Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192805107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-05
- Tag1928-05-10
- Monat1928-05
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1928
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1VV. L. BkN«ßr pim Nieseer r«»rdl«n. Dsaver-taß» Iv. M«i IVW, «»«>»- N MV»« Politische T«ge-1iß-rficht. .^LMNk^s?«SL Ääii»iL,'rL'r über ter Vorwoche et«« Äuuabm« u« 75718. uub aeaeuüber -em^leiche« Zeitpunkt ort Vorjahre» eine Zunahme nm „ Di« VoeHontlnnaan -wtichen Lon-i« »nt Pate« iib« AnfHMN« ter «ebröcheua» Tnrtse. Die «vische« Danzig u»t Pol« geführte« Verbaudluneen ater die Aushebung der -etzkocheue» Lar"«, für bereu Beseitig ans di- Dan- »iger Wirtschaft schon fett langer Zett kämrft, habe« biober noch zu keinem Ergebnis geführt. Im Kuteressr einer fühl, bar«, Erleichterung für die Danziger Wirtschaft hat sich brr Senat ter Freien Stabt Danzig «unmehr entschlossen, dem Bolkstag et»«« Gesetzentwurf zugehen zu lassen, wonach die sogenaunte« Verkehrtsteuer«, d. h. bi« Besteueruna der Frachturkunden und -eß Pers»«««. u«b Güterverkehr», »om 1. Juli t. 9. ««ter der Bedingung aufgehoben «»erben solle«, bah tt« Krag« der Deckung für ben baburch entstehen- de« EtnnahmeauSfall vo« 2L Millionen Gulden gelüst wird. Pi« vartrag bet deutschen Ges—tte« 1« Prag. Der deutsche Gesandt« Dr. «och htelt gestern in der Prager deutschen Urania einen Vortrag über da» Thema: «Stel lung «nb Aufgabe« der höheren Beamten". Der Vortrag, de« zahlreich« Vertreter de» Diplomatischen Korp», Hoch schulprofessoren, ferner Vertreter der politischen Welt, der Grotzt«bustrie u«d Hochfinanz beiwohnten, wurde sehr bei fällig ausgenommen. Gchülpolitische Korber<«ge« »er Ukrainer i» Pale«. 9« der gestrige« Debatte im Haushalt-au-schuß be» polnischen Landtage» über da» Unterrtchttbudget warf der Vertreter der Ukrainer Lelewte» der Regierung tu längerer Rebe vor, daß sie ihre« Verpflichtungen gegenüber der ukrainischen Minderheit Nicht nachgekommen sei. Gegen- über dem Vtand de» ukrainischen Schulwesen» im früheren Oesterreich habe sich die Zahl der ukrainischen Schulen unter polnischer Herrschaft bedeutend vermindert, so bah jetzt im ukrainischen Sprachgebiet Polen» «ine Million Kinder überhaupt keinen Schulunterricht genießen. Der ukrainische Klub werb« die Aufhebung be» Grenzmarkengesetze» for- der«, da» zur Verminderung der Zahl der ukrainische« Schule« beiäetragen habe, und werde um di« Gleichstellung der ukrainischen Bevölkerung kämpfen. Widerspreche«»« Rachrichte« über be« Gesund heittz,»« staub PtlfudSkiS. Ueber ben Gesu«bheit»zustanb de» Mar schall» PtlsudSki sind noch keine authentischen Nachrichten zu erhalten. Obgleich von der RegierungSpresse schon wie- derbolt die unmittelbar bevorstehende völlige Wiederher- stellung de» Marschall» angrkündigt wurde, heißt e« jetzt, daß sich Pilsud»ki in ein polnische» Bad begeben soll. RzeezpoSpokita behauptet sogar, daß der Aufenthalt Pil- fudzkl» im Badeort mehrere Monate dauern müßt«. — Da» gleich« Blatt behauptet weiter, daß sich der Marschall für die Dauer seiner Erkrankung die Entscheidung nur in Sache« be» Heere» u«b der au»wärtigeu Politik vorbehal- ten hat. S« alle« andere« Angelegenheiten trifft bie Ent scheidung der Mtntfterrat. Dies« letzte Nachricht hab« nicht dazu betgetrage», bi« Unruhe über de« Gesundheit»,ustanb de» Marschall» »« beseitigen, zumal trotz wiederholter Auf- sorderung d«, Presse bi» tetzt «och kein ärztliche» Bulletin über die Natur ber Erkrankung PtlsudSki» auSgegebrn worben sei. »et« Morbanschlag ans be« Präsident«« von Venezuela. Die Gesandtschaft vo» Venezuela teilt mit, die in Newnork verbreitete Nachricht, Präsident Lome, sei ermordet worden, sei unwahr. Der Präsident befinde sich wohl, und di« Lage in Venezuela sei vollkommen normal. Whamberlai» über die Krag« der Znrück»i«h»«g der britische« Nhei«ar»ee. Außenminister Shamberlatn erklärte gestern nachmittag im Unterhau», daß zwischen dem Foreign Office und dem Berliner Au»wärtig«n Amt keine Verhand lungen über die Zurückziehung der britische« Besatzungs armee au» dem Rheinland ltefen. Di« Krag«, ob di« bri tische Regierung au» Anlaß be» Jahrestage» der Isifährigen Wiederkehr de» Kriegsschluffe» all« britischen Truppen au» dem Rheinland zurückziehen «erbe, beantwortet« der Außenminister dahin, daß er seiner Antwort »om «. Februar nicht» hinzuznfügen habe. Di« Schnlverhältniss« in Kinstermalb« wie»«« geordnet. Di« christliche Elternschaft in Finsterwalde hatte sich in einem Schreiben an die Schulaufsichtsbehörde in Frankfurt a. d. Ober gewandt mit der Forderung, sofort zu veran lassen, baß ihre Kinder nicht weiter von einem btssidentischen Lehrer unterrichtet würden. Daraufhin ist nach Prüfung der Angelegenhett fetten» der Regierung beschlossen worden, den au» -er Kirche ausgetretenen Lehrer B. im Interesse de» Dienste» nach einem anderen Ort an ein« Schul« mit Sammelklassen zu verletzen. Auch ist angeordnet worden, die seit Ostern in der Knabenschule untergebrachte Mädchen- Nasse wieder zurückzuverkegen und von einem evangelischen Lehrer unterrichten z« lassen. Die von der Poliieiverwal- tung über dir Eltern infolge Schulversäumnisse» ihrer Kinder verhängten Geldstrafen wurden erlassen. M Lrr Sniion kmWmmiMW. vdz. Auf ber Ausstellung „Die Ernährung" findet «. a. auch die Sonderschau „Mutter und Kind" große» Interesse. Sie enthält ein« Fülle von Belehrungen für Ehefrauen wie für Heranwachsende Töchter und auch für Mütter. Es wer den die wissenschaftlichen Grundlagen darüber vermittelt, wie sich die Ernährung des Kinde» von der der Erwachsenen unterscheidet. Besondere Berücksichtigung ist dem Sttll- wefen gewidmet, der natürliche« Ernährung de» Kindes, und «» sind die Gefahre» und Schwierigkeiten der unnatür lichen Ernährung gegenübergeftrllt. Auch die Praxi» kommt nicht zu kurz; denu «» wird in einer Küche di« Bereit»»« der SäualtugSnahrung, der Beikoft und bi« Behandlung der Milch- und der TÄnk» und Eßgrräte vorgeführi. Die Gruppe „Untersuchung ber Nahrungsmittel" zeigt, wie von feiten der berufenen Stellen alle» getan wird, uw minderwertige Nahrungsmittel, die die Volksgesundheit nnd da» VvlkSvrrmögen schädigen, al- solche seftzustellen und dadurch ungerechtferttgtr Preisforderungen zu ver hüten. ' Die AuSstellungsgruppe „verderben von Nahrungs mitteln" führt vor, wie di« Nahrungsmittel einerseits durch areianete Aufbenmhrung und anderseits durch vekämpsunx ber LchadenSquellen und der Schädling« vor dem Verderben bewahrt werden. Di« Abteilung „Geschichte der Ernährung" entrollt ein eindruck-volle- Kulturbild davon, wie Ernährung und Kultur im Zusammenhang gestanden haben und auch heute noch stehen sie weist den Weg auf von den Mahlzeiten der Urzeitmenschen bis zu der Ernährungswissenschaft unserer Tage. Die Gruppe „MassenernShrung" schildert die ernsten sozialen Aufgaben, die Regierungen und Kommunen gegen über ben Massenerscheinungen der Bedürftigen, der Kran ken, der Schuljugend und der Alten haben, ferner gegenüber -en Katastrophen in Krieg und Frieden, die sich zusammen geballten Massen gegenüber nötig machen wie z. B. in