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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192806022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-06
- Tag1928-06-02
- Monat1928-06
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1928
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r: ----- -imakene» tarnen? Ich würbe ihnen nur Verlegenhetre» bereuen uno — fie wünschen eS jetzt wohl auch gar Richt mehr." »Aber dann .. ." »Morgen, Ferdinand. Laß mir Zeit bi- morgen. Heute bi» ich wtrNich nicht mehr fähig, einen Entschluß zu fassen, «der, wte e» auch kommen mag, ich danke dir von ganzem Herzen k Deine Treue tut mir so wohl." Sie schlug plötzlich die Lände vor» Gesicht und brach tn Träne» aus. »Einen Menschen wenigstens habe ich doch noch, der an mir hängt!" schluchzte sie. Ferdinand, den dieser aus tiesstem Herzen sich empor ringende AuSrus erschütterte, wollte sie trösten, aber sie winkte ihm heftig ab: „Geh jetzt — laß mich allein i-^> und nochmals — Dank!" 22. Kapiteh Bleiern langsam schlichen die Stunden hin. Ferst- nand war ausgegangen, da» Mädchen gleichfalls. Fra« GerSdorfer halte ihr am Morgen gekündigt, da ,ie fortan keine Magd mehr zu halten gedachte. Die paar Zimmer nnd das bißchen stocheret würde sie wohl allein be sorgen können, solange sie noch in Schlohstädt blieb. ES würde ja nur eine Wohltat sein, etwas zu tun zu hab?». Zum Umzug dann — wenn man sie nicht etwa -«letzt noch gar in Hakt nahm — konnte man irgend eine Arbeitskraft für da» Gröbste annehmen. Freilich, wenn sie am Ende Ferdinands Antrag doch annahm, wäre es besser gewesen, das Mädchen zu be halten; denn es war fleißig, willig und bereis gut unterwiesen. Aber lollte — konnte sie es annehmen? Durfte fie Ferdinand» Leben mit der Sorge um eine alte Frau, die ihn eigentlich gar nicht» anging, belasten? Frau GerSdorfer saß an ihrem Schreibtisch, den stopß 1» die Hano gestützt und sann darüber nach. Und ob wohl sie osa Gedanken gewaltsam verscheuchen wollte, kam er doch immer wieder: warum er und nicht-Ann. chen? D»e war doch ihr leibliches Lind und die Tochter sollte der Mutter doch am nächsten flehen? Freilich ... Ja, die Ernte ihrer Lebenssaat war bitter! Ni« hätte fie für möglich gehalten, daß Einsamkeit etwa« so Schreckliches sein könne. In der jagenden Hetze ihre» arbeitsreichen Leben», wo fie vom Morgen bi» zum Abend, nie allein gewesen war und immer viele Menschen um sich gehabt hatte, hatte sie sich ost nach Ruhe und Ein samkeit gesehnt. Run aber, wo sie sie hatte ... Und da» war da» Lockendste an Ferdinand» Vor schlag: einen Menschen um sich zu haben! Einen wenig- peuS, für den sie sorgen durste! Die trägc Nachmittagsstille beS leeren Hauses legte sich mehr und mehr wie ein Alp auf ihre Brust. Aust der Straße war «S, wie meist um diese Zeit, ziemlich« belebt. Spielende Linder jauchzten und schrien. Jrgend-s wo spielte ein Leierkasten. j Frau GerSdorfer kam sich von dem Leben da draußen suSgeschlosseu vor wte auf einer wüsten Insel. Sie atmet« erleichtert auf, al» eS draußen klingelte. Gottlob, Ferdi-! »and kam »ach HauS — sie war nicht mehr allein! ' Rasch schob sw die Sicherheitskette zurück, um im Nächsten Augenblick mit einem leisen Schrei zurückzusahren. vor ihr stand ihr Sohn Gustav! Sekundenlang starrten sie einander stumm an, zu sewegt, um Wort« zu finden. .