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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192807071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-07
- Tag1928-07-07
- Monat1928-07
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1928
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m a« de I in w io >« Irr Smlreki Li«l. «em »W gnbei MndmkeM >i Mi. Die Quartiere der GS«ser«llste i« »nd det Wie» — Wie die Gänger «och Wie» ««»rächt »erde« — Bäckers»«»«» a»S aller Welt. SBK. Je näher die Tage rücken, an denen in Wien das 10. Deutsche GängerbundeSsest abgehalten wird, desto reger sind die Mitglieder des HauptauSschusseS an der Arbeit, alle Zurüstungen zu dem Riesensest in einer Weise zu treffen, die einen klaglose» Verlaus der ganzen Beran» staltung erwarten läßt. Die Onartierverteilung ist beendet und hat ergeben, daß in Wien selbst so viele Schlasstellen ausgebracht wurden, bah man auf die meisten außerhalb Wiens gelegenen Quar tiere verzichten konnte. In ausgiebiger Weise ist lediglich die Südbahnstrecke benützt, an welcher bis Gumpoldskirchen auf eigenen Wunsch der Schwäbische Sängerbund wohnen wird, weiter Pfaffstätten und Baden, wo Teile der Hannove raner untcrgebracht sind. Ein anderer Teil der Hannove raner hat sich selbständig in Wiener-Ncustadt einquartiert. Sonst wurden Sänger außerhalb Wiens nur an der West- -bahn in Hadersdors-Weidlingau, an der Franz JosefS-vahn bis Greifenstein, an der Nvrdwestbahnstrecke bis Korneu- burg, an der Ostbahn bis Wölkersdorf und an der Nord bahn bis Deutsch-Äagriam untcrgebracht. Alle anderen Nachrichten über Quartiere in weiter gelegenen Ortschaften entbehren jeder Begründung. In Wien und in der bezeichneten Umgebung wurden gegen 60 000 Privatquartiere, rund 6000 Sängerquartiere iin Kasernen, Bundscrzichungsanstalten u. dgl.) und gegen tzOOO Hotelbetten zur Verfügung gestellt, so daß noch für bei läufig 30 000 Teilnehmer Sänqerquartiere in Schulen ein gerichtet werden mußten. Etwa Al NM Sänger haben sich ihre Quartiere bei Wiener Freunden oder Verwandten selbst besorgt. Die Einteilung der rund 120 MO — außer der in Wien tmsässigen Sängerschaft — gemeldeten Sänger in die zur Verfügung stehenden Quartiere wäre an sich keine, das vor gesehene Ausmaß überschreitende Arbeitsleistung gewesen, wenn nicht im Laufe des letzten Monats derart viele Nm- llnderungen durch Abmeldung und Neuanmeldung einge- ireten wären, daß die Mehrarbeiten kaum mehr bewältigt werden konnten. ES mußte daher die Entgegennahme von Anmeldungen weiterer Bürgerquartiere eingestellt werden, obwohl es sicher im Interesse deS Festes gewesen wäre, so wenig als möglich sogenannte Massenquartlere zn verwenden. Es waren aber die technischen Arbeiten zur Umquartierung nicht mehr zu bewältigen. Ter Ausdruck „Massenquartiere" für die Sängerquartierc ist übrigens nicht zutreffend, denn rs werden im allgemeinen nicht mehr als 8, in den äußersten Fällen bis 15 Sängcrgüste in einem Raum schlafen. Auch die mit so vielen Schwierigkeiten verbundene Ber, kehrssrage wurde bereits tadellos gelöst. Tie Einteilung ergibt, daß der Zustrom der Sänger aus allen Richtungen mittels 141 Sonderzügen bewältigt werden wird. Die ersten 3 Sonderzügc treffen bereits am 17. Juli ein. Tiefen folgen am nächsten Tag schon 47 Svnderzuge, wovon 0 am Westbahnhos, 8 am Ostbahnhof, 6 am Nordwest bahnhof, je 5 in Heiligenstadt und Jeblesee, 4 in Unter- Hetzendorf, 3 am Franz-Josef-Bahnhos nsw. einlangen. Der stärkste Tag deS Zustroms ist der 10. Juli, an dem nicht weniger als 74 Sonderzügc die deutschen Säuger zum Fest bringen werden. Tie größte Anzahl solcher Züge weist für diesen Tag ber zu diesem Zweck eigens wiedereröffnete der alte Diener fort; „wenn Mylady mir aber gestatten, die Haushälterin zu wecken, so will ich gern hinunter gehen zum Parktor, am zu se-,eu, ob man den gnädigen Herrn von dort aus erspähen kann; ich denke, es wäre viel besser, die Haushälterin Herbeizurusen, als Myladys französische Zofe." Der alte Mann dachte, baß, wenn etwa ein kleiner Zwist zwischen dem jungen Ehepaar stattgefunden, der diese nächtliche Verspätung seine: Herrn im Gefolge hatte, es klüger wäre, nur ter alten erprobten Dieneren, nicht aber der geschwätzigen, jungen Zofe Einblick zu gewähren, k Und so geschah es denn auch; Fordham, der Haus hofmeister, ging zu dem äußeren Parktor, Bianca aber stand mit Frau Webster am Fenster und spähte mit pochendem Herzen hinaus in die mondhelle Landschaft. Einmal war es Lady Allanmoore, als vernehme sie in der Ferne menschliche Stimmen in lautem Ge, doch es mußte wohl Täuschung gewesen sein, denn man er blickte nichts weit und breit. Als Fordham endlich zurückkehrte, da brachte er erst recht keine Kunde; der Portier hatte seinen Herrn gar nicht den Park verlassen sehen, er wußte nichts von ihm und soweit Fordham auch gesväht, nirgends verriet sich die leiseste Spur des Abwesenden. Lady Allannwre rang in Verzweiflung die Hände. „O Fordham, ich fürchte so sehr, daß ihm irgendein Unheil zugestoßen ist," wehklagte sie. Fordham aber wollte die Möglichkeit einer Gefahr nicht zugeben, er war überzeugt, daß Sir Karl bald heim kehren und über die «nütze Sorge lachen werde, die man sich seinetwegen gemacht. „Nehmen Sie meinen Rat an, Mylady, und quälen Sie sich nicht in so »nnützer Weise, Sir Karl kennt ja jeden Fußbreit des Bodens auf Meilen in der Runde." Alle nervösen Vorahnungen der letzten Wochen waren mit einem Schlage zurückgekehrt, und sie zitterte gleich Espenlaub. „Ich will selbst in den Park hinuntergehen." „Aber nicht allein, Mylady, gestatten Sie, daß ich Sie begleite." Tiefe Stille herrschte; nur in dem Efeugeranke, da» an dem alten Turme sich in mächtigen Stämmen hoch rmporschlängelte, hatte eine Eule ihr Nest gebaut und ließ zuweilen ihr klagendes, unheimliches Gekrächze hin ausschallen in die herrliche Sommernacht. Die dunklen Schatten, der uralten Bäume, die Stimme deS Nacht» Vogels trugen nur dazu bei, Lady Sllanmores nervöse Aufregung zu erhöhen. Sie wagte es nicht, sich weit vom Hause zu entfernen. „Karl, Karl!" so klang ihre glockenhelle Stimme hinaus in die Ferne, doch nur oa» Echo schallte leise und melancholisch zurück, keine liebende Stimme ließ eine freudige Antwort erschallen. „Sir Karl ist nirgends im Park zu sehen, Mylady," wendete der alte Diener endlich zaghaft ein, der seiner jungen Gebieterin i. respektvoller Entfernung folgte. „ES wäre besser, wenn Mylady nach dem Schlosse zurückkehlten, ich werde einige der Diener wecken, sie sollen den Park »ach verschiedenen Richtungen durchstreifen." Bianca atna auk diesen Barlckcka-» «in und Fordham Norbwestbahnhof auf, in dem 1» Züge eintreffe« «erde«. Am Westbahnhos kommen 10, in Hütteldorf-Hacktng 11, in Hetltgenstabt ebenfalls 11 «nd in den verschiedensten Statio nen die übrigen Sonderzüae an. Am SO. Juli findet dann die Einreise der Sängergäste mit de« Ankunft von weiteren 17 Eytrazügen ihren Abschluß. Die zumeist gemeinsam reisenden Sängerbünde werde« mit den Sonberzügen in jene Stationen geführt, die ihren Unterkunftstätten möglichst nahe liegen. Man ersteht daran», doch auch die VerkehrSfrage keine Schwierigkeiten mehr bieten wirb. ES komme« Sänger aller Stände. Bei dem 10. Dentschen GängerbunbeSfest wird auch der Zusammenschluß deutscher Sänger von gleicher Stellung oder Beschäftigungsart zu Vereinen stark in die Erscheinung treten. Go wirb zum Beispiel dteakabemischeSLnger- fchaft gewiß ein farbenprächtige» Bild ergeben. Weiter find die Lehrer, die Polizeibeamten, gleichwie andere An» gestelltenkategorien, aber auch die Gewerbetreibenden, die Schuhmacher, die Tischler nsw. in eigenen Sängergesell- schaften vereinigt. So mag eS gewiß als interessant gelten, bah zu dem Fest nicht weniger als 43 Bäckermeister- Gesangvereine angemcldct sind, darunter eine Reise gesellschaft von 400 Personen, die ans Amerika, und zwar ans Ehikagv, Brooklyn, Newyvrk und Cincinnati, bereits am 10. Juli in Wien eintrifft. Von Deutschland kommen Bäckeroesanovercine ans Berlin, Hamburg, Nürnberg, Karlsruhe, Breslau, Leipzig, Chemnitz, Mainz. Frankfurt am Main, Hannover, Dresden nsw. Der Sängerbund der Bäcker MienS veranstaltet diesen Sängergästen zu Ehren am Samstag, dem 21. Juli, im 2. Kaffeehaus einen eigenen großen BegrüßungSkommcrS, dessen Dnrchführnng ber genannte Bund gemeinsam mit der Wiener Bäckcr- innnng schon seit längerer Zeit in der sorgfältigsten Weise vorbereitet. Mn MW» NN» WM. vdz. Die Weibchen ber gemeinen Stechmücke und der geringelten Stechmücke werben außerordentlich lästig da- durch, baß sie Blut saugen. Die Männchen haben behaarte Fühler, wogegen die Fühler der Weibchen glatt sind. Die Larven und Puppen leben in stehenden Gewässern und entwickeln sich in kurzer Zeit zum Insekt. Zur Bekämp fung der Stechmücke sollte man jetzt stehende Wasser mit Saprol bespritzen, auch Petroleum kann genommen werden. Liegt auf dem Wasser nur eine dünne Oclschicht, so sind in wenigen Minuten alle Larven vernichtet. Ferner über decke man Abwassergruben, Gießwasserbehälter usw., um das Ablegen der Eier zu verhindern. Die Vertreibung der Mücken aus den Wohnungen ist verhältnismüßigleicht. Schon nach mehrfachem Durchlüften sind sie aus dem Zimmer verschwunden, da sie Luftzug nicht vertragen können. Ebenso werden sie durch Erhitzung eines Stück chen Kampfers vertrieben. Auch das Halten einer Rizi nuspflanze im Zimmer vertreibt die Mücken. Im Freien ist es schwieriger, sich die Blutsauger fern zu halten. Mit unter gelingt es mit Tabakrauch. Es werden auch Waschun gen mit stark riechenden Mitteln empfohlen, z. B. einer Mischung von Kölnisch Wasser mit Nelkenöl oder von stark verdünntem Schwefeläther mit Spiritus. Hat der Quälgeist nicht rechtzeitig vertrieben werden können, so beuge man dem lästigen Jucken durch eine starke Seifen einreibung oder durch Betupfen mit Salmiakspiritus vor. Raucher können zu diesem Zweck Zigarren- oder Ziga rettenasche verwenden. Auch Zwicbelsaft oder Arnikatink tur können zur Anwendung kommen. Eine nicht stechende Mücke ist die Schnake. Sie ist wesentlich größer als die Stechmücke und hat einen kurzen Rüssel und sehr lange Beine. Vie vneieniamare wird M di» zu 32 Millimeter lang. Die Wtesenschnake wird durch ihre Larven schädlich Diese leben in der Erde und nähren sich von faulenden Pflanzenstossen. Wenn die Larven der Wtesenschnake in großen Mengen auftreten, so legen sie via Wurzeln des Grales fre», so daß die Pflanze abstirbt. Auch am Getreide richten diese Larven Schaden an. ES gehen ganze Wiesenflächen oder Getretdeschläg« verloren. Der Boden muß umgepflügt und einer geeigneten Be handlung unterzogen werden, wenn er mit diesen Larven durchseucht ist. Die Larve der Kvhlschnake wird den Kohl pflanzen gefährlich. Bücher und Zeitschriften. «ei ber Redaktion etngegange«: Da» sächsische Polizeibeamteugesetz vom 1v. Mär» IVSü Handausgabe mit AusführungSbestimmungen^ den damit znsammenl-ängenden Vorschriften und Erläuterungen; her- ausgeaebcn von Ministerialrat Geh. NegierungSrat Dr. Bartsch und OberregierungSrat von Soeben im Mini- fterium des Innern, Dresden. Umfang ungefähr 0 bi» 7 Bogen 8'. Preis RM. S. Diese Handausgabe deS neuen sächsischen PolizeibeamtengesetzcS bringt das gesamte Mate rial vollständig und zuverlässig und dürfte allen in Frage kommenden Behörden und Beamten unentbehrlich sein, insbesondere auch für die Gemeinden, da sie die neuen Be stimmungen für die Besetzung ber Gemeindepoltzetstellen mit staatlichen Pvlizetbeamten enthalten wird. Eine kurze geschichtliche Einleitung ist dem Werk vorangestellt, ferner enthält es eine tabellarische Uebersicht der Dienstbezüge so wie ein alphabetisches Sachverzeichnis. Dresden, Sächsische Schweiz, Ost-Erzgebirge. Alle« denen, die Dresden, die Sächsische Schweiz oder baS östliche Erzgebirge besuche» wollen, bezw. eine» Sommeraufenthalt in diesen Gegenden suchen, wird empfohlen, sich die Führer „Dresden im Bild" oder den „Ratgeber" bei der Auswahl von Sommerwohnungen und Wanderungen im Gebiete der Sächsischen Schweiz kommen zu lassen. Diese Führer wer ben, solange Vorrat reicht, vom Dresdner Bcrkehrsverci« mit je 50 Pfennig abgegeben. Versand nach auswärts durchs Dr. Spohr, Dresden-A. 1, Räcknitzstraße 3, gegen Worein^ sendung von je 75 Pfennig szns. also 1,50 Mark) in Marken. „Dresden im Bild" enthält etwa 100 Bilder von Dresden und der Dresdner Galerie, ferner einen dreifarbigen Stadtplan. Der „Ratgeber" enthält u. a. etwa 70 Abbil dungen, 23 zweifarbige Wander- bezw. Uebersichtskarten, sowie einen Anhang mit den in Betracht kommende» Eisen bahn-, Dampsschiss- «nd AutobuSfahrplänen. Daheim (64. Jahrgang Nr. 41). Das vorliegende Heft scheint in seiner Zusammenstellung besonders gelungen. Es zeigt in buntem Wechsel bebilderter und »«bebilderter Auf sätze: „Wohltätigkeitseinrichtungen bet der Reichswehr", „Betrachtungen zum Farbe-Ton-Problem" mit Darstel lungsversuchen Jugendlicher, den Werdegang der „Meister spionin des Weltkrieges" Louise de Bettignies, „Die deutsche Hausfrau in Spanien", eine Plauderet „Auto oder vierter Klasse", die dem Auto in keiner Weise den Vorzug gibt, eine Rückerinnerung „Rohköstltches", eine technische Abhandlung über „Neuzeitliche Gelbschränke", einen Rasschlag „Blumen in der Base", für die Eltern „Postkarten als Unterrichts material", für die Hausfrau „Kalte Sommersuppen, die nicht jeder kennt", für die Mütter etwas über „Kinderklei dung", für den Wanderfrohen einen farbig illustrierte« Beitrag über den Frankenjura, für den RStsellusttge» „Preisrätsel", für den Lesehungrigen einen Romautetl «nd eine Novelle. Zu alledem:, bunte Bilder auS Kunst «nd Zeit. Wir glauben, daß dieser Kran» selbst den verwöhn- ten Ansprüchen genügt, die heute an eine Wochenzeitschrift gestellt werden. atmete erleichtert auf, ?.lS er seine Gebieterin wieder in Gesellschaft der treuen Haushälterin im Boudoir wußte. „Ueberreden Sie Mylady, sich niederzulegen," flüsterte er Frau Webster zu. „Sie ermüdet sich und vielleicht kehrt der Herr noch stundenlang nicht zurück. Laßt mich die vornehmen Herren kennen. Wenn jede Dame einen solchen Lärm schlagen wollte, wenn ihr Gemahl bis elf Uhr nicht zurück ist, wo kämen wir hin?" ; Bianca ließ sich endlich dazu bereden, dem Rat der Haushälterin Folge zu leisten: sie legte sich nieder und suchte sich zu beruhigen. > Eine böse, dunkle, grauenvolle Ahnung sagte ihr, daß sie ihn nie Wiedersehen werde. > „Mylady, wenn Sie mir gestatten wollen, zu sprechen," bemerkte die Haushälterin, und auf ein zustimmendes Nicken ihrer Gebieterin fuhr sie fort: ,Mir armen Leute sehen so viel mehr und schärfer als die vornehmen Damen; i kein Leid kann Sir Karl zugestoßen sein; wenn Sie die , Dienerschaft nach ihm aussenden, so kann er unmöglich damit zufrieden sein; die Leute könnten darüber reden, lachen, und das wäre ihm gewiß nicht lieb. Ueberlegen Sie, Mylady, ehe Sie die Diener aussenden." „Ich will versuchen, mich in Geduld zu fassen; glauben Sie aber, daß er jemals wiederkehren werde?" „Natürlich, Mylady, und morgen um diese Zeit haben Sie selbst schon weidli-^ über Ihre unnötige Angst gelacht." Lady Allanmore lauschte schweigend den beruhigen den Worten, die dem Munde der treuen Dienerin ent flossen, bis es endlich zu tagen begann; dgnn aber ließ sich ihre Seelenangst nicht länger bemeistern. „Vier Uhr," sprach sie mit einer Stimme, die den ihr sonst eigenen, melodischen Klang gänzlich eingebüßt hatte; „ich sage Ihnen, er kommt nimmermehr, ich fühle es, sind Sie denn nicht selbst beunruhigt, trotz all Ihrer tröstenden Worte?" Fordham wurde zu der Herrin beschicken, er erhielt den gemessenen Befehl, die Dienerschaft zu wecken und sie den Park nach allen Richtungen hin durchstreifen zu lassen. Schläfrig und erstaunt versammelten sich die Diener in der Vorhalle und vernahmen, was sich zugetragen; sie waren alle anwesend, auch HanS, der den alten Baron nach White Cliff gefahren; Bia .1 entging es-nicht, daß ein Ausdruck des Erstaunens über die Züge des Manne» dahmglitt, als er von der Abwesenheit seines Herrn vernahm. „HanS, wissen Sie, wohin Ihr Herr sich begeben hat," fragte sie ihn. „Nein, Mylady," stammelte der Mann verlegen, aber er wurde rot. Innerlich aber sagte er sich, daß er doch genötigt sein werde, zu bekennen, was er wisse. Man vermochte den Leuten, die ausgehen sollten, um Sir Karl zu suchen, keine bestimmte Weisung zu geben, welche Richtung einzuschlagen wäre; sie verteilten sich somit nach den verschiedensten Seiten. Bianca hatte sich wieder in die inneren Gemächer zurückgezogen, sie wollte allein sein und hoffte nun von Minute zu Minute, durch irgendeinen der zurückkehrenden AuSgesandten beruhigende Kunde zu vernehmen Erschöpft wie sie war, verfiel sie in einen nnruHt- gen Halbschlaf; ihr träumte, daß Karl zurückgekehrt seh daß sie seine Schritte vernehme, daß die Tür ihres Zim mers aufflog, und er mit dem gewohnten liebevolle« Ausdruck von Blick und Wort ihr entgegeneilte. ' Aber ach, eS war alles nur ein Traum, das kenn Antlitz, das sich liebend zu ihr niederbeugte, war nur ei« Traumgebilde, die Gestalt, die sie zu umfangen wähnte, zerstob in nichts. Sie erwachte — und war allein. Eiu trüber, grauer Himmel sah durch die Hellen Fensterschei ben; nichts, selbst nicht das klare Bewußtsein deS Uw 'glückS, das über sie hereingebrochen, war herber Ätz die ses erste Erwachen. „O Karl, Karl," wehklagte sie, „wvbtst keine Antwort erfolgte, keine. — «1 «. Kapitel. War'S Wieververgeltnng? > Einer nach dem anderen kehrte« die DiöA« MÜH ooch keiner brachte irgendwelche Kunde von Sir Kartz niemand hatte ihn gesehen oder auch nur von ihm vew nommen. Als es acht Uhr schlug, trat Lady Allanmor« geisterbleich und verstört in die Vorhalle; mit Schrecke^ Teilnahme und Erstaunen blickte die Dienerschaft sie an» Sie sandte nach dem Haushofmeister. 1 „Sie haben mir keinerlei Nachricht mitzuteilen?" „Nein, Mylady, keine," entgegnete der alte Diene« mit tiefbekümmerter Miene, doch er wagte es nicht, ihrem Blicke zu begegnen. Sie aber bemerkte dies sogleich. „Sie wissen etwas, Fordham, und wollen rntrtz vo« enthalten." „Ich weiß nichts, Mylady," versicherte er; „aber nach meinem Dafürhalten sollten Mylady um irgendeinen Rat geber senden, entweder nach White Cliffe hinüber zum Herrn Baron oder zu dem Herrn — Grafen Risworth." Dem alten Diener wurde eS stets schwer, den Namen seines einstigen Gebieters, den jetzt ein anderer trug, zu nennen. „Ich will sofort nach beiden sende«, erteilen Sie die nötigen Weisungen, Fordham." Fordham folgte dem Geheiß und Bianca empfand einige Erleichterung. Nebst ihres Kummersj ihrer Sorge, konnte sie sich eines leisen Unwillens nicht erwehren, als sie bemerkte daß die Dienerschaft stets in einzelnen Gruppen beiein- anderstand und im Flüstertöne zusammen sprach, daß sie aber, sobald die Herrin sichtbar ward, plötzlich schweigend auseinanderging; es war gerade, als ob sie etwas wüßten, was sie ihr nicht sagen konnten oder wollten; eine un heimlich geheimnisvolle Atmosphäre schien sie zu umgeben. „Wollt Ihr mir irgend etwas vorenthalten, weil IHv so unaufhörlich flüstert und so seltsam dreinblickt?" „Nein, Mylady," lautete die Entgegnung, doch fio machten sich alle so rasch wie möglich aus dem Wdmbh um seinen.weiteren Fragen ausgesetzt -u sein. ^Fortsetzung solgLt
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