Jnduftriegegrnten. Diese Gruppe zeigt auch, wie in Be trieben mustergültige Einrichtungen dafür geschaffen sind, baß die Arbeiter und Angestellten mit guter, billiger und zweckmäßiger «ost versehen werden. Wetter lädt die Gruppe „ArbeitSpbnsiologie" zum Be suche ein. Sie belehrt über die Bedeutung ber Ernährung im Zusammenhang« mit der Rationalisierung der Arbeit. Sie zeigt z. B„ wie -er Mensch bei einzelnen Arbeit leistungen Körverkräfte und damit Nahrung sparen kann, ohne daß die Leistung darunter leidet. Das ist ein« Ang« legenheit, die nicht nur Handarbeiter, sondern auch Kopf arbeiter angeht. In einer Abteilung erfahren die Besucher, iva» unter ErnährungSstatisttk zu verstehen ist, und in einer weiteren die Beziehungen ber „pathologischen Anatomie" zur Ernäh rung. vor allem wird dabei auch die Bedeutung gesunder Zähne und guten Kauens klar gemacht In einer Gruppe „Pharmakologie und Ernährung" erfährt man etwas über die Drüsenausscheidungen und deren Bedeutung für den Stoffwechsel, ferner über Gifte, die durch die Ernährung in den Körper gelangen, z. B. Pilzgift, Metallgisre, Mutter körn usw. ,rt an und —Itkommen Ihr war e» ja lieb, »aß sie allein bleiben durst«. Sie «ar s w«! vLMSN^Lsekv / ttsrrsv^Lsvko —lü RAF EL—— vstlstsHsn / Ukitrztrsn Linäsrvä8vds/'I'LSvksn1üodvr MRW», ZM» v»unsnäseken / kstt^Lseks vAäsmLntsI / ökläs^Lseks nur KiMurkIrek« Id — v«Dr.1S40 lisetiEeks / «»us^Lseke " Ein« halbe Stunde mochte vergangen sein, da erschien Ersetz. Er fragte nach Therese, und der Diener sagte ihm, daß sie sich im Wohnzimmer befinde. Er hielt es nicht für nötig, Martin zu melden, der ja alle Räume Hier kannte. Als er eintrat, bemerkte er sogleich Thereses zusammen gesunkene Haltung, die Totenblässe in ihrem schönen Gesicht und di« vom Weinen rotumrandeten Augen. Schweigend stand er vor ihr und sah sie an. Unter seinem Blick erwachte Theres«. Sie öffnete die Augen und schaut« traumverloren auf. Dann aber, als sie bemerkte, daß Martin glücktrunken auf sie niedersah, die noch ungesprochene Frage schon durch sein ganzes Verhalten verratend, da erglüht« sie wider Willen und senkte die dunklen, seidenen Wimpern. „Mein süßes Herz," begann er mit nur mühsam unterdrückter Leidenschaft, „die Stunde der Erlösung hat für uns beide geschlagen. Du hast wohl schon in der Zeitung gelesen, daß man mich zum Direktor der Bank ernannt hat. Nun steht unserer Bereinigung nicht« mehr im Wege. Nun dürfen wir es wagen, uns «in Heim zu gründen. Zn treuer Liebe werbe ich um deine Hand. So wie du mich kennst, mußtest du mich heute erwarten." „Ich hab« Sie erwartet," sagte Therese tonlos. „Ich dachte es mir. O mein Lieb, was habe ich in der langen Zeit gelitten s Wie oft war ich nahe daran, mit all meinen Prinzipien zu brechen, zu dir zu eilen und Hochzeit zu macken. Aber zur rechten Zeit kam mir dann immer noch die ryhige Ueberlegung und damit die Kraft zu weiterem Lusharren. Aber nun sind alle Prü fungen glänzend bestanden, und unsere Liebe kommt zu ihrem Recht!" Wo nun war ihr Groll, mit dem sie Jahr und Tag an Martin gedacht, wo ihr Stolz hingekommen, mit dem sie seiner Werbung begegnen wollte? In dieser Stunde kam es ihr eindringlich zum Be- wußssein, daß sie ihm großes Unrecht angetan mit ihrem oberflächlichen, von schmerzlicher Enttäuschung beeinflußten Urteil. Er war «in treuer, ehrlicher Mann, ber nach wohler wogenen Grundsätzen gehandelt hatte. Unbeirrt war er seinen Weg gegangen, und nun es ihm gelungen, ihr ein glänzendes Los zu sichern, nun kam er, um sie heimzu führen und für all, herben Schi/salsschläge zu