„Les Comtes de Bolza 1 ) et de Marcolini se trouvant ä la tete des finances et disposant ä leur gre des caisses, je crois qu’on peut, sans faire fort ä l’Electeur, les considerer comme etant plus maitres en Saxe que ce prince meine“, so war in der Tat Marcolini’s Einwirkung auf den jungen Fürsten sehr be deutend. Er war es, der die durch ängstliche Verzärtelung ge schwächte Gesundheit des Kurfürsten allmählich stählte, in dem er die Neigung für Jagd und körperliche Übungen und jedenfalls auch für das Soldatenleben in ihm erweckte. Gerade da dem Kurfürsten die Energie des Prinzen Xaver fehlte, war es gut, dafs er in Marcolini einen Freund und Berater besafs, der ihn anzufeuern verstand. Es ergibt sich aus der Veran lagung Friedrich Augusts von selbst, dafs ihm die persönliche Vorliebe für das Militär fehlte. Wenn der anonyme preufsische Verfasser der „Briefe über Sachsen“ 2 ) behauptet, dafs der Kurfürst ein grofser Freund des Militärs ist, so haben wir da nur einen oberflächlichen Beobachter vor uns, dessen Ur teil hier nicht in Betracht kommen kann. Der Kurfürst war sich nun aber als echter Landesvater vollständig darüber klar, dafs es die damalige Stellung Sachsens verlangte, ein schlagfertiges Heer zu besitzen. Das Wohl seines Volkes forderte es, dafs er nach dem alten Grundsatz handelte: Si vis pacem, para bellum. Dabei suchte er natürlich mit mög lichst geringer Belästigung für seine Untertanen ein brauch bares, geübtes Heer seinem Lande zu erhalten. Jedoch kann man ihm den Vorwurf nicht ersparen, dafs er teilweise Rück sichten nahm, die es im militärischen Leben nicht geben darf. Wir vermissen bei seinen militärischen Mafsnahmen das plan volle Vorgehen des Administrators und finden dafür mehr ein Sichtreibenlassen von den Verhältnissen und Mitteln, die sich gerade darboten. Das steht aber fest, dafs er sich um das Heerwesen genau so kümmerte wie um die anderen Re gierungsgeschäfte, und wenn er auch seiner Meinung nach tüchtigen Männern in ihrem Wirkungskreis eine gewisse Frei heit liefs, so behielt er sich doch stets die letzte Entscheidung vor, und zwar nicht, ohne die Sachverständigen gehört, und ') Es ist dies der aus der Brühlschen Zeit bekannte Graf Joseph Bolza, der noch immer in finanziellen Angelegenheiten zuRate gezogen wurde. 2 ) Briefe über Sachsen von einem Reisenden. Berlin 1786, p. 28.