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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041121018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904112101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904112101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-21
- Monat1904-11
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.. ' >/«W!W<W^7VF"» -" BkzugS-PreiS t» der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abgrholt: vierteljährliches.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» e 3.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich e 4.K0, für dir übrigen Länder laut ZeitunqspreiSlistr. Diese Kummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bei de» ZritungS-Berkäufern I * NeSaktion un» itrpettttoa: 1L3 Fernsprecher 222 JohanntSgassr 8. Haupt-Filiale Dresden: Marirnstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDnncker, Herzal.Bayr.Hofbuchbandlgv Lützowstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4603). Morgen-Ausgabe. MpMer TaMatt Anzeiger. Amtsblatt des HSnigkichen Land- und des LSnigkichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gejpaltene Petirzeile 2k Reklamen unter dem Redattion-slrich (»gespalten) 7K nach den Familieniiack- richtrn <6 gespalten) bO -4- — Tabellarischer und Ziffernsatz iverden entsprechend HSlier be rechnet. — Gebühren für Nachweisungen uud Osfertenannadme 2ü 4h. Nnnahmkschluir kür Anzeigen. Abend-Ausgaben vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Extra-Vetlagen (nur mtt der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Polz in Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. «ltnkhardt-. Nr. 592. Var Mcdtigrte vom Lage. * Reichskanzler Graf von Bülow ist gestern von Kiel nach Berlin zurückgekehrt. * Das Befinden des Abg. Dr. Hammacher hat sich bedeutend gebessert. * In Prag wurde gestern das Kollegium für tschechischeHochschüler eröffnet. (S. Letzte Dep.) Meiden Oie Ortmarken äeutrcd? Von einem hervorragenden preußischen Schulmann wird uns geschrieben: Dem Ostmarken-Verein sind aus Anlaß seines lOjäh- rigen Bestehens Anerkennungstelegramme von hoher und höchster Stells zugegangen, und die preußische Regierung hat bei diesem Anlaß ihre nationale Politik in den Ost marken stark betont. Es geschieht ja auch in den gefähr deten Gebieten vieles, was dem Deutschtum nützt, freilich auch manches, was ihm schadet, ja, was ihm die Wurzel abgräbt. Eine erfolgreiche deutsche Politik in den Ostmarken ist ohne Hülfe der Volksschule nickst möglich. Aber was auf dem Schulgebiete dort geschieht, ist zum Teil derart, daß man sich an den Kopf faßt und sich fragt, ob jene Gebiete noch zu dem Staate gehören, in dem die unbedingte staatliche Zuverlässigkeit des Beamtentums einst am stärksten ausgebildet war. Daß die Schule in den O st marken deutsch sein und das Deutschtum verbreiten muß, ist für jeden Denkenden selbstverständlich, und das dies nur erreicht werden kann, wenn die Konfessionen gemeinsam beschult werden, haben sogar die Väter des unglückseligen Kom promisses gewußt und deswegen die nationalen „Ausnah. men" bei ihren hyperkonservativen Schulforderungen zu gestanden. Tatsächlich bestehen auch in den Ostprovinzen viele Simultanschulen, und zu verschiedenen Zeiten haben die Regierungsorgane den simultanen Charakter des Schulwesens hier nach Kräften zum Ausdruck gebracht, insbesondere auch dadurch, daß sie den paritätischen Lehrervereinen ihre Sympathien ausdrückten. Heute begrüßt man aber wieder die konfessionellen (katholischen) Lehrervereine mit ganz besonderer Freundlichkeit. Daß die von Staate im .Hauptamte angestellten Kreisschul- inspektoren die Träger einer zielbewußten staat lichen Schulpolitik sein müssen, wird jeder außerhalb Preußens für selbstverständlich halten. Aber wie ver trägt es sich damit, daß der in Oberschlesien mit Hülfe der Polen in das Abgeordnetenhaus gewählte, angeblich freikonservative hauptamtliche Kreisschulinspektor Rzes- nitzek folgende Erklärung erläßt: „1) Es ist u n w a h r , daß ich in meiner Wahlrede erklärt habe, daß ich für die S i m u l ta n schu le eintreten würde. Ich habe im Gegenteil auf eine Anfrage aus der Versammlung in Rybntk geant wortet, daß ich auf dem Boden des Kompromißan- trages stehe. 2) Es ist unwahr, daß ich erklärt habe, die „geistliche" L o ka l-S chu l i n sp e k t i on sei für den Lehrerstand herabwürdigend. Dagegen bin ich für die Heranziehung der Geist lichen zur Schulpflege (Schulvor st än de) und Schulaufsicht (Kreis-Schulinspek- tion) eingetreten." Die „Beschuldigung", gegen die geistliche Schulauf sicht und die konfessionelle Schule sich ausgesprochen zu haben, kann dieser staatliche Schulaufsichtsbeamte also nicht auf sich sitzen lassen. Ein anderer staatlicher KreiS- schulinspektor in der Provinz Posen versuchte auf mehre ren Lehrerversammlungen, für die konfessionelle Schule, in der die Polen hübsch unter sich sind und ihr Polentum ungehindert pflegen können, Stimmung zu machen, und als ihm das in der regelrechten Debatte nicht gelingen wollte, versuchte er, die katholischen Lehrer allein dafür mobil zu machen, allerdings vergebens. Wenn das Ostmarkenpolitik ist, so ist cS jedenfalls eine grundver kehrte. i Aber man kann leider kaum behaupten, daß diese eigenartigen Vertreter der deutschen Volksschule im Osten nicht im Sinne der preußischen Unterrichtsverwal- tung handeln. Man hat Simultanschulen im Osten er richtet. Es ist sogar noch vor kurzer Zeit, allerdings nach langen Verl)andlungcn, die Begründung einer neue» Simultanschule in einer westprcußischen Stadt zu gestanden worden. Aber wenn es irgend geht, behält die Regierung die konfessionelle Bezeichnung der Schulen bei. So zählt man konseguent alle einklassigen und alle.Halbtagsschulen zu den Konfessionsschulen, auch wenn sie nach der Mischung der Schüler unbedingt Simultanschulen sind. Solche Schulen bestehen zu Hunderten, und da» konfessionelle Etikett Montag den 21. November 1904. 98. Jahrgang. wirkt zum Teil geradezu komisch. So hat z. B. die evan gelische Schule in Groß-Saalau, Kreis Danziger Höhe, 48 evangelische und 75 katholische Kinder, die evangelische Schule in Gossentin, Kreis Neustadt in Westpreußen, 67 evangelische und 121 katholische Kinder. Auch die Schule in Ken sau, Kreis Tuchel, mit 46 evangelischen und 80 katholischen Kindern ist evangelisch, ja sogar die Schule in Wierzonka, Kreis Posen<Ost, mit 19 evangelischen und 134 katholischen Kindern. Die katholische Schule in Nimtsch, Land kreis Bromberg, hat 45 evangelische und 92 katholische Kinder. Und das ist alles ganz in der Ordnung, denn an diesen Schulen ist nur e i n Lehrer, der entweder evangelisch oder katholisch ist, und die preußische Regie' rung rechnet nur diejenigen Schulen zu den Simultan schulen, an denen Lehrer verschiedenen Glaubensbekennt, nisses voll beschäftigt sind. „Auf die Konfession der Kinder kommt es nicht an". Das ist eine Definition, die wohl außerhalb Preußens weder bekannt noch an erkannt ist. Die krankhafte Sucht, konfessionell zu sondern, bringt es mit sich, daß die Ostmarken sehr viel kleine Schulen der einen und unverhältnismäßig stark überfüllteSchulen der andern Konfession haben. Es ist etwas Alltägliches, daß in demselben Dorfe der evangelische Lehrer 20 bis 25, der katholische 150 und mehr Kinder unterrichtet, oder auch, freilich seltener, umgekehrt. In ganzen Kreisen haben die Lehrer im Durchschnitt über 100 Kinder zu unterrichten. Nirgends sind die Lehrer mehr bestrebt, den Staub von ihren Füßen zu schütteln und an anderer Stelle ihr Heil zu suchen, als in den ehemals polnischen Landes- teilen. Der Grund liegt zum Teil in der materiellen Misdre und in der starken Belastung durch sine große Schülerzahl, die bet der Zweisprachigkeit natürlich ganz besonders schwierig zu bewältigen ist. Aber das ist sucht der Hauptgrund. So mancher Lehrer, der einiges Selbst bewußtsein besitzt, kann den „scharfen Wind" dort nicht vertragen. Wenn der Land'rat die Lehrer zu einem Kriegervereinsfest kommandieren zu können glaubt, dem sie aus irgendwelchen Gründen fern bleiben wollen, so sagt das genug. So mancher noch nicht übermäßig alte Beamte will im Osten seine Svoren verdienen, um mög lichst bald an anderer Stelle den Lohn für die dem Vaterlands geleisteten Dienste einzuheimsen. Das er zeugt Schroffheiten und Reibungen, die dem Deutschtum nicht zum Vorteil gereichen. Die Schule leidet darunter ganz besonders, denn der Lehrer wird hier in der Regel als der „kleine Mann" angesehen, auf dessen Behand lung es so genau nicht ankommt. So lange man in diesen Dingen sich nicht zu einer andern Praxis entschließt, werden die Millionen an der Warthe und Weichsel umsonst verpulvert. Eine nationale Politik ohne dievolleMitarbeit öerBolks- schule bleibt ohne nachhaltige Erfolge. Das hat auch der Ostmarkenverein verschiedentlich betont. Es würde aber angesichts der in Vorstehendem berührten Tatsachen eine sehr dankenswerte Aufgabe sein, wenn er mit In- anspruchnahme aller seiner Mittel und unter Aufbietung seiner zahlreichen Hlllfskräfte hier die Arbeit und den Kampf in erster Linie aufnähme. Wenn die Ost marken deutsch bleiben sollen, so muß zu allererst die Schule deutsch sein und alles ihr anhaftende konfessionelle und antinationale Beiwerk ihr abaestreist werden. ver Dvkrtanü in Zülimertalrika. Leutweitt» Nachfolger. Die soeben veröffentlichte Nummer der „Alldeutschen Blätter" enthält eine ausführliche Betrachtung über Leutweins Rücktritt und da», wa» nun zu geschehen hat. Der Verfasser sieht die tragische Schuld des Verabschiedeten darin, daß er dem bröckelnden Ge mäuer einer verfehlten Siedelungs- und Eingeborenen politik durch kleine Rtßverkleisterungen und rosen farbene Tünclie denSchein dec Haltbarkeit geben wellte; nun muß er ein Land, für das er immerhin 11 Jahre seines Lebens und seine Kraft eingesetzt hat, in der kritischen Stunde der Gefahr als ein Ueberflüssig- gewordener verlassen, um einem Anderen Platz zu machen. Die Besetzung deS PcstenS mit Herrn von Lindeguist erscheint dem Blatte als die nach jeder Seite hin befriedigendste und glücklichste Lösung: Herr v. Lindeguist ist kein „Neuer" für das Schutzgebiet, sein Name bedeutet nicht, wie bei anderen leider so manche» Mol, ein neue» Ex periment; er ist in Deutsich-Süd-West fast zu Hause, wo er al» Bezirk», und Oberrichter und al» stellvertretender Gouverneur erfolgreich tätig war. Es kann um der gefunden Neuentwickelung der Kolonie willen gar nicht hoch! genug angeschlagen werden, daß hier endlich einmal der Wille und die Absichten der Regierung mit den Wünschen und Er wartungen der deutschen Ansiedlerschaft zu einem harmonischen Akkord zusammenklingen. Wie notwendig ein solcher Schritt war, weiß jeder, der Gelegenheit gehabt hat, in die tiefe Verbitterung dieser für eine SiedslungSkolcmie -och fraglos wich- Kasten Volksschicht einen Einblick -u tun. Herrn v. LindeguistS Berufung hat schon einmal einen ent- schlosseuen und dankbar begrüßten Systemwechsel der Regierung bedeutet, als sie, dem Drängen weiter nationaler Kreise Gehör gebend, den Kapstädter Generalkonsul Fokke, der seinen deutschen Schutz' befohlenen als Universal-Heilmittel für alle Leiden und Gebresten den Eintritt in den alleinseligmack>en- den englischen Staatsverband empfahl, durch von Lindequist ersetzte. Dieser Wechsel trat zu einer Zeit ein, wo in Südafrika die Gegensätze zwischen nieder- und hochdeutsch einerseits und angelsächsisch anderer- seits am tiefsten klafften, wo die Wunden des Buren krieges noch brannten und bluteten, in einer Zeit, wr die Deutschen Südafrikas noch schmerzlich spürten, daß sie mit Kopf und Herz in einem andern Lager standen als die berufenen Führer des deutschen Volkes daheim im alten Lande. Dieser beispiellos schwierigen Lage hat sich v. Lindequist in jeder Hin sicht gewachsen gezeigt. Die Arbeit allerdings, die seiner harrt, ist auch nach der Meinung der „Alldeutschen Blätter" groß und schwer: es gilt ein verwüstetes und zertretenes Land wieder aufzubauen, eine verarmte und verbitterte weiße Ansiedlerschaft wieder mit Vertrauen und Arbeits- frcudigkeit zu erfüllen, einer gährenden, durch falsche Milde und nachgiebige Schwäche früher, durch not- wendige barte Strenge neuerdings gereizten ein- geborenen Bevölkerung den faulen Herrendünkel aus- zutreiben und sie zu fleißigen und fügsamen Arbeits- kräften umzumodeln. Es gilt im Lande neue Hilfs- quellen zu erschließen, den passiven Widerstand der Konzessionsqesellschaften .zu überwinden, in der alten Heimat Liebe und Vertrauen zu diesem verschrieenen Lande und Freude an seiner Besiedelung zu wecken und vor allen Dingen für alle diese Aufgaben die Mit arbeit der Regierung und die materielle Hilfe des Reichstags zu gewinnen. vrr rurrircd-sapanirche Weg. Nschmal» die Lieferungen Neutraler. Die „Sitdd. Reichskorr." läßt sich aus Berlin schreiben: „Ans dem englischen „Law Journal" haben deutsche Blätter eine Nechtsausführung zu der Frage übernommen, in welchem Umfange neutrale Handelsschiffe für Bedürfnisse der Flotten kriegführender Mächte tätig sein dürfen. Es ist daraus zu erleben, daß die Straf bestimmungen der I'orvigu Lnlistmont act von 1870 sich nur gegen die „Verwendung" solcher Schiffe „im Dienste" des Heeres oder der Flotte eines fremden Staates richten. Als solche „Verwendung im Dienste" wurde seinerzeit die Tätigkeit eines brittischen Schleppers angesehen, der ein von den Franzosen gekapertes deutsches Handelsschiff nach einem französischen Hafen führte. Keine Verwendung im Dienst der fremden Flotte ist aber, auch nach englischem Gesetz, die Benutzung neutraler Dampfer zur Verschiffung von Kohlen nach einem fremden Hafen, selbst wenn feststeht, daß die Kohle für den Gebrauch einer kriegführenden Macht bestimmt ist. Tatsächlich hat denn auch die englische Regierung die Beteiligung von Handelsschiffen britischer Flagge an der Kohlenversorgung für das russische Ostsee geschwader nicht verboten, um Dampfer einer ganzen Reihe von neutralen Flaggen werden dadurch, daß sie Kohle nach neutralen Häfen befördern, keineswegs einer Verwendung in den Operationen deS russischen Geschwaders oder überhaupt zu Kriegszwecken unterworfen. Für Japan bringen eng lische Dampfer Cardiff-Kohlen nicht blos nach neutralen Plätzen, sondern unmittelbar bis in japanische Häfen. llebri- gens wird dieses offen betriebene private Kohlengeschäft auch von Japan selbst nicht als Neutralitätsverletzung behandelt, und die noch immer in englischen Blättern auftauchenden Meldungen aus Tokio, Vie Mit japanischer „Revanche" wegen Lieferungen deutscher Firmen für russische Rechnung drohen, sind nicht die Depeschenkosten wert. Es liegt im Interesse aller Länder, nicht zuletzt auch in dem der kriegführenden Teile selbst, daß die Bewegungsfreiheit des neutralen Handel» in KriegSzriten von künstlicher Einschnü rung nach Möglichkeit frei bleibt." Man geht wohl nicht fehl mit der Annahme, daß in diesen Sätzen der Standpunkt de» Auswärtigen Amt» zum Ausdruck komme. Im übrigen kann man über die englischen Klagen um so leichter zur Tagesordnung übergehen, als be kanntermaßen englische Rhederrien sich sehr lebhaft um die Kohlenlirferungen für die russische Flotte bemüht haben. Rusftsche Agenten. Aus Kiel meldet die „Köln. Ztg ": Die Agenten, die für russische Werften Schiff» und Maschinenbauer in Deutschland werben und dir Künenplätze bereisen, sind aus nahmslos für private Betriebe tätig, da die russischen Staats» Werften keine deutschen Handwerker einstellen. Der russische Konsul in Kiel steht dieser Tätigkeit ganz fern. Es wird vor den Abschluß von Verträgen mit den Werbern gewarnt, da der verpflichtete Arbeiter in Rußland manche Ent täuschungen erlebt. Die schweizerlscye mMtcirifche Mission in, japanischen Lager. Nach einem Telegramm der ^Neuen Freien Presse" au» Bern hat der Bundesrat die Dauer der schweizerischen Militärmission im japanischen Lager verlängert, da wichtige Operationen zu erwarten seien, denen die Schweizer Offiziere Gertsch und Bogel noch beizuwobnen wünschen. Gertsch ist bei der Gardedivifion de» General» Kurokr und Vogel bei der Armee de» Generals Oku. Otilsiel nnö der japanisch» parlamentSr. Wie seinerzeit gemeldet, hat General Stössel im August von dem Befehlshaber der japanischen Belagerungsarmee, General Nogi, eine Aufforderung zur Uebergabe erkalten, die er aber entschieden ab lehnte. Ein Brief eine» Leutnant» vom 2b. ostfibirischen Schützenregiment, der vom 2l. Sep tember au» Port Arthur datiert ist uud jetzt im „MoSkowSkij Listok" veröffentlicht wird, schildert diesen Vorgang in sehr drastischer Weise. Ihm sind folgende Sätze zn entnehmen: „Die Japaner waren so dumm, zu glauben, daß Port Arthur kapitulieren werde. Vor einem Monat ungefähr erschien ein japa nischer Parlamentär und forderte unseren Kommandanten auf, die Festung unter ehrenvollen Bedingungen zu übergeben. Wenn Du in diesem Augenblick Stössel gesehen hättest! Er wurde so purpur rot im Gesicht, daß wir sürchteten, er würde vom Schlag gerührt werden, zumal er noch immer recht korpulent ist, obgleich er in letzter Zeit etwas abgenommen hat. Bald erholte sich jedoch der General und schrie mit seiner durchdringenden mächtigen Stimme dem Ja paner zu: „Sagen Sie Ihrem Marschall, daß er zuerst die Ge schichte des russischen Volkes kennen lernen soll, ehe er solche idiotischen Vorschläge macht. Die Russen verstehen nur zu siegen oder zu sterben, nicht aber sich zu ergeben. Ich verzeihe Ihnen diese Dummheit, doch teilen Sieden Ihrigen mit,daß der nächste Japaner, der mit Kapttnlationsvorschlägen unS naht, sofort gehängt werden wird." Der arme Japaner knickte zusammen; er hat offen bar schwere Minuten durchlebt.... Im übrigen sind unsere Ver luste während der fünf Belagerungsmonate nicht groß. An Toten haben wir nicht mehr als 2000 Mann verloren. Verwundete gab eS freilich in großer Zahl, doch sind die meisten bereits genesen und in die Front zurückgekehrt. Dem Tode sehen wir gleichgültig ins Auge, und er betrübt uns nur insofern, als jeder Tote definitiv und unersetzbar aus der Front scheidet." ES fragt sich nur, ob der Brief echt ist. — Nach einem jetzt vorliegenden Bericht des in Port Arthur selbst er scheinenden Blattes „Nowy Krai" hat der Austausch der Mitteilungen (Aufforderung zur Uebergabe und Ablehnung derselben) nur zwischen einigen russischen und ja panischen Stabsoffizieren außerhalb der Festungs werke stattgefunden. Vsn ^ort Arthur. * Wie aus Petersburg telegraphiert wird, meldet General Stössel dem Zaren unter dem 2. November: Alle Sturm angriffe vom 25. Oktober bis 2. November wurden durch den Heldenmut der Truppen abgeschlagen. Der furcht barste Sturm fand am 3o. Oktober statt; aber durch den Bajonettangriff der Reserven und die Tapferkeit ver Schützen wurde der Feind überall zurückgeschlagen. Au diesem Tage unternahmen die Japaner keinen Sturm mehr. Eine große Menge von Leichen der Japaner ist nickt fortgeschafft worden. Am 3l. Oktober fanden zwei Sturmangriffe um 4 Uhr und um 9 Uhr nach mittags statt, doch wurde der Feind beide Male durch unsere Bajonette und Pyroxilinbomben zum Rück- ruge gezwungen. Stöffel nennt ferner eine Anzahl von Offizieren, die sich besonders verdient gemacht haben, darunter die Generale Kondratenko Nikilin nnd Gorba- towski, sowie den Ingenieur Grigorenko. Die Festung und die Forts werden, wie Stösser ferner meldet, unaufhörlich beschossen. Nach Abwehr eines der heftigsten Sturmangriffe, der 9 Tage dauerte, bat sich der Mut der Truppen bedeutend gehoben. Die Tätigkeit de» Aerztepersonal» ist über alles Lob erhaben. Die Verluste der Japaner sind sehr be-- deutend; sie betragen nach chinesischen Schätzungen 7—10 000 Mann. Deutsches Deich. * Leipzig, 20. November. * Zum Thema LncanuS—Henttg. Wir haben schon eine kleine Probe von der Erregung gegeben, die unser Hentig- Artikel in der Presse hervorgerufen hat, besonder» in der Berliner. Es ist seit Alters eine jedem Journalisten bekannte Tatsache, daß ein erklecklicher Teil der in Berlin erscheinenden Blätter es nicht verträgt, daß auch „in der Provinz" Leute wohnen, und alles, was nicht Berlin ist, ist Provinz. Die bei den Besprechungen gegen un« unterlaufenden kleinen Bos heiten rühren uns deshalb auch nur wenig, höchstens daß einmal eine besonders hübsch birvermännisch frisierte Verleumdung rein technische Anerkennung findet. Leider muß gesagt werden, daß nicht viele Blätter solche» Lob verdienen. Viele,,, viele sind noch immer ärgerlich plump. Matt zeigt seinen Zorn doch nicht so offen. Mehr Haltung, meine Herren, mehr Haltung! Geradezu tragikomilch ist aber da» Benehmen der sog. „National-Zeitung". Das Blatt versteht nicht mal, mit Anstand unterzuaehrn. Bon diesem Organ ist in der Oeffentlichkeit daS Schlimmste und Beschämendste gesagt worden; seinetwegen hat Maximilian Harden in die Schrift sprache Wörter emgesührt, die wegen deS mit ihnen verbun denen Ekels sonst nicht für druckfähig gehalten werden — und eS bat sich mit ganz unsubstantiellen Redensarten „verteidigt". Nun gut. Aber daß ein solches Blatt sich noch berauSnimmt, in häßlichster Tugendboldigkeit über andere Blätter üble Nach reden zu führen, zeigt bei allem Elend solch derbe Spuren von Abgebrühtheit, daß der l. Januar als ein Tag der Er lösung von dem Uebel gefeiert zu werden verdient. * Die hochgcstimmte „Norddeutsche Akgrmrine Leitung" unterzieht in ihrem Rückblick aut die letzte Woche die Ab stimmung in der Kanalkommission einer bemerkenswert optimistischen Nachprüfung. Sie zählt die Parieiartikel auf und landet in Seelrnharmoni« im ZentrumSblatt: Auch dir „Germania" resümiert ihren Gesamtetndruck der ersten Abltimmunaen dahin, daß die Kanalkommisston einen großen Erfolg zu verzeichnen habe. Die Aussichten der Kanalvorlagr seien nun mehr so günstig geworden, daß an einem positiven Erfolge kaum noch gezweifelt werden könne. Die Presse der freisinnigen Par teien betont zwar di« schweren Bedenken, welche die Beschlüsse der Kommissionen sür die liberalen Fraktionen hervorgerufen haben, in», besondere bemerkt di« „Frei« Deutsch« Press«", daß dir Aufnabm« drS Schleppmonopolprojekt» in da» Gesetz drr Freisinnigen Volk»- Partei die Zustimmung zu der Vorlage zum mindesten außer- ordentlich erschweren würde, indes ist kaum anzunehmen, daß von dieser von Anfang an kanalfreundlichen Seit« der Borlage eine wirklich ernste Gefahr droben wird. Da anderseits innerhalb der konservativen Parteien die agrarisch« Gegnerschaft in dioser Frag» doch mehr oder weniger in de« Hkrwrgruud gedritugt
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