Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192807054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-07
- Tag1928-07-05
- Monat1928-07
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1928
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MWMli 0« ÜMAll MeMm. Bo« Dr. Hei« » Ullmer. Jnnerhalv des gesamten Mnfikinstrumentenbane» aller Böller findet eine stetige Weiterentwicklung statt. ES ist daher um so auffallender, daß seit geraumer Zett die Geige und di« ihr verwandten Instrumente, wie Bratsche und Violon-Lello, hiervon insofern eine Ausnahme bilden, als der von den Streichinstrumenten im siebzehnten Jahrhundert gewonnene Zentth bisher nicht mehr erreicht werden konnte. Di« Klassische Epoche", der Höhepunkt im Geigenbau, liegt wett zurück, die Arbeiten der Amatt, Stradivari, Guanert und weniger mehr sind doch stets Vorbilder ge blieben. Die erhöhte Nachfrage nach Streichinstrumenten, die »nm TeU auch durch die Tatsache bedingt wurde, daß für viel« Instrumente auS der klassischen Periode di« günstigste Altersgrenze bereits überschritten ist, hatte daher eine ge- wattig erhöhte Produktion zur Folge; so wurde der Geigen- bau zu de«, was er heute vorwiegend ist, zu einer Industrie. Diese brachte eS mit sich, daß von der wertvolle« Werk- stattraditto« immer mehr verlöre« ging. So sind eS heu tige« Tage- nur ganz vereinzelte Meister, die, wie einst, ein« Geige 1« alle« ihre« Teilen handwerklich in eigener Werkstatt Herstellen. ES gehört eine vielseitige Renaissattce- natar Laz«, «m die Geige, das echte Kind einer universelle« Zeit, schöpferisch nachschasfe« zu können, wozu künstlerischer Sinn, wissenschaftliche Gründlichkeit, die Fähigkeit tntinttiver Einfühlung und vo« gewerblichem Interesse freie Obfektivt- tät ««Ledingt Boraussetzungen sein müssen. Die Erwägung, baß ein t« der Praxis verloren gegangenes Verfahren in der Behandlung des GetgenholzeS von größerer Bedeutung sei, als man vtsher annahm, wurde mehr und mehr bestärkt durch Untersuch»»--« vo» Hölzern gleicher Art von alte« Schränke« und Trnhen. ES zeigte sich, -aß das Hol, alt- italterrischer Geigen eine völlig andere Beschaffenheit auf- wteS, wie Liese, subtilste Untersuchungen enthüllten dann ein ebenso überraschendes wie ausklärendeS Ergebnis. Das Geigenholz stellt sich als bis zu einem gewissen Grad ver- gleichförmigt (homogenisiert) dar. Es scheint mtt einer Flüssigkeit behandelt, die getrocknet, Teile beS Holzes füllt, dies« untereinander verbindet und so dem Holz selbst eine hornartige Struktur verleiht, die ebenso widerstandsfähig wie resonanzreich ist. ; Ein deutscher Gelehrter, Professor Dr. h. e. Fran» Josef Koch, Dresden, war der erste, der bei seine» Studie» die typische Homogenität deS altttalientschen Materials erkannte und bi« Wechselbeziehungen zwischen Homogenität «nd Ton qualität ergründete und nachwies. Er hat eS sich znm Ziel gesetzt, eine Renaissance des klassischen Geigenbau«» aus dentschem Boden zu schaffen, dabei aber jede industriell« Massenproduktion zu vermeiden. Die Instrumente, die auf Grund seiner Studien und seiner außergewöhnlichen Be gabung seine Metsterwerkstatt verlassen, sind auf -er vor jährigen großen Internationalen Musikausstellung in Genf anläßlich eine» Klangwettbewerbs um die besten in den letz ten zehn Jahren gebauten Geigen preisgekrönt worden. Bekannte Künstler von der Bedeutung eine» Berber, Kubeltk, Marteau und andere geschworene Gegner neuer Instrumente haben ihr Vorurteil abgelegt. Sie spielen ebenso wie führende Ouartettveretnigungen die Jnstru- mente auS der Meisterwerkstatt von Professor F. I. Köch in Dresden. Das Geheimnis dies« Geigenrenaissance ist folgendes: Die altttalienischen Meister waren, wie die Romanen überhaupt, hervorragende, formbegabte, schöpferisch« Künst ler, keine klügelnden «inseitige« Verstandesmenschen. ES heißt da» Problem der Geige, da» tu erster Lt«i« et« ak»fti. sches ist, völlig verkenne», wenn man e» znm Beispiel mit tel» mathematischer, völlig ««künstlerischer Konstruktionen zu lösen versucht. Sehr zum Schaden der Sünftlerschaft nut ernster Musikfreunde mehrt sich in der letzte« Zeit auch dik Zahl derjenigen, die vorgeben, durch nachträglich« Abstim mung der Platten ein Instrument tonlich verbessern zu können. Bor solcher Pseudoabstimmung kann nicht drin gend genug gewarnt werben, denn hinter dem wohltönen- den Namen verbirgt sich in vielen Fälle« nur die berüchtigt« AuSschachtelung, der schon im letzten Jahrhundert eine große Anzahl wertvoller Instrumente zum Opfer gefallen sind. Erfahrungsgemäß klingen auSgeschachtelte Instrument« anfänglich bestechend weich, verlieren aber auf Grund zu stark verminderter Stabilität der Platten mit der Zett -en Ton völlig. Wie vereitS gesagt, kommt auch der moderne Geigenbauei von den Klassikern keinesfalls lo». I« näher man sich ihre. Praxi», ihren verschiedenen WerkstattStradtttonen an schließt, desto eher wird das erreicht, wa» vo« thnen einsi erreicht wurde. Leider tst über diese Praxi» wenig bekannt und die Traditionen der alten Meister wäre» lange Zett sc gut wie verschüttet. Die wichtigste« Zeuge» ihrer Kunst sink thre Instrumente, deren genaue Untersuchungen erkennen lassen, baß richtige Auswahl de» Holze», genaue Kopie des Patrons «nd akustisch richtige Dimensionierung allein noch keinen vollen tonlichen Erfolg verbürge«. Wesentlich mit bestimmend für die Erzielung des charakteristisch italienischen Klang-Timbre» ist die Materialbehandlung d«S Holze». Es ist die» eine Erkenntnis, die nicht nur für de« zeitgenössischen Geigenbauer, sondern auch für die Künstler und ernste., Musikfreunde unserer Tage von größter Bedeutung ist. Nachdem man diese Grundgesetze erkannt hat, sind die vor« auSsetzunarn kür di« Geiaen-Renaissanee geschaffen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder