nach Suez weiterfahren. Nach einer Reuterdepesche vom gestrigen Vormittag sind die englischen Kreuzer „Hermione" und „Fox", sowie die Jachten „Emerald" und „Fioernvina", welch letztere französische Flagge führt, auf der Reede von Suez vor Anker gegangen. Russische Torpedobcots- Zerstörer, welche 18 Knoten in der Stunde zurücklegen, näherten sich JsmaAia. Nach 'den gegenwärtigen Be stimmungen ankert das gesamte Geschwader abends bei den Bitterseen. Am Mittag gingen neue Instruktionen ein, denen zufolge die russischen Torpe-obcotszerstörer, die graden Wegs durch den Kanal kommen, um 2 Uhr nachmittags in Suez ein- treffen und bis heute dort bleiben sollten, um die An kunft der übrigen Schiffe abzuwarten. Arthur. Ter Moskauer Berichterstatter des „Daily Telegraph" will, wie der „Voss. Ztg." telegraphiert wird, aus abso lut zuverlässiger Quelle wissen, Stoessels Die Pc schen, die dem Zaren über Tschifu durch die Offiziere oes „Rastoropny" übermittelt wurden, enthielten die Mitteilung, daß die BesatzungvonPort Arthur buchstäblich Hunger leide und die Ka pitulation unvermeidlich sei. Einem To- kioer Telegramm zufolge berichtet General Nogi, baß die Feuersbrunst in der Nähe des russischen Arsenals von Port Arthur, die am 22. November durch daS Feuer der japanischen Marinegeschütze verursacht wurde, 14 Stunden wütete: mehrere große Magazine mit Kohlen und Proviant brannten nieder. Au» -em Hauptquartier Aurekir meldet „Reuters Bureau" über Fusan vom 24. Novem- der: Die Russen zeigen an der Front Okus einige Tätig keit. Bei Tagesanbruch griffen Abteilungen derselben an zwei Stellen, auf dem linken Flügel und im Zentrum stehende Divisionen a n. Während der Feind nn Zentrum nach kurzem Kampfe zurückge worfen wurde, hatte der Angriff auf dem linken Flügel das Ergebnis, daß die Javaner nach heißem Kampfe Putuen nahmen. Die Russen ließen viele Tote auf dem Schlachtfelde. Vie Lfchuuchusen. Nach Meldungen vom Kriegsschauplätze sind die Tschunchusen, die unter Leitung japanischer Offiziere gegen die Russen kämpfen, mit moder nen Sechsliniengewehren ausgerüstet, die je doch nicht sehr weit tragen. Gegen die westlich von Tielin stehenden 1500 Tschunchusen mit 6 Geschützen wurden drei Sotnien Grenzwachen abgesandt, welche die Tschun chusen völlig schlugen, die 200 Tote zurückließen. Russische Marodeure treiben sich in der Gegend von Mukden herum und Hausen stellenweise sehr schlimm. Don den Militärbehörden wird mit aller Ener gie gegen dieses Unwesen vorgegangen. Allgemeine Mobilisierung -er russischen Armee. Die russische Regierung hat einer Odessaer Mel dung der „Voss. Ztg." zufolge beschlossen, die allge - meine Mobilisierung in allen enropäi'chen Gouvernements des russischen Reiches durchzuffibreiu Sie solle im Januar beginnen. Deutsches lleich. Berlin, 25. November. * Der Kaiser begab sich von Moschen in Schl., wo er als Gast des Grafen Thiele-Winckler weilt, kurz nach 9 Uhr früh zur Jagd. Es herrscht leichtes Schneetreiben. Nach dem Frühstück, das im Schlöffe stattfindet, soll um 2 Uhr nachmittags die Jagd fortgesetzt werden. * Vom Bundesrat Zu der gestrigen VundeSratSsitzung meldet der „Reichsan;." ergänzend: In der am 24. d». unter Vorsitz des kgl. bayerischen Gesandten StaatSrate« Grafen von Lerchenfeld abgehaltene Plenarsitzung deS BundeSratS wurden die Vorlagen, betr. den Entwurf von Ausführungs bestimmungen über die Gewährung von Beibülfen an Kriegs teilnehmer und die Beschlüsse reS LandesauSschusseS zu dem Entwurf eines Gesetze» für Elsaß-Lothringrn wegen Ab änderung verschiedener Justizgeictze den zuständigen Aus schüssen überwiesen. Die Mitteilung, betr. die Jahresberichte der GewerbeaussichtSbeamten für 1903 wurden zur Kenntnis genommen. Nach dem Anträge der AuSschüffe wurden ge nehmigt die Geletzemwürfe betr. die Frieden-präsenzstärke und Äenderungen der Wehrpflicht. Die Zustimmung wurde erteilt den Etatsentwürfen zum ReichSbauShaltSetat auf das Rechnungsjahr 1905 für die Verwaltung des ReichShrere», die Mariueverwaltung, de« Militärgerichts,
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