^Mutter ... meine Mutter!" murmelte er dann, trschüttert durch ihr weißes Haar und den gramvolles Ausdruck ihre, so schmal gewordenen Gesichts mit den, Eingesunkenen Schläfen und Sen tiefliegenden Augen. ' Sie aber warf sich plötzlich mit einem Aufschrei auj jeine Brust. . »O du ... Lu kommst zu mir? Wußtest du denn^ laß ich mich heimlich krank sehnte nach dir?" , »Nein, Mutter. Aber Beba wußte es wohl, denn p« sagte: „Du warst immer ihr Liebling, du gehörst setzt zu chrß* So kam ich her. ' Stunden waren vergangen. Immer »och saßen Mutten Und Sohn Hand In Hemd iu> Frau GerSdorferS Zimmert »nd «st«, könnt» uubt mild» werde». »mv-Srey., Ievä Kleinigkeit auS GustlS Leben interessierte sie, immer wollt» sie noch mehr hören von ihm, von Beba und dein Kleinen^ Nebenan im Wohnzimmer ging Ferdinand geschäftig hin und her, holte dies und jenes herbei, um dem Abends tisch, den er selbst gedeckt hatte, ein festliches Gepräge zu geben. Zwischendurch lief er auch wieder in Vie Küche >hinaus, um oem Mädchen, das nicht sehr sorgsam ins Lochen war, einzuschärfen, doch ja alles recht schmal haft zuzubereiten, die jungen Hühner recht knusprig, bei den Erbsen den Zucker nicht zu vergessen, den gemischten Salat nicht zu sauer ... „Sie wissen ja, Herr Gustl ist besonders heikel! Und Frau GerSoorser hat all die Zeit her kaum etwas zu sich genommen, aber heute wird sie sicherlich Wiede« ordentlich essen. Trachten Sie also Ehre einzulegen l" Zweimal lies Ferdinand auch selbst hinüber in den 'Heschlschen Laven. ES war ihm eingefallen, daß Gustl Mm Braten gern Rotwein trank und nach der Mahlzeit ein Gläschen seine» Likör. Beides führten Heschls zum Glück. Auch hatte er heute im Schaufenster dort herrliche Birnen und Pfirsich« gesehen, die würden Frau Gers-- dorfer sicher schmecken. MS er oaS zweitemal von Heschls zurückkehrte, wäre er im HauStor beinahe mit einer schlanken, schwarz- aelleioeten jungen Tame zusammengerannt» die sich eben der Treppe zuwandte. ' „Annchen!" schrie er freudig überrascht auf. l „Ferdinand! Wie gut, daß ich dich zuerst treffe!" sagt« sie hastig. „Ich habe solche Angst, Mutter gegenüber- -zutreten. Was muß sie von mir denken! Und du auch! 'Aber ich wußte ja von nichts! Troll wollte mir die Aus. regung ersparen, da er meinte, Helsen könnten wir Mutt.r ohnehin nichts. Er selbst konnte nicht kommen. Tu de- greifst — er ist Richter, und da das Gericht mit der Sache beschäftigt ist .. . nicht wahr, du verstehst aas, Ferdinand? Daß er Rücksicht nehmen muß .. . uud vast eS nicht Lieblosigkeit war." „Gewiß, Annchen, gewiß! Aber wie kommst du denn nun einmal hierher?" „Gestern abend sand ich zufällig deinen Brief an Erich. Da mußte er mrr Wohl die Wahrheit sagen. Und natür lich ließ es mich dann nicht länger daheim. Erich begriff das auch. Gleich mit dem ersten Zug heute morgen reiste ich ab. Ach, Ferdinand, es ist so schrecklich! Ti ganze Fahrt tonnte ich nichts anderes denken, als daß man Mutter etwas so Schändliches zutraut und oag o«e Aermste dies alles bis jetzt so allein hat tragen muffen!" „Ja, es war wohl hart für sie und du wirst fie sehr verändert finden, Annchen. Aeußerlich und... innerlich! Aber ich glaube, seit heute nachmittag ist alles gut. Gustl ist nämlich dal" , ,^OH, wirklich... Gustl? Und Mutter zürnt ihm nicht mehr?" f ,Lfm Gegenteil. Sie strahlt vor Glückseligkeit!" : Annchen atmete tief auf. „Gottlob, das es so ist! Nun laß uns aber gleich zu ihr gehen." i Oben hatte Gustav eben der Mutter zum dritten Mal« haargenau berichten müssen, wie er von dem Brand er fahren hatte uno was danach zwischen ihm und Beba ge sprochen worden war. , „Ich kann es kaum begreifen", sagte sie nun, da er -schwieg. „Sie muß eine seltene Frau jein, daß sie mir nicht zürnt und dir sogar zuredete, zu mir zu jayren!" ! „Das ist sie, Mutter k Beschreiben kann ich sie dir nicht deutlicher, «IS ich schon tat. Du mußt selber zu uns kommen und sie kennenlernenl Ja? Willst du?" i „Gern. Ich muß sie ja auch abbitten, daß ich sie bis- her so arg verkannte. Das läßt mir nun keine Ruhe. Sieh, ich habe manchen Menschen im Leben unrecht getan i— nicht wissentlich, aber weil lch es schroff ablehnte, sie näher kennenzulernen. Niemand aber tat ich so schweres Unrecht wie deiner Beba. Das drückt mich jetzt und ich möchte es gutmachen l" > „Dann komme nur bald, Mutter, und bleibe ganz bet unS! Ich'weiß, Beba wäre glücklich darüber und sie könnte so viel von ok lernen!" - ,Äa, für etne Zeit komme Ich bestimmt. Aber dann will ich auch zu Annchen nnd Otto... da» heißt," fügte Sie mit rllötzllck» verEertem Antttd lcheu binLU. -wen^ Unglaublich: und den nahm Heschl al» Lehrfungrq, I zu sich?" i I -Lerr Heschl ahnte nichts von der Vergangenheit de» .schein Ruck — der eigentlich Weigl heißt — kam mA gefälschten Papieren zu ihm und brachte außerdem schrifü sich« Empfehlungen von angesehenen Persönlichkeiten Mißt Wahrscheinlich hat er alles irgendwo gestohlen." „Und wie kamen Sie darauf, baß er den Holzplatz anzündete, Herr Untersuchungsrichter?" ,Hhr'Faktotum, Herr Ferdinand Büttner, brachte nnch darauf. AIS lch ihn kürzlich wieder vorlud und eindring lich nach allen Personen fragte, auf die er selbst etwa Beo bacht hege, nannte er unter anderen Namen auch Ignaz ^Nuck. Ich ließ den Burschen daraufhin unauffällig beob achten, und stellte zunächst fest, daß er am Abend vor den» Brand nicht daheim gewesen war. Auch das halb ge schmolzene Petroleumkännchen verstärkte den Verdacht gegen ahn. Er bediente sich eines solchen im Magazin, wenn e» die Blechkannen der Kunden aus dem Faß füllte. Seit -jenem Abend fehlte dieses Kännchen tn Herrn Heschls Ge schäft. Gestern erwischte Frau Heschl den Ruck dein» «Stehlen und verständigte, da sie schon längere Zeit Kassen abgänge bemerkte, die Polizei. So bekam ich ihn in di» Hand, und eS gelang mir schon im ersten Verhör, ihn zum Geständnis zu bringen, was mich um Ihretwillen besonders freut, Frau GerSdorfer I Jeder Verdacht ist da durch in glänzender Weise von Ihnen genommen!" Ms Frau GerSdorfer mit ihren Kindern heimkam, -fanden Sie ein Telegramm Frau Kathinkas an ihren «Gatten vor. Gustav öffnete es und las erstaunt: „Fahre du sofort Schloß Kellbichl. Borstellen behufs Stellung." , Verständnislos starrten er, Otto und Frau GerSdorfer einander an. Rur Annchen schien gar nicht ernannt. 