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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192805187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-05
- Tag1928-05-18
- Monat1928-05
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1928
- Autor
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Gelegenheit, durch eine Heirat mit mir seine Position aufs glänzendste zu festigen, nicht vorübergchen lassen werde. Aber, meine beste Therese, Graetz ist kein Streber, sondern ein Mann, wie er sein muß, nüchtern und klar, ehrgeizig und reell. Das Herz wird ihm niemals mit dem Verstände durchgehen, und das kommt seiner künftigen Frau zugut. Ich danke Ihnen nochmals für die Größe Ihrer Ge sinnung, Sie haben sich mir als wahrhafte, aufrichtige Freundin erwiesen. Das soll Ihnen unvergessen bleiben. Mein guter Weilenhagen hat sich, des Wartens auf > meine Gunst überdrüssig, mit einein noch sehr jugendlichen Edelsräulein vom Lande verlobt, die im Milchkeller und in der Speisekammer gut Bescheid wissen soll. Ich wünsche ! ihm alles Gute. Ich gehe im nächsten Monat nach dem Süden, vielleicht ! begegnet mir dort derjenige, welcher berufen ist, meine i Herzenswunde zu heilen. Einstweilen suche ich eine neue i Gesellschafterin. In alter Herzlichkeit Ihre aufrichtige Baronin Berkheim." i Groß saß noch lange wie gelähmt. Er konnte den Schlag so rasch nicht verwinden. Thereses Mutter hatte ihn also belogen, denn sie gab ihm die Versicherung, daß Thereses Herz noch frei sei, daß sie noch niemals tieferes Interesse für einen Mann gehegt habe. Was nun? Groß vergaß sein eigenes Weh, vergaß, daß dieser Brief seinen Frieden unwiderbringlich zerstört hatte, er dachte nur an Thereses Leid und daran, auf welche Weise er ihr helfen könne. 24. Kapitel. ! Therese war irgendwo in Küche und Keller beschäftigt gewesen und kam soeben herein, um Groß zum Frühstück zu rufen. ' ! Man lebte hier opulent. > " Wild und Geflügel war in erster Güte vorhanden, und was an Lebensmitteln fehlte, ließ Förster Günter zweimal in der Woche aus der herzoglichen Residenz mitbringen, die eine Stunde Bahnfahrt von hier entfernt war. Allerdings war die nächste Station auch erst in einer guten Stunde mit dem Wagen zu erreichen- »Die Leute sind doch hier überaus bescheiden gewöhnt," bemerkte Therese, „der gute Mensch hat sich das Stückchen! Braten sorgsam eingewickelt, damit es daheim seinem Jungen noch zugut komme. Aber in der nächsten Woche ist bei Briefträgers großes Schlachtefest, und wir sollen auch eine Wurst abbekowmen. Ist das nicht riesig nett von den Leuten? Ich freue mich ordentlich auf die Festwurstl" Ein Strom frischen, gesunden Lebens ging von der jungen Frau aus. Sie war noch schöner und selbst bewußter geworden al» früher. Die weiten Spaziergänge > hatten ihre Gesundheit gefestigt und ein holde» Rot auf ihre Wangen gezaübert. Ueberhaupt entsprach die herbe Landluft ihrem innersten Wesen. Therese war keine zarte Treibhausblume. Welchen Aenderungen auch ihr Leben unterworfen sein mochte, sie war jeder Situation gewachsen und beherrschte dieselbe bald. Jetzt wirtschaftet-- sie im Hause herum, als habe sie von klein auf mit Staubwedel und Ledertuch banti-re da« Eßzimmer. „Ich will dir gewiß keinen Anlaß zu einem Borwurf geben, Therese, und auf dieses Thema nicht wieder zurückkommen. Dies ist ja die glücklichste Zeit in meinem arbeitsreichen Leben." Therese sprach nun über die Tagesereignisse draußen in der Welt, und Groß wurde lebhaft unL> schien sich von der seelischen Depression zu erholen. Aber als er am Nachmittag allein in seinem Zimmer saß, wurde er doch wieder traurig und fand weder Ruhe noch Rast. Endlich entschloß er sich zu einer List. „Ich will Therese auf die Probe stellen," murmelte er, „will wissen, ob Graetz ihr noch etwas gilt. Aber kann ich denn zweifeln? Warum soll sie ihn jetzt weniger lieben als früher, wo sie entsagte, nut, um seinem Glücke nicht im Wege zu sein." Groß seufzte. Doch er zögerte nicht, den Entschluß, welchen er jetzt gefaßt, auszuführen. Therese sollte nie erfahren, daß der Brief der Baronin in seine Hände gelangt war. Er schickte den Brief im geschlossenen Kuvert an seinen Sekretär in Berlin, der ihn adressieren und wieder an Therese senden sollte. Am nächsten Tage gab Groß dem Postboten den Brief an seinen Sekretär mit. Er befand sich beständig in einer nervösen Unruhe und hatte alle Mühe, seine Erregung und Niedergeschlagenheit vor Therese zu ver bergen. Der nächste Tag erschien ihm wie eine Galgenstist. Er war heiterer und angeregter al» in der letzten Zeit, aber auch von einer welchen, wehmutsvollen Zärtlichkeit gegen Therese. Sie empfand die» um so angenehmer, als ihres Mann« seltsames »«halte» sie einem wohligen Dämmerzustand« entrissen hatte. Sie mußte nun auch wieder häufiger an Graetz denken, und konnte sich der auf sie einstürmenden Erinnerungen nicht mehr so erwehren, wie sie « bisher getan. Aber sie befand sich in dem Glauben, daß Graetz die Baronin Berkheim geheiratet habe. Und die Gewißheit, daß er ihr verloren sei, gab ihr ihren Stolz wieder und weckte da. Verlangen, sich im innersten Herzen von der Lieb? zu ihm zu befreien. Ein paar Tage spät« kam d« an Frau Erich Groß adressierte Brief zurück und gelangte nun tn ihre Hände, Unbeschreiblich« ging in ihr vor. So hatte sie sich allo umsonst geopfert, und Graetz konnte nicht» ander« von ihr denken, al« daß sie jetzt am Reichtum mehr Befriedigung fand, als in der Liebe. Natürlich mußte « sie falsch beurteilen, für «In« Egoistin, eine GlücksjLgerin hätten. Oh, daß sie gefangen saß in dem golden« Käfig, au» dem « kein Entrinne» gab I Da» Haar h^- sie sich raufen mögen vor Jamm« und heißem Weh. Brief war wie eine Brandfackel kn ihr gleichmäßige» Däyu'irben gefallen, er entzündete alle», was mit viel« Mühe zum Schlummern gebracht «ord« war. Die Liebe erwachte und glühte voll schmerzhaft« Sehnsucht in ihrer Brust. St« wußte « nun, daß Martin einsam dahinlebte und litt, ebenso wie sie, nein, tausendmal schlimmer, denn er glaubte sich verraten und oergesfen. SorttetzUM» tolat. Der Nachmittag gehörte ihren besten Freunden, wie sie immer sagte, den Dichtern. Sie las eifrig gute Bücher, alte und moderne Meister, und entging dadurch der Ge fahr, sich in kleinlichen Wirtschaftsangelegenheiten zu ver lieren. Am Abend wurde musiziert, und da hätte sie in der Försterfamilie ein überaus dankbares und andächtig« Auditorium. Es war eine Zeit der Ruhe, des tiefsten Friedens, wo alle guten Anlagen Thereses reiften und sich vervoll kommneten. Mit scheu bewunderndem Blick sah Groß zu seiner jungen Frau hinüber. War sie unglücklich? Wurde sie auch von einem so schneidenden Weh gequält, wie er? Ach, Frauen wissen sich zu beherrschen, ihre Liebe gut zu verbergen. Therese sah an dem grauen Novembertage aus, wie ein Bote des Frühlings, so zart und rosig, so von innerer Wärme durchleuchtet. Und Groß dachte, sie könne doch unmöglich glücklich sein an seiner, des alten Mannes Sette, wo ihr ganze» Herz Graetz gehörte. Therese bemerkte plötzlich den scheu sondierenden Blick und die gebrochene Haltung ihres Gatten, sowie sein ver störtes Aussehen. Sie war schon an feiner Seite, und das ergraute Haar mit einer raschen Bewegung aus seiner Stirn streichend, sah sie ihm besorgt in die Augen. „Was fehlt dir. Groß?" fragte sie freundlich, „hattest du unangenehme Nachrichten? Du siehst ganz verändert aus." Seine Augen füllten sich mit Tranen, er ergriff ihre schlanke Hand und führte sie an die Lippen. „Es ist nichts," sagte er, jedes Wort nur mühsam hervorwürgend, „ein klein« Unwohlsein." „Aber Erich, ich bitte dich, such« mich nicht zu täuschen, sondern hab' Vertrauen zu mir. Du leidest schwer, ich seh« « dir an." Sie legte wie selbstverständlich feinen ergrauten Kopf gegen ihr« Brust und streichelte sein von Tränen nasses Gesicht. „So, nun sprich. Was rtgt dich so furchtbar auf? Habe ich dich unwissentlich verletzt, so bitte ich dich im voraus um Verzeihung." Groß zwang die Tränen zurück. „Komme doch nicht auf so falsch« Vermutungen," sagte « tonlos, „du bist mein Sonnenstrahl, mein ein und all«, da» weißt du ja auch. Aber daß ich dein junge» Leben mit dem meinigen v«knüplte, war doch gewissenlo» von mir." Therese trat einen Schritt zurück und sah ihren Mann erstaunt an. „Ich verstehe dich nicht, Groß. Habe lch mich schon bei dir beklagt, oder den Kopf hängen lassen?" . . j,Nein, gewiß nicht, liebes Kind, dazu bist du viel zu tapfer. Ab« sage mir einmal aufrichtig fühlst du dich wohl bei dem jetzigen Leben?" „Sehr wohl," versicherte Therese ernst, „und ich denke, man steht es mir an. Ich fühle mich dir sehr, sehr ver pflichtet, Groß. Und darum wäre es mir schrecklich, wenn du dich krankhaften Grübeleien hingäbest. Sieh, es sind so friedvolle, einzig schöne Tage, die wir hier in aller Heim lichkeit verleben, wir wollen sie uns doch nicht gewaltsam zerstören." Groß erhob sich und folgt« seiner jungen Frau in Gerichtssaal. Tie Strafanträge in dem Leipziger Porzellan-Prozetz. In der Mittwochs-Verhandlung gegen die Porzellan- Diebinnen und -Hehler erhielt sofort nach Eröffnung der Staatsanwalt Fiedler das Wort zu seinem Plädoyer. Daraus isr solgcudes zu cutiiehmen: Die Hauptangeschul- digte 2! e ii ui c ist ei habe sich zu ihren Straftaten Hinreitzen lassen, und durch einen grenzenlosen Leichtsinn sei sie immer weiter aus die Bahn des Verbrechens gekommen. Es müsse aber anerkannt werden, das, sie sich bei ihren Taten nicht von schnöder Gewinnsucht leiten liest. Die Angeklagte Wie- zand sei einer umfangreichen Hehlerei schuldig zu sprechen: sie habe für rund 11 OlXl Mark Gegenstände von der Diebin Neumcistcr erworben. Der Ehemann Wiegand habe sich ebenfalls der fortgesetzten Hehlerei und der Begiinstignng schuldig gemacht, da er nm die Geschäfte seiner Frau mutzte. Fortgesetzter Diebstähle seien ferner schuldig die Ange- klagten Nachncr, Sorge, Hanbensack und Strauh, alle übrigen Angeklagten der Hehlerei bczw. Begünstigung. Die Angeklagte Schwanz habe ihre Hände überall im Spiele bedingunge« de» tägttchen Veden» holen kann. Wtr nehme» die Errungenschaften der Technik als etwa» Selbstverständ- dich« hin, ohne im einzelnen ihre Gefahren und Vorteile zu kennen, ohne von ihrer Zweckmäßigkeit tn den ««ist«» Fällen «in« klare Vorstellung zu haben. Kommt hin nach Dresden und lernt in dieser Ausstellung! * Staatssekretär Geld über die „Technische Stadt". ft Dresden. In seiner Ansprache bet der Eröfsnung ter Jahresschau zollte der Staatssekretär im ReichsarbeitS- mtnisterium Dr. Geib dem Grundgedanken der diesjährigen Ausstellung, den technischen Fortschritt zu einer inneren Ein heit im Rahmen des Stadtwesens verbunden darzustellen, volle Anerkennung. Di« Ausgaben der Städte aus techni- schein Gebiete seien bei dem raschen EntwickelungStempo der letzten Jahrzehnte immer umsassender und dringlicher ge worden. Dabei müsse «S eines der wichtigsten Ziele der heu tigen Kommunalpolitik sein, mit allen Mitteln die Lebens- bedingungen der Stadtbevölkerung zu erleichtern, die unter beschränkten Wohnverhältnissen, fern von der Natnr und emgespannt ins aufreibende Getriebe der Wertarbeit, leben müsse. Wie die moderne Stadt dieser Problem« auf den ver schiedensten Gebieten Herr geworden sei oder werden könne, da» zeige die Ausstellung in anschaulicher Weise. Der Staatssekretär wünschte zum Schluß der diesjährigen Aus stellung -en gleichen Erfolg wie den früheren Veranstaltun gen der Jahrcsschau, die alle ei» Bild der steigenden Ent wickelung und des hohen Standes deutscher Qualitätsarbeit gebe», welche die sicherste Gewähr für die Aufwärtsentwick lung der Wirtschaft bilde. Zwei «ene Ehrensenatorei» der Technische« Hochschule. ftDreSden. In seiner Rede gelegentlich der Eröffnung der JahreSsckau „Die Technische Stadt" gab der Rektor der Technischen Hochschule Dresden Prof. Dr. Nägel noch be kannt, daß Senat und Rektor der Technischen Hochschule be- schlossen haben, den Stadtrat Dr. Johannes Krüger al» den Vorsitzenden des Präsidiums der Jahrcsschau Deutscher Ar beit und Carl Walter Strasthanscn, Direktor der Jahres schau, zu Ehrensenatoren zu ernennen. Er überreichte beiden Herren die Zeichen und Ehrenurkunden ihrer neuen akade mischen Würbe mit den Worten: Ich heiße Sie als Mitglie der des Grosten Senats der Technischen Hochschule aus» herz lichste willkommen und hoffe, dast die wechselseitigen Be ziehungen zwischen Ihnen und uns der Technischen Hochschule weiterhin zum Nutzen und Ihnen zur Befriedigung gereichen mögen! . gehabt und habe mit den Gegenständen einen lebhaften Handel betrieben. Der Staatsamvalt stellte dann folgende Strafanträge: Gertrud Neumeister 3 Jahre 6 Monate 1 Woche Ge fängnis, 3 Jahre EhrenrechtSverlust: Franz Wiegand 1 Jahr Gefängnis, 2 Jahre Ehrcnrechtsverlust: Frieda Wiegand 2 Jahre 3 Monate 2 Wochen Zuchthaus, Verlust der bürger lichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren; Marie Schneider 3 Monate Gefängnis; Charlotte von Wittkowski 4 Monate Gefängnis; Katarina von Wittkowski 7 Monate Gefängnis; Rudolf Schwanz 1 Monat Gefängnis; Elisabeth Schwanz 3 Jahre 6 Monate Zuchthaus, Verlust der bürger lichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren; Walter Dahnert 9 Monate Gefängnis; Charlotte Rach-ner? 2 Jahr« k Monate Gefängnis, 2 Jahre Ehrenrcchtsverlnst; Gertrud Sorge 2 Jahre 3 Monate Gefängnis, 2 Jahre EhrenrechtS» perlnst; Ida Geylcr 2 Monate 2 Wochen Gefängnis; Elsa Haubensack 11 Monate Gefängnis, 2 Jahre Ehrenrechts- vcrlust; Charlotte Stvautz 11 Monat« Gefängnis. 2 Jahre EhrenrechtSverlust. Promiueute SleichStilgKkKlttziXteu. Dr. Hilferdia« (Sazialdemakrattsche Parket Deutschland») Staatssekretär a. D. Philipp Schelde»«« iSaztaldemakrattsche Partei Deutschlands) Gesrg Schmidt <Kdp«nt«) Sozialdemakrattsche Partei Deutschland») Dr. vreitschetd <So,taldemokratische Partei Deutschland») vetch-minift« a. ». Erich Emminger ivatzerifttze valk-parte«) Dr. Lndmtg Kaa» (Zentrum-partet) Sstwernen« «. D. Dr. Heinrich Schn« (Deutsche vslkthariet) Preus,. Landwirtschaft»» mtntfter Dr. h. e. Heinrich Steiger (ZeutrumStzartet) S««el e. S. ». Lettam Verbeck (Deutsch«, valttpartei) D. ». Drtzander ^Deutsch«. valkspartet) StaatssekretärD. Dr. Oskar Metz« (Demakrattsche Partei) Netchsmtnist« a. D. Dr. Wilhelm Külz (Demakrattsche Partei)
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