entschädigen. Beider Hände fanden sich, und, zärtliche Bewunderung in den schönen Augen, sah sie zu ihm auf mit einem Blick voll Glück und Weh, das schmale Gesicht von dunkler Glut überloht. „verzeihen Sie mir," bat sie leise, „ich habe Ihnen oft bitter unrecht getan, konnte Ihre Handlungsweise da mals weder verstehen noch billigen. Aber heut« denke ich ander» darüber. Sie kannten da» Leden mit seinen harten Forderungen, und ich war ein unwissende», ver wöhnte» Kind. In den engen Kreis Neinbürgerlicher Der- hältniff« hötte ich mich gar nicht hineingefunden. Es wäre «in Unglück für uns beide geworden, do» kann ich jetzt nach allem, wa» auf mich eingestürmt, was ich zu über winden hatte, erst so recht beurteilen." Martin nickte mehrmal» mit strahlendem Gesicht. Zwar befremdete e» ihn, daß sie sich so reserviert verhielt, ihn mit dem steifen, fremden „Sie" anredete, doch schrieb er da» ihrer inneren Verstörtheit zu. Ersetz wollte ja auch keinen Zwang auf Therese aus- üben, sondern sie liebevoll zu sich heranziehen, mit all »er Dorsicht, die in Anb-tra^t eine» schwergeprüft i. Tat er das Rechte? Roman von A. v. Trystedt. 14. Fortfttzuna. Nachdruck verboten Roch einmal, ein letztesmal, erwog sie die Möglichkeit, ob sie Sraetz angehörrn könne. Wenn er in den nächsten Lagen kam, von neuem um sie warb? Sie hatte den Kopf in die Hand gestützt, um auch diese Eventualität zu erwägen. Doch ihr bleiches Gesicht hellte sich nicht auf. Es war am besten, wenn sie Graetz abwie». Er war «in Streber und Raffer, da, ließ sich nicht leugnen, und über kurz oder lang hätte er es doch wohl bereut, die mittellose Tochter de» Bankrotteur» geheiratet zu haben. Dann wäre es mit der Liebe und dem Glück sowieso vor bei. Und von dem Martin Graetz, der nicht mehr liebte und anbetete, hatte sie sicher nur Hohn und Brutalitäten zu erwarten, vo weit glaubte sie ihn zu kennen. Sie wollte es auf eine solche Wandlung nicht an kommen lassen, wollte allem aus dem Wege gehen. Mit fester Hand schrieb sie Groß, er möge am nächsten lag« kommen, sie betrachte sich als seine Berlobte. Dann klingelte sie und reichte den Brief dem Mäd chen zur Besorgung. Der Sturm hatte ausgetobt. Er hatte viel in ihr zer- stört, alle Hoffnungen vernichtet, unter Trümmern das Glück begrabe». E» wurde still in ihr. Ein tiefe» Dankbar- kettsgefühl für Groß, wie man es für einen Retter aus höchster Not empfindet, erfüllt« sie ganz. Sie fühlte sich geborgen, uns da» war nach der langen Zeit de» Kampfe» und der inneren Zerrissenheit «in« Wohltat für sie. Da», wa» sie noch immer mit Graetz verknüpft hatte, heimltch« Sehnsucht und die Gewißheit, von ihm nach wie vor geliebt zu werden, lag wie «in verworrener Traum hinter ihr. Sie dachte auch an Mutter und Schwester, welch« noch immer unter dem Druck der Derböltnisse dahinlebten. Nun sollt« auch ihnen geholfen «erden, ihre Erlösung»stunde schlagen. Therese ging alsbald zur Ruhe. Tief und traumlos schief sie bi» zum nächsten Morgen. ' gedemütigten, von Schicksalsschlägen schwervrrwunberen Menschenkindes geboten war. „Hier war der rechte Platz für dich, Therese," sagte er innig, „Hans Ohnesorge und ich, wir freuten uns ganz närrisch, al» wir erfuhren, daß du Gesellschafterin der Baronin geworden bist, einer so edlen, menschenfreundlichen Dome. Und auch sie hat dich in ihr Herz geschlossen, das hörte ich au» jedem Wort, wenn sie von dir sprach. Hier entbehrtest du nichts, und, nicht wadr, die kleine Unan nehmlichkeit, dich einem fremden Willen fügen zu müssen, wurde dir nicht halb so schwer, wie du vielleicht gefürchtet