148 Anhang. stände missfällt. Wie kann es anders seyn? Ein junger Mensch hat bey seinem Eintritte in den Dienst nichts als Freyheitsgedanken; die Unterwürftigkeit will sich mit denen- selben nicht zusammen reimen, und folglich muss es ihm noch schwerer in den Kopf gehen, da unrecht zu behalten selbst wo er recht hat. Wenn man aber betrachtet, dass kein Stand ohne Gehorsam bestehen kann, in dem unsrigen aber alles darauf ankommt, so wird man andres Sinnes werden. Gewisslich muss unter den Soldaten die geschwindeste und kürzeste Gerechtigkeit beobachtet werden, wenn sie aber der Niedere gegen einen Höhern sucht, so ist selbige vor ihm einfach, und gegen ihn zehnfach. Die Staatsklugheit erfordert solches, und die Folgen, die aus dem Gegentheil entstehen würden, lassen es nicht anders zu. Doch bin ich nicht der Meynung, dass ein Oberer das Ansehen, so er über seine Untergebene hat, missbrauchen, und es ihnen auf eine sklavische Art fühlen lassen soll; vielmehr wollte ich, dass man im Dienst auf eine ernsthafte, äusser demselben aber auf eine leutselige Art mit ihnen umgienge. Man beschimpfet sich ja selbst, wenn man Leuten, mit denen man einen täglichen Umgang haben muss, auf eine grobe, niederträchtige oder gar schimpfliche Art begegnet. Unsre Untergebene sind Menschen, warum wollen wir sie der Freyheit des grössten Vorzugs der Menschlichkeit berauben? Geschieht es aber nicht, wenn sogar beym Tische, beym Spiele, in Gesellschaft, das Wort Subordination er schallen muss. Ein vernünftiger Mensch wird ohnedem alle zeit die seinen Obern schuldige Hochachtung vor Augen haben, von einem unvernünftigen ist die Rede nicht, ist er wohl ein Mensch! Was vor Nutzen könnte mancher Officier von dem Umgänge mit seinem Obristen schöpfen 1 ), wenn er nicht durch den Zwang der Subordination abgehalten würde! Wie mancher General könnte geschickte Leute bilden, wenn er sich bis zu seinen Untergebenen herablassen wollte! Nur der Umgang *) Man wird in diesem Fall zu unterscheiden wissen, denn es giebt allerley Obristen in der Welt.