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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192807161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-07
- Tag1928-07-16
- Monat1928-07
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1928
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Ist. V«N«»e PM Aiesmr Miete«, IS. g-N 1VS8, »Se»S 81. Jehrz. RiiisnukiMni «> 5itzllitz. M de» Eesamtvorstanb«» de» istrieller erstattete» Beacht hat die Laa« -roter Teile der stich, mm Teil kritisch gestaltet. Die leaungen, Wechselproteste, „tat » Tetr Rekorbzisfern, bet bene« « erfaßt werbe«, bte au» be« m find, «eil st« bte Aufrecht- Gründen »er Wirtschaftlichkeit «tcht «ehr verantworte« konnte«. Auch bet solche» In»«- striezwetge«, bte »»m Teil ««aen günsttaer -ela-erter vor. au»sehungen ««1er vortetlhasteteu Verhältnissen zu arbeite« Imftanb« waren, Konnte bem Erlahmen der Wettbewerb». sLhtgkett b«rch bi« fortgesetzten Steigerungen der Probuk- tionSkost«, nur bet -an» besonder» guten Verhältnissen Widerstand geleistet «erden. Auch der sächsisch« Erpert weist mit «intgen Lu»nahme« Verschlechterungen auf. Soweit Steigerungen in der Ausfuhr zu verzeichnen sind, steht diesen eine wetter« wesentltch« B«rschl«chtrrung in ander«« In. Lustrtezwetarn gegenüber, hervorgerusen durch di« Steig«, rung der Produktion»^««. Dieser -«spannte« Sage trägt di« Regiervng-erklärnvg keinedsal» genügend Rechnung. E» fehlen namentlich An» künbtgungen darüber, baß sich die Regierung mit der von der Wirtschaft seit längerer Zett geforderten vordringlichen Ermäbtgu«g der Selbstkosten als bem elementaren Erfor dernis geordneter Wirtschaftsführung befassen wird. Da» weitrr« «»sinken der Wirtschaft ist, wenn das nicht geschieht, ums" mehr zu befürchten, als di« internationalen Verhand lungen bisher leider di« Beseitigung der Handelshemmnisse «nd der sonstigen Hemmungen im zwischenstaatlichen Der- k.hr noch nicht gebracht haben. Di« Ankündigung einer Senkung des Einkommensteuer- Tarifs in den unteren und mittleren Stufen ist sehr unbe stimmt, doch mut immer und immer wieder darauf hinge, wiesen werben, bat eine Verbesserung der Lage nur durch Senkung der Produktionskosten herbeigeführt werben kann, wobei die Hdhe der Steuern der Industrie eine grobe Roll« spielt. Auch bte grobe Bedeutung der staatlichen Eingriffe in die Gestaltung der Lohn« findet in der Regierungserklärung keine genügende Würdigung nnb doch liegt in der Lohn- zwangSwirtschaft eines der Hauptprobleme der gegenwär tigen unbefriedigenden Wirtschaftsentwicklung. Nach Ansicht des Gesamtvorstandes be» Verbände» Sächsischer Industrieller ist es die Pflicht der »eue» Reichs« regier««», eine Art Notprogramm aufzustellen, mit dem in der kommenden kritischen Zett eine beschleunigte Lösung der dringliche« Wirtschaft-Probleme, insbesondere auch im Hin blick auf die besonders schwere Lage der in Sachsen stark ver tretenen mittlere« «nd kleinere« Industrie, gesucht wird und wirksame Erleichterungen im Wettbewerbskampf im In teresse des deutschen ArbettSerfolgeS geschaffen werden. Es handelt sich hierbei nicht um Sonderwünsche eine» bestimm ten Berufsstande», sondern um Maßnahmen, die für bas gesamte Wohl be» deutschen Volke» von allergröhter Bedeu- tung sind. Statistik der Konkurse, Stt! seit Anfang de» Jahre» zu« jedoch »och «tcht all« Firm« Wirtschaftsleben auSgeschteb erhalt««« der Betriebe au» A«h et»«» i» dar Kitz« b-^e« ««hstsKtt §«i, tn da» lchftm Quartale« en Industrie er«st «ad , W «ME «AtEMptzkRilfM Glatt «m vergangenen Freitag unter Vorsitz da» Landtag«, abaeordneten Vrof. Dr. Kastner «tn« trotz der Ferienzeit außerordentlich gut besucht« El«fckäft»fsthrrrkonf«ran, ad. Der Vorsitzende referierte über d«n Entwurf de« neuen Gesetze» über di« Handels- und Gewerdrkammern. Er »teS darauf hin, daß bei voller Anerkennung der Bedeutung der Eiwerbekammern der Einzelhandel sich dagegen «ehren «vsi«, daß sein Einfluß bet den Handelskammern irgendwie geschmälert wird und fordert« insbesondere absolute gleich, mäßig« Behandlung mit den anderen BerufSgruvven. Eine indaüttiae Stellungnahme wurde vertagt, bis das im Reich beabsichtigte Rahmengesetz für di« Handel», und Gewerbe, kammern vorliegt. Herr Syndikus Assessor Dr. Steckhan sprach über Steuerfragen. Einen besonderen Raum nabm die Er- ortrrun, der DurchschntttSsäß« für nichtbuchführrndr E«. werbetreibend« und Kaufleute ein. Di« Anwesenden wandten sich einstimmig gegen di« Uebertragung dieser DurchschntttSsätze auf buchsührendr Kaufleute. Festgettellt wurde, daß ordnungsmäßig« Buchführung jede Anwendung dieser Durchschnittssätze au,schließt. Neber di« Kämpfe de» unlautere» Wettbewerb» wurden au» der Versammlung zahlreiche Anregungen ge. geben. Dabei wurde auf die nicht ganz unbedenklich« Rechtsprechung de« Sächsischen Obrrlandesgericht« in der letzten Zeit hingewiesen. Allgemein wurde anerkannt, daß di« verbandlichen Schiedsgerichte ausgezeichnet« Arbeit leisten. Erörtert wurden außerdem eine Reih« von Fragen de» Arbeitsrecht« und di« Anträge zur Arnderung der Gewerbeordnung. Es wurde erneut einmütig seftgeftellt. daß schon mit Rücksicht auf den Dienst am Kunden und die Bedürfnisse de« Konsumenten ein früherer Ladenschluß, der an sich reichSgesetzlich geregelt ist, ausgeschlossen erscheint. ES folgte dann ein Bericht über die Bestrebungen zur Festlegung de» OfterterwiuS. I» Frage» der Organisation sprach Herr Dipl.-Jng. Weidner über die BerkaufSberatuugStätigkeit der Säch sischen Einzelhandels-Gemeinschaft. W Mk «WA! I« diese« Lagen ziehen bi« Postanstalte« die Bezugsgelder für Lieferung des „Riesaer Tageblattes" im nächsten Monat ein. Wir bitten auf pünktliche Bezahlung besonders zu achten, da nach dem 33. L. M. vom Postamt eine Sonder gebühr für Verspätung erhoben wird und außerdem mit einer Unterbrechung der „Tageblatt"-Lieferung beim Mo- natSwechsel zu rechnen ist. rasstWchstrMmml. Einheitliche« Zeitzeichen kür bla ga»,e Di« holländisch« Stadt Leyden hat seit einigen Tage^ seltene Gäste: au« der ganzen Welt sind hier die Aftro- nomen, Hundertsech,ig an der Zahl, zusammrngikommen, um sich vornehmlich mit dem Problem de« einheitlichen Zeit- maße« zu befassen. Schon lang« bat man versucht, die ver schiedenen Bestrebungen der Forscher auf diesem Gebiet zu- sammenzufasten, und von dem setzt tagenden Kongreß darf man ein« Lösung oder wenigsten« «inen größeren Fortschritt in der umstrittenen Frage erwarten. Daß dieser Krag« da« besonder« Interest« der Astronomen gilt, beweist di« Tat- sacke, daß au« Amerika nicht weniger al« SO, au« England 82 Gelehrte gekommen lind und daß sich unter den anderen Vertretern auch Inder, Japaner, selbst drei australische Astronomen befinden. Die er nach solchen Bertreterzahlen unbestreitbar größt« astronomisch« Kongreß de« 20. Iahe- hundert» wird von dem hervorragenden Professor Dr. Sitter. Leyden geleitet. Da« Parlament der Sternforschee wird sich im Laufe der Tagung natürlich auch noch mit anderen astronomischen Problemen befassen, aber da» Hauptintereste der Versamm lung gilt ohne Zweifel der Einführung einer neuen allge meinen Wettzeit. Dem Laien erscheint die Lösung dieser Frage vielleicht ziemlich einfach, in der Tat aber zeigen sich hier ungeheure Schwierigkeiten. - ^En Raummaß besteht für die ganze Welt schon lange einheitlich: da» Metermaß, nur für eine gleiche, einheitliche Bestimmung der Ze-t, die durch dir 24ftündige Achsen- drehuna der Erde bepin^» >vird. bat man noch keine lösbare Formel gefunden. Eiu«^ er bemerkenswertesten Vorschläge zur Losung dieser Frage ist der de» deutschen ProkestorS Korn, der die Verwendung der drahtlosen Wellen in Er» wägung zieht. Die von einem drahtlosen Sender verbreite- len Wellen pflanzen sich bekanntlich mit einer Sekunden geschwindigkeit von 30000 Kilometern kort, in dieser «inen Sekunde machen sie also eine achtmalige Erdumkreisung Die drahtlosen Wellen werden »war schon zur Zeitzeichen sendung benutzt, doch geben die einzelnen Sender di« Zeit zeichen bisher immer nach eigener astronomischer Be stimmung. Nun wird der Plan erörtert, von einer Groß- statwu nach einer bestimmten Methode ein Zeitzeichen für dre ganze Erde zu geben, das von allen Sendestation«« ausgefangen werden kann. Vermischtes. Die Leichen der vier am Breithorn ver unglückten Touristen geborgen. Die Leichen der am Breithorn verunglückten vier Franzosen sind geborgen worden und werden von einer Maultierkarawane zu Tal gebracht. Das Unglück bat sich am Junggrat zugetragen, dessen Besteigung die vier unternommen hatten. Sonn abend um 6 Uhr wurden die Touristen von Gornergrat aus in der Nähe der Spitze beobachtet- Es setzte dann Nebel ein, und als sich dieser gegen 7 Uhr wieder ver- Hatz ans Liebe. Roman nach dem Englischen von Hugo Falkner. Topyright bq Greiner u. Lomp. Berlin W. M. 20. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Ihr Diener hatte da» Gepäck auf dem kürzesten Wege nach der Eisenbahnstation St. Hilaire sur Rhone gebracht; er bot ihr tn seiner eigenen stoischen Weise Lebewohl und sah ihr so lange nach, bis auch der letzte Wage» de» Zuges, der die Gebieterin tn weite Ferne führte, seine» Blicken entschwunden war. Die schönste Frau auf Erden, murmelte er dann, aber auch die geheimnisvollste, die halsstarrigste. Und doch will Ich hier bleiben, wie sie befohlen, und so wenig Böse» alS möglich von ihr denken. Madame St. Ange lehnte sich in die Kissen eines Eisen bahnwaggon» erster Klasse zurück und schloß die Augen. Sie wollte die herrlichen Gegenden gar nicht sehen, die der Zug durcheilte, die Weingärten, die sanft anschwellen den Hügel mit ihrem Myrtenflor, die munter in silbernem Glanze sich dahinschlängelnden Flüsse und Bäche, die alten Städte mit ihren ehrwürdigen Türmen. WaS kümmerte sie der Gesang der Bögek, war die herr- kich duftende Blumenpracht, WaS der goldene Sonnenschein vus Borg und Tal? All dieses galt ihr nichts. > An Bord des Dampfers fiel die ältere, einfach ge- Aetdete Dame nicht auf, man achtete ihrer nicht. Wie jlebhast entsann sie sich der Zeile«, in denen ihr Erscheinen allerorts Aufsehen erregt hatte. All dies war vorüber, war begraben, sie glaubte selbst, lange Jahre im kühlen jtzrdenschoß gebettet gewesen zu sein. Die Wellen schlugen an die Schiffswand, der Wind Peitschte sie unbarmherzig und Madame St. Ange fühlte, Latz, je näher fte den Gestade« Englands km«, «ne desto Undurchdringlichere Eiskruste sich um ihr Herz legte. > Endlich ward die Küste Englands ihren Blicken sicht- Rkr; sie allein wußten weshalb lie zitterte und bebt« wie Ihr Fuß -um erste« Mal wieder englischen Bei« Lande» löste sie eine Fahrkarte nach London; fte Wollt« dort eine« Tag Raft yaltem ehe sie sich «ach Deeping Hurst begab. Wieder de« Klang der englische« Mprache -u vernehme^ englische Gesichter -u sehen, dünkte WA gÄl- eigentümlich, LH war so lang« begrabe«, mir ist'«, als sei ich von AAS »me» erftande»F sagte sie sich»- Mit de« Morgenzug begab sich Mtckame St. Ange am Ute» Taa» »ach Deeping Hurst. Jetzt brachte sie er st «»Gr über sich- et» Auge zu schließen; hoch aufge- te^ chlt heißen, tränenlose«, brennenden Blicken be- Gtet« sie die W: so vertraute Gegand, die sie durchfuhr. „Ich kann er nicht ertrag««»' stöhnt« ji^ ^Sahnskm Zewese?, ßU-lMMgL/ - -- Doch eS sollte ihr noch herberes Leid bevorstehen, ohne daß sie imstande gewesen wäre, demselben zu entrinnen. An der Scarsdale nächstgelegenen Eisenbahnstation stieg sie aus. Wie oft war sie nicht mit ihrer guten, stets sanften und liebevollen Mutter als blühende», an Tri umphe gewöhntes Mädchen hier auf- und niedergewandelt. Jetzt stand sie hier, allein, ungeliebt, das Herz von Hatz verzehrt, dem Tode verfallen und nur mit Mühe gelang es ihr, die heißen Tränen zu bannen, die unwillkürlich ihr in die Augen traten. In dem Gasthofe, in dem sie abstieg, gab e» nur fremde Gesichter; niemand kannte sie. Sie forderte ein Wohnzimmer und Schlasgemach, auf wie lange, das wisse sie nicht, sie reise nach dem Norden Englands, bedürfe aber einiger Tage der Ruhe. Das Mädchen, das Madame St. Ange bediente, fand ihr Wesen sonderbar, die unheimliche Glut ihrer Blicke entging ihr nicht, doch die Fremde schien reichlich mit Geldmitteln versehen und das war ja doch im Grunde genommen die Hauptsache. Nachdem Madame St. Ange eine Neine Erfrischung zu sich genommen, ging sie aus und erklärte, daß die Stunde ihrer Rückkehr ganz unbestimmt sei. S. Kapitel, i I Einst ««» jetzt. Der Morgenwind wehte angenehm kühlend, Ke MLtter der Bäume rauschten, die Vögel sangen fröhliche Weisen- dl» Madame St. Ange das Gasthaus verließ, um all jentz Orte wieder zu besuchen, die einst ihrem Herzen teuer ge wesen, weil der Traum einer zuerst scheu aufkeimenden, dann tn wilde Leidenschaft ausartenden heißen Liebe daran haftete. All diese Plätze befanden sich in nächster Näh ven Deeping Hurst; da» Heim ihrer einstigen Rivalin war am nächsten »u erreichen, dann kam Scarsdale, Beaulieu war am entferntesten, nach Westen zu. Schloß Fielden lag gegen Süden. Madame St. Ange beschloß vor allem, da» Heim jkhrer Jugendsahre wieder in Augenschein zu nehmen, Beaulieu. Sie wurde gar nicht beachtet, als sie langsam durch die Straßen dahmschrttt. Wieder wandelte sie nach Jahren die alten wohlbe kannten Pfade. Im Geiste sah sie da» Antlitz ihrer Mutter vor sich, wie sie eS oft und oft gesehen. Unwillkürlich traten Tränen in ihre Augen. Sie entsann sich noch mit Lebhaftigkeit de» Tage», an dem Bianca au» Eltefden mit der Mutter zu ihr ge- komme«, ihr war es, al» vernehme sie die Stimme ihrer eigenen Mutter, als diese ihr an» Herz legte, dem kleinen Mädchen «ine gute Freundin zu sein. Ein bittere» Lächeln umspielte ihre Lippen. „Nu«, wenn ich auch gelitten," sprach sie halblaut vor sich hi«, „sie litt viel mehr noch und da» ist alle», wa» ich begehrte". Sie blickte in die altertümlich« Borhalle von Schloß Beaulieu, nicht» schien in derselbe« verändert. Ihr war e», al» habe sie erst gestern einen großen Blumenstrauß auf den alten eichenen Tisch gestelu und sich eine rote Rose genannt. Ihr alte» Heim wieder zu sehen, war ihr namenlos schmerzlich. Sie fühlte sich ermüdet und beschloß für» «kk«, nach dxm Gasthof -yrückzukLhrep, um dort durch Fragen mancherlei zu erfahren. Sie empfand sehr gut, daß sie mit großer Vorsicht zu Werke gehen müsse, aber wissen wollte sie, um jeden Preis, weshalb man sie suche und was diese „Eingesandts" zu bedeuten hatten. Sie kehrte nach Deeping zurück; in der Hauptstraße sah sie einen Obstladen, in dem schöne Traube« und Pfirsiche »um Verkauf geboten wurden. Müde und erschöpft wie sie war- meinte sie, daß nichts geeigneter sei, sie einiger maßen zu erfrischen, als eine schöne Traube, sie trat in den Laden, um sie zu kaufen und ließ sich auf einen Stuhl nieder; eS währte einige Minuten, ehe sie bedient wurde- und während sie so da saß und nachdachte, daß hier wohl prächtig sich Gelegenheit bieten werde, einige harmlose Fragen zu stellen, fuhr ein Auto vor und eine schöne, junge Dame in blauem Kleid trat ein. Madame St. Ange unterdrückte mühsam einen Schmerzensschrei, als sie in das Antlitz des Mädchen- sah ruck» mußte sich an der Lehne des Stuhles anklammern, um nicht umzusinken. Karl v. AllanmoreS Züge warm, es, die sie vor sich sah, seine Augen, die sie anblickten, diese großen, schönen, blauen Sterne, die kein Faljch und keine Verstellung kannten, sein Haar, der Schnitt seine- Munde», sympathisch und doch stolz zugleich. ! Einige Minuten war eS ihr- al» ob der Anblick dieser Mädchen» jeden letzten Rest von Kraft in ihr erlahme« lasse, dann klang nnt einem Male die Stimme der Fremde« und ach nur zu Wohlbekannten an ihr Ohr. „Ich möchte von diesen Trauben haben, Frau Sreh, ich WM sie gern einer kranken Frau bringen, die ich besuche." ! Karls SUmme war «S, die so plötzlich an ihr Ohr schlug, der sanft« Blick de» Mädchens streifte zufällig und gleichgültig die gebeugte Gestalt der schwarzgekleideten Frau. Wenn jene geahnt hätte, wer diese seil Wenn ein gütiger Geist Gertrude zugeflüstert hätte, daß dies die Frau sei, die sie suchte, in deren Händen das Schicksal ihre» Vaters ruhte! Madame St. Ange beobachtete jede Bewegung des schönen MäochenS, sie lauschte jedem Wort, das von ihren Lippen erklang. „Karl, Karl," hätte sie rufen mögen, ach, sie war nahe daran, jene Selbstbeherrschung und Be sinnung zu verlieren, die sie so lange Jahre hindurch mühsam aufrechterhalten hatte. Karls Stimme — das Haupt der Frau, die ihn so heiß geliebt sank tief her nieder aus ihre Brust. — »Zch fürchte. Ihnen ist nicht wohl," sprach eine sanfte Stimme und Karl v. AllanmoreS Auge» blickten mitleidig nieder auf die Fremde. „Ich dank«, mir ist ganz wohl," entgegnete Madame St. Ange kalt und da» junge Mädchen zog sich ein wenig verletzt zurück. Madame hörte nicht» mehr, ihr Kopf schwirrte; daß man Lady Fielden» Namen genannt batte, kam ihr kaum zum Bewußtsein, dann plötzlich war da» schöne Mädchen verschwunden und Madame St. Ange saß allein tn dem Geschäft, eine Traube in den Händen haltend. Sie blickte empor. „Wer war jene junge Dame?" fragte sie. Die Fran antwortete nicht» weniger al« zuvorkom mend, die kalte Art und Weise, in der Gertruden» wohl- meinende Annäherung ausgesaßt worden wa«, hatte sie verdrossen. „E» ist ein Besuch, der bei Lady Fielden wellt." „Ader wer ist sie, wie heißt ste?^ ries MadM« St, Ange ungeduldig. —
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