hattest?" „Ich muß Ihnen hierin leider widersprechen." sagte Therese, unwillkürlich in sich erschauernd, „dos Dienen, das Aufgeben meiner Persönlichkeit ist mir unsagbar schwer ge worden, ich dank« meinem Schöpfer, wenn ich es nicht mrhr nötig habe." „Du arme» Herz," bedauerte Graetz, „so brachtest du wirklich ein schwere» Opfer, trotzdem die Baronin dich wie eine lieb« Freundin behandelte. Aber freilich, alle Unnatur ist vom Uebel. Wer mit den Gewohnheiten und An sprüchen einer Prinzessin ausgewachsen ist, empfindet den leisesten Druck schmerzhaft. Man sieht es dir an. mein armer Liebling, daß du schwer leidest. Es wird Zeit, daß man mein Lögelein aus der Gefangenschaft erlöst. Auch ein goldener Käfig ist immer nur ein Käfig." Warum sah Therese ihn plötzlich so schreckensstarr an, wie kam e», daß alle Farbe au» ihrem Gesicht wich, ihre Lippen sich verzerrten wie unter dem Einfluß einer grau samen Qual? Graetz war so bestürzt, daß er nur beschwichtigend ihr dunkle», schimmernde» Haar streicheln konnte. Er schrieb all ihr seltsame» Verhalten dem Druck zu, unter dem ihr Gemüt litt. „Wa» heiße Liebe und treue Fürsorge vermag, das soll geschehen, du mein einziges Mädchen, um von nun an jeden Stein des Anstoßes aus deinem Wege zu räumen. Du wirst wieder, wie früher, deinen Liebhabereien leben, der Mittelpunkt eine» kunstsinnigen, geselligen Kreises sein. Dann werden deine süßen Lugen wieder leuchten, und wie früher wird dein fröhliches Lochen alle bezaubern. Kannst du dich in den Wandel noch nicht hineindenken, Therese? Findest du kein glückliches Lächeln, kein herz liches Wort für mich?" Er hatte sich neben sie gesetzt und hier noch immer ihre kleinen, eiskalten Hände mit festem Druck umschlossen, nun beugte er sich rasch vor und küßte sie mehrmals heib und stürmisch auf den Mund. Bi» dahin war es gewesen, al» steh« Therese unter dem Einfluß einer Hypnose. Nun schreckte sie auf, entzog ihm beide Hände und rückte von ihm fort. Röte und Blässe jagten sich auf ihrem, von einer düsteren Trauer über- schatteten Gesicht. Sie atmete kaum. Wie eine Schwer kranke sah sie au». „Es kann nicht sein," sagte sie tonlos, „unsere Leg« müssen sich für immer trennen, Herr Ersetz. Ihre Liede und Treu« macht mich glücklich und soll mir ein Trost in dunklen Tagen sein. Ich danke Ihnen für all Ihr« Güt« und will es nie vergessen, daß Sie bereit waren, Ihr Los mit dem meinigen zu verknüpfen." Er glaubte wohl nicht recht gehört zu haben. „Li« soll ich da» verstehen," fragt« er ernst, „hast du mich denn nicht mehr lieb. Therese?" „Mehr al» meiistUeden," kam es ungewollt von ihre« "i-orn. „Und doch können wir uns ««t an-ehörem LP 17, Kapitel. Blaß und füll kam sie ihren Pstta),en nach. Mit vollendeter Anmut waltete sie ihre« Amte» am Kaffeetisch. Der bi« dahin üblich« freundschaftlich« Ton zwischen den beiden Damen wollte sich nicht wieder einstellen. Ein« unsichtbare Schranke stand trennend zwischen ihnen. Theres« sagt» nicht» davon, daß sie Groß bereit» ihr Mort gegeben und daß er beute kommen «erde, um den B«rlobung»ring an ihren Finger zu stecken. Alsbald kleidet« di« Baronin sich zur Ausfahrt ließ de« Lagen vorfahren, ohne Theres« zum Mil aufzufordern. so abgesvannt, ohne jede» Interefle für all die Dinge, ilchen die Baronin Aufmerksamkeit schenkte. Ties lehnt« sie sich in «inen Sessel zurück und schloß di« Augen. Di« Ruh« tat thr unendlich wohl. In ihren, Innern war sie ganz «rfthöpst. Langsam dömmert« sie in einen Zustand hinüber, der 'w«lck>ev Machen und Schlafen Ural*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder