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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192806281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-06
- Tag1928-06-28
- Monat1928-06
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1928
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»Hier lese ich alle Tage rauchend die Zeitung," bemerkte »ih »nur Gesellschaft geht mir ab; eS ist zuweilen drückend, l« «ine» so großen Hause, wie das meine, ganz allein zu sein. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich nach einem gleichgestimmten Gemüt sehne. Wenn ich nur mefire Mutter und eine fröhliche Geschwisterschar hier hohen könnte." > nur Ber- nicht für Sie bewegte die Lippen, als wolle sie sprechen, zartes stieg ihr in die Wangen, doch nur, um im nächsten Moment die Marmorblässe ihrer Züge noch mehr her- vorzuheben. Wenn er ihr dies nur vor Wochen gesagt habe« würbe. Sie erhob sich und ging langsam vorwärts, er folgte Ihr. „Sehen Sie jene kleine Weiße Pforte?" sprach er, „sie führt 1« den Wald und zum schwarzen Pfuhl, über den in der Gegend so viele eigenartige Sagen in Umlauf ge- setzt worden sind. Möchten Sie ihn sehen?" »Ja» gerne." ' »nd sie schritten zusammen durch den Wald bis zu be» Wasser, da» von mächtigen Bäumen beschattet, regimgSloS vor ihnen lag. ' ! ^Venn man einen Stein hineinwirft, ist'S al» ob er lautlos verschwinde," erzählte Sir Karl; „oh, diese Stelle hier macht mich stet» melancholisch, lassen Sie un» wettergehen, Fräulein Eliefden. Ich muß hier Aende- rmigen vornehmen lassen", sprach er nach einer Weile. „ES Ist hier in der Nähe ein Kohlenschacht, der lange schon nicht gebraucht wurde, so zwar, Laß man, wenn M« nicht genau weiß, wo er sich befindet, den Eingang kaum mehr entdecken würde; einntal hat e» aber eine grauenvolle Explosion gegeben, und seither hat man den Kode« nie für ganz sicher gehalten; e» befinden sich große Vertiefungen in demselben, Höhlen, in denen man bei eine» Fehltritt den entsetzlichsten Tod finden müßte. Einige sind bereit» ««»gefüllt worden, andere find noch immer vorhanden und äußerst gefahrvoll; Gra» wuchert am Rande d« Grnbeiu sehr leicht kann man in die Tiefe staken, ohne die Gefahr zu beachten. Drüben auf der anderen Sette de» Pfuhl» befindet sich die Stelle, an der einst dw Einfahrt in den Schacht gewesen ist. Sobald ich i«Md Zeit habe, muß ich hier Aenderungen und sHtttunge» vornehmen lassen; werden Sie die» nicht .... Me wesentliche Verbesserung halten?" ! »Jo» doch lasse« Sie un» fortgehen von Liefer Stelle, fia »acht mich melancholisch!" Schweigend schritten sie tiefer in den Wald hinein, bi» Sir Emel endlich auf einer lieblichen Stell« halt «nachts von. der au» man eine reizende Fernsicht hatte. Da «faßte ihn mit einem Male so heiße Leidenschaft, daß er sich ««fähig fühlte, sich zu beherrschen. „Der seligste Traum meine» Leben» ist zur Wahr heit geworben, wenn ich Sie vor meinem Ltebltngsplatze stehen sehe!" rief er. Sie erbebte. Jetzt durste sie ja solchen Worten nicht' mehr lauschen, aber wenn er sie vor Wochen gesprochen bätie. wie «an» ander» würde kick ibr Leben aekaltet haben! Mit" dem Ausdruck heißen verlangen», mühsam beherrschte« Wehs blickte sie hinaus inS Weite. „Oh, eilen Sie nicht von mir," bat er, den Ausdruck ihrer Züge mißdeutend. „Ich will nicht» sagen, wa» Sie betrüben könnte; wir werden nach aller menschlichen Vor aussicht nie mehr zusammen hier stehen! Rauben Sie mir nicht diese letzten Augenblicke des Glücke»!" ES überkam sie mit einem Male eine grenzenlose Angst; was wollte er damit sagen, daß sie nie mehr zu sammen sein würden; die Furcht trug über die Klugheit den Sieg davon; sie blieb stehen und blickte ihn unver wandt an. „Was wollen Sie damit sagen, Sir Karl; wir wer den ja Nachbarn, weshalb behaupten Sie, daß wir nie mehr hier zusammen sein werden?" vielleicht ist es besser, wenn ich offen spreche; wollen Sie mir'» gestatten?" Schweigend neigte sie da» Haupt. „Der Grund, der mich veranlaßt, zu behaupten, baß wir Un» wahrscheinlich nicht mehr begegnen werden, ist der, daß ich ScarSdale verlasse und die Zett meiner Rückkehr unbestimmt ist; vielleicht kehre ich ntmmer wieder." Da» Mädchen erbleichte, aber kein Wort kam über seine Lippen. ,Ach vermöchte nicht hier zu bleiben," fuhr Sir Karl fort, „und alle» zu vernehmen, wa» tch eben doch vev- nehmen müßte. Lassen Sie mich» aussprechen, weshalb ich tn die Fremde ziehe. Ich will Sie nicht betrüben, aber e» wird mir wesentlich da» Herz erleichtern. Seien Sie stet» dessen eingedenk, Bianca, daß, indem tch mein Be kenntnis in Ihre Hände ntederlege, ich nicht auf eine Ant wort zähle; ich will aber nicht einen einzigen der Gedanken Ihnen rauben, die einem anderen gehören. Ich gehe fort tn die weite Ferne, weil — weil ich Sie liebel Nicht mit der leisesten Hoffnung auf ein« Erwiderung meiner Ge fühle sage ich Ihnen dies, nicht der Gedanke, et» Wort, einen Blick der Liebe Ihnen abzuringen, laß ich Sie diesen Einblick in meine Seele tun. Glauben Sie mir?" ^tun denn, so gestatten Sie mir, Ihne« zu wieder holen, daß ich Sie heiß, glühend, grenzenlos liebe; ich wurde mir dieses Empfindens in feiner ganzen Allgewalt erst in der Stunde bewußt, in der ich vernahm, daß Sie sich dem Grasen RiSworth verlobt haben. Zu spät erkannte tch, daß. Sie zu verlieren, mein ganze» Dasein zerstört, mein Leben allen Reizen entkleidet^ Sie wollten sprechen", fragte er, denn er hatte ihren forschenden Blick richtig verstanden. ,Ja. Wenn e» wahr ist, was Sie mir sagen, so frage ich nicht, wie konnten Sie an jenem Abend in Beaulieu die rote, anstatt der weißen Rose wählen? Ich glaubte damals, Sie hätten aus freien Stücken gewählt zwischen mir und Lola." * .Hat irgend etwa» in meinem Wesen Sie zu der An nahme berechtigt, daß tch jene Ihnen vorztehtz?"' >en ,Za, und Lola hat Ihr Benehmen ebenso ausgesaßt, tch weiß e»." „Jetzt find Sie überzeugt, wie irrig diese Annahm« war. Nicht so? Aber ach, es ist zu spät, da» Uebel wieder gut zu machen." ,Ja — zu spät"', wiederholte sie tonlo». „Ich bin nicht der erste Mann, dessen LebenSglück an einem Zufall gescheitert ist. Wäre tch nicht so unbedacht gewesen, alle» hätte sich anders gestalten können. Ich danke Gott, daß ich allein leide und Ihnen jeder Schmerz erspart tst." Er blickte sie sest an, während er sprach, doch kein Zeichen der Aufregung verriet den Sturm auf- und nieder- wogender Empfindungen, der tn ihrem Innern tobte. ,Jch bin froh, daß e» mir vergönnt war. Ihnen mein Empfwden offen zu bekennen; glauben Sie, daß tch recht tue. Indem ich abreise?" „Ja, «» tst da» einzige, wa» sich tun läßt." ,Jch danke Ihne«, daß Sie mich angehörig daß Sie heute hier verweilten .Di« Erinnerung, Sie in meinem Heim gesehen zu haben, wird ihm stet» verklärende Weih« geben." Sie blickte ernst und bekümmert zu ihm empor. „versprechen Sie mir» daß Sie nie mebr »u dem schwarzen Pfuhl gehen wollen," bat sie mit seltsam be wegter Stimme. ! ,Ach verspreche e»; Sie lieben die Stelle nicht, damit allein schon hat sie jeden Reiz für mich verloren. Bianca, Sie sind mir nicht böse, daß ich Ihnen die Leidenschaft an vertraut habe, di« mein ganze» LÄen lang nicht von mir weichen wird. Ich hoffe. Sie werden glücklich sein, nie mand wünscht Ihnen die» au» wärmerem, treuerem Herzen al» ich." „Ich bin dessen gewiß und danke Ihnen!" .Haben Sie sonst kein Wort de» Tröste» z« mke zw sprechen, Bianca?" „Ja, ich erkenne in Ihnen einen edlech großherzige« Mann, Gotte» Gegen geleite Sie!" Ihre Stimme bebte, sie wendete sich ab, um die tief» Erregung zu verbergen, die sie kaum mehr zu bemeistern imstande war. „Allbarmherziger Gott, Bianca, Bianca, lieben Sie mich?" Langsam blickte sie empor. „Still, Sir Karl, forsch«! Sie nicht weiter, wa» ich denke oder fühle. Ich bin des Grafen verlobte Braut, Sie bieten mir ein letzte» Lebewohl, lassen Sie un» nicht Worte sprechen, die wir beide später bellagen würden." Er aber vermochte seine Selbstbeherrschung nicht auf- «chtzuerhalten , sFortsetzung folgt.!
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