'Freudig Katschte sie tn die Hände. „Hurra, *eute ist ein -Glückstag l" Dann fiel sie dem Bruder um den Hals. „Wir gratulieren ergebens!, Herr Inspektor! Und da» sage ich dir gleich, Gustl, an jedem schönen Sonntag kommen wir euch besuchen, Erich und ich! Tenn es ist zu -schön auf Kellbichl. Und wohnen werdet ihr — einfach s großartig — Schloß, Park, Dienerschaft, alles tast zü ^alleiniger Verfügung. Denn der Besitzer kommt ja nur ein paar Tage hin. So ist der jeweilige Inspektor, der das -Gestüt zu leiten und den Rennstall zu überwachen Hot, eigentlich Herr au; Kellbichl. Erich und ich machten ein- 'mal einen Ausflug hin, um alles zu besehen. Wir waren -ganz entzückt." „Willst du mir nicht endlich gefälligst sagen, wa? ich jmit Kellbichl — ich habe den Namen ja im Leben nie ge-, -hört — eigentlich zu tun habe, Annchen? Tein Mäulchen § schnurrt wie ein Spinnrad, aber ich verstehe ,a kein Wort von alledem, was du sprichst!" unterbrach sie Gustav end lich ungeduldig. „Ja, so — natürlich! Tu weißt ja noch nichts. Tenn wahrscheinlich liegt der Brief, der alles erklärt, bei dir chaheim, und Kathinka, die ihn las, telegraphierte dir «einfach, was ou zu tun hast. Also, paß auf, großer «Bruder: Wenn du es nicht gerade daraus anlegst, eine» Brecht ungünstigen Eindruck zu machen, so bist du aller Wahrscheinlichkeit nach von morgen an Inspektor aus Kell- Pichl mit zehntausend Mark Gehalt, freier Wohnung tm «Schloß, Beheizung und Beleuchtung und dem Recht, auS «der großen Oekonomie an Naturalien zu beziehen, waS du benötigst." ! „Ich?'" Gustav fuhr sich über die Stirn. „Tu träumst wohl, Annchen! Wie käme ich dazu? Ich kenne doch de« Besitzer von Kellbichl gar nicht." „Oh, den Namen Brickentorff wirst du als Mann der Welt doch kennen? Er läßt doch bei jedem Rennen Pferde laufen." „Brickencorsf? Ja — natürlich! Und dem gehört Kell- Pichl? ES hieß doch Immer, sein Stall befinde sich In Sauseng." „Sauseng gehört zu Kellbichl und siegt nur eine Viertelstunde vom Schloß entfernt. Und Brickentorff IP irgendwie verwandt mit Herringens. Und als ich vor ein Paar Monaten an Frau von Herringen schrieb, bat Ich si^ doch tn ihrem Bekanntenkreis Umschau zu hatten, ob sich -Ui» nicht irgendwo eine deinen Fähigkeiten und deitM I^aenbeit angemeljen« Ktelluna sände." . ßle mich erst sortlassen von hier lullO der Flecken von! meinem Namen getilgt ist. Es kann ja auch ander» kom-! Men. So, daß sie den Brandstifter nicht entdecken und...§ Mich emsperren sür eines anderen Schuld!" „Das wollen wir gar nicht denken, Mutter!* „Doch, ich muß immer daran denken. Nur du machtest mich jetzt für eine Weile darauf vergessen." In diesem Augenblick tat sich die Tür leise aas und flnnchen trat ein. Am andern Morgen, als alle friedlich und glücklich am Frühstückstisch saßen, erschien plötzlich Otto. „Ich hielt es einfach nicht länger auS, Mutter", sagte er, bekümmert. „Keine Nacht konnte ich schlafen vor Unruh« um dich. Da setzte ich mich endlich kurz entschlossen ans die Bahn und fuhr nach Schlohstädt. Ich mußte wissen' wie es dir geht!" „Mein guter Junge!" murmelte Frau GerSdorfer ge rührt. „Ich dachte, ihr hättet mich vergessen, und mm seid thr alle dal" ' Mitten in die WiedersehenSfreude hinein platzte da» Mädchen mlt einer Vorladung zum Untersuchungsrichter- sür neun Uhr. > Frau GerSdorfer erblaßte. „Ich sagte doch schon alles, waS lch weiß", stammelte- -sie verstört. „WaS kann er denn noch wollen von mir? And gerade jetzt — wo lch so glücklich bin tn eurer Mittel"! „Wir gehen mit dir, Mutter!" riefen alle drei zugleich.' Aber als sie bann im Gerichtsgebäude erschiene»,! -wurde ihnen höflich bedeutet, daß nur Frau GerSdorfer- allein eintreten dürfe und die anderen Herrschaften sie unten erwarten müßten. Dr. Straßttl schien heute in besonder» guter Laune. Was er bisher noch nie getan hatte, tat er jetzt, al- Fra« Eersdorfer bleich und unruhig sein Büro betrat: Er stand auf, ging ihr entgegen, schüttelte ihr die Hand und bot thr einen Stuhl an. „Liebe Frau GerSdorfer, ich hoffe, eS ist heute da letztemal, daß ich Sie bemühen muß. Mer einerseits -habe ich einige Fragen an Sie als Zeugin zu richten, an-! dererseits konnte ich mir das Vergnügen nicht versagens ,Jlmen persönlich mitzuteilen, daß der Bursche gesundes äst, der Ihren Holzplatz in Brano steckte." „O — wirklich?" Frau GerSdorfer war aufgesprungen- «vor Ueberraschung. Ihr Gesicht strahlte. „Wer ist es?", ' „Ignaz Ruck, der Lehrjunge Im Heschlschen Geschäft! — ein recht alter Lehrjunge übrigens; denn er zählt bereits <18 Ial-re." „Ter also! Ter ist es! Wer Hütte daS gedacht?" j „Tie hegten keinen Verdacht auf ihn?" „Nein, weder auf ihn noch auf sonst jemand. DaS- sagte ich Ihnen ja gleich, Herr Doktor. Wie hätte ich auch- «ohnen können, oaß dieser Bursche wegen ein paar Ohr-! feige« zum Brandstifter wurde!" „Aha, die Ohrfeigen! Daher eben möchte ich ein paar Fragen an Sie richten. Sie hatten also Streit mit dem Burschen?" „Streit? Ich? Mit einem Lehrjungen?" Frau GerS dorfer richtete sich straff auf. Etwas von dem alten Stolz blickte wieder aus ihren Augen. „Nein, Herr Untersuchungs richter, so wett hätte ich mich nicht herabgelassen. Der Junge versuchte eine- Tages verstohlen, aus purer BoS^ heil, unsere Rolladen mit roter Oelfarbe zu beschmieren. .Das geschah abendS tn der Dämmerung, bald nach Ge- schäftsschlutz. Ich befand mich allein noch tm Kontor, wo ich Rechnungen durchsah, und bemerkte es daher durch» Fenster. Rasch eilte ich durch die rückwärtige Tür hinan-, erwischte Ruck noch glücklicherweise bei den Ohren und versetzte ihm ein paar schallende Ohrfeigen. „So, nun kannst du gehen und auf deine» Lorbeer» ausruhen", sagte ich und das war alles, was überhaupt dabei ge- sprachen wurde. Schweigend trollte er sich. Ich aber dachte weiter nicht mehr an die Sache." „Er stieß keine Drohungen gegen Sie aus?" „Keinen Laut." — „Dann hat er auSnahmslveise einmal die Wahrheit ge sprochen- Er ist nämlich ein äußerst verlogener, heim- türkischer Bursche, der bereits 'n Berlin znicimal wegen Diebstahl- und boshafter Beschädigung fremden Eigentum» por dem Jugendgericht